I.T.A.B.O. Level 1: Spionageangriff - Bettina Huchler - E-Book

I.T.A.B.O. Level 1: Spionageangriff E-Book

Bettina Huchler

0,0

Beschreibung

International Technical and Bionical Organisation Ein Areal mitten im Nirgendwo von Amerika, abgeschottet von jeglicher Zivilisation. I.T.A.B.O. - Forschungsstation für Biologie und Technik und ab sofort das Zuhause von David und Jeffrey. Während Jeffrey auf alles sehr gespannt ist, möchte David am liebsten sofort wieder zurück in seine alte Heimat. Doch vielleicht ist sein neues Leben gar nicht so langweilig, wie es scheint. Auf einmal wird von einem Datenmaulwurf gesprochen. David beschließt, dem zusammen mit seinem Bruder und ihren neuen Freunden Kevin und Tamara auf die Spur zu kommen, nichts ahnend, in was für eine Gefahr sie sich damit begeben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 256

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für alle, die seit Jahren auf die Veröffentlichung dieses Buches gewartet und dessen Entstehung seit 2014 mitverfolgt haben.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

EPILOG

Der seit drei Jahren alleinerziehende Brian Roberts, sein sechzehnjähriger Sohn David und dessen dreizehnjähriger Bruder Jeffrey hatten sehr früh aufstehen müssen, denn der Weg bis zum Areal von I.T.A.B.O., ihrem neuen Zuhause, war weit. Deshalb waren sie froh, als sie nach fast dreizehnstündiger Fahrt mit wenigen Pausen auf dem Parkplatz ankamen und aus dem Auto steigen konnten.

Während Brian ein Gepäckstück nach dem anderen aus dem Kofferraum hievte, sah sich David um. Der Anblick ließ ihn die Nase rümpfen.

Das eigentliche Gelände war mit einem hohen Maschendrahtzaun und Kameras gesichert, sodass es daher eher einem Gefängnis glich als einer Forschungs- und Entwicklungsstation.

Angewidert verzog David das Gesicht. »Willkommen im Knast!«

Brian nahm eine weitere Reisetasche aus dem Kofferraum und reichte sie seinem Ältesten. »So schlimm wird es ganz sicher nicht werden. Lasst uns erst einmal reingehen, dann sehen wir weiter.«

»Und was ist, wenn es uns hier auch später gar nicht gefällt? Sind wir dann trotzdem dazu verdammt, auf ewig hierzubleiben?«

»Darüber sprechen wir, wenn es so weit kommen sollte. Versucht wenigstens, euch hier einzugewöhnen.«

Dass das Areal einmal ein Natur- und Erlebnispark werden sollte, wie ihnen ihr Vater erzählt hatte, lag jenseits der Vorstellungskraft beider Jungen.

Rings herum befanden sich nur Wälder und Wiesen. Es machte umso deutlicher, dass sie sich fernab jeglicher Zivilisation befanden. Auf dem Parkplatz standen zwar einige Autos, aber weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.

Jeffrey fand den Umzug zwar auch nicht gerade prickelnd, aber er war aufgeregt. Er wollte endlich wissen, was es mit der neuen Arbeitsstelle seines Vaters und mit diesem von der Außenwelt abgeschirmten Gelände auf sich hatte. Schnell lief er in Richtung Eingang, seinen Trolley hinter sich herziehend und einen Rucksack auf dem Rücken.

David trottete stattdessen gemächlich den Weg entlang, denn er hatte es nicht eilig. Außerdem war seine Reisetasche schwer. Zum Glück hatte sein Koffer Rollen.

Sie erreichten das kleine Gebäude, über dem das Logo von I.T.A.B.O. angebracht war: ein Baum, dessen Wurzeln in eine Platine übergingen.

Die Abkürzung stand für International Technical and Bionical Organisation. In diesem Areal beschäftigten sich Forscher mit neuen technischen Entwicklungen. Vor allem im Hinblick auf die Nutzung der Natur, ohne deren Ausnutzung.

Brian wurde als neuer Teamleiter der Sicherheitsabteilung eingestellt. Das bedeutete für ihn gleichzeitig eine Beförderung.

Mit einem Lächeln auf den Lippen bei diesem Gedanken ging er auf die Glastür zu, die weder Klinke noch Knauf hatte, und wartete darauf, dass diese von allein aufging.

Sie bewegte sich jedoch keinen Millimeter.

Er trat einen Schritt zurück und starrte irritiert auf den verschlossenen Durchgang.

»Da ist eine Klingel, Dad«, bemerkte Jeffrey grinsend und betätigte diese.

Ein leises Summen ertönte und die Tür glitt mit einem zischenden Geräusch zur Seite weg.

Sie betraten einen kleinen Raum, in dessen Glaskasten ein Pförtner saß. Bis eben hatte dieser auf ein Tablet geschaut, nun aber sah er sie mit strengem Blick an.

Jeffrey zuckte zusammen. Diesem fülligen, hochgewachsen Mann mit dem Vollbart wollte er lieber nicht nachts über den Weg laufen. Selbst im Sitzen war er in etwa so groß wie Brian.

