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Jörg Voigt

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Beschreibung

Ein Segler, sucht seine Ruhe, kommt in den Hafen und möchte nur ein Bierchen trinken. Nicht auf seinem Segler, sondern in der Hafenkneipe, denn er wollte Abwechslung, da er zu lange allein war. Mit diesem Vorsatz nahm das Verhängnis seinen Lauf. Vorbei war es mit der Ruhe

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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J.R. Voigt · Höllentripp

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort

Höllentripp

Aus einem langweiligen Abend in einer Hafenkneipe entwickelte sich ein Urlaubstörn der besonderen Art.

 

Pelle und seine Kneipen-Bekanntschaft Monika verabredeten sich zu einem Urlaubstörn. Daraus wurde ein Trip nach Norwegen. Schwerwetter, Entführung und Datenspionage. Modernste Technik weckte Begehrlichkeiten bei Personen, die nichts Gutes wollten.

Wäre Pelle Worm anfänglich seinem ersten Instinkt gefolgt, dann hätte es für ihn nicht so kommen müssen, wie es sich durch seine Nachlässigkeit aus dem tiefsten Empfinden eines Mannes heraus entwickelt hatte. Eigentlich hatte er schon den gesamten Abschaum des Verbrechens gesehen, als er in seinem vorherigen Leben unter anderem Namen als Zielfahnder des BKA in Regionen im Einsatz war, wo Gewalt, Straftaten aller Art an der Tagesordnung waren. Damit wollte er nichts mehr zu tun haben, ist deshalb ausgestiegen, um nur noch seinem Hobby, dem Segeln zu frönen.

Pelle wurde gegen seinen Willen zum Spielball anderer musste durch seine eigene Unschlüssigkeit Dinge durchführen, die er während des Segelns nicht wieder rückgängig machen konnte. Die Frage, die sich daraus für ihn ergab; hat dieser Törn ein Happy End oder wird es ein Abenteuer ohne Wiederkehr?

Alles in dieser Geschichte ist frei erfunden, Personen und Handlung entstammen der Fantasie. Nur der Segeltörn hat eine gewisse Realität, da der Autor selbst in Nord- und Ostsee unterwegs ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Der Beginn einer Geschichte

 

An einem regnerischen Abend im Stadthafen von Kiel - Düsternbrook, lag der Skipper Pelle Worm mit seinem Schiff, einer Segeljacht von 12 m mit Namen „See Falke“, er legte Wert darauf, dass dieser getrennt geschrieben wird am städtischen Kai. Und bereitete sich zum einen auf das nächste Auslaufen vor, indem er die Segel richtete, die Kombüse auffrischte, Lebensmittel bunkerte und eben alles, was man für einen Törn zu den Inseln in der Ostsee braucht. Ohne gleich erneut einen Krämerladen in einem fremden Hafen wieder ansteuern zu müssen. Um zu verhindern, dass in jeder Beziehung Gefahr entsteht, trocken zu laufen.

Als Einhandsegler war man immer vorsichtig und sorgte für die besten und angenehmsten Dinge an Board. An diesem Abend war es nicht nur regnerisch, sondern mittlerweile auch stürmisch. Wobei dieses seinen Aktivitäten jedoch keinerlei Verzögerung bescherte. Ihn eher antrieb, um endlich fertig zu werden. Nachdem dieses alles erledigt war und die Inspektion aus seinen Segleraugen heraus standhielt, machte er sich noch stadtfein, soweit es möglich war. Denn auf einem Segler hatte man immer nur knapp Klamotten mit, die nicht verschwenderisch eingesetzt werden dürfen, um bei Bedarf die nächste Kneipe mit ordentlicher Kleidung ansteuern zu können.

Lange Wege ließ das Wetter wieder einmal nicht zu. Aber dieses hatte er damit gelöst, indem Pelle die nächstbeste Bar in Hafennähe aufsuchte und nach wenigen Minuten Fußweg die verräucherte Kneipe „Zum lustigen Seemann“ betrat. Dabei zogen ihm bereits am Eingang Rauchschaden von Zigaretten mit Mentholgeruch und Zigarrenrauch übelster Sorte entgegen.

Ebenso das Stimmengewirr von Männern, die unverkennbar einiges an alkoholischen Getränken zu sich genommen haben mussten.

Pelle enterte wie üblich, ganz im Stil eines Seemannes, breitbeinig und lässig und vor allem durstig die Theke.

Dabei setzte er sich auf einen freien Barhocker und bestellte ein kühles Bierchen bei der netten vollbusigen Bedienung.

Diese war sofort zur Stelle, weil sie wie ein süchtiger Hund nach Düften einen durstigen Seemann schon von weiten erkannte.

Das Bier kam nach wenigen Augenblicken in einem Glas, an dem das Schwitzwasser herunterlief. Also dachte er sich, das schmeckt bei der Temperatur. Und er konnte es nicht erwarten, dieses in seine durstige Kehle endlich hineinzukippen. Nachdem das Geschehen war und er sich dazu auch noch einen kleinen braunen Kräuterschnaps schmecken ließ, machte sich ein wohliges Gefühl in ihm breit. Ohne dass es seine Absicht war, hatte er Ruck zuck ein paar Bierchen auf seinem Deckel. Gleichzeitig war von einem Schnäpschen auch nicht mehr die Rede.

 

Apropos Konversationen. Das funktionierte an diesem Abend. Obwohl man als Einhandsegler nicht der bekannte Alleinunterhalter in großer Runde ist. Und es wurde immer besser, denn auch das schwache Geschlecht gesellte sich zu ihm. Diese ließen sich zu dem einen oder anderen Getränk von ihm animieren. Gesprächsstoff war genügend da. Denn 2 Wochen allein segeln verführte dazu, dass man sich wenigsten in der Kneipe unterhält.

Irgendwie wurde Pelle das Gefühl nicht los, dass er bei diesen Kneipenmädels nicht landen konnte und spielte schon mit dem Gedanken, ein letztes Seemannsgedeck zu nehmen. Um danach den Rückweg zum Schiff anzutreten. Das Seemannsgedeck war noch nicht ganz verkostet, als nach einer knappen halben Stunde Leerlauf plötzlich die Tür aufging und zwei schlanke Frauen Mitte 30 der dreißiger die Kneipe betraten. Dieses war von ihm mit seinem scharfen Blick unschwer zu erkennen.

Die eine Blond, ca. ein Meter fünfundsechzig groß mit einem hübschen Gesicht und langen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengehalten wurden. Genauso das Oberteil war nicht zu verachten.

Die andere war tatsächlich schwarzhaarig. Wie sollte es auch anders sein, die Haare kurz geschnitten und hingegen der Busen nicht so üppig.

Der Blick dagegen bestimmend, musternd, eher herrisch. Die Frisur verlieh ihr einen frechen, aber auch dominanten Ausdruck. Die Blondhaarige vermittelte dagegen das Gegenteil, sanftmütig und anziehend. Beide gingen schnurstracks zur Theke, bestellten zwei Bacardi - Lemmon und unterhielten sich darüber, was sie alles im anstehenden Urlaub machen wollten.

Plötzlich, durch eine plumpe Anrede, ob Pelle Feuer hätte, waren beide Frauen an seinem Platz. Es war zum Heulen, er ist Nichtraucher und trage kein Feuerzeug oder Streichhölzer mit sich herum. Dadurch konnte er hier nicht sofort dem Wunsch gerecht werden. Er hätte die beiden an den nächsten Tisch weiterlaufen lassen müssen. Aber das Gegenteil war der Fall. Ehe die beiden sich versahen, beugte er sich zum Nachbartisch herüber. Und fragte sogleich nach einem Feuerzeug für die beiden und sorgte dafür, dass die Zigaretten das notwendige Feuer bekamen.

So ist eben ein einsamer Seemann. Wortkarg, aber edel, hilfreich und gut. Durch diese hilfreiche Aktion hatte er den Gesprächsfaden! Vergessen war augenblicklich der Vorsatz, zeitig zum Schiff zu gehen und sich auf den nächsten Tag einzuschlafen.

Dieses kleine Gesprächsflämmchen wollte er daher nicht mehr verglühen lassen. Es folgten die obligatorischen Fragen zum gefühlsmäßigen warm werden und er fragte die Mädels mit dem Üblichen aus. … wie heißt ihr, woher kommt ihr, wohin wollt ihr, was wollt ihr machen usw. …

Diese vielen Fragen führten dazu, dass Pelle sich mir nichts, dir nichts sauwohl fühlte. Und sein dunastiges Gefühl von davor war weg. Schon deswegen war an eine Rückkehr zum Schiff nicht im Entferntesten mehr dran zu denken.

Die Blonde stellte sich nach einem Augenblick mit dem Namen Monika und die Schwarzhaarige mit dem Kurzhaarschnitt gab sich mit Britt zu erkennen. Beide kamen aus Bergen in Norwegen, waren angeblich für die nächsten Wochen auf Urlaub in Deutschland und wollten sich in der Ostsee ein Schiff chartern.

