Im Jahr der Milchblumenblüte - Gabriele Bartsch - E-Book

Im Jahr der Milchblumenblüte E-Book

Gabriele Bartsch

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Beschreibung

Die Welt der Kleinen Erdgeschöpfe ist in Gefahr. Die Großen Erdgeschöpfe gehen nur allzu sorglos mit Mutter Erde um. Nur ein Kind kann jetzt noch helfen. Die kleine Erdelfe Sirilla aus dem Blauvioletten Moosland will einen Hilferuf an die Großen Erdgeschöpfe aussenden. Diesen schreibt sie in die verschlossenen Knospen der Milchblume, wo er am Tag der Milchblumenblüte sichtbar werden soll. Ein Menschenkind muss an das Dasein der Kleinen Erdgeschöpfe glauben, denn nur diese können das Alte Wissen lehren, um Mutter Erde zu schützen. Doch vor dem großen Tag der Milchblumenblüte müssen Sirillia und ihre Freunde noch einige Abenteuer bestreiten. Ob es ihnen gelingt, ein Menschenkind zu erreichen?

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Seitenzahl: 64

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Im Elfengarten

Agaza

Die himmlischen Nachtkinder

Der Fürst aller Kleinen Erdgeschöpfe

Die Liebe-Frau-seines-Lebens

Das Frühstück

Im Weidenpalast

Sucht Sirilla!

Die Schwarzalben

Gefangen!

Vorahnung

Die Suchenden

Ein schauriger Ort

Hoher Besuch

Die schwarze Schar

Die junge Sonnenfrau

Ratlos

Im Immergrünen Kleeland

Ein schlafender Eindringling

Der Aufbruch

Unverhofftes Wiedersehen

Rosina

Unfreiwillige Rast

Vorbereitungen

Das Angebot

Der Morgen des Hochzeitstages

Alte Freunde

Ein Fest mit Überraschungen

Böses Erwachen

Die Jäger

Nach Süden!

Das Schwarze Land

Eine Bitte

Die Herren des Waldes

Im Uralten Land

Der Verfolger

Zu klein und zu groß

Die Mauer der Riesen

Die Zeit drängt

Entscheidungen

Richtung Norden

Die Langbärte

Das Küchengespenst

Unerwartete Hilfe

Der große Tag

Wenig später …

Im Elfengarten

Inmitten des Blauvioletten Mooslandes, umgeben von Lavendelsträuchern, lag der Blühende Garten des Erdelfenreichs. Wie in jedem 3. Jahr der Erdgeschichte, rankten sich auch in diesem Jahr, zum Frühlingsbeginn, die smaragdgrünen Blätter der Milchblume um den Elfengarten.

Ein winziges Flügelwesen flatterte von Blatt zu Blatt und zog behutsam eine dünne Holzwurzel durch jede Blattoberfläche. Die gezogenen Rillen brannten sich tief ins Blattinnere. Hauchzarte weiße Schwaden stiegen auf und formten sich zu wunderschönen Knospen.

Unermüdlich und mit sicherer Hand führte das Wesen seine Wurzel. Und jedes Mal geschah dasselbe. Beim letzten Milchblumenblatt aber hielt es inne. Seine kleine Hand zitterte, und die Wurzel fiel ins Moos. Doch wie von Geisterhand schnellte sie wieder hoch und begann, über dem letzten Blatt zu tanzen. Erst ganz langsam, dann immer schneller und wilder. Das Blauviolette Moosland bebte und brodelte.

Ängstlich sank das Wesen auf die Knie, vergrub sein Gesicht in den Händen, und der kleine Körper zog sich zu einer goldschimmernden Kugel zusammen.

Nach und nach beruhigte sich das Blauviolette Moosland, und eine friedvolle Stille breitete sich aus.

Agaza

Aufgeschreckt durch das Vibrieren des Landes, war es als König aller Elstern seine Pflicht, nach dem Rechten zu sehen. Seine Untertanen verharrten währenddessen im königlichen Weidenpalast. Neugierig, mit leicht geöffnetem Schnabel, beäugte Agaza die goldschimmernde Kugel.

