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Eigentlich soll FBI-Agent Adrian Osaki in Tokio nur einen heiklen Schutzauftrag übernehmen: den russischen Kronzeugen Nikolai Burlakov bis zu seiner Aussage gegen einen Drogenboss versteckt halten. Doch was als riskante Mission beginnt, wird bald zu einem emotionalen Minenfeld. Zwischen Geheimverstecken, Verfolgung und der ständigen Bedrohung durch die Yakuza entwickelt sich eine prickelnde Spannung zwischen dem disziplinierten Agenten und dem unverschämt attraktiven Gangster. Als Pflicht und Verlangen miteinander kollidieren, geraten nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihr Leben ins Fadenkreuz. Ein fesselnder Gay Romantic Thriller mit Crime, Humor und heißer Slow Burn-Erotik.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Maike Johnke
Impressum: Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB
1. Auflage, Juli 2025, Alle Rechte vorbehalten
Copyright © 2025 Infinity Gaze Studios
Texte: © Copyright by Maike Johnke
Lektorat, Korrektorat: Barbara Madeddu
Cover & Buchsatz: V.Valmont @valmontbooks
Veröffentlicht über Tolino Media
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Adrian
Adrian lenkte den schweren, schwarzen Chevy sicher durch die Straßen von Tokio. Der hohe SUV ermöglichte ihm, eine einigermaßen gute Übersicht über das Gewimmel von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern vor ihm zu bewahren. Es war bereits am späten Abend, doch die riesigen, blinkenden Neonlichter der Werbetafeln an den Fassaden rund um ihn herum erhellten die Stadt mühelos taghell. Durch die nächtlichen Lichter war die Sicht teilweise im Dunkeln besser als durch den smogverdreckten Himmel am Tag. Er hielt an einer großen Kreuzung, die mit diversen Zebrastreifen aus allen möglichen Richtungen bestückt war, und tastete sich vorsichtig vorwärts. Wer hier hielt und wartete, war verloren. Es bestand kaum die Möglichkeit, dass die Flut an Menschen abebbte. Das Herz von Tokio schlug 24 Stunden durchgehend im Takt eines Sambatänzers, und wer den Schwung nicht beherrschte, blieb auf der Strecke.
Adrian war, als Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer Japanerin, in Tokio aufgewachsen und zur Schule gegangen. Zum Leidwesen seines Vaters hatte ihn aber eine militärische Karriere nie interessiert. Er war, nachdem er seine erste Krimiserie gesehen hatte, dem FBI verfallen. Dies hatte zur Folge, dass er von Kindesbeinen an gezielt auf seinen Berufswunsch hingearbeitet hatte.
Als Jahrgangsbester hatte er sein duales Studium mit 23 Jahren abgeschlossen. Seitdem hatte er ehrgeizig seine Karriere verfolgt. Jetzt, mit 32 Jahren, war er leitender Agent einer kleinen Außendienstgruppe und für deren Erfolg oder Misserfolg verantwortlich.
Mit einer leichten Spur von Rücksichtslosigkeit bahnte er sich seinen Weg in Rekordzeit über die belebte Kreuzung und hatte danach freie Fahrt zum FBI-Komplex. In seiner persönlichen Bestzeit erreichte er seinen Arbeitsplatz und parkte den Wagen in der Tiefgarage des Gebäudes. Seine Wohnung lag zwar nur 20 km entfernt, doch das gab keinen Aufschluss über die tatsächliche Fahrtzeit hierher. Seine Vorgesetzte, Spezialagentin Nakamura, hatte bei ihrem Anruf keine Fehlinterpretation über die Dringlichkeit seiner sofortigen Anwesenheit im Büro gelassen. Der Anruf hatte ihn unerwartet beim Abendessen erreicht.
„Agent Osaki, kommen Sie sofort ins Büro. Es ist dringend.“ War die einzige Information, die er erhalten hatte, nachdem er sich gemeldet hatte. Danach hatte sie sofort aufgelegt.
Adrian hatte alles stehen und liegen gelassen und sich nur noch ein Stück Shokupan mitgenommen, das er während der Fahrt gegessen hatte.
Da ihm der Aufzug zu langsam war und sich seine Geduld in Grenzen hielt, eilte er die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Er konnte dies noch als zusätzliche Sporteinheit gedanklich verbuchen. Nicht, dass er diese notwendig hätte. Er befand sich durch sein tägliches Training und eine gesunde Lebensweise in Topform. Dementsprechend hatte er kaum seine Ruhepulszone verlassen, als er fünf Minuten später die Tür zum Konferenzraum öffnete.
Er klopfte kurz an die Tür, bevor er eintrat. Aus Respekt und Höflichkeit seiner Vorgesetzten gegenüber verbeugte er sich kurz in ihre Richtung, um sich dann auf einen freien Platz am großen Tisch zu setzen.
