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Entschuldigen Sie, ich habe verschlafen, gestern war ich lange aus" sagt er, als er zu mir zum Deutschunterricht kommt. Das dicke Französischwörterbuch legt er auf den Tisch und packt seine Sachen aus. Wir erweitern den Wortschatz. Zu jedem Begriff macht er von sich aus einen Beispielsatz. " Kann man sagen." Er ist sehr genau. Die Sprache zu lernen macht ihm Freude. "Ich möchte wissen, wie die Leute hier denken, ich verstehe sie nicht, viele sind so kalt" und er erzählt, wie es denn das gäbe, dass ihn hier eine Woche oder 14 Tage lang die Menschen anrufen würden, mit ihm reden würden, fragen würden wie es ihm ginge und dann plötzlich für Monate nichts von sich hören ließen, so als existierten sie nicht mehr.
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Seitenzahl: 43
Veröffentlichungsjahr: 2017
An meine Heimat Guinea
Dunkelhaft
In die Freiheit
Die Abreise
Begegnung im Kaffeehaus
Weißer Mann
Das Leben ein Kampf
Angst vor dem schwarzen Gesicht
Fulla Frau
Afrikanerin
Kinder dieser Welt
Weiße Frau
An meine Liebe
Märchen aus Guinea
Der Waise
Wer bin ich eigentlich?
An den Präsidenten
Schwarzer Mann
Gott
Geld
Winter ohne Unterkunft
Waldspaziergang
USA greif den IRAK nicht an!
Der Vogel und das Kind
Einsamkeit
Guinea, du hast mich geboren,
mir Glück und Zufriedenheit geschenkt,
Guinea, du hast mir Wohlstand gebracht.
Aber dann,
in nur einem Augenblick hast du mir alles genommen,
mich von meinen Lieben getrennt,
mir meine Freunde genommen,
Afrika, Afrika, Guinea Conakri, West-Afrika
Warum hast du mich den Weg ins Exil geschickt?
Warum hast du mich in die Einsamkeit entlassen?
Guinea, ich versuche dich zu vergessen, aber ich kann
es nicht,
Ich versuche dich aus meinen Gedanken zu jagen, aber
es gelingt mir nicht,
Ich versuche die Bilder in meinem Kopf auszutauschen, aber es geht nicht.
Ich denke an dich Tag und Nacht.
Ich hab dich lieb!
Guinea, meine Heimat,
bereite dich vor,
denn ich werde eines Tages zurückkehren!
Ich werde wieder die Erde meiner Heimat fühlen.
Ich werde die Luft meines Landes atmen.
Dann wirst du mir alles, was du mir genommen hast,
zurückgeben müssen.
Du wirst mich an die Seite meines Sohnes stellen müssen,
an das Herz meiner Mutter schmiegen,
und an den Tisch meiner Freunde setzen.
Und in eben diesem Augenblick
Werde ich glücklich sein,
dass wir vereint sind
und dass du frei bist, frei von jeglicher Diktatur.
Mich fröstelt, ich bin durstig. Es ist stockfinster.
Die Dunkelheit in dieser Zelle lässt mich den Tod fühlen.
Ewige Finsternis in blauschwarzer Nacht.
Unheimlicher Schatten des Grauens
Schwarz in der schwarzen Nacht.
Modernes afrikanisches Gefängnis,
Gefängnis des Militärregimes.
Ich fühle mich nicht mehr.
Bin ich noch lebendig in diesem Raum des Todes?
Wann ist Tag, wann ist Nacht?
Wie viele Tage und Nächte sind schon verstrichen?
Ich möchte wissen, ob ich lebe oder tot bin.
Vielleicht lebe ich noch,
denn mein Magen fordert sein Recht ein.
Ja, ich fühle es, ich lebe, denn ich habe Durst, Durst,
unendlichen Durst
nach Wasser, Wasser, Wasser.
Mit ausgetrockneter Kehle
Schreie ich nach Wasser: „ Wasser! Wasser!“
Und nochmals „Wasser!“
Es antwortet niemand.
Ob mich jemand gehört hat?
Ob mir jemand Wasser bringt,
einfach nur aus Liebe zum Himmel?
Ich habe Durst, Durst, großen Durst.
Ich will noch nicht sterben!
„Halt den Mund Verräter sonst bist du tot!“
Höre ich eine Stimme von außen.
Und ich bin froh,
denn nun weiß ich, dass ich nicht tot bin.
Ich verschließe mich, wie ein Korken eine Flasche,
während ich die Stimme höre.
Dunkelheit, dunkle Nacht!
Ich versuche mich einzufügen,
aber mein Verstand tut nicht mit.
Ich versuche zu tasten und zu fühlen,
die Geräusche aufzunehmen,
die Bewegungen zu spüren.
Finsternis, schwarze, endlose, dunkle Nacht.
Wie kann ich sie überstehen?
Mit all meiner inneren Kraft sage ich mir:
„Du musst leben. Leben, nicht sterben!“
Ja, ich muss leben. Mein Kind braucht mich.
Ich bitte um Gottes Hilfe.
„Hilf mir, mein Gott, befreie mich!
Hilf mir aus diesem schwarzen Loch.
Hilf mir, guter Gott.
Mein Baby braucht mich, ich muss leben!“
Meine Freunde brauchen mich,
der Einsatz für Menschlichkeit braucht mich.
Guter Gott, hilf mir!
Ich sehne mich nach dem Licht eines Tages,
dem Licht der Sonne, des Mondes,
und nach den flüsternden Winden.
Ich muss sie wiederfinden,
die unberührte, schöne Natur.
Meine Gedanken schweifen zum Meer,
zu den Bergen, in die Savanne.
Ich rufe: „Freiheit, Freiheit, Freiheit!
Es lebe das Leben, das Leben ist schön!“
Dann horche ich aufmerksam in die Nacht.
Unzählige Geräusche.
Ich fühle die Füße der Mäuse, die über mich laufen,
da ich fange eine und sauge ihr Blut aus.
Ja, leben.
Ich bin zu allem bereit um zu leben.
Mein kleiner Sohn ruft mich:
„Papa, du musst leben, Papa, ich brauche dich!“
Und meine Mutter, die Frau, die ich mehr als alles auf
der Welt liebe,
flüstert mir zu: „Du musst leben mein Sohn!“
Auf einmal, wie ein Wunder:
Tak-tak-tak
Aus der Wand der schwarzen Zelle.
Auch ich klopfe an die Wand,
tak-tak-tak
tak-tak-tak
kommt zurück.
Ab nun täglich
Tak-tak-tak….tak-tak-tak
Ich bin froh, dass ich in der Finsternis nicht allein bin.
Wer ist der andere?
Sein Klopfen ist verstummt.
Wie viele Tage bin ich schon hier?
Eine Woche? Vielleicht zwei?
Sicherlich zwei.
Zwischen Leben und Tod.
Siehe da, plötzlich wie ein Wunder:
Heller Tag blendet meine Augen.
„Komm mit, Verräter!“
sagt einer.
Später sind es vier.
Ich kann mich kaum bewegen.
Ich bin wie gelähmt,
geblendet vom Sonnenlicht,
ausgehungert, schwach,
ausgetrocknet, verdurstet,
„Wasser, Wasser, Wasser“
das Einzige, was ich hervorbringe.
Einer fragt: „Wasser? Du kannst es gleich haben!
Geht, haltet ihn fest, fesselt ihn!“
Sie fassen mich an Armen und Beinen
Und werfen mich augenblicklich in eine Wanne
schmutzigen Wassers.
Für mich ist es Wasser aus dem Paradies.
Ich saufe wie ein Loch und bade