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Sabine wuchs bei ihrem Großvater auf. Gezeichnet von seiner schweren Krankheit, ging er freiwillig aus dem Leben. Marc war stets an Sabines Seite, gab ihr Halt und stand ihr bei. Bis zu dem Tag, als er sein wahres Gesicht zeigte. Ein Psychopath ohne jegliches Mitgefühl. Sabine kann ihm entkommen. Nach ihrer Flucht beginnt Sabine, sich in Regensburg ein neues Leben aufzubauen. Plötzlich holt sie die Vergangenheit ein. Marc steht vor ihr, hält Alexandra, ihre Psychologin, fest im Arm. Dabei sieht er Sabine tief in die Augen. Sie weiß, Marc wird sie holen. Verzweifelt wendet sie sich an Isabell, ohne zu wissen, wer Isabell tatsächlich ist - ein Racheengel für alle misshandelten Frauen.
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Seitenzahl: 264
Veröffentlichungsjahr: 2021
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»Du verficktes Miststück, nimm deine dreckigen Finger von mir. Sonst zeig ich´s dir nochmal. Du wolltest es doch!«
Verzweifelt versucht er, die viel zu engen Fesseln zu lösen, die sich tief in seine Haut schneiden. Wortlos und mit eiskaltem Blick sieht sie ihm zu.
»Binde mich endlich los, du Schlampe. Und wir vergessen das Ganze hier.«
Sie schleicht um ihn herum, bleibt hinter ihm stehen. Schon fast weinerlich schreiend versucht dieser riesige Kerl, sich von den Fesseln zu befreien. Plötzlich spürt er, wie sie seinen Kopf an den Haaren nach hinten zieht.
»Ich befreie dich!«
Mit einem Ruck schneidet sie ihm die Kehle durch. Das Blut färbt den kargen Betonboden rot. Sie wischt sich die Blutspritzer aus dem Gesicht. Zum Abschied rammt sie ihm das Messer tief in seine Genitalien.
»Jetzt bist du frei!«
Kurz genießt sie diesen perfiden Anblick, lächelt und geht, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Epilog
Persönliches Nachwort
Es ist das erste gemeinsame Wochenende nach dieser furchtbaren Zeit. Sabine lernte Marc im bisher schwersten Abschnitt ihres Lebens kennen. Er ist Neununddreißig und gutaussehend. Marc war so wunderbar und immer an ihrer Seite. Sabine wuchs bei ihrem Großvater auf. Als sie zwei Jahre alt war, wurde sie von ihrer Mutter einfach bei den Großeltern abgegeben. Die Mutter kehrte nie zurück. Fünfundzwanzig Jahre ist das jetzt her.
Hand in Hand sitzen sie wortlos auf der Rückbank des kleinen Polos. Der junge Mann am Steuer sieht hin und wieder in den Rückspiegel und weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Der alte Mann auf der Rückbank sieht schlecht aus. Sein Atem ist schwer, die Haut fahl, grau und faltig. Er ist gezeichnet von seiner schweren Krankheit, für die es keine Heilung gibt. Jahrelang hat er gekämpft, doch der Kampf ist verloren. Seine Ärzte haben es ihm gesagt. Aber er scheint zu lächeln. Die junge Frau neben ihm, die ihm die Hand hält, ist blass. Tränen laufen ihr ununterbrochen über das hübsche Gesicht, ihre Augen sind feuerrot vom Weinen.
»Bitte Opa, bitte lass uns umkehren.«
Mit zittriger Stimme bettelt sie ihren Großvater an, verbirgt dann ihr Gesicht hinter der freien Hand und schluchzt.
»Ach Kleines, du weißt doch, es gibt keine Rettung für mich. Der Krebs hat meinen ganzen Körper zerfressen, Metastasen überall. Auch im Kopf. Es würde nicht mehr lange dauern und die Anfälle würden mehr werden, die Schmerzen wären kaum zu kontrollieren und ich würde dich nicht mehr erkennen. Nein, so möchte ich nicht von dieser Welt gehen. So sollst du mich nicht in Erinnerung behalten. Weine nicht. Lass uns noch zwei Tage in der Schweiz genießen. Und dann werde ich zufrieden gehen können. Sabine, bitte, es ist richtig so.«
Er streicht seiner Enkelin liebevoll mit der kraftlosen Hand über den Kopf. Sabine hält die Hand ihres Großvaters noch ein bisschen fester und lehnt den Kopf an seine einst so starken Schultern. Die einzige Nachricht ihrer Mutter kam kurz, nachdem sie Sabine zurückgelassen hatte.
„Ich bin zu jung, um ein Kind aufzuziehen. Deine Großeltern werden gut für dich sorgen. Ich kann dich nicht lieben.“
Mehr stand nicht darin. Ihre Großmutter Gisela starb kurz danach. Sabine kann sich kaum an Oma Gisela oder ihre Mutter erinnern. Ihr Leben lang gab es eigentlich nur sie und ihren Großvater.
