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Maskenmörder E-Book

Jörg Voigt

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Beschreibung

Im Main bei Frankfurt, entdeckten Spaziergänger ein seltsames Paket schwimmen. Der Fluss führte Niedrigwasser, ungewöhnlich für Ende Februar, aber es hatte wenig geregnet und viel Schnee hatten sie weder in Frankfurt noch im nahegelegenen Taunus schon lange nicht mehr gesehen, was hätte ausreichen können, den Main, um diese Jahreszeit mit genügend Wasser zu füllen. Dieser Umstand führte dazu, dass das Paket durch die sanfte, verhaltene Strömung an der Oberfläche des Wasser getragen, mal unter die Wasseroberfläche gedrückt, mal hoch geschwappt wurde, sodass immer wieder ein Teil der seltsamen Fracht gesehen werden konnte. Natürlich nur dann, wenn von jemanden der Wasserlauf auch beobachtete wurde. Das war nicht der Fall, sodass das Paket, mit dem extra angebrachte Gewicht, was, aber nicht ausreichte das nicht sauber und fest zusammengeschnürte Paket immer unter Wasser zu halten. Der Inhalt schien leicht zu sein, seinen eigenen Auftrieb zu haben. Eigentlich sollte das Paket versinken und niemals mehr zum Vorschein kommen, so musste es sich der Täter gedacht haben, als er das Paket im Main versenkte. Als die Beamten der Kripo Frankfurt eintrafen, hatten aufmerksame Spaziergänger das Paket schon an Land gezogen, als es sich in der Böschung verfangen hatte. Zum Feststellen der Personalien gingen die Beamten mit den Spaziergängern zur Uferböschung hinauf, so dass diese zu den ersten Erkenntnissen keinen weiteren Einblick hatten. Was sich als glückliche Fügung herausstellen sollte. Die Beamten der Spurensicherung wickelten das Paket vorsichtig aus und waren trotz ihrer Jahrelangen Erfahrung schockiert, als sie sahen was sich in dem Paket befand. Eine junge Frau, soweit es zu dem Zeitpunkt durch den anscheinend langen Aufenthalt im Mainwasser, noch zu erkennen war, lag in einer Fötus Stellung, mit Knien an den eigenen Leib gepresst und in einem einfachen Bettlaken gewickelt vor ihnen. Die ersten Untersuchungen vor Ort ergaben, dass der jungen Frau die Brüste abgeschnitten wurden und der rechte Fuß fehlte. Neben diversen weiteren Verletzungen waren das die gravierendsten. Die junge Frau musste außerdem vor ihrem Tod Torturen ertragen haben, die jegliche Menschlichkeit vermissen ließen. Die Arme und Beine wurden so gebrochen, damit diese Stellung, vor dem Tod oder danach, eingenommen werden konnte. Wie sich später herausstellte, war das junge Mädchen kurz vor ihrem Tod noch auf einem Karnevalsball in Frankfurt Sachsenhausen gewesen......

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Jörg Voigt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der MASKENMÖRDER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VORWORT

Johann Meiler war ein liebenswerter Mensch, lebte mit seiner Frau Susanne in Frankfurt und wurde nach erfolgreicher Tätigkeit bei einem Chemieunternehmen in Frankfurt - Hoechst, nach Udine in Italien versetzt. Dort sollte er für das Unternehmen eine Niederlassung aufbauen und neue Kunden akquirieren.

Dieses war für ihn kein Problem, wäre nicht seine Kindheit gewesen, in der er Schreckliches erlebte und dieses nur bewältigen konnte, indem er sich mit seinem zweiten Ich auslebte, wenn dieses durch Situationen hervorgerufen wurde, die er nicht beeinflussen konnte. Seine Persönlichkeitsspaltung wurde für die Familie zur Belastung und endete in einer Katastrophe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

I. Deutschland 1997

 

1.Leben in Frankfurt

 

II. Italien 1998

 

1.Udine und erste Reise nach Venedig

2.Erste Ermittlungen in Venedig

3.Zurück in Udine und Reise nach Bozen

4.Ermittlungen in Bozen

5.Rückfahrt nach Udine

6.Gespräche in Venedig

7.Reise nach Mailand

8.Wieder zurück in Udine

9.Die Kommissarinnen in Venedig

10.Rückfahrt und Ankunft in Bozen

11.Erneute Reise nach Venedig

12.Zurück in Udine

13.Ermittlungen in Venedig

14.Ermittlungen in Mailand

15.Zurück in Udine

16.Ermittlungen Richtung Udine

17.Fahrt nach Frankfurt über München

18.Rückfahrt nach Venedig

 

III. Rückkehr nach Deutschland

1.Frankfurt

2.Köln

3.Düsseldorf

4.Frankfurt

5.Köln

6.Frankfurt

7.Bremen

8.Frankfurt

9.Bremen Karneval in Arsten

 

 

 

I. Deutschland 1997

 

Leben in Frankfurt

 

In Frankfurt entdeckten Spaziergänger vom Ufer aus ein Paket im Main schwimmen.

Der Fluss hatte Niedrigwasser, was ungewöhnlich war für Ende Februar. Aber es hatte wenig geregnet und viel Schnee hatten sie weder in der Mainmetropole noch im nahe gelegenen Taunus schon lange nicht mehr erlebt, was hätte ausreichen können, den Main, um diese Jahreszeit mit genügend Wasser zu füllen.

Dieser Umstand führte dazu, dass das Paket durch die sanfte, verhaltene Strömung an die Oberfläche getragen, mal unter die Wasseroberfläche gedrückt, dann wieder hoch geschwappt wurde, sodass immer ein Teil der seltsamen Fracht gesehen werden konnte. Natürlich nur, wenn von jemanden der Wasserlauf auch beobachtete wurde.

Das war nicht der Fall. Dieser durchweichte Karton, der nicht sauber und fest zusammengeschnürt war, war mit einem zusätzlichen Gewicht versehen, was ihn unter Wasser halten sollte.

Der Inhalt schien leicht zu sein und dadurch seinen eigenen Auftrieb zu haben.

Eigentlich sollte der Behälter versinken und niemals mehr zum Vorschein kommen. So musste es sich der Täter gedacht haben, als er das Paket im Main versenkte.

Als die Männer der Kripo Frankfurt eintrafen, hatten aufmerksame Spaziergänger die große Packung schon an Land gezogen. Nachdem es sich in der Böschung verfangen hatte.

Zum Feststellen der Personalien gingen die Beamten mit den Personen zur Uferböschung hinauf, sodass diese zu den ersten Erkenntnissen keinen weiteren Einblick hatten. Was sich als glückliche Fügung herausstellen sollte.

Die Beamten der Spurensicherung packten den Behälter vorsichtig aus.

Trotz ihrer jahrelangen Erfahrung waren sie schockiert, als sie sahen, was sich in dem Paket befand.

Eine junge Frau, soweit es zu dem Zeitpunkt durch den anscheinend langen Aufenthalt im Mainwasser noch zu erkennen war, lag in einer Fötus Stellung mit Knien an den eigenen Leib gepresst und in einem einfachen Bettlaken gewickelt vor ihnen.

Die ersten Untersuchungen vor Ort ergaben, dass dem Opfer die Brüste abgeschnitten wurden und der rechte Fuß fehlte.

Neben diversen weiteren Verletzungen waren das die gravierendsten.

Die junge Frau musste außerdem vor ihrem Ableben Torturen ertragen haben, die jegliche Menschlichkeit vermissen ließen. Die Arme und Beine wurden so gebrochen, damit diese Stellung vor dem Tod oder danach eingenommen werden konnte.

Wie sich später herausstellte, war das junge Mädchen kurz vor ihrer Ermordung noch auf einem Karnevalsball in Frankfurt Sachsenhausen gewesen. Dieses war für die Beamten offensichtlich, denn am rechten Arm hing ein Kostümärmel getigert und es klebte daran eine Eintrittskarte vom Gasthaus Waldhaus Oberschweinsstiege.

Hammer zu der Zeit noch ein junger Beamter, hatte seine Ausbildung mit Auszeichnung zum höheren Dienst abgeschlossen und war schon deshalb besonders motiviert.

Auch weil er nicht die Verbrechen an sich, sondern das Abgrundtiefe der Menschen erforschen wollte, was diese veranlasste, solche Morde zu begehen. Deshalb nahm er in diesem Fall ebenfalls die Ermittlungen auf, was sich als schwierig herausstellte, denn der vermutliche Todeszeitpunkt lag schon eine geraume Zeit zurück. Also musste er dort anfangen zu ermitteln, wo er vermutete, wo das Verbrechen seinen Anfang hatte.

Daher machte er sich mit einer Kopie der Eintrittskarte auf dem Weg zum ehemaligen Veranstaltungsort des Karnevalsballs, den er schon selbst einmal als Gast besucht hatte. Aber das lag lange zurück. Die Tür zum Gasthaus Waldhaus Oberschweinstiege in Sachsenhausen war geschlossen. Ein Schild wies Kommissar Hammer darauf hin, zum Einlass hinter dem Gasthof zu gehen.

Diesen separaten, zusätzlichen Eingang gleich vorzufinden, war nicht einfach, da das Gelände groß war und die Tafel den Hinweis sich nicht wiederholte. Er wollte schon fluchen, denn wieso setzten diese Leute voraus, dass er es wusste, wo sich der Hintereingang befand, als gerade jemand die Außentreppe am Ende des Platzes herunterkam.

Hammer steuerte sofort auf den jungen Mann zu, stellte sich sogleich vor und fragte, indem er ein rekonstruiertes Foto der ermordeten zeigte: „Und Sie sind, mit wem habe ich das Vergnügen“ „Peter Hauser,“ antwortete er. „Herr Hauser, haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?“.

