Im Namen Gottes - Helmut Winner - E-Book

Im Namen Gottes E-Book

Helmut Winner

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Beschreibung

Eindrücke und Erlebnisse auf 2 Missionsreisen für die Neuapostolische Kirche in Sibirien. Auf diesen Reisen wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass mein bisher ungetrübter Glaube an die Kirche so keinen weiteren Bestand haben könnte. Insbesondere während meiner zweiten Reise in Begleitung eines Apostels wurden meine Zweifel verfestigt. Aber die vielen Begegnungen mit den Menschen vor Ort und die selbstverständliche Gastfreundschaft haben mich sehr berührt und beeindruckt. Ihnen möchte ich mit diesem Buch meinen Dank ausdrücken.

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Seitenzahl: 79

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Helmut Winner

Im Namen Gottes

Missionsreisen in Sibirien

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Glaube macht stark

Der Osten geht auf

Abenteuer Reisevorbereitung

Aufbruch ins Ungewisse

Endlich in Sibirien

Im Trans-Sibirien-Express

Ankunft in Chita

Der erste Sonntag

Missionsalltag

Wieder zu zweit

Gemeinsam ist besser als einsam

Im Gefängnis von Chita

Besuch in Atamanowka

Göttliche Fügung

Wieder allein

Rückflug mit Hindernissen

Wiedersehen in Moskau

Unter anderen Vorzeichen

Erste Probleme in Omsk

Erfahrungen mit dem Apostel

Fazit

Impressum neobooks

Glaube macht stark

Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?

Minus 45 ° Celsius konnte ich trotz der Dunkelheit auf dem Thermometer im Bahnhof von Ulan-Ude ablesen. Hier war mein Tor zu den Weiten Sibiriens.

Ich fröstelte und zog die Ohrenklappen der Pelzmütze tiefer. Dazu kam die Ungewissheit der nächsten Tage.

Eine ungewisse Fahrt durch die Nacht mit der „Transsib“ lag vor mir.

In den Vorgesprächen hatten Russland-Missionare vor Fahrten mit der Transsibirischen Bahn gewarnt. Das wäre nicht der „Sambazug“, der in Reiseprospekten angepriesen wurde.

Eine Fahrkarte, ausgestellt auf Passnummer und Namen eines Fremden, hatte ich in der Tasche. Nur der passende Ausweis fehlte, um die erwartete Kontrolle zu überstehen.

Jeder Waggon hatte seinen eigenen Schaffner, daher war eine Kontrolle auf der zwölf Stunden dauernden Reise unausweichlich.

Völlig allein, ohne gültige Fahrkarte und ohne Sprachkenntnisse war der Ausgang der Reise ungewiss.

Mit 2 Koffern, Rucksack und Umhängetasche stand ich im Bahnhof von Ulan-Ude und wusste, dass ich auf legalem Weg nicht nach Chita kommen würde.

Den Zug zu nehmen war die einzige Chance, um am nächsten Morgen im tausend Kilometer entfernten Chita anzukommen.

Ich musste mir etwas einfallen lassen, sonst war meine Reise zu Ende, ehe sie richtig begonnen hatte.

Der Osten geht auf

Die gravierenden Veränderungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion machten private Reisen ohne „Staatsaufsicht“ möglich.

Erstmals nach vielen Jahrzehnten konnte das große Land wieder relativ unbehelligt bereist werden. Das betraf nicht nur die Metropolen sondern auch diejenigen Landstriche, die bis dahin für westliche Ausländer tabu gewesen waren.

Zunächst waren Unternehmer, Glücksritter und Scharlatane tätig, um das Neuland zu bearbeiten. Die Religionsgemeinschaften folgten kurze Zeit später und gaben damit den Startschuss für die Erschließung dieses großen und verheißungsvollen Feldes.

Nun konnten auch im unwirtlichen und fernen Sibirien Menschen angesprochen und mit dem christlichen Glauben bekannt gemacht werden.

Während der 70 Jahre Kommunismus waren Gott, Glaube und Christentum kein Thema gewesen. Dennoch hatten sich viele Menschen insgeheim ihren Glauben an Gott bewahrt und nahmen die Möglichkeit kirchlicher Betreuung nun gern an.

Allerdings verstand es so mancher hervorragend, aus den Kontakten zu Missionaren aus dem Westen auch persönliche Vorteile zu ziehen.

Die Lebensbedingungen waren nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums für viele Menschen noch schlechter geworden. Es fehlten die Sicherheit und Ordnung, die vorher ihr Leben bestimmt hatten.

Der alles reglementierende Staat ließ seine Bürger jetzt mit ihren Problemen allein.

