Hypershark - Niels Peter Henning - E-Book

Hypershark E-Book

Niels Peter Henning

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Beschreibung

in Trashfilm als Roman - so schlecht, dass es beim Lesen auch nicht besser wird. Die Handlung ist beinahe schon zu banal, um hier erwähnt zu werden. Irgendwas mit einem Hai, der unschuldige Menschen angreift und verspeist. Dazu gibt es jede Menge Action, dunkle Geheimnisse, diverse Naturkatastrophen, folkloristische Rituale und am Ende knutschen zwei Frauen miteinander. Dieser Roman hat alles zu bieten, was man von gutem Trash erwarten darf: - Charaktere, so platt wie eine Flunder. - Witze und coole Sprüche, so platt wie die Charaktere. - Völlig hirnloses, pseudowissenschaftliches Geschwafel. - Dialoge, noch hirnloser als das pseudowissenschaftliche Geschwafel. - Logiklöcher, die alles ansaugen - sogar das Licht. - Im Sande verlaufende Handlungsstränge. - Ein kreativer Tag-Nacht-Wechsel. - Mehr Klischees als ein Bergdoktor-Roman. - Völlig unpassender Pathos. - Reifen, die auf Schotter quietschen. - Ein (absichtlich schlecht eingebauter) Tippfehler in der ersten Zeile des ersten Kapitels. Ein richtiges Lektorat gab es übrigens nicht. Stattdessen wurde nur einmal schlampig drübergelesen. Das Cover wurde unter Zuhilfenahme eines Gummihais binnen weniger Minuten in einer billigen Bildbearbeitung zusammengeklatscht. Und nein, dieses Buch ist auch nicht witzig. Der Autor denkt sogar darüber nach, den Preis demnächst drastisch zu steigern, damit niemand in die Versuchung gerät, diesen Schrott zu kaufen. Besser, man lässt es sich von jemanden schenken, den man ohnehin nicht leiden kann. Dann hat man wenigstens einen Grund, diese Person anschließend mit tiefster Verachtung zu strafen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Contents

Titelseite

Impressum

Widmung

Geschenkt?

Gekauft?

Der einsame Tod des Heinrich Sullivan

Vaterfreuden

Stimmen im Wald

Der Weg zurück

Der staatlich geprüfte Schwarzbrenner

Am Dorfteich

Die Akademische Viertelstunde

Nur Indizien, keine Beweise

Die schreckliche Ankündigung

Fotosafari

Medizinische Versorgung

Unseriöse Unwissenschaft

Der rappende Schlägertrupp

Der vernünftige Chaot

Eine Bäckereifachverkäuferin, ein Indianer, folkloristische Rituale und ein Gefängnisausbruch unter Verwendung eines Schlüssels

Das Deep Forest Beach Bikini Massaker

Die wilde Jagd im Wald

Gegenseitige Vorwürfe

Überlebende im Wald

Schickt die Marines rein!

Spähtrupp im Wald

Sharkquake

Sharcano

Der Schwickster

Der verrückteste Stunt aller Zeiten

Hypershark

 

Der Tod aus dem Unterholz

 

 

Ein zum Roman gewordener Trashfilm von

 

Niels Peter Henning

 

 

Impressum:

Text Copyright © 2014/2015

Niels Peter Henning

Alle Rechte vorbehalten.

 

Verantwortlich für Text und Umschlaggestaltung:

Niels Peter Henning

Finkenweg 25

35440 Linden

E-Mail: [email protected]

http://www.niels-peter-henning.com

 

Layout:

Niels Peter Henning

 

Coverentwurf:

Niels Peter Henning

 

Satz:

Niels Peter Henning

 

Lektorat:

Niels Peter Henning

 

Liedtexte:

Niels Peter Henning

 

Vertrieb:

Niels Peter Henning

 

Publicity:

Niels Peter Henning

 

 

 

 

 

Dieser Roman ist den Machern von Tele 5 gewidmet, weil sie so viel Arsch in der Hose haben, dass keine Eier mehr reinpassen!

 

Hättet Ihr mich nicht inspiriert, wäre dieser Roman den Lesern erspart geblieben.

 

 

 

Und für alle, die nach diesem Schrott nie wieder etwas von mir lesen möchten, leiste ich hier noch einen heiligen Schwur:

 

Sobald ich mit diesem Roman fertig bin, schreibe ich wieder etwas Anständiges. Versprochen!

 

Buch geschenkt bekommen?

 

Glück gehabt!

 

Buch gekauft?

 

Selbst dran schuld!

 

Der einsame Tod des Heinrich Sullivan

 

 

Heinrich Sullivan wandte seinen Blick nach obn. Die Morgensonne schickte gerade ihre ersten Strahlen durch die Baumkronen.

