Info Guide Thema Mikrofinanzierung - Heinz Duthel - E-Book

Info Guide Thema Mikrofinanzierung E-Book

Heinz Duthel

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Beschreibung

Der Begriff Mikrofinanz umfasst ein weiteres Feld als der nur auf die Kredit-Seite beschränkte Mikrokredit-Begriff, unter anderem eben auch Spar-, Versicherungs- und Geldtransferleistungen, die den viel zitierten „Ärmsten der Armen“ sonst verschlossen wären. Dieses Bevölkerungssegment wird in letzter Zeit in Managementliteratur und Praxis verstärkt im Rahmen des so genannten Base of the Pyramid-Konzept thematisiert, welches Geschäftsmodelle zur erfolgreichen Einbindung bisher weitgehend vernachlässigter Bevölkerungsschichten in unternehmerische Wertschöpfungsketten diskutiert und in dem Mikrofinanz-Konzepte häufig eine zentrale Stellung einnehmen. Mikrofinanzierung für Unternehmen & Selbständige! Existenzgründer & Unternehmen Ohne Schufaprüfung und Formulare Mikrofinanz Mikrokredit Micro savings Mikroversicherung Hernando de Soto (Ökonom) Eigentum Tom Bethell Gunnar Heinsohn Einkommen Kreditsicherung Entwicklungsland Finanzmarkt Bank Armut Gleichstellung Gewerbe Lebensstandard Bank Rakyat Indonesia Grameen Bank ACCION International Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GLS Gemeinschaftsbank Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Deutscher Nachhaltigkeitspreis Internationale Finanz-Corporation Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband Kreditinstitut Anthroposophie Ökobank Freie Schule Erneuerbare Energie Unternehmensleitbild Kernenergie Embryologie Grüne Gentechnik Markttransparenz Stop Climate Change Mikrokreditfonds Deutschland Internet Soziales Netzwerk (Internet) Blog App Mobile-Banking Twitter Facebook YouTube Google+ Flickr Kunde Genossenschaftsbank Mitarbeiter Bilanzsumme Geschäftsvolumen Eigenkapital Forderung Financial Times Börse Online Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management Rat für Nachhaltige Entwicklung New Economy Dm-drogerie markt Götz Werner Millionär Leihgemeinschaft Institute for Social Banking KfW Liste der Banken in Deutschland Anstalt des öffentlichen Rechts Bundesministerium der Finanzen Ulrich Schröder Marshallplan Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Oikocredit PlaNet Finance Opportunity International ProCredit Holding ShoreBank Sparkassenstiftung für internationale Kooperation Mikrofinanzfonds Selbsthilfegruppe Deutsches Mikrofinanz-Institut Volksbank Eisenberg Überschuldung Ethisches Investment Kinderarbeit Kernkraftwerk

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Info Guide

Thema Mikrofinanzierung

Alles rund um´s Thema Mikrofinanzierung - worum geht´s? - Begrifflichkeit Mikrofinanz und Mikrokredit.

Der Begriff Mikrofinanz umfasst ein weiteres Feld als der nur auf die Kredit-Seite beschränkte Mikrokredit-Begriff, unter anderem eben auch Spar-, Versicherungs- und Geldtransferleistungen, die den viel zitierten „Ärmsten der Armen“ sonst verschlossen wären. Dieses Bevölkerungssegment wird in letzter Zeit in Managementliteratur und Praxis verstärkt im Rahmen des so genannten Base of the Pyramid-Konzept thematisiert, welches Geschäftsmodelle zur erfolgreichen Einbindung bisher weitgehend vernachlässigter Bevölkerungsschichten in unternehmerische Wertschöpfungsketten diskutiert und in dem Mikrofinanz-Konzepte häufig eine zentrale Stellung einnehmen.

