Imperial Topaz - Luca Elin Ebbert - E-Book

Imperial Topaz E-Book

Luca Elin Ebbert

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Beschreibung

Kaum dachten sie, die größte Herausforderung ihres Lebens hinter sich gelassen zu haben, merken sie, dass dieser Gedanke ein großer Irrtum war. Nach wenigen Tagen in Sydney geraten sie in das Blickfeld einer Geheimagentur. Schnell wird ihnen klar, dass sie nicht die einzigen sind, die in den Ären um ihr Leben kämpfen mussten. Und vor allem, dass dieser Kampf nicht ihr letzter gewesen sein wird. Sie werden vor die Wahl gestellt: ein Leben in Sicherheit oder ein Leben für die Sicherheit. Was wird ihre Entscheidung für sie bedeuten?

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Seitenzahl: 517

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

1

„Schieß, Evelyn! Schieß endlich, verdammt!“, hörte sie Sienna hinter sich rufen.

Die Verzweiflung in Siennas Stimme war kaum zu überhören.

Ja, Evelyn wusste, sie müsste es tun.

Auch wenn sie es nicht wollte.

Ihre Beine zitterten so sehr, dass sie kaum stillhalten, geschweige denn ihr Ziel anvisieren konnte.

Aufgeregt ging sie runter in den knienden Anschlag und fasste die Maschinenpistole mit ihren schwitzigen Händen nach.

Ihre Arme taten weh.

Ihr Rücken tat weh.

Alles tat einfach nur unsäglich weh vom Gewicht der Waffe und den Positionswechseln im Wald.

Das gesamte Visier war von ihrem unkontrollierten Atem so stark beschlagen, dass ihre Sicht eigentlich viel zu eingeschränkt war, um gezielt zu schießen.

Evelyn spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug.

Ruhe bewahren, sagte sie sich.

Ruhe bewahren, anvisieren, Finger zum Abzug, tief durchatmen und schießen.

Doch es half nichts.

Ihre Atmung war immer noch viel zu schnell und flach.

„Worauf wartest du noch?! Schalte ihn schon aus!“, schrie Sienna erneut hinter ihr.

Los tu‘ es! Rief nun auch die Stimme in Evelyns Kopf.

Warum dachte sie so viel nach?

Warum tat sie es nicht einfach?

Bisher war es ihr auch nicht schwergefallen.

Ihre Gedanken verunsicherten sie.

Sie ließen sie an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Während sie den Kopf schief legte und das linke Auge schloss, fixierte sie mit dem roten Laserpunkt der Visierung das Ziel.

Ihr Daumen wanderte zitternd zur Sicherung der Waffe und legte den Hebel von „Sicher“ auf „Schuss - einfach“ um.

Bisher hatte sie noch keinen Gegner mit nur einem Schuss ausgeknockt.

Unsicher ließ sie ihren Daumen wieder zum Hebel gleiten und drückte diesen noch eine weitere Stufe hinunter auf „Feuerstoß“.

Ohne länger darüber nachzudenken, führte sie ihren Zeigefinger in den Abzug und krümmte ihn langsam.

Einatmen.

Ausatmen.

Als sich die Geschosse mit dieser unsagbar hohen Geschwindigkeit aus dem Lauf lösten, verschwammen die Schussgeräusche zu einem einzigen lauten Knall.

Einem Knall, der nicht nur ihr Gehör, sondern auch ihren Verstand betäubte.

Aber das hatte gerade überhaupt keine Relevanz mehr.

Denn alles, was sie jetzt noch interessierte, war Liam, der von den Kugeln getroffen schmerzerfüllt zu Boden sank.

3 Jahre zuvor

Evelyn stand vor dem Spiegel im Badezimmer ihrer Hotelsuite und sah in die Augen ihres Spiegelbildes.

„Was ziehst du heute Abend an?“, fragte Sienna sie, die gerade aus der Dusche kam.

Nachdenklich zuckte Evelyn mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich richte mich nach euch. Wir wissen ja nicht mal, wem wir da heute Abend gegenübersitzen werden.“

Nach diesen Worten warf Sienna ihr einen verunsicherten Blick zu.

„Glaubst du eigentlich, dass es wirklich so schlau ist, da heute Abend hinzugehen? Wir wissen nicht, von wem die Einladung ist und wir wissen auch nicht, was die von uns wollen.“

„Schlimmer als die letzten anderthalb Monate kann es sowieso nicht werden“, entgegnete Evelyn daraufhin. „Naja, ich bin einfach viel zu neugierig, um nicht hinzugehen. Du musst ja nicht mitkommen, wenn du dich dabei nicht wohl fühlst.“

„Wenn ihr alle geht, gehe ich auch“, sagte sie und wickelte sich ein Handtuch um ihre nassen Haare.

„Außerdem habe ich ein mega ultra sexy Kleid im Koffer, in dem Tarek mich noch nicht gesehen hat und das nur darauf wartet, endlich ausgeführt zu werden“, erzählte sie lachend.

Evelyn musste auch lachen. „Ich habe so etwas Schickes überhaupt nicht eingepackt.“

„Du besitzt so etwas Schickes ja nicht mal“, amüsierte Sienna sich und stieß sie neckisch von der Seite an.

Währenddessen machten Marco und Liam sich in einem anderen Badezimmer der Suite ebenfalls für das Dinner am Abend fertig.

„Du musst es ihr endlich sagen.“

Liam stand vor dem Spiegel und stylte sich seine blonden Haare.

Genervt drehte er sich zu Marco um, der gerade auf der Toilette saß. „Alter, kannst du mal nicht mit mir über sowas reden, wenn du gerade einen abseilst?!“

„Ich entleere nur meine Blase, was denkst du von mir?“, sagte er etwas beleidigt.

Verächtlich räusperte Liam sich. „Okay, dann rede nicht mit mir über sowas, wenn Evelyn wenige Zimmer weiter ist.“

„Irgendwann wird sie es so oder so herausfinden. Dann lieber von dir und lieber früher als später. Also drück dich nicht länger davor.“

Liam stellte sein Haargel zurück in den Spiegelschrank und seufzte verzweifelt.

„Aber, wenn ich es ihr sage, dann macht es alles kaputt, was zwischen uns ist.“

Marco drückte die Spülung und kam zu ihm ans Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. „Ja, kann schon sein, aber bist du auch selbst dran schuld.“

„Wehe du sagst ihr was davon“, drohte Liam ihm.

„Sonst was?“ Marco baute sich vor ihm auf und sah ihn herablassend an.

„Sonst sage ich ihr, dass du auf sie stehst“, erwiderte Liam amüsiert.

Marcos eiserner Blick wich einem irritierten. „Äh was? A-aalso so würde ich das jetzt nicht bezeichnen“, stammelte er.

Liam stieß ihm belustigt gegen den Oberarm. „Ja, klar“, nuschelte er und verließ das Badezimmer.

Im selben Moment kam Evelyn aus dem anderen Badezimmer und begann zu lächeln, als sie Liam sah.

Er ging auf sie zu und gab ihr einen Kuss. „Wenn wir jetzt allein wären, dann würde ich dir das olle Ding direkt ausziehen“, hauchte er ihr ins Ohr.

Ehe sie darauf antworten konnte, wandte sie ihren Blick Marco zu, der gerade ebenfalls aus dem Badezimmer kam.

Schnell bemerkte sie seinen bösen Blick.

„Was ist los?“, fragte sie verwundert.

Liam drehte sich nervös um. Er wusste genau, wer hinter ihm stand. Und er wusste genau, was ihm auf der Zunge lag.

„Ach, gar nichts“, antwortete Marco, ohne seinen herausfordernden Blick von Liam zu lassen.

„Schatz? Was ist mit ihm? Habt ihr Stress?“, wollte Evelyn verwundert wissen.

„Nein, haben wir nicht. Der steht nur auf dich.“

Evelyn zuckte mit den Schultern. „Ja, ich weiß! Das war mir eigentlich schon immer klar, aber so hat er trotzdem noch nie zu uns rüber geguckt.“

Nach einer guten Stunde hatten die Fünf sich für das Dinner fertig gemacht. Während die Jungs eine einfache Jeans und ein weißes Hemd kombiniert hatten, trug Evelyn einen, von Sienna geliehenen, eleganten schwarzen Jumpsuit. Sienna hingegen trug ein auffälliges rotes kurzes Kleid.

Nervös zupfte Sienna an ihrem Kleid, während Tarek nach ihrer Hand griff, um ihr beruhigend darüber zu streichen. „Mach dir keine Sorgen, Schatz. Ich bin bei dir“, flüsterte Tarek ihr ermutigend zu.

Sie schenkte ihm daraufhin ein warmes, aber immer noch verunsichertes Lächeln.

Sie gingen durch die Lobby zum Restaurant des Hotels. Am Eingang stand ein Kellner in einem schwarzen Anzug und empfing die Gäste, um sie zu ihrem Tisch zu geleiten.

Liam stellte sich vor das hölzerne Pult und nannte ihre Nachnamen. Der Kellner blätterte in einem Buch, was sich auf dem Pult befand und durchsuchte die Reservierungen nach ihnen. Als er sie scheinbar gefunden hatte, strich er ihre Namen durch und bat sie, ihm zu folgen.