Heinrich Sullivan atmete tief durch und nahm den Duft des Waldes in sich auf. Wie gerne wäre er öfter hierher gekommen, anstatt nur am Wochenende. Doch er musste sich um sein Unternehmen kümmern. Natürlich hätte er die Firma seinem Sohn Edgar überschreiben und sich zur Ruhe setzen können. Es wäre keine Schande gewesen, es mit 75 Jahren etwas langsamer angehen zu lassen. Doch dies kam für einen Heinrich Sullivan nicht in Frage. So lange er noch atmete, würde er das Unternehmen leiten, anstatt es von seinem nichtsnutzigen Nachkommen zugrunde richten zu lassen.

Nun ja, immerhin hatte sich das minderbemittelte Ergebnis seiner Fortpflanzungsversuche nicht als totaler Fehlschuss erwiesen. Immerhin hatte Heinrichs Sohn einen gewissen Einfallsreichtum bewiesen, als er diesen ›Deep Forest Beach Bikini Contest‹ ins Leben gerufen hatte. Im Allgemeinen machte sich Heinrich nicht viel aus solchen gesellschaftlichen Veranstaltungen, doch die vielen drallen Dorfpomeranzen in ihren knappen Bikinis waren eine Augenweide. Außerdem ließ die Veranstaltung ordentlich die Kasse klingeln. Nach dem Ende des Wettbewerbs konnte Heinrich dann die Runde bei den Gastwirten und Schaustellern machen und seine Schulden eintreiben. Ja, es brachte durchaus Vorteile mit sich, wenn einem die halbe Gemeinde Geld schuldete und man die Zinsen nach Belieben kontrollieren konnte.

Bei dem Gedanken an all die armen Schwachköpfe, die sich bis über beide Ohren bei ihm verschuldet hatten, stahl sich ein Grinsen auf Heinrichs Gesicht, wo es einige Falten glatt zog und an anderen Stellen neue Falten entstehen ließ. Sogar dieser fette Schwachkopf von Bürgermeister schuldete Heinrich Geld. Und deswegen gehörte die Stadt Heinrich Sullivan.

Herrlich. Heinrich grinste noch ein wenig weiter, atmete noch einmal tief durch, sog den Duft des Waldes ein und entschied dann, genug gegrinst zu haben und das Lufteinsaugen fortan alleine aus Gründen der Lebenserhaltung zu betreiben. Stattdessen nahm er seinen Kassettenrekorder zur Hand und drehte die Lautstärke ordentlich auf. Heinrich hatte das Gerät damals gekauft, als tragbare Kassettenrekorder gerade in Mode gekommen waren. Seither begleitete ihn dieser Rekorder bei jedem Spaziergang und spielte immer die gleiche Kassette. Etwas anderes blieb auch nicht übrig, denn seinerzeit hatte der Verriegelungsmechanismus des Kassettenfaches den Geist aufgegeben, als Heinrich die erste Kassette – ein Schlagerpotpourri von Gitti, Holger und Rosel – eingelegt hatte. Heinrich hatte es nicht eingesehen, die Reparatur aus eigener Tasche zu zahlen. Deswegen war die Kassette geblieben, wo sie war. Lediglich die Batterien wurden regelmäßig gewechselt. Batterien. Nicht dieses neumodische Akkumulatorenzeug, sondern gute, alte Batterien.

Heinrich marschierte weiter den Waldweg entlang. Unterdessen verkündete Gitti aus dem Kassettenrekorder, sie habe lecker gekocht. Rosel und Holger erklärten dazu im Chor, Liebe gehe durch den Magen. Ja, das gefiel Heinrich. Und wenn er wieder zurück war, dann würde er eine kleine Liste machen, welchen Geschäften er am Montag einen Besuch abstattete, um an die nächsten Ratenzahlungen zu erinnern.

Doch halt!

Was war das?

Heinrich hatte etwas entdeckt, dort drüben, abseits des Weges im Unterholz. Dort blitzte etwas Rotbraunes hervor. Heinrich kannte den Wald in- und auswendig. Er wusste genau, was auf den Waldboden gehörte und was nicht. Und das, was dort hervorblitzte, gehörte eindeutig nicht auf den Waldboden.

Dieser Sache musste Heinrich auf den Grund gehen. Wenn ihm bereits die gesamte Stadt gehörte, dann gehörte ihm schließlich auch der Wald, der die Stadt beinahe vollständig umschloss. Und deswegen musste er nach dem Rechten sehen, auch wenn es ihm widerstrebte, den sicheren Waldweg zu verlassen.

»Dort draußen«, hatte sein Großvater immer gesagt, »dort draußen lauern Dinge auf uns, die es zwischen Himmel und Erde gibt. Und manchmal auch unter der Erde oder über dem Himmel. Oder umgekehrt. Deswegen musst du immer aufpassen, mein Junge. Lass dich niemals ins Bockshorn jagen. Auch nicht von Leuten, die wie Briefträger aussehen, aber in Wirklichkeit Bäckereifachverkäufer sind.«

Heinrich hatte noch nie sehr viel auf das Geschwafel seines Großvaters gegeben. Heinrich gab nichts auf das Geschwafel von niemanden. Und so hielt er es auch heute. Er überwand sein Unbehagen und verließ den Weg, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Ein Heinrich Sullivan ließ sich von nichts und niemandem aufhalten; noch nicht einmal von den wirren Aussprüchen eines Großvaters, die ohnehin niemand verstand.