Heinz Duthel

www.bod.de

Zweite und Revisierte Auflage 2015

Mikrofinanz

Mikrokredit

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Mikroversicherung

Hernando de Soto (Ökonom)

Eigentum

Tom Bethell

Gunnar Heinsohn

Einkommen

Kreditsicherung

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Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

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Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband

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Soziales Netzwerk (Internet)

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Dm-drogerie markt

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Leihgemeinschaft

Institute for Social Banking

KfW

Liste der Banken in Deutschland

Anstalt des öffentlichen Rechts

Bundesministerium der Finanzen

Ulrich Schröder

Marshallplan

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht

Oikocredit

PlaNet Finance

Opportunity International

ProCredit Holding

ShoreBank

Sparkassenstiftung für internationale Kooperation

Mikrofinanzfonds

Selbsthilfegruppe

Deutsches Mikrofinanz-Institut

Volksbank Eisenberg

Überschuldung

Ethisches Investment

Kinderarbeit

Kernkraftwerk

Als Mikrofinanz-Institutionen (engl. microfinance institutions) werden Organisationen bezeichnet, die finanzielle Basisdienstleistungen wie Kredite, Sparbücher oder Versicherungen auch Kunden zur Verfügung stellen, die von herkömmlichen Banken aus verschiedenen Gründen nicht bedient werden. Mikrofinanz ist daher ein wichtiges Instrument der Entwicklungspolitik.

Methoden und Dienstleistungen der Mikrofinanz

Wichtige Dienstleistungen von Mikrofinanz-Institutionen sind

Mikrokredite (engl. micro credit/micro lending)

Sparbücher (engl. micro savings)

Mikroversicherungen (engl. micro insurance)

Finanztransfers und Überweisungen

Mikropensionen

Mikrofinanz und Mikrokredit

Der Begriff Mikrofinanz umfasst ein weiteres Feld als der nur auf die Kredit-Seite beschränkte Mikrokredit-Begriff, unter anderem eben auch Spar-, Versicherungs- und Geldtransferleistungen, die den viel zitierten „Ärmsten der Armen“ sonst verschlossen wären. Dieses Bevölkerungssegment wird in letzter Zeit in Managementliteratur und Praxis verstärkt im Rahmen des so genannten Base of the Pyramid-Konzept thematisiert, welches Geschäftsmodelle zur erfolgreichen Einbindung bisher weitgehend vernachlässigter Bevölkerungsschichten in unternehmerische Wertschöpfungsketten diskutiert und in dem Mikrofinanz-Konzepte häufig eine zentrale Stellung einnehmen.

Oft haben diese Menschen lediglich ihre Arbeitskraft und viele Ideen, jedoch zu wenig Geld und unternehmerisches Know-how, um diese Ideen umzusetzen. Weil diese Menschen meist keinerlei Vermögenssicherheiten bieten können, erhalten sie von herkömmlichen Banken keine Kredite. Mikrofinanzinstitute versuchen nun diese Lücke zu füllen, indem sie Kredite vergeben, welche sie auf andere Weise absichern. Ein häufiger Ansatz ist die Bildung von Genossenschaften. Die Kreditnehmerinnen (es sind oft Frauen) bilden eine Genossenschaft, in welcher sich die Frauen gegenseitig bei der Produktion, sowie der Kreditrückzahlung unterstützen. Das starke soziale Gefüge in vielen Entwicklungsländern führt dazu, dass jede der Frauen den Kredit zurückzahlen will, weil sie sonst im Dorf „das Gesicht verlieren würde“. Daneben werden die Kreditnehmer von den Mikrokreditinstituten beraten und unterstützt. Die Kreditzinsen sind für westliche Verhältnisse hoch, jedoch deutlich tiefer als dies bei jenen Geldhändlern (Wucherern) der Fall wäre, bei welchen sich die Frauen alternativ mit Krediten eindecken könnten. Mit diesen Absicherungen haben es viele Mikrokreditinstitute geschafft, hohe Rückzahlungsquoten von bis zu 98 % zu erreichen, mehr als in herkömmlichen Banken.