Jetzt ist Sabine Siebenundzwanzig. Die letzten sieben Jahre waren schwer, nachdem bei ihrem Großvater Krebs diagnostiziert wurde. Chemotherapie, Operationen und wieder Chemotherapie. Nach den Therapien ging es ihm besser. Doch vor drei Monaten kippte er einfach um und hatte seinen ersten epileptischen Anfall. Sabine saß am Bett ihres Großvaters, als der Chefarzt hereinkam. Sein Blick sprach Bände.
»Herr Klein, es tut mir leid. Der Krebs ist zurück. In der Computertomographie haben wir auch Metastasen gefunden. Es sieht nicht gut aus. Wir könnten noch eine Chemotherapie…«
»Stopp. Nein. Es reicht. Ich bin jetzt fünfundsiebzig Jahre alt. Nein! Ich möchte keine Therapie mehr. Wann werde ich entlassen?«
Walter hatte sich geschworen, dass er dieses Martyrium nicht mehr auf sich nimmt. Der Arzt versucht, ihn auf die Konsequenzen hinzuweisen und bittet Walter, doch noch einmal darüber nachzudenken. Dann verlässt er das Zimmer. Sabine saß leichenblass auf der Bettkante und starrte ihren Großvater erschrocken an. Zwei Tage später verließ Walter gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus und kehrte zurück in das kleine Häuschen im Grünen. Zwei Monate später bat Walter Sabine zu sich.
»Kleines, hör mir zu. Ich muss dir etwas sagen. Aber lass mich bitte ausreden. Ich habe mich informiert und einen Entschluss gefasst. Es ist bereits alles organisiert.«
Erstarrt und fassungslos hörte Sabine den Selbstmordplänen ihres Großvaters zu. Sie hörte nur noch Wörter, wie Schweiz, Sterbehilfe und dass er sie dabeihaben möchte. Dann sprang sie auf und rannte aus dem Haus zu ihrem Freund Marc. Tagelang blieb sie bei Marc, konnte einfach ihrem Großvater nicht begegnen.
Jetzt sind alle Drei in dem Polo unterwegs in die Schweiz, um Walter beim Sterben beizustehen. Insgeheim hofft Sabine, dass sie ihren Großvater noch davon abhalten kann. Doch immer, wenn Sabine es versucht, sind Walters Worte unmissverständlich klar und deutlich, sein Entschluss steht fest. Sein ernsthafter Blick, die Konsequenz in seiner Stimme und diese ablehnende Art machen dies Sabine mehr als bewusst.
Walter ist schwach, Sabine und Marc schieben ihn im Rollstuhl durch die wunderschöne Schweiz. Bei den herrlichen Ausblicken vergisst Sabine für Sekunden, aus welchem Grund sie hier sind. Morgen ist es soweit. Morgen wird der wohl schlimmste Tag in ihrem Leben werden und Sabine weiß nicht, wie sie das überstehen soll. Ein letztes gemeinsames Abendessen, eine schlaflose Nacht in Marcs Armen und endlose Tränen, dann ist der Tag gekommen. Wortlos fahren sie gemeinsam zu der kleinen Klinik. Die letzten Formalitäten werden erledigt und ein ausführliches Gespräch wird geführt. Der Moment ist gekommen. Eine nette Krankenschwester platziert die Infusionsnadel.
»Sobald Sie bereit sind, müssen Sie nur diesen Knopf drücken. Dann werden Sie ruhig einschlafen können.«
Mit sanfter, ruhiger Stimme erklärt der Arzt Walter, was zu tun ist. Sabine sitzt weinend da, hält Walter die Hand.
»Bitte Opa, bitte tu es nicht.«
Doch Walter kann diesen Verfall und die Schmerzen nicht mehr ertragen. Seine Faust umklammert fest den Knauf und sein Daumen berührt den roten Knopf, der die tödliche Infusion einleitet.
»Sabine, ich gehe jetzt. Behalte die schönen Zeiten in Erinnerung. Und bitte, es tut mir leid. Alles! Es tut mir so leid, dass ich dir nie die Wahrheit gesagt habe.«
Dann drückt sein Daumen fest auf den Knopf und mit einem erlösenden Lächeln schläft er kurze Zeit später ein.
Langsam wird es dunkel in der wunderschönen Schweiz. Sabine hat ihren Kopf auf die Brust ihres Großvaters gelegt und streichelt ihm immer wieder sanft über sein zufrieden aussehendes Gesicht. Er lächelt auf dem Totenbett und man könnte meinen, dass er etwas Wunderschönes träumt. Marc ist die ganze Zeit an ihrer Seite, er ist ein wunderbarer Mann, so einfühlsam und verständnisvoll, so voller Stärke und Liebe.
»Nein bitte nicht, ich dachte du liebst mich. Hör auf, bitte, du tust mir weh. Ich will das nicht.«
Sie wehrt sich, doch gegen diesen starken Kerl ist sie machtlos. Dabei ist es ihre erste große, wahre Liebe. Er verwöhnte sie mit Rosen, wundervollen Worten, die ans Herz gingen. Er war so liebevoll und gab ihr alle Zeit der Welt für das erste Mal. Nach dem Tod ihres Großvaters war er so aufmerksam, stets an ihrer Seite, ohne sie jemals zu bedrängen.