Worm erklärte beiden, dass sie dabei so kurzfristig kein Glück haben würden, zumal die Saison kurz vor der Urlaubszeit stand und viele Schiffe schon einige Zeit vorher verchartert sind. Bis tief in die Nacht hinein unterhielten sie sich über alles Mögliche und kamen immer wieder auf das Segeln zurück. Monika, die neben ihren langen blonden Haaren auch ein ebenmäßiges Gesicht, schöne weiße, gerade Zähne und gleichzeitig eine sehr weiche frauliche Stimme hatte, wich nicht mehr von seiner Seite und fragte ihn nach seinem Schiff aus. Welche Routen er segele und ob es nicht langweilig wäre, immer allein zu sein.

Britt kam gar nicht mehr dazu, sich an ihr intensives Gespräch zu beteiligen und versuchte Anschluss am Nachbartisch zu finden, wo ebenfalls ein einsamer Seemann saß. Dieses war eine richtige Entscheidung. Denn sie hatten beide immer neue Gesprächsthemen und wären durch eine dritte Person nur gestört worden.

Nachdem er ihr alles Mögliche über das Segeln, die beruhigende Einsamkeit, den Sternenhimmel im Sommer und das völlige Gefühl von Freiheit erklärt hatte, schaute sie ihn mit großen Augen an. Dabei machte sie den Eindruck, als wenn sie überlegte. Bis sie dann zu seiner Überraschung sagte, wenn sie kein Schiff zum Chartern fände, würde sie gerne bei ihm einmal mitsegeln.

Worm war platt, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Denn welch eine Stadtfrau traut sich auf ein Segelschiff. Dort, wo der Alleinsegler nur für diesen Traum der Freiheit und Ruhe lebt. Schnell war der Wunsch in eine Frage umgewandelt. Und Pelle konnte ihr die Bitte nach so viel Bier und Schnäpschen in dem Moment nicht ausschlagen.

Der erste Gedanke war sofort; sollte sie nicht segeln können, dann war sie als Kojen - Wärmer und Kaffeekocher zu gebrauchen.

Britt selbst bekam von diesem Gespräch weiterhin nichts mit. Denn sie war am Nachbartisch mit dem anderen Seemann beschäftigt, der zwischenzeitlich den Arm um sie gelegt hatte. Pelle dachte, als er das sah… ganz schön flott!

Nachdem er den zuerst empfundenen Schock verdaute und sein Gesicht wieder normale Züge annahm, sagte er ihr zu und sie verabredeten sich für den kommenden Freitag, das waren immerhin noch drei Tage zur Abfahrt um 7.30 Uhr im Jachthafen von Düsternbrook.

Das war sein Termin, um mit dem angekündigten, schönen Wetter, den Hafen verlassen zu können. Pelle erklärte ihr die Zusammenhänge und auch was sie noch mitbringen sollte. Sie verzog keine Miene und machte einen völlig entspannten Eindruck und schaute ihn aus ihren wunderschönen blauen Augen an. Als wenn sie gleichzeitig sagen wollte, dass sie sich das genauso vorgestellt hätte.

Mittlerweile war es 2 Uhr nachts und die Bar leerte sich. Pelle und Monika verabschiedeten sich mit einem kleinen Küsschen. Man, sollte nichts überstürzen oder dieses kleine süße Mädel verschrecken. Denn plötzlich war er Feuer und Flamme und in Gedanken schon beim nächsten Freitag.

Britt hatte sich auch von ihrem Gesprächspartner befreit, was sie sichtlich freute, denn dieser Bursche musste anstrengend gewesen sein.

Beide Mädels entschwanden und er war gerade dabei, sich noch ein gute Nachtbier zu bestellen. Als die Tür abermals aufging und die blonde Monika wieder in der Eingangstür stand und ihn fragte, zu welchem Schiff sie eigentlich hinkommen sollte. In der Aufregung auf das Gute was da kommen sollte, hatte Pelle es tatsächlich vergessen ihr zu sagen, wie sein Segler heißt. Er konnte nicht anders, musste lachen und steckte sie zu einem schallenden Gelächter mit an.

Das wäre ein Ding geworden. Er nannte ihr den Namen „See Falke“ was sie registrierte und sich erneut mit Bussi Bussi rechts und links von ihm verabschiedete und wieder aus der Kneipe entschwand.

Nun kam er endlich zu seinem kühlen Abschlussbier. Danach zahlte er die Rechnung. Und als er den Betrag gesehen hatte, musste er sich die Gedanken machen, ob sich der Einsatz an Zeit und Geld gelohnt hatte. Wir werden es feststellen.

 

2. Wiederkehrende Zweifel.

Als leidenschaftlicher Einhandsegler konnte Pelle es gar nicht erst erwarten, endlich wieder das Gefühl von Freiheit zu haben und sehnte sich nach dem Auslaufen. Die Tage bis zu seiner Abfahrt zogen sich hin und waren von quälenden Gedanken geprägt, ob er tatsächlich alles richtiggemacht oder sich auf etwas eingelassen hatte, was er vielleicht bereuen würde.

Eine wildfremde Frau, aber hübsch als Mitseglerin zu haben. Er grübelte. Was heißt hier eigentlich eingeladen, sie selbst hat sich eingeladen. Musste das sein? Zweifel plagten ihn. Das Schiff inspizierte er trotzdem, Unordentliches wurde von ihm beseitigt. Und das alles unter den zweifelnden Gedanken der Richtigkeit dieses gemeinsamen Törns.

Bis zur Abfahrt waren es immerhin noch drei Wochentage! Nachdem er einen ganzen Tag über die Abläufe brütete, kam er dennoch nicht so richtig zu einem Ergebnis. Obwohl er sich dabei das Hirn zermarterte, hat er es dann gelassen, weiter über seine Zusage in der Kneipe nachzudenken.

Daraufhin fasste er den pragmatischen Entschluss, wenn es ihr nicht gefallen sollte, dass sie aussteigen und an Land schwimmen kann.

Genug Zeit war für diese Maßnahme noch. Da er den Plan hatte, erst einmal Richtung Fehmarn die Route festzulegen. Denn von Kiel aus konnte immer nah an der Küste gesegelt werden.

Der Freitagmorgen kam schneller als gedacht. Der Tag der Verabredung.

Sonnenschein, blauer Himmel und ein anständiger Wind bei 4 – 5 Windstärken. Pelle hatte sich zeitig aus seine Koje gequält und sich selbst aufgetakelt. Ein schnelles Frühstück in der Schiffsküche hergerichtet und den Kaffeebecher aufgefüllt. Nach dem Aufklaren der Kombüse hat er den Kaffee mit nach draußen genommen und nach seinem Grund des Zweifelns Ausschau gehalten. Er war gespannt. Da waren sie wieder, nicht die Blonde, sondern seine Zweifel, ob alles so richtig war. Diese hatte er die ganze Zeit gut unterdrückt und nun sind sie erneut voll ausgeprägt in seinem Kopf.

Nicht, dass jemand auf ihn warten würde. Aber seine Freiheit war ihm als neuer, eingefleischter Junggeselle immer hoch und heilig gewesen. Es war für ihn nicht zu spät, von dem Angebot zurückzutreten!

Einfach die Leinen bisschen früher losgemacht und weg. Denn auf die Tide musste man in der Ostsee nicht achten und deshalb sein zögern keine Ausrede sein konnte. Gedanklich war das prima. Sie hatte von ihm nichts bekommen, er wiederum von ihr aber auch nichts, weder Wohnort, Adresse, Telefonnummer, also weg. Je mehr er darüber nach dachte, reifte dieser Gedanke in ihm.

Hinzukam, dass es noch eine Stunde bis 7.30 Uhr dauerte und von diesem blonden Gift bisher nichts zu sehen war.

Hatte er diese Verabredung wirklich so gewollt und war diese richtig gewesen? Oder war es bloß eine Laune seiner Einsamkeit? Warum plagt er sich nur mit diesen Gedanken? Oder lag dieser Wankelmut daran, dass die Frau hübsch, nett und toll anzusehen war. Wenn sie auch abends so in der Kajüte ist, dann hatte er alles richtiggemacht.

Was sind das nur für Gedanken. Aber seine Freiheit, seine Unabhängigkeit, entscheiden so wie er es will, wäre damit vorübergehend vorbei. Seine Gedanken gingen noch einen Schritt weiter; nämlich es fängt schon gut an, warten, warten, denn mittlerweile war es 7.30 Uhr.

Und etwas gab ihn zu denken, sie ist nicht seefest. Kotzt ihm auch noch über die Planken, das würde so gerade gehen, aber bedenke sie kotzt dir in die Kajüte. Und stelle dir vor, sie macht keinen Kaffee und ist als Zicke ausgemacht. Er spürte das hier ein ernstes Problem auf ihn zukommen könnte. Und das, nur wegen ein paar Bier, Schnäpschen und lüsterner Gedanken.

Wo hatte er sich da rein manövriert. Plötzlich wurde dieses Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben wieder übermächtig.

Die Gedanken des Ablegens, ohne weiter auf sie zu warten, wurden in dem Moment immer stärker ausgeprägt.

Also los jetzt, Motor an und die Festmacher abgenommen und nichts wie weg. Kurz über die Kaianlage geschaut, niemand in Sicht und verschwinden. Der Gedanke die Freiheit zu behalten hat gesiegt.

