Immer Ärger mit der Liebe - Tara von Suttner - E-Book

Immer Ärger mit der Liebe E-Book

Tara von Suttner

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Zum Glück regnete es. Wie hätte sie jetzt Sonnenschein ertragen können? Wie hätte sie es aushalten sollen, wenn um sie herum die Welt strahlte, als wäre alles in schönster Ordnung?Schon im Treppenhaus stieg Sabrina der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln scharf in die Nase. Als sie die Intensivstation betrat, rannte eine Schwester mit angespanntem Gesicht an ihr vorbei. Aus einem Zimmer ertönte ein schriller Alarm.Ein eiskalter Schauder überlief Sabrina. Sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Aber eine Ohnmacht war völlig undenkbar. Hinter einer dieser Türen lag Hector, hilflos und allein. Er brauchte sie. Sie musste sich um jeden Preis zusammenreißen.Es war Nummer zwölf, hatten sie ihr unten gesagt. Der Raum war ganz am Ende des Flurs. Sie musste ihn durch eine Art Schleuse betreten. Die Schwester half ihr in einen grünen Kittel aus Papier. Dazu erhielt sie eine seltsam aufgeplusterte Haube, die sie sich über die Haare stülpte, und einen Mundschutz.Schließlich stand sie an Hectors Bett. Sie musste sich daran abstützen, so schwach und hilflos fühlte sie sich. An seinen Körper waren alle möglichen Geräte angeschlossen, und in seine Nase führte ein Schlauch, über den er vermutlich Sauerstoff bekam.

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Fürstenkrone – 124–

Immer Ärger mit der Liebe

Fröhlicher Roman um eine junge Fürstin und ihre Heiratspläne

Tara von Suttner

Zum Glück regnete es. Wie hätte sie jetzt Sonnenschein ertragen können? Wie hätte sie es aushalten sollen, wenn um sie herum die Welt strahlte, als wäre alles in schönster Ordnung?

Schon im Treppenhaus stieg Sabrina der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln scharf in die Nase. Als sie die Intensivstation betrat, rannte eine Schwester mit angespanntem Gesicht an ihr vorbei. Aus einem Zimmer ertönte ein schriller Alarm.

Ein eiskalter Schauder überlief Sabrina. Sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Aber eine Ohnmacht war völlig undenkbar. Hinter einer dieser Türen lag Hector, hilflos und allein. Er brauchte sie. Sie musste sich um jeden Preis zusammenreißen.

Es war Nummer zwölf, hatten sie ihr unten gesagt. Der Raum war ganz am Ende des Flurs. Sie musste ihn durch eine Art Schleuse betreten. Die Schwester half ihr in einen grünen Kittel aus Papier. Dazu erhielt sie eine seltsam aufgeplusterte Haube, die sie sich über die Haare stülpte, und einen Mundschutz.

Schließlich stand sie an Hectors Bett. Sie musste sich daran abstützen, so schwach und hilflos fühlte sie sich. An seinen Körper waren alle möglichen Geräte angeschlossen, und in seine Nase führte ein Schlauch, über den er vermutlich Sauerstoff bekam. Aber beatmet wurde er nicht. War das nicht ein gutes Zeichen? Wenn er noch selbst atmen konnte? Sabrina schöpfte ein wenig Hoffnung.

Im Gesicht war er so gut wie gar nicht verletzt. Sie konnte nur eine kleine Beule über der rechten Augenbraue erkennen. Ansonsten war es immer noch das schöne, männliche Gesicht ihres über alles geliebten Mannes. Die edle gerade Nase und das markant gespaltene Kinn waren völlig unversehrt. Seine Sonnenbräune aber konnte nicht verbergen, wie entsetzlich bleich er war.

Als Sabrina seine eiskalte Hand berührte, schlug er die Augen auf. Im ersten Augenblick war sie furchtbar erschrocken. Sie hatte geglaubt, er wäre noch nicht wieder bei Bewusstsein. Aber dann wurde ihre Hoffnung stärker. Bestimmt hatten sich die Ärzte geirrt. Ganz sicher! Er würde gar nicht sterben. Er war stark und zäh und würde wegen eines Unfalls nicht einfach sterben. Fast erleichtert lächelte sie ihn an.

Hector lächelte mühsam zurück. »Sabrina. Wie gut, dass du hier bist.« Seine Stimme war heiser und nur sehr schwer zu verstehen.

Zärtlich drückte sie seine Hand. »Du sollst nicht sprechen, du musst dich noch schonen, Lieber.«

»Sabrina, hör zu … Es ist wichtig.« Er atmete schwer. »Du kannst das alleine nicht schaffen … Unmöglich. Du musst auf Mutter hören. Verstehst du? Mutter kennt sich aus.«

Zum ersten Mal kam ihr jetzt der Gedanke, dass sie, sollte Hector wirklich sterben, von heute auf morgen zur Chefin des Fürstenhauses würde, in das sie erst vor dreizehn Monaten eingeheiratet hatte. Ihr Magen krampfte sich hart zusammen. »Nein, Hector, bitte, du darfst so etwas nicht sagen. Ich liebe dich doch! Lass mich nicht allein! Bitte Hector!«, flehte sie ihn an.