Der Kellner führte sie durch den Speisesaal des Restaurants.

Ihre Blicke wanderten nervös zwischen den Tischen hin und her. Wer würde sie gleich erwarten?

Und vor allem: mit welchem Anliegen?

Das Restaurant wirkte weder schick noch gehoben, sondern vielmehr casual.

Es glich mehr einer Beach-Bar als einem noblen Restaurant, weshalb sich die Fünf sichtlich unwohl in ihrer eleganten Kleidung fühlten.

Der Essbereich erstreckte sich weiter nach draußen auf eine Terrasse mit Meeresblick. Eigentlich fand Evelyn, auch wenn sie etwas anderes erwartet hatte, den Stil des Restaurants wirklich süß.

Als der Kellner abrupt vor ihr zum Stehen kam, löste sie ihren Blick überrascht von den anderen Restaurant-Gästen und machte Halt.

Sie standen vor zwei goldenen Absperrfosten mit einer roten Kordel, die den Weg zu einer großen elfenbeinfarbenen Holztür versperrte.

„Sind wir hier die VIP Gäste?“, fragte Marco belustigt und wunderte sich wie so oft, dass niemand über seine Scherzfragen lachte, während er in die abgelenkten Gesichter der anderen blickte.

„Also, wenn man sich die Suite anschaut, die für uns gebucht wurde, dann wundert es mich nicht, dass wir im VIP Bereich essen“, erwiderte Liam ernst und versuchte dabei auszublenden, wie sauer er auf ihn war.

Was bildete sich dieser Typ eigentlich ein, dass er ihn erpressen könne?

Er war ein lächerlicher Idiot. Mehr nicht. Wenn er sich so bessere Chancen bei Evelyn erhoffte, dann hatte er sich gewaltig geschnitten.

Mit Öffnen der Tür gab der Kellner die Sicht auf einen prunkvollen und edlen Saal frei und riss Liam damit aus seinen Grübeleien.

Die Glasfront am Ende des Saals, die den Blick auf die Skyline von Sydney ebnete, ließ den Raum optisch noch viel größer wirken, als er war.

„Wow“, staunte Tarek.

Bevor die anderen aus dem Staunen herauskommen konnten, bat der Kellner sie, ihm zu folgen. An keinem der vielen runden Tische saß ein Gast.

Im Gegenteil: Der Raum war menschenleer.

Verunsichert suchte Sienna nach Tareks Hand und umschloss sie in ihrer.

Er bemerkte ihre Anspannung an ihrem festen Griff. „Alles gut, Schatz. Kein Grund zur Besorgnis.“

Nachdem die Fünf sich an dem runden Tisch, zu dem der Kellner sie geführt hatte, niedergelassen hatten, ließen sie ihren Blick erneut durch den Saal schweifen und die Eindrücke auf sich wirken.

Die großen vergoldeten Kronleuchter an der Decke waren nicht weniger eindrucksvoll als der Blick auf die Skyline.

Sie gaben dem Raum zusätzlich etwas Gemütliches.

Nachdem der Kellner den Saal verlassen hatte, blieb eine erdrückende Stille zurück.

Sienna brach das kurze Schweigen mit einem Räuspern. „Mir gefällt das nicht. Findet ihr es nicht merkwürdig, dass wir hier ganz allein auf völlig fremde Menschen warten, die anscheinend irgendetwas von uns erwarten? Ich will gar nicht wissen, wie viele Schulden wir bei denen haben, nach dem ganzen Wochenende, was wir einfach so kommentarlos angenommen haben.“

Die anderen tauschten nervöse Blicke.

Sie sagten nichts.

Und in dem sie nichts sagten, gaben sie ihr Recht.

Es war vermutlich wirklich unüberlegt gewesen, das Angebot einfach so anzunehmen. Evelyn stützte sich mit ihren Unterarmen auf den Tisch und lehnte sich ein Stück vor.

Mit ihrem eindringlichen Blick sah sie in die Runde. „Was meint ihr, von welcher Summe Geld wir hier sprechen?“

Die anderen wechselten ratlose Blicke.

„Ich würde ja Google fragen, wie teuer die Suite von dem Hotel hier ist, wenn ich ein Handy hätte“, warf Marco ironisch ein.

Ehe sie sich jedoch noch weitergehende Gedanken darüber machen konnten, tat sich die Tür auf, die sie zum restlichen Bereich des Restaurants trennte.

Anspannung machte sich breit.

Wer würde durch diese Tür kommen?

Wer würde gleich vor ihnen stehen?

Evelyns Herz begann zu pochen. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und versuchte, Ruhe zu bewahren.

Es dauerte wenige Sekunden, bis die geheimnisvollen Absender der Einladung in den Raum traten, doch es kam ihnen vor wie eine halbe Ewigkeit.

Ein ihnen fremder Mann und eine ihnen ebenso fremde Frau kamen auf sie zu.

Kein Lächeln.

Kein ‘Hallo‘.

Noch nicht mal eine Regung in ihrer Mimik.

Wer waren die beiden? Und noch viel mehr: Was wollten sie von ihnen?

Das gesamte Auftreten und die Blicke der beiden verursachten Gänsehaut. In ihren dunklen Anzügen wirkten sie so mächtig und rätselhaft, dass sich niemand der Fünf einen Reim auf diese Situation machen konnte.

Je näher sie dem Tisch kamen, desto mehr drängte sich in Evelyn die Frage auf, ob sie Ihnen wohlgesonnen waren.

Es sprach keiner aus. Aber sie wussten es alle: Jeder Einzelne von ihnen bereute es in diesem Moment, zu dem Dinner erschienen zu sein.

2

„Guten Abend!“, sagte der Mann barsch mit seiner tiefen Stimme und reichte Evelyn die Hand zur Begrüßung. Sie schaute schüchtern zu ihm herauf, bevor sie überhaupt verstand, was er von ihr wollte.

Seine Gesichtszüge waren kantig und wirkten unheimlich angespannt, während er ungeduldig auf sie hinabschaute.

Der Geruch seines Aftershaves stieg ihr in die Nase, weshalb ihr Blick unmittelbar auf seine glattrasierte und viel zu perfekte Haut fiel.

Genervt räusperte er sich.

„Oh.“ Ertappt schüttelte Evelyn den Kopf. „Verzeihung. Ich bin nicht ganz bei der Sache. Guten Abend!“, begrüßte sie ihn nun doch und gab ihm die Hand.

Seine Hände waren warm und drückten ihre Finger so fest zusammen, dass es weh tat.

Macht.

Stärke.

Respekt.

Er verkörperte alles, was sie einschüchterte.

Tief durchatmen, sagte sie sich, als er an ihr vorbei zu Liam ging und diesen ebenfalls mit einem Handschlag begrüßte.

Wer zur Hölle war dieser Mann?

Und wer war diese Frau, die gerade auf sie zukam und sie mit einem warmen Lächeln begrüßte?

„Auch von mir einen guten Abend!“, sagte sie und reichte Evelyn die Hand.

Ihr schwarzer Anzug war frei von jeglichen Knittern oder Falten. Perfekt glattgebügelt, ohne jeden Makel.

Ihre ganze Erscheinung schien makellos.

Als Evelyn nach ihrer Hand griff, spürte sie zwar, wie zierlich die Hände der Frau waren, doch auch sie packte so fest zu, dass sich in Evelyn sofort ein Gefühl von Respekt ausbreitete.

„Guten Abend zusammen. Das hier ist meine Kollegin Elise Preston und mein Name ist Matthew Thorne. Wir sind von der Personalabteilung des IFS“, eröffnete der Mann das Gespräch.

Jetzt, wo zu den beiden ein Name bekannt war, wirkten sie gleich viel vertrauter.

„Des was?“, hakte Marco direkt ein. Scheinbar war er der Einzige, der nicht völlig sprachlos war.

Elise Preston lächelte ihm sanft zu. „Des IFS, International Federation for Security.“

Trotz der Erklärung blickte sie nur in fragende Gesichter.

Was war eine internationale Föderation für Sicherheit?

Und vor allem, was sollten die Personalbeauftragten gerade von belanglosen fünf jungen Erwachsenen wie ihnen wollen?

„Ich weiß, dass Sie viele Fragen haben und die werden wir Ihnen auch alle beantworten. Vorerst ist wichtig zu wissen, dass wir ein internationaler Zusammenschluss aus Personen sind, die entweder eine Ausbildung im Polizeiwesen oder vom Militär genossen haben oder…“ Sie machte eine Pause und warf ihrem Partner einen vielsagenden Blick zu, bevor sie weitersprach. „Personen, die in den Ären waren.“

Die Fünf tauschten fragende Blicke.

Woher sollten die beiden wissen, dass sie in den Ären gewesen waren?

Und wieso sollte das Jemanden dazu qualifizieren, Teil eines internationalen Verbundes für Sicherheit zu werden?

„Was für Ären?“, frage Marco verwundert, so als höre er das erste Mal von diesem Wort. „Mr Rosetti, wir haben Kenntnis darüber, dass Sie in den Ären waren und auch genau wissen, worüber wir reden“, erklärte Elise. „Wir haben Sie beobachtet“, fügte Matthew hinzu.