So, nicht mehr überlegt, sondern die Tampen los. Die Achterleine hatte er gerade noch in der Hand, als ein Bully mit quietschenden Reifen direkt am Kai stehen blieb. Die Tür aufging und Monika die Blonde auf der Beifahrerseite sprang heraus. Sie machte einen hektischen Eindruck, als sie auf das Ende des Kais zustürmte und ihn dabei ertappte, wie er bereits losmachte.

Um das Schiff über Backbord ablegen zu lassen, hatte er jedoch die Achterleine noch in der Hand und war völlig verdattert, wie sie jetzt auf den letzten Drücker auftauchte und ihm zurief: .. Stand im Stau, hatte deine Handynummer nicht und konnte dich nicht benachrichtigen."

Alle diese Worte kamen in einem völlig überhasteten Wortschwall zu ihm herüber, sodass ihm augenblicklich sein schlechtes Gewissen plagte. Was sie seinem Gesicht ansehen konnte.

Aber was sollte er nun machen und wie sollte er jetzt noch reagieren, ohne sie zu verletzten. Alles Mögliche schoss ihm durch den Kopf und das alles in Sekundenbruchteilen. Die Antwort war parat und Pelle sagte scheinheilig: "Ich teste nur gerade ob das Schiff einwandfrei läuft. Und ob die Tampen ausreichen." Gedanklich fügte er hinzu: "Wozu auch immer."

Dann ergänzte er:

"Aber ich drehe gleich bei und lege wieder an. Moment bitte." Dieses ging im Lärm des Motors schon unter. Er war nicht davon überzeugt, dass sie ihm glaubte. Hoffentlich war dieses kein schlechtes Omen für das Zusammensein in den nächsten Tagen.

Aber drei vier Tage kann er aushalten und gleichzeitig diese Zeit ihr von seiner Unabhängigkeit opfern. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen, denn an dem besagten Abend hatte sie letztendlich gar nichts, was den Törn, den Verlauf dazu betraf, besprochen. Wie lange sollte diese Reise dauern. Wirklich nur 3 – 4 Tage? Er behielt seine Gedanken für sich.

Nachdem er das Schiff wieder fest vertäut hatte und an Land ging, begrüßte Monika ihn mit einer herzlichen Umarmung und einen langen Kuss auf die linke Wange.

Dabei hatte er gar nicht so schnell mitbekommen, dass die rasante Fahrerin ihre Freundin Britt war. Diese hatte zwischenzeitlich das Gepäck am Kai abgestellt. Sie begrüßte ihn kurz, mit dem Hinweis, er möge Monika heil an ihr Ziel bringen, denn sie haben beide noch viel gemeinsam vor.

Mysteriös, nur welches Ziel dachte er und da verabschiedeten sich Britt schon von beiden. Und rauschte mit ihrem alten Bully T4 so schnell ab, wie sie den blonden Engel abgeliefert hatte.

Monika fragte ihn, wo sie ihre Ausrüstung verstauen könnte. Pelle war einigermaßen überrascht, dass er keinen Hartschalenkoffer und keinen Beautycase sehen konnte, sondern nur einen großen Seesack, den sie augenscheinlich neu gekauft hatte und einen Rucksack und beides als ihr Gepäck ausmachte.

Dann konnten auch nur Jeans, Turnschuhe, Pullis und wetterfeste Bekleidung dabei sein. Er nahm sie mit aufs Schiff und brauchte sich keine Sorgen um das Schiffsdeck machen, denn sie hatte bereits die geeigneten Schuhe an und war somit richtig ausgerüstet.

Er zeigte ihr die Achterkajüte wo sich die Kojen befanden und die Schwalbennester um die schlichte Bekleidung, wie Unterwäsche, Pullover, die persönlichen Dinge unterbringen zu können.

Natürlich führte er ihr genauso die kleine Nasszelle mit dem See Klo vor. Auch hier war er gespannt, wie das bei Seegang funktionierte, denn er hatte bei einem längeren Törn noch nie eine Frau an Board.

Er zeigte ihr den Bekleidungsschrank wo sie ihre Jacken und Hosen einigermaßen komfortabel unterbringen konnte.

Auch die Kombüse musste sie kennenlernen, um für das leibliche Wohl sorgen zu können. Denn das war sein erster Gedanke, wenn sie ihn schon begleitet. Alle seine bisherigen männlichen Mitsegler ließen sich in der Vergangenheit dazu verdonnern, während des Törns für die Schiffsküche verantwortlich zu sein.

Sie jedoch blickte sich um und ihm dabei direkt ins Gesicht. Er befürchtete schon das Schlimmste, als würde sie sagen, was erzählst du mit. Als sie dann meinte: "Das kenne ich doch alles und die Kombüse ist nicht meine Welt."

Schlagartig hatten sich seine Befürchtungen dahingehend bewahrheitet,

dass er das Gefühl nicht loswerde, dass er sich hier eine Laus in den Pelz gesetzt hatte. Sich diese noch auf sein Schiff geholt hatte.

Er war sich nicht sicher. Oder aber eben genau das Gegenteil. Seine Meinung über sie war mehr als schwankend und in dem Moment nicht zuzuordnen.

Was sollte er von ihr halten? Naiv, eigenwillig? Auf jeden Fall aber, hübsch und blauäugig, aber nicht im Sinne von blind gemeint!

Monika wurde von ihm genau eingewiesen, wohl mit einem gewissen, aber nicht spürbaren Unwohlsein. Er musste sie dennoch mit allem bekanntmachen um nicht beim anstehenden Törn Pleiten, Pech und Pannen zu erleben. Über diese ganze Einweisung ins Bordleben, die Handhabung der Westen und Leinen, wurde es unmöglich, noch am selben Tag auszulaufen, da das von ihm angedachte Ziel Orth auf Fehmarn doch gut 8 Stunden für den Törn in Anspruch nehmen würde. Das war für Pelle nicht weiter entscheidend, da es ihm nicht darauf ankam, unbedingt eine Stunde früher loszukommen, da er sowieso in den Sommermonaten nur mit dem „See Falke“ unterwegs ist und sein Leben dafür entsprechend eingerichtet hatte.

Monika hörte ihm aufmerksam zu, nickte hin und wieder verständnisvoll und vermittelte nicht den kleinsten Eindruck, dass es ihr zu viel wurde.

Das war für ihn endlich die Chance zu fragen, was ihm seit ihrem Erscheinen an Board bedrückte, wie viel Zeit sie eingeplant hätte.

Gleichzeitig wusste er nicht, was er hoffen sollte. Eventuell doch acht Tage und mehr?

Nachdem er sie fragte, verkündete sie voller Stolz und die Freude war ihr anzumerken, dass sie schon damit gerechnet hätte, länger zu segeln.

"Ich bin unabhängig," sagte sie zu seiner Überraschung.

Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Und er war dermaßen überrascht, dass ihm doch jemand völlig Fremdes erklärte, auch länger mit segeln zu können. Und dann noch eine unbekannte Frau.

Seine erste Überraschung wich dennoch einem unbeschreiblichen Glücksgefühl, dass es augenscheinlich so problemlos ging. Und er erklärte ihr daraufhin, dass sie heute nicht mehr auslaufen wollen. Und er dieses erst für den darauffolgenden Tag eingeplant hatte.

Das begründete er damit, dass sie, wenn sie schon mehr Zeit hatte, auch eine andere ausführlichere Planung für einen längeren Törn wichtig wäre.

Sie nickte kurz und sagte gleichzeitig: "Ich dachte mir das auch so, indem wir den Törn am Abend bei einer Flasche Rotwein, die ich mitgebracht habe besprechen werden.".

Seine ursprünglichen Zweifel gegen diese Blondine waren wie weggewischt, und wichen dagegen einem euphorischen Empfinden.

Bis zu ihrer Planung machten sie sich einstweilen daran, die fehlenden, unverzichtbaren Begleiter für den Törn zu besorgen.

Daher begaben sie sich zum Lebensmittelgeschäft im Hafen, um ausreichende Verpflegung, auch nach ihrem Geschmack einzukaufen.

Zu seiner Überraschung bezahlte sie dieses mit dem Hinweis, dass er ihr ohne Bezahlung die Koje bereitstelle. Irgendwie hatte sie auch recht, dachte Pelle. Nachdem die Verpflegung, vom haltbaren Gemüse bis zur Suppenkonserve in allen Geschmacksrichtungen und Gläser mit Bockwürsten, eingelegten Gurken, endlich verstaut waren, machten sich beide daran den Törn zu planen. Zwischenzeitlich war es kurz vor neunzehn Uhr.

Er legte die Karten auf den Tisch und erklärte ihr den Törn von Kiel-Düsternbrook , von wo aus sie starten wollten, mit den Koordinaten. 54°20`19,92N / 10 °09`30,45 O nach Orth auf Fehmarn 54°26`32.73 / 11 °03`04,87 O. Und mit der Option, wenn der Wind, wie angesagt, weiterhin konstant aus nordöstlicher Richtung bleibt. Sie auch weitersegeln könnten, zum Beispiel über Grömitz nach Boltenhagen. Alles eben optional, so wie er es gewohnt war. Als Segler, der die Freiheit und Ungebundenheit liebte. Als er ihr das erklärt hatte, sagte sie nichts.

