In den Kordilleren - Karl May - E-Book + Hörbuch

In den Kordilleren E-Book und Hörbuch

Karl May

4,7

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Beschreibung

In den Kordilleren endet der am Rio de la Plata begonnene Ritt. Im wilden Gran Chaco geraten die Helden in eine unangenehme Lage. Später stoßen sie auf den geheimnisvollen "Viejo Desierto". Die Suche nach dem verbrecherischen Sendador führt schließlich hoch hinauf in die bolivianischen Anden. Die vorliegende Erzählung spielt Anfang der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "In den Kordilleren" ist die Fortsetzung von Band 12 "Am Rio de la Plata".

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Seitenzahl: 629

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Zeit:13 Std. 2 min

Sprecher:Heiko Grauel

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 13

IN DEN

KORDILLEREN

REISEERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1952 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1513-0

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

1. Die Ansiedler am Rio Salado

Die Stadt Palmar liegt in der Provinz Corrientes, dem argentinischen Mesopotamien, und zwar an dem Fluss, der den gleichen Namen führt wie die Provinz selbst. Sie ist nicht groß, treibt aber einen bedeutenden Handel, wenigstens nach den dortigen Verhältnissen bedeutend, denn trotz der außerordentlichen Fruchtbarkeit von Corrientes liefert der Ackerbau nur den heimischen Bedarf. Die Industrie ist nicht nennenswert und die Ausfuhr besteht nur aus Erzeugnissen des Waldes und der Viehweiden.

Zu der Zeit, als wir uns diesem Städtchen mit unseren Gefangenen von Süden her näherten, bildete es den Ausgangspunkt aller von Norden her gegen den aufständischen Lopez Jordan gerichteten kriegerischen Unternehmungen. Da gab es Soldaten aller Art, über deren Aussehen ein deutscher Landwehrmann den Kopf geschüttelt hätte. Doch machten sie immerhin einen besseren Eindruck als die Leute, die ich bei Jordan angetroffen hatte. Als wir ankamen, übten sie rechts und links vom Wege. Das war übrigens das Letzte, was ich von Jordan sah. Von seinem Major Cadera, der uns so übel mitgespielt hatte, hörte ich nach Beendigung meiner Reise in Tucuman, er sei von argentinischen Truppen gestellt, gefangen und als Empörer standrechtlich erschossen worden. Über Jordans Schicksal erfuhr ich nichts Genaues. Sein Aufstand wurde niedergeschlagen und er selbst ist wohl irgendwie und irgendwo als gestrandeter Abenteurer verdorben und gestorben.

Palmar liegt nicht unmittelbar am Fluss, sondern es wird durch Moräste von ihm getrennt, die man durch Schilfdämme wegbar gemacht hatte. Oberst Alsina hieß uns im Galopp bis auf die Plaza reiten und vor der Casa de Ayuntamiento, dem Rathaus, halten, das einem Lüneburger Heidehof ähnlicher sah als dem Sitz einer städtischen Behörde.

Dort stellte er sich dem Ortskommandanten vor, wobei der Bruder Hilario und ich ihn begleiten mussten, um ihn bei der Erzählung des Vorgefallenen zu unterstützen. Der Erfolg dieses Berichts war, dass die Offiziere der Aufständischen im Stadthaus eingeschlossen und ihre Soldaten in mehrere Korrals gesperrt wurden, um später abgeurteilt zu werden. Mich aber lud der Kommandant mit allen meinen Begleitern zum Essen ein.

Die Gefangennahme der an Zahl weit überlegenen Gegner ohne einen einzigen Schuss und die Erbeutung so vieler Pferde, an denen hier zurzeit großer Mangel war, galt als eine vielverheißende Einleitung der kriegerischen Tätigkeit des Obersten Alsina. Und da er diesen Erfolg uns zu verdanken hatte, erging er sich in allerlei Aufmerksamkeiten gegen uns. Er forderte uns auf, möglichst lange in Palmar zu bleiben, und versprach, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und uns dann mit allem für unsere Weiterreise Nötigen reichlich zu versorgen. Sein Erstes war, uns eine möglichst gute Unterkunft anzuweisen. Wir fanden sie im Haus eines reichen Handelsherrn. Bei ihm wurden wir freundlich aufgenommen und teils in zwei Gaststuben, teils in einem für die Dienerschaft bestimmten Nebengebäude untergebracht.

Ich legte mich sofort schlafen, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass sich mein Pferd in guter Pflege befand. Die Stadt bot nichts Sehenswertes, und nach den Anstrengungen der letzten Zeit war eine ausgiebige Ruhe das Allernötigste für uns.

Der Frater, Turnerstick und sein Steuermann suchten gleichfalls ihre Lagerstätten auf. Die anderen aber zogen es vor, sich in der Stadt zu vergnügen. Mit ihnen auch Gomez, der Indianer, dessen Mutter nach dem unfreiwilligen Bad im Paraná wiederhergestellt zu sein schien. Sie waren gegangen, um sich mit ihren Stammesgenossen zu unterhalten, die in der Stadt lebten oder bei der Truppe eingetreten waren. Gomez gehörte zum Stamm der Abipones, die ihren Aufenthalt hauptsächlich zwischen dem Rio Salado und Rio Bermejo haben und infolgedessen die besten Kenner des geheimnisvollen Gran Chaco sind.

