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Vera Heweners Stadtgedichte, Geschichten und Szenen über die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken sind wie ein Kaleidoskop aus bunten, vielschichtigen und lebendigen Stadtbildern. Es ist ein Buch für alle, die Saarbrücken aus verschiedenen Perspektiven erleben möchten, als Betrachter Zuschauer, Bewohner oder als Reisender. Den Leser erwarten sowohl ein Farbenfeuerwerk der Verse (SZ, 01.04.2006) mit Sinn für feine Ironie und versöhnlichen Humor (SZ, 12.04.2002) als auch lyrischer Glanz, ausgereifte Sprachkunst und literarisch-satirische Gipfelpunkte (Riegelsberger Wochenpost, 28.06.19). Hauptakteure sind die Saar, die Innenstadt, der Deutsch-Französische Garten, das Saarbrücker Schloss, das Saarbrücker Rathaus, der Saarbrücker Urwald und die Spuren des Nationalsozialismus. Vera Heweners Art zu sehen und zu hören ist komprimiert, komplex und doch einfach in der Sprache. Zart sind die Eindrücke, die ihre Gedichte hinterlassen, fast glaubt man, sie säßen nur flüchtig auf den Seiten, wollten sich, uneingezwängt, einfach davonmachen. (SZ, 19.08.2005) Die Erzählungen sind einfühlsam geschriebene Geschichten, mal heiter und komisch, mal reflektierend und nachdenklich. (DieWoch, 10.11.2018) Anders hingegen sind die Dialoge. Die kurzen Szenen öffnen den Blick für politisches Denken, satirisch, surreal und humoristisch Dabei blickte die Autorin, die von der Kritik bereits in jungen Jahren mit Tucholsky verglichen wurde, nun Wilhelm Busch sei Dank, sowohl mit satirischem als auch mit humoristischem Blick auf die Szenerie. Besonders die Dialoge der Oberbürgermeisterin mit ihrer Pressesprecherin quellen satirisch über, zeugen von hoher Sachkenntnis und riefen ständiges Gelächter im Publikum hervor. (Heusweiler Wochenpost, 26.06.2019)
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Seitenzahl: 133
Vera Heweners Stadtgedichte, Geschichten und Szenen über die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken sind wie ein Kaleidoskop aus bunten, vielschichtigen und lebendigen Stadtbildern. Es ist ein Buch für alle, die Saarbrücken aus verschiedenen Perspektiven erleben möchten: als Betrachter, Zuschauer, Bewohner oder als Reisender. Den Leser erwarten sowohl ein „Farbenfeuerwerk der Verse“ (SZ, 01.04.2006) mit „Sinn für feine Ironie und versöhnlichen Humor“ (SZ, 12.04.2002) als auch „lyrischer Glanz“, „ausgereifte Sprachkunst“ und „literarisch-satirische Gipfelpunkte (Riegelsberger Wochenpost, 28.06.19). Hauptakteure sind die Saar, die Innenstadt, der Deutsch-Französische Garten, das Saarbrücker Schloss, das Saarbrücker Rathaus, der Saarbrücker Urwald und die Spuren des Nationalsozialismus.