Um den braunen Fleck zu erreichen, musste er einigem Geäst ausweichen und sich unter tief hängenden Zweigen hindurch ducken. Dann beugte er sich vor, hob das braune Ding auf und hielt es in die Höhe.

»Ein Eichhörnchenarsch.«

Heinrich Sullivan stutzte. Mit einem solchen Anblick hatte er nicht gerechnet. Außerdem verspürte er eine leichte Enttäuschung. Korrekt zubereitet, stellte das vordere Ende eines Eichhörnchens durchaus eine Delikatesse dar. Heinrich mochte besonders die leichte Nussnote, sofern sich das Tier eichhörnchentypisch ernährt hatte. Doch ein Eichhörnchenarsch ohne Eichhörnchen daran ließ sich kaum verwerten. Bestenfalls konnte man den Schwanz des Tieres noch als Anhängsel für eine Automobilantenne verwenden.

»Wer, zur Hölle, schneidet einfach ein Eichhörnchen in der Mitte durch?«

Um besser nachdenken zu können, drehte Heinrich die Lautstärke des Kassettenrekorders herunter und brachte Rosel, Gitti und Holger damit zum Verstummen. Ihm stand der Sinn ohnehin nicht mehr nach Musik. Ein Eichhörnchen einfach so in der Mitte zu zerteilen, das erfüllte für Heinrich schon beinahe den Tatbestand der Wilderei.

Ein Stück weiter krachte etwas im Unterholz. Heinrich wirbelte so schnell herum, wie es sein Alter noch zuließ. So konnte er bereits sieben Sekunden später in die Richtung schauen, aus der das Krachen ertönt war. Doch dort war niemand mehr zu sehen.

Heinrich schaltete blitzschnell. Offenbar trieb sich der Übeltäter noch immer in der Umgebung herum. Er würde sich den Burschen schnappen.

»Ich werde dich lehren, in meinem Wald Eichhörnchen in der Mitte zu zerteilen, du fieser Möpp!«

Heinrich setzte sich in Bewegung und drang tiefer in den Wald vor. Seine Wut auf den Wilderer ließ das Unbehagen, das er beim Verlassen des Weges verspürt hatte, in Vergessenheit geraten. Die Äste, Zweige und Büsche, die seinen Weg versperrten und ihn immer wieder zwangen, sich zu ducken oder einen Umweg zu nehmen, fachten diese Wut noch zusätzlich an.

Schließlich hielt Heinrich an und lauschte.

»Wo steckst du, du Hund?«

Er erhielt keine Antwort.

Heinrich sah sich um. Er hatte sich ein ganzes Stück in den Wald vorgewagt. Wo genau befand sich eigentlich der Weg? Er hatte zu viele Bäume und Gebüsche umrundet, um sich noch orientieren zu können. Und der Wilderer war inzwischen wohl über alle Berge. Sicherlich ein junger Bursche, der durch den Wald sprang wie ein Reh. Ein Mann im Rentenalter hatte keine Chance, solch einen Kerl einzuholen. Schade, aber da konnte man nichts machen.

»Besser, ich gehe wieder zurück, bevor ich noch über eine Wurzel stolpere und mir die Gräten breche«, murmelte Heinrich und drehte um. Da er nicht genau wusste, in welche Richtung er sich wenden sollte, drehte er ein wenig länger. Irgendwann entschied er sich dann für eine Lücke zwischen zwei Bäumen und marschierte los. Er würde schon wieder auf einen Weg stoßen. Schließlich war hier in den Wäldern noch niemand verloren gegangen. Außerdem glaubte Heinrich fest an sein Orientierungsvermögen.

Nach einigen Metern fiel ihm die Stille auf. Er hielt kurz inne und horchte. Doch da war nichts. Das Rascheln der Kleintiere am Boden, das Zwitschern der Vögel – all das fehlte. Ob es wohl an seiner eigenen Anwesenheit lag? Hielten sich die Tiere vor ihm versteckt? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Wann immer er im Wald unterwegs gewesen war, hatte ihn stets eine gewisse Geräuschkulisse begleitet. Nur heute herrschte Ruhe.

»Eigenartig«, sagte Heinrich laut. Im Grunde wollte er damit nichts zum Ausdruck bringen, sondern schlicht und ergreifend ein Geräusch erzeugen, um der Stille entgegenzuwirken. Und genau in diesem Moment fiel ihm sein alter Kassettenrekorder wieder ein.

Heinrich startete die Wiedergabe. Gleich darauf schallte der Refrain von »Liebe geht durch den Magen« in voller Lautstärke durch den Wald. Das gefiel Heinrich schon viel besser als diese seltsame Stille. Er ging weiter und summte dabei den Refrain des Liedes mit. Nach einiger Zeit endete der Song und der Titel »Baby, spring in meine Torte« begann.