Zum Glück war er nicht der Letzte in der Runde, sodass den tadelnden Blick auf die Uhr der nach ihm kommende Kollege auffing. Die Uhr an der Wand ihm gegenüber zeigte 21:05 Uhr an einem Dienstagabend, dem 03.05.2025, an. Rechts und links von der Wanduhr befanden sich große Fenster, die die schwarze, von Straßenlaternen erleuchtete Straße zeigten, die hinter dem FBI-Gebäude in ein Wohngebiet führte. Adrian versuchte, sich nicht von dem draußen flackernden Licht, das von der kaputten Straßenlampe kam, ablenken zu lassen und sich auf die Ereignisse, die vor ihm lagen, zu konzentrieren.
„Konbanwa, Agents. Nachdem Sie alle hergefunden haben, können wir dann endlich anfangen“, eröffnete Spezialagentin Nakamura die ungeplante Sitzung. Der kleine Seitenhieb auf die Verspätung war zu erwarten gewesen, da die Chefin Unpünktlichkeit hasste. Nakamura tolerierte noch nicht einmal genau pünktliches Erscheinen. In ihren Augen sollte jeder mindestens zwei Minuten vor der Zeit am bestellten Ort sein. Dabei war das völlig unerheblich, ob dies mit der Vorlaufzeit, die einem gegeben wurde, zu schaffen war. Da das Zeitalter des Beamens noch nicht erfunden worden war, hatte bereits jeder der Agenten eine Ermahnung in puncto Pünktlichkeit erhalten. Adrian hatte gelernt, das nicht persönlich zu nehmen und sich in diesem Bezug auch nicht auf eine Diskussion einzulassen. Dies war ein aussichtsloses Unterfangen und konnte sogar Konsequenzen wie einen unangenehmen Auftrag nach sich ziehen. Nakamura duldete keine Widerworte. Die Endfünfzigerin mit dem militärischen Kurzhaarschnitt war berüchtigt für ihren Führungsstil, und nur die Besten der Besten schafften es, ihren Ansprüchen zu genügen.
Adrian war stolz darauf, es in ihren Aufgabenbereich geschafft zu haben. Es war eine ausgesprochene Ehre, die auch bei seinem renommierten Vater Anklang fand. Seine Mutter allerdings machte sich pausenlos Sorgen um ihn und hätte es gerne gesehen, wenn er einen weniger aufregenden Beruf gewählt hätte. In dieser Hinsicht waren sein Vater und er übereingekommen, ihr nur das Nötigste zu sagen, um sie nicht weiter aufzuregen.
Spezialagentin Nakamura tippte kurz ein Kommando auf ihren Laptop ein, und ein Foto wurde hinter ihr an die weiße Wand geworfen. Darauf zu sehen war ein attraktiver, weißer Mann mit modernem, dunkelbraunem Haarschnitt und stahlblauen Augen. Die hohen Wangenknochen und der energische Zug um den Mund verliehen diesem Mann etwas sehr Verwegenes. Der Drei-Tage-Bart und die markante Nase, die bestimmt einmal gebrochen gewesen war, rundeten das Bad-Boy-Image des Mannes ab. Adrian bemühte sich tunlichst, das Foto des Kerls nicht so offensichtlich anzustarren. Das unangebrachte Gefühl, das allein nur das Bild an der Wand in ihm auslöste, brachte seine inneren Alarmglocken zum Schrillen.
Er schämte sich seiner sexuellen Neigung gegenüber Männern nicht. Er war nicht offensichtlich schwul, verheimlichte aber seine Partner auch nicht. Die letzte Beziehung zu einem Mann, die bereits einige Monate zurücklag, hatte er auch nicht versteckt. Da er es nicht zum Thema machte, kamen seine mitunter konservativen Kollegen damit klar. In Tokio ging man per se mit Partnerschaften in der Öffentlichkeit diskret um. Im Berufsleben hingegen war es absolut inakzeptabel, sich zu Gefühlsduseleien oder unangebrachten sexuellen Tätigkeiten verleiten zu lassen. Dies konnte ihn seinen Job kosten. Bisher hatte er in diesem Bereich auch nie Probleme gehabt. Im Gegensatz zu manch anderen Kollegen war er Avancen gegenüber immun. Jedoch bei diesem Mann sah er sich eindeutig gefährdet.
‘Hoffentlich muss ich mich mit ihm nicht näher befassen’, dachte er bei sich, ‘dann bin ich geliefert.’
„Der Mann auf diesem Foto ist Nikolai Burlakov“, holte ihn Nakamura aus seiner Gedankenwelt zurück in die Gegenwart. „Er ist einer der Handlanger von Viktor Ivanov, der auch ‚der Unbarmherzige‘ genannt wird. Wie wir alle wissen, geht ein Großteil des Drogenumlaufs in Tokio auf Ivanov zurück. Bisher war er aber schlau genug gewesen, all seine Spuren zu verwischen. Jetzt hat er sich einen Fehler erlaubt, und dabei kommt Burlakov ins Spiel.“
Special Agent Nakamura machte eine bedeutungsschwangere Pause, bevor sie sich wieder ihrem Laptop zuwandte. Das Bild des hübschen Russen verschwand zu Adrians Bedauern von der Wand und wurde durch mehrere grausame Tatortbilder ersetzt. Die Fotos dokumentierten das Schlachtfeld eines regelrechten Massakers, das wohl vor kurzem stattgefunden hatte. Das Blut der Opfer zierte nicht nur den Boden, sondern auch die Wand hinter ihnen in der verdreckten Lagerhalle, in der sie sich befanden. Die asiatisch aussehenden Männer standen in Reih und Glied nebeneinander. Ihre Hände waren über ihren Köpfen mit Seilen an Flaschenzüge festgebunden, die sie in einer aufrechten Position behielten. Die Flaschenzüge hatten offensichtlich einmal zu einem ehemaligen Baustofflager gehört. Jetzt waren sie für eine Hinrichtung zweckentfremdet worden.