In dem kleinen Raum gab es eine Sicherheitsschleuse, ähnlich der in Flughäfen. Eine Grünpflanze in einem großen Kübel war der einzige Farbtupfer auf dem hell gefliesten Boden.

Brian ging auf den muffelig aussehenden Pförtner zu.

»Sie wünschen?«, nuschelte dieser gelangweilt, ohne das Tablet aus der Hand zu legen.

»Guten Tag, mein Name ist Brian Roberts. Ich trete hier morgen die Stelle als Teamleiter der Sicherheitsabteilung an. Wenn Sie das Schreiben mit der Bestätigung sehen wollen …« Er reichte dem Mann den Brief.

Dieser legte nun doch das Tablet zur Seite, nahm das Dokument entgegen, las es sorgfältig durch und nickte. »Und die beiden Jungen sind Ihre Söhne … David und Jeffrey?«

»Genau.«

Abermals nickte sein Gegenüber. »In Ordnung. Dann zeigen Sie mir bitte Ihre Ausweise. Außerdem steht noch eine Sicherheitsüberprüfung an und ich muss einen Blick in Ihr Gepäck werfen.«

David wunderte sich, was für ein Aufhebens hier betrieben wurde, und blickte seinen Vater mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Dieser nickte nur.

Jeffrey fand das alles enorm spannend und kam sich wie in einem Agentenfilm vor.

Nacheinander traten sie durch die Schleuse, nachdem sie ihre Smartphones, Münzen und Schlüssel aus ihren Hosentaschen in eine Kiste gelegt hatten.

David weigerte sich allerdings beharrlich, seinen Ohrring abzunehmen. »Wissen Sie, wie schwer es ist, den wieder hineinzufriemeln? Nein, danke, dann nehme ich lieber in Kauf, dass ich piepe.«

»Aber Junge, das sind nun mal die Regeln. Wie soll ich wissen, ob das Gerät nur wegen des Schmucks anschlägt oder du noch etwas anderes aus Metall am Leib hast?«

Genervt verdrehte David die Augen. »Klar, ich renne jeden Tag mit einem Springmesser und einer Neun-Millimeter-Pistole herum.«

Doch der Pförtner ließ nicht locker, sodass David seinem Vater den Ohrring widerwillig in die Hand drückte und ihn nach dem Passieren der Schleuse in seine Hosentasche stopfte.

Anschließend nahm der Pförtner ihr Gepäck unter die Lupe.

Abermals war es David, der noch schlechter gelaunt sagte: »Wird hier die Privatsphäre völlig unter den Tisch gekehrt, oder was?«

»David, reiß dich bitte zusammen!« Brian blickte seinen Sohn streng an.

Als der Pförtner Jeffreys Plüschpanda aus dem Rucksack fischte, wurde der Junge rot im Gesicht. Seit seine Mutter nicht mehr bei ihm war, brauchte er das Stofftier mehr denn je. Es war das letzte Geschenk von ihr.

David grinste. »Du hast doch nicht ernsthaft diesen Mottenfiffi mitgenommen.«

»Nenn ihn nicht so. Du weißt genau, dass ich Fluffy zum Einschlafen brauche, seitdem Mama …« Jeffrey verspürte einen Kloß im Hals, sobald er nur daran dachte.

David hob die Hände. »Schon gut, schon gut, ich hab es nicht so gemeint.«

Jeffrey nickte und sah dabei zu, wie der Pförtner alles wieder einpackte.

»Ich werde Ihnen vorläufige Ausweise anfertigen, die richtigen erhalten Sie morgen«, teilte ihnen der Pförtner mit, nachdem er auch in den anderen Gepäckstücken nichts Verdächtiges hatte finden können.

»Bitte stellen Sie sich nacheinander vor die gelbe Wand neben der Tür dort vorn. Ich fotografiere Sie und die Bilder werden auf Ihre ID-Cards gedruckt.«

Das wird ja immer besser, dachte David. Nach der langen Autofahrt sahen sie sicherlich alles andere als fotogen aus.

Er folgte der Anweisung dennoch und nur wenig später erhielten sie ihre vorübergehenden Pässe, die Kreditkarten ähnelten und in Hüllen mit Clips steckten. Tatsächlich waren die Fotos furchtbar.

»Tragen Sie Ihre ID-Cards bitte stets gut sichtbar am Körper.« Der Pförtner warf ihnen einen strengen Blick zu. »Melden Sie sich nun umgehend im Verwaltungsgebäude. Dort wird Ihnen alles Weitere erklärt und dann werden die Scans durchgeführt.«

»Was denn für Scans?«, fragte Jeffrey. Er erhielt jedoch keine Antwort.

Brian befestigte seine ID-Card an der Hemdtasche. »Ist gut, vielen Dank. Wo finden wir bitte das Verwaltungsgebäude?«

Der Pförtner hatte die gleiche gelangweilte Sitzposition wie zuvor eingenommen und nach seinem Tablet gegriffen. »Sobald Sie im Areal sind, gehen Sie nach rechts und dann nur noch geradeaus. Sie können es gar nicht verfehlen«, erklärte er.