Heinrich ging weiter, doch schon bald hielt er erneut an. Etwas stimmte nicht. Inzwischen hätte er den Weg schon längst erreichen müssen. Stattdessen kam er immer mühsamer voran. Er fühlte sich, als versuchten die Äste bewusst, ihn am Weiterkommen zu hindern. Die Wurzeln schienen sich nach seinen Beinen zu strecken, um ihn zu Fall zu bringen. Und die Tiere schwiegen noch immer.

Dann ließ ein Rascheln Heinrich herumfahren. Es bewegte sich von links nach rechts, als würde etwas Großes durch das Erdreich pflügen.

»Was, zum Henker ...?«

Dieses Rascheln klang nicht nach einem Hirsch. Es klang auch nicht nach einem Wildschwein, einem Fuchs, einer Ente oder einem Rollschuhfahrer. Doch was konnte sich sonst in diesem Wald bewegen und ein solches Geräusch erzeugen? Die Antwort fiel Heinrich prompt ein: der Wilderer.

»Ja, komm nur her, du Bandit«, rief er über die Schulter. Es hätte zu lange gedauert, sich umzudrehen. Doch das war auch nicht nötig, denn bereits im nächsten Augenblick ertönte das Rascheln erneut, diesmal aber von vorne. Heinrich riss sofort seinen Kopf herum, konnte aber nichts entdecken. Und als das Rascheln dann rechts von ihm ertönte, gelang es ihm ebenfalls nicht, die Ursache des Geräuschs zu sehen.

Offenbar spielte jemand ein Spiel mit ihm. Und dieser jemand bewegte sich schneller, als er den Kopf drehen konnte. Heinrich begann allmählich, sich echte Sorgen zu machen.

»Du Schuft«, rief Heinrich. »Komm nur her, damit ich dir den Hintern versohlen kann. Spitzbube. Strauchdieb.«

Der Strauchdieb kam nicht, raschelte aber noch ein wenig umher. Und dann sah Heinrich etwas, direkt vor sich. Es tauchte kurz auf und verschwand sofort wieder unter der Lauboberfläche.

Heinrichs Unterkiefer klappte herunter. »Das kann doch nicht ... das ist doch nicht ... das darf doch nicht ...«

Er hatte schon viel in diesem Wald erlebt. Rotwild, das auf Bäume kletterte. Hunde, die von Kaninchen gejagt wurden. Hirsche, deren Geweih aus dem Hintern wuchs. Doch das, was seine Augen gerade erblickt hatten, war auch für Heinrich völlig neu. Als erfahrener Spaziergänger wusste er dennoch genau, was in einer solchen Situation zu tun war. Schließlich hatte er genügend Bücher über das Spazierengehen auf freier Wildbahn sowie das gefahrlose Durchqueren dichter Gehölze gelesen. Er hätte sich sogar am Amazonas einigermaßen sicher bewegen können, ohne versehentlich in einen Schwarm Piranhas zu geraten. Doch in den Wäldern des Amazonas rechnete man natürlich mit einer derartigen Attacke. In den hiesigen Wäldern hingegen nicht, was bei Heinrich für einige Überraschung sorgte. Doch hier war die Situation nun einmal. Besser, man stellte sie nicht in Frage, sondern befolgte einfach die Tipps in den Ratgebern der Survival-Spaziergänger.

»Ganz leise jetzt.«

Er durfte sich keinesfalls schnell bewegen. Wenn er es richtig einschätzte, dann wurde er gerade umkreist. Dieses Biest wusste genau, wo er sich befand. Gelang es ihm, den Kreis zu durchbrechen und sich davonzuschleichen, dann hatte er eine Chance. Anschließend musste er nur noch den Weg erreichen. Dort war er wieder in Sicherheit. Als Alternative bot sich noch an, auf einen Baum zu klettern und dort auf Hilfe zu warten. Bei diesem Versuch lief man jedoch Gefahr, auf dem Baum zu verhungern, bevor Hilfe eintraf. Heinrich wollte keinesfalls als mumifizierte Leiche in einer Baumkrone entdeckt werden. Deswegen entschied er sich spontan für den Versuch, den Kreis der Bestie zu durchbrechen.

Als das Rascheln links von ihm ertönte, bewegte sich Heinrich vorsichtig vorwärts. Dabei achtete er peinlich darauf, nur mit der Schuhspitze aufzutreten, damit das Laub nicht raschelte. Außerdem kurvte er um jeden noch so winzigen Zweig, dessen Knacken ihn hätte verraten können. Dieses Vorgehen ließ ihn wie eine Ballerina nach ausgiebigem Alkoholgenuss erscheinen.

Als das Rascheln hinter ihm ertönte, wähnte sich Heinrich beinahe schon in Sicherheit. Seine Rechnung schien aufzugehen und er musste sich nur noch einige wenige Meter vorwärts bewegen. Doch dann änderte das Ding hinter ihm seinen Kurs und steuerte direkt auf Heinrich zu.

»Was, zum Donnerwetter, soll das denn jetzt?«

Hatte dieses Ding etwa doch die vorsichtigen Schritte im Laub wahrgenommen? Oder war Heinrich versehentlich auf einen Ast getreten?