Sie hatte bisher keine Einwände, stand auf, holte aus der Pantry die von ihr mitgebrachte Flasche Rotwein. Einen trockenen Merlot, den mochte er auch als Biertrinker. Die Flasche entkorkte sie gekonnt, indem sie den Korken mit einem normalen Korkenzieher aus dem Flaschenhals herauszog. Sie brauchte keinen Elektrischen, um eine Weinflasche zu öffnen. Zum besseren Halt, hatte sie diese zwischen ihre Oberschenkel geklemmt. Pelle staunte über diese Fertigkeit und machte sich seine eigenen Gedanken dazu.

Sie füllte den Wein in zwei einfache Wassergläser. Denn richtige Weingläser hatte er nicht auf der „See Falke“ und stellte diese auf den Kartentisch. Anschließend setzte sie sich wieder zu ihm an den Tisch und meinte: "Ich habe einen ganz anderen Wunsch."

Er wurde hellhörig. War mit einem Mal gespannt auf das was sie noch mitteilen wollte.

Als sie dann sagte: "Können wir nach Oslo segeln?"

Hatte er das Gefühl, sich vor Überraschung die Ohren reiben zu müssen, denn er konnte es nicht glauben.

Er schnappte sich sein Glas Rotwein, vergaß mit ihr anzustoßen und stürzte den Wein in sich hinein. Und in dem Moment war ihm der Geschmack völlig egal. Wichtig war erst einmal, diesen Schreck herunterzuspülen. Als er sich davon erholt hatte und seine Verwunderung, gepaart mit Überraschung gewichen war, hatte sich sein Normalzustand, der eines Einhandseglers und der alles gewohnt war, wieder eingestellt.

"Weißt du wo Oslo liegt?" Und bekam erst einmal keine Antwort.

Skepsis machte sich daraufhin in ihm breit. Warum wollte diese Blondine nach Oslo? Er wurde nicht aus ihr schlau!

Aber trotzdem, nachdem sie ihm erklärt hatte, indem sie ihn mit einem verträumten Blick ansah und antwortete: "Das war immer schon mal mein Wunsch, nach Oslo zu segeln. Durch den Skagerrak, durch den langen Oslofjord."

Ungläubig schaute er sie daraufhin an. Obwohl es ihm egal war, wo er hinsegelte und nicht immer nur diese kurzen Reisen, wo man nach schon gleich wieder fest im Hafen liegt.

 

Aber von Kiel nach Oslo, das ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung die es in sich hat. Trotzdem war er nicht abgeneigt diesen Törn zu machen, zumal er bisher nicht einmal nach Norwegen rüber gesegelt war. Daher sagte er mit überzeugter, fester Stimme: "Obwohl ich es als langen Trip ansehe, lass es uns angehen. Und heute Abend planen wir die Einzelheiten dazu."

Den ganzen Abend steckte sie die Route auf dem Plotter ab, tranken die zweite Flasche Rotwein und machten sich daran auch das Schiff zu überprüfen.

Die eingebauten Geräte, wie Navigation, Funkgerät mit AIS, entsprachen der neusten Technik. Auch sein Wetterfax, war für die Reise geeignet. Sodass er sich keine Sorgen machen musste.

Er freute sich über das Ergebnis ihrer Inspektion, denn die „See Falke“ , sein geliebter Segler, befand sich in einem tadellosen Zustand.

Dass Einzige was sie noch brauchten war Frischwasser. Den Wassertank konnte er direkt an der Kai-Anlage befüllen, da sich die Schlauchanlage mit Wasseranschluss unmittelbar am Steg befand.

Auch die Überprüfung des Kraftstofftanks ergab, dass sie ausreichend Diesel an Bord hatten. Falls sie längere Zeit unter Motor fahren mussten. Sie überprüften die Sicherheitseinrichtungen, wie Schwimmwesten, Signalfeuer, Signalhörner und die am Heck befindliche EPIRB, die Funkboje. Hier legte er besonderen Wert drauf, denn sollte einer von beiden über Bord gehen, wäre die Person leichter aufzufinden.

Bei einem derartig langen Törn weiß man nie, wie es so kommen kann.

Von seiner, fremden Mitseglerin war er immer mehr überrascht. Denn mit welcher Sicherheit sie sich darauf konzentrierte, alles aufzunehmen, was er ihr sagte, faszinierte ihn. Sie meckerte nicht einmal, dass es ihr zu viel sein würde, was sie sich alles merken sollte.

Vielmehr stellte sie weiterhin fragen, ob sie entsprechend lange Rettungsleinen hatten und wo sich der Anker befindet. Dinge, die er ihr bisher nicht erklärt hatte. Denn dazu hätten sie beim Törn weiterhin genügend Zeit gehabt.

Als sie spät am Abend noch bei schlappen 15° Grad zum Vorschiff gingen und der Meinung waren, endlich alles geprüft zu haben, beschlossen sie sich in die Kojen zurückzuziehen.

Wie immer schaute er bei klarem Wetter, in den Abendhimmel und war einmal mehr fasziniert, wie die Sterne am Himmel funkelten. Bevor sie sich daran machten in ihre Kojen zu gehen, nahmen sie in der Kajüte noch den letzten Schluck Rotwein als Absacker zu sich.

Es wurde auch Zeit, denn am nächsten Tag sollte es um 7 Uhr losgehen, damit sie für den Tag eine anständige Strecke zurücklegen konnten. Oslo war bei aller Anstrengung, guten Segeleigenschaften nicht in einem Stück zu erreichen.

Außerdem musste er die Wettersituation beobachten und in der Lage sein zu entscheiden, danach den ersten Zwischenstopp einzulegen.

 

Bei seinem Segler befanden sich die Kojen achtern. Ohne weitere Berührungsängste und, kurioserweise, mit einer plötzlichen kühlen Distanz von beiden, schlüpfte jeder von ihnen in seine Koje.

Die Kojen hatten eine spartanische Intimsphäre. Indem man an der Einstiegsseite einen Vorhang vorziehen und nach hinten seine Bekleidung im Fußraum verstauen konnte.

Nach einer geraumen Zeit horchte Pelle nach den einzelnen Geräuschen, wie das Plätschern des Wassers am Rumpf.

Der Wind hatte gedreht und kam nun von Osten. Und er hörte die gleichmäßigen Atemzüge seiner Blondine. Dieses Geräusch verriet ihm, dass sie bereits tief und fest schlief. Er hingegen konnte keine Nachtruhe finden. Denn er grübelte über das Vorangegangene des Tages und über den anstehenden Törn nach.

An Einschlafen war daher nicht zu denken. Obwohl dieses nach ein bis zwei Gläsern Rotwein, durch das gleichmäßige monotone Plätschern des Wassers hätte ein Leichtes sein sollen. Aber seine Gedanken um die anstehende Reise war mit einem Mal belastend. Denn er fand keine Erklärung dafür, was er sich da nur für eine Blondine als Törn Begleiterin angelacht hatte.

Die dann auch ihr Ziel bestimmte.

Hoffentlich war das alles und es kommen nicht noch mehr Überraschungen auf ihn zu. Er schaute auf die Armbanduhr, die er auch nachts an seinem Handgelenk trug. Dabei stellte er fest, dass es mittlerweile fast 2 Uhr morgens war und ihm die Zeit davonlief, um noch ausreichend Schlaf zu bekommen.

Das Bier und der Rotwein drückten dann in seiner Blase. Gerade n dem Augenblick, als er meinte es endlich geschafft zu haben, um schlafen zu können.

Also musste er tatsächlich noch einmal hoch, um die in der Nähe befindlichen Sanitäranlagen aufzusuchen. Ansonsten hätte er gar nicht mehr an Schlaf denken können.

Das war im Hafen ein Muss und gleichzeitig bei schlechtem Wetter ein Gräuel. Aber gut, es war warmes Sommerwetter, sodass dieses nicht weiter störte und Pelle hellwach war. Als er den Druck vermehrt spürte, beeilte er sich um die Befreiungshalle zu erreichen. Dabei sah er zu seiner Verwunderung auf dem Parkplatz, in der Nähe des Sanitärgebäudes, wieder den Bully stehen, mit dem seine Mitseglerin ankam. Verwundert rieb er sich die Augen, denn wen er sich recht erinnerte war der Bus weggefahren.

Wann ist der wiedergekommen? Ging es ihm augenblicklich durch den Kopf und dann so, dass es ihm nicht einmal auffiel.

Der Bus war stockdunkel und sein Druck war auch weg. Vor Überraschung hatte er vergessen, weswegen er aufgestanden war. Er machte kehrt, ging in der Deckung der am Parkplatz befindlichen Büsche, auf den Bully zu. So gut 20 Meter vor dem Bus nahm er dann wahr, dass die Heckklappe nach oben hochstand und Britt sich dort aufhielt.

Und erneut beschlichen ihm Zweifel, ob es richtig war, die Blondine mitzunehmen. Viel schlimmer noch, ihren Wunsch zu erfüllen, nach Oslo zu segeln.

Zu seinem Entsetzen wurden seine erneut aufkommenden Zweifel bestätigt, denn er sah zu seiner Überraschung seine Mitseglerin. Diese befand sich in einem erregten Gespräch mit ihrer angeblichen Freundin Britt, als diese ihr eine kleine Tasche aus blauem Segeltuch übergab.