Hector lächelte mühsam. »Du bist noch so jung, Sabrina …, gerade jetzt …, diese schwierige Lage. Mutter …« Er stöhnte laut auf.

»Du hast Schmerzen, Liebling. Ich rufe jemanden!«, rief sie hektisch und war schon halb an der Tür.

»Nein, nicht. Bleib hier. Es ist zu spät. Versprich es mir, Sabrina. Versprich mir, dass du alles tun wirst, was Mutter sagt. Sonst …«

»Natürlich, Hector, natürlich verspreche ich es dir. Mach dir keine Sorgen«, erwiderte sie rasch. Beruhigend streichelte sie seine Wange. Er durfte nicht weitersprechen. Er musste sich ausruhen. Er musste doch gesund werden.

Tatsächlich schien Hector jetzt ruhiger zu werden. Sein Gesicht entspannte sich. Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Doch dann, plötzlich, ging dieser schreckliche Alarm los. Beinahe sofort wurde die Tür aufgerissen, und jemand zog sie hinaus auf den Flur.

Später kam ein sehr fürsorglicher junger Arzt heraus und teilte ihr behutsam mit, dass Fürst Hector nicht mehr lebte.

*

Sophia Gräfin von Traunstedt beugte sich weit über das Spielbrett. Ihre Zungenspitze zeigte sich in ihrem rechten Mundwinkel, ein sicheres Zeichen, dass sie sehr intensiv nachdachte. Ein Wunder, dass man ihren Denkapparat nicht knirschen hört, dachte Fürstin Thekla mit einem leichten Anflug von Ärger. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, dass ihre sieben Jahre ältere Schwester fast immer beim Scrabble gewann. Ungläubig beobachtete sie, welches Wort Sophia nun auf das Spielbrett legte: G-R-U-F-T.

»Gruft?«, rief die Fürstin empört. Ihr Blick flog zu der Louis-seize-Kommode gegenüber dem offenen Kamin. Auf ihrer blankpolierten Oberfläche stand die Fotografie von Hector, versehen mit einem breiten Trauerflor.

»Du traust dich ja was!«

Sophia schaute ein wenig schuldbewusst drein. Aber ihre wasserblauen Augen funkelten aus Freude darüber, alle Steine losgeworden zu sein. »Sonst gehen mir doch die fünfzig Extrapunkte durch die Lappen«, sagte sie zu ihrer Verteidigung.

»Wegen lumpigen fünfzig Extrapunkten trampelst du auf meinen Gefühlen herum?«

»Verzeih, Thekla. Hector ist jetzt schon seit elf Monaten tot. Und weil du in letzter Zeit so häufig Graf Philipp erwähnst, dachte ich …«

»Meine Trauer um Hector hat nichts mit Graf Philipp zu tun. Aber natürlich muss Sabrina wieder heiraten, und zwar so schnell wie möglich. Unsere finanzielle Lage ist kritisch, und Philipp Graf von Schonen zu Henneberg hat Geld und ist – wenn auch in einer Nebenlinie – mit uns verwandt.

Wahrscheinlich werde ich ihn adoptieren, nachdem er Sabrina geheiratet hat.«

»Außerdem muss ein Erbe her. Ich will nicht sterben, ohne zu wissen, dass das Geschlecht zu Henneberg weiter bestehen wird. Schlimm genug, dass Sabrinas Ehe mit Hector kinderlos geblieben ist. Hoffentlich kann sie überhaupt Kinder bekommen.«

Gräfin Sophia lehnte sich in ihrem Ohrensessel zurück. Mit der Hand prüfte sie den Sitz ihres großen lockeren Haarknotens im Nacken, in den sie kunstvoll ein orangefarbenes Seidentuch geschlungen hatte.

Dass Sophia sich die Haare in einem auffälligen Kastanienrot färben ließ, war der Fürstin ein Dorn im Auge. Aber dazu noch dieses grelle Orange, ganz so, als gäbe es keinen Trauerfall in der Familie! Ihre Schwester war so anders als sie selbst.

»Warum sollte Sabrina denn keine Kinder bekommen können?« Sophia naschte ein Praliné aus einer Schale auf dem Tisch.

»Nun, ganz einfach, sie ist in dreizehn Monaten Ehe nicht schwanger geworden, nicht wahr?«, erwiderte die Fürstin in gereiztem Ton. Sie war verstimmt darüber, dass man Sophia das Offensichtliche erst noch erklären musste.