Die Erkenntnis überfiel ihn im letzten Augenblick. Gitti, Holger und Rosel intonierten gerade im Chor den Refrain: »Deine Torte, Baby, da klatsch‘ ich rein; Deine Worte, Baby, die lassen mich schrei’n.«

Heinrich streckte sofort seinen Finger nach der Stopp-Taste des Rekorders aus, doch es war bereits zu spät. Etwas extrem Großes schoss direkt hinter ihm aus dem Laub hervor und rammte ihn mit der Wucht von etwas extrem Großen, das aus dem Laub hervorschoss. Der Kassettenrekorder flog davon und johlte dabei: »Torte, Baby, Torte, Torte!« Heinrich johlte ebenfalls, aber nur kurz, denn schon gleich darauf wurde er unter die Lauboberfläche gedrückt.

Nur Sekunden später färbte sich der Waldboden rot, während Gitti, Holger und Rosel auch weiterhin ihre gute Laune in die Stille des Waldes hinaus sangen.

 

Vaterfreuden

 

 

»Schatz, Frühstück ist fertig.«

Hans-Peter McCormick hob die Pfanne vom Herd und verteilte Rührei und Speck großzügig auf zwei Teller.

»Lass mich in Ruhe«, tönte es von oben.

Hans-Peter warf einen Blick die Treppe hinauf. Er seufzte und feuerte die Pfanne in das Spülbecken. Einen Augenblick lang stierte er in den Ausguss der Spüle, dann atmete er tief durch, gab sich einen Ruck und holte eine Flasche Ketchup aus dem Wandschrank. Als er die Flasche auf den Tisch stellen wollte, huschte seine Tochter Annegret die Treppe hinab.

»Setz dich hin und iss einen Happen, Schatz«, sagte Hans-Peter. Annegret beachtete ihn nicht. Stattdessen riss sie den Kühlschrank auf und nahm eine Flasche Eistee heraus.

Wie beinahe jeden Morgen versuchte Hans-Peter, den aufkeimenden Ärger herunterzuschlucken. Ein Streit mit seiner Tochter hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Außerdem brachte er es nicht über sein Herz, die Kleine anzuherrschen. Nicht nach allem, was er ihr angetan hatte. Dennoch konnte er ihr nicht alles durchgehen lassen.

Er drehte sich zu Annegret um, holte tief Luft und klappte den Mund auf, um ihr eine Standpauke zu halten. In diesem Augenblick bemerkte er zwei Dinge.

Erstens: Annegret trug bereits zu so früher Stunde ihre Ohrstöpsel. Die weißen Kabel bildeten einen harten Kontrast zu ihren schwarz gefärbten Haaren. Vermutlich ließ sie sich gerade von dem beschallen, was Hans-Peter als »Begräbnismusik« bezeichnete. Musik von Bands, die mehr zu jammern und zu heulen schienen, als dass sie sangen. Annegret konnte ihn also überhaupt nicht hören, selbst wenn sie es gewollt hätte.

Zweitens: Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er seiner Tochter eine Standpauke hätte halten sollen, ohne bis zum letzten Hemdknopf in Selbstvorwürfen zu versinken.

Also ließ er sie gewähren und schenkte sich stattdessen eine Tasse Kaffee ein. Gerade, als er die Tasse auf den Tisch stellen und sich hinsetzen wollte, stellte Annegret die Eisteeflasche beiseite und machte sich auf den Weg zur Hintertür.

»He, junge Dame«, sagte Hans-Peter. Dann fiel ihm die Jammermusik ein und er erhob seine Stimme. »He, junge Dame!«

Offenbar gelang es ihm, das Geheule zu übertönen, denn Annegret hielt an, versteifte sich für einen Moment und atmete tief ein. Dann stieß sie den Atem mit einem Schnaufen aus und ließ ihre Schultern nach unten sacken, bevor sie sich zu ihrem Vater umdrehte.

»Was ist?«

Für einen kleinen Augenblick verspürte Hans-Peter McCormick die unbändige Lust, seiner Tochter richtig herzhaft eine zu donnern. Doch wie immer beherrschte er sich. Anstatt ihr Nasenbein zu zertrümmern, sagte er nur: »Willst du nicht wenigstens einen kleinen Happen frühstücken, bevor du zur Schule gehst?«

Annegret verdrehte die Augen zur Decke. »Manno, du kapierst es aber auch nie, oder? Ich gehe nicht zur Schule, sondern ins Büro. Für das Frühstück habe ich keine Zeit mehr. Wir haben in einer halben Stunde ein Meeting, in dem wir unsere weitere Strategie dem alten Sullivan gegenüber ausarbeiten. Und heute Nachmittag gehe ich mit Reinhold zum Schwimmen zum Dorfteich.«

Hans-Peter blickte von seinem Rührei auf. »Meinst du etwa diesen Nichtsnutz Reinhold Witherspoon? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du solltest dich von diesem Burschen fernhalten.«

»Das ist doch wieder typisch!« Annegret stampfte mit dem Fuß auf. »Niemand kann dir etwas recht machen. Dabei bist du doch selbst der größte Versager.«

»Schatz ...«

»Nein. Es hat sich ausgeschatzt. Allmählich weiß ich wirklich nicht mehr, was ich noch machen soll.«

Von draußen röhrte das Geknatter eines Mopeds hinein.