Zu ihrem Geburtstag schenkte Marc ihr diese Reise. Ein Kurztrip an die Côte d‘Azur. Dazu ein romantisches Candlelight-Dinner, das die erste gemeinsame Nacht einleiten soll. Alles ist perfekt. Sabine ist wahnsinnig nervös, als sie ihm während des Essens ein vorsichtiges Ja ins Ohr haucht. Ihre vorherigen Beziehungen waren nichts weiter, wie belanglose Bekanntschaften, die nach kurzer Zeit und unbedeutenden Nächten endeten.
Auf dem Bett liegen Rosenblätter verstreut, eine Flasche Champagner steht im Kühler bereit, daneben zwei Gläser. Sabine ist überglücklich, als sie aus dem Bad kommt. Er sitzt erwartungsvoll da und der Glanz in seinen Augen zeigt, wie sehr er sich auf diesen Moment freut. Auch Sabine will es, die erste gemeinsame Nacht. Sie stoßen auf ihre gemeinsame Zukunft an und küssen sich innig. Plötzlich drückt er Sabine nach unten aufs Bett, lässt sich auf sie fallen und versucht, ihr das Spitzenunterhöschen herunterzureißen.
»Marc, bitte, nicht so schnell. Du tust mir weh.«
Marc sieht Sabine mit einem Blick an, der ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Ein Blick, den Sabine nie zuvor bei Marc sah.
Morgengrauen – mit weit aufgerissenen Augen liegt Sabine neben Marc und wagt es kaum, zu atmen. Das Negligé, welches sie für diesen besonderen Moment kaufte, liegt zerknüllt und zerrissen am Boden zwischen den Scherben der Champagner-Flasche, die Marc rücksichtslos auf den Boden warf. Er schläft, sein Gesichtsausdruck strahlt Zufriedenheit aus. Schluchzend, weinend und fassungslos sieht sie Marc an. Sie möchte um Hilfe schreien, doch was soll sie sagen. Ihr Partner hat sie missbraucht? Der Mann, der ihr einen zauberhaften Trip mit Candlelight-Dinner schenkte, ist ein Monster? Nein, ihr würde niemand glauben.
Ich bin doch selbst schuld. Ich allein bin schuld. Ich bin mitgeflogen und habe „Ja“ gesagt.
Marc liegt auf ihrem Arm, er ist schwer, sie spürt ihre Finger kaum noch. Vorsichtig zieht sie den Arm unter ihm hervor. Bei jedem seiner Atemzüge hält sie inne, fürchtet, dass sie ihn weckt. Doch sie schafft es. Langsam steht sie auf, wagt nicht, zu atmen. Plötzlich reißt sie ihre Hand nach oben und hält sich den Mund zu, um nicht laut aufzuschreien. Eine Glasscherbe bohrt sich tief in ihre Ferse, auf dem Fußballen hinkend, mit der Hand vor dem Mund schleicht sich Sabine ins Badezimmer. Sie setzt sich auf die Toilette und zieht vorsichtig den Glassplitter aus der Ferse. Sie humpelt zur Dusche und hinterlässt dabei eine blutige Fußspur. Sie muss den Dreck der letzten Nacht loswerden. Sie schrubbt und wäscht sich, dabei ist ihr egal, ob Marc wach wird. Einfach vergessen und abreisen. Mit Marc ist sie fertig. Dieses Ekelgefühl und sein Gestank scheinen an ihrem Körper festzukleben.
»Warum, warum hast du das getan. Marc, sag mir warum.«
Sabine bricht unter der Dusche zusammen. Das Wasser läuft und ihre Tränen fließen. Ihre Arme umschließen ihre Knie, der Kopf liegt dazwischen auf ihren Oberschenkeln. Sie sieht, wie noch immer Blut aus ihrem Körper tropft. Zusammen mit dem Wasser aus der Dusche bildet sich ein kleiner, roter Fluss, der in Richtung Ausguss strömt.
»Marc, warum nur? Was um Himmels Willen habe ich nur falsch gemacht?«
Sabine ist verzweifelt. Nach einer gefühlten Ewigkeit stellt sie das Wasser ab, nimmt ein weißes Badetuch, um vorsichtig ihren schmerzenden Körper zu trocknen. Dann wirft sie es auf den Boden. Beim Anblick ihres Körpers und dem blutbefleckten Handtuch muss sich Sabine übergeben. Leise greift sie nach ein paar Sachen und zieht sich unbemerkt an. Marc liegt zufrieden und laut schnarchend im Bett. Sabine will fliehen, aus dieser Hölle entkommen. Doch die Tür ist versperrt und den Schlüssel kann sie nicht finden. Wo sollte sie auch hin? Die Flugtickets, Dokumente, Geld und Kreditkarten hat Marc. Die Polizei will sie nicht rufen, die Beamten würden sie einfach nur auslachen. Eine junge, hübsche Frau, die mit ihrem Freund einen Liebesurlaub an der Côte d‘Azur verbringt.
Sie würden mir niemals glauben und mich verstehen würde auch keiner.