Bei diesen Worten horchte Evelyn auf. Sie war sich nicht selten beobachtet vorgekommen. An der Hütte im Wald, als hinter ihr das Geäst geknackt hatte, auf dem Fest, wo der unbekannte Mann ihr aufgefallen war.

„Sie waren das auf dem Fest in der Zukunft, oder? Der Mann, den ich gesehen habe? Auf dem Friedhof und an der Hütte, das waren auch alles Sie?“, fragte sie daher. Matthew nickte. „Nicht ich persönlich, aber einer unserer Spione.“ „Wieso? Wieso haben Sie uns beobachtet und uns nicht geholfen, wenn Sie wussten, wie man aus der Ära wieder herauskommt?“, hakte Liam gereizt nach.

„Weil es nichts an den Geschehnissen in den Ären geändert hätte. Wir müssen nur schlichtweg Analysen über Ihr unbeeinflusstes Verhalten erschaffen, um Sie zu beurteilen. Wir suchen nämlich zu jeder Zeit nach Nachwuchs. Vielleicht haben Sie doch schon mal von uns gehört. Wir sind offiziell aus der Sicht jeglichen Staates eine Untereinheit zur Unterstützung der Polizei, der Marine und des Militärs. Das ist so auch nicht ganz falsch. Wir bilden tatsächlich Soldaten und Polizisten, sogenannte Illusionisten, insbesondere für Spezialeinheiten aus und unterstützen so die genannten Institutionen. Allerdings dient dies nur der Tarnung, um internationale Anerkennung für den Verbund zu erlangen. Unser eigentlicher Zweck besteht in etwas völlig anderem. Bevor ich allerdings weiter ins Detail gehe, muss ich Sie bitten, diese Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben“, sagte Elise, während sie ihnen jeweils ein Formular über den Tisch hinweg zuschob.

Evelyn nahm den Stift in die Hand und ließ ihren Blick über die Zeilen auf dem Papier vor sich wandern.

Drei Seiten voll unnötiger Klauseln und Formalitäten, die sie zur Geheimhaltung verpflichteten.

Einer Geheimhaltung worüber?

„Ich unterschreibe nichts, wovon ich nicht weiß, was es ist.“

„Ja genau, was wäre, wenn Sie uns gleich erzählen, dass Sie Leute abmurksen?“, warf Marco ein und sah prüfend zu Elise und Matthew.

„Aua“, zischte er jedoch im selben Moment, als Sienna ihn unter dem Tisch trat. Er strich sich schmerzerfüllt über das Schienbein, während er sie genervt ansah. Sie schüttelte nur aufgeregt den Kopf und wandte sich anschließend Evelyn zu.

„Ich unterschreibe. Ich will einfach nur wissen, was hier los ist.

Findet ihr das alle gar nicht seltsam? Wollt ihr nicht auch wissen, was hier los ist?“ Evelyn und Liam tauschten prüfende Blicke, als Sienna das Formular unterschrieb und es Elise über den Tisch hinweg zuschob.

„Sie müssen nichts unterschreiben, was Sie nicht unterzeichnen wollen. Aber dann würde ich Sie bitten, zu gehen, sodass wir Ihrer Kollegin alles Weitere erklären können“, sagte Matthew.

Tarek schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf.

„Ich lasse Sienna hier ganz bestimmt nicht allein. Unterschreibt einfach“, forderte er die anderen nun auch auf und schob sein unterschriebenes Formular den Fremden zu.

Etwas widerwillig taten die anderen es ihm nach und warteten gebannt darauf, was sie nun erfahren würden, während Elise die Zettel durchsah und sie in einen Ordner einsortierte.

Matthew räusperte sich. „Nun gut, Sie müssen wissen, dass wir als Verbund für die Aufrechterhaltung der Ären zuständig sind.

Es gibt Menschen, unter anderem Menschen wie Sie, die in den Ären waren und darin Freunde verloren haben. Menschen, die die Ären als gefährlich erachten und sie deshalb zerstören wollen.“

In Liams Augen stiegen Tränen auf. Zu sehr schmerzten die Worte in Anbetracht von Loreenas Tod. Er zuckte mit den Schultern. „Na und, was spricht dagegen? Die sind ja auch gefährlich. Ich habe meine Schwester darin verloren. Meinetwegen können die zerstört werden.“

Matthew warf ihm einen verständnisvollen Blick zu.

„Das verstehe ich und ich möchte Ihnen dafür mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Aber eine Zerstörung der Ären würde den Zusammenbruch des Raum- und Zeitkontinuums bedeuten. Das wäre eine Katastrophe. Eine unsagbare Katastrophe. Den Opposites ist das nicht bewusst. Sie wissen nämlich so gut wie nichts über die Ären. Etliche Verhandlungen mit ihnen haben nichts erbracht. Es ist zum Verzweifeln.“

Evelyn runzelte die Stirn. „Wer sind die Opposites?“

„So nennt sich unsere Gegenseite, bestehend aus denjenigen, die auch mal durch die Ären gegangen sind und sich anschließend nicht dem IFS anschließen wollten. Sie sehen die Ären, wie gesagt, als eine Gefahr an und haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Portale zu dieser Welt zu zerstören, damit ein Austausch zwischen den Welten nicht mehr stattfinden kann.“

„Es gibt noch mehr Portale?!“, rief Tarek empört. Doch im nächsten Moment fiel ihm auf, dass das eigentlich schon auf der Hand gelegen hatte, bevor Matthew es eben gesagt hatte.

„Richtig. Insgesamt gibt es sechs. Auf jedem Kontinent eines, außer am Südpol. Aber dazu erfahrt ihr noch mehr in eurem Studium.“

Studium. Welches Studium?

Es wurde alles immer seltsamer.

„Sofern Sie sich natürlich dazu entscheiden sollten, das Studium zu beginnen“, fügte Elise schnell hinzu, als sie in die verwirrten Gesichter blickte.

„Studium? Wozu überhaupt?“

„Das liegt ganz daran, wie Sie in Ihrem Einstellungs- und Eignungstest abschneiden. Wir bieten die Studiengänge zum Agenten, zum Spion, zur Verwaltungskraft, zum Hüter, zum Forscher und zum Illusionisten an. Sie werden nach ihren Talenten und Leistungen eingeteilt. Ich möchte Ihnen nicht genauer erklären, was die einzelnen Studiengänge beinhalten und welche Aufgaben die Berufsgruppen übernehmen. Das wird Ihnen dann im IFS selbst nochmal genauer erklärt. Bis dahin ist wichtig für Sie zu wissen, dass Sie mit niemandem darüber reden dürfen.

Dank einer neulich in Kraft getretenen Regelung ist es Ihnen jedoch erlaubt, enge Angehörige über Ihre Tätigkeit in Kenntnis zu setzen. Wir haben hier für Sie die Arbeitskonditionen ausgedruckt, dann können Sie sich in den nächsten Tagen in Ruhe damit vertraut machen. Wir brauchen Ihre Rückmeldung bis nächste Woche Freitag. Dann leiten wir alles für Ihre Abholung und Ankunft am darauffolgenden Montag in die Wege.“

Elise reichte jedem Einzelnen von ihnen einen Arbeitsvertrag.

„Ich hoffe sehr, dass wir Sie hier nächste Woche wiedersehen“, sagte sie und die beiden verabschiedeten sich, ehe sie verschwanden.

Bis die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel, schwiegen sie.

Doch danach konnte sich keiner der Fünf mehr zurückhalten.

Sie redeten wild durcheinander. Regten sich auf, fluchten, brachten kaum vernünftige Sätze zusammen.

„Okay. Stop, stop stop!“, schrie Evelyn genervt. „So kommen wir ja wohl niemals zu einer gescheiten Lösung. Einer spricht, die anderen hören zu, ja?!“

Erwartungsvoll schaute sie in die hilflosen Gesichter der anderen. Marco ließ seinen Blick nicht von dem Arbeitsvertrag vor sich auf dem Tisch ab, während Tarek nicht aufhören konnte herumzuzappeln.

Liam war der erste, der das Schweigen auf Evelyns Ansprache hin brach und sich traute, auszusprechen, was er dachte, obwohl ihm nun alle zuhörten und er genau wusste, dass keiner seiner Meinung sein würde.

„Ich finde, wir sollten es machen.“

Marco riss sich erschrocken von den Zeilen auf dem Blatt Papier los. „Wir sollten was machen? Die Arbeitsverträge verbrennen? Demonstrieren gehen, dass man unseren Vermisstenfall einfach hat an acta gelegt?“

„Für den IFS arbeiten, du Trottel. Das weißt du ganz genau.“

Marco musste lachen. „Entschuldigung, nein das wusste ich nicht, weil alles andere noch viel sinnvoller und wahrscheinlicher gewesen wäre als diese wahnwitzige Idee.“

„Wahnwitzig finde ich das ganz und gar nicht. Es wäre eher wahnwitzig für mich, zu denken, dass ich mir ohne jegliche Bildung eine Zukunft in eurer Welt erarbeiten könnte.“

Evelyn warf ihm einen traurigen Blick zu. Sie hatte gewusst, dass dieses Gespräch irgendwann kommen würde. Dass sie ihm irgendwann helfen müsste, eine Arbeit zu finden und Fuß zu fassen. Aber sie hatte nicht geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Und schon gar nicht hatte sie geglaubt, dass er sich stattdessen für so einen Weg entscheiden würde. Dass er überhaupt so ein Angebot bekommen würde, hatte sie natürlich nie bedacht.