»Da kommt Reinhold. Ich muss los.«

»Schatz ...«

Bevor Hans-Peter etwas erwidern konnte, war Annegret bereits zur Tür hinaus gerauscht und hatte selbige hinter sich zugeschlagen. Hans-Peters Ohren klingelten noch vom Knall der Tür, als eine Fehlzündung des Mopeds draußen seinem Gehör beinahe den Rest gab. Dann gab Reinhold ordentlich Gas und das Moped rauschte davon.

Hans-Peter starrte die Tür noch ein wenig an. Dann seufzte er und wandte sich wieder seinem Rührei zu.

»Ach verdammt, mir ist der Appetit vergangen.«

Er stand auf und tappte zur Spüle. Es war an der Zeit, seiner Resignation durch eine entsprechende Geste Ausdruck zu verleihen. Da ihm nichts Besseres einfiel, nahm er die Pfanne wieder zur Hand, seufzte noch einmal und feuerte die Pfanne erneut in das Spülbecken.

»Vater werden ist nicht schwer«, dröhnte eine Stimme von der Hintertür her.

Hans-Peter wandte sich um. Dort stand ein Riese von einem Indianer in der Tür. Ein Indianer in Polizeiuniform. Trotz seiner Masse hatte es dieses Ungetüm geschafft, die Küche völlig lautlos zu betreten. Hans-Peters Miene hellte sich ein wenig auf. Die Besuche des örtlichen Polizeichefs stellten jeweils die Highlights des Tages dar.

»Hiltrud, du alte Rothaut! Was hat dich hierher verschlagen?«

Sheriff Hiltrud Yamamoto blaffte ein Lachen hinaus. »Ich dachte, ich schaue mal nach, was der größte Großwildjäger der Prärie so treibt.«

»Nicht viel, fürchte ich«, sagte Hans-Peter und setzte sich wieder. Hiltrud trat einige Schritte näher, womit er den Boden zum Beben brachte. Dann setzte sich Hiltrud auf den Stuhl, auf dem eigentlich Annegret hätte sitzen sollen.

»War das eben deine Kleine, die auf dem Moped von Reinhold Witherspoon saß?«

Hans-Peter blickte kurz zum Sheriff auf. Dann nickte er und konzentrierte sich wieder auf sein Rührei.

»Kein guter Umgang für die Kleine. No, Sir.«

»Ich weiß, Hiltrud. Aber was soll ich machen? Du weißt ja, wie sie ist. Sie macht eine schwere Zeit durch, seit Elfriede von uns gegangen ist. Ich halte zwar nicht viel von diesem Witherspoon-Jungen, aber ich möchte Annegret nicht zu sehr einengen.«

»Klar, verstehe ich.« Hiltrud schielte auf Annegrets Rührei. »Sag mal, isst du das noch?«

Hans-Peter blickte auf. »Hm? Oh, nein. Bedien dich ruhig. Du kannst meine Portion auch noch haben.«

»Oh, phantastisch.«

Hiltrud ließ sich nicht lange bitten. Er schnappte sich Annegrets Teller und setzte den Tellerrand an seiner Unterlippe an. Dann benutzte er die Gabel, um das Rührei einfach in seinen geöffneten Mund zu schieben. Hans-Peter wartete, bis das Rührei komplett in Hiltrud verschwunden war. Dann langte er beherzt über den Tisch und riss den Teller an sich. Er traute einem Monstrum wie Hiltrud glatt zu, ein Stück aus dem Teller zu beißen.

Schon im nächsten Moment hatte sich Hiltrud Hans-Peters Teller geschnappt und ließ diesem die gleiche Behandlung angedeihen wie bereits dem vorherigen. Und noch einmal gelang es Hans-Peter, den Teller vor Bissspuren zu bewahren. Die Ketchupflasche hingegen konnte Hans-Peter nicht mehr in Sicherheit bringen. Hiltrud schnappte sie, schoss den Verschluss mit dem Daumen ab, setzte die Flasche an und pumpte den Inhalt auf ex herunter.

»Ah, das war gut«, sagte Hiltrud. Dann vollführte er einen Sieben-Sekunden-Rülpser, der die Gläser im Schrank zum Klingeln brachte.

»Respekt«, sagte Hans-Peter und nickte anerkennend.

