Ihr Erbe in Gefahr - Carmen von Lindenau - E-Book

Ihr Erbe in Gefahr E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! »Was hast du denn gerade erfahren? Du strahlst ja richtig«, stellte Lydia fest, als Sophia wieder in die Praxis kam. »Es geht um mein Erbe. Die von Arnsbergs wollen sich mit mir einigen«, raunte Sophia ihrer Freundin und Kollegin zu. Sie war vor die Tür gegangen, als ihr Telefon geläutet hatte. Sie hatte die Aufmerksamkeit der Patienten nicht auf sich ziehen wollen. Privatgespräche der beiden Mitarbeiterinnen ihres Hausarztes erschienen einigen stets höchst interessant und mussten belauscht werden. An diesem Nachmittag reichte das Wartezimmer nicht aus, einige Patienten saßen auf den Stühlen in der Diele gegenüber des Empfangstresens und beobachteten Lydia und Sophia einmal ganz in Ruhe aus der Nähe. Im Seniorenheim im Neubauviertel gab es einen Fall von TBC. Das hatte für Panik in der Nachbarschaft gesorgt, und die Leute kamen schon seit Tagen, um ihren Hausarzt zu fragen, wie sie sich vor dieser Krankheit schützen könnten. »Geheimnisse?«, fragte eine rundliche ältere Frau im beigen Dirndl, die zu Daniel Norden wollte, als nächste an der Reihe war und schon in die Diele gekommen war. »Über ein Geheimnis spricht man nicht, sonst ist es kein Geheimnis mehr, Frau Lexrieder«, entgegnete Sophia. »Freilich nicht«, antwortete Irmgard Lexrieder lächelnd. »Ich mach dann mal weiter«, sagte Sophia und ging ins Wartezimmer, um Herrn Buschweder aufzurufen, der zum EKG gekommen war.

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Die neue Praxis Dr. Norden – 17 –

Ihr Erbe in Gefahr

Eine böse Intrige bedroht Sophias Existenz

Carmen von Lindenau

»Was hast du denn gerade erfahren? Du strahlst ja richtig«, stellte Lydia fest, als Sophia wieder in die Praxis kam.

»Es geht um mein Erbe. Die von Arnsbergs wollen sich mit mir einigen«, raunte Sophia ihrer Freundin und Kollegin zu. Sie war vor die Tür gegangen, als ihr Telefon geläutet hatte. Sie hatte die Aufmerksamkeit der Patienten nicht auf sich ziehen wollen. Privatgespräche der beiden Mitarbeiterinnen ihres Hausarztes erschienen einigen stets höchst interessant und mussten belauscht werden.

An diesem Nachmittag reichte das Wartezimmer nicht aus, einige Patienten saßen auf den Stühlen in der Diele gegenüber des Empfangstresens und beobachteten Lydia und Sophia einmal ganz in Ruhe aus der Nähe. Im Seniorenheim im Neubauviertel gab es einen Fall von TBC. Das hatte für Panik in der Nachbarschaft gesorgt, und die Leute kamen schon seit Tagen, um ihren Hausarzt zu fragen, wie sie sich vor dieser Krankheit schützen könnten.

»Geheimnisse?«, fragte eine rundliche ältere Frau im beigen Dirndl, die zu Daniel Norden wollte, als nächste an der Reihe war und schon in die Diele gekommen war.

»Über ein Geheimnis spricht man nicht, sonst ist es kein Geheimnis mehr, Frau Lexrieder«, entgegnete Sophia.

»Freilich nicht«, antwortete Irmgard Lexrieder lächelnd.

»Ich mach dann mal weiter«, sagte Sophia und ging ins Wartezimmer, um Herrn Buschweder aufzurufen, der zum EKG gekommen war.

»Dann werd ich mal meine Geheimnisse mit dem Herrn Doktor besprechen«, sagte Frau Lexrieder, als Daniel sie im nächsten Moment durch die Sprechanlage aufrief.

»Wie schaut’s aus? Bin ich fit genug?«, fragte Herr Buschweder, nachdem Sophia ihn von den Kabeln befreit hatte, die ihn mit dem Aufzeichnungsgerät für das Belastungs-EKG verbunden hatten.

»Die Auswertung des EKGs überlassen wir besser Doktor Norden«, sagte Sophia. Gerhard Buschweder war vor Kurzem 75 geworden und trainierte für seinen dritten Hochhauslauf. Dieses Mal wollte er die 1.202 Stufen des Messeturms in Frankfurt am Main hinauflaufen. Und soweit sie das beurteilen konnte, war er topfit, das würde er sicher auch gleich von seinem Arzt hören.

Während Gerhard Buschweder darauf wartete, mit Daniel über das Ergebnis seiner Untersuchung zu sprechen, vertraute Frau Lexrieder dem jungen Arzt ein Geheimnis an.