Die Sporttasche schien nicht allzu schwer zu sein. Und er vermutete, dass sich dadrinnen etwas Wichtiges verbarg. Denn so wie sie sich stritten schien das Gespräch nicht auf Verständnis zu basieren. Vielmehr sah es nach Streit aus.

War seine Blondine eine naive, einfache Mitseglerin für ihn? Er hatte seine erneuten Zweifel.

Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er eigentlich schon seit dem Aufklaren der „See Falke“ und der bestimmenden Art von ihr, nach Oslo segeln zu wollen, seine Bedenken. Mal mehr, mal weniger.

Er hatte ein komisches Gefühl, konnte seine Vorbehalte nicht loswerden.

Je länger er die beiden beobachtete konnte er erkennen, dass sie sich plötzlich richtig an zickten und das Gespräch immer heftiger wurde.

Die Wortfetzen von Britt, die ihm zu Ohren kamen, wie etwa… „Wie soll es deinem Sohn ergehen… … Nicht spurst…. Rechtzeitig…. Tust …… . Befolgen.“

Es kam ihm dabei der Gedanke, dass Monika mächtig unter Druck stand und anscheinend von irgendjemanden erpresst wurde. Denn nur so konnte er sich jetzt ihre Art und den Zwang erklären, unbedingt nach Oslo segeln zu wollen.

 

Die beiden Frauen blafften sich weiter an. Je länger er zuhörte, wurde er plötzlich an seinen eigentlichen Grund aufzustehen erinnert. Der Druck in seinem Unterleib nahm dermaßen zu, dass er zur Toilette zurück schlich. Nachdem die Erleichterung vollzogen war, ging er im Dunkeln, versuchte dabei in Deckung zu bleiben, zum Schiff zu kommen. Die beiden Frauen standen immer noch am Bully und gestikulierten wie wild mit den Händen.

Als er unerkannt am Schiff eintraf, krabbelte er sogleich in seine Koje, machte den Vorhang zu. Dabei tat er so als wenn er schlief, und nicht hörte, dass seine Blondine zurückkehrte.

Er atmete tief und gleichmäßig zur Unterstützung. Das war leichter gesagt als getan, so aufgeregt wie er war. Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit um seine Mitseglerin.

Was hatte sie vor, was hatte sie mit dieser Britt zu tun? Alles Fragen, die sich ihm plötzlich stellten und für die er noch keine Erklärung fand. Gleichzeitig ging der Plan bei ihm im Kopf herum, sie doch einfach auszusetzen. Denn Zeit dazu war genügend. Denn auslaufen wollten sie erst am Morgen gegen 7 Uhr.

Bisher hatte er kein Auge zugemacht. Jedoch übermannte ihn die Müdigkeit dann irgendwann. Und das Erlebte um seine blonde Mitseglerin verwischte plötzlich. Er fiel in einen unruhigen Schlaf, wälzte sich in der engen Koje hin und her. Und solch eine Unruhe ging nicht am Schiff vorbei. Denn die „See Falke“ schaukelte im Wasser umher, als wenn in den Hafen hereinspülende Wellen die Schuld daran hätten.

Durch ein trügerisches Geräusch wurde er gegen 6 Uhr morgens geweckt. Der kurze Klingelton eines Handys war die Ursache. Sein Gerät war ausgestellt, somit konnte der durchdringende Ton nur vom Handy seine blonden Engels kommen. Wieder eine neue Erkenntnis. Denn sie hatte ihm erklärt, als er danach fragte ob sie eines dabei hätte, dass sie keines mitgenommen hatte.

Wie dem auch sei, er war jetzt wach. Was so weit gut war, denn nun konnte er sich entscheiden die Blondine von Bord zu schicken.

Als er horchte, ob sie noch schlief, musst er zu seiner Verwunderung feststellen, dass sie nicht in ihrer Koje war. Dieses war für ihn die Gelegenheit, diese einmal gründlich zu untersuchen. Vielleicht tauchen noch mehr Sachen auf, die er nicht für möglich gehalten hätte.

Erst einmal vergewisserte er sich, ob sie überhaupt an Bord war. Daher stand er auf und blickte durch den Salon ins Vorschiff. Da er sie nicht erblicken konnte, krabbelte er zu Monikas Koje und schaute sich vorsichtig dadrinnen um, indem er die Fächer öffnete.

Außer Klamotten, Utensilien was Frauen so brauchten und einen Fotoapparat fand er nichts, was seine weitere Aufmerksamkeit übermäßig steigerte. Die ihn interessierende Tasche konnte er nicht gleich entdecken. Diese war unter der Koje in einem unteren Schapp verstaut. Er zog die Segeltuchtasche heraus, wollte diese gerade inspizieren, was auch anfänglich einfach aussah, denn diese wurde mit einem Schloss durch die Zip-Anhänger gesichert, als er Schritte vom Steg vernahm.

Das konnte nur seine Blondine sein. Schnell packte er die Tasche zurück, da wo er sie hergeholt hatt. Hastig schob er diese ins untere Schapp. Schweiß trat ihm dabei auf die Stirn! Mit raschen Bewegungen und geübten Handgriffen, versetzte er die Koje in den Urzustand zurück. Ebenso wie er diese eingangs vorfand und zog im letzten Augenblick noch den Vorhang zu. Schwang sich danach mit einer eleganten Bewegung, soweit es in der Enge der Schlafkajüte möglich war, in seine zurück.

Als er anschließend unschuldig, als wenn nichts gewesen war aus seiner Koje raus schaute, stand sie bereits im Schiff, hatte eine Tüte mit Brötchen in der Hand und fragte Pelle: „Na auch schon wach?“

Ihm fiel ein Stein vom Herzen! Anscheinend hatte sie nichts gemerkt! Konsterniert war er und stammelte nur, „Nicht so gut.“

Er atmete tief durch. Sah dabei ihren fragenden Blick und meinte: "Ich habe relativ unruhig geschlafen.".

Lachend, völlig unschuldig sah sie ihm ins Gesicht und meinte: "Ich habe prima geschlafen. In einem Rutsch durch. Und wenn das die ganze Zeit so ist, bin ich zufrieden."

Von wegen durchgeschlafen, Du Aas, dachte er. Sondern wach warst du gewesen und hast etwas vor mir verborgen. Die Geheimnisse hättest du mir lieber sagen sollen! Wenn du ehrlich gewesen wärst. Sie sah ihm an, dass er grübelte, ließ sich dennoch nichts anmerken.

 

Seine Zweifel hier richtig gehandelt zu haben, sie mitzunehmen, waren plötzlich wieder da. Macht er es geschickt, diese Frau auf seinem Schiff aufzunehmen? Noch war Zeit sie auszusetzen. Einfach von Bord zu schicken. Das wäre dann der Schlussstrich dieser unsäglichen Idee, eine fremde Person mitzunehmen, der er nicht vertrauen konnte.

Sie standen sich weiterhin gegenüber und er grübelte och, was nicht zu übersehen war. Vielleicht ist der Bully noch in der Nähe, daher wäre es nicht tragisch, wenn er sie vom Schiff schickte.

Sie hat ein Handy, kann ihre Freundin Britt anrufen und könnte sich dann abholen lassen. Und alles wäre gut und er die Sorge los. Warum macht er sich bloß diese Gedanken?

Wenn es so weit käme, könnte es ihm auch egal sein, wie sie hier vom Hafen wegkommt, oder dort wo er sie später zurücklassen müsste. Seine Zweifel waren noch nicht für den Moment verraucht, als ihre weiche, alles überragende Stimme ihn aus seinen Gedanken riss und ihm sagte: „Ich mache uns schnell ein leckeres Frühstück mit Rührei, damit wir endlich ablegen können.“

Ihm blieb buchstäblich die Spucke weg. Entgegen seinen Gedanken von soeben, macht sie nun das Frühstück und er sagte daraufhin, wie unter einem unverständlichen Zwang: „Das ist super." Mehr brachte er nicht heraus und dachte gleichzeitig… süße Schlange!

Die Situation war für ihm schlagartig seltsam. Er hatte schon sehr viel erlebt. Aber so eine Frau bisher nicht und er sagte, wie zu Befreiung, aus seiner Befangenheit: „Ich gehe noch schnell zum Duschen.“.

Auf dem Weg zu den Duschen drehte sich für ihn alles um den blonden Engel. Einerseits runter vom Schiff mit ihr oder andererseits einfach weiter so und mal sehen, was passiert.

Vielleicht macht er sich nur zu viel Gedanken und es ist alles ganz harmlos. Noch hatte er eine Galgenfrist. Die sich nach der Länge der Duschmünze darstellte. Seinen Überlegungen konnte er dabei freien Lauf lassen, wie das Duschwasser durch den Abfluss verschwand.

Alles Mögliche konnte er zwischenzeitlich im Geiste durchspielen. Eigentlich hatte er es allein in der Hand.

Als er die heiße Dusche auf seinem Körper spürte und dabei das Gefühl hatte endlich wieder klar denken zu können, traf er eine für ihn unwiderruflich Entscheidung. Die Blondine muss weg, bevor er sich hier auf eine Sache einlässt, die ihm den „Hals“ brechen könnte.