Der junge Mann schaute sich das Foto an, oberflächlich, war anscheinend nicht sonderlich daran interessiert zu helfen und fragte: „Um was geht es denn?“ Solche Antworten liebte Hammer!

„Sie sollen meine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten, kennen Sie diese Person?“ „Nein habe ich noch nie gesehen.“ Er schaute ihn eindringlich an, so wie er es immer tat, wenn er das Gefühl hatte, nicht für ernst genommen zu werden. „Sind Sie sicher?“ „Ganz sicher und wann soll diese Person überhaupt hier gewesen sein?“ „Anfang Februar auf dem Karnevalsball.“.

Nun merkte der Angesprochene, dass er Hammer nicht abwimmeln konnte, musste sich seinen Fragen stellen und überlegte, was er antworten sollte, ohne zu viel zu sagen, was ihm Scherereien bereiten könnte.

„Das ist schwer zu sagen, denn erstens waren zu dem Zeitpunkt die Gäste überwiegend verkleidet, außerdem war der Laden voll und außerdem liegt die letzte Veranstaltung schon eine geraume Zeit zurück!“

„An welche letzte Veranstaltung waren Sie denn beteiligt und können sich an Einzelheiten erinnern?“.

„Ich,“ das sagte derart lang gezogen, sodass Hammer erwiderte: „Was meinen Sie eigentlich, wen ich hier gerade befrage, nämlich Sie oder sehen Sie hier noch eine andere Person?“ Er war jetzt ungehalten und hoffte, dass er eine Antwort bekam, die er gebrauchen konnte und die zur Aufklärung beitrug.

„Was ist nun, haben Sie das Mädchen schon einmal gesehen?“.

„Mmmmmh, ich bin mir nicht sicher, aber da war eine relativ kleine Frau, die mir auffiel.“ „Wie soll ich das verstehen, kleine Frau?“ „Ja, auf dem Bild ist doch der Kopf so klein.“.

Hammer schaute ihn an und dachte sich was für eine Pfeife, mit der Aussage kann man nichts anfangen. „Haben Sie denn sonst noch etwas Ungewöhnliches festgestellt, außer, dass eine Frau einen kleinen Kopf hatte.“

„Nein, sonst ist mir nichts aufgefallen, außer, dass die Frau ein Tigerkostüm trug, und was ihr augenscheinlich zu groß war.“.

„Das ist ja schon mal was, und was war dann später mit der Kleinen, im Tigerkostüm. Wo ist sie dann abgeblieben?“

„Ich kann es nicht mehr genau sagen, aber wenn ich mich recht entsinne, hat sich die Kleine später am Abend mit einem Gast unterhalten.“ „Das wird ja immer besser,“ antwortete Hammer. „Und was für ein Kostüm hatte der Gast an oder war er ohne, oder haben sie in dem Zusammenhang noch etwas anderes gesehen, oder im Unterbewusstsein registriert?“.

Der merkt nichts, der ist richtig durcheinander, warum muss ich ihm alles aus seiner Nase ziehen, ging es Hammer durch den Kopf. „Natürlich trug der Gast ein Kostüm.“.

„Ja, und was für ein Kostüm?“.

„Ach ja, das sah sogar gut aus, wenn ich mich recht entsinne.“ „Machen Sie es doch nicht so spannend.“

In dem Moment war er drauf und dran seinem Namen alle Ehre zu bereiten, indem er diesem Einfaltspinsel seine Faust wie ein Hammer auf den Kopf schlagen wollte.

Er hielt sich aber schweren Herzens damit zurück.

„Der hatte eine Maske getragen, so eine weiße, wie Porzellan oder aus Plastik sah das aus. Wie nennt man diese Masken aus Italien?“

„Meinen Sie die venezianischen Karnevalsmasken?“

„Ja, genau die meine ich.“

„Und sonst, hatte der Gast ansonsten noch etwas Auffälliges getragen, oder nur die Maske?“

„Nein so `n buntes Kostüm, irgendwie passend zur Maske.“

So wie es aussah hatte der junge Mann ihm alles gesagt was er wusste, sodass Hammer mit den wenigen Einzelheiten, die er sich auf seinen Block notiert hatte, zurück ins Präsidium fuhr. Das, was er in Erfahrung gebracht hatte, reichte nicht aus, um sofort einen Täter zu ermitteln, aber das erwartete er auch nicht, denn die kleinen Anhaltspunkte gehörten bestimmt zu einem Puzzle und vielleicht gibt es dann noch den Kommissar Zufall und er bekommt mit diesen Angaben sein Puzzle zusammen.

Hammer erstellte im Büro seine Ermittlungsberichte. Danach hinterlegte er alle Daten im Zentralcomputer, der seit einiger Zeit zur Verfügung stand, um damit später die Ergebnisse herangezogen werden konnten. Er saß an seinem Schreibtisch, hatte die Akten und den Bericht der Forensik vor sich ausgebreitet und las immer wieder die Einzelheiten seiner eigenen Ermittlungen und die der Kollegen nach. Er kam aber keinen Schritt weiter. Er konnte lange über diesen abscheulichen Fall nachdenken und fand keine genauen Zusammenhänge. Dadurch wusste er im Moment nicht, wo er hätte ansetzen sollen.

Einige Monate versuchte er dann zusammen mit seinen Kollegen etwas Genaues über das Mädchen herauszubekommen. Dabei gingen sie jeden noch so kleinen Hinweis nach, griffen jede Spur auf, schalteten die Medien ein. Selbst bei XY ungelöst, der Fernsehsendung von Eduard Zimmermann, brachten keine neuen Erkenntnisse, sodass sie die Akten als ungeklärt weglegen mussten. Unerledigt bedeutete für ihn nicht, dass er das Verbrechen als unlösbar abgehakt hatte. Der Mord blieb daher weiterhin in seinem Bewusstsein präsent.

Was ihn an dem ganzen Fall besonders störte, war, dass sich bis zu dem Tag, wo sie vorübergehend die Akte schlossen niemand meldete und die junge Frau als vermisst angezeigt hatte. Was blieb war wieder ein mysteriöser, ungelöster Vorgang was Hammer schmerzte, denn solche Vergehen nahm er persönlich.

 

*

Zur selben Zeit, als Michael Hammer zum ersten Mal mit diesem Mord konfrontiert wurde, lass auch Meiler darüber. Wie gefühlt, die gesamten Einwohner Frankfurts, durch die Tageszeitungen von diesem schrecklichen Mordfall Kenntnis bekamen. Und er selbst hatte ein seltsames Gefühl.

Irgendwie hatte er dunkle Vorahnungen, als er das las. Trotzdem konnte er sich das Unwohlsein nicht erklären. Ihm kam das Karnevalskostüm bekannt vor. Obwohl es nicht seinen Geschmack hatte. Er liebte venezianische Masken und die Kostüme dazu. Aber das gefiel ihm nicht.

Aber es war in seinem inneren Präsent, denn er spürte eine gewisse Verbindung zum Täter und er wusste nicht, wie er sich das erklären konnte.

Lag es daran, dass er in jungen Jahren seine Eltern verloren hatte. Zeitweilig sah er vor seinem inneren Auge, dass er die Ermordung miterlebt hatte, aber auch das konnte er nicht greifen, nicht realisieren. Er wusste nicht was es zu bedeuten hatte. Hatte er es selbst gesehen oder war es ein anderer? Er wusste es nicht.

Das Gefühl, den Mörder zu kennen, konnte er sich nicht erklären und vor dem Unbekannten hatte er Angst und dieses Zwiespältige machte ihn unruhig. Sobald diese Unruhe aufkam, konnte er sich nicht bremsen. Dann musste er los, auch das Verhalten endlich in den Griff zu bekommen.

Bei allen schrecklichen Ereignissen, die er in der Zeitung las, holte ihn dieses zwiespältige Empfinden allerweil wieder ein, dass er sich mit seiner Frau Susanne besprach. Im ersten Moment blickte sie verschreckt, wurde dann aber in ihrem Gefühl bestätigt, dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmte, auch sie spürte seine immer wiederkehrende Unruhe, sodass sie ihn aufforderte, endlich einen Neurologen aufzusuchen. „Du musst mitkommen, wenn ich zu diesem Neurologen hingehe,“ sagte er und war einverstanden, als seine Frau aufzeigte sich darum zu kümmern.

Der Neurologe Dr. Eisenbarth, den sie wenige Tage nach ihrem Gespräch aufsuchten, war eine Kapazität auf dem Gebiet des Themas multiple Persönlichkeit, untersuchte ihn, stellte Fragen zu seiner Vergangenheit und erklärte ihm dann, dass er sich das alles allein einbilde und er, wenn überhaupt, nur eine geringe Tendenz dieser Krankheit bei ihm sehe.

Als er das hörte war für ihn die Angelegenheit abgeschlossen und war beruhigt, dass der Arzt ihm das Gegenteil zu seinem Empfinden diagnostizierte.

Susanne hingegen gab sich mit dieser Diagnose nicht zufrieden, denn sie hatten Anfang des Jahres geheiratet und erst seit einigen Wochen diese zeitweiligen, unerklärlichen Veränderungen festgestellt. Wäre er nicht zu ihr gekommen, hätte sie dem keine Bedeutung beigemessen. Aber so wollte sie sein Verhalten längst ergründen.

Im Gegensatz zu ihrem Ehemann, hatte sie, der die Gestaltung ihrer beider Zukunft ihr überließ, schon ihre eigene Vorstellung davon. Zumal sein Arbeitgeber, der Chemiekonzern in der Nähe von Frankfurt, vorhatte ihn nach Italien in den Raum Udine zu versetzen.