»Sie sind der erste, dem ich von dieser Sache erzählt habe, Herr Doktor«, sagte Irmgard Lexrieder, die auf der Untersuchungsliege im Sprechzimmer saß, während Daniel ihr Herz und ihre Lunge abhörte.

»Ich werde es für mich behalten«, versicherte ihr Daniel.

»Ihrer Frau dürfen Sie es schon sagen. Bald wird ohnehin die ganze Nachbarschaft erfahren, dass Irmgard Lexrieder nun in der Kosmetikbranche arbeitet.«

»Davon gehe ich aus«, entgegnete Daniel lächelnd. Seine Patientin hatte ihm soeben gestanden, dass sie zu einem Fototermin zu Arnsberg-Kosmetik eingeladen worden war. Sie hatte sich als Model für die speziell auf Seniorinnen ausgerichtete Kosmetiklinie der Firma beworben und war in die engere Auswahl gekommen.

»Ist alles in Ordnung mit mir, Herr Doktor? Die Arbeit als Model ist sicher recht stressig, da muss ich belastbar sein.«

»Alles ist gut, Frau Lexrieder. Sie hatten doch erst vor einem Vierteljahr Ihren letzten Check-up, und der war ohne Befund.«

»Ich weiß, aber sicher ist sicher«, entgegnete Irmgard lächelnd. »Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, dass die Leute recht oft zu einem Check-up zu Ihnen kommen?«, fragte sie leise, so als befürchtete sie, dass jemand ihnen zuhören könnte.

»Das ist mir aufgefallen«, gab Daniel zu und legte das Stethoskop auf seinen Schreibtisch, während Irmgard das Oberteil ihres Dirndls wieder zuknöpfte.

»Das liegt daran, dass die Leute gern bei Ihnen in der Praxis sind. Ich kenne so einige, die sagen, ein paar Worte mit dem jungen Herrn Doktor zu wechseln, erspart so manche Schmerzpille.«

»So, sagen sie das«, entgegnete Daniel schmunzelnd.

»Ist es nicht eine gute Sache, auf Tabletten weitestgehend zu verzichten?«, fragte Irmgard, während sie auf die Standuhr in dem schönen alten Gehäuse aus Ahornholz schaute, die dem hell eingerichteten Wartezimmer Wärme verlieh.

»Manchmal geht es leider nicht ohne Tabletten.«

»Aber oft hilft auch schon ein bissel Entspannung und ein gutes Gespräch mit dem vertrauten Arzt.«

»Da kann ich Ihnen nicht widersprechen«, stimmte Daniel ihr zu. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihren Fototermin«, sagte er, bevor er Irmgard die Tür aufhielt und sich von ihr verabschiedete.

»Vielen Dank, Herr Doktor. Vielleicht sehen Sie mich ja bald in der Zeitung«, entgegnete sie leise.

»Viel Glück«, antwortete Daniel und blieb in der geöffneten Tür stehen, nachdem Irmgard gegangen war. Herr Buschweder hatte gerade den EKG-Raum verlassen und kam zu ihm. Nach der Begrüßung bat er seinen Patienten, auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.

»Ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für mich, Herr Doktor«, sagte Gerhard Buschweder, während Daniel sich das Ergebnis des EKGs auf dem Bildschirm seines Computers anschaute.

»Es gibt auch bei dieser Untersuchung nichts zu beanstanden. Sie sind in bester Verfassung, Herr Busch­weder«, versicherte Daniel ihm.

»Dann steht meinem Hochhauslauf nichts im Wege?«

»Von meiner Seite aus nicht.«

»Wunderbar, das wird mir helfen, meiner Familie ihre Bedenken gegen mein Vorhaben auszureden. Sie sind der Meinung, dass ich mit meinen 75 Jahren zu alt für diese Herausforderung bin.«

»Da Sie ständig im Training sind und ich davon ausgehe, dass Sie Ihre Grenzen kennen, können Sie sich diesen Lauf durchaus zutrauen«, bestätigte Daniel ihn in seinem Vorhaben.

»Ich danke Ihnen für diese klare Aussage, Doktor Norden. Da meine Frau Sie sehr schätzt und Ihnen vertraut, wird sie nun endlich beruhigt sein und unsere Kinder und Enkel davon überzeugen, dass ich mir noch etwas zutrauen darf.«

»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Herr Buschweder«, sagte Daniel und verabschiedete sich von seinem Patienten. Gerhard Buschweder war bis zu seiner Pensionierung vor zehn Jahren Sportlehrer gewesen und auch in seiner Freizeit stets sportlich aktiv. Er joggte, ging regelmäßig schwimmen und zweimal in der Woche zum Krafttraining ins Sportstudio. Er hatte schon an einigen Laufwettbewerben teilgenommen und gehörte zu den erfolgreichsten Freizeitsportlern in seiner Altersgruppe. Wenn alle in diesem Alter so fit wie er wären, dann wären die Wartezimmer der Arztpraxen ziemlich leer, dachte Daniel.