»Er war vielleicht ein bisschen oft weg, Hector, meinst du nicht?«, konterte Sophia ungerührt. »Dauernd geschäftlich in Frankfurt. Und wenn nicht in Frankfurt, dann im Rennstall bei seinen schnellen Autos. Und seine junge Frau alleine hier im Schloss.«

»Was willst du damit sagen, Sophia? Willst du etwa andeuten, Hector habe sich nicht liebevoll genug um Sabrina gekümmert? Sie hat ihn geliebt, das weißt du genau. Abgöttisch. Meinst du, sie hätte ihn so über die Maßen geliebt, wenn sie sich vernachlässigt gefühlt hätte?«

»Sie hätte ihn von den Autorennen abhalten sollen«, entfuhr es Sophia.

Die Fürstin antwortete nicht. Sophia hatte ja keine Ahnung, wovon sie überhaupt redete. Als hätte Hector sich jemals von etwas abhalten lassen, was er unbedingt tun wollte. Dazu noch von einer so unerfahrenen jungen Frau wie Sabrina.

»Um ein Kind zu zeugen, liebe Sophia, muss man übrigens nicht von morgens bis abends …«

»Schon gut, schon gut, liebste Schwester«, bremste Sophia sie. »Auch wenn ich nie geheiratet habe, bin ich doch mit den biologischen Fakten einigermaßen vertraut.« Sie hatte sich sieben neue Steine genommen und während der Unterhaltung zügig sortiert. Sie schien auch schon wieder eine Lösung parat zu haben, während die Fürstin mit ihren eigenen Buchstaben feststeckte, verflixt noch mal.

»Ich frage mich nur, ob Sabrina diesem Grafen Philipp wirklich ihr Herz wird schenken können«, nahm Sophia das Thema noch einmal auf und steckte sich unauffällig ein zweites Praliné in den Mund.

»Was redest du denn für einen Unsinn?«, erwiderte die Fürstin scharf. Dass Sophia so dürr blieb, obwohl sie dauernd Schokolade in sich hineinstopfte, war ein äußerst irritierendes Phänomen. »Ihr Herz schenken?«, fuhr sie giftig fort. »Natürlich wird sie ihm ihr Herz nicht schenken können. Ihr Herz gehört ja schon Hector. Glaubst du etwa, es spielt eine Rolle, dass er tot ist? Er wird immer ihre große Liebe bleiben, das hat sie selbst gesagt. Oft schon hat sie das gesagt.«

Manchmal konnte Sophia sie wirklich auf die Palme bringen mit ihrer einfältigen Art. Sie hatte völlig falsche Ansichten. Kein Wunder, dass sie es nie geschafft hatte, eine gute Partie zu machen. Ja, sie hatte es noch nicht einmal geschafft, eine schlechte Partie zu machen. Ihr allzu sonniges Gemüt hatte früher oder später jeden Kandidaten abgeschreckt. Es fehlte ihr einfach der Sinn für den Ernst des Lebens.

Aber wenn man einem adeligen Haushalt vorstand, hatte man an wichtige Dinge zu denken. Da ging es natürlich zu allererst um Standesbewusstsein und Kontinuität. Erst dann, sehr viel später, durfte man auch mal an sich und sein persönliches Wohlbefinden denken.

Ja, vor allem ging es um Kontinuität. Als Mitglied eines Fürstengeschlechts hatte man Verpflichtungen, besonders, wenn die Familie ihrer Ahnen bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen konnte, so wie die Fürsten von Harten zu Henneberg. Das Geschlecht aus Nachlässigkeit einfach aussterben zu lassen, in ihren, Theklas, Augen die schlimmste Sünde überhaupt. Und deswegen war es Sabrinas vornehmste Pflicht, einen Erben zu produzieren. Alles andere war Gefühlsduselei.

Genervt schob die Fürstin das Spielbrett von sich weg. »Ich komme hier nicht weiter. Hören wir auf.« Sie läutete nach dem Butler.

»Warum? Was hast du denn für Buchstaben?«

»›X‹ und ›Y‹«, erwiderte die Fürstin. »Damit kann man sowieso nichts anfangen. Die kommen in der deutschen Sprache praktisch gar nicht vor. Wieso hast du nie diese Buchstaben? Ich glaube fast, du mogelst.«

Sophia überhörte das mit Absicht. »Hast du auch ein ›S‹?«, fragte sie stattdessen.

Die Fürstin nickte.

»Sexy«, sagte Sophia genau in dem Moment, als Bruno erschien. Sie machte sich sofort daran, das Wort für die Fürstin zu legen.