Bevor sie diesen Schritt beabsichtigte mit ihm gemeinsam gehen zu wollen, hatte sie vor sich über den genauen Zustand ihres Mannes eine andere Meinung einzuholen.

Aber vorher hatte sie die Absicht, ihn in einem passenden Augenblick auszufragen.

Denn sie selbst studierte Psychologie und Soziologie an der Uni in Frankfurt und brachte daher bereits einiges Wissen darüber mit.

Anfänglich wollte er ihr nicht von seiner Kindheit berichten, denn zu sehr war diese immer noch wie ein Schatten in seinem Gedächtnis und beeinflusste sein Handeln im Unterbewusstsein.

Mit einer Flasche Merlot Rotwein saßen sie eines Abends am Esstisch,

in einer Ecke ihres Wohnzimmers.

So wie sie es öfters nach Feierabend taten, um abzuschalten.

Daher nahm sie die Gelegenheit wahr und sprach ihn auf seine Kindheit an, weil es außerdem schon eine Zeit lang her war, dass sie einen Neurologen aufsuchten.

Nach kurzem Zögern hatte er sich schließlich überreden lassen, ihr von seiner Kinderzeit einiges preiszugeben.

In dem Moment war sie erleichtert, als er sich damit einverstanden erklärte, indem er nur nickte.

Sie schenkte ihn ein weiteres Glas Wein ein, bevor er dann anfing mit stockender Stimme zu erzählen.

„Weißt Du Susanne, ich war gerade mal vier Jahre und meine Eltern und ich lebten in der Nähe von Monschau in der Eifel, in einem Einfamilienhaus, am Waldrand.

Und irgendwann, ich weiß nicht mehr, ob es Herbst oder Winter war, aber es war dunkel und kalt, als es an unserer Haustür schellte. Eines weiß ich aber noch ganz genau. Ich sehe es deutlich vor mir.

Meine Mutter hatte noch gekocht. Daher stand ein Kochtopf mit kochend heißer Suppe auf dem Herd.“

Er überlegte angestrengt, das war nicht zu übersehen und schaute sie an.

Die Augen hatte er aus heiterem Himmel weit aufgerissen und vermittelte ihr damit den Eindruck, als wenn er versuchte in sich hineinzuschauen.

Dann, nach einem elend langen Moment, sprach er weiter, als wenn er einen dicken Klos im Hals hatte.

„Meine Mutter ging zur Tür,“ ihm stocke abermals der Atem,

„und öffnete die Haustür. Und im selben Augenblick hörte ich einen unterdrückten Schrei von ihr.“.

Er drehte sich um, schaute nach draußen, an seiner Frau vorbei, die mit dem Rücken zum Fenster stand, in die Dunkelheit Frankfurts, denn sie wohnten in Westend und sagte zögerlich, als wenn es ihn belastete: „Ich sah nur noch, wie sie rückwärts zur Küche gedrängt wurde. Dort wo ich mich aber aufhielt.“

Er machte wieder eine Pause, überlegte krampfhaft.

„Instinktiv hatte ich mich unter den Tisch versteckt, den meine Mutter zum Glück mit einer langen Decke abgedeckt hatte. In dem Moment, wo ich unter dem Tisch verschwunden war, kam mein Vater in die Küche gestürmt, denn er hatte oben auf dem Dachboden gearbeitet und das Klingeln ebenfalls gehört. Und irgendwie musste er gesehen haben, was geschehen ist, und er musste die Frau gekannt haben, ich weiß es nicht mehr genau. Die fremde Frau trug so eine italienische Maske und weiße Handschuhe und ein Kostümoberteil, wie es in Venedig getragen wird. Jedenfalls hat er die Frau angeschrien, sie angebrüllt, sie solle meine Mutter zufriedenlassen.“

Johann war wie befreit, als er ihr das endlich mitteilen konnte was er als kleines Kind erlebt hatte und ihn immer noch belastete.

So wie er sie anschaute, schien er abwesend.

Er machte den Eindruck, als wenn er sich nicht mit ihr zusammen am Tisch befand, sondern dass damals Geschehene gerade von Neuem durcherlebte.

Urplötzlich schüttelte er sich ein wenig und fing abermals an zu berichten:

„Die Frau, die von meinem Vater mit Angelika angeschrien wurde, trug außerdem am rechten Fuß eine Kette, mit einem Totenkopf dran.

Der sah so hässlich aus, dass ich mich heute noch ekeln muss.“.

Er schüttelte sich erneut und sagte wie weggetreten: „Den Anhänger werde ich nie vergessen.“

Er blickte wie sich geistesabwesend, als wenn er in ihrer eigenen Wohnung fremd war, um, musterte dabei die Wände genau, schaute sie seltsam dreinblickend an, bevor er weitererzählte:

„In dem Moment, wo mein Vater diese Angelika dann angreifen wollte, schubste sie meine Mutter absichtlich, die rücklings gegen den Herd schlug, auf dem die heiße Suppe stand.“

Susanne schaute ihn an, wartete einen Augenblick, bevor sie ihn fragte: „Und wie ging es dann weiter?“.

„Na ja,“ sagte er. Und dann als wenn es das Logischste auf der Welt wäre, sprach er mit einem Mal weiter:

„Der Suppentopf stürzte mit so viel Schwung herunter, dass mir die Suppe über den Rücken lief. Ich wollte noch wegspringen, habe es aber nicht geschafft.

Ich schrie auf. Daran kann ich mich noch deutlich erinnern. Und plötzlich war es dunkel. Bis ich später im Krankenhaus aufgewacht bin.

Diese Angelika hat man nie gefunden. Ich habe diese Frau bis heute nicht vergessen. Die dieses Unglück, das Unglück meiner Kindheit, heraufbeschwor.“.

Susanne schaute ihren Mann an und konnte sich nun erklären, warum er immer wieder so komische Anwandlungen hatte, wenn es um heiße Sachen ging.

Er liebte es nicht, wenn heißer Kaffee oder Tee auf dem Tisch stand. Und heiße Suppen verweigerte er sowieso.

„Und wie ging es dann weiter als du aus dem Krankenhaus raus konntest?“

„Später, nachdem meine Verletzungen abgeheilt waren, kam ich zu meiner Schwester nach Köln. Als ich 12 Jahre alt war, erfuhr ich endlich was damals geschehen ist. Bis dahin hatte man mir das verheimlicht. Ich habe es auch nur erfahren, weil mir ein Zeitungsartikel in die Hände gefallen ist.“

Sie schaute ihn mit ungläubigen Augen an: „Jetzt weiß ich auch, warum du diese Verletzungen am Rücken und den Oberarmen hast und warum du mir nie erzähltest wie die da hingekommen sind.“.

Als sie das sagte, spürte sie abermals, wie ihn die Vergangenheit einholte. „Und willst du mir nicht auch erzählen, was dann mit deiner Mutter passiert ist?“

Er antwortete ihr darauf nicht. Er war anscheinend nicht dazu in der Lage. Stand auf, ging an den Wohnzimmerschrank und holte den besagten Zeitungsbericht von damals hervor. Dann reichte er ihr diesen mit den Worten: „Lese selbst. Denn ich kann es bis heute nicht schildern und werde es auch nie überwinden können.“.

Sie nahm ihm den Zeitungsausschnitt einer großen deutschen Boulevardzeitung ab, um den Artikel zu durchsehen.

Was sie las, verschlug ihr den Atem.

… Die junge Frau und Mutter Karin M. verschwand 1977 spurlos, nachdem man sie in ihrem Haus, zusammen mit ihrem Mann und Sohn überfallen hatte. Das Kind wurde damals so schwer verletzt und scheidet daher als Zeuge aus. Der Ehemann ist nach wie vor spurlos verschwunden und es gibt keine Anhaltspunkte dazu. Vielleicht hat man jetzt eine neue Spur, denn es wurde der Schädel von Karin M. an einer Felswand gefunden. Überraschend stießen sie bei Sanierungsarbeiten auf die Reste eines Menschen. Einen Schädel, einige Knochen. Auch eine Kette mit dem Aufdruck Lothar und Johann ...

Die Untersuchungen ergaben einwandfrei, dass es sich dabei um die vermisste handelte.

Den Zeitungsausschnitt packte sie wieder auf den Tisch, als sie diesen gelesen hatte. Sie musste mehrmals tief durchatmen und legte Johann den rechten Arm über die Schulter.

„Und hat man Deinen Vater Lothar, bisher nicht gefunden?“.

Dabei schaute sie ihn an, denn er hatte ihr immer wieder gesagt, dass sein Vater seine Frau verlassen hatte. Niemals hatte er auf ihre Fragen richtig geantwortet. Nun konnte sie ihren Mann verstehen.

Johann schüttelte nur den Kopf. Ihr war klar, was er damit sagen wollte.

„Und gab es denn in Köln bei deiner Tante noch irgendwelche Dinge, die Dich von damals belasten?“, wollte Susanne noch weiter in ihn dringen, um nachzuforschen. Denn das konnte nicht alles sein was ihn belastete.

Nach ihren vielen Fragen war er wie weggetreten, reagierte nicht mehr, egal was sie auch versuchte.

Nach einer geraumen Zeit unterhielt er sich mit ihr, wie verwandelt über Italien, ihr nächstes gemeinsames Lebensumfeld. Dabei hatte sie den Eindruck, als wenn er das Vorgefallene schon wieder ausblendete, verdrängte.

Er redete kein Wort mehr mit ihr darüber, stellte sich nicht seiner Vergangenheit. Und das wird das Problem in seinem zerstörerischen Verhalten sein, ging es ihr dabei durch den Kopf.