Sein Entschluss stand dieses Mal unabwendbar fest und er beendete unter dieser Betrachtungsweise seine länger als sonst gedauerte Morgentoilette. Danach ging er glücklich und wie befreit von einer schweren Last, zum Schiff zurück. Doch umso näher er der „See Falke“ kam, je mehr nahm der Druck in der Magengegend zu. Da musst du nun durch, dachte er, so ist es das Beste für uns beide. Seine Schritte waren nicht mehr forsch. Denn bisher war nie ein Unmensch. Und Frauen, einer schönen Blondine gegenüber, schon gar nicht. Aber es half nichts, lieber ein Ende mit Schrecken jetzt, als ein Schrecken ohne Ende. Und dann wäre es zu spät. Er betrat das Schiff, vorsichtig, verhaltend. Denn er hatte etwas zu sagen, was er loswerden wollte. Als er den Niedergang herunter ging, konnte er seine noch Mitseglerin, bereits auf ihn wartend, am Pantry - Tisch sitzen sehen.

Er erkannte dabei sofort, dass sie alles vorbereitet hatte was man sich beim deftigen Frühstück nur so vorstellen konnte. Und das erste was er dabei dachte, wenn das der Standard wird, kommen wir mit den Vorräten nicht lange hin. Mit Schrecken musste er bei diesen Überlegungen feststellen, dass seine Gedanken aus der Dusche wie weggeblasen waren.

Auf dem Rückweg hatte er es gespürt, dass das, was er jetzt nicht konnte, passieren würde.

Das plötzlich in ihm aufkommende Gefühl wurde er nicht los, dass er einen Riesenfehler machen könnte, wenn er sie von Bord jage würde.

Bequemer und besser kann es doch nicht sein, hier einen blonden, süßen Engel zu haben, der ihm das Frühstück so schmackhaft morgens zubereitet.

Willst du denn darauf wirklich verzichten!

Alleine segeln ist eine Sache und das nur nach Orth auf Fehmarn eine andere Überlegung. Aber einen langen Schlag, nach Oslo, mit einem blonden Engel und, und, und? Mit einem Mal waren alle Bedenken, alle schlechten Anschauungen und Zweifel, all das Gesehene der letzten Nacht und aus der Dusche, wie weg und er warf seine Entscheidung kurzerhand über Bord.

Jedoch behinderten ihn ebenfalls ganz kurz seine anderen Gedanken dazu, was bist du für ein egoistischer Macho. Er musste dabei auch schmunzeln!

Also setzte er sich, ohne weiter zu zögern an den Tisch, als wenn ihn gar nichts plagte und grinste über das ganze Gesicht. Monika, die blonde, blauäugige, rassige und plötzlich sanftmütige Frau, fragte ihn, „was gibt es zu lachen?“Diese Fragestellung beantwortete er nicht, hörte darüber hinweg. Denn diese Frage holte ihn aus seiner träumerischen Welt in die Gegenwart zurück. Er sagte ihr nur ganz verlegen: "Ich habe nicht damit gerechnet, dass du so ein großartiges Frühstück zauberst."

Gleichzeitig unterdrückte er sein neuerliches Gefühl, indem sich die Zweifel wieder melden wollten. Trotzdem beschloss er die bisherigen Gedanken über seine blonde Mitseglerin, augenblicklich über Bord zu werfen und sie später, bei einer besseren Gelegenheit, in Abgeschiedenheit der Ostsee, auf das Geschehene der letzten Nacht anzusprechen. Und sie frühstückten ausgiebig.

 

3. Klar Schiff

Der Salon und die Pantry wurden durch Monika seeklar gemacht. Pelle hingegen überprüfte das Schiff, kontrollierte nochmals die Segel und das Tauwerk. Mit einer Verspätung von knapp einer Stunde waren sie so weit, den Liegeplatz verlassen zu können.

Mit geübten Handgriffen half Monika, indem sie die Festmacher am Kai löste. Und wieder einmal erledigte sie dieses, als wenn es für sie nichts Neues war. Dabei beobachtete er sie, soweit es möglich war, denn als die Leinen gelöst waren, Monika mit sicheren Schritten zu ihm in die Plicht kam, legte er ab und sie verließen den Jachthafen in Richtung Kieler Außenförde.

Pelle grübelte. Er war sich nach diesem Manöver ein weiteres Mal nicht im Klaren über sie. Was machte sie ihm vor?

Nachdem sie im freien Wasser der Förde segelten, das Großsegel und die Genua gesetzt hatten, ging es mit frischem Wind von Ost Südost bei 3 Windstärken dem Leuchtturm Friedrichsort entgegen. Diesen passierten sie bereits nach gut Eineinhalbstunden an Backbordseite.

Die „See Falke“ erzielte unter vollen Segeln 6 Knoten. Der Geschwindigkeitsmesser der Logge zeigte ihnen durchs Wasser 9 Knoten nach GPS. Pelle war mit dem Speed zufrieden.

Den Kurs und das Ziel Oslo hatte er vor dem Ablegen bereits am Plotter, dem Navigationsgerät für Schiffe, eingegeben.

Der erste Zwischenstopp hatten sie im Jachthafen Bagekop auf Langeland eingeplant. Eine Distanz, die er ihr zutraute, ohne dass er sich Sorgen darüber machen müsste, ob sie so einen Törn durchhält.

Als er zu ihr hinschaute, sah er, dass sie bereits ihren warmen Fleecepullover übergezogen hatte. Denn gegen Mittag hatte es sich zugezogen und der Wind frischte auf, was ihnen weiterhin eine schnelle Fahrt ermöglichte. Die Jachthäfen Schilksee und Strande ließen sie an Backbordseite liegen.

Er überlegte, ob er ihr weitere seemännische Begriffe nennen sollte, denn er wollte sicher sein, dass sie bei einem Manöver wusste, was er von ihr wollte. Daher sagte er sogleich: "Monika, weißt Du was ein Palstek ist, wo sich Backbord, Steuerbord befindet? Ober kennst Du weitere Knoten oder kennst du dich aus, muss ich dir nichts erklären?"

Den Blick den er daraufhin erntete, sagte ihm, dass er sich diese Fragen hätte sparen können. Dennoch antwortete sie: "Du brauchst mir nicht allzu viel erklären." Knapper ging die Antwort nicht, dachte er sich. Er war aber auch nicht überrascht, denn zu sicher waren ihre bisherigen Handgriffe. Er ließ weitere Fragen auf sich beruhen und widmete sich seiner "See Falke".

 

*

Bei guten 6 Windstärken frischte die Brise auf, sodass sie die Genua über die Rollreffanlage kleiner ziehen mussten, um den Druck aus dem Segler zu nehmen. Damit wurde die Fahrt für beide angenehmer gestaltet, ohne dass sie über eine 20-Grad-Krängung, der Schräglage eines Schiffes bei Wind, hinauskamen. Sie waren Stunden unterwegs und Monika sorgte für das leibliche Wohl der beiden. Indem sie bei leichterer Krängung von 5 – 10 Grad auf Backbord den kardanisch aufgehängten Gasherd zündete und Wasser für Kaffee aufsetzte.

Die „See Falke“ lag prima in den aufkommenden Wellen und vermittelte ihnen die absolute Sicherheit eines großartigen Segeltörns. Nachdem Monika den Bohnenkaffee zubereitet, kam sie den Niedergang rauf und gesellte sich zu ihm in den Führerstand. Mit einem Blick in die Kajüte, sah er sogleich, dass sie die benötigten Sachen wieder ordentlich in der Pantry verstaut hatte. Was für ihn ein weiterer Beweis war, dass sie wusste, was sich auf einem Segler gehörte.

Sie tranken ihren Kaffee, ohne ein Wort zu wechseln.

Dabei dachte er sich, jetzt oder nie, du könntest sie zu den Abläufen der letzten Nacht befragen. Seine Neugier war immer noch geweckt, was sie ihm eventuell verheimlichen könnte.

Allen Mut nahm er jetzt zusammen, wollte sie aus der Reserve locken. Denn wenn doch etwas dahintersteckte, was sie persönlich berührte und ihr Probleme bereitete, frei zu erzählen, wollte er sie nicht gleich verschrecken.

Er fing daher damit an, ihr so gleichgültig wie möglich zu berichten, dass er in der vergangenen Nacht zur Toilette ging den Bully auf dem Parkplatz sah.

Und er war sich sicher, dass es derselbe war, mit dem sie am Vormittag ankam. Daher fragte er beiläufig: "Hast Du davon etwas mitbekommen?".

Gleichzeitig schaute er sie eindringend an.

Zu seiner Verwunderung verzog sie plötzlich das Gesicht, Sie schluckte und es brach ein unglaublicher Redeschwall an Entschuldigungen aus ihr heraus. Gefühlsmäßig der ganze Frust zu einem großen und scheinbar unlösbaren Problem.

Er musste sie erst einmal beruhigen, denn alles was sie versuchte ihm zu erklären, kam unkoordiniert und unverständlich herüber, was er nicht alles verstand. Denn sie verfiel in ihre Muttersprache norwegisch, gemischt mit deutschen Worten. Das Einzige was er dabei halbwegs verstand, war, dass ein Kind entführt wurde. Und sie diejenige war, die hier Abhilfe schaffen konnte und sie für alles verantwortlich sei. Er war nicht unbedingt der große Tröster. Dennoch versuchte er sie zu beruhigen, indem er ihr sagte: " Halte bitte einmal das Ruder. Ist wie das Steuerrad bei einem Auto zu bewegen."