Brian bedankte sich freundlich lächelnd und steuerte auf die zweite Tür im Raum zu.

Ohne von seinem Tablet aufzusehen, betätigte der Pförtner einen Knopf und die hintere Tür öffnete sich.

Der Raum, der durch das dicke, dunkle Sicherheitsglas von der Außenwelt abgeschirmt gewesen war, füllte sich mit dem gleißend roten Licht der Abendsonne.

Erst nachdem sie sich an dieses gewöhnt hatten, traten sie ins Freie.

Umgehend schloss sich der Durchgang hinter ihnen.

Vor ihnen lag das Areal, das von diesem Punkt betrachtet nicht so knastähnlich aussah wie von außen. Im Gegenteil, alles war grün und die Wege waren sauber. Sie konnten allerdings nicht sehr weit schauen, weil viele verschiedene Bäume die Sicht versperrten.

Die Vögel zwitscherten und ein Eichhörnchen lief vor ihnen über den Weg, um sich flink am nächsten Stamm hochzuhangeln.

»Ist es nicht traumhaft schön hier?«, fragte Brian.

»Abwarten«, antwortete David knurrend.

»Also ich finde es toll!«, rief Jeffrey und strahlte über das ganze Gesicht.

Sie machten sich auf den direkten Weg zum Verwaltungsgebäude.

Kurz darauf kam ihnen ein Mann auf einem Segway entgegen und winkte beim Vorbeifahren freundlich.

»Das Gelände muss wirklich groß sein, wenn die hier mit solchen Teilen durch die Gegend brettern.« David blickte sich abermals nach ihm um.

Brian nickte. »Und dabei ist noch nicht einmal alles erschlossen. Irgendwann soll das Areal noch größer werden, hat mir Mr. O’Connor berichtet. Aber bevor wir uns weiter umsehen, melden wir uns erst mal an.«

Das zweistöckige hellgelbe Gebäude für Verwaltungsangelegenheiten war tatsächlich nicht weit entfernt. Die Eingangstür hatte diesmal weder einen Sensor noch eine Klingel, sondern eine herkömmliche Klinke.

Brian öffnete sie. Als er sich und seine Söhne am Empfangstresen anmeldete, mussten sie nur kurz warten.

Eine schlanke blonde Frau in einem dunkelblauen Kostüm kam auf sie zu.

Sie trug High Heels, in denen sie sich sehr sicher und schnell bewegte. Der grün gemusterte Teppich dämpfte ihre Schritte. »Hallo, mein Name ist Heather Madison, ich bin die Leiterin der Verwaltung von I.T.A.B.O. Sie sind die Roberts, nehme ich an? Graham hat Sie telefonisch angekündigt. Ich heiße Sie und Ihre beiden Söhne recht herzlich willkommen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen? Wir müssen die nötigen Scans von Ihnen machen, ehe Sie sich hier frei bewegen können. Die sind ganz neu.« Sie hatte bei dem letzten Satz gestrahlt. Allerdings sprach sie ziemlich schnell, sodass die Roberts teilweise Schwierigkeiten hatten, ihren Worten zu folgen.

Brian runzelte die Stirn, er war gedanklich bei den Sicherheitsvorkehrungen hängengeblieben. Das interessierte ihn berufsbedingt besonders. »Wie haben Sie denn den Zutritt gehandhabt, bevor Sie auf Scans umgestiegen sind?«

»Bis vor Kurzem reichte lediglich die ID-Card aus, um alle Türen zu öffnen und Geräte zu bedienen. Allerdings mussten wir die Sicherheitsvorkehrungen ein wenig verschärfen, um das Areal noch besser zu schützen.«

»Was denn für Scans?«, fragte Jeffrey erneut, in der Hoffnung, diesmal eine Antwort zu erhalten.

Doch Heather lächelte nur und sagte: »Das wirst du gleich sehen.«

Die Brüder wechselten einen irritierten Blick und folgten den Erwachsenen.

Vor einem kleinen Nebenraum sollten sie Platz nehmen.

»Ich werde mit Ihnen einzeln hineingehen, damit keine Störungen bei den Aufnahmen auftreten. Fangen wir mit Ihnen an, Mr. Roberts?«

Brian stand auf und folgte ihr.

Kaum war die Tür geschlossen, lehnte sich Jeffrey näher zu David und flüsterte: »Was meinen die dauernd mit Scans?«

»Woher soll ich das wissen? Und warum sprichst du so leise?«

Jeffrey blickte sich nach allen Seiten um. »Vielleicht belauscht uns ja jemand.«

David ließ ebenfalls seinen Blick schweifen. »Also bis auf den Mann am Tresen kann ich hier niemanden sehen. Oder glaubst du wirklich, dass es hier versteckte Wanzen gibt?«

Jeffrey zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber der Typ reicht mir schon. Wetten, der schlägt sofort Alarm, wenn wir eine falsche Bewegung machen?«

David lachte so laut auf, dass der Empfangsmitarbeiter irritiert zu ihnen hinübersah. »Brüderchen, deine Fantasie geht allmählich mit dir durch. Du solltest weniger Actioncomics lesen, ehrlich.«

Jeffrey verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte nichts mehr.