„Evelyn, du siehst das doch bestimmt ganz genauso wie ich, oder?“

Tränen stiegen in ihren Augen auf, während sie nur vorsichtig mit den Schultern zuckte. „Ehrlich gesagt, sehe ich das eher so wie Marco.“

„Danke!“, rief Marco ihr über den Tisch hinweg zu und löcherte Liam mit seinem provokanten Blick.

Marcos Reaktion regte sie jedoch so sehr auf, dass sie gleich darauf ihre Antwort revidierte. „Ich meine, wir sollten da nochmal in Ruhe drüber reden. Vielleicht sehe ich es dann ganz anders oder du siehst es anders. Mal sehen.“

Er lächelte ihr erleichtert zu. Sie war so wunderbar. Wie sie sich immer Mühe gab, es ihm recht zu machen. Ihm entgegenzukommen und Kompromisse einzugehen.

Sienna beteiligte sich gar nicht an dem Gespräch. Sie war immer noch fassungslos und konnte nicht so ganz verstehen, was ihnen gerade für ein Angebot gemacht wurde.

Stattdessen mischte Tarek sich nun ein: „Ich werde mir das noch genau überlegen, ehe ich hier eine Entscheidung fälle.

Aber ich bin der Meinung, dass die Entscheidung einheitlich sein sollte. Wenn einer geht, dann alle. Es sei denn, einer hat einen triftigen Grund dagegen, dann geht keiner.“

Liam runzelte die Stirn. „Wieso das denn? Ich darf doch mein eigenes Ding machen?! Wir sind doch nicht gleich verheiratet, nur weil wir die Ären zusammen überstanden haben. Wenn ich dahin gehen will und ihr nicht, ja dann könnt ihr mich mal, dann werde ich das Angebot trotzdem annehmen. Das ist eine einmalige Chance für mich, sich hier etwas aufzubauen.“

Tarek lachte verächtlich. „Ich will dich auch gar nicht heiraten Alter, aber wir haben mittlerweile so viel zusammen durchgemacht, dass ich es schade fände, wenn unsere Gruppe sich spaltet.“

Liam verschränkte die Arme. „Okay, wie erkläre ich es am besten?! Tarek, ich stehe mit nichts da. Ich habe kein Geld, keine Wohnung, keine Familie, keinen Job, keinen Abschluss, nichts.

Ich kenne nicht mal wirklich das zivilisierte Leben heutzutage.

Ich habe nur euch.“

„Ja, aber wir sind ‘ne ganze Menge. Wir können dir helfen und wir werden dir helfen“, sagte Evelyn bestimmt, während sie seine geballte Faust ergriff. Als sie ihre warmen Hände um seine legte, lockerte er die Faust ein wenig.

„Das weiß ich auch sehr zu schätzen, aber ich muss da einfach noch mal in Ruhe drüber nachdenken, bevor ich mich entscheide und ich möchte klarstellen, dass ich mich nicht an eurer Entscheidung orientieren werde. Akzeptiert das doch bitte.“

Die anderen tauschten Blicke, sagten jedoch nichts mehr dagegen. Sie würden hier und jetzt sowieso keine Einigung finden.

Daher waren sie beinahe alle erleichtert, als die Kellner hereinkamen, um nun endlich ihre Bestellung aufzunehmen.

3

„Ich bin so aufgeregt. Was sie wohl sagen wird, wenn ich plötzlich wieder da bin? Ob sie mich überhaupt so richtig vermisst hat?“, grübelte Evelyn laut, während sie aus dem Fenster des Flugzeugs schaute und den Sonnenaufgang über den Wolken bestaunte, der diese in ein sanftes Rosa und Orange färbte.

„Du bist genauso schön, wie der Sonnenaufgang“, flüsterte Liam ihr ins Ohr und hauchte einen Kuss an ihre Wange. Sie musste schmunzeln, drückte ihn aber liebevoll von sich.

„Kannst du mal auf meine Frage antworten? Das beschäftigt mich ehrlich.“ Während sie ihren Blick immer noch nicht von dem Farbenspiel der Wolken lösen konnte, spürte sie, wie Liam seine warme Hand auf ihren Oberschenkel legte und ihr beruhigend darüberstrich. „Babe, deine Mutter liebt dich. Natürlich hat sie dich vermisst. Mehr als das. Ich bin mir sicher, dass sie wahnsinnig vor Sorge ist.“

Evelyn nickte gedankenversunken.

Vielleicht hatte er recht.

Vielleicht aber auch nicht. Sie wollte sich nicht zu viele Hoffnungen machen. Sonst wäre sie am Ende nur enttäuscht.

„Ich fühle mich schlecht, dass ich sie nicht einmal angerufen habe, weißt du? Vielleicht hält sie mir das direkt wieder vor.“

Er seufzte. „Das musst du ihr ja gar nicht erzählen. Dein Handy war kaputt und fertig. Dass du schon zwei Tage wieder in Sydney in der echten Welt warst, ist doch gar nicht wichtig.“

„Oh mein Gott, Liam, das ist so verrückt! Ich kann nicht fassen, dass ich in wenigen Stunden wieder meiner Mutter gegenüberstehen werde, die denkt, dass ich vermisst sei oder auch nicht, keine Ahnung, was der Typ an der Promenade da gemeint hat.

Ich kann nicht glauben, dass ich ihr dich vorstelle. Einen Typen, den ich in einer Parallelwelt kennengelernt habe und mit dem ich jetzt zusammen bin. Mit dem ich überlege, zu einem internationalen Sicherheitsdienst zur Erhaltung der Ären zu gehen, für diesen zu arbeiten und alle meine Pläne über einen politischen Werdegang hinzuwerfen. Dass ich ihr das überhaupt alles erzählen werde, ist absolut verrückt. Ich habe sonst nie mit ihr über irgendetwas gesprochen.“

Tarek drehte sich verschlafen zu ihnen um und warf ihnen einen genervten Blick zu. „Kannst du bitte aufhören, um sechs Uhr morgens so viel zu erzählen? Dass du da überhaupt gerade drüber nachdenken kannst und nicht schlafen willst, ist schon komisch, aber dann sprich es wenigstens nicht aus. So kann ich nicht pennen.“

Mit diesen Worten drehte er sich auf seinem Sitz wieder um und schlief weiter.

Evelyn schnaubte verächtlich. „Charmant wie eh und je.“

„Mach dir nichts draus. Der ist nur müde“, flüsterte Liam ihr zu.

„Ja, und ein Spasti“, fügte sie leise hinzu und richtete ihren Blick wieder aus dem Fenster.

Der Anblick beruhigte sie. Es war ein so sanftmütiger Anblick.

So friedlich und wunderschön.

Kaum zu glauben, dass sie vor wenigen Tagen noch fernab dieses Sonnenaufgangs, fernab dieses Himmels und dieser Wolken in einer anderen Welt gewesen waren.

Unter einem anderen Himmel.

Bei einem anderen Sonnenaufgang.

Es gab einfach keine Erklärung für all das. Es war unglaublich.

Evelyns Gedanken verflossen zu einem zähen Brei, als sie ihre Augen schloss und langsam in den Halbschlaf fiel.

Sie war unheimlich geschafft und müde.

Der Flug nach Perth dauerte wenige Stunden.

Mit einem Großraumtaxi ließen sie sich vom Flughafen zurück in die Stadt bringen.

Das Schweigen auf der Fahrt war erdrückend.

Doch trotzdem sagte keiner etwas, denn mit jedem Meter, dem sie ihrem Zuhause näherkamen, wuchs und wuchs die Anspannung.

Wie würde ihre Mutter reagieren?

Würde sie sie anschreien?

Würde sie vor Freude weinen?

Würde sie ihr Vorwürfe machen?

Würde dieses Schicksal endlich ihr Verhältnis zueinander ändern? Grundlegend?

Sie wusste es absolut nicht.

Nervös richtete sie ihren Blick nach vorne. Das Ortseingangsschild von Perth am Ende der Straße näherte sich.

„Scheiße, ist das geil. Wir sind einfach wieder zu Hause. Ich gehe nie wieder hier weg!“, rief Tarek begeistert und holte zum Handschlag mit dem etwas irritierten Marco aus.

„Seit wann wollt ihr mit mir abklatschen? Ich dachte immer, ich sei nur nerviges Anhängsel.“

Die anderen verstummten, als er das gesagt hatte.

„Wie kommst du da jetzt drauf?“, wollte Evelyn wissen.

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Da bin ich schon vor der Reise drauf gekommen. Ich werde hier von allen Ecken und Enden nur angefaucht. Egal, was ich sage.“

„Ey Alter, du haust manchmal einfach unpassende und ganz unlustige Dinge raus, aber wir haben dich doch trotzdem unheimlich gerne dabei“, revidierte Tarek schnell den völlig beiläufigen Einwurf von Marco.

