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Ein Buch ist dann ein gutes Buch, wenn es den Leser aus seinem alltäglichen Wahnsinn reißt und die Zeit vergessen lässt. Ein wunderbares Zitat einer Neuautorin aus dem Jahr 2019. Wie steinig und schwer dieser Weg sein kann, wie viel Kraft es kostet, um dem Leser diese Chance des Lesens zu geben, erzähle ich hier. Ein Weg, der manchmal einfach ausweglos scheint. Es war, es ist, es wird geschehen. Jeden Tag aufs Neue. Viele wunderbare, kreative und so zuversichtliche Autoren könnten diese Geschichte erzählen.
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Seitenzahl: 61
Veröffentlichungsjahr: 2020
Ein Buch ist dann ein gutes Buch, wenn es den Leser aus seinem „Alltäglichen Wahnsinn“ reißt und die Zeit vergessen lässt. J. T. 2019
Doch der Weg dahin ist steinig und schwierig, scheint manchmal einfach ausweglos zu sein. Es war, es ist, es wird geschehen. Jeden Tag aufs Neue. Viele wunderbare, kreative und so zuversichtliche Autoren könnten diese Geschichte erzählen.
»Hallo Frau Wieczorek, besten Dank für die Freigabe, ich melde mich, sobald wir die Bücher aus der Druckerei bekommen.«
Ein zärtliches Lächeln überkommt mich, nein eher ist es schon ein selbstmitleidiges, verzweifeltes Lachen, das mich bei solchen Nachrichten schreiend die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt.
»Ja, ja, bla, bla. He, und wo sind die Antworten auf meine Fragen!? Wer, wann, wo…? Ach du kleiner Lügner, wenn du wüsstest, was ich so alles weiß.«
Mein teuflischer Blick lässt sogar die Spatzen in meinem Garten aufschrecken und fluchtartig ihr Luxusvogelhäuschen verlassen. Mein Hund liegt erschrocken vor meinen Füßen und wagt es nicht, mich mit seinem all so präsenten Kläffen aus der Reserve zu locken. Ja, so ist das.
Heute ist der 20. August 2019, es regnet, die Stimmung ist abgründig tief. Es ist mein zweiter Urlaubstag. Und anstatt mich genüsslich in meinem Pool zu aalen und mich danach in der Sonne zu brutzeln, sitz ich auf meiner überdachten Terrasse, lausche diesen beschissenen Regentropfen zu und schreibe. Aber zum Glück kann ich es wieder. Die letzten Wochen waren, ich benutze jetzt mal das Wort „schwierig“, aber jegliche Art Schimpfwort, das euch gerade in den Kopf kommt, trifft es mehr als deutlich. So, genug Vorgeplänkel. Jetzt mal von Anfang an.
Das bin ich, zumindest ein Teil von mir
Der Anfang
Der Verlag
Das Pseudonym
Das Lektorat
Das Buch
Die Werbung
Neue Hoffnung
Der Zusammenhalt
Die Urlaubszeit
Mein Fazit
Dezember 2019
Das Schlusswort
Ich, eine Neuautorin, geboren im Jahre 1971 im Zeichen des Steinbocks (also doch schon ein eher altes Mädel), habe mir im Jahr 2018 den wohl verrücktesten und teuersten Traum erfüllt, den ich mir je vorstellen konnte. Ganz egoistisch habe ich mich als Autorin geoutet und ein Buch veröffentlicht. Geschrieben habe ich irgendwie schon immer, seit mir die Macht der Buchstaben gegeben wurde. Aufsätze waren für mich kein Problem, in andere Welten abtauchen geht perfekt. In der Schule war das sehr hilfreich, denn ich bin ein Kind des Ostens und hatte meine wilde Sturm- und Drangzeit in den 80ern. Gerade zur Wendezeit standen meine Prüfungen an. Obwohl meine „Einstellung zum allzu mächtigen Sozialistischen Staat“ immer kritisiert wurde und ich mit Wissen über Marx/Engels im Staatsbürgerkundeunterricht meinem Lehrer die Kontrolle nahm, war ich mit meinem Deutsch-Abschluss-Aufsatz über irgendwelchen „Auf-Auf-zum-Kommunismus“-Kram natürlich perfekt. Naja – Märchen konnte ich ja schon immer. Schmunzelnd blicke ich gerade auf diese Zeit zurück, in der meine Lehrer doch tatsächlich den Eindruck hatten, jetzt bin ich ein braver Mitbürger dieser abartigen Gesellschaft geworden. Lang, lang ists her. Mal abgesehen davon, dass mich nett bekleideten Herren das eine oder andere Mal aus dem Unterricht gezogen haben, um sich dann mit mir intensiv „zu unterhalten“, habe ich diese Zeit recht gut überstanden. Böse, kleine Steffi, wie konntest du nur… Andere Geschichte, anderes Buch (wer weiß). Ich schwenke vom Thema ab, sorry. Nach der Schulzeit war