Dazu kamen Nöte um die dringendsten Dinge des Lebens. Arbeitslosigkeit oder das Ausbleibend der Löhne führten zu einer, bis dahin nicht gekannten, Sorge um das tägliche Brot. Es wurden zwar bereits hochwertige Westwaren angeboten - aber wer konnte die bezahlen?

Da die Löhne nur sehr unregelmäßig gezahlt wurden, gab es ersatzweise Bezugsscheine. Damit konnte man in bestimmten Läden die notwendigsten Dinge zum Leben erwerben.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Aber man braucht auch Talent, um organisieren und schachern zu können.

Die Missionare, die ins Land kamen, eröffneten den Menschen mit der Botschaft Gottes eine andere Perspektive für den Umgang mit den schwierigen Bedingungen des Alltags.

Den verschiedenen Kirchen ging es selbstverständlich darum, neue Mitglieder zu werben und neue Gemeinden zu gründen.

Sie brachten ihre sozialen Kompetenzen mit und linderten, soweit es in ihrer Macht stand, manche Not.

Es wurden Hilfslieferungen mit Kleidung, Medikamenten und medizinischem Gerät organisiert. Soweit es möglich war wurden auch persönliche Wünsche erfüllt.

Anfang 1990 begann die NAK die ehemalige Sowjetunion für sich zu erschließen. Bedingt durch die riesige Weite des Landes, wurde der Bereich unter mehreren europäischen Apostelbezirken aufgeteilt.

Der Apostelbezirk Nordrhein-Westfalen bekam ein gewaltiges Gebiet im Osten Sibiriens - vom Baikalsee bis zur Eismeerküste - sowie die Bereiche Karelien, Litauen, Ostpreußen, Aserbeidschan, Georgien und Armenien zugeteilt.

Da die Kirche nur über wenige hauptamtliche Mitarbeiter verfügt, wurden Ehrenamtliche gebraucht, um diese Regionen überhaupt missionarisch bearbeiten zu können. Die ehrenamtlichen Missionare mussten sich für eine mindestens 10-tägige Reise zur Verfügung stellen. Mancher nahm einen großen Teil seines Jahresurlaubs und blieb bis zu vier Wochen.

Ein großes Problem für die Missionsarbeit war die russische Sprache. So dienten die ersten Reisen in die neuen Missionsbereiche erst einmal dazu, Kontakte herzustellen und Dolmetscher zu suchen.

Die Missionare hatten den Auftrag, Gottesdienste zu feiern und Taufen durchzuführen. Dazu kamen der Aufbau von Gemeindestrukturen und das Abhalten von Informationsveranstaltungen, um interessierte Menschen zu finden. Entscheidungsfreudigkeit, ein gesundes Selbstbewusstsein und viel Gottvertrauen durften bei den vielen unvorhersehbaren Begegnungen nicht fehlen.

Irgendwann kam man auch auf mich zu mit der Bitte, mich für eine Missionsreise nach Sibirien zur Verfügung zu stellen.

Da meine berufliche Tätigkeit es nur im Winter zuließ, an einer solchen „Expedition“ teilzunehmen, musste ich mich auf extreme Temperaturen einstellen. Nach kurzer Bedenkzeit siegte der Reiz des „Abenteuers“ über meine Zweifel und ich sagte zu.

Abenteuer Reisevorbereitung

In Besprechungen mit erfahrenen „Sibiriern“, die schon einige Reisen in die Region hinter sich hatten, erhielt ich „Greenhorn“ alle erforderlichen Informationen und Tipps. So konnte ich die notwendigen Vorbereitungen treffen.

Sibirischer Winter, das bedeutet minus 40- 50 ° Celsius. Entsprechend sollte man gekleidet sein: Von Tschapka bis Pelzstiefel musste passende Kleidung besorgt werden.

Im Jahre 1993 war es nicht so einfach, in der deutschen Provinz, in der ich lebte, solche Expeditionskleidung zu beschaffen.

Spezielle Outdoor-Geschäfte gab es nicht und die Möglichkeiten des Internets waren noch nicht vorhanden. Wenn ich in verschiedenen Geschäften nach einer Pelzmütze mit Ohrenklappen fragte, hatte ich oft das Gefühl, dass die Leute mich für verrückt hielten.

Schließlich wurde ich nach so manchem Fragen und Suchen fündig und meine Ausrüstung komplettierte sich nach und nach. Sogar ein „Taschenöfchen“ zum Wärmen der Hände fand ich.

Ein weiteres Problem war die Beschaffung von geeignetem Proviant. Die erfahrenen Missionare hatten mich ermahnt, unbedingt Notrationen mit zu nehmen.