Sabine setzt sich auf den Sessel vor dem Fenster mit dem wunderschönen Ausblick und starrt Marc an. Stundenlang. Die Sonne strahlt vom azurblauen Himmel und er dreht sich mit einem zufriedenen Grunzen um und wird wach. Wie versteinert sitzt Sabine da und starrt ihn an, hofft, dass er sich wenigstens entschuldigt oder einen Funken Mitleid zeigt.
»Na du, ich hoffe, dass du gut geschlafen hast?«
Lachend sieht er in ihr entsetztes Gesicht. Sabine fehlen die Worte. Sie krümmt sich noch mehr zusammen und versucht, mit ihren Armen ihren Körper zu schützen.
»Es ist vorbei, du hast mir wehgetan! Ich reise ab! Gib mir meinen Pass und das Flugticket! Jetzt!«
Sabine versucht, mit starker Stimme zu sprechen, doch das Zittern in ihren Worten ist nicht zu überhören und die Tränen fließen ohne Unterlass.
»Vergiss es! Das ist unser Wochenende und morgen können wir darüber reden, ob ich dich gehen lasse! Und verdammt noch mal, hör endlich auf hier rumzuflennen! Du wolltest es! Die Scheiße hier war teuer genug.«
Sabine hat keine Kraft zu widersprechen. Er hat so recht und sie wollte es. Morgen hat sie es überstanden, morgen wird alles gut werden. Wie eine Marionette geht Sabine mit Marc zum Frühstück, essen kann sie nichts. Sie sitzt nur wie versteinert da, wartet, bis Marc sein ausgiebiges Frühstück genossen hat. Kein Fünkchen Mitgefühl, kein Wort der Reue. Für Marc scheint seine Tat das Normalste auf der Welt zu sein. Nach dem Frühstück zerrt er sie am Strand hinter sich her, umarmt und küsst sie zwischendurch immer wieder.
»Die nächste Nacht wird noch schöner. Es wird dir gefallen.«
Drohend sagt er ihr diese Worte immer wieder und Sabine läuft es bei jedem Wort eiskalt den Rücken herunter. Ihr wird übel bei dem Gedanken daran, eine weitere Nacht mit ihm verbringen zu müssen.
Am nächsten Tag sitzen sie nebeneinander im Flugzeug zurück nach Frankfurt am Main. Sabine versteckt ihr blaues Auge unter einer dicken Sonnenbrille. Ihren rechten Arm hält sie fest, hofft, dass der Flug ohne Turbulenzen vorübergeht.
Ihr Handgelenk ist überdimensional angeschwollen. Letzte Nacht stieß er Sabine heftig, als sie sich weigerte, bei ihm im Bett zu schlafen. Dabei stürzte sie und stützte sich unglücklich mit der Hand ab. Das laute Knacken war kaum zu überhören. Als Sabine laut aufschrie, schlug Marc ihr ins Gesicht und nicht nur einmal. Sabine bettelte ihn an, mit ihr in eine Notaufnahme zu fahren. Doch mit jedem Wort wurde seine Wut schlimmer. Das letzte bisschen Selbstwertgefühl hat er Sabine letzte Nacht genommen.
Der Flug scheint schier unendlich zu sein. Wortlos sitzt sie neben Marc und ist leer. Nur die Schmerzen lassen sie spüren, dass sie noch lebt. Die Landung ist hart und die Schmerzen kaum auszuhalten. Doch endlich ist es überstanden.
»Los, lass uns gehen, ich fahre dich nach Hause.«
Sein lautes Lachen geht Sabine durch Mark und Bein.
»Marc, verschwinde aus meinem Leben und lass dich nie wieder blicken!«
Sabine nimmt ihren so fröhlich wirkenden, lilafarbenen Trolley und lässt Marc stehen. Er versucht, sie am Arm festzuhalten.
»Du schuldest mir noch etwas! Wir werden uns wiedersehen!«
Sabine sieht ihm in die Augen, schüttelt dabei seine Hand von ihrem Arm.
»Du hast recht. Wir werden uns wiedersehen!«
Ein gefährlicher Unterton begleitet ihre Worte. Dann geht sie. Ein Taxi fährt sie ins nächste Krankenhaus, um ihren gebrochenen Arm zu versorgen. Danach fährt Sabine nach Hause. Als Erstes wirft sie den Strauß Rosen samt Vase in den Müll, den sie vor vier Tagen von ihm bekam. Alles, was an ihn erinnert, seine Geschenke, diese liebevollen Kleinigkeiten und selbst das Goldkettchen wirft sie in den Müll. Die pochenden Schmerzen des eingegipsten Arms ignoriert sie.
Ich hasse dich, ich hasse dich so sehr. Wie konntest du nur…
Sie bindet den Müllsack zu und stellt ihn einfach vor die Wohnungstür. Dann bricht sie auf ihrer Couch zusammen. Das Telefon klingelt, der Anrufbeantworter geht an.
»Na, fertig mit deinem Rumgejammer. Krieg dich wieder ein. Ich komme vorbei und wir reden.«
Sabine ist fassungslos. Sie möchte sich nur noch in Luft auflösen. Plötzlich klingelt es Sturm, es hämmert gegen die Tür.