Vera Heweners Art zu sehen und zu hören ist komprimiert, komplex und doch einfach in der Sprache. „Zart sind die Eindrücke, die ihre Gedichte hinterlassen, fast glaubt man, sie säßen nur flüchtig auf den Seiten, wollten sich, uneingezwängt, einfach davonmachen.“ (SZ, 19.08.2005) Die Erzählungen sind „einfühlsam geschriebene Geschichten, mal heiter und komisch, mal reflektierend und nachdenklich.“ (DieWoch, 10.11.2018) Anders hingegen sind die Dialoge. Die kurzen Szenen öffnen den Blick für politisches Denken, satirisch, surreal und humoristisch. „Dabei blickte die Autorin, die von der Kritik bereits in jungen Jahren mit Tucholsky verglichen wurde, nun Wilhelm Busch sei Dank, sowohl mit satirischem als auch mit humoristischem Blick auf die Szenerie. Besonders die Dialoge der Oberbürgermeisterin mit ihrer Pressesprecherin quellen satirisch über, zeugen von hoher Sachkenntnis und riefen ständiges Gelächter im Publikum hervor.“ (Heusweiler Wochenpost, 26.06.2019)
„Sie liest verdammt gut, artikuliert ausgezeichnet... und man muss dabei ein bisschen an Tucholsky denken.“ SZ, 08.05.1997 „Heweners Sprache ist Rhythmus und Malerei.“ SZ, 07.11.2001 „Anmutige, unverbrauchte Bilder.“ SZ 07.06.17 „Offensichtlich steckt auch ein Schalk in Hewener, einer, der mit heiterer Leichtigkeit Reime und Silben sammelt, bündelt und wieder streut.“ SZ, 07.12.2017 „Is a well-known author, some of his books are a fascination for readers like in the Zaubervolle Winterwelt: Gedichte, Geschichten, Notizen book, this is one of the most wanted Vera Hewener author readers around the world.“ www.booktopia.live abgerufen 28.11.2019
In der Saar tanzen die Schwäne
Saarbrücken
Schwanentanz
Stadt am Fluss
Aber das Licht
Saarbrücker Mittag
Windfall
Fastenzeit
Hochwasser
Landgang
Lebenswasser
Mittagslicht
Vor Eingängen
Umbesetzung
Die Meistersänger von Saarbrücken
Shipping for Future
Alternativen
Klimaschutz
Fieber
Tourismus
Sprachfindung
Zur rechten Zeit
Sodom und Camorra
Stich für Stich
Die verlassenen Fenster
Verwurzelt
Sprachwechsel
Fremdsprache
Stillstand for Future
Nachbetrachtung
„...auf Knospen spielt der Wind wie Klarinetten“
Vorboten
Gravuren der Zeit
Frühlingsaufbruch
Frühling in Saarbrücken
Schlossführung
Schlossplatz
Wilhelm Heinrichs Garten
Im Deutsch-Französischen Garten
Deutsch-Französischer Garten
Ehrenfriedhof
„Oh Saravus, Sarre, Saar“
Kleines Saarstück
Stadt der Brücken
Kleinvieh macht auch Mist
Die Klage des Wassers
Kompromissbereitschaft
Sportsfreunde
Chancengleichheit
Katzensprung
Mutterrechte
Der breite Fluss
Sanierung
Götterglaube
„...da im Zenit hochsteht die Sonne“
Sommerschloss
Schlossgarten
Schlossbrunnen
Orangerie
Blue Notes
Schlossgeschichten
Saarbrücker Schloss
Nanteser Platz
Berliner Promenade
Citymeile
Mittagsdissonanz
Bürgerpark nachmittags
Burbach
Im Schatten der Basilika
Ich möchte diesen Tag ohne Irrungen beginnen
Nachsehen
Aufbruch
Ich möchte diesen Tag ohne Irrungen
laut über laut
Im Zenit
Unaufhaltsam
Langes Stehen
Draußen
Lampen bewohnen die Häuser
Eines Nachts
Punkt für Punkt
Sternwanderung
„Der Sturmwind bläst auf kalten Harfen“
Herbstfieber
Der fliegende Holländer
Königswetter
Nach dem Sturm
Nebelung
Die Fledermaus
Spätherbst im Saarbrücker Forst
Urwald
Schadensfall
Steinstraßenzeit
Blätterleuchten
Zwischen Traum und Schlaf
Stilles Vergessen
„...sie tragen die Knochen zu Grabe“
Unsichtbares Mahnmal
KZ Neue Bremm
Alter jüdischer Friedhof in Saarbrücken
Stumme Schreie
Spurensuche
Jakob und Levit
Denkwürdig
Das Fotoalbum
„Und käm das Kindlein heut zur Welt“
Wintermorgen am Staden
Und käm das Kindlein heut zur Welt
Die Adventsfeier
Schneefall
Das Weihnachtskonzert
Saarbrücker Christkindlmarkt
Die Nikolausverschwörung
Das reumütige Rentier oder das Wunder von Saarbrücken
Glöckchen und Kerzen
Seife in Aspik
Silvestergeburtstag oder Anton und das Fräulein von Hohenstein
Januarsonne
Aufwärmflug
Winterquartier
Winterkälte
Kappensitzung
Anhang
Quellenverzeichnis
Über Vera Hewener
Bücher von Vera Hewener
Saarbrücken, weiße Stadt bist du,
das Licht blinzelt dir zu, ich seh’
die Schifffahrten, den Schlossgarten,
wo immer du aufblühst, folg ich der Allee.