Der Arzt hatte nichts Gravierendes herausgefunden, obwohl er ihren Mann eingehend untersucht hatte. Für sie war das unbegreiflich, daher musste sie es selbst klären. Sie war es ihrer Beziehung schuldig.

Susanne wurde bereits erwartet als sie die Arztpraxis von Dr. Guido Eisenbarth betrat.

Wenige Tage nach dem Gespräch mit ihm, hatte sie diesen Termin vereinbart und wollte sich mit dem Neurologen über ihren Ehemann unterhalten. Sie wollte wissen, ob er sich nicht geirrt haben könnte, wenn sie ihm seine Vergangenheit schilderte, denn sie sah schon die Möglichkeit, dass ihr Mann unter einer gespaltenen Persönlichkeit litt.

Immerhin hat sie 6 Semester Soziologie und Psychologie studiert. Obwohl sie das Studium bisher noch nicht abgeschlossen hatte, wusste sie trotzdem, wohl nur theoretisch, über diese Krankheit Bescheid.

Sie wollte auf keinen Fall, die Kompetenz des Arztes anzweifeln. Dennoch war ihr bekannt, dass Menschen wie er, häufig unkontrolliert in ihren Persönlichkeiten hin – und her wechselten.

Und genau das ist ihr aufgefallen, als Johann aus seiner Kindheit erzählte. Sie konnte sich auch irren. Aber das würde sich zeigen, wenn sie ihn befragte hatte.

Das Gespräch mit dem Arzt, dass einige Zeit in Anspruch genommen hatte brachte sie nicht weiter. Anfänglich fühlte er sich sogar von ihren Einschätzungen düpiert. Bis er endlich begriff, dass dieses nicht der Grund ihres Besuchs war. Sondern es nur darum ging, dass das seltsame Verhalten ihres Mannes ihr Sorgen bereitete.

Eisenbarth, eine bekannte Koryphäe in Frankfurt, hatte auf dem Gebiet der Bewusstseinsspaltungen, seine feste Überzeugung, dass dieses Muster, so wie sie es schilderte, bei ihrem Ehemann nicht in Betracht käme. Nach seiner Einschätzung passte sein Verhalten nicht zu einer Multiple Persönlichkeitserkrankung. Den Grund dazu, dieses zu diagnostizieren, konnte er nicht erkennen.

Sie verstand seine Argumentation nicht, noch dazu Johann ein traumatisches Erlebnis als Kind hatte und derartiges zu einer Persönlichkeitsspaltung führen konnte. Für sie war es daher naheliegend.

Auch was der Arzt ihr zu dieser Krankheit im Allgemeinen berichtete war ihr unheimlich. Es kam ihr daher schlimmer vor als das momentane Verhalten ihres Mannes zu dem Zeitpunkt des Gesprächs. Deshalb hoffte sie inständig, dass es sich bei Johann nicht so entwickeln würde.

Vielmehr hatte sie den Eindruck, dass seine Darstellungen viel mehr dazu führen sollten, sie nicht weiter zu beunruhigen.

Daher schaute sie ihn mit einem fragenden Blick an, den er durchaus deuten konnte. Sodass es ihm klar war, dass sie ihm nicht glaubte. Dadurch setzte er seine Erklärungen fort, indem er sagte:

„Patienten mit gespaltener Persönlichkeit besitzen für jedes ihrer beiden "Ich", auch noch weitere wären möglich, eigene Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn. Je nachdem, welche Persönlichkeit gerade im Vordergrund steht, werden Eindrücke von unterschiedlichen Hirnregionen verarbeitet. Und das Erschreckende, jedes Ich weiß nichts vom anderen.“.

Nachdem er es so deutlich ausführte, was alles sein könnte und sie immer noch den Eindruck machte, als wenn sie zweifelte, sagte er zum Ende ihres langen Gesprächs:

„Sollten sie irgendetwas abnormales im Verhalten ihres Mannes feststellen, melden sie sich ruhig wieder bei mir, dann müssen sie mit ihm zusammenkommen, machen sie vorher wieder einen Termin und ich werde ihn weiteren Tests unterziehen.“.

Sie schaute ihn erneut fragend an und sagte ihm unverblümt, was sie für einen Eindruck von seinen Darstellungen hatte: „Ich weiß es nicht, ob es so richtig ist wie sie es schilderten. Denn ich lebe mit ihm zusammen und merke seine zeitweiligen Veränderungen. Und außerdem beabsichtigen wir nach Italien zu übersiedeln.“.

Eisenbarth konnte sie in dem Moment anmerken, dass er so etwas von seinen Patienten oder deren Angehörigen nicht gewohnt war. Dass diese seine Diagnosen, seine Fachkompetenz anzweifelten, sogar widersprachen. Er knirschte daher mit den Backenknochen und versuchte seine Verärgerung nicht ins uferlose steigen zu lassen. Dennoch sagte er mit einem erkennbar unfreundlichen Ton in der Stimme:

„Das machen Sie ruhig, denn ein Ortswechsel wirkt so manches Mal wunder. Und wenn noch etwas sein sollte, melden sie sich ruhig noch mal. Gerne können sie auch einen anderen Neurologen aufsuchen und eine zweite Meinung einholen.“.

Nun war Susanne es, die sich über so viel Überheblichkeit ärgerte und erwiderte: „Das werde ich auch tun.“. Drehte sich um und verließ die Praxis.

Das Gespräch beim Neurologen hatte sie in keiner Weise beruhigt, denn das Verhalten ihres Mannes ängstigte sie nach wie vor. Aber dennoch verdrängte sie das Problem mit der Aussage vom Arzt, dass bei ihrem Ehemann keine Auffälligkeiten festgestellt werden konnte.

Sie selbst hatte aber das Gefühl, wenn sie weiter nachforschen würde, ihren Mann mit ihren Erkenntnissen nur noch zu schaden. Und das wollte sie schon gar nicht. Und verdrängte ihr Empfinden.

Außerdem konnte sie sich eine gespaltene Persönlichkeit bei ihrem Mann vorstellen und dann wieder nicht, wenn sie an das Gespräch dachte.

Und gleichzeitig war sie der Meinung, dass ihr das prognostizierte Verhalten bestimmt deutlicher aufgefallen wäre.

Also, wenn sie alles gegeneinander abwägte, empfand sie es als richtig, ihr eigenes Empfinden zu unterdrücken. Daher hatte sie nicht weiter das Verlangen, darüber nachzudenken. Auch deshalb nicht, weil sie meinte, alles unternommen zu haben, was ihm von ärztlicher Seite hätte helfen können.

Aber wenn der Arzt schon sagt, dass keine Therapie oder was immer an Anwendungen erforderlich sind, dann ist es ebenso und sie wollte nicht das Gegenteil beweise. Und erst recht nicht bei ihrem Ehemann.

Hinzu kam, dass er es ihr übel nahm, je länger sie mit ihm über sein Verhalten sprach.

Immer wieder hatte er das Argument, dass sie versuchte, ihn etwas anzuhängen, was er selbst gar nicht empfand.

Also hakte sie das Thema ab. Denn sie wollte sich mit diesen Gedankengängen nicht länger befassen.

Einige Wochen nach dem Besuch beim Arzt gingen sie beide ihren Beschäftigungen nach. Sie besuchte ihre Studiengänge. Mit Eifer widmete sie sich der Psychologie. Johann selbst ging seinen Aufgaben beim Chemieunternehmen in Hoechst nach.

Eines Abends nach Feierabend sagte er dann nicht unerwartet für sie:

„Susanne, ich hatte dir ja einmal davon berichtet, dass wir nach Italien können. Dort bekomme ich den gleichen Job wie hier in Deutschland. Aber mehr Geld. Ich habe zugesagt, da wir beide uns ja schon vor Monaten darüber unterhalten hatten und uns einig waren.“

Susanne schaute ihren Mann ungläubig an, denn darüber hatten sie seit Wochen nicht mehr gesprochen, und somit geriet auch dieses Thema bei ihr in Vergessenheit. „Aber,“ als sie das sagte verzog Johann das Gesicht, freute er sich auf Italien. Gleichzeitig spürte er irgendetwas in seinem Unterbewusstsein, was ihn an Venedig reizte. Auf den Karneval, auf die damit verbundenen Kostüme und Masken, ließen ihn innerlich jubeln, ohne, dass seine Frau etwas davon bemerkte.

„Was bedeutet das Wort, aber, bei dir?“.

Die Stimme ließ sie erschaudern, denn so grimmig hatte sie diese bei ihm, wenn etwas infrage gestellt wurde, noch nicht wahrgenommen.

Sie zögerte, ihm das zu sagen was sie empfand. Denn sie wollte im Moment nicht mehr nach Italien, da sie die Absicht hatte erst einmal ihr Studium zu Ende zu bringen.

Dennoch antwortete sie schmallippig: „Und ab wann?“ „Ende November,“ war seine knappe Antwort.

Als er das sagte, blickte er in das Gesicht seiner Frau und es war nicht zu übersehen, dass sie mit den Tränen kämpfte.

Er hingegen lächelte sie nur an.

Sie war verärgert, dass es so schnell gehen sollte, auch darüber, dass er einfach mir nichts dir nichts zugesagt hatte, ohne nochmals mit ihr zu sprechen.

Sie überlegte, was mit ihrem Studium passieren sollte und dass sie nicht einmal mehr die Weihnachtszeit in Frankfurt verbringen würden. Sie war sauer über sein Verhalten.

Es war zu viel für sie, stand vom Abendbrottisch auf und rannte raus in die Schlafstube. Dort lies sich aufs Bett fallen.

Bevor sie weitere Überlegungen anstellen konnte, musste sie sich erst einmal ausheulen.

Als sie erwachte, sah sie, dass ihr Mann zum ersten Mal, seitdem sie zusammen waren, nicht zu ihr ins gemeinsame Schlafzimmer gekommen ist.