»He, du Schlampe! Lass mich rein. Los jetzt! Mach auf!«
Wütend steht Marc vor ihrer Wohnung. Schreit, flucht, tritt und schlägt gegen die Tür. Sabine springt auf und sperrt sich im Badezimmer ein. Seine Schreie werden lauter, sie hört, wie die Tür langsam aus dem Rahmen springt. Plötzlich Sirenen.
»Hast du die Bullen gerufen? Das wirst du mir büßen!«
Sabine hört, wie er erst den Müllsack die Stufen hinunter schleudert und dann schleunigst das Haus verlässt. Zitternd öffnet Sabine das Badezimmerfenster und sieht den heranrasenden Einsatzwagen und Marc, wie er in seinen Sportwagen springt und mit quietschenden Reifen davonfährt. Die Polizei hält drei Häuser weiter an einer Kreuzung, ein Verkehrsunfall. Das Leid anderer, war ihr Glück. Aber hier wird sie nie wieder sicher sein. Sabine muss weg aus ihrer geliebten Wohnung. Schnell packt sie ein paar Sachen zusammen, holt wichtige Dokumente und Papiere und ruft sich ein Taxi.
»Na junges Fräulein, wo solls hingehen.«
Ihr Körper zittert, Tränen fließen ungehemmt über Sabines Wangen.
»Fahren Sie einfach los, schnell. Ich will nur noch weg von hier. Irgendwohin, außerhalb, wo ich schlafen kann. Aber fahren Sie.«
Das Taxi gibt Gas. Der Fahrer sieht immer wieder in seinen Rückspiegel. Der Anblick dieses kleinen Häufchen Elends, das Gesicht in beiden Händen vergraben und schluchzend ist mitleiderregend. Dazu dieser eingegipste Arm und die dicke Sonnenbrille. Der Taxifahrer ahnt Schlimmes.
»Kindchen, soll ich Sie vielleicht zu einem Arzt oder zur Polizei fahren?«
Sabine schüttelt mit dem Kopf.
»Wie Sie wollen. Gut, ich kenne da eine Pension.«
Die weitere Fahrt verläuft schweigend. Das Taxi hält vor einer kleinen Pension. Sabine ist vor Erschöpfung eingeschlafen.
»Wir sind da.«
Vorsichtig berührt er Sabines Arm, die augenblicklich aus dem Schlaf gerissen wird und lauthals aufschreit. Erschrocken springt der Fahrer nach hinten. Doch Sabine entschuldigt und bedankt sich bei ihm. Das Trinkgeld ist großzügig. Die Pension sieht einladend aus. Der Taxifahrer trägt Sabines Habseligkeiten in die Pension und wechselt mit der Besitzerin noch ein paar Worte. Dann verabschiedet er sich mit einem netten Lächeln.
»Na dann kommen Sie mal, ich zeig Ihnen das Zimmer.«
Sabine schließt die Tür hinter sich ab. Schnell geht sie zurück, um sich zu vergewissern, ob sie tatsächlich abgesperrt hat. Erst dann verkriecht sie sich unter der Bettdecke, um sich erneut in den Schlaf zu weinen.
Laute Schläge gegen die Tür lassen Sabine aufschrecken. Sie rennt in das kleine Bad und sperrt sich ein. Gerade noch rechtzeitig, denn die Tür gibt nach. Schon hämmert er gegen die Badezimmertür. Das Knirschen und Knacken deuten darauf hin, dass die Tür seiner Gewalt nicht mehr lange standhält.
»Hast du Schlampe gedacht, dass ich dich nicht finde. Pech gehabt. Hier bin ich! Du wartest doch schon auf mich. Jetzt schließ endlich auf!«
Zwischen Toilette und Dusche hockt Sabine zusammengekauert und hofft, dass er wieder geht. Doch die gewaltigen Schläge gegen die Tür verheißen nichts Gutes. Mit voller Wucht wirft er sich gegen die Tür, die unter seinem Gewicht nachgibt.
»NEIN! Bitte nicht!«
Sabine wacht auf. Nur ein Albtraum. Schweißgebadet liegt sie im Bett der kleinen Pension und hört ein leises Klopfen an der Tür.
»Frau Klein, alles in Ordnung bei Ihnen? Brauchen Sie Hilfe?«
»Äh, nein, schon gut, alles Okay. Nur, ähm, nur mein Arm schmerzt heftig. Entschuldigung, dass ich so laut war.«
Sabine schämt sich, sucht krampfhaft nach einer Ausrede. Niemand darf erfahren, welche Grausamkeiten sie durchmachen musste.
Zwei Wochen ist sie jetzt in der Pension. Nur selten verlässt sie das Haus. Sie fühlt sich verfolgt. Marc gibt keine Ruhe. Seine Telefonnummer hat sie blockiert, nachdem er sie pausenlos mit Drohnachrichten und Anrufen belästigte. Sabine ist sich sicher, er wird sie niemals in Ruhe lassen. Doch sie hat damals „Ja“ gesagt.