Bruno zuckte noch nicht einmal mit der Wimper. »Durchlaucht?«

»Bruno, bitte lassen Sie Admiral satteln. Ich werde vor dem Abendessen noch ein wenig ausreiten.«

»Weißt du, Thekla«, bemerkte Sophia, »ich muss oft denken, dass es eigentlich ein bisschen verrückt ist, wie du jetzt schon immer das Haus bestellt wissen willst, damit du beruhigt sterben kannst. Ich meine, du bist erst 63, nicht wahr?« Während sie redete, verteilte sie ohne lange zu überlegen auch alle anderen Buchstaben der Fürstin auf dem Brett. »Aber das du immer noch reiten musst! Und ausgerechnet auf Admiral, diesem Teufel. Also, inzwischen bin ich doch bereit einzuräumen, dass es vielleicht ganz gut ist. Du solltest das alles so schnell wie möglich in trockene Tücher bekommen.«

Thekla kannte Sophias Hang zur Ironie nur zu gut, und insgeheim amüsierte sie sich sogar darüber. Obwohl sie sich ab und zu über sie ärgerte, war sie doch froh, dass ihre Schwester nach Hectors Tod zu ihr ins Schloss gezogen war. Sie hatte dringend Gesellschaft gebraucht, und Sophia lieferte zuverlässig ein gutes Kontrastprogramm zu ihren trüben Gedanken.

Aber was das Reiten betraf, da ließ sie sich auf keine Diskussionen ein. Sie war eine sehr gute Reiterin. Sophia brauchte sich also keine Sorgen zu machen.

*

Fürstin Sabrina saß in Hectors Arbeitszimmer an dem übergroßen Schreibtisch aus poliertem Palisander. Sie schrieb eine E-Mail an die Filialleiterin in der Münchner Maximilianstraße.

Die Ladenkette mit exklusiver Damenmode bereitete ihr große Sorgen. Sie waren mit vierzehn Boutiquen in den besten Lagen deutscher Großstädte vertreten, machten aber seit einiger Zeit nicht mehr vertretbare Verluste. Die Mieten waren explodiert, während sich für den gediegenen Modestil immer weniger Kundinnen zu erwärmen schienen.

Am schlimmsten stand es in München. Die Umsätze waren massiv eingebrochen und reichten bei weitem nicht, um die Ladenmiete und die Gehälter der Angestellten zu bezahlen. Ähnlich sah es in den anderen Filialen aus. Keine einzige machte Gewinne.

Das Schlimme war, Sabrina hatte Biologie studiert. Von Betriebswirtschaft oder Ladenkonzepten hatte sie wenig Ahnung. Und nun sollte sie auf einmal verantwortlich sein für die Brauerei, die landwirtschaftlichen Betriebe, diese unrentablen Boutiquen und die zahlreichen anderen kleineren Unternehmungen des Fürstenhauses.

Sicher, sie musste nicht alles alleine bewerkstelligen. Es gab den altgedienten und sehr zuverlässigen Verwalter für die Landwirtschaft und eine fähige Geschäftsführung in der Brauerei. Auch die Sekretärin wusste über die täglichen Abläufe sehr gut Bescheid. Aber als Chefin des Hauses musste Sabrina doch den Überblick haben und alles in die richtige Richtung lenken. Sie musste auch korrigierend eingreifen, falls nötig.

Und nötig schien es jetzt wahrhaftig zu sein. In den Monaten seit Hectors Tod hatte sie sich einen Überblick verschafft und begreifen müssen, dass die Familie kurz vor dem Bankrott stand. Und schlimmer noch: Die unheilvolle wirtschaftliche Lage war ganz offensichtlich zu einem nicht geringen Teil Hectors Schuld! Wichtige Entscheidungen hatte er einfach schleifen lassen. Und er hatte enorme Summen in den Rennstall gesteckt, für den er selbst Rennen gefahren war.

Diese Entdeckung hatte Sabrina immer noch nicht ganz verkraftet. Zu sehr kratzte sie an dem perfekten Bild, das sie sich von Hector gemacht hatte.

Es klopfte energisch, und ohne eine Antwort abzuwarten, trat Fürstin Thekla ein. Ihre Schwiegermama war im Reitdress, das ihr trotz ihrer fülligen Figur ebenso gut stand wie die Chanel-Kostüme, die sie normalerweise trug. Auf ihrer Stirn waren kleine Schweißperlen zu sehen. Offenbar kam sie gerade von einem Ausritt zurück.

»Schwiegermama«, sagte Sabrina und erhob sich lächelnd und ordnete ihre blonden Locken. »Hast du Admiral das Fürchten gelehrt?«

»Dieser Teufel«, erwiderte die Fürstin, und sie klang noch ein bisschen außer Atem.

»Wollen wir uns setzen?« Sabrina wies auf eine lederne Sitzgruppe neben dem offenen Kamin, in dem nur noch einige verkohlte Reste glimmten. Sie hatte nicht geglaubt, heute so lange hier zu arbeiten, sonst hätte sie Bruno rechtzeitig gebeten, noch einmal nachzulegen.