Es dauerte einige Zeit, bis sich die Tür zum Nebenraum wieder öffnete und ihr Vater herauskam. »Der Nächste bitte. David, willst du?«

Gelangweilt zuckte dieser mit den Schultern, stand auf und ging hinein.

Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, sagte Heather: »Setz dich bitte hierhin.« Sie deutete auf einen Stuhl.

Dieser stand vor einem Gerät, das ihn an das beim Augenarzt erinnerte.

Er nahm Platz und Heather gab ihm weitere Anweisungen.

»Bitte halt ganz still und versuche, nicht zu blinzeln. Es wird gleich zwei Pieptöne geben, einer kündigt den Start des Scans an und der andere den Abschluss. Dann kannst du dich wieder normal hinsetzen. Gleich wird von beiden Augen die Netzhaut, die sogenannte Retina, gescannt.«

»Wozu soll das denn gut sein?«

»Einige Türen lassen sich ausschließlich mit einem Retinascanner öffnen.«

»Das heißt, mein Auge ist so was wie ein Schlüssel?«

»Genau. Die Technik ist bisher noch selten, aber man weiß nie, ob wir die zukünftig einsetzen wollen. Wir werden außerdem Abdrücke deiner Finger sowie eine Sprachprobe nehmen. Auch mit den Händen und deiner Stimme kannst du dir hier im Areal zu verschiedenen Dingen Zugriff verschaffen.«

David fühlte sich immer unwohler, ließ die Prozedur allerdings über sich ergehen. Er war froh, als er den Raum endlich verlassen konnte und sein Bruder an der Reihe war.

Brian strahlte seinen Ältesten an. »Na, war doch klasse, oder? Ich bin immer gespannter, was uns hier alles erwarten wird.«

»Ich weiß nicht. Trotz der aufgehübschten Anlage komme ich mir vor wie in einem Gefängnis.«

»Komm schon, entspann dich.« Er lehnte sich zu seinem Sohn und stupste gegen dessen Schulter.

Doch David wollte sich nicht für I.T.A.B.O. begeistern. Er hatte keine Lust, hier zu sein. Immerhin war dieses Areal daran schuld, dass er seine Freunde und die alte Heimat hatte verlassen müssen.

Heather kam mit einem breit grinsenden Jeffrey aus dem Nebenraum. »Ich zeige Ihnen nun, wo Sie wohnen werden.«

Gemeinsam verließen sie das Gebäude.

»Warten Sie bitte einen Moment, ich bin gleich wieder bei Ihnen.« Die Leiterin der Verwaltung verschwand hinter der nächsten Ecke und fuhr kurz darauf mit einem kleinen Elektroauto vor, das an einen Golfcaddy erinnerte.

»Wie groß ist das Gelände eigentlich genau, dass es hier so viele Fahrzeuge gibt?«, fragte David.

Brian warf seinem Sohn einen strafenden Blick zu, den dieser gekonnt ignorierte.

Heather antwortete lächelnd: »Das Areal umfasst momentan eine Fläche von knapp 2500 Quadratkilometern.«

David nickte anerkennend und konnte nun besser verstehen, warum man nicht alle Strecken zu Fuß zurücklegte.

»Aber nun eingestiegen. Das Gepäck können Sie hinten im Transportkorb verstauen. Einen Kofferraum hat das gute Stück leider nicht. Ihnen stehen ebenfalls Elektrocaddys und Fahrräder zur freien Verfügung. Die befinden sich am Eingang zum Wohngebiet, wo wir nun hinfahren.«

»Wir haben vorhin jemanden mit einem Segway gesehen. Bekommt die jeder vom Areal gestellt?« David blickte Heather fragend an.

»Leider nein. Die sind alle im Privatbesitz. Wenn du also eines hast, kannst du damit fahren, sofern du sechzehn Jahre alt bist.«

»Ich bin seit einem Monat sechzehn, einen Segway habe ich aber nicht. Dad, warum habe ich so was nicht zum Geburtstag bekommen?«

Brian lachte. »Sonst hast du keine Wünsche? So ein Teil ist nicht gerade günstig. Das Ding hätte in unserem Auto auch gar keinen Platz gehabt.«

Das leuchtete David ein. Sie hatten schließlich nur das Nötigste eingepackt. Wie so oft an diesem Tag dachte er erneut an seine alte Heimat.

Nachdem die drei im Caddy Platz genommen hatten, fiel Jeffreys Blick auf einen kleinen Bildschirm am Armaturenbrett, der jedoch ausgeschaltet war. »Hat das Teil etwa ein integriertes Navi?«

Heather fuhr los. »Nicht nur das, einen ganzen Bordcomputer samt Kommunikationsmöglichkeiten. Eine von vielen technischen Spielereien, die ihr kennen und mit Sicherheit auch lieben lernen werdet. Lasst euch einfach überraschen und genießt eure Zeit hier. Ich bin mir sicher, euch wird es bei uns gefallen.«

Sie erreichten den Eingang des Areals. Von dort aus bogen sie nach rechts ab. Ein breiter, leicht gewundener Weg führte sie weiter ins Innere.