An diesem Nachmittag musste er sich um einen möglichen Leerstand in seiner Praxis allerdings noch keine Gedanken machen. Seine verängstigten Patienten, die gekommen waren, weil sie befürchteten, an TBC erkrankt zu sein, wollten sich alle am liebsten von Kopf bis Fuß untersuchen lassen, nur um sicher zu gehen, dass sie nichts zu befürchten hatten.

Daniel musste an diesem Nachmittag viel an Überzeugungsarbeit leisten. Letztendlich gelang es ihm aber, die Leute zu beruhigen, nachdem er jedem Einzelnen erklärt hatte, dass alle, die nicht im direkten Kontakt mit dem Erkrankten standen, sich keine Sorgen um eine Ansteckung machen mussten. Er versicherte seinen Patienten, dass Menschen mit einem gesunden Immunsystem, die nicht an Mangelerkrankungen wie Unterernährung litten, ohnehin kaum gefährdet seien.

Nachdem die letzten Patienten an diesem Nachmittag gegangen waren, hoffte er, dass sich in der Nachbarschaft die Angst vor einer Ansteckung mit dem TBC-Erreger schnell wieder legen würde. Als er das Sprechzimmer verließ, um sich von Lydia und Sophia zu verabschieden, fand er sie in der Küche. Lydia erklärte ihm, dass sie auf ihn gewartet hätten, da Sophia ihnen etwas erzählen wollte.

»Um was geht es?«, fragte Daniel, goss sich ein Glas Wasser ein und lehnte sich an die Küchenanrichte.

»Also dann, raus mit der Sprache, was ist los?«, fragte Lydia und sah Sophia an.

»Markus hat mich vorhin angerufen. Die von Arnsbergs wollen sich mit mir einigen«, erzählte Sophia. Sie setzte sich neben Lydia auf das blaue Sofa, das Daniel in der Küche hatte aufstellen lassen, falls seine Mitarbeiterinnen mal eine kurze Pause brauchten.

»Das heißt, du bekommst endlich dein Erbe zugesprochen?«, wollte Lydia wissen.

»Die Verträge werden gerade vorbereitet.«

»Welche Verträge?«, fragte Daniel.

»Sie werden mir 20% von Arnsberg-Kosmetik überschreiben, das war der Anteil meines Vaters. 60% gehören meinem Onkel Eberhard, weitere 20% Eberhards Cousin Ludwig von Arnsberg.

»Aber warum Firmenanteile? Es ging doch ursprünglich um eine monatliche Apanage«, wunderte sich Lydia über Sophias Einverständnis für diese Lösung.

»Markus hat mir zu dieser neuen Lösung geraten.«

»Als Miteigentümerin der Firma hat Sophia das Recht auf Einsicht in die Bücher. Die Apanage würden sie aus ihrem Privatvermögen leisten. Sollten sie irgendwann behaupten, sie seien zu weiteren Zahlungen nicht mehr in der Lage, wäre es weitaus schwieriger für Sophia, ihnen das Gegenteil zu beweisen.«

»Das ist der Grund, warum Markus mir zu den Firmenanteilen rät«, stimmte Sophia Daniels Erklärung zu.

»Hast du vor, in der Firma mitzuarbeiten?«, fragte Lydia.

»Nein, ich werde nur an den monatlichen Meetings der Geschäftsleitung teilnehmen, um den Überblick zu behalten.«

»Das heißt, du wirst uns noch eine Weile erhalten bleiben?«

»Aber ja«, beruhigte Sophia sie. »Ich habe nicht vor, die Praxis zu verlassen.«

»Das hoffe ich, denn ich würde dich nur ungern verlieren«, versicherte ihr Daniel.

»Und ich möchte mich nur ungern an eine neue Kollegin gewöhnen«, sagte Lydia.

»Das musst du auch nicht. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit in der Praxis, und ich würde euch vermissen.«

»Ja, das würdest du tun«, stimmte Lydia ihr lachend zu.

»Ich muss dann auch gleich los. Markus will die Verträge mit meiner Mutter und mir durchgehen, bevor ich sie unterzeichne«, sagte Sophia. Sie trank das Wasser aus, das sie sich eingegossen hatte, erhob sich vom Sofa und stellte das Glas in die Spülmaschine.

»Ich komme noch ein Stück mit«, sagte Lydia, als Sophia sich gleich darauf von ihr und Daniel verabschiedete.

»Alles klar, dann lass uns gehen«, bat Sophia ihre Freundin.