„Ja“, stimmte Evelyn ihm zu. „Tarek hat Recht. Du bist super.

Durch dich war es doch erst das, was es war. Jeder von uns hat seinen Teil dazu beigetragen. Ich bin froh und dankbar für jeden Einzelnen, der dabei war. Und ich hoffe, dass wir eine gemeinsame Entscheidung in Bezug auf den IFS treffen werden. Ich finde, wenn einer geht, dann sollten alle gehen und wenn einer nicht will, dann sollte keiner gehen.“

Liam schüttelte währenddessen nur den Kopf. „Das macht gar keinen Sinn, was du da sagst, Babe.“

Ja, er war anderer Meinung als sie. Das wusste sie. Aber noch machte sie sich keine Gedanken darum, ihn nicht umstimmen zu können.

Er würde schon hierbleiben. Bei ihr.

Die beiden würden einen Weg finden, der sie zusammenhalten, nicht trennen würde.

In Marcos Augen stiegen indessen Tränen auf. „Danke Leute, das bedeutet mir echt viel!“, schluchzte er vor Freude und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

Die anderen mussten lachen und klopften ihm tröstend auf den Rücken. „Komm, jetzt mach hier nicht so einen Aufriss. Ist schon gut, sonst nehme ich das alles zurück.“, sagte Tarek lachend.

Dass sie schon seit einer Minute bei Marco vor dem Haus standen, bemerkte niemand.

Ungeduldig drehte sich der Taxifahrer zu ihnen um. Er hatte graues, schütteres Haar und trug einen Vollbart. Ganz eindeutig war er schon etwas lebensälter.

„Soll ich noch schluchzende Geigen organisieren oder möchte der Herr mein Taxi langsam verlassen? Ich habe noch andere Kunden“, fragte er ironisch nach.

Evelyn verdrehte die Augen. „Ja, wir sind Ihre anderen Kunden und für uns ist es in Ordnung, dass er noch einen Moment sitzen bleibt. Machen Sie Ihren Job. Sie werden nicht fürs Unfreundlich sein bezahlt, sondern fürs Autofahren.“

Nach diesen Worten prustete Liam los. „Ansage!“ Lachend zog er sie an sich heran und gab ihr einen Kuss auf das Haar. „Das ist meine!“, rief er dem Taxifahrer stolz zu und zeigte auf Evelyn, die er liebevoll bei sich im Schwitzkasten hatte.

Es machte Evelyn glücklich zu sehen, wie stolz er war, sie seine Freundin nennen zu dürfen.

Wieder drehte der Taxifahrer sich um. Diesmal mit noch viel genervterer Miene als davor. „‘Deine‘ kann jetzt laufen.“

Verdutzt blieb sie sitzen.

War das sein Ernst?

Bis zu ihr nach Hause war es nicht mehr allzu weit.

Gott sei Dank, denn diese Blöße wollte sie sich beim besten Willen nicht geben, jetzt in dem Taxi sitzen bleiben zu müssen.

„Gut, dann laufen wir alle. Für die fünfzig Meter lohnt es sich bei so einem Service sowieso nicht, die geringste Kohle zu blechen“, warf Tarek solidarisierend ein, schmiss ihm das Geld vorne in den Fahrerraum und stieg dicht gefolgt von den anderen aus.

Mit quietschenden Reifen fuhr der Taxifahrer davon.

„Was für ein Idiot!“, entfuhr es Tarek entsetzt.

Nickend stimmten die anderen ihm zu. „Ja, stimmt. Aber davon will ich mir jetzt nicht die Laune vermiesen lassen. Der ist es nicht wert“, sagte Marco, als sich hinter ihnen auf einmal die Haustür auftat und Linda auf sie zugeeilt kam. „Marco! Du bist wieder da! Ich kann es nicht fassen!“, schrie sie weinend und lachend zugleich.

Marco drehte sich überrascht zu ihr um. Es brauchte einen Moment, bis er verstand, was geschah. Doch dann fiel er ihr auch schluchzend in die Arme.

„Linda! Du hast mir gefehlt“, sagte er.

„Machst du Scherze?! Ich habe dir gefehlt? Ich war ganz krank vor Sorge. Du warst nicht mal zu erreichen.“ Die Tränen liefen ihr unaufhörlich die Wangen hinunter.

„Ja, das erkläre ich dir gleich alles“, sagte er, um sie für den Moment zu beruhigen und all ihre Fragen zu ersticken.

„Lasst euch alle einmal drücken!“, rief sie schließlich und fiel jedem von ihnen einmal um den Hals, um ihn dann ganz fest an sich zu drücken. Selbst Liam. Sie bemerkte nicht einmal, dass er nicht von derselben Schule war wie die anderen.

Sie bemerkte auch nicht, dass er vor der Reise noch gar nicht dabei gewesen war.

„Kinder, ich würde euch so gerne alle mit hereinbitten, aber ihr wollt sicher auch schnellstens zu euren Eltern“, sagte sie.

Oh man. Damit hatte sie sowas von recht.

„Ja. Ich kann es kaum erwarten. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich will gerade unbedingt zu meiner Mum“, äußerte Evelyn zurückhaltend.

Linda lächelte ihr ermutigend zu. „Dann will ich euch nicht davon abhalten.“

Sie verabschiedeten sich kurz voneinander und schauten den beiden dann dabei zu, wie sie zusammen ins Haus gingen. „Wir rufen deinen Vater jetzt an. Er soll sofort von der Arbeit nach Hause kommen.“

Mit diesen Worten schlossen sie die Haustür hinter sich.

Evelyn seufzte nachdenklich.

Genauso eine Reaktion erhoffte sie sich sehnlichst von ihrer Mutter.

Wieder begann ihr Herz wie wild zu hämmern.

Hoffentlich war ihre Mum auch daheim.

„Komm lass uns auch gehen“, hörte sie Tarek neben ihr zu Sienna sagen.

Sie verabschiedeten sich voneinander. „Wir telefonieren ganz viel. Oder Facetime, egal, Hauptsache wir können das alles nochmal ausdiskutieren mit der Entscheidung über den IFS“, warf Sienna in die Runde.

Evelyn musste lachen. „Sehe ich ganz genauso.“

Liam zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe mich schon entschieden.“

Bei diesen Worten zog sich Evelyns Magen zusammen. In seiner Stimme lag etwas Ernstes. Sie wusste eigentlich, dass er keine Witze machte. Aber nach einem Gespräch mit ihr, würde er das Ganze schon anders sehen.

Hoffentlich.

Doch jetzt hatte sie keine Zeit darüber nachzudenken. Erstmal musste sie sich darauf einstellen, was sie gleich ihrer Mutter sagen sollte.

Während die beiden in die nächste Seitenstraße auf dem Weg zu Evelyn nach Hause einbogen, nahm Liam ihre Hand. „Ich bin so gespannt, dein Zuhause und deine Mutter kennenzulernen.“

Sie atmete einmal tief durch bei dem Gedanken daran. „Ja, was das angeht“, begann sie ihren Satz. „Vielleicht solltest du erstmal kurz draußen warten. Ich will sie nicht direkt überfallen.

Und du weißt ja auch aus meinen Erzählungen, wie sie so ist.

Ich habe Angst, dass sie kacke reagiert und dich damit direkt schon vergrault.“

Etwas widerwillig stimmte er ihrem Vorschlag zu. „Gut, wenn es das ist, was du willst.“

Sie wusste, dass ihn diese Aussage nicht gerade begeisterte, aber sie ertrug lieber das Schweigen auf den letzten Metern als seine Reaktion auf das Verhalten ihrer Mutter.

Mit jedem Schritt, den sie machte, wuchs ihre Aufregung. Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde immer stärker.

Ein paar Meter vor ihrem Haus kam Evelyn zum Stehen und nahm Liams andere Hand. „Warte kurz hier“, hauchte sie ihm ins Ohr und gab ihm einen Kuss auf die Wange, um ihn gleich darauf sprachlos zurückzulassen.

„Okay, bleib cool, Evelyn“, flüsterte sie sich selbst immer wieder zu, um sich zu ermutigen, gleich die Türklingel zu betätigen.

Sie ging die schmale Einfahrt hinauf und machte kurz Halt, um sich das Haus noch einmal von unten bis oben anzuschauen.

So, als sei sie das erste Mal hier.

Als habe sie dieses Haus noch nie gesehen.

Ihr Blick wanderte die Fassade hinunter und blieb am Küchenfenster hängen.

Genauer gesagt blieb er am erschrockenen Gesicht ihrer Mutter hängen, die gerade an dem Fenster stand und zu ihr hinausblickte.

Evelyn erstarrte. Sie musste den Kloß in ihrem Hals hinunterschlucken, um denken zu können.

Was sie wohl dachte? Wie es ihr wohl ging? Ob sie Evelyn überhaupt wiedersehen wollte? Oder war sie so wütend, dass sie am liebsten nie wieder etwas von ihr hören würde?

Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf, während sie einfach nur dastand und ihre regungslose Mutter im Küchenfenster anstarrte.