Das Gelände wirkte auch hier sehr naturbelassen und schon bald vergaßen die Roberts die Einzäunung. Viele Sommerblumen auf den weitläufigen Wiesen verströmten einen herrlichen Duft, und Insekten schwirrten in Scharen umher.

Nach einiger Zeit passierten sie ein großes, achteckiges Gebäude mit drei Stockwerken, das in einem hellen Blau angestrichen war.

»Das ist unsere Zentrale, das Herzstück von I.T.A.B.O. Hier werden Sie ab Montag arbeiten, Mr. Roberts. Dort melden Sie sich bitte um acht Uhr bei Mr. O’Connor«, erklärte Heather. »Und da hinten ist eure zukünftige Schule, Jungs.« Sie deutete in einen schmalen Weg hinein, an dessen Ende ein Gebäude stand. »Mrs. Rankin erwartet euch ebenfalls um acht Uhr im Sekretariat.«

Die Schule war recht unspektakulär und hätte genauso gut in einer ganz gewöhnlichen Stadt stehen können.

Anschließend dauerte es nicht mehr lange, bis sie in einen Bereich gelangten, der wie eine Ferienanlage aussah. Überall standen Bungalows dicht an dicht. Nur im Eingangsbereich gab es ein großes Gebäude, an dessen Fassade der Schriftzug Hotel prangte.

»Ihr Bungalow ist die Nummer 77«, erklärte Heather, nachdem sie kurz angehalten hatte, um auf ihr mitgeführtes Tablet zu schauen.

Nur wenig später erreichten sie das Häuschen, das in einem satten Grün angestrichen worden war. Zum Glück hatten die kleinen Gebäude nicht alle die gleiche Farbe, sodass es Brian, David und Jeffrey zumindest ein wenig Orientierung gab. Trotzdem hatten die drei sich den Weg noch nicht eingeprägt.

Hinter dem Haus lag ein winziger mit einem weißen niedrigen Zaun umrahmter Garten.

Heather hielt an und alle stiegen aus.

Zum zweiten Mal an diesem frühen Abend lud Brian ihr Gepäck ab und verteilte es an seine Söhne.

»Die meisten Türen werden bei uns mit einem Fingersensor geöffnet. Nur Sie und Ihre Söhne können Ihren Bungalow betreten. Hier haben Sie einen Lageplan und alle wichtigen Informationen.«

Brian nahm die Mappe entgegen, die Heather ihm reichte.

»Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.« Sie winkte ihnen noch einmal zu, stieg in den Caddy und rauschte davon.

»Liegt es an mir oder ist die hier gerade wirklich wie ein Wirbelsturm durchgefegt? Kaum da, war sie wieder verschwunden«, sagte Jeffrey verdutzt, was David zum Schmunzeln und Brian zum Lachen brachte.

»Da bist du nicht der Einzige, der das so empfunden hat, Sportsfreund. Immerhin wurden wir schon mal nett empfangen. Jetzt schauen wir uns am besten unser neues Zuhause von innen an. Oder was meint ihr?«

Die Jungen nickten.

Brian legte seinen Zeigefinger auf den Sensor und die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken.

Gemeinsam betraten sie ihren Bungalow.

Von innen wirkte das Haus größer als von außen. Sie standen in einem L-förmigen Flur, von dem fünf Türen abgingen. Schnell stellten sie fest, dass die drei Schlafräume in etwa gleich groß waren. Einer hatte jedoch eine kleine Nische. David gefiel dieses Zimmer am besten. Sein Vater und Bruder willigten ein, es ihm zu überlassen.

Als Jeffrey die Küche betrat, sah er sich verwirrt um. »Hier gibt es keinen Herd und nicht mal einen Kühlschrank. Wo sollen wir denn nun etwas essen? Ich habe Hunger! Haben wir noch was von unserem Proviant?« Er setzte sich auf einen der vier Stühle, die in der Mitte des Raumes an einem runden Tisch standen.

Brian, der seinem Sohn gefolgt war, überging seine Frage und warf einen Blick in eine der Broschüren mit dem Titel Leitfaden für Newbies. Das ließ ihn zwar die Augenbrauen hochziehen, aber es zeugte auch davon, dass hier ein recht lockerer Umgang gepflegt wurde. Schnell fand er die richtige Stelle, die ihnen weiterhelfen konnte. »Für kleine Snacks und Getränke wird Ihnen der SMAG seinen Dienst erweisen, der in jeder Küche und jedem Büro zu finden ist. Andere Speisen gibt es ausschließlich in den Kantinen.« Er schaute auf. »Aber ja, wir haben auch noch ein paar von den Snacks für unterwegs.«

Jeffrey sah sich erneut in der Küche um und entdeckte den SMAG, der in einem Einbauschrank integriert war. Er hatte es für eine gewöhnliche Mikrowelle gehalten. Er berührte das kleine Display rechts neben der Tür, weil es ansonsten keine Knöpfe gab.