Diese Maßnahme lenkte sie augenblicklich ab. So wie er es vermutete hatte.

Dass sie auch das Rudern wie selbstverständlich beherrschte, damit hatte er nicht gerechnet.

Er ging aber nicht davon aus, dass dieses Talent war was sie so geübt damit umgehen ließ. Sondern dieses war für ihn ein weiterer Beweis, dass sie schon öfter gesegelt sein musste, und nicht nur kleine Segeljachten.

Ohne sie darauf anzusprechen, begab er sich in die Kombüse. Holte sein Allheilmittel einen Fernetbranca, leider ohne Eis. Aber trotzdem geeignet, um den ersten Schrecken wegzuspülen, um wieder ruhig zu werden.

 

*

Er füllte zwei Gläser und reichte ihr eines davon. Im ersten Moment wollte sie dieses Getränk nicht nehmen. Nachdem er ihr sagte, dass dieses hilft und beruhigt, war sie überzeugt, prostet ihm kurz mit einem Kopfnicken zu und stürzte sich den Fernet mit einem großen Schluck herunter. Der vollbrachte tatsächlich das von ihm angekündigte Wunder. Sie wirkte mit einem Mal entspannt. Und wollte ihm augenblicklich die Geschichte vollständig berichten.

Er wurde neugierig, was sie ihn alles zu erzählen hatte, und bereitete sich darauf vor, dass es länger dauern könnte. Daher kontrolliert er erneut das Schiff, den Kurs und setzte sich in die Plicht ans Steuer.

Den Autopiloten wollte er noch nicht einstellen, denn er hatte Lust dazu, seinen Segler selbst zu segeln.

Als alles vorbereitet war und die Einstellungen ihre Richtigkeit hatten, wandte er sich zu ihr und sagte: "Dann erzähl mal Deine Gesichte."

Aus großen Augen, als wenn diese einen Punkt in ihrem Inneren suchten, versuchte sie ich dabei zu konzentrieren und begann zu erzählen:

"Ich arbeite bei der Dansk shipyard Werft in Kiel. Von meinem Vorgesetzten Mark Gerstner wurde ich vor zwei Wochen angesprochen, ihm zu helfen. Dieser war Maschinen – und Elektronikingenieur," bei dem Wort war, stutze Pelle, blickte sie kurz an, sagte aber nichts dazu, und hörte weiterhin zu, ohne sie zu unterbrechen.

"Und war für ein Projekt mit Namen „White Diamond“ verantwortlich. Speziell für den Motor und die Elektronik an Bord zuständig. „White Diamond“ steht für einen hochmodernen Segler, der auf der Werft in Kiel für einen russischen Oligarchen gerade gebaut wurde. Und gleichzeitig über die neuste Antriebstechnik und Elektronikeinrichtung verfügt. Diese Neuerungen weckten das Interesse der russischen Mafia, die damit ihre eigenen Motorjachten für den Diamantenhandel ausrüsten will." Sie machte eine Pause, schluckte und sah in Pelles Gesicht und erkannte, dass er zweifelte, sodass sie sagte, wie zur Verfestigung ihres Berichts: "So hatte es Gerstner mir dargestellt."

Nachdem sie kurz durchgeatmet und einen kräftigen Schluck Wasser genommen hatte, berichtete sie weiter.

"Diese Technik ist so ähnlich, wie bei den Tarnkappen - Flugzeugen und sind damit für Radar und Funk unsichtbar."

Sie schluckte erneut und es war nicht zu übersehen, dass sie Schwierigkeiten hatte sich alles von der Seele zu reden. Dennoch begann sie aufs Neue, was Pelle den Atem stocken ließ als er das hörte, was sie zu sagen hatte.

"Mark Gerstner wurde erpresst, da er in den Casinos an der Ostseeküste, unter anderem auch in Kiel, viel Geld verspielte und sich welches für seine Spiele lieh.

Diese nicht unerhebliche Summe hat er von Russen bekommen. Diese müssen sich ihn direkt ausgesucht haben. Was er anscheinend nicht merkte."

Monika schaut an ihm vorbei, in die Weite der Ostsee und vermittelte den Eindruck, als wenn sie mit einem Mal, weit weg war. Und die "See Falke" nahm die entgegenlaufenden Wellen weich. Dieses liebte er am Segeln. Man konnte träumen, seinen Gedanken nachhängen, wenn man nicht gerade Probleme bewältigen musste. Aber anscheinend spürte Monika auch dieses Gefühl, denn mit einem Mal, dreht sie sich zu ihm und fuhr mit ihrem Bericht fort.

 

"Nachdem die Summen immer größer wurden und er die fälligen Raten an den vereinbarten Terminen nicht zurückzahlen konnte, kam das wahre Gesicht der Herren Geldverleiher zutage. Da sie wussten, wo er arbeitete, forderten sie ihn auf, die Daten zum Motor und zur Elektronik als Zahlungsausgleich zu besorgen. Später dann, als er sich weigerte, hatten sie ihn anfänglich nach einem Casinoabend durch Profis aufgelauert und zusammenschlagen lassen.

In den letzten zwei Jahren unserer Zusammenarbeit waren wir uns immer nähergekommen."

Abermals machte sie eine Pause. Als wenn es schwer war, die richtigen Worte zu finden, sodass Pelle sie auch nicht drängte. Er hatte auch keine Veranlassung dazu, denn sein Segler lief ruhig durch die See.

Monika war im Gegensatz zur Ostsee aufgewühlt und musste sich zusammenreißen fortzufahren, indem sie zu seiner Überraschung sagte:

"Er hat mich über den Tod meines Mannes Malte hinweggetröstet." Monika schnaufte und es war ihr anzumerken ihm davon zu erzählen.

"Malte ist bei einem lokalen Springen am Holmenkollen so unglücklich gestürzt und hat sich das Genick gebrochen."

Pelle konnte nicht anders, als er den traurigen Blick wahrnahm. Zog sie zu sich und drückte sie fest an sich, was den Eindruck erweckte, dass er sie beschützen wollte. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte berichtete sie weiter.

"Aus dem Grund habe ich den Job in Kiel angenommen. Ich musste weg.

Und eine große Distanz zum Geschehenen in Norwegen aufbauen. Ich wollte versuchen über das tragische Unglück hinwegzukommen. Unseren Sohn Leif habe ich vorübergehend bei meinen Eltern in Bergen zurückgelassen. Sobald ich mich eingelebt hatte, wollte ich ihn aber später nachholen."

*

Das Ruder hatte er nicht mehr selbst im Griff. Denn die Geschichte war auch für ihn aufregend, sodass er vorsichtshalber mit einem Knopfdruck die Selbststeueranlage eingeschaltet hatte, bevor er abgelenkt wurde.

Wie ein Häufchen Elend saß sie neben ihm und kämpfte dabei mit den Tränen. Gleichzeitig machte sie den Eindruck, als wenn sie ihm noch nicht alles berichtet hatte. Aber, er wollte sie nicht drängen, denn ihr Törn ist lang, sodass die Gelegenheit für ihn kommen wird, alles zu erfahren.

Die Geschichte war so abstrakt, hielt ihn dermaßen gefangen, dass sie seit geraumer Zeit 10° nach Westen vom Kurs abgekommen sein mussten.

Zwischenzeitlich waren sie am Leuchtturm Kiel vorbei. Und befanden sich daher nach seiner neuen Peilung auf direktem Weg nach Flensburg und nicht nach Bagenkop.

Dadurch ist nicht viel passiert, außer, dass sie Zeit verloren hatten um noch am selben Tag nach Bagenkop/Langeland zu kommen. Er schüttelte den Kopf unmerklich, denn diese Abweichung war dem unglaublichen Geschehen geschuldet.

Er legte die Richtung, nun mit 23° nordöstlich an und wollte sich darauf konzentrieren, nicht abermals vom Kurs abzukommen. Obwohl die Geschichte alles andere als zu Ende und zugleich langweilig war.

Monika hatte sich wieder beruhigt und sagte ihm, ohne, dass er sie aufforderte. "Ich muss Dir noch mehr berichten." Pelle schaute sie an und erwiderte: "Mach das, ich höre Dir gerne zu." Seine Neugierde war ihm dabei anzuhören.

"Britt ist eine Bekannte aus Kinderzeit. Erst vor einigen Tagen ist sie nach Kiel gekommen. Ich war dermaßen überrascht, als sie mich anrief und meinte, dass wir gemeinsam Urlaub machen könnten. Dieses begründete sie damit, dass wir uns nach so langer Zeit bestimmt viel zu erzählen hätten. Ich hatte dem Urlaub zugesagt. Obwohl ich eigentlich nach Norwegen wollte um meinen Sohn zu besuchen."

Als Pelle sie anschaute, sah er, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen, sodass er sagte: "Daher also jetzt nach Norwegen. Aber das ist doch kein Grund zu weinen." Nun war kein Halten mehr, sie weinte unentwegt und Pelle wusste nicht wie ihm geschah, bis sie erneut anfing weiterzuerzählen.