Er hatte auf dem Sofa im Wohnzimmer übernachtet und bereits die Wohnung, ohne sie zu verständigen verlassen und war zu Arbeit gegangen.

Sie hatte schlecht geschlafen. Nicht einmal das lange Heulen hatte sie so erschöpft, dass sie hätte durchschlafen können. Immer wieder wurde sie wach, hatte sich gewälzt, von einer Seite auf die andere gedreht und darüber nachgedacht, wie es mit ihnen weitergehen sollte.

In den frühen Morgenstunden, als sie sich eine Zeit lang im Bett unruhig hin und her wälzte, bevor sie dann aufstand, hatte sie sich überlegt was das Beste für beide wäre.

Sie kam zu der Einsicht, dass es für ihren Mann vielleicht doch besser wäre, eine neue Aufgabe in einem neuen Umfeld zu übernehmen.

Außerdem würde er damit Abstand von dem bisher Geschehenen gewinnen.

Obwohl sie anfänglich mit dieser Veränderung in ihrem Leben haderte, hatte sie sich dann mit seiner Entscheidung abgefunden. Sie wollte auch für sich das Beste draus machen. Und für ihr Studium, waren ihre Gedanken, wird sie eine Lösung finden. Ihren Sinneswandel zum Vorabend, konnte sie ihm am Morgen nicht mehr mitteilen.

 

 

II. Italien 1998

 

1. Udine und erste Reise nach Venedig

 

Lange hatte es nicht gedauert, dass sie sich nach ihrem Umzug im Spätherbst des vergangenen Jahres in ihrem neuen Wohnort bei Udine im Herzen Friauls eingelebt hatten.

Die italienische Sprache zu erlernen, war für sie eine Selbstverständlichkeit, sodass sie schon nach kurzer Zeit Freunde fanden, mit denen sich zumindest Susanne regelmäßig traf und sich aussprechen konnte.

Für Johann Meiler selbst war beides nicht so wichtig, da er anfänglich mehr auf seine Arbeit konzentriert war und dort sprachen sie deutsch und englisch. Italienisch brauchte er nur, wenn er sich persönlich um etwas kümmern musste, sodass er sich damit Zeit ließ, hinzukam, dass er ausreichend Gelegenheit bekam, sich einzuarbeiten und dadurch auf die Kunden vorbereitet wurde. Dieses reichte ihm dann aus, sich zu verständigen, um seine Produkte anbieten zu können.

Seine Frau brauchte Freundinnen, um sich wohlzufühlen. Noch dazu sich schon vor ihrem Umzug nach Italien der langersehnte Kindernachwuchs angekündigt hatte.

Ihr Liebesleben war daher unter der warmen Sonne in den einsamen Gegenden des Friauls für Susanne zu einem begrenzten Genuss geworden. Wenn er sie aufforderte, dass sie sich ihm in der Einsamkeit hingeben sollte, hatte sie ihre Bedenken und sie zögerte.

Er hingegen liebe derartiges Beisammensein. Denn er hatte sich zu ihrer Überraschung verändert. Er war nicht mehr zärtlich bei ihrer Vereinigung in der Natur. Als es ihr eines Tages zu rabiat wurde, sprach sie ihn dazu an. Was er damit abtat, dass es gar nicht schlimm war und so ein bisschen Fesselspiele im Wald könne sie auch noch in ihrem Zustand aushalten. Dabei grinste er derart abstoßen, dass sie ihn ein weiteres Mal nicht wiedererkannte.

„Ich will das nicht mehr,“ sagte sie ihm unmissverständlich. „Dir ist schon bewusst, dass ich ein Kind bekomme.“.

Mit einem Mal schaute er sie grimmig an und schlug ihr unvermittelt mit der flachen Hand ins Gesicht. So heftig, als wenn er es nicht selbst gewesen wäre und entschuldigte sich sofort.

Entsetzt über sein Verhalten, schaute sie ihn an, denn das kannte sie nicht von ihm und sie ahnte Schlimmes.

In dem Moment, wo er so vor ihr stand, wurde sie an die Worte vom Neurologen Dr. Eisenbarth erinnert.

Dass diese Veränderungen ihr gegenüber zeitweilig auftreten könnten.

„Das machst du nicht noch einmal.“.

„Was?“

„Frag nicht so scheinheilig, du hast mich geschlagen.“

„Du spinnst doch.“

Johann drehte sich um und ging zum Auto und ließ sie im Wald zurück.

Der Weg nach Hause war Gott sei Dank nicht allzu weit, den sie nun selbst zurücklegen musste. Die Wochen vergingen, sie redeten über den Vorfall nicht mehr, hatten aber auch keinen körperlichen Kontakt seitdem, was ihr sogar ganz recht war, denn sie hatte zeitweilig Angst vor ihrem Mann.

Er benahm sich so unterschiedlich. Manchmal hatte sie das Gefühl, als wenn sie ihn vom Verhalten her nicht kannte. Dennoch sprach sie ihn dazu an.

Was er daraufhin nur lächelnd mit den Worten abtat:

„Du stellst Dich an, was du immer hast.“.

Eines Abends, Johann kam später von der Arbeit nach Hause, sagte er zu ihrer Überraschung: „Am Montag kommender Woche fahre ich nach Venedig.“.

Sie glaubte sich verhört zu haben. Denn das war genau der Moment, wo sie ihn nicht kannte und vor fürchtete.

„Beruflich oder wir beide?“ Fragte sie ihren Mann mit erwartungsvoller Stimme. „Nein nur ein wenig beruflich. Das wird mehr eine Urlaubsreise und du weißt ja, ich liebe den Karneval und den Beginn des Karnevals möchte ich zum ersten Mal in Venedig miterleben.“

„Du hast die Frage nicht ganz beantwortet Johann.“ Er sah sie an, wusste wo sie drauf hinauswollte, und tat trotzdem so, als wenn er es nicht begriffen hätte und erst überlegen musste.

„Doch, ich nehme Dich mit, wenn man so sagen will, euch beide,“ erwiderte er dann, kam auf sie zu und wollte sie küssen. Susanne drehte den Kopf weg, fühlte sich nicht wohl in seiner Nähe, was sie sich nicht erklären konnte.

Sie war froh, nicht allein in Udine zurückbleiben zu müssen und freute sich trotz seines seltsamen Verhaltens auf Venedig. Die Stadt kannte beide noch nicht, hatte aber von ihren italienischen Freunden schon viel darüber gehört.

Außerdem war es wenige Tage vor Aschermittwoch. Zur Karnevalszeit soll diese Stadt alles bisher Bekannte übertreffen.

Und sie freute sich darauf, in Venedig shoppen gehen zu können, denn

von den alles übertreffenden Boutiquen hatte sie gehört. Auch wenn es ihr klar war, dass sie nicht alles mehr würde tragen können, denn man sah sehr deutlich, dass sie Nachwuchs erwartete. Trotz alledem wollte sie sich Venedig und den modischen Chic nicht entgehen lassen.

Außerdem war sie doch froh bei ihrem Mann zu sein. Dieses Gefühl konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären.

Denn Gleichzeitig machte sie sich im Unterbewusstsein immer wieder Sorgen über den Gemütszustand ihres Mannes. Denn in den letzten Wochen zeigte er überdeutlich seltsame Reaktionen.

Nachdem sie erst am späten Vormittag in Venedig eintrafen, weil die Fahrt über die Autostrada ungewöhnlich lange dauerte, war sie froh, als sie endlich ihr Hotel, direkt an der Rialto-Brücke erreichten.

Intensiv schien die Sonne durchs Fenster, wärmte das Zimmer auf, sodass sie das Hotelfenster zur Rialtobrücke öffnete und das bunte Treiben der vielen Touristen beobachten und auch hören konnte.

Einzelne Worte, die sie aufschnappte, wiesen bereits auf die anstehende Eröffnung des Karnevals hin.

Ihr Mann selbst hatte das Zimmer früh verlassen, und begründete dieses damit, dass er erst einmal Besorgungen machen müsste.

Ob sie mit wolle hatte er sie zu ihrer Verwunderung nicht gefragt, sodass sie

sich selbst auf den Weg machte, die Stadt zu erkunden.

Sie lief ziellos durch kleine Gasse, die durch den anstehenden Karneval hoffnungslos überfüllt waren. Daher ließ sie sich durch den Strom der Menschen mittreiben.

Dabei wurde sie hin und her geschubst. Einige Personen hatten schon die obligatorischen venezianischen Karnevalsmasken auf und meinten sich auch rüpelhaft benehmen zu können, weil sie nicht zu erkennen waren.

Es war für sie eine Strapaze, sodass sie froh war, als sie endlich den Trubel entkommen konnte, indem sie in eine Gondel in der Nähe ihres Hotels stieg.

Dabei war es ihr egal, wie lange die Fahrt dauerte. Denn sie hatte den freundlich dreinblickenden Gondolieri erklärt, dass sie kein bestimmtes Ziel hatte. Hauptsache sie musste sich nicht mehr durch den Trubel der Touristen kämpfen und konnte ihren Gedanken nachhängen.

Die einzelnen Sehenswürdigkeiten, die Durchfahrten unter den Brücken, und allen voran die Rialtobrücke beruhigten ihre Nerven derartig, dass sie die Zeit ganz vergaß.

Als spät nachmittags die Fahrt mit der Gondel endete und sie ins Hotelzimmer zurückkehrte, war Johann bereits zurück.