Wir beide lieben dieses Licht,
mal zärtlich und mal wild, mal schlicht.
Wir fahren auf der Saar,
der Himmel brennt,
die Luft weht transparent,
kein Sonnenstrahl uns trennt,
Saarbrücken und mich.
Der Wellengang verschiebt den Fluss der Saar,
und alles Glitzern leuchtet in den Rillen.
Der weiße Rauch steigt auf aus alten Villen
wie Festlichkeits-Standarten. Ein Schwanenpaar
im Anflug, die Schwimmhaut ihrer Füße zwar
gespreizt zum Wasserlauf, durchbricht mit Willen
die nasse Oberfläche, landet mit schrillen
und spitzen Tönen flügelschlagend, den Talar
aus Federn aufgeplustert dank des Schwingens.
Beim Schlingen ihrer Hälse im Wasserglanz
verlieben beide sich aufs Neu, so ganz
vergessen aller Augen, die rings umher
das Liebesritual bestaunen, gar sehr
beeindruckt von der Dauer dieses Ringens.
Die Autobahn am tiefen Fluss
inmitten dieser Stadt,
schlägt ihre Brücken ringsumher,
darunter dröhnt Motorenheer
aufheulend durch die Stadt.
Und hat der Tag das Licht erkannt,
glitzert der Fluss im Lauf.
Die Schwäne landen auf der Saar
und Stockenten, die Taubenschar
am Saarkran wohnt dichtauf.
Und kriecht die Kälte übern Markt,
Bürger und Gast verharren
in Kneipen, Gaststätten, Lokalen,
vertreiben Regen, Wetterqualen
und reden manchen Schmarren.
Und doch zieht mich die weiße Stadt
stets wieder in den Bann:
die Lebenslust, der Schwanentanz,
die unbeschwerte Eleganz
treiben das Lächeln an.
glüht,
verdunstet die Oberschicht
der Meere,
unaufhaltsam
bilden sich Wolken,
tiefblauschwarz.
Himmelspeitschen
treiben sie an,
verwirbeln sie
landeinwärts.
Windhosen kreisen,
reißen Festgefügtes
aus der Verankerung
städtischer Zeit.
Auf den Bänken ausgebreitet,
aufgegessen das Brot
des Mittags.
Über die Treppen
in die Saar gerollt,
Packpapier
der Stehlen.
Schokoladeneisbecher sterben
auf den Stämmen
wie Fliegen im Staub,
unter stockendem Verkehr
der Wilhelm-Heinrich-Brücke.
Unter Planen deutet
das Versicherungsgebäude
Stillstand an
wie die roten Augen
der Ampelübergänge.
Unten am Ufer
rascheln Linden
vergangene Melodien.
Aus der Saar
wächst der Wind,
der auf uns niederfällt.
Manchmal fallen wir hin,
versuchen aufzustehn
in der Schieflage,
die gerade Linie suchend.
Was aber bewegt den Sturm,
der alles niederreißt
in der Hitze des Gefechts?
Im Krieg der Meere
treiben Haifische
Schwärme vor sich her
wie Herbstlaub.
Oh, lächle mit den Blättern,
müder Herzschlag!
Die Stunden
sind gezählt.
Oberbürgermeisterin: „Die Weberin soll reinkommen.“
Frau Weber: „Guten Morgen, Frau Oberbürgermeisterin.“
Oberbürgermeisterin: „Guten Morgen Weberin. Sagen Sie mal, wieso ist denn der Krankenstand so hoch?“
Frau Weber: „Es ist Fastenzeit. Die einen Kollegen haben zuerst mit dem Arbeitsfasten angefangen, die anderen mit dem Autoimmunfasten.“
Oberbürgermeisterin: „Was ist denn das, Arbeitsfasten, Autoimmunfasten. Die Fastenzeit dient doch der inneren Reinigung.“
Frau Weber: „Die innere Reinigung folgt der äußeren Reinigung.“
Oberbürgermeisterin: „Äußere Reinigung, wie meinen Sie denn das?“
Frau Weber: „Die Belegschaft hat sich schmutzig gemacht.“
Oberbürgermeisterin: „Was heißt hier schmutzig gemacht. Sind die etwa alle in den Matsch gefallen?“
Frau Weber: „Nicht alle.“
Oberbürgermeisterin: „Was heißt, nicht alle. Weberin, lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen.“
Weberin: „Einige sind beim Angeln in den Matsch gefallen.“
Oberbürgermeisterin: „Beim Angeln?