erstmal finito mit dem Schreiben. Bisschen Sturm und Drang und Verrücktsein bevor mir das erste Kind endschlüpfte. Ein Prachtbursche, der mein Leben auf den Kopf stellte und es bis heute noch tut. Da wollte ich die perfekte Mama sein und begann vorzulesen. Erschrocken stellte ich fest, wieviel Horror in Grimms-Märchen steckt und habe angefangen, selbst ein paar Gute-Nacht-Geschichten zu schreiben, die sich auch Bub Nummer Zwei und Bub Nummer Drei anhören mussten. Immer noch besser, wie aufgefressene Großmütter, Hexen, die in den Ofen gesteckt werden, etc. Dann kam gähnende Schreibleere. Kindererziehen, mich selbst aufgeben, Kinder erziehen, mich um andere kümmern, Kinder erziehen. Eine Zeit, in der ich es, nachdem mein letzter Sohn geschlüpft war, nicht nur geschafft habe, 104 kg auf die Waage zu bringen und meinen mehr als üppigen Körper in irgendwelchen Säcken zu verstecken, Frisuren getragen habe, für die ich mich heute noch schäme, sondern auch vergessen habe, wer ich denn eigentlich bin. Funktionieren und das vierundzwanzig Stunden am Tag. Putzen, Wäsche, Kochen, Kinder hin- und herbringen, Hausaufgaben, pubertäre Phasen überstehen, an den Muttersein-Qualitäten zweifeln. Den alltäglichen Wahnsinn einfach hinnehmen. Noch heute knabbere ich an dieser Zeit, diese Frage „Wer bin ich eigentlich?“ beschäftigt mich nach wie vor. Zweifel ist sowieso mein zweiter Vorname und ein dickes Fragezeichen kommt noch dazu. Doch darum geht es in dieser Kurzgeschichte nur nebenbei, denn so wirklich spannend wäre dies nicht.
»Es ist Krebs!«
Diese Nachricht brachte mein ganzes Leben durcheinander, obwohl es mich nicht persönlich betraf. Eine Schulfreundin, mit der der Kontakt zum Glück nach vielen Jahren wieder aufflammte, schickte mir diese Nachricht, während ich brav im Büro meine Briefe vor mich hintippte. Ein Jahr voller Aufs und Abs begann. Operation, Chemo, Verzweiflung, Therapie, wieder Verzweiflung und endlich Hoffnung. Chaotisch für uns beide. Aber mit Happyend. Doch präsent ist dieses Monster Krebs natürlich noch immer. Im Jahr nach der Therapie fragte ich sie nach ihrem Geburtstagswunsch und sie hatte nur einen Wunsch – Gesundheit. Wieder überfiel mich dieses Gefühl von Machtlosigkeit. Aber es war der Moment, an dem ich wieder begann zu schreiben. Dieses Jahr der Krankheit und Verzweiflung, der Hoffnung und Freude. Ein Buch für meine Freundin, geschrieben aus meiner Sicht. Sie hat geweint und gelacht beim Lesen. Aber ich fand es so wichtig, dass sie weiß, wie schwierig es auch für mich gewesen ist. Nein, egoistisch war es nicht, es hat uns näher zusammengebracht. Gespickt mit Anekdoten aus längst vergangenen und aktuellen Zeiten, dazu ein kleines Märchen eingebaut und fertig war das Geschenk. Fertig, ja es war fertig und ich saß da und konnte nicht fassen, wie sehr mir das Schreiben gefehlt hat, wie sehr ich es vermisst habe.
Also fing ich wieder an zu schreiben, sehr zur Verwunderung meiner Familie. Da saß die Mutti wieder im Garten mit dem Laptop auf dem Schoß und tippte. „Der alltägliche Wahnsinn“ war mein neues Objekt der Begierde. Ein sehr persönliches Buch, das unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen irgendwo in meinem Schrank lagert. Wütend, sarkastisch, übertrieben beschreibe ich darin diesen alltäglichen Wahnsinn, der uns doch alle immer wieder zur Verzweiflung bringt. Gelesen und für gut befunden von zwei meiner liebsten Arbeitskolleginnen stand „Ende“ unter dem Manuskript und ich wagte mich an das nächste. Ein Liebesroman, voller Emotionen und Leidenschaft. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Aber das kann ich nicht. Es wurde ein Thriller. So sehr ich in diese wundvolle Welt der Liebenden abtauchen möchte, steht tatsächlich immer irgendwo ein Mörder hinter der Tür und wartet auf seine nichtsahnenden Opfer. Dabei hasse ich Gewalt. Es wurde das Buch, das es als erstes geschafft hat, in die Welt hinausgetragen zu werden. Mein „Schätzchen“, meine Abgründe tief unten im Keller. Wobei Buch und Herausgabe gleichermaßen einem Thriller ähneln.
»Oh, wie süß, genau das ist mein Ding.«