Als es längst spät am Abend war, kam er, mich zu wecken. Er entschuldigte die Störung damit, dass er Abschied nehmen müsse, weil er Ursache habe, Palmar sofort zu verlassen. Als ich ihn nach dem Grund fragte, antwortete er:

„Ich muss sofort in meine Heimat gehen, da sich die Meinigen in Gefahr befinden, aus ihren Wohnsitzen verdrängt zu werden. Ich muss sie warnen.“

„Wo liegen diese Wohnsitze?“, forschte ich.

„Jenseits des Paraná, zwischen dem Rio Salado und dem Oberlauf des Rio Vibora.“

„Gibt es dort nicht eine Reihe verlassener Ansiedlungen?“

„Ja. Vor langer Zeit sind dort Weiße eingewandert. Sie konnten sich aber nicht halten, der Indianer wegen, die sich feindlich gegen sie verhielten. Die Weißen mussten fortziehen und ihre Häuser sind zerfallen. Jetzt kommen sie abermals, um uns aus unserem Gebiet zu vertreiben. Sollen wir weichen, ohne uns gewehrt zu haben?“

„Was wollen diese Leute dort? Es gibt doch anderswo Land genug, das bequemer liegt und weit fruchtbarer ist. Warum haben sie es gerade auf jene Gegend abgesehen, die zum wilden Gran Chaco gehört?“

„Das fragen wir auch. Es gibt anderwärts noch so viel Platz, dass man uns in Ruhe lassen kann.“

„Was für Leute sind es denn, von denen Sie sprechen?“

„Sie sind teils aus Buenos Aires herauf-, teils aus Corrientes herabgekommen. Ihre Anführer sind ein nordamerikanischer Ingenieur und der Bevollmächtigte eines Bankiers in Buenos. Sie wollen den Rio Salado tiefer und breiter machen, damit Dampfer ihn befahren können. Ist das geschehen, so wollen sie in dem dichten Wald, der sich am linken Ufer des Flusses hinzieht, Bäume fällen und Yerba1 sammeln lassen, um beides auf dem Salado in den Paraná zu verschicken und viel Geld damit zu verdienen.“

„Haben sie die Genehmigung dazu?“

„Das weiß ich nicht. Die beiden Anführer sind hier in Palmar gewesen, weil sich der Führer, den sie haben wollten, hier befand. Die anderen Leute, die zu dieser Gesellschaft gehören, blieben an der Mündung des Flusses zurück, um die Rückkehr der beiden abzuwarten.“

„Ist die Gesellschaft zahlreich?“

„Ja. Eine Anzahl Männer sind mit Booten den Rio Salado hinauf, um die anderen dort zu empfangen, die mit zahlreichen Ochsenwagen nach den alten Ansiedlungen ziehen.“

„Ist es denn möglich, das Ziel mit solchen Wagen zu erreichen?“

„Ja. Nur in der Nähe des Paraná bieten sich so große Schwierigkeiten, dass die Wagen zerlegt werden müssen. Die Teile werden dann ebenso wie das Gepäck von den Ochsen so weit getragen, bis man freies Feld findet. Dort setzt man die Wagen wieder zusammen und kann nun bis zu den Ansiedlungen fahren. Man scheint zu denken, dass diese Schwierigkeiten leicht zu überwinden sind, denn mehrere Männer haben ihre Frauen und Kinder mitgenommen.“

„Dann ist es allerdings auf einen bleibenden Aufenthalt abgesehen.“

„Jedenfalls. Da aber mein Stamm in der Nähe der alten Ansiedlungen wohnt und das Land als Eigentum betrachtet, wird es gewiss zu einem Zusammenstoß kommen. Ich muss also schleunigst hin, Señor. Auch kenne ich die Gebräuche der Weißen besser als meine Genossen, und da ich gut Spanisch spreche, kann ich obendrein als Dolmetscher von Nutzen sein, obgleich der Führer der Weißen unsere Sprache so genau versteht, als ob er zu uns gehörte. Er ist der berühmteste weiße Kenner des Gran Chaco.“

„Wie heißt er?“

„Geronimo Sabuco.“

„Ah!Ist das etwa der, der gewöhnlich nur el Sendador genannt wird?“

„Ja. Kennen Sie ihn?“

„Persönlich nicht. Aber Sie müssen doch wohl gehört haben, dass ich mit meinen Gefährten oft von ihm gesprochen habe?“

„Sie haben von einem Sendador gesprochen; aber es gibt deren so viele, dass ich nicht wissen konnte, welchen Sie meinen.“

„Vielleicht irren Sie sich und es ist ein anderer. Wir waren überzeugt, ihn weiter nördlich zu finden.“

„Es ist Sabuco, kein anderer. Suchen Sie ihn?“

,Ja. Wir wollen zu ihm, um ihn als Führer anzuwerben.“

„Da kommen Sie nun zu spät. Er ist schon gebunden.“

„Aber wir müssen ihn haben. Wir sind nur hierher gekommen, um ihn im Gran Chaco aufzusuchen.“

„Wenn das der Fall ist, Señor, so freue ich mich, weil Sie dann jedenfalls mit mir gehen. Anders können Sie ihn ja nicht finden.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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