Jede Nacht kommen diese Albträume. Jeder schlimmer, wie der vorhergehende. Diese Bilder, diese zwei Nächte wird sie ihr Leben lang nicht vergessen können. Und immer, bevor sie aus ihren Albträumen gerissen wird, sieht sie sich vor ihm stehen. Dabei trägt sie dieses sexy Negligé und schreit laut „Ja“. Vor einer Woche wollte Sabine es beenden. Sie stand auf dieser Brücke, ihr Blick starr nach unten auf die vorbeifließenden Wassermassen gerichtet. Stundenlang starrte sie so in den Main.
»Kindchen, es gibt immer einen Ausweg. Tu es nicht. Denk noch nicht einmal darüber nach. Kein Mann dieser Welt ist es wert, egal was er getan hat.«
Eine Frau Mitte Vierzig stand plötzlich hinter ihr und redete beruhigend auf Sabine ein. Sabine fühlte sich ertappt und gleichzeitig spürte sie Sicherheit. Irgendetwas hatte diese Frau an sich. Diese warme Stimme, die freundlichen Augen. Sie streckte Sabine die Hand entgegen. Nach einem kurzen Zögern griff sie danach und ließ sich führen. Auf einer Bank am Ufer des Mains setzen sich die beiden Frauen und Sabine begann, dieser vollkommen Fremden alles zu erzählen.
»Kindchen, was musstest du nur ertragen. Du solltest ihn anzeigen. Du bist nicht schuld. Nur er. Und er muss seine gerechte Strafe bekommen.«
Unter Tränen schüttelte Sabine den Kopf. Polizei kam für sie nicht in Frage. Doch das Reden hat ihr gutgetan. Die Selbstmordgedanken waren weg. Warum auch immer, diese Frau hat ihr Kraft gegeben. Ihr Tod wäre nur Triumph für ihn. Und er soll leiden, dieser Mistkerl soll sich genauso erbärmlich fühlen wie Sabine. Irgendwann. Sabine kündigt ihren Job trotz Krankschreibung. Mit ihrem Studium wird sie überall einen neuen Job finden. Hauptsache weit weg von ihm. Finanziell ist sie für einige Zeit durch den Nachlass ihrer Großeltern abgesichert. Es wird reichen, um in Ruhe irgendwo neu beginnen zu können. Ihre kleine, liebevoll eingerichtete Eigentumswohnung in Frankfurt wird sie sicher schnell verkaufen können. Zurück geht sie nicht. Zu groß ist die Angst, dass Marc vor ihrer Wohnung lauert.
»Du wirst deine gerechte Strafe bekommen. Das schwöre ich dir!«
Doch noch überwiegt die Angst, ihm wieder zu begegnen.
»Endlich.«
Erleichtert lässt sich Sabine auf ihre neue Couch fallen. Der Umzug ist geglückt. Vom Main an die Donau. Am Stadtrand von Regensburg hat sie ihr neues Zuhause gefunden. Weit genug weg von ihm. Eine Karte von Deutschland und ein Dartpfeil haben ihr dabei geholfen.
Doch die Albträume rauben Sabine weiterhin den Schlaf. Fast jede Nacht durchlebt sie diesen schrecklichen Kurztrip aufs Neue. Die langen Spaziergänge entlang der Donau und die wunderschöne Altstadt lenken sie etwas ab. Sabine ist menschenscheu geworden. Sobald sie angesprochen oder nur aus Versehen berührt wird, reagiert sie hysterisch.
Man, so geht es nicht weiter. Ich brauche Hilfe, allein werde ich nie wieder aus diesem Albtraum herausfinden und ein neues Leben beginnen können.
Es ist Sonntag und obwohl Sabine nicht gläubig ist, geht sie zum Gottesdienst in den Regensburger Dom. Der Klang der Regensburger Domspatzen ist faszinierend und beruhigend zugleich. Für einen kurzen Moment vergisst sie das Erlebte, fühlt sich frei. Frei von diesen Albträumen, frei von dieser erdrückenden Angst, frei von Schmerzen. Nach der Heiligen Messe schlendert Sabine durch die Altstadt. Die engen, an Venedig erinnernden Gassen sind sehenswert, doch die Angst ist immer an ihrer Seite. Die Wurstkuchl und die Steinerne Brücke besucht Sabine fast jeden Sonntag. Regensburg ist so voller Geschichte. Sabine liebt ihre neue Heimat.
Letzte Nacht war wieder besonders schlimm, der Albtraum so real. Sie bleibt unvermittelt stehen. Vielleicht muss es jetzt doch sein. Ihr Blick fällt auf ein Praxisschild „Dr. Diplom-Psychologin Alexandra Obermüller“.
Ich brauche Hilfe, ich weiß, und ich werde mir Hilfe holen. Wenn nicht jetzt, werde ich bald bei meinem Opa sein. Ach Opa, wenn du doch noch da wärst.