Die Versorgungslage in Sibirien war damals nicht annähernd mit der in Westeuropa vergleichbar. So hatte jeder - seinen Vorlieben entsprechend - Schokolade, Kaffee, Dosenwurst, Vitaminpillen und anderes mitgenommen.

Die Dinge zu besorgen war nicht das Problem. Aber alles im Reisegepäck unterzubringen, das konnte ein Problem werden.

Die Kirche hatte zwar für ihre Flugkontingente ein Freigepäck von 60 Kilo mit den Fluggesellschaften ausgehandelt, aber das Zeug musste ja auch getragen werden. In Russland und bei der Aeroflot gab es nämlich keinen Gepäckservice. Hier hatte jeder für sein Gepäck selbst zu sorgen.

Neben meinem persönlichen Bedarf galt es, noch viele andere wichtige Dinge in den Koffern zu verstauen, zum Beispiel Geschenke. Das waren insbesondere Süßigkeiten für die vielen Kinder, die dort die Gottesdienste besuchten. Die mitzunehmen, so wurde mir eingeschärft, sei besonders wichtig. Süßigkeiten sind für Kinder bekanntlich unwiderstehlich; das ist in Russland nicht anders als bei uns.

Die Kirche war außerdem nicht kleinlich, die Missionare mit Schriften, Bibeln, Gesangbüchern, Keyboards, Taufschalen, Abendmahlskelchen und anderen rituellen Gerätschaften auszustatten. Wo sollte das alles verstaut werden?

Dazu kamen immer wieder besondere Gaben wie medizinische Geräte, Einwegspritzen und Medikamente, eben alles, was in Sibirien Mangelware war und sich dort öffentlichkeitswirksam einsetzen ließ.

Aufwendungen für die persönliche Ausrüstung waren selbst zu tragen. Kosten für die Reise, Unterkunft, Verpflegung und Geschenke wurden in nachgewiesener Höhe von der Kirche erstattet. Eine Vergütung für den Einsatz stand nie zur Debatte. Es war - wie immer - selbstverständlich, dass die Mitarbeit für die Kirche unentgeltlich zu leisten war.

Zu den wichtigsten Aufgaben bei der Reisevorbereitung gehört, sich umfassend über Land und Leute zu informieren. Es gab in diesem Fall allerdings nur wenig, was die Situation vor Ort treffend beschrieb.

Sibirien, das war zuallererst ein Ort der Verbannung, der Kälte und der Menschenverachtung. In der einschlägigen Lektüre war stets von den Arbeitslagern die Rede und von den Millionen Menschen, die unter der Herrschaft Stalins ihr Leben verloren hatten.

Die vielen nach dort verschleppten Wolgadeutschen, wurden erwähnt. Und natürlich die große Kälte im Winter und die vielen Mücken im Sommer.

Die Mehrzahl der Eindrücke war negativ. Reiseführer gab es zwar für Moskau und Sankt Petersburg, aber nicht für Sibirien.

So war die mentale Vorbereitung nicht gerade erbauend. Erst ein Bildband brachte mir dann auch ein paar positive Impulse, so beeindruckend schienen Weite und Schönheit des Landes. Aus einem völkerkundlichen Lexikon gewann ich schließlich Einblicke in die Lebensgewohnheiten der Menschen in diesem unwirtlichen Land.

Angesichts all dessen wich der Reiz des Abenteuers zunehmend der Frage, was mich dort wohl erwarten würde und ob ich auch richtig vorbereitet wäre.

Aber es kann keine Missionsarbeit geben, wenn der Missionar nicht unbedingtes Vertrauen auf die Hilfe und den Beistand Gottes setzte.

Das war meine feste Überzeugung.

Aufbruch ins Ungewisse

In der Regel hielten sich mindestens zwei Missionare gemeinsam am gleichen Ort auf. Das war sinnvoll, da sich eventuell auftretende Probleme gemeinsam besser meistern lassen. Außerdem konnte man sich in den Zeiten ohne Dolmetscher austauschen und auf die nächsten Einsätze vorbereiten.

Als ich jedoch meinen Termin mitgeteilt bekam wurde mir eröffnet, dass aus Kostengründen ab sofort nur immer einer allein vor Ort sein würde.

Das war ein Schock.

Es bedeutete, für zehn Tage ohne Sprachkenntnisse in einer fremden Kultur und einer ungewohnten Umgebung zu arbeiten.

Alle erforderlichen Entscheidungen müssten allein getroffen werden. Aber ich hatte „Ja“ gesagt und nun gab es kein Zurück mehr.