Darauf erschien die Meldung, die zugleich von einer weiblichen Stimme gesprochen wurde:

HALLO JEFFREY. WAS DARF ES FÜR DICH SEIN?

Erschrocken zuckte der Junge zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass das Gerät sprechen konnte und auch noch wusste, wer er war. Aber dann wurde ihm klar, dass das mit den Fingerabdrücken zu tun haben musste. Mittlerweile war das Hauptmenü auf dem Display erschienen, in dem man zwischen GETRÄNK, SNACK und GESCHIRRRÜCKGABE wählen konnte.

Er berührte den Button SNACK und erhielt eine ziemlich lange Auswahlliste. Er entschied sich für ein Thunfischsandwich.

Nach erstaunlich kurzer Wartezeit spuckte der Automat dieses aus.

»Nicht schlecht«, nuschelte Jeffrey beim ersten Bissen. »Warum hatten wir vorher nicht so ein Teil?«

Brian schmunzelte. »Weil unter anderem solche Dinge hier entwickelt werden und eine lange Testphase durchlaufen müssen.«

»Heißt das, wir sind ab sofort so was wie Versuchskaninchen?«, fragte David, der zu ihnen in die Küche kam und sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte.

Brian schüttelte den Kopf. »Nein, Dave. Wir sollten uns geehrt fühlen, solche Geräte als eine der Ersten benutzen zu dürfen.«

»Das finde ich echt cool. Dave, du musst unbedingt die Sandwiches probieren«, sagte Jeffrey mit vollem Mund, was ihm einen verärgerten Blick seines Vaters einbrachte.

»Na gut, aber nur, weil ich auch Hunger habe.« Nachdem ihm Jeffrey die Bedienung des SMAGs erklärt hatte, entschied sich David für ein Salamisandwich.

Brian wählte anschließend eines mit Tomate und Mozzarella aus. Er setzte sich zu seinen Söhnen an den Tisch.

David begutachtete sein Sandwich skeptisch und biss zaghaft hinein. »Ja, schmeckt wirklich ganz gut«, gab er widerwillig zu.

Als David am nächsten Morgen erwachte, wusste er einige Minuten lang nicht, wo er war, bis seine Erinnerungen an den vorherigen Tag nach und nach zurückkehrten. Er verzog das Gesicht, stand auf und ging in die Küche, in der sein Vater und sein Bruder bereits frühstückten.

»Guten Morgen, Dave. Hast du gut geschlafen?«

»Ja, Dad«, antwortete er knapp und steuerte den SMAG an. Er tippte auf das Bedienfeld und entschied sich für eine Schale Frühstücksflocken, die er prompt bekam.

Jeffrey rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Dad hat vorgeschlagen, dass wir uns heute auf dem Areal umsehen. Ich bin gespannt, was es hier alles gibt.«

Genervt verdrehte David die Augen, weil sich sein Bruder manchmal wie ein kleiner Junge benahm.

»Freu dich lieber nicht zu früh, Jeff . Hier ist alles erst im Aufbau«, mahnte Brian.

»Die Touristen werden doch schon von außen durch die knastähnliche Umzäunung abgeschreckt. Spätestens im Eingangsbereich werden sie glauben, im Gefängnis zu sein. Ich erinnere nur an die Sicherheitsschleuse.« David setzte sich an den Tisch und begann zu frühstücken.

Brian nickte. »Ja, wirklich ansprechend wirkt das alles nicht, da muss ich dir ausnahmsweise recht geben. Aber ich bin mir sicher, dass das auch noch gelöst wird.«

Kaum hatten sie das Frühstück beendet, sprang Jeffrey auf. »Können wir jetzt los?«

»Jaja, Sportsfreund, immer mit der Ruhe. Wir müssen erst einmal ins Verwaltungsgebäude, um unsere ID-Cards abzuholen.«

Kurze Zeit später schritten sie nach draußen.

Durch die Wipfel der Bäume drang das Morgenlicht und ließ die Wohnanlage freundlich erscheinen. Die rötliche Sonne war bereits so hell, dass sie sich in den Fenstern der Bungalows spiegelte. Ein vielstimmiges Vogelkonzert erklang, und unter ihren Schuhen knirschte der Kies auf den Wegen.

David erinnerte sich an den letzten Urlaub im Center Park, als sie noch eine komplette Familie gewesen waren. Bisher erkannte er noch nichts Hochtechnologisches. Nur hin und wieder kreuzten einige Personen ihren Weg, die alle freundlich grüßten.

Im vorderen Bereich der Wohnhaussiedlung befand sich ein Hotel für die späteren Besucher. Daneben gab es einen großen Parkplatz, auf dem sich viele Caddys mit zwei oder vier Sitzen und Fahrräder in verschiedenen Ausführungen aneinanderreihten.