Alexandra hört diese Dinge, die Brutalität, die den Frauen angetan wurde. Und die Strafen, die die Täter bekommen, falls es überhaupt zu einer Anzeige kommt. Die Dunkelziffer der Gewaltverbrechen an Frauen ist hoch. Nicht eine dieser Frauen wird jemals ein normales Leben, eine normale Beziehung führen können. Sie ist eine von ihnen. Sie war so jung, ihr ganzes Leben lag noch vor ihr. Ein Jahr vor dem Schulabschluss. So große Pläne, Träume, Wünsche hatte sie für die Zukunft und dann kam dieser Tag, an dem sich ihr ganzes Leben veränderte.
Nach einer Partynacht wurden sie und ihre Freundin überfallen, brutal misshandelt und weggeworfen wie Abfall. Ihre Freundin überlebte den Überfall nicht. Alexandra wurde nur durch Zufall gefunden. Halb tot, nackt und gezeichnet von der Gewalt dieses Monsters, das bis heute nicht gefunden wurde. Lange war sie in Krankenhäusern, Rehaeinrichtungen, doch seither ist sie anders, gefühllos und nicht in der Lage, Vertrauen zu einem Mann aufzubauen.
Ihr perversen Schwanzträger habt mein Leben zerstört! Ich hasse euch!
Doch sie fand einen Weg, um ihre Ängste zu überwinden. Jetzt kämpft sie für Gerechtigkeit. Mit Hilfe Gleichgesinnter haben sie bereits viel erreicht. Ein kleiner Lichtblick, ein winziges Fünkchen Hoffnung für die vielen verletzten Seelen. Und die Straftäter? Sie lachen sich ins Fäustchen und treiben ihr perfides Spiel ungestraft weiter. Diese kranken Individuen. Sie haben es nicht verdient weiterzuleben. Anstatt zu bestrafen, wird ein Großteil versucht, zu therapieren. Sie werden als geheilt entlassen und können ihren abartigen Drang weiter ausleben, weitere Leben zerstören.
Nein, ich habe es satt. Ich kämpfe mit allen mir möglichen Mitteln! Ich habe es satt mit anzusehen, wie ihr uns zerstört!
Der letzte Zeitungsbericht über einen Familienvater, der erst jahrelang seine Frau und nun auch noch seine Tochter sexuell misshandelt und gequält hat, ließ sie spätestens jetzt an dem sogenannten Rechtsstaat zweifeln. Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik – das Gerichtsurteil ein Witz.
»Diese Mistkerle gehören nach Sibirien in den Steinbruch und vorher den Schwanz abgeschnitten! Therapie, was soll da therapiert werden?! Diese Perversen sollen leiden, mehr noch wie jedes ihrer Opfer!«
Wütend durchstöbert sie ihre Unterlagen, gesammelte Zeitungsberichte, Männer, deren Gesicht geschwärzt wurde. Dann diese Meldung in der Lokalzeitung, regionalen Medien und Social Media:
„…Der mehrfache Sexualverbrecher Hubert A. ist am Montag aus der geschlossenen, forensischen Klinik Arnsdorf ausgebrochen. Der Täter ist äußerst gefährlich. Bitte informieren sie umgehend die nächste Polizeidienststelle. Täterbeschreibung:…“
»Das ist nicht wahr oder!?«
Fassungslos starrt sie den Bericht an. Sie zittert am ganzen Körper. Erinnerungen an diesen schicksalhaften Abend kommen auf. Diese Frage, ob er dieser brutale Mistkerl war, der ihre Freundin getötet und sie halbtot im Straßengraben hat liegen lassen, bringt sie um den Verstand. Jeder dieser Weggesperrten könnte es sein, jeder einzelne Mann auf diesem Planeten. Sie weiß es nicht.
Plötzlich klingelt ihr Handy.
»Er hat es wieder getan. Ich kann nicht mehr. Hilf mir, bitte.«
Sie hat es ihr so oft gesagt, sie gewarnt. Menschen ändern sich nicht. Sie geben vor, sich ändern zu können, doch sie tun es nicht.
»Okay, jetzt ist es soweit. Ich komme! Wo ist der Dreckskerl?«
»Er hat mich einfach liegenlassen und ist gegangen. Er hockt bestimmt mit seinen Saufkumpanen wieder im „Andy´s“.«
Eine Schönheit ist Isabell nicht, aber durchtrainiert und weiß sich, anziehend zu präsentieren. Mit ihren blauen Augen verführt sie so manchen Mann. Vor allem diese gewissen Männer. Auch sie hat ihre Geschichte, die bereits in ihrer Kindheit anfing. Eine drogensüchtige Prostituierte nannte sich Mutter und wenn das Geld knapp war, dann musste Isabell für ein paar Mark sorgen. Mit einer Kippe im Mund sah ihre Mutter zu, um rechtzeitig abzukassieren.