»Besten Dank. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, der Witherspoon-Junge. Er ist schon ein ziemlicher Rabauke. Eigentlich hat er sich bislang ja noch nichts zuschulden kommen lassen. Sicher, er trägt eine verrückte Frisur und färbt sich die Haare. Er ist tätowiert, hört gerne laute Musik, trinkt Bier, raucht und fährt mit einem frisierten Moped durch die Gegend. Doch er hat sich noch nichts zuschulden kommen lassen. Dennoch könnte er deine Annegret in Verruf bringen.«

Hans-Peter nickte nachdenklich. »Ja, wo sie doch gerade ins mittlere Management ihrer Firma aufgerückt ist.«

»Wenn du möchtest, dann nehme ich mir diesen Witherspoon-Bengel mal vor.« Hiltrud ließ seine Fingerknöchel knacken. Es klang wie ein kleines Feuergefecht. »Ich würde nur mit ihm ... reden, wenn du verstehst, was ich meine. Reden. Von Mann zu Mann.«

Hans-Peter winkte ab. »Ach was, lass den Jungen in Ruhe. Das würde nichts besser machen. Und wenn er es zu toll mit meiner Kleinen treibt, dann werde ich selbst einige Worte mit ihm wechseln.«

»Wie du meinst, Hape.« Hiltrud sprach die Kurzform von Hans-Peters Vornamen auf englische Weise aus. Es klang wie »Häib«. »Aber du solltest der Kleinen nicht alles durchgehen lassen. Sicher, das mit ihrer Mutter war eine schlimme Sache. Doch du darfst nicht zulassen, dass diese Geschichte von nun an dein gesamtes Leben bestimmt. Im Gegenteil: Du solltest einfach die Vergangenheit hinter dir lassen und einen Neuanfang wagen. Wenn deine Tochter völlig aus der Spur läuft, dann hau ihr einfach gepflegt eins in die Fresse. Das geht schon in Ordnung. Ich werde dich dann zwar verhaften müssen, aber wir einigen uns darauf, die Kleine sei auf der Toilette ausgerutscht.«

Hape nickte. »Danke, Hiltrud. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Ich würde gerne meine Vergangenheit hinter mir lassen, doch das ist nicht so einfach. Ich denke, ich brauche noch etwas Zeit.« Hape klatschte in die Hände, richtete sich auf und zauberte ein Grinsen auf sein Gesicht. »Ach, was reden wir da? Du bist doch sicherlich nicht hergekommen, um mit mir über meine Familienverhältnisse zu diskutieren. Und wegen meines Rühreis doch bestimmt auch nicht, oder?«

»Das Rührei ist zwar ein Argument, doch tatsächlich bin ich hier, weil ich deine Hilfe brauche.«

Hape zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.

»Es geht um den alten Sullivan«, fuhr Hiltrud fort. »Er wird seit Sonntag vermisst.«

»Das ist doch erst seit gestern.«

»Seit letztem Sonntag.«

»Ach so. Und wie kann ich dir dabei behilflich sein?«

Hiltrud knetete seine Polizeimütze und blickte unter sich. »Nun, wenn man den Schilderungen des jungen Sullivan Glauben schenken kann, dann ist der alte Sullivan nicht mehr von seinem Spaziergang aus dem Wald zurückgekehrt. Es hat ihn auch niemand auf den Wegen gesehen.«

»Oh nein!« Hape winkte heftig ab. »Dabei kann ich euch nicht helfen. Nein, wirklich nicht.«

»Komm schon, Hape.« Hiltrud stand auf und knallte nebenbei mit dem Kopf gegen die Deckenlampe. »Wir müssen abseits der Wege suchen.«

»Ob bitte, Hiltrud! Du als Indianer bist ein ausgezeichneter Spurenleser. Ich bin sicher, du schaffst das auch alleine.«

»Hape, vergiss das mit den Indianerklischees. Wir Indianer sind zwar gute Spurenleser, doch ich bin ein Großstadtindianer, auch wenn ich in einer Kleinstadt lebe. Ich kann keine Spuren lesen. Ich könnte noch nicht einmal sagen, von wem der Fußabdruck auf meinem Hintern stammt, falls ich mal gefeuert werden sollte.«

Hape holte schon Luft, um eine Antwort zu geben, doch bevor er etwas sagen konnte, quäkte Hiltruds Funkgerät los.

»Zentrale ruft Sheriff Hiltrud Yamamoto. Zentrale ruft Sheriff Hiltrud Yamamoto. Sheriff Hiltrud Yamamoto, bitte kommen. Bitte kommen, Sheriff Hiltrud Yamamoto.«

Hiltrud wartete geduldig ab, bis die Meldung beendet war. Erst dann hakte er das Mikrofon des Funkgeräts von seiner Halterung an seiner Schulter los und antwortete.