Frau Weber: „Ja, beim Angeln. Das war so. Ich sollte doch das Heringsessen organisieren. Um zu sparen haben die Kollegen sich bereit erklärt, ehrenamtlich die Fische aus der Saar selbst zu angeln.“
Oberbürgermeisterin: „Was, die Heringe stammen aus der Saar? Wollten Sie mich vergiften? Haben Sie deshalb die Dienstreise nach Berlin organisiert.“
Frau Weber: „Vergiften? Die Saar wird doch ständig durch die ganzen Staustufen mit Sauerstoff angereichert, gewissermaßen renaturiert. Die Kläranlagen fließen nicht mehr direkt in die Saar, die haben wir doch extra in die Nebenflüsse umgeleitet.“
Oberbürgermeisterin: „Fische aus der Saar sind kein Genuss, Weberin, da wären Sie besser zur Meeresfischzuchtanlage nach Völklingen gefahren.“
Frau Weber: „Deshalb haben wir auch ein Probeessen veranstaltet.“
Oberbürgermeisterin: „Ein Probeessen. Weshalb weiß ich davon nichts.“
Frau Weber: „Mit solchen Kleinigkeiten müssen Sie sich nicht belasten. Sie sind nur für die großen Taten verantwortlich. Jedenfalls sind einige am Staden ausgerutscht und in den Böschungsmatsch gefallen. Dem folgte die äußere Reinigung.“
Oberbürgermeisterin: „Schön und gut. Was hat das mit dem Arbeitsfasten zu tun?“
Frau Weber: „Ja die angefallenen Überstunden des Angelns und der äußeren Reinigung sollten in der Fastenzeit abgehungert, also abgefastet werden, Arbeitsfasten für den Haushalt, sozusagen.“
Oberbürgermeisterin: „Sind Sie noch zu retten? Dafür ist gefälligst Urlaub zu nehmen.“
Frau Weber: „Für ehrenamtliche Tätigkeiten sehen die Richtlinien zur Förderung des Ehrenamtes aber eine Arbeitsfreistellung vor.“
Oberbürgermeisterin: „Wer in Gottes Namen ist auf die hirnverbrannte Idee gekommen, das Ehrenamt mit Arbeitsfreistellungen zu fördern?“
Frau Weber: „Sie, Frau Oberbürgermeisterin. Das Zugeständnis der letzten Landtagswahl.
Oberbürgermeisterin: „Seit wann erfüllen wir Wahlversprechen?“
Frau Weber: „Seit der Festanstellung der Feuerwehrleute.“
Oberbürgermeisterin: „Was hat denn das um Himmels willen mit dem Heringsessen zu tun?“
Frau Weber: „Ja also, nach dem nicht genügend Fische geangelt werden konnten, haben wir die in Sahne eingelegten Heringe aus dem Supermarkt gekauft.“
Oberbürgermeisterin: „Das darf doch alles nicht wahr sein. Wir haben also weder gespart noch umweltfreundlich gehaushaltet?“
Frau Weber: „Leider waren wir zu spät und konnten nur noch die kleinen Portionen kaufen.“
Oberbürgermeisterin: „Was, Sie haben hunderte Plastikverpackungen eingekauft?“
Frau Weber: „Es blieb uns nicht anderes übrig. Als die nachträglich verfeinerten Sahneheringe der Fertigpackungen serviert und von den Kollegen verspeist wurden, sind alle nacheinander krank geworden.“
Oberbürgermeisterin: „Krank geworden?“
Frau Weber: „Leider hat die Lebensmittelkontrolle nicht funktioniert. Die Zuliefererbetriebe konnten mangels Personals nicht alle kontrolliert werden. Der Regionalverband hätte sonst die Umlage erhöhen müssen.“
Oberbürgermeisterin: „Das darf doch alles nicht wahr sein.“
Frau Weber: „Die Sahne war verdorben. Unsere festangestellte Feuerwehr ist eingesprungen und hat die erkrankten Kollegen auf den Winterberg gebracht.“
Oberbürgermeisterin: „Dann sind wir also längere Zeit unterbesetzt. Und das alles nur wegen der Bräuche des christlichen Osterfestkreises. Und wie sollen wir das der Öffentlichkeit erklären?“
Frau Weber: „Als Arbeitnehmerfasten, sozusagen. Als Opfergabe der Landeshauptstadt. Bei so viel christlicher Nächstenliebe ist der Sohn Gottes wenigstens nicht umsonst gestorben.“
Fluss im Wind,
der Pegelstand, hochgeschaukelt,
wittert Warnungen.