Daniel wünschte den beiden noch einen schönen Abend und verließ kurz nach ihnen die Praxis.

*

»Geht es dir gut, mein Schatz, du wirkst so nachdenklich«, stellte Olivia fest, als er die Wohnung betrat. Sie war auch gerade aus ihrer Praxis gekommen und hängte ihren Mantel an die Garderobe in der Diele.

»Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen um mich machen. Wie geht es dir und unseren beiden Kleinen?«, fragte er und legte seine Hand auf Olivias Babybauch.

»Alles gut bei uns«, sagte Olivia und küsste Daniel zärtlich auf die Wange.

»Bei mir ist auch alles gut«, verkündete Ophelia, die die Treppe herunterkam, weil sie die beiden gehört hatte.

»Genauso soll es auch sein«, antwortete Daniel dem Mädchen, das die gleichen hellen blauen Augen und das gleiche hellrote Haar wie ihre Mutter hatte.

»Wann essen wir denn zu Abend?«, fragte Ophelia, als sie Daniel und ihrer Mutter in die gemütliche Wohnküche mit den hellen Möbeln und dem blauen Kachelofen folgte.

»So in einer Stunde«, sagte Olivia.

»Super, dann habe ich noch Zeit, meine Hausaufgaben fertigzumachen. Oder brauchst du mich in der Küche?«

»Geh nur, Schätzchen.«

»Danke, Mama«, entgegnete Ophelia und lief wieder hinauf in ihr Appartement im Dachgeschoss.

»Ich mache mich schnell ein bisschen frisch, dann helfe ich dir«, sagte Daniel. Als er ein paar Minuten später wieder hinunter in die Küche kam, hatte Olivia den Braten, den es zum Abendessen geben sollte, bereits in den Backofen gelegt.

»Jetzt verrate mir, woran du vorhin gedacht hast, als du nach Hause kamst?«, bat Olivia ihn, als sie sich an den Tisch setzte, während er an der Küchenanrichte stand und die Pellkartoffeln schälte, die Valentina am Vormittag gekocht hatte.

»Die von Arnsbergs wollen Sophia mit 20% an ihrem Unternehmen beteiligen«, erzählte er Olivia die Neuigkeit.

»Das heißt, Markus ist es gelungen, ihre Erbansprüche durchzusetzen.«

»Richtig, aber noch sind die Verträge nicht unterschrieben.«

»Ich nehme an, du traust den von Arnsbergs nicht.«

»Bisher waren sie der Meinung, dass Sophia dieses Erbe ihres Vaters nicht zustünde.«

»Da ihr Onkel Eberhard als Oberhaupt der Familie dieses Erbe beanspruchen kann und sie lediglich ein Wohnrecht auf dem Schloss besitzt, ich weiß.«

»Ich habe ehrlich gesagt meine Zweifel, ob dieses neue Angebot wirklich ernst gemeint ist.«

»Sophia hat Markus an ihrer Seite. Er weiß, worauf er achten muss, um Sophia zu ihrem Recht zu verhelfen.«

»Wenn es jemandem gelingt, dann ihm. Als Sohn des Schlossverwalters sollte er mit dieser Familie und ihren Eigenarten vertraut sein.«

»Davon dürfen wir ausgehen. Außerdem ist er ein wirklich guter Anwalt. Er würde Sophia keine Hoffnung auf ihr Erbe machen, wenn er nicht sicher wäre, ihre Ansprüche auch durchsetzen zu können.«

»Du hast recht, Markus wird das hinbekommen«, pflichtete Daniel Olivia bei. Er warf die Kartoffelschalen in den Mülleimer für die Komposttonne und stellte den inzwischen leeren Topf, in dem die Pellkartoffeln gelegen hatten, in die Spülmaschine. »Es gibt übrigens noch eine Neuigkeit, die allerdings noch ein Geheimnis bleiben soll«, verriet er Olivia und setzte sich zu ihr an den Tisch.

»Das heißt dann wohl, ich werde dieses Geheimnis noch nicht erfahren«, entgegnete Olivia lächelnd.

»Doch, das wirst du. Frau Lexrieder hat es mir erlaubt.«

»Frau Lexrieder hat dir ein Geheimnis anvertraut? Will sie sich nun doch aus dem Geschäft zurückziehen?«, wunderte sich Olivia.

Sie kannte Frau Lexrieder, ihr und ihrem Mann gehörte die Reinigung in der Fußgängerzone. Immer wenn sie in die Reinigung ging, sprachen sie ein paar Worte mitein­ander. Frau Lexrieder war Mitte sechzig, hatte aber noch absolut keine Lust, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen. Den Vorschlag ihres Mannes, die Reinigung zu verpachten oder zu verkaufen, hatte sie bisher entschieden zurückgewiesen.