Neben Krediten vergeben Mikrofinanzdienstleister noch weitere Finanzdienstleistungen, wie beispielsweise Versicherungen oder Sparmöglichkeiten. Da herkömmliche Banken nicht zugänglich sind, ist das meiste Vermögen der Menschen in den Entwicklungsländern nicht flüssig auf einer Bank und kann somit weder Zins tragen, noch als Kredit bezogen und produktiv investiert werden. Das Vermögen hängt beispielsweise um den Hals der Großmutter in Form einer Goldkette. Mikrofinanz bietet diesen Leuten Gelegenheit ihr Geld zu sparen, womit andere Kreditnehmer wiederum Kredite aufnehmen können. Da die Landwirtschaft in vielen Entwicklungsländern ein bedeutender Wirtschaftszweig ist, sind auch Versicherungen, etwa gegen Preisschwankungen bei der Ernte interessant. Solche Produkte sind aber erst im Entstehen begriffen.

Interessant am Mikrofinanzansatz ist, dass Entwicklung mit marktwirtschaftlichen Mitteln erzielt werden soll. Er geht von der Annahme aus, dass beide Parteien von Handelsbeziehungen profitieren, wenn diese Handelsbeziehungen fair sind. Mikrofinanz versucht nun ebendiese Bedingungen zu erfüllen, um anschließend über die Vergabe von Finanzdienstleistungen eine win-win Situation zu erreichen.

Der Mikrofinanz-Ansatz lässt sich gegenüber einem ähnlichen Ansatz abgrenzen, der ebenfalls zum Ziel hat, die Ärmsten der Armen kreditwürdig und damit zu potentiellen Unternehmern zu machen. Dieser Ansatz wurde vor allem von Hernando de Soto (Ökonom) mit seinem Buch „The Mystery of Capital“ populär gemacht. Der Mikrofinanz-Ansatz versucht, soziale Beziehungen als Kreditsicherheit zu nutzen, die die Kreditnehmer zur pünktlichen Rückzahlung motiviert. De Soto dagegen empfiehlt aus einer ähnlich marktwirtschaftlich orientierten Grundhaltung heraus, die „Ärmsten der Armen“ dadurch mit Kreditsicherheiten auszustatten, dass ihre bereits vorhandenen informellen Besitzrechte an Grund und Boden (den er „totes Kapital“ nennt), in formalisierte und im Rahmen einer privatrechtlichen Ordnung justiziable Eigentumsrechte zu verwandeln . Sie erhalten dadurch die Möglichkeit, etwa über Hypothekenkredite am formalisierten Kreditmarkt teilzunehmen und eine selbständige Tätigkeit aufzunehmen . Ähnliche Theorien eines Zusammenhangs zwischen formalisierten Eigentumsrechten als Kreditsicherungsinstrument und gesellschaftlicher Entwicklung werden auch von Tom Bethell sowie von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger vertreten.

Abgrenzung zu anderen Finanzdienstleistern

Menschen, die über kein regelmäßiges Einkommen oder keine Kredit-Sicherheiten verfügen, sind oftmals, nicht nur in Entwicklungsländern, vom formellen Finanzmarkt ausgeschlossen. Als einzige Alternative zum klassischen Banksystem gibt es vielerorts nur private Geldverleiher mit oft hohen Zinsen. Diese bieten aber nur Kredite. Die Möglichkeit, sich gegen Krankheit zu versichern oder Geld aus eigener Kraft anzusparen, gab es bis zum Aufkommen von Mikrofinanz-Systemen nicht. Auch heute noch legen viele Mikrofinanz-Institutionen ihren Schwerpunkt auf das Geschäftsfeld Mikrokredite.