„Wo warst du denn?“ Fragte er mit gereizter Stimme. Sie dachte gar nicht daran, klein beizugeben und antwortete:

„Dasselbe kann ich dich auch fragen. Denn du bist einfach gegangen, hattest nichts gesagt, wohin du gehen wolltest. Und hattest mich auch nicht gefragt, ob ich mitwollte. Ich hatte das Gefühl, dass es Dir egal war, was mit mir ist. Folglich habe ich mir selbst die Stadt angesehen.“.

Johann schaute seine Frau an und vermittelte ihr den Eindruck, als wenn er nicht so recht verstand, was sie von ihm wollte, was sie überhaupt bemängelte.

Er ging daher nicht weiter drauf ein, sagte jedoch:

„Ich habe mir lange Kostümhandschuhe und eine venezianische Maske gekauft, mit denen ich zum Karneval gehe. Das hat einige Zeit beansprucht.“

„Und was willst du mit so viel Handschuhe, hätte nicht ein Paar gereicht,“ fragte Susanne, als sie sich das Paket näher ansah.

„Das sind ja 20 Paar, wann willst du die denn alle überstreifen und wie viel Bälle willst Du besuchen.“

Susanne schaute ihn durchdringend an, sah aber, dass er grübelte und es nicht begriff.

„Ach, das werden wir dann sehen,“ war seine lapidare Antwort.

Je länger sie darüber nachdachte, empfand sie es schon verwunderlich, dass er sie die ganze Zeit über nicht einmal fragte, ob sie zum Karnevalsball mitkommen möchte.

Daher erkundigte sie sich beim Abendessen beiläufig, um ihn nicht in die Enge zu treiben:

„Wann gehen wir denn zusammen zu welchem Ball?“.

Diese Frage hatte ihr Mann anscheinend erwartet, denn er reagierte prompt, indem er unverzüglich antwortete:

„Ich gehe heute Abend zur Veranstaltung auf den Marcus Platz. Und da ist es zu voll, dass ich dich besser nicht mitnehme.“.

Susanne dachte sie hörte nicht richtig und erwiderte: „Und was soll ich heute Abend machen, wenn du nicht da bist? Soll ich hier allein im Hotel sitzen und auf dich warten?“.

„Ja, das musst Du dann wohl,“ war seine kurze Antwort.

Nachdem er das sagte, hatte sie noch einmal versucht ihn umzustimmen, sie mitzunehmen. Aber er dachte gar nicht daran. Als er in aller Ruhe noch sein Karnevalskostüm anzog. Die venezianische Maske aufsetzte, die Handschuhe zum Schluss überstreifte.

Sie hatte ihn aufmerksam beobachtet, wie er sich sichtbar gedankenverloren für den Abend rüstete und an nichts anderes mehr dachte. Ihr reichte es einfach nur dazusitzen und sagte daher:

„Dann fahre ich heute noch nach Udine zurück.“.

„Das wagst du nicht,“ waren seine letzten Worte.

Er bekam von ihr keine Erwiderung. Und als er das Zimmer verließ, war er ein anderer. Er war Nathan, sein zweites Ich.

 

Nachdem er frühmorgens in sein Hotelzimmer zurückkehrte, suchte er seine Frau vergeblich. Sie war tatsächlich am späten Abend noch abgereist.

Was er in dem Augenblick, als er das gewahr wurde, nicht als störend empfand, wenn er an die letzte Nacht zurückdachte.

Aber was zwischen ihm und seiner Frau vorgefallen war, daran konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern. Trotzdem dachte er immer wieder an seine Ehefrau. Dabei war es ihm unerklärlich, warum sie abgereist war.

Bevor er sich aber weiter den Kopf über das seltsame Verhalten von ihr zerbrechen wollte, musste er sich erst einmal richtig ausschlafen.

Danach kann er immer noch überlegen, ob auch er abreist. Damit seinen kurzen Urlaub abbricht und versucht seine Frau zu besänftigen. Gleichzeitig war er sich nicht darüber im Klaren, ob das überhaupt notwendig sein würde.

 

2.Erste Ermittlungen in Venedig

 

Commissario Berlusconi, nicht verwandt mit dem Politiker, konnte es nicht fassen, als er die junge Frau am Geländer der Rialtobrücke gefesselt hängen sah.

Sie trug ein venezianisches Kostüm, ein langes Kostümkleid mit tiefem Dekolleté, was nicht mehr prall ausgefüllt war. Es schauderte ihm, je intensiver er die Frau betrachtete.

Trotzdem forderte seine Kollegin von der Spurensicherung, Maria Antonella, ihn auf, sich die Tote näher anzusehen. Sie wusste ganz genau, dass er solche Gewalttat nicht abkonnte. Verbrechen, die in seiner Stadt Seltenheitswert hatten. In dem Moment, als sie ihn aufforderte, hätte er sie verfluchen können.

„Commissario, schauen sie sich doch einmal die Tote an, da ist aber jemand sehr sadistisch zu Werke gegangen.“

Berlusconi, schaute sich die Tote an. Das war nicht einfach für ihn. Obwohl sein Beruf dieses von ihm verlangte, packte ihn jedes Mal das Grauen. Und wenn es noch länger dauerte kam das unkontrollierte Würgen hinzu. So auch in diesem Fall. Nur gut, dass unter ihnen der Kanal war.

„Was haben Sie Berlusconi, soll ich Ihnen lieber einen Bericht zusenden oder sie kommen dann in die Forensik, wenn ich fertig bin mit Leichenbeschau.“.

Ohne weiter darüber nachzudenken, war er mit dieser Entscheidung einverstanden.

Nachdem er den Bericht der Forensik erhielt, saß er am späten Nachmittag ungestört in seinem Büro.

Es war zu wichtig, sodass er keinen Augenblick mehr zögerte und fing geradewegs an zu lesen. Das was er da gewahr wurde ließ seine Nackenhaare sofort zu Bergestehen.

 

… …Todeszeitpunkt circa 1 Uhr morgens. Die Tote ist unbekannt, hatte keine Papiere dabei, sodass auf eine Vermisstenanzeige gehofft werden muss, um den Namen des Opfers ermitteln zu können. Der Abgleich der Fingerabdrücke in der Datei, hatte bisher keine Hinweise auf die Herkunft der Getöteten erbracht. Todesursache: Die junge Frau, ungefähr 20-25 Jahre, wurde mit einem langen venezianischen Handschuh erdrosselt. Dieser trug die Nummer 1.

Bei dem Handschuh handelte es sich um ein Massenprodukt nur für die Karnevalszeit. Diese Handschuhe werden in diversen Geschäften in Venedig, einzeln und in Paketen verkauft. Der Toten wurde der rechte Fuß halb abgeschnitten und der Rest abgedreht. Außerdem wurden ihr beide Brüste abgetrennt, sauber, glatte Schnitte ……

Im Genitalbereich wurde Sperma gefunden, anscheinend hatte sie kurz vorher noch Sex, aber es ist nicht sicher ob einvernehmlich oder ob eine Vergewaltigung vorliegt. Hierzu muss die genauere Untersuchung abgewartet werden…. Unwillkürlich musste er sich erneut schütteln, denn das was er las, ging über jegliche Vorstellungskraft hinaus.

Was ist das wieder für ein Irrsinn. Die junge Frau ist unbekannt, dann wird sie bisher nicht vermisst. Berlusconi saß an seinem Schreibtisch, grübelte, hatte den Kopf auf seine Hände gestützt und dachte nach, wo man in solch einem mysteriösen Fall ansetzten sollte. Bisher hatte niemand die Person als vermisst gemeldet und die Tat hatte auch niemand beobachtet. Daher rief er nach seinem Kollegen im angrenzenden Büro.

„de Michele!“

Er bekam keine Antwort, wo steckt er wieder ging es ihm durch den Kopf. Daraufhin stand er auf und lief zur Bürotür, öffnete diese nicht ganz, als wenn er etwas zu verheimlichen hätte und lugte durch den Türspalt.

„de Michele, hast du mich nicht gehört, ich brauche dich zu dem Mordfall von heute Morgen.“

Michele dreht sich um und ging zu seinem Chef ins Büro. „Commissario, ich habe eine Kopie der Akte gelesen. Wir sollten uns daher in der Nähe der Rialto Brück, dem Tatort oder Fundort einmal umhören. Vielleicht hat doch jemand etwas gesehen und sich bisher nur noch nicht gemeldet.“ „Gut, gehen Sie gleich los, fragen sie in den umliegenden Geschäften nach.“

„Heute noch, hat das nicht Zeit bis morgenfrüh?“

Berlusconi schaute ihn an, sein Blick sagte alles und de Michele machte sich ohne weitere Einwände auf dem Weg.

Als de Michele die Brücke erreichte, war der Fundort immer noch abgesperrt und ein paar wenige Neugierige versuchten sich zu informierten. Einige wollten von den Polizisten wissen, was passiert war.

De Michele ging zu den umliegenden Restaurants, versuchte dort irgendetwas in Erfahrung zu bringen, was ihm weiterhelfen konnte.

Er stellte sich dorthin, wo die Tote hing, und schaute von dem Platz aus einmal geradeaus ins Wasser. Von dort konnte niemand etwas beobachten, sah danach nach rechts auf die Pizzeria Riva Rialto. Und wenn er den Kopf nach links drehte, blickte er auf das Ristorante Rialto.

Von beiden Restaurants musste man einen idealen Blick auf das Geländer der Rialto-Brücke, wo das Opfer dranhing, haben.

Als Erstes machte sich de Michele auf den Weg zum Ristorante um später auf der anderen Seite, die Mitarbeiter der Pizzeria zu befragen, damit er von dort aus gleich nach Hause gehen konnte.

So viel Organisation musste wenigstens sein, wenn man schon Überstunden durch dieses Verbrechen hatte.