Seine Augen funkelten misstrauisch. Doch schnell überkam den Elsternvogel die angeborene Gier nach allem, was glänzte. Und schon pickte sein Schnabel blitzartig das Schimmernde aus dem Moosgeflecht. Die langen Federn seines Elsternschwanzes zitterten, und seine schwarzweiße Brust schwoll, erfüllt von maßlosem Stolz auf seine Beute.

Ein schönes Mitbringsel für meine Gattin, dachte er, hob die Flügel und – stutzte plötzlich. Die Kugel wurde auf einmal verdächtig weich! Erschrocken ließ er sie ins Moos zurückfallen. Mit weit geöffneten Schnabel blickte er verdutzt auf das, was jetzt geschah: Die Goldkugel öffnete sich und winzige Hände und Füße strampelten sich frei. Zu seiner größten Verwunderung aber entfalteten sich zwei wunderschöne buntschillernde Flügel.

»Ein Schmetterling! Ein Schmetterlingskind!« Agaza hüstelte nervös. »Ärgerlich! Frackträger, reiß dich zusammen!«, schimpfte er sich. »Du benimmst dich ja schon wie Freund Rohrdommel! Immer dumpf röhrend vor Aufregung!«

Das Schmetterlingskind klatschte ein-, zwei-, dreimal in die Hände. Dann schüttelte es energisch sein Köpfchen. Aus dem gelben Lockenhaar wirbelte unaufhörlich feiner Elfengoldstaub, bis das blauviolette Moos ein hübsches Goldhäubchen trug.

Überrascht bemerkte Agaza, dass seine schwarzen Vogelfüße von Gold überzogen waren, und zwischen seinem Federkleid knirschte der Goldstaub wie Sand. Selbst seine rabenschwarzen Augen bekamen einen Goldglanz. »Ich wollte nur ein Goldkügelchen, nicht aber selber zum Goldvogel werden!«, wetterte er in Richtung Schmetterlingskind. Dabei streckte Agaza seinen Kopf weit nach vorne und berührte fast den Boden. In dieser Haltung konnte er das kleine Wesen besser betrachten. Er wog den Kopf hin und her. Ein winziges hellbraunes Gesicht mit einer Stupsnase, zwei lustigen Grübchen rechts und links des Mundes und mit Augen ... Agaza glaubte, in einem tiefen, grünen Teich zu versinken. Dunkelgrüne Augen funkelten ihn fröhlich an.

»Großgütiger Kolkrabe!«, schnabelte er, »so etwas Grünes habe ich ja noch nie gesehen! Das könnte meine neue Lieblingsfarbe werden! So grün, so grün ...« Verzückt klapperte sein Schnabel wie eine spanische Kastagnette. Tief im Innern begann er die Bedeutung dieser Begegnung zu erahnen. In was für eine Geschichte auch immer er hineingezogen wurde, sein königliches Herz erlaubte keinen Rückzug. Er machte eine ehrerbietige Verbeugung. »Ich bin Agaza, der König aller Elstern. Und wer bist du?«

»Sirilla, Enkelin des Fürsten aller Kleinen Erdgeschöpfe und jüngste Tochter der Erdelfenkönigin Myrria!«

Die himmlischen Nachtkinder

Eine Halbtagesreise entfernt, am nördlichen Rand des Blauvioletten Mooslandes, stand eine mächtige, uralte Atlaszeder. Wie ein stumpfer Kegel ragte die Behausung des Fürsten aller Kleinen Erdgeschöpfe in den Nachthimmel. Ihre schweren Äste, die behäbig hin und her wogten, erweckten die Aufmerksamkeit der himmlischen Nachtkinder.