Als Kunden für klassische Geschäftsbanken kommt die Zielgruppe aus verschiedenen Gründen nicht in Frage: Sie verfügen meist über kein regelmäßiges Einkommen in entsprechender Höhe, das oft für eine Kontoeröffnung (Sparbuch) vorausgesetzt wird, über keine Sicherheiten für Kredite, und im Regelfall der Entwicklungsländer auch nicht über zur Kontoeröffnung notwendige Ausweisdokumente (Pass, Personalausweis). Mikrofinanz-Institutionen arbeiten hier anders. Der oben erwähnte de Soto empfiehlt dagegen neben der Umwandlung des informellen Besitzes in formalisierte, justiziable Eigentumsrechte auch den Einbezug der Ärmsten in ein funktionierendes Passwesen, sodass sie auch Zugang zum regulären Kreditmarkt erhalten.

Als weiterer funktionierender Anbieter von „Finanzdienstleistungen“ fungiert in Gesellschaften mit engem sozialem Zusammenhalt die Großfamilie. Hier dient das soziale Netz als Sicherheit (was sich auch Mikrofinanz-Anbieter oft zu Nutze machen), gleichzeitig werden z.B. aber durch Kreditvergabe auch soziale Abhängigkeiten geschaffen oder zementiert.

Mikrofinanz und Entwicklungspolitik

Mikrofinanz wird oft unter dem Aspekt der Armutsbekämpfung und der Gleichstellung von Frauen diskutiert. Grundsätzlich wenden sich Mikrofinanz-Programme oder -Institutionen an den ökonomisch aktiven Teil der Bevölkerung. Das sind oft (aber nicht immer) Frauen und wirtschaftlich besonders aktive Menschen, die durch den Zugang zu Finanzdienstleistungen ihre Gewerbe und damit ihren Lebensstandard verbessern wollen.

Pionier-Mikrofinanz-Institutionen

Bekannte Mikrofinanz-Institute, die schon sehr lange auf dem Markt sind, sind die Grameen Bank in Bangladesch, die Banco Sol in Bolivien und die Bank Rakyat Indonesia (BRI) in Indonesien. Im Bereich Mikrofinanz tätige Entwicklungszusammenarbeit EZ-Organisationen und Finanzdienstleister

Absolute Portfolio Management GmbH (Österreich)

ACCION International (USA)

BANK IM BISTUM ESSEN eG (Deutschland)

Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

European Fund for Southeast Europe (Luxemburg/Deutschland)

GLS Bank durch den Mikrokreditfonds Deutschland (Deutschland)

Horus Banque et Finance (Frankreich)

Gründungsmanager GmbH (Deutschland)

Invest in Visions GmbH (Deutschland)

Kapitalinstitut Deutschland (Deutschland)

KfW-Entwicklungsbank (Deutschland)

Mercy Corps (USA)

Mikrokredit-NRW (Deutschland)

Oikocredit (internationale Genossenschaft, u.a. in Deutschland, Zentrale in den Niederlanden)

PlaNet Finance (Frankreich, Deutschland)

Opportunity International (weltweites Netzwerk, u.a. Deutschland)

pst mikrofinanz GmbH (Deutschland)

ProCredit Holding (Deutschland)

ResponsAbility (Schweiz)

ShoreBank Corp. (USA) (bis zur Schließung 2010)

smart Mikrokredit GmbH (Deutschland)

Sparkassenstiftung für internationale Kooperation

Urban Partnership Bank (USA) (Übernahme von Teilen des Kundengeschäfts der ShoreBank)

VS Finance (Deutschland)

Wokai (China)

Women’s World Banking (USA)

Vision Fund (USA)