Den Männern war schwer zugesetzt worden. Die Gesichter wiesen eindeutige Male von stumpfer Gewalt auf. Die in Kopfhöhe befindlichen Blutspritzer an der Wand ließen darauf schließen, dass den Männern lebend die Kehle durchgeschnitten worden war. Zu guter Letzt, oder auch zuerst – das war auf den ersten Blick nicht ersichtlich – hat man ihre Bauchhöhlen geöffnet und sie ausgeweidet. Die Gedärme hingen teilweise aus den Körperöffnungen heraus oder lagen vor der Leiche auf dem Boden. Alles in allem kein schöner Anblick, und auch wenn Adrian einiges gewohnt war, durchrieselte ihn ein leichter Schauer des Grauens. Diese Männer waren ganz gewiss nicht leicht oder schnell gestorben.
Nakamura ließ einen Moment die Bilder für sich wirken und sprechen, dann wandte sie sich wieder den Frauen und Männern vor sich zu.
„Bei diesen Fotos handelt es sich um das Ergebnis von rivalisierenden Drogenkartellen. Dem ersten Eindruck nach und nach den Tätowierungen zu urteilen, handelt es sich bei diesen drei Männern um Mitglieder der Yakuza.“ Leises Gemurmel wurde laut bei der Verkündung. Jeder in diesem Raum befindlichen Person hatte eine ungefähre Vermutung, wie die Antwort auf so einen Vorfall von der Yakuza lauten würde. Das hier war eine offene Kriegserklärung.
Nakamura hob nur leicht ihre Hand, und sofort war es wieder so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen lassen können. „Wir sind auf diesen, nennen wir es mal Vorfall, durch Burlakov aufmerksam gemacht worden. Sonst hätten wir sehr wahrscheinlich niemals davon erfahren, wenn uns die Männer von der Yakuza zuvorgekommen wären. Der Tatort war noch sehr frisch. Erfahrungsgemäß hätten wir sonst nichts Verwertbares mehr vorgefunden.
Bevor jemand fragt: Selbstverständlich ist Burlakov nicht von selbst zu uns gekommen. Der Mann hat sich in einer Bar sinnlos betrunken und dann angefangen zu randalieren. Der Besitzer des Clubs hat daraufhin die Polizei angerufen, da er Angst hatte, selbst einzugreifen. Eine Streife hat ihn daraufhin mitgenommen. Wie der Zufall so wollte, stand noch ein offener Haftbefehl gegen ihn aus, und Burlakov war in diesem Moment schlau genug zu verhandeln.
Er hat für die Aufhebung seines Haftbefehls diesen Tatort und eine Zeugenaussage angeboten, mit der Ivanov ein für alle Mal hinter Gitter wandert. Die Staatsanwaltschaft hat diesem Deal sofort zugestimmt. Im Vergleich zu Ivanov ist Burlakov ein unbedeutsamer Fisch. Das ist in etwa die Kurzform. Wer es ausführlicher wissen möchte, kann sich den dazu verfassten Bericht anfordern“, erklärte Nakamura kurz die Umstände. Sie war nicht der Typ, der sich in Details verlor.
Dieses Mal setzte lautes Stimmengewirr und Diskussionen ein, als alle leitenden Agenten gleichzeitig durcheinandersprachen. Das FBI versuchte bereits seit Jahren, Viktor „den Unbarmherzigen“ Ivanov aus dem Verkehr zu ziehen, doch war er ihnen immer wieder geschickt entwichen. Er hatte eine ganze Flut gerissener Anwälte hinter sich, und keiner seiner Getreuen würde sich gegen ihn stellen. Entweder aus absoluter Loyalität oder auch aus nicht zu übersehender Angst. Jeder wusste, was mit ihm passierte, wenn er dem Russen in den Rücken fiel. Diese Menschen verschwanden einfach von der Bildfläche und waren nie wieder gesehen worden.
Nach einer Weile sorgte Nakamura energisch wieder für Ruhe. Widerwillig hielten sich die Anwesenden mit Fragen im Zaum. Sie würden das Nötigste erfahren, wenn es so weit war und es sie betraf. Ansonsten mussten sie sich mit dem zufriedengeben, das zu ihnen durchsickerte. Der Flurfunk des FBI funktionierte genauso zuverlässig wie der von jeder x-beliebigen anderen Behörde.