Wie lange sie diese fassungslosen Blicke tauschten, konnte Evelyn nicht sagen.

Es kam ihr vor wie eine unendlich lange Zeit.

Tränen flossen ihr über das Gesicht. Was war denn nun? Wollte sie nicht herauskommen?

Mit einem Mal riss Penelope sich von Evelyns Anblick los und rannte aus der Küche auf den Flur, um ihr die Tür zu öffnen.

Erleichterung machte sich in Evelyn breit. Endlich!

Als sich die Haustür öffnete und ihre Mutter weinend mit geöffneten Armen auf der Schwelle stand, brach auch Evelyn in Tränen aus und rannte auf sie zu, um sie gleich darauf in ihre Arme zu schließen.

„Ich kann es nicht fassen, du bist es wirklich! Ich dachte, ich hätte mich verguckt“, schluchzte Penelope.

Sie drückte Evelyn noch enger an sich heran. So nah, dass Evelyn ihr Herzrasen hören konnte.

Wow.

Es bedeutete ihrer Mum genauso viel wie ihr.

„Komm mit rein, Schatz. Wir haben so viel zu reden!“ Evelyn wischte sich schniefend die Tränen weg und nickte.

Kurz warf sie Liam einen verstohlenen Blick zu und versuchte ihm zu signalisieren, dass er sich noch etwas gedulden müsse.

Sie setzten sich mit einem Glas Wein auf die Couch und machten es sich gemütlich. Evelyns Augen waren immer noch gerötet und geschwollen. Sie putzte sich kurz die Nase und kuschelte sich danach in die Decke, die ihre Mutter ihr gebracht hatte, bevor sie zu erzählen begann.

„Mum, du fragst dich sicher, wo wir die ganze Zeit waren.“

Wieder liefen ihrer Mutter einige Tränen über die Wange.

„Machst du Witze?! Ich habe mir wochenlang keine andere Frage mehr gestellt. Ich konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht lachen. Nichts. Ich war krank vor Sorge, mein Schatz!“ Bei dem Gedanken an die letzte Zeit begann sie erneut bitterlich zu schluchzen.

Es zerriss Evelyn das Herz, sie so zu sehen.

Zu sehen, wie viel sie ihrer Mutter eigentlich doch bedeutete.

Zu sehen, wie sehr diese ohne ihr Kind gelitten hatte.

Obwohl ihr warm ums Herz wurde, weil sie sich endlich von ihrer Mum geliebt fühlte, überkamen sie dennoch unglaubliche Schuldgefühle.

Es war ihre Schuld, dass es ihrer Mutter so ergangen war in den letzten Wochen.

Es war ihre Schuld, dass das alles passiert war, weil sie nachts in den Keller hatte flüchten müssen.

Evelyn wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte sie trösten, aber sie wusste nicht, wie.

Vorsichtig rückte sie näher an Penelope heran und legte beruhigend ihren Arm um sie.

„Es ging mir die ganze Zeit gut. Ich möchte dir erklären, wo ich war. Aber vorher musst du mir versprechen, mit dem Weinen aufzuhören“, sagte sie schmunzelnd, während sie ihr ein Taschentuch reichte.

Penelope zwang sich auch ein kleines Lachen ab. „Dann leg‘ mal los. Ich bin so gespannt, was du zu erzählen hast.“

„Okay. Bitte, versprich mir, dass du mich ausreden lässt, mich für nichts verurteilst oder anschreist und ich nicht gleich einen Rettungswagen rufen muss, weil du dich zu sehr aufregst“, lachte Evelyn.

Penelope nickte und zeigte ihr mit einer Geste an, dass ihr Mund verschlossen sei.

Evelyn atmete kurz tief durch und wandte ihren Blick auf das Glas Wein in ihrer Hand. Aufgeregt fuhr sie mit dem Daumen den Glasrand nach.

„An dem Tag, an dem wir zum Flughafen gefahren sind, hatten wir einen Autounfall.“

„Ich weiß das aus den Nachrichten! Geht’s dir gut?!“, schrie Penelope empört, als sei es ihr gerade eben erst wieder eingefallen. Evelyn verdrehte genervt die Augen. „Da geht’s schon los. Ja, Mum, uns geht’s allen gut. Bitte lass mich doch ausreden.“

„Oh, Entschuldige. Natürlich.“

„Also, wir hatten einen Unfall und haben nach Hilfe gesucht.

Wir waren schon aus Perth raus, irgendwo im Wald. Da war ein Haus, von dem wir erst dachten, dass es bewohnt sei. War es aber nicht. Wir flüchteten uns dahin, in der Hoffnung, dass uns jemand helfen könnte. In dem Haus war es aber absolut merkwürdig. Es waren noch andere Menschen da, von denen wir erst nichts mitbekommen haben. Irgendwann in der Nacht habe ich ein Mädchen weinen gehört und habe mich deshalb in den Keller geflüchtet. Auch wenn das jetzt unglaublich klingen mag, aber in diesem Keller war ein Licht. Ein Licht, dass in eine andere Welt führt. Das Mädchen ist mir gefolgt und wollte mich davon abhalten, dort hineinzugehen. Sie hat mich angegriffen und angeschrien, mich von dem Licht fernzuhalten. Genauer gesagt, war ich das selbst. Ich habe mich selbst davor warnen wollen, in diese Parallelwelt zu gelangen.“

Evelyn machte eine kurze Pause, um sich zu vergewissern, dass ihre Mutter ihr diese Geschichte noch abkaufen konnte.

Doch die zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch und legte ihre Hand auf Evelyns Stirn. „Schatz, hast du Fieber? Bist du auf Drogen?“

Energisch schüttelte sie den Kopf.

„Nein, hör zu. Du musst mir das einfach glauben. Ich erzähle keinen Schwachsinn, wirklich nicht. Und dafür habe ich auch gleich einen menschlichen Beweis. Aber vorher musst du mir zuhören.“ In Penelopes Augen war ein Anflug von Zweifeln zu erkennen, aber sie nickte dennoch und lauschte aufmerksam.

„Diese Parallelwelt besteht aus drei Zeitären. In der ersten Ära ist das Jahr 1904, in der zweiten Ära ist der Tag, der war, an dem man in die Ären gekommen ist und die dritte Ära findet 2080 statt. Zumindest war das jetzt bei uns so. Ich habe keine Ahnung, wie das sein kann, wie das überhaupt physikalisch möglich ist, aber ich weiß, dass es echt ist. Und das ist absolut unglaublich!“

Evelyn kam aus dem Erzählen nicht mehr heraus. Freudestrahlend berichtete sie ihr alles. Von der ersten Ära bis zur Letzten.

Von den schönen Dingen, von Liam, von den Festen und von der neuen Freundschaft zu Sienna, bis hin zu den schrecklichen Erlebnissen von Spiel 32 und dass sie dort eine Freundin verloren habe.

Penelope saß einfach nur da und hörte zu. Sie lächelte ihre Tochter so voller Stolz an und glaubte ihr jedes Wort, was sie sagte, weil sie genau merkte, dass ihre Emotionen echt waren.

Über die Begegnung mit den Vertretern der Personalabteilung des IFS sagte sie noch nichts. Damit wollte sie noch warten, bis sie sich mit Liam und den anderen abgesprochen hatte, wie sie sich überhaupt entscheiden wollten.

Sie wollte ihrer Mutter nicht gleich offenbaren, dass sie womöglich bald wieder für immer weg wäre, wenn sie am Ende doch hierbleiben würden.

Stattdessen sprach sie ein anderes, schon viel zu lang totgeschwiegenes Thema an: „Mum, ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich kann nur erahnen, wie schrecklich es für dich gewesen sein muss, nicht zu wissen, wo ich die ganze Zeit über war und wie es mir ging. Ich schwöre dir hoch und heilig: Wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, dann hätte ich dich kontaktiert und dir Bescheid gegeben, wo ich bin.“ Evelyn wusste genau, dass sie das nicht getan hätte, denn bis vor Kurzem war sie noch unglaublich sauer auf ihre Mutter gewesen. Doch jetzt war alles anders und eine kleine Lüge war sicher nicht verkehrt, um das Verhältnis zu ihr zu retten.

Penelope nickte stumm und kämpfte dabei erneut gegen aufsteigende Tränen an. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass das Wiedersehen so schön werden würde. Dass es überhaupt ein Wiedersehen geben würde, hatte sie bereits für ausgeschlossen gehalten.

„Aber ich möchte mich nicht nur dafür bei dir entschuldigen.

Ich möchte dir verzeihen, was zwischen dir und Dad vorgefallen ist. Ich habe immer dir die Schuld daran gegeben, dass unsere Familie auseinandergegangen ist. Dabei waren wir das alle drei. Sowohl Dad, der keine Zeit mehr für uns hatte und uns prompt verlassen hat, nachdem er von deiner Affäre erfuhr, als auch du und ich mit unserem endlosen Gestreite. Ich verzeihe dir Mum und ich hoffe, dass du auch mir verzeihen kannst“, sagte Evelyn sanft und griff nach der Hand ihrer Mutter. Als sie ihren Blick hob und Penelopes Augen sah, die gerührter nicht sein konnten, begann sie zu weinen.