Brian las sich die große Hinweistafel durch und steuerte auf eines der kleinen Elektroautos zu. »Sollte nicht so schwierig sein. Los Jungs, steigt auf.« Sobald seine Söhne Platz genommen hatten, startete er den Motor und gab Gas.

Ein Ruck ging durch das Gefährt.

»Nanu, was war das denn?«

David blickte sich um und grinste. »Vielleicht hättest du zuerst das Ladekabel aus der Buchse ziehen sollen.«

Erschrocken sprang Brian vom Caddy und lief nach hinten. »Verdammt. Hoffentlich ist nichts kaputt gegangen.« Er inspizierte alles genau. »Sieht gut aus. Da habe ich wohl noch mal Glück gehabt.« Er hängte das Kabel über die dafür vorgesehene Halterung an der Ladestation und setzte sich wieder hinter das Steuer.

Ohne weitere Zwischenfälle kamen sie am Verwaltungsgebäude an. In dessen Lobby herrschte trotz der frühen Stunde und der Tatsache, dass Sonntag war, reges Treiben. Gleich fünf Mitarbeiter saßen hinter dem Tresen und alle waren schwer beschäftigt.

Heather Madison stand auf und lief sofort auf sie zu. »Einen wunderschönen guten Morgen. Hatten Sie eine erholsame erste Nacht in Ihrem neuen Zuhause?«

David knurrte nur.

»Geht so«, murmelte Jeffrey.

Brian warf beiden einen strengen Blick zu. »Die erste Zeit woanders ist immer schwierig, aber wir werden uns sicherlich noch einleben. Sind denn unsere Ausweise schon fertig?«

»Selbstverständlich. Einen kleinen Augenblick bitte, ich hole sie. Sie können in der Zwischenzeit Platz nehmen.« Sie deutete auf eine Sitzgruppe neben einem Wasserspender, der leise vor sich hinsummte, während im Hintergrund mehrere Tastaturen klackerten.

Nachdem sie nur wenige Minuten auf den Korbstühlen gesessen hatten, kam Heather zurück und überreichte ihnen ihre ID-Cards.

Als die drei jedoch einen Blick auf ihre offiziellen Ausweise warfen, entglitten den beiden Jungs sämtliche Gesichtszüge.

Nur Brians Mimik blieb einigermaßen stabil.

»Was ist denn das?«, entfuhr es David. »Das ist ja grauenvoll! Und damit soll ich jetzt tagtäglich herumlaufen? Niemals!«

»Auf dem Bild sehe ich aus, als wäre ich gerade aus dem Bett gestiegen«, kommentierte Jeffrey sein Foto. Darauf waren seine Augen lediglich kleine Schlitze. Zudem standen seine Haare mehr als sonst in alle Himmelsrichtungen ab, denn er hatte seine Baseballkappe absetzen müssen.

Brian schenkte seinen Söhnen ein leichtes Lächeln. »So schlimm finde ich die Bilder nun auch wieder nicht. Ich weiß gar nicht, was ihr zwei habt.«

»Es tut mir leid, dass euch beiden die Fotos nicht gefallen. Aber sie sind keine Setcard, es geht eher um Funktionalität. Außerdem werden sie einmal im Jahr erneuert. Bitte tragt eure ID-Cards für alle sichtbar am Körper.«

Die Roberts-Jungen stöhnten synchron auf.

Brian warf ihnen einen warnenden Blick zu.

Anschließend verließen sie das Büro, um sich der Erkundung des Geländes zu widmen.

David hatte nun noch schlechtere Laune. Er verzog das Gesicht und vergrub seine Hände ganz tief in den Hosentaschen.

»Wo fahren wir zuerst hin?«, fragte Jeffrey aufgeregt.

»Wie wäre es mit ein bisschen Musik? Ich habe vorhin einen Wegweiser zu einem Entertainmentbereich in der Nähe gesehen«, erwiderte er.

David hob eine Augenbraue. »Kommt drauf an, was für Musik es ist.«

Brian zuckte mit den Schultern. »Das können wir vor Ort herausfinden. Hier draußen gibt es dazu keine entsprechenden Hinweise, und auch in der Broschüre steht nicht mehr.«

Der Weg zu dem Haus, das wie ein riesiges Radio aussah, war nicht weit.

Als er sich mit seinem Fingerabdruck Zutritt verschaffen wollte, ertönte eine weibliche Computerstimme:

TUT MIR LEID, BRIAN, DIESES GEBÄUDE IST VERSCHLOSSEN. ZUGANGSBERECHTIGUNG DERZEIT NUR FÜR DIREKTE MITARBEITER.

»Wow! Die Tür kann sprechen!«, rief Jeffrey, was Brian zum Lachen brachte.

»Nicht die Tür selbst kann sprechen, Jeff, sondern die künstliche Intelligenz von I.T.A.B.O. Sie nennen sie A.M.I. Das habe ich heute Morgen in dieser netten Broschüre nachgelesen.« Er wedelte mit dem Heft herum. »Du hast sie auch schon beim SMAG kennengelernt.«

»A.M.I.?«, hakte Jeffrey nach.