Die Befragung hatte er nach seiner Meinung gründlich vorgenommen, hatte bei kleinsten Zweifeln nicht lockergelassen und dadurch bekam er von den Mitarbeitern beider Restaurants die gleiche Aussage, dass sie ein Mann und eine Frau gegen null Uhr dreißig auf der Brücke gesehen haben wollen. Der Unbekannte soll eine venezianische Karnevalsmaske und das passende Kostüm mit den dazugehörigen Handschuhen getragen haben.

Nichts Außergewöhnliches zur Karnevalssaison.

Mehr konnten sie ihm nicht berichten, denn sie hatten zu der fraglichen Zeit ihre Restaurants bereits abgeschlossen, da an diesem Abend nicht viel Betrieb war.

Das war nicht ausreichend, waren seine Gedanken, verabschiedete sich und machte sich auf den verdienten Heimweg.

Am darauffolgenden Morgen hatte er dann seinen Chef den Commissario Berlusconi eingehend informiert, über dass, was er in Erfahrung gebracht hatte.

„Gehen wir einmal davon aus, dass es sich um das besagte Pärchen handelte, wo die Frau spätere die Tote war. Dann haben wir insofern einen Anhaltspunkt, dass wir einen Mann suchen müssen, mit dieser Verkleidung.“

Der Commissario hat sehr gute Einfälle, wenn man bedenkt, dass diese Beschreibung fast auf jeden in Venedig passen könnte, ging es ihm durch den Kopf.

De Michele war ein langgedienter Polizist, der im Kriminaldienst dieser Stadt seinen Polizeidienst seit über 30 Jahren ausführte. Aber so einen Fall hatten sie noch nicht gehabt; und das bereitet ihm persönlich Sorgen. Gleichzeitig traute er seinen Landsleuten so etwas nicht zu.

„Commissario, wer sagt denn, dass es sich hier um einen Einheimischen handeln muss? Vielleicht ist es auch ein Tourist, und wir haben nie eine Chance, je länger die Ermittlungen dauern.“.

„Das ist richtig, deshalb ist auch Eile geboten, diesen Fall zu lösen.“.

 

*

Im Hotelzimmer war er wieder damit beschäftigt, sich für den anstehenden Abend herzurichten. Nachdem er sich dazu entschieden hatte, seinen Urlaub dann ohne seine Frau zu Ende zu bringen.

Nach ihrer Abreise hatte er freie Bahn, konnte sich vergnügen, wann immer er wollte. Und dabei brauchte er keine Rücksicht auf die Launen seiner Ehefrau nehmen, auch noch einer schwangeren.

Vorsichtshalber hatte er ihr nicht gesagt, dass er mindestens zehn Tage bleiben wollte. Das sollte eine Überraschung werden, denn er nutzte dazu seinen Resturlaub aus dem vergangenen Jahr.

Dieses Mal hatte er sich die Tage extra für den Karneval in Venedig aufgehoben. Und nun war er allein. Was durchaus für seine Zwecke von Vorteil war.

Je länger er sich mit dem Anziehen seines Kostüms beschäftigte, desto mehr spürte er, dass sich in seinem ganzen Körper etwas veränderte.

Gleichzeitig hatte er das Gefühl, als wenn er in kurzer Zeit in eine andere Person verwandelte.

Sein gewöhnliches Leben hatte er in dem Zusammenhang ausgeblendet, dachte nur noch an den Karneval und daran was der Abend die Nacht ihm bringen würde. Sein Zweites, ich hatte von ihm Besitz ergriffen und seine Frau in dem Augenblick vergessen lassen.

In diesem Moment wurde er zu Nathan. Sein anderes ich, bereitete sich auf den Abend vor, indem es seine hochglänzende Maske aus Porzellan aufsetzte.

Zum Schluss streifte sich dieses Neue, gewechselt ich die Handschuhe über, wobei dieses Paar die Nummer 2 trug.

Der offizielle Teil dieser neuen Saison wurde am vorangegangenen Abend noch nicht eröffnet. Das war für diesen Tag geplant und er konnte dabei sein.

Und so wie er es sich immer gewünscht hatte.

Daher war er aufgeregt und konnte es nicht erwarten hinzukommen.

Als er das Hotel verließ, war er einer von vielen, die den Abend im Kostüm verbringen wollten. Und gleichzeitig in der großen, feiernden Menge nicht weiter auffielen. Auch das war ihm an diesem Abend recht.

Ohne Verzögerung begab er sich auf den Weg zum Marcus Platz und hatte von seinem Hotel aus nur einen kurzen Fußweg von wenigen Minuten.

Das Wetter war trocken, die Sonne schien wie am vorgegangenen Tag und die angenehmen Temperaturen erlaubten es, die dünnen Kostüme ohne zu frieren zu tragen, sodass es für Nathan ein Vergnügen war, die vielen Personen zu beobachten und dachte sich, ich werde auch für diesen Abend die passende Frau für meine Zwecke finden, an der ich mich rächen kann.

Nachdem er den von Touristen überlaufenden Platz am Canale Grande erreicht hatte, stellte er sich zu den Zuschauern.

Die den Geschmückten und bereits schwimmenden Kähnen zujubelten. Dabei fiel ihm eine Barke besonders auf, es war ein Boot in Form eines Nagers, eine Ratte. Diese sah zum Fürchten aus. Tausende von Menschen beobachteten, bestaunten das bunte Treiben. Drängelten um die besten Plätze, um die prächtigen Kostüme zu sehen. Er schaute sich die Leute an, suchte dabei nach seinen bevorzugten Opfern. Wenn man so wollte, bevorzugte er Frauen, die lange Handschuhe, lange Kleider und venezianische Porzellanmasken trugen.

Damit Gleichgesinnte im Aussehen waren. Ihm aber den Blick ins Gesicht durch ihre Masken verwehrten und sich damit für ihn interessant machten.

Die suchte er an diesem Abend intensiv. Und konnte den Anblick von einigen daher nicht abwenden.

Die Zeit verging wie im Fluge, hatte die Richtige noch nicht gefunden und wollte sich schon auf dem Rückweg zu seinem Hotel begeben, als sie ihm endlich auffiel.

Eine Maske, die alle Wünsche offenließ. Die geheimnisvolle Person musste er für seine Zwecke erobern. Auch wenn er sie nur kurz brauchte, reichte das aber für sein Ansinnen aus. Und wie er das wahrnahm, war sie allein genau das Richtige für sein Vorhaben, seine Wünsche, die er für den Abend verfolgte.

Er ist so lange hinter ihr hergegangen, bis er es endlich geschafft hatte und direkt neben ihr auf dem Markus Platz stand.

Sie drehte sich wiedererwartend zu ihm um und schaute ihn direkt ins Gesicht, auf die Maske.

Sie sprach ihn an. „Schöner Fremder wie gefällt dir der Karneval.“

„Der Karneval in Venedig ist eine Faszination."

"Wir sollten gemeinsam an der Gondelparade teilnehmen.“.

Die schöne, verkleidete Person und wie an der Stimme zu erkennen, war noch jung.

Sie drehte den Kopf zu ihm, schaute ihn an und sagte: „Dann lass uns zur Parade gehen.“.

Was ihr Verhängnis werden sollte.

Es war spät, er war allein mit seinem Opfer, was er in die Seitengasse gezerrt hatte.

Sie konnte nicht mehr reden, denn er hatte ihr den langen Handschuh um den Hals gezogen. So fest, dass sie kein Ton herausbrachte, als er sie dann vergewaltigte.

Nathan war in dem Moment wie von Sinnen, als er ihr Martyrium beendete. Indem er sie erdrosselte, die Brüste mit einem geübten Schnitt abtrennte und den rechten Fuß, halb abschnitt und den Rest gewaltsam abdrehte.

Was ein knirschendes Geräusch verursachte, ihn in seinem Wahn aber nicht weiter störte.

Zu seinen Karnevalsbesuchen hatte er bisher immer eine Plastiktüte mitgeführt. Dadrinnen beabsichtigte er weiterhin, die abgetrennten Körperteile, als seine Souvenirs, mitnehmen zu können.

An diesem Tag hatte er diesen Plastikbeutel aber vergessen. Daher war er irritiert, denn der Ablauf stimmte mit seinen Vorstellungen nicht überein.

Er überlegte, wie er das aufgetretene Problem lösen konnte. Seine Eroberung hatte eine Handtasche dabei. Eine Größere als üblich. Gott sei Dank.

Er kippte den Inhalt, alle möglichen Utensilien dieser Frau, kurzerhand auf die Gasse.

Danach stopfte er die abgetrennten, blutigen Brüste und den einen rechten Fuß mit dem zerfetzten Schnitt in die leere Tasche.

Den bisherigen Tascheninhalt, der noch verstreut in der Gasse lag, sammelte er ein und beförderte diese ebenfalls in die Handtasche.

Anschließend trug er die Tote, als wenn nichts gewesen wäre, wieder zum menschenleeren Markus Platz zurück.

Es war zwei Uhr nachts, die Stadt Venedig schlief bereits, als er seine Eroberung des Tages an den Arkaden der Basilika di San Marco ablegte.

Er würdigte ihr keinen Blick mehr.

Wie in Trance und mit der prall gefüllten Tasche in der Hand, begab er sich anschließende zurück ins Hotel.

Am nächsten Morgen wachte er wie gerädert auf, hatte einen fürchterlichen Durst und ging ins Bad.

Wie angewurzelt blieb er mit einem Mal stehen, als er in der Badewanne die blutdurchtränkte Frauentasche sah. In dem Moment war ihm nicht bewusst, was diese Tasche dort sollte. Wie diese dort hinkam. Er machte die Handtasche vorsichtig auf.

Als er den Inhalt sah, bekam er das Würgen und konnte gerade noch die Toilette erreichen, bevor er sich hätte ins Badezimmer übergeben müssen.