„Schatz, das ist ganz groß von dir, weißt du das? Aber du musst dich für gar nichts entschuldigen, weil du nichts falsch gemacht hast“, flüsterte Penelope an ihrem Ohr und drückte ihr einen Kuss auf die Haare, während sie sie an sich zog und in ihre Arme schloss.

Nachdem sie eine Weile einfach nur dagesessen und sich in den Armen gelegen hatten, löste Evelyn sich aus der Umarmung ihrer Mutter. „Komm mit“, begann sie ihren Satz und zog Penelope an der Hand mit sich, als sie vom Sofa aufstand und hinausging. „Ich möchte dir jemanden vorstellen.“

4

Sie öffnete die Haustür und eilte hinunter zur Straße, um Liam heranzuwinken, der ein paar Meter weiter auf dem Gehweg stand und nervös kleine Steinchen wegtrat. Als er aufsah und Evelyn entdeckte, atmete er erleichtert aus und kam auf sie zu.

„Endlich! Ich dachte schon, du lässt mich hier draußen versauern.“

Sie lachte nur und gab ihm einen Kuss, während sie nach seiner Hand suchte und ihn hineinführte.

Ihr Herz schlug jetzt fast noch schneller als vorher.

Wie Liam und ihre Mutter sich wohl verstehen würden?

„Mum?!“, rief sie aufgeregt, obwohl sie ganz genau wusste, wo ihre Mutter auf sie wartete, nur um das unerträgliche Schweigen um sie herum zu brechen.

Vorsichtig führte sie Liam durch die Tür ins Wohnzimmer und stellte sich vor Penelope, die ihn nachdenklich musterte.

„Ich habe dir gerade schon von ihm erzählt. Das hier ist Liam“, sagte sie leise, fast flüsternd und verschränkte unsicher ihre Arme vor dem Körper.

Das letzte Mal hatte sie sich so entblößt und unsicher in der Schule gefühlt, wenn sie vor der gesamten Klasse einen Vortrag hatte halten müssen und alle Augen auf sie gerichtet waren.

Diesmal waren die Augen der Audienz nicht auf sie gerichtet, sondern auf ihren Freund.

Aber das war noch viel schlimmer.

Penelopes kritischer Gesichtsausdruck rief tausend Fragen in ihr auf.

Tausend Überlegungen dieser Situation zu entfliehen.

Sie wieder rückgängig zu machen.

Doch der kritische Blick wich alsbald einem zufriedenen Lächeln.

„Hallo Liam“, begrüßte sie ihn und stand auf, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. „Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen! Du bist herzlich Willkommen hier bei uns!“

Evelyn konnte beobachten, dass er rot anlief. Die Situation war ihm doch unangenehmer, als sie gedacht hätte.

Das war aber auch absolut verständlich, wie sie fand. Denn es war nicht nur das erste Treffen mit der Familie seiner Freundin.

Nein.

Es war viel mehr als das.

„Vielen Dank. Ich freue mich auch, Sie endlich kennenzulernen“, sagte er beschämt.

Evelyn musste schmunzeln. Wie süß er war, wenn er sich so anständig zeigte. Sie liebte es, zu sehen, dass sie einerseits die herrische und bestimmte Seite in ihm wecken konnte, aber andererseits ihm scheinbar auch so viel bedeutete, dass sie es immer wieder schaffte, seine Unsicherheiten hervorzulocken.

Penelope lachte. „Ach bitte, du kannst du zu mir sagen! Mache ich doch auch.“

„Okay“, sagte er, sichtlich erleichtert über die Reaktion von Penelope.

„Setzt euch erstmal gemeinsam mit mir an den Tisch, Kinder.

Liam, du musst mir einiges über dich und deine Herkunft erzählen. Das ist ja wahnsinnig spannend!“

Er nickte aufgeregt und begann direkt euphorisch zu erzählen.

Geschichten aus seinem Leben im Schloss, über seine Schwester und die Frau, von der er lange Jahre gedacht hatte, dass sie eine gute Mutter für ihn sei.

Geschichten, die Evelyn selbst noch nicht kannte.

Gebannt hörte sie ihm zu. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm lassen. Von seinem glänzenden gold-blonden Haar, seinen strahlenden braunen Augen und seiner tiefen Stimme, die ihr immer mehr offenbarte, wer ihr Freund eigentlich wirklich war.

Irgendwann hakte Evelyn ein. Ihr lag eine Frage auf der Zunge.

Eine ganze entscheidende Frage.

„Mum. Ich unterbreche nur ungern, aber wir haben da noch eine Frage an dich, die uns schon seit einer Weile beschäftigt. Ich kann jetzt nicht länger damit warten.“

Penelope setzte Kaffee auf und ließ sich dann wieder gegenüber von den beiden auf einem Hochstuhl am Bartresen nieder.

„Klar, immer raus damit“, sagte sie freudestrahlend und schnappte sich einen Keks aus der Schale in der Mitte des Tisches, um gleich darauf genüsslich hineinzubeißen.

„Also, Mum, wir haben uns gefragt, was hier so berichtet wurde, in den Nachrichten, im Fernsehen und so, wo wir waren?

Wir wurden angesprochen, weil wir erkannt wurden, aber der Typ hat nur wirres Zeug gelabert. Wir können uns das nicht erklären.“

Evelyns Mutter schluckte den Keks schwerfällig herunter, als habe sie einen schweren Kloß im Hals.

„Naja, die ersten Tage, ich glaube es waren sechs oder so ich weiß es nicht mehr genau da wart ihr vermisst. Ein Passant hat das Auto gesehen und die Polizei gerufen, die uns dann kontaktiert hat. Da ihr weder bei uns noch bei irgendwem anders aufzufinden wart, wurde eine riesengroße Suche eingeleitet. Mit Hubschraubern, Hunden, Unterstützung vom Bund und so weiter. Stundenlang, tagelang. Ich habe kein Auge zugetan, jede Nachrichtensendung gesehen, jeden Radiobeitrag gehört, jeden Zeitungsartikel gelesen. Ihr seid als der größte und unerklärlichste Vermisstenfall Australiens deklariert worden.“

Niedergeschlagen blickte sie hinunter auf ihre Fingernägel und begann daran zu knibbeln.

„Doch dann, ich weiß auch nicht wieso, hat die Polizei die Suche eingestellt. Ohne uns auch nur einmal Auskunft darüber zu erteilen, wieso. Wir sind so oft zusammen zu verschiedensten Polizeirevieren gefahren und haben nach eurem Fall gefragt.

Daraufhin kam jedes Mal dieselbe unbefriedigende Antwort:

‘Wir können Ihnen nicht helfen. Die Suche nach Ihren Kindern wurde eingestellt. Der Grund dafür unterliegt aber internen Geheimhaltungsvorschriften, die mir nicht zugänglich sind.‘ Sie wollten und konnten uns keine Informationen über euren Verbleib geben.“

Evelyn konnte es nicht fassen. Wie war so etwas überhaupt möglich? Die Polizei so zu täuschen?

Ihr war jetzt klar, dass der IFS damit zu tun haben musste.

Und ihr war auch klar, dass diese einen unheimlichen Einfluss auf alles zu haben schien.

An was für eine Organisation waren sie da bloß geraten?!

Ihre Gedanken waren wirr. Doch die sprach sie nicht aus.

„Zeig mir bitte mal die Nachrichten“, sagte sie stattdessen trocken.

Penelope nickte und ging zum Fernseher. Sie hatte jede einzelne Nachrichtensendung aufgezeichnet.

Das Bild des zerstörten Autos, das Bild des Waldes, die Bilder von ihnen selbst. All das rief Erinnerungen an ihr Leben vor dem Unfall hervor.

Gänsehaut machte sich auf ihrem Körper breit.

Dass die Nachrichten in solcher Intensität über sie berichtet hatten, war mehr als gruselig.

Schlagzeilen über Schlagzeilen, in denen sich alles nur um die Frage drehte, wo sie waren.

Und um die Frage, wie vier junge Erwachsene mit einem Mal so verschwinden konnten.

Fassungslos schaltete Evelyn den Fernseher aus.

„Das glaube ich einfach nicht. Und so eine Suchaktion wird von einem auf den anderen Tag abgebrochen, ohne, dass es einer hinterfragt, ohne, dass einer den Grund dafür kennt, nur wegen irgendeiner Geheimhaltungsetikette?!“

„Oh glaub mir Schatz, alle, die euch kannten oder kennen, haben das hinterfragt. Mehr noch als hinterfragt. Sie sind regelrecht dagegen vorgegangen. Mit Initiativen und Versammlungen, aber nichts hat etwas genützt.“

Nachdenklich nickte Evelyn. „Ich denke, das ist erstmal genug Input für heute. Liam und ich müssen das erstmal verarbeiten und sowieso auch noch etwas anderes Wichtiges besprechen.

Wir sehen uns morgen, Mum.“

Sie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn und schloss sie fest in ihre Arme.

Es war das schönste Gefühl überhaupt, in ihren Armen zu sein.

Es war das Gefühl von zu Hause.

Das Gefühl, angekommen zu sein.

Erschöpft ließ Evelyn sich auf ihr Bett fallen.