Mikrofinanz in der Finanzindustrie

Neben den sogenannten NGOs entdecken mittlerweile auch Großbanken und die Finanzindustrie das Renditepotential der Mikrofinanz. Dazu zählen die Deutsche Bank, ABN-AMRO-Bank, Credit Suisse und die Citibank. Den Kunden werden Mikrofinanzfonds angeboten. Die Deutsche Bank bot z.B. 2008 Anlegern Fonds mit Krediten für Arme mit Renditen von bis zu 9,5 %. Laut FAZ spielt vor allem die Kombination aus „sozialem Engagement“, hoher Rendite und „erstaunlich geringe Ausfallraten“ eine tragende Rolle für diese Interventionen. So übersteige „die Rendite … zumeist die von Geldmarktfonds“. (FAZ, 11. Januar 2008)

Nachdem Compartamos, ein mexikanisches Unternehmen, das als gemeinnützige Organisation begonnen hatte, 2007 durch einen Börsengang 458 Millionen Dollar erzielt hatte, ist dieser Markt von Investoren weltweit als profitables Geschäftsfeld entdeckt worden. Da niemand eine Trennungslinie gezogen hat, wo Entwicklungshilfe aufhört und Ausbeutung anfängt, ist die Gefahr gegeben, dass Mikrofinanzierung an seinem eigenen wirtschaftlichen Erfolg scheitern wird.

Sicherheitssysteme

Selbsthilfegruppen als Schuldeneintreiber

Aus der NGO-Praxis heraus, bei der eine Selbsthilfegruppen sich gemeinsam um die wirtschaftliche Notsituation sorgt, unterstützen und beraten, entwickelten sich kommerzielle Kreditinstitute, wandeln sich diese Selbsthilfegruppen vor dem Hintergrund zunehmender Kommerzialisierung durch Bankenkonzerne als Zwangssystem für ihre Minikredit-Kunden zum Eintreiben der Schulden nutzen. Für den Ausfall der Zahlung wird hier die Selbsthilfegruppe als Schuldner herangezogen. Aus einer solidarischen Selbstorganisation entwickelte sich so ein informelles Zwangssystem, das auch vor Terror und Gewalt gegen die Kreditnehmer nicht zurückschreckt. Berichte aus Indien schildern hier von dramatischen Selbstmorden. Die Folge sind unter anderem auch die von der FAZ festgestellten „erstaunlich geringe[n] Ausfallraten.“

Sonderfall: Mikrofinanz in Ländern der 1. Welt

Auch in Ländern Europas und Nordamerikas gibt und gab es Menschen, die von Bankdienstleistungen weitgehend ausgeschlossen sind. In Großbritannien haben sich die klassischen Geschäftsbanken aus unrentablen Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit weitgehend zurückgezogen. Savings and loans societies ähnlich den deutschen Genossenschaftsbanken sind hier oft die einzigen, die dieser Klientel Sparkonten auch für kleinste Beträge, Kredite mit gesetzlich geregelten Zinssätzen und Bankkarten zur Verfügung stellen.

In Deutschland baut die Bundesregierung derzeit das Mikrofinanzangebot aus. Hierfür hat sie Anfang 2010 denMikrokreditfonds Deutschland eingerichtet, auf dessen Basis die GLS Bank Kredite an Kleinstunternehmen und Gründungen vergibt, in Kooperation mit dem Deutschen Mikrofinanz-Institut. Die Ethikbank bietet für Menschen in der Schuldenfalle unter bestimmten Voraussetzungen ein Online-Girokonto auf Guthabenbasis an.

Historisch waren die Raiffeisen und Genossenschaftsbanken sowie die Bausparkassen im deutschsprachigen Raum entscheidend für den Zugang von Benachteiligten und Armen zu erschwinglichen Krediten und Finanzinstrumenten.

Basic facts about microfinance - UNCDF

Deutschsprachiges Informationsportal zu Themen der Mikrofinanz (Aktuelle News, Entwicklungen, Wissenschaftliche Beiträge) - MikrofinanzWiki

Mikrokredit

Mikrokredite sind Kleinstkredite von einem Euro bis zu einigen tausend Euro an Kleingewerbetreibende überwiegend in Entwicklungsländern. Sie sind neben