»Es ist die Abkürzung von Automatic Mainframe Intelligence. Das ist dank der besonders ausgeklügelten, künstlichen Intelligenz einer der sichersten und am weitesten entwickelten Computer der Welt.«

»Genial!«, entfuhr es Jeffrey. »Findest du das nicht auch fantastisch, Dave?«

»Ist vielleicht ganz nett.«

»Echt schade, dass wir hier noch nicht reindürfen. Dabei sieht das Gebäude genial aus.« Sehnsüchtig blickte sein kleiner Bruder den Eingang an.

»Irgendwann können wir es bestimmt auch von innen bestaunen. Lasst doch mal sehen, was sich noch in der Nähe befindet.« Brian warf einen Blick auf den Plan, den er vorsorglich mitgenommen hatte, und tippte auf den beschrifteten Punkt, der ihrem derzeitigen Standpunkt am nächsten war: der Campingplatz.

»Was wollen wir da? Als wenn der spannend wäre. Solche gibt es doch wie Sand am Meer«, maulte David.

»Er liegt auf dem Weg, wenn wir uns das komplette Gelände anschauen wollen«, erklärte Brain.

Jeffreys Augen leuchteten förmlich. »Vielleicht haben die ja hier ganz abgefahrene Zelte oder so.«

»Blödsinn!«, brummte David und folgte Brian, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.

Sie erreichten einen See. Das andere Ufer erkannten sie zwar vage, aber sie konnten nicht genau sagen, wie groß er war.

Dort lag der Campingplatz, in dessen Zentrum einige Zelte um eine Feuerstelle gruppiert standen. Diese sahen zu Jeffreys Enttäuschung allerdings vollkommen normal aus. Weitere Parzellen waren bereits abgesteckt. Ansonsten erblickten sie weit und breit nichts und niemanden.

»Na großartig! Wenn das so weitergeht, war die Erkundungstour ein echtes Highlight, das wir unbedingt wiederholen müssen«, maulte David, rollte mit den Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich bin mir sicher, irgendwo gibt es noch etwas Aufregendes. Das habe ich im Gefühl.« Jeffrey grinste und wippte mit den Augenbrauen.

»Bist du sicher, dass du dieses Gefühl nicht mit Hunger verwechselst?«

»Quatsch!« Jeffrey deutete zu kleinen Booten, die an einem Anlegesteg vertäut waren. »Lasst uns das mal anschauen.«

Doch auch die Bootsvermietung, die sich nur ein paar Meter vom Campingplatz entfernt befand, war durch ein Tor versperrt. Eine Möwe ließ sich auf einer Reling nieder und stieß einen krächzenden Schrei aus.

»Was hab ich euch gesagt? Hier ist absolut nichts los.«

Brian sah seinen Ältesten eindringlich an. »Ach, komm schon, Dave. Wer sollte denn jetzt auch ein Boot mieten?«

»Vielleicht sind diese für die zukünftigen Besucher gedacht«, vermutete Jeffrey.

David zuckte mit den Schultern und lief zurück zum Elektrocaddy.

Brian und Jeffrey folgten ihm.

Sie fuhren auf dem Weg weiter, der direkt am Ufer entlangführte. Dieser schlug eine langegestreckte Kurve und kurz darauf kamen sie an einem Haus auf der linken Seite an. Es war – abgesehen von den Bungalows – das kleinste, das sie in I.T.A.B.O. bisher gesehen hatten. Auf dem Schild über der Tür stand: Ordnungshüter.

Jeffrey zog die Stirn kraus. »Ist das so was wie die parkeigene Polizei?«

Statt direkt zu antworten, heftete Brian seinen Blick auf den Text in der Broschüre und fand nach kurzer Zeit die gesuchte Erklärung. »Im Park sorgen Ordnungshüter für Recht und Ordnung. Streitigkeiten können mit ihrer Hilfe beigelegt werden und wenn der Park öffnet, werden sie sich auch darum kümmern, dass sich die Besucher an die Regeln halten.«

»Was hab ich gesagt? Die totale Überwachung!« David stampfte mit dem Fuß auf und hob resigniert die Arme.

»Also wirklich! Deine ewige Nörgelei geht mir langsam gewaltig auf die Nerven. Reiß dich bitte zusammen!«, raunzte Brian in scharfem, aber dennoch gedämpftem Tonfall.

David schwieg. Er konnte es kaum abwarten, wieder im Bungalow zu sein. Dieses Herumgefahre brachte doch gar nichts außer langweilige Sehenswürdigkeiten in einem von der Außenwelt abgeschnittenem Areal. Er konnte sich spannendere Dinge vorstellen.

Sein Vater hielt seinen Finger an den Sensor neben der Tür.

TUT MIR LEID, BRIAN, SIE HABEN HIER KEINEN ZUTRITT.

Diesmal verkniff sich David einen Kommentar, verdrehte jedoch genervt die Augen.

Brian studierte erneut den Lageplan. »Laut Karte dürfte unser nächstes Ziel für euch am interessantesten sein.«