Isabell war vierzehn Jahre, als sie einfach ihre Sachen packte und nach Berlin flüchtete. Drei Jahre lebte sie dort auf der Straße, ein Leben wie sie es von ihrer Mutter kannte. So wollte Isabell nie werden, doch sie ging denselben Weg. Eines Tages nahm sie einen Cocktail aus Tabletten, Alkohol und Drogen, in letzter Sekunde wurde sie gerettet, ausgerechnet ein Freier alarmierte den Notarzt. Damals war sie gerade siebzehn Jahre alt und dem Tod näher als dem Leben. Es war ein langer Kampf zurück, aber Isabell schaffte den Absprung, durchbrach den ewigen Kreislauf der Abartigkeiten und begann ein neues Leben in Regensburg. Jetzt ist sie Anfang Dreißig und hat einen Weg gefunden, ihre Vergangenheit zu verarbeiten, auch wenn es ein besonderer Weg ist. Die Selbsthilfegruppe hilft ihr, aber dort ist sie aus nur einem Grund – Frauen zu befreien.
Hasserfüllt und ohne zu zögern, steigt sie in ihren klapprigen Fiat Panda. Jetzt darf sie keine Zeit mehr verlieren. Ihr Weg führt quer durch die ganze Stadt. Die verliebten Pärchen, die sie am Straßenrand händchenhaltend oder sich küssend sieht, möchte sie auseinanderreißen, die Frauen vor den Männern warnen, doch Isabell fährt weiter.
Ihr Ziel ist ein kleines Dorf, 15 Kilometer außerhalb. Jeder weiß von diesem Typ, der seine Frau schlägt und misshandelt, doch keiner unternimmt etwas. Vor dem „Andy´s“ hat Isabell bereits oft dieses Schwein beobachtet, bis er betrunken und lallend diese Dorfkaschemme verließ.
»Warum hat sie nicht schon eher auf mich gehört. Ach du kleines, dummes Ding. So oft haben wir darüber gesprochen, so oft.«
Die Nacht ist sternenklar. Sie parkt etwas abseits, doch nicht zu weit weg. Aus der Kneipe ist lautes Lachen zu hören. Durch das verschmierte Fenster kann Isabell ihn sehen. Gerade hebt er wieder seinen Stutzen und stößt lauthals mit den anderen Kerlen an. Sein Anblick bringt ihr Blut zum Kochen und der Hass steigt ins Unermessliche.
»Ich warte auf dich. Du wirst niemanden mehr weh tun.«
Sie greift in ihre Jackentasche. Die aufgezogene Spritze mit dem Propofol hält sie fest in der Hand. Plötzlich öffnet sich die Tür und er steht vor ihr, betrunken und angetan von ihrem Anblick.
»Ja, wen haben wir denn da? Wo solls hingehen junge Frau.«
Seine gierigen Augen sprechen Bände.
»Ähm, Entschuldigung, können Sie mir vielleicht helfen? Mein Auto…, es will nicht mehr. Es steht da hinten.«
Dabei setzt sie ein verschmitztes, verführerisches Lächeln auf.
»Na los, du süße Schnecke! Lass uns nachsehen. Ich kann dir sicherlich helfen.«
Er greift sich dabei mit der Hand in seinen Schritt. Seine Geste ist eindeutig. Sie geht vor ihm her und schon greift seine kräftige Hand nach ihr.
»He, he, he, was für ein Knackarsch.«
Dabei jault er fast wie ein liebestoller Kater. Angeekelt lässt sie es zu, während sie zu ihrem Auto gehen.
»Los du Schlampe, zeig was du zu bieten hast!«
Er drückt sie mit dem Oberkörper auf die Motorhaube, während er mit einer Hand ihr kurzes Kleidchen nach oben schiebt und mit der anderen Hand ihre Brüste massiert. Dann greift er zwischen ihre Beine und leckt sich die Finger ab. Sie riecht seinen widerlichen Atem, eine Kombination aus Alkohol und Rauch. Sein Körper stinkt nach altem Schweiß.
»Na dann, zeig du mir, was du drauf hast, du Hengst! Dann zeig ich dir, was ich kann!«
»He, du bist ja ne richtig geile Schlampe, nicht so wie meine Alte zu Hause, das prüde Miststück.«
Sein perverses Lachen schallt durch die Nacht. Sie räkelt sich auf ihrer Motorhaube, lässt den Slip fallen und zeigt ihm eine Einladung, der er nicht widerstehen kann. Sie knöpft seine Hose ganz langsam auf.
»Los, lass es uns tun!«
Schon drückt er sie nach unten und dringt heftig in sie ein. Sie greift in ihre Jackentasche, entfernt die Schutzkappe, während er wie ein wildgewordenes Tier auf ihr liegt.
»Ah, was war das, du Schlampe?«
Er greift sich mit der linken Hand an den Hals, die rechte ballt er zu einer Faust. Doch noch bevor er zuschlagen kann, bricht er bewusstlos über ihr zusammen.
»Das, du Dreckskerl, das war nur der Anfang!« Mühevoll gelingt es ihr, sich von seinem
Körper zu befreien. Sie zieht sich den Slip an und verpasst ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. Dann zerrt sie den kräftigen Kerl in ihr Auto. Mühevoll hievt Isabell ihn auf den Beifahrersitz, es nimmt Zeit in Anspruch.
»Geschafft!«
Dann fährt Isabell in die dunkle Nacht.
»Du Dreckskerl! Du wirst nie wieder mich oder irgendeine Frau anfassen! Hörst du, NIE WIEDER!«