»Lasst euch fangen, fangen ...«, raunten sie übermütig den Himmelswesen zu. Blitzschnell ließen die sich aus ihren Sternbahnen der uralten Zeder entgegenfallen. Ihre silbern glitzernden Sternspitzen berührten die grünen Tannennadeln wie ein sanftes Kitzeln. »Fangen, tanzen, fangen, tanzen ...«, klirrte ihr Lachen durch die nächtliche Stille.

Die Sternbilder, vom Vorhaben der Sternkinder angesteckt, ließen sich nicht lange bitten. Schon wippte der Walfisch mit seiner riesigen Schwanzflosse, der Skorpion trippelte leichtfüßig von einem Bein auf das andere, der Große Bär gab dem Kleinen Bär einen freundschaftlichen Klaps mit der Pranke, der Kleine und der Große Wagen fuhren ratternd um die Wette, und der mondsüchtige Große Hund jaulte heiser sein Lieblingslied. Das Fangen und Tanzen konnte beginnen.

Die ganze Himmelsordnung wirbelte durcheinander, und die Nacht war vom Sternensilberstaub erhellt, den die kleinsten Sternkinder aus den Himmelstruhen warfen.

Schmunzelnd besah der würdige Polarstern seine eingerosteten Spitzen. »Ein bisschen Bewegung täte mir auch ganz gut!« Doch bevor er diesen Gedanken in die Tat ausführen konnte, polterte der Mondmann mit hochgezogenen Augenbrauen:

»Alter Gesell, wage es nicht!«

Die lustige Gesellschaft erstarrte! Väterchen Mond, sonst sanft und liebevoll, zürnte? Flink nahmen alle wieder ihre Position ein. Selbst der aufgewirbelte Silberstaub legte sich schnell auf die Nadeln der uralten Atlaszeder. Angespannte Stille machte sich breit.

Eines der kleinsten Himmelskinder fing leise zu weinen an. Doch ein Geräusch aus dem Blauvioletten Moosland ließ es, neugierig geworden, verstummen.

Der Fürst aller Kleinen Erdgeschöpfe

Aus dem Stamm der uralten Zeder wurde ein Ächzen laut. Der ganze Baum knarrte und knackte, knackte und knarrte. Heraus schälte sich in Zeitlupe ein zerfurchtes Gesicht mit großen Augen, einer Knubbelnase und einem schmunzelnden Mund. Lange grauweiße Haare hingen am Hinterkopf, und ein weißer Spitzbart zierte das Kinn. Der Fürst aller Kleinen Erdgeschöpfe stieß ein Kichern aus.

»Na, Freund Mondmann, tanzen dir deine Kinder auf der Nase herum?«, neckte er in Richtung Himmelszelt.

»So wie deine vorlauten Äste, wenn du schläfst!«, dröhnte der Mond, wieder gut gelaunt, und neigte freudig seine Scheibe dem Gnom entgegen.

Heiterkeit ging durch den Sternenhimmel. Die kleinsten Sterne drückten sich schmusend an Väterchen Mond und kitzelten mit ihren Strahlenspitzen seine Wangen. Nur der Polarstern blickte ein wenig enttäuscht über die entgangene Gelegenheit, seine eingerosteten Glieder zappeln zu lassen. Die Großsterne blähten ihre Backen und pusteten den Silberstaub von den Tannennadeln in die Himmelstruhen zurück. »Hatschi! Hatschi! Hört auf!« Die ganze Himmelsgesellschaft schniefte und nieste. Dem Fürsten aller Kleinen Erdgeschöpfe trieb es die Tränen in die Augen. »Na na, wer wird denn vor lauter Wiedersehensfreude weinen?«, feixte der Mondmann, dabei floss ihm selbst der Mondstaub aus den Augen. »Alter geschätzter Freund. Sag, was macht die Wissenschaft?«

Langsam trat nun der ganze Körper des Gnomes aus der Rinde. Kleine und zierliche Gliedmaßen verfingen sich im langen Haar. Der Körper, ein wenig zu schmächtig für den großen Kopf, schwankte. Schnell waren ein paar Hilfreiche Geister der Kleinen Erdgeschöpfe