»Hallo Zentrale, hier ist Sheriff Yamamoto. Was gibt es denn, Waltraud?«

»Hier Zentrale, Sheriff. Wir hatten gerade einen Anruf von Engelbert Farnsworth. Sein kleiner Sohn sitzt zu Hause und ist völlig verstört. Der Kleine meint, er habe im Wald ein Monster gehört. Möglicherweise hat das etwas mit dem Verschwinden des alten Sullivan zu tun.«

»Vorsicht, Waltraud«, knurrte Hiltrud in das Mikrofon. »Das ist ein offener Kanal.«

»Ach, keine Sorge«, quäkte Waltraud aus der Zentrale zurück. »Meinetwegen darf jeder wissen, was ich von diesem alten Halsabschneider halte. Ist ja nur meine Meinung. Und wenn ich die nicht mehr sagen darf, dann können sie mich ja verhaften, Sheriff. Jedenfalls ist Deputy Parkinson schon unterwegs zu dem Ort, den der kleine Farnsworth beschrieben hat. Ich dachte, Sie wollten vielleicht auch dorthin fahren.«

»Ich mache mich gleich auf den Weg. Rufen Sie Parkinson noch einmal. Er soll keine Alleingänge unternehmen. Noch wissen wir nicht, womit wir es zu tun haben. Yamamoto Ende.«

Hiltrud hängte das Mikrofon wieder in die Halterung. Dann warf er Hape einen Blick zu. »Was grinst du so?«

»Dein Name«, sagte Hape. »Ich werde mich niemals an deinen Namen gewöhnen. Wie kann ein Riesenkerl wie du nur mit einem solchen Namen durchs Leben gehen? Ich meine ... hast du schon mal einen richtigen Kerl gesehen, der ›Yamamoto‹ heißt? Ehrlich, ihr Indianer seid schon ziemlich hart im Nehmen.«

»Den Namen hat mir mein alter Herr angehängt.« Hiltrud zuckte mit den Schultern. »Angeblich schlich ein Dachs ums Haus, als ich gezeugt wurde. Das brachte meinen Vater auf die Idee, mich ›Yamamoto‹ zu nennen. Keine Ahnung, wie er darauf kam. Aber ich bin mit dem Namen eigentlich ganz zufrieden. Stell dir mal vor, eine Ziege wäre um das Haus geschlichen. Dann hätte er mich am Ende ›Rodriguez‹ genannt. Oder er hätte mir einen völlig bescheuerten Vornamen gegeben. Nein, es ist schon gut, so wie es ist.«

Hape grinste weiter und schüttelte seinen Kopf, während er die beiden Teller zum Spülbecken trug. Doch Hiltrud war noch nicht fertig.

»Also was ist nun, Hape? Kommst du mit?«

Hape versteifte sich mitten im Schritt. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor. Dann ließ er seine Schultern sinken.

»Ihr seid ohne mich besser dran«, sagte er dann leise. »Du weißt das und ich weiß das. Ich nutze dir da draußen überhaupt nichts.«

Hiltrud setze seine Polizeimütze auf und rückte sie zurecht. »Nun red‘ nicht so einen Unsinn, Hape. Du kannst dich nicht ewig hier drin verkriechen. Und ich brauche dich, Hape. Ich brauche dich wirklich. Oder glaubst du, Deputy Parkinson wäre mir da draußen eine große Hilfe? Verdammt, Hape, du kennst ihn doch. Er könnte noch nicht einmal einen Faden in eine Nähnadel einfädeln, wenn das Nadelöhr einen halben Meter breit wäre.«

Hape drehte sich langsam um und blickte zu Hiltrud auf.

»Das war jetzt aber ein blöder Vergleich.«

Hiltrud nickte. »Ja.«

Mehr fiel dem Sheriff dazu offenbar nicht ein. Hape auch nicht. Deswegen kommentierte er es auch nicht weiter. Stattdessen atmete er tief durch und nickte dann ebenfalls. »Also schön, ich komme mit. Aber nur als Beobachter. Ich werde keinesfalls aktiv in das Geschehen eingreifen. Nur, damit das klar ist.«

»Keine Sorge. Das letzte Monster, das wir in unserem Wald zur Strecke gebracht haben, war ein verschrecktes Reh. Das arme Vieh hatte mitten auf den Weg geschissen und der alte Sullivan war reingetreten. Hatte seine Schuhe versaut. Wir wussten nicht, weswegen er sich darüber so aufregte. Die Treter schienen noch aus der Vorkriegszeit zu stammen. Und damit meine ich nicht den Golfkrieg, sondern die Schlacht am Little Big Horn. Jedenfalls mussten wir das arme Vieh erschießen.«

Dann senkte Hiltrud seine Stimme und beugte sich ein Stück vor. »Aber falls wir da draußen tatsächlich etwas finden, dann gehen Parkinson und ich alleine rein. Du kannst auf dem Weg bleiben und die Sache beobachten. Du musst dir keine Sorgen machen. Du bist völlig sicher, so lange du nicht mit Parkinson alleine bist.«

Hape ging zur Garderobe und schnappte seine Jacke. »Danke, Hiltrud. Ich denke, ich komme da draußen schon klar.«

»Das denke ich auch. Doch vielleicht solltest du dir noch eine Hose anziehen. Schuhe wären auch nicht schlecht. Und ich weiß ja nicht, was du noch unter diesem Bademantel trägst, aber ein Hemd würde sich auch noch recht gut an dir machen.«

 

Stimmen im Wald

 

 

»Herrjeh, was für ein Auflauf«, sagte Hiltrud.

Als Hape die Ansammlung von Fahrzeugen am Waldrand sah, sank er noch ein wenig tiefer in den Beifahrersitz des Streifenwagens.

---ENDE DER LESEPROBE---