Davor nickte sie ganz kurz, als wenn sie damit etwas bestätigen wollte.

"Zu dem Zeitpunkt hatte Britt mir auch noch nicht eröffnet, dass mein Sohn entführt wurde." Pelle hatte das Gefühl, dass er den Segelbaum vor den Schädel bekam, als er das hörte. Holte aber tief Luft und unterbrach sie nicht. "Hätte ich das gewusst wäre ich ja nicht auf den Gedanken gekommen mit dir nach Oslo segeln zu wollen."

Nun hatte Monika sich aus ihrer Lethargie befreit und es machte sich eine Wut in ihr breit. Denn sie ärgerte sich, so hintergangen zu sein.

"Nach dem gemeinsamen Kneipenbesuch und wir uns verabschiedet hatten, gingen wir zu mir nach Hause. Dort erklärte mir Britt, dass sie noch einmal wegmüsse und in zwei Tagen zurückkommen wollte. Sie erschien aber erst gestern Morgen zurück. So spät, dass wir deshalb auf dem letzten Drücker zum Hafen kamen. Ohne große Verabschiedung hat sie sich wieder entfernt. Dieses konnte ich mir selbst nicht erklären. Erst in der vergangenen Nacht, als Britt sich an das Schiff schlich, mich durch leichtes Klopfen an der Außenhaut weckte, hatte ich endlich die Erklärung für ihr Verhalten."

 

*

Pelle ärgerte sich, dass er nichts rechtzeitig mitbekam. Obwohl er in der vorangegangenen Nacht schlecht schlafen konnte.

Monika hatte sich, so wie er es sehen konnte, wieder vollständig in der Gewalt und erzählte weiter.

"Am Bully hatte sie mir die Ursachen ihres Verhaltens erklärt. Warum sie mit mir Urlaub machen wollte, warum sie noch einmal weggefahren ist. Indem sie mir frech ins Gesicht sagte, dass sie und ihr Mann Harald Leif entführt hätten. Nachdem sie mir das berichtete, brach eine Welt für mich zusammen. Es war gleichzeitig wie ein Erdbeben und ich wäre ihr am liebsten an die Gurgel gegangen. Doch als sie das spürte, hatte sie mir einfach zu verstehen gegeben, dass ich schön das machen solle, was von mir verlangt wird. Ansonsten wäre das Leben von Leif in Gefahr. Außerdem wurde mir erklärt, dass die beiden nicht die alleinigen waren, die die Entführung wollten. Sondern es stünden ganz andere Personen dahinter. Und die wollen etwas Interessantes von mir haben."

Monika stockte, schaute zu ihm. Ihr Blick drückte alles aus und sie verfestigte dieses, indem sie sagte: "Ich kann mir vorstellen, dass es dir schwerfällt, was ich dir berichte. Aber es ist die Wahrheit."

"Und wie geht es weiter? Was hat sie dir noch berichtet?"

"Nur, dass ich nicht zur Polizei gehen soll, ansonsten ist der Junge in Gefahr." Ihr stockte für einen Moment der Atem, bevor sie weiter sagte: "Und zu einem späteren Zeitpunkt werde ich noch genauer erfahren was man on mir will. Ich ahne Schlimmes. Ich bin doch nicht blind. Das hängt mit Mark und der Werft zusammen. Sie hat mir dann noch am Bully die blaue Segeltuchtasche von Leif gegeben. Dadrinnen befand sich ein Handy. Denn ich habe keines, ich bin eine notorische Verweigerin. Das Telefon soll dazu da sein, dass ich die Anweisungen empfangen kann, um später die gewünschten Daten übergeben zu können."

Pelle schaute sie an und sagte: „Meinst du nicht, es wäre besser, wenn wir den Törn gar nicht erst antreten und du dich um deinen Sohn kümmerst.“

„Was soll ich den machen? Zu Hause sitzen und warten? Nachricht habe ich bisher von meinen Eltern auch noch nicht. Außerdem habe ich bei meinen Eltern angerufen, als du zur Duschanlage warst. Die waren nicht zu erreichen, was aber normal ist, da sie selten ein Handy dabei haben.“ Als sie das sagte, grinste sie über das ganze Gesicht und ergänzte: „Irgendwo muss ich das ja herhaben.“

Nachdem sie das gesagt hatte, schaute sie über die Reling, träumte und dachte, was soll schon passieren. Ich habe die DVD in Sicherheit und das ist wichtig und dazu braucht er nichts wissen.

 

4. Geld war ihnen wichtig.

 

Harald hatte sich eine Pizza aus einer der umliegenden Pizzeria in der Radhusgata liefern lassen, denn er hatte keine Lust, auch noch für sich und dem Bengel etwas zu kochen. Zumal er den Jungen nicht unbeaufsichtigt bleiben konnte. Der Sohn von Monika war erst sieben Jahre und litt unter der Entführung, mehr als Harald sich hat vorstellen können.

Je länger er über die Situation nachdachte, in der er sich und Britt rein manövriert, je unwohler wurde ihm. Denn nur durch seine Gier ist er in diesem Dilemma.

Den Jungen hatte er morgens entführt und seine Frau war nach Kiel gefahren, um dieses Monika persönlich mitzuteilen. Und damit sie das glaubte, hatte sie seine blaue Segeltuchtasche als Beweis mitgenommen.

Außerdem hatten sie die Halskette, den Talisman von seinem toten Vater im Schal eingepackt. Als Druckmittel und ein Handy dazugelegt.

Als ehemalige Freunde aus der Schul- und Unizeit kannten sie sich noch, sodass sie zumindest anfänglich seiner Frau vertraute.

Aber vom Ablauf und die ganzen Umstände, die dazu führten, wollte er nicht mehr erinnert werden. Jetzt ist der Bengel in ihrem Gewahrsam. Nun gibt es kein Zurück mehr.

Außerdem ist die Vergangenheit passé. Denn seine Frau und er hatten sich durch zwielichtige Freunde aus dem gemeinsamen Freundeskreis verabschiedet, daher war ihnen nun ihr Verhältnis egal.

Und später, als sie auf sich gestellt waren, den Weg gewählt hatten, zogen sie mit ihrem Bully durch Norwegen und Europa. Dabei lebten sie von Prostitution, von seiner eigenen und der seiner Frau.

Er schüttelte sich, als er an die Einzelheiten dachte und wie tief sie gesunken waren. Und wenn das nicht ausreichte, lebten sie von Diebstählen und Betrügereien.

 

*

Durch einen dummen Zufall bekamen sie nach ihrer Rückkehr nach Norwegen und ihren dunklen Machenschaften im Milieu von Oslo Kontakt zur russischen Mafia.

Harald erledigte bis dahin für den dortigen Boss Oleg Kormowska, der beste Beziehungen nach Moskau hatte, allerlei dubiose, aber kleine Geschäfte. Eines Tages wurde er zufällig Zeuge eines Gesprächs in deren Unterschlupf am Stadtrand von Oslo zwischen Oleg und Michailowiscz, dem Geschäftspartner von Oleg, wo es um die junge Assistentin Monika Walderup ging, die in Deutschland bei der Dansk Werft in Kiel arbeitet.

Als er den Namen und die Arbeitsstätte hörte, wurde er hellhörig, denn die Frau kannte er und er hatte durch Britt von ihrem Schicksalsschlag Kenntnis. Aufmerksam belauschte er das Gespräch.

Er bekam nicht alles mit, aber sie wollten von ihr technische Daten haben, das hatte er verstanden. Und dann fiel auch noch der Name Mark Gerstner

ein Kollege von ihr und der soll ihr eine CD gegeben haben, zur Aufbewahrung.

Außerdem waren die beiden über ihre familiären Gegebenheiten bereits informiert. Und sie besprachen gerade das Druckmittel. Dabei ging es auch um Kindesentführung.

Nachdem er das so halbwegs mitbekommen hatte, kam er spontan aus seiner Deckung hervor und erklärte, dass er diese Frau kenne. Und als wenn das noch nicht reichte, sagte er, dass er wüsste, wo der Junge lebt.

Im Nachhinein könnte er sich ohrfeigen, dass er so dämlich war und seine Hilfe anbot.

Denn für Oleg und Michailowiscz war das ein ungewollter Glücksfall, seine Dummheit. Da sie ursprünglich beabsichtigt hatten, die Entführung selbst durchzuführen. Und so wie er es verstand, sollte der Junge sofort nach Russland gebracht werden.

Dieser Plan hätte aber eine genauere Organisation bedurft. Die neue Situation, jemanden zu haben, der bestens Bescheid wusste, kam daher den beiden mehr als gelegen.

Außerdem war bei ihnen beiden das Geld immer sehr knapp. Deshalb überlegte er nicht weiter, als sie ihm für seine Hilfe eine hohe Summe versprachen. Die ersten zehntausend hat er gleich kassiert und bei Erfolg sollten sie weitere vierzigtausend bekommen.

Je länger er darüber nachdachte über diese vertrackte Angelegenheit, konnte er sich gar nicht anders verhalten, nachdem er sie belauscht hatte. Er musste mitmachen, ansonsten wäre er nicht noch mit einem Geschäft davon gekommen. Denn bei solchen Vorkommnissen konnten seine Bosse, denn so bezeichnete er sie jetzt übel gelaunt werden.