Er überlegte und war sich im Unterbewusstsein darüber im Klaren, dass das, was er da erblickte, mit ihm zu tun haben könnte. Er wusste nur nicht mit was. Daher schaute er sich in seinem Zimmer um, sah das Kostüm, was blutverschmiert dalag. Gleichzeitig erblickte er die zerbrochene Karnevalsmaske danebenliegen.

Die große Reisetasche, die er während seines Aufenthalts im Schrank verstaut hatte, zog er nun hervor. Danach entfernte er sämtliche Anhaltspunkte, die eventuell deren Herkunft nachweisen und damit auf ihn hätten schließen können.

Das Kostüm legte er daraufhin in die Reisetasche. Die Frauentasche mit den abgeschnittenen Brüsten und dem abgetrennten Fuß packte er ebenfalls in seine Tasche und zog den Reißverschluss zu. Dann kontrollierte er, ob dieser auch richtig verschlossen war.

Das Gefühl, was an den Vorabenden passiert sein könnte, hatte er wieder ausgeblendet.

Er zwang sich, nicht dran zu denken. Auch wenn es noch so unterschwellig aufkeimte.

Obwohl er seine restlichen Urlaubstage nicht beendet hatte, checkte er dennoch aus, um seinen Aufenthalt abzubrechen.

Auf die Frage hin, warum er abreisen wollte, ging er nicht ein, denn er war der Meinung, dass das seine Angelegenheit war und daher die Dame hinterm Tresen nicht zu interessieren hatte.

Sein grimmiger Gesichtsausdruck ließ auch kein weiteres Interesse der Hotelbediensteten aufkommen, so abweisend schaute er drein.

Mit den unerklärlichen Gedanken, die ihn seit Stunden belasteten, konnte er nicht länger allein sein.

Daher musste nach Hause zu Susanne.

Er packte sein übriges Gepäck. Denn seine Frau hatte nichts mitgenommen, als sie ihn verließ.

Mit der Reisetasche und der dadrinnen befindlichen Handtasche im Kofferraum fuhr er danach über die Via della Liberta nach San Giuliano Venecia.

Auf einen Parkplatz direkt an der Lagune hielt er an und schmiss dort die Tasche weit hinaus ins offene Wasser, was sich für ihn wie eine Art Befreiung anfühlte.

*

Auf dem Marcus Platz war am selben Morgen an der Basilika die Hölle los.

Nicht nur Touristen standen dort, sondern auch Polizisten, die damit beschäftigt waren, die Neugierigen abzudrängen, bis die Commissario eintrafen.

De Michele traf als Erster am Fundort ein. Der machte sich schon einmal daran, die Tote vor neugierigen Blicken zu verdecken und dann zu begutachten.

Ihm fiel gleich auf, dass es wieder eine Frau war. Erneut waren die Brüste

abgeschnitten und ein weiteres Mal fehlte der rechte Fuß.

Als er das erblickte, wie abgetrennt wurde, stellte sich abermals das Würgen bei ihm ein. Solange bis plötzlich die Forensikerin neben ihm stand und ihn daran erinnerte, was ihm am meisten bei diesen Leichenfunden missfiel.

„Wenn es mit den Morden in unserer schönen Stadt und den Leichen so weiter geht, werden Sie sich ganz schnell dran gewöhnen.“.

„Ich glaube, da werde ich mich nie dran gewöhnen.“.

Die gesamte Quästur Venedigs war mittlerweile in Alarmbereitschaft und musste mit dem wenigen Personal für die Aufklärung sorgen. Dabei wurde sie gleichzeitig von der Presse im Eingangsbereich belagert.

Innerhalb von zwei Tagen zwei Morde, das war ungewöhnlich. Und dabei gab es keine Zweifel daran, dass diese Verbrechen die Handschrift eines einzelnen, eines bestialischen Mörders trugen.

„Wir wollen noch nicht von einem Serienmörder sprechen. Aber trotzdem haben wir zwei Tote. Und sollten hoffen, dass es so bleibt und er nicht ein weiteres Mal zuschlägt.“

Der Präfekt sagte dieses so, als wenn er davon überzeugt war, dass nun Schluss sein würde. Dabei blickte er zu Berlusconi herüber, der ihn ungläubig anschaute, weil er selbst nicht seiner Meinung war.

„Präfekt, wo sind die abgeschnittenen Brüste und der Fuß, abgeblieben? Die wird er doch nicht mitgeschleppt haben. Und wenn ja, ist das eine Sauerei.“

Als er das ausgesprochen hatte, musste er sich unweigerlich schütteln. Er ekelte sich und hatte Schwierigkeiten darüber nachzudenken.

Zwei Tage später meldete sich die Windsurfschule Ironbeach Venezia, dass bei ihnen am Strand eine mysteriöse, blutverschmierte Tasche aufgefunden wurde. Nachdem sie reingeschaut hatten, wäre die Surflehrerin zusammengebrochen und wäre seitdem nicht wieder erschienen. Da sie den Anblick von dem, was in der Tasche lag nicht verkraften konnte.

„De Michele, fahren Sie bitte hin und stellen Sie die Tasche sicher.“.

Als de Michele diese von seinem Commissario hörte, hätte er ihn am liebsten die passenden Worte dazu gesagt.

Aber mit seinem Commissario war nicht zu spaßen, wenn er sich in ein Verbrechen, in diesem Fall zwei Morde in seiner Stadt, erst einmal reingesteigert, buchstäblich verbissen hatte, um diese aufzuklären.

 

Diese Vorfälle musste er schnellstens lösen. Wenn er nicht wollte, dass er zum Gespött der gesamten Präfektur wird. Und daher duldete er keinerlei Widerworte. Und eigenmächtiges Handeln, übertriebene Eigeninitiative seiner Leute mochte er schon gar nicht.

Deshalb machte sich de Michele auch sofort auf dem Weg zur Surfschule, um die angespülte Tasche umgehend abholen wollte. Auch um den vorprogrammierten Ärger mit ihm zu vermeiden.

Als er dann am Nachmittag desselben Tages wieder in die Präfektur zurückkehrte, war er schlecht gelaunt.

Denn der Auftrag nervte ihn buchstäblich. Denn zu allem Übel musste er die Reisetasche in seinem eigenen Wagen transportieren. Obwohl er den Innenraum sehr gut klimatisieren konnte, was aber nicht ausschloss, dass es aus der Tasche bestialisch Herausstank.

Am lang ausgestreckten Arm musste er dann noch diesen Behälter vor sich hergetragen. Was auch notwendig war, wollte er nicht ohnmächtig werden, bevor er das Präsidium betrat.

Seine Kollegen, die sich anfänglich über seine komische Körperhaltung wunderten, drückten sich urplötzlich die Nase zu, als sie rochen, was er transportierte.

Ohne ihn weiter zu fragen, hielten sie ihm die Tür zeigten ihm damit den Weg zur Forensik auf.

Und als er dann sein Ziel erreicht hatte und die Sicherheitstür öffnete, trat ihm Antonella die Forensikerin, mit den Worten entgegen:

„Ah, ich warte schon auf diese Einzelteile. Die wurden mir bereits avisiert. Haben sie reingeschaut, ob auch alles drin ist.“ Das sagte sie, wie nicht anders zu erwarten, mit einem Schmunzeln, weil sie seinen Ekel dazu kannte.

De Michele drehte sich rum, rief ihr über die Schulter zu: „Das fehlt mir jetzt auch noch, und wie immer, wenn du den Bericht hast, dann bitte zu uns, der Commissario kann es kaum erwarten.“.

Damit war er schon wieder raus aus dem Raum, der bei ihm immer Ekel hervorrief. Und dachte gleichzeitig: „Wie kann man da nur arbeiten.“

 

3. Zurück in Udine und Reise nach Bozen

 

Völlig erschöpft traf Johann zu Hause ein. Als seine Frau ihn sah, hätte sie am liebsten aufschreien können, so hatte sie sich über sein Aussehen verjagt. „Was ist passiert Johann, Du siehst schrecklich aus.“

„Nichts, lass mich, ich muss mich erst einmal ausruhen, es war anstrengend.“ Diese Reaktion hatte sie nicht erwartet, merkte aber, dass es keinen Sinn machte, ihn weiter auszufragen und ließ ihn gewähren.

Zwischen den beiden stand plötzlich eine unsichtbare Mauer, die ihr unweigerlich das letzte Gespräch mit dem Neurologen in Deutschland in Erinnerung rief, dass es Phasen geben wird, wo sich Personen mit Persönlichkeitsstörung hin – und hergerissen fühlen und nicht wissen, wohin sie eigentlich gehören.

Sie war davon überzeugt, dass es genauso eingetreten war und wollte ihn erst einmal zur Ruhe kommen lassen, bevor sie sich ihm näherte. Denn zu oft hatte er sich bei diesen Situationen aggressiv verhalten. Und so ein Verhalten wo

wollte sie nicht erneut erleben.

 

Am frühen Morgen saß sie allein am Küchentisch und war gedankenverloren, als plötzlich der Postkasten klapperte.

Denn am Abend zu vor hatte er ihr erklärt, nachdem er sich von den Strapazen erholt hatte, dass er seinen Urlaub abbricht und wieder zur Arbeit gehen würde.

 

Daher wunderte sie sich in dem Moment, als sie die Geräusche hörte, und dachte sich, dass es die normale Post noch nicht sein konnte.

 

Denn die Tageszeitung hatte sie in den letzten Tagen, wenn er nicht auf Reisen war, nie vorgefunden. Weil ihr Mann hatte diese immer gleich aus dem Briefkasten gezogen hatte und mit zur Arbeit nahm.