„Ich bin wirklich sehr stolz auf dich“, sagte Liam, während er ihre Zimmertür schloss und sich zu ihr auf das Bett setzte.

Sanft strich er ihr über den Oberschenkel.

Sie atmete erleichtert aus.

„Du hast keine Ahnung, wie gut das gerade getan hat. So lange schon erdrückt mich das Verhältnis zu meiner Mum. Ich wollte ihr immer vergeben, wirklich. Aber ich konnte einfach nicht.

Ich konnte ihr nicht vergeben, was sie uns angetan hat. Was sie mir angetan hat“, erklärte sie.

Liam nickte zustimmend. Er konnte nur zu gut nachempfinden, wie es war, die Menschen zu verlieren, die einem am liebsten waren.

„Du hast ihr vergeben und das war unglaublich stark von dir.“

„So lange habe ich nichts außer Wut und Enttäuschung gefühlt“, flüsterte sie und richtete ihren Blick zu Liam auf.

Sie schaute ihm geradewegs in seine vertrauten braunen Augen, die sie voller Bewunderung ansahen. Schlagartig überkam sie ein warmes und gutes Gefühl. „Bis ich dich getroffen habe“, ergänzte sie mit zittriger Stimme und wandte ihren Blick wieder beschämt hinunter auf ihre Finger, die nervös an dem Bettlaken zupften. Bei diesen Worten musste er lächeln und nahm ihre Hand, sagte aber nichts weiter dazu, weil er wusste, dass es ihr unangenehm war.

Stattdessen stand er auf und sah sich um.

„Das ist also dein Zimmer“, sagte er.

Sie nickte nur.

Neben dem großen Boxspringbett in der Ecke des Raumes stand ein weißer Schreibtisch, angebaut an ein großes Regal mit Ordnern, Büchern und sonstigem Kram für die Schule.

Bis auf einen großen weißen Kleiderschrank und ein paar Pflanzen war das Zimmer recht kahl.

Sie hatte weder Fotos noch Lichterketten oder andere Deko, die dem Zimmer einen persönlichen Touch gegeben hätten.

Alle Möbel, die sich hier befanden, waren weiß, was das Zimmer zwar größer, aber auch kühler wirken ließ.

Das Einzige, was Farbe in den Raum brachte, war der rote, runde Teppich, der in der Mitte lag.

Liam griff nach einem Bilderrahmen, der auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett stand.

Auf dem Bild war ein Mann zu erkennen, der ein kleines Mädchen mit braunen Locken auf den Schultern trug.

Sie lachten beide so herzlich, dass Liam das Gefühl hatte, die Freude der beiden fast spüren zu können.

Er schluckte.

„Ist das dein Dad?“, fragte er und reichte ihr das Bild, als sie ihren Arm danach ausstreckte.

„Ja, das war ein schöner Tag. Wir waren alle gemeinsam im Zoo.“

Bei dem Gedanken daran musste sie schmunzeln. Eine schöne Erinnerung. Eine ihrer Liebsten, wenn sie an ihren Vater dachte.

„Und das hier?“, fragte er, als er ein dickes schwarzes Buch vom Boden vor ihrem Bett aufhob.

Das Cover zeigte eine schwarze Rose, aus der Tropfen von Blut hervorquollen.

„Mein Lieblingsbuch. Ich habe es schon drei Mal gelesen.“

„One Hundred Lies – Slaves of your Desires “, las er den Titel vor. „Interessant, was ist das für ein Buch?“, fragte er.

„Das ist ein Thriller“, erklärte sie und riss es ihm aus der Hand, ehe er noch weitere Fragen dazu stellen konnte.

„Ehh, was soll das?“, beschwerte er sich und baute sich bedrohlich vor ihr auf. Doch Evelyn lachte nur, woraufhin er sie unsanft auf ihr Bett drückte und sich über sie beugte.

„Was gibt es denn da zu lachen?“, fragte er und begann sie an ihrer Taille zu kitzeln. Sie wand sich unter ihm und versuchte seinem groben Griff zu entkommen.

„Okay, okay. Du hast gewonnen. Hör auf mich zu kitzeln“, brachte sie schwer atmend heraus, erschöpft davon, sich aus Liams Griff zu befreien und nicht an ihrem Lachen zu ersticken.

Er ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder.

„Jetzt schwitze ich. Schönen Dank auch“, sagte sie ironisch und stieß ihm in die Seite.

„Du provozierst es aber auch. Hast du etwa noch nicht genug?“

„Oh doch, habe ich“, lachte sie. „Lust auf ein Bad?“, fragte sie, während sie sich aufrichtete und ihm sanft über die Wange strich. Er nickte nur, spitzte seine Lippen und verlangte nach einem Kuss von ihr.

Nachdem Evelyn das Wasser eingelassen hatte, kam Liam herein. Das Badezimmer schloss direkt an Evelyns Zimmer an und gehörte demnach ihr.

Die Badekugel, die das Wasser zum Sprudeln brachte und in ein dunkles Lila tauchte, erfüllte den Raum mit einem frischen Duft von Lavendel.

Evelyn setzte sich vor Liam zwischen seine Beine in die Badewanne und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab.

Vorsichtig massierte er ihre Schultern, während sie ihre Finger durch das sprudelnde Wasser gleiten ließ.

Sie hob ihren Kopf und räusperte sich.

„Du willst es machen, oder?“, fragte sie zurückhaltend, ohne ihren Blick vom Wasser zu lösen.

Er wusste genau, wovon sie sprach und löste daher seine Hände von ihren Schultern.

„Ja, ich will es machen“, erwiderte er zurückhaltend.

Er wusste, dass sie es anders sah.

Sie schluckte.

„Es ist eine unglaubliche Chance für mich, Evelyn. Überleg doch mal: Ich habe weder irgendetwas gelernt, geschweige denn habe ich überhaupt einen Schulabschluss. Ich habe hier gar nichts. Und das, das öffnet mir alle Türen. Ich könnte so Vieles machen und würde mich irgendwo dazugehörig fühlen.

Ich hätte ein Zuhause und eine Bestimmung“, erklärte er.

„Du hast hier doch nicht nichts. Du hast doch mich…“ Er griff nach ihrer Hand und strich sanft über sie.

„Natürlich habe ich hier dich. Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind: Dir stehen alle Türen dieser Welt offen. Du hast einen Schulabschluss, du hast die Aussichten auf ein wirklich gutes College zu gehen und du hast hier eine Familie. Eine Mutter, die dich liebt und auf dich gewartet hat. Und ich? Ich müsste noch einmal zur Schule gehen und einen Abschluss machen.

Wie alt wäre ich dann, wenn ich anfangen könnte eine Ausbildung zu machen oder zu studieren? Und du weißt, dass ich Recht habe.“

Einen Moment lang blieb es still.

Evelyn hielt inne.

Sie merkte, dass er entschlossen war. Seine Argumentation war absolut nachzuvollziehen. Nur leider änderte es wenig an ihrem Bauchgefühl.

Sie wollte nicht zum IFS. Auch nicht mit ihm.

Sie wollte nur, dass er hierblieb.

„Wenn ich es nicht mache und hierbleibe, was heißt das für uns?

Was passiert dann mit uns?“

Er schluckte. Diese Frage hatte auch er sich schon zu Genüge gestellt. Eine Frage, die ihm Angst machte.

Oder war es mehr die Antwort auf diese Frage?

„Mhh“, begann er seinen Satz, um das unerträgliche Schweigen zu brechen, das sie umgab.

„Ich wäre irgendwo, weiß Gott wo und müsste alles, was ich tue geheim halten. Ich glaube leider, das wäre nicht so zweckdienlich für eine intakte Beziehung“, flüsterte er.

Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie kannte die Antwort ja bereits. Auch ihr war klar gewesen, dass das zwischen ihnen dann eindeutig enden würde.

Aber es zu hören.

Es von ihm zu hören, versetzte ihr einen Stich.

„Könntest du dir denn gar nicht vorstellen, mit mir mitzukommen?“, fragte er.

Verunsichert biss sie sich auf die Lippe und versuchte, so gut es ging, zu überspielen, wie traurig sie das ganze Thema machte.

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen.

Auch seine Augen waren glasig und sahen sie leidend an.

„Doch schon. Aber es war halt niemals das, was ich machen wollte. Ich hatte einen genauen Plan für meine Zukunft. Darüber, wie sie aussehen sollte und wo ich arbeiten würde“, erklärte sie und griff nach seiner Hand.

Behutsam strich Evelyn über seine Handfläche und bemerkte dabei, wie zittrig seine Hände waren. Das Thema beschäftigte ihn anscheinend auch sehr.

„Aber das, was passiert ist, hat mich verändert. Du hast mich verändert. Also ja, ich könnte mir vorstellen mit dir zu kommen.

Ich will und kann einfach nicht mehr ohne dich sein“, flüsterte sie mit heiserer Stimme und schloss seine Hand in ihre.

Sein leidender Blick wich einem Lächeln.

„Ich will auch nicht mehr ohne dich sein“, flüsterte er und begann, sie sanft zu küssen.

Ein Kribbeln durchfuhr ihren Körper.

Scheiße, er war einfach der Eine.