Grillboote schwanken,
verlieren Saarbrücker Kohle,
Fische schnappen nach Frischluft.
Aufgereiht schwadronieren Wasservögel,
Spalier aus Federwolken,
im Schlamm badet die Autobahn.
Tags im Licht
die Schwellen der Ufer,
die Wellen der Fahrrinne.
Dauerregen flutet
den Fluss.
Die Saar im Rausch
des Landgangs
strömt kreuz und quer.
Die Autobahn ertrinkt
im Hochwasser
und der Verkehr.
Schwäne flüchten.
Fällt wildes Wasser über dich her,
fragst du dich, wogt so das Meer?
Treibst als Boot du auf einem See,
bläht deine Segel die nächste Bö.
Bist du nur Tropfen in einem Strom,
fließt in der Menge dein eignes Atom.
Trittst du im Regen in eine Pfütze,
fragst du dich, wozu der Wasserlass nütze.
Schwimmst du als Fischlein in einem Bach,
hält dich sein Lauf immerfort wach.
Ziehst du als Schwan eine Glitzerspur,
bilden die Kreise die Wasserstruktur.
Hörst du die Saar mit all ihren Stimmen,
lerne zu tauchen oder zu schwimmen.
Rege dich oder halte dich still:
du allein ahnst, was das Leben will.
Ich lese
in der Hand
des Mittags.
Am Winterberg
spiegelt die Sonne Rotorblätter
eines Helikopters im Tal.
In stiller Mission
wandeln Stadtgespenster
vom Schloss
über die Treppen
zum Fluss.
In den Fenstern
der Supermärkte
fällt Licht
aus dem Rahmen.
Der Kohlebrunnen
wurde abgeräumt.
Am Kaufhauseingang lagern
Irokesenglatzen
und Piercing Gemusterte,
Stiefel besohlt,
Kampfhund bewacht.
Rauchfahnen
stehen im Wind.
Uniformierte
ziehen Kreise. -
Passanten trauen
ihren Augen kaum:
Bettlerbanden
suchen das Weite.
Mittags im Licht,
die Wellen in den Hecken,
der Dunst auf den Bänken,
den Schatten der Alleen.
Städtisches Theater
unter blauem Himmel.
Der Beifall in den Reihen,
neubesetzt und federleicht,
plätschert dahin
wie das Wasser der Saar.
Oberbürgermeisterin: „Die Weberin soll reinkommen.“
Frau Weber: „Guten Morgen, Frau Oberbürgermeisterin.“
Oberbürgermeisterin: „Guten Morgen Weberin. Die Zeitung berichtet gar nichts über die Eröffnung des Saarspektakels. Nicht ein Bild von mir ist enthalten. Wie ist das möglich? Haben Sie vielleicht ein Kopfschmerzmittel dabei, Weberin?“
Frau Weber: „Geht es Ihnen nicht gut? Ist Ihnen die Schiffssause nicht bekommen?“
Oberbürgermeisterin: „Welche Schiffssause?“
Frau Weber: „Na. die von gestern.“
Oberbürgermeisterin: „Wie, von gestern? Gestern habe ich das Saarspektakel eröffnet. Da gab es doch keine Schiffssause.“
Frau Weber: „Das dachte ich mir schon, dass der Tag gestern sich nur zum Vergessen eignet.“
Oberbürgermeisterin: „Was war denn gestern?“
Frau Weber: „Sie haben es also wirklich vergessen! Kein Wunder, beim vierten Grog sind sie über Bord gegangen.“
Oberbürgermeisterin: „Wieso über Bord gegangen? Ich hab doch bloß das Grußwort gesprochen.“
Frau Weber: „Sinnbildlich stand Ihnen das Wasser bis zum Hals.“
Oberbürgermeisterin: „Weberin, reden Sie nicht in kryptischen Vergleichen. Ich erinnere mich, dass nach meinen wohl formulierten Grußworten die Bistalmöwen aufgetreten sind.“
Frau Weber: „Und dann der Regionalverbandsdirektor und als Ehrengast Oskar Lafontaine.“
Oberbürgermeisterin: „Weshalb hatten wir ihn eigentlich eingeladen?“
Frau Weber: „Die Linke wollte Ihren Antrag auf Bezuschussung des Projektes „Stadt am Fluss“ unterstützen.“
Oberbürgermeisterin: „Der Landeszuschuss wurde gar nicht genehmigt. Was hat Oskar von sich gegeben?“
Frau Weber: „Er sprach von der Physik des Wassers beim Bau einer unterirdischen Autobahn.“
Oberbürgermeisterin: „Oh je! Hat da überhaupt jemand zugehört?“
Frau Weber: „Eben nicht, die Bistalmöwen haben ihm sozusagen ins Wort gesungen.“
Oberbürgermeisterin: „Wie kommen die Sangesbrüder dazu, einen Ehrengast zu unterbrechen?“
Frau Weber: „Wir hatten ein Zeichen für ihren Einsatz vereinbart. Wenn Sie sich die Nase putzten, sollte der Chor ein Lied anstimmen. Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie über Nacht einen Schnupfen bekommen hatten.“
Oberbürgermeisterin: „Ach du liebe Zeit! Das wird Oskar mir nie verzeihen.“
Frau Weber: „Sie waren ununterbrochen am Niesen. Nachdem die Bistalmöwen die Rede ständig unterbrochen hatten, habe ich sie auf einen Grog auf das Saarlandschiff eingeladen, um die Situation zu entschärfen und Oskar versöhnlich zu stimmen.“
Oberbürgermeisterin: „Gut überlegt. Das war aber auch eine Schnapsidee, den Einsatz des Chores mit dem Niesen.“
Frau Weber: „Schnaps war dann ja auch das letzte Wort.“
Oberbürgermeisterin: „Wie meinen Sie das nun wieder?“
Frau Weber: „Sie kamen mit Lafontaine nach, die Presse im Gefolge. Der Chor fing wieder an zu singen. Als sie einen Grog nach dem anderen gekippt hatten, war die Versöhnung soweit fortgeschritten, dass Sie und Lafontaine kräftig mitsangen.“
Oberbürgermeisterin: „Oh Gott, Weberin, hat uns jemand zugehört?“
Frau Weber: „Nur die Gäste und die Presse.“
Oberbürgermeisterin: „Wie peinlich!“
Frau Weber: „Das wäre nicht so schlimm gewesen, wäre Ihnen nicht die Idee gekommen, ein Meistersingen zu veranstalten und mit Lafontaine um die Wette zu singen als die Meistersänger von Saarbrücken.“
Oberbürgermeisterin: „Das wird ja immer schöner. Was haben wir denn gesungen?“
Frau Weber: „Als Schnapsdrossel sind Sie übrigens unschlagbar. Sie haben gezwitschert wie ein Vögelein. (singt auf die Melodie La paloma) Kohlekraft in die Höh, bald schon wird sie vorbei sein, nur Erinn’rung an Stunden des Bebens bleibt noch im Land zurück. Lafontaine sang daraufhin: (singt auf die Melodie Seemann , lass das Träumen) Lotte, lass das Träumen, bald ist alles aus, Lotte andre Kreise stürmen dein Rathaus. Das gipfelte schließlich darin, dass sie zum Schluss, als Sie sich textlich angenähert hatten, gemeinsam sangen, (singt auf die Melodie Auf der Reeperbahn) Auf der Reeperbahn in Sankt Johann, ob ’ne Frau du bist oder ein Mann, amüsierst du dich, denn das findet sich auf der Reeperbahn in Sankt Johann. Wer noch niemals in lauschiger Nacht, nackt im Brunnen gebadet dort hat, ist ein armer Wicht, denn er kennt dich nicht, mein Saarbrücken, Saarbrücken bei Nacht. Danach sind Sie dann umgefallen und haben im Schnaps gebadet.“
Oberbürgermeisterin: „Das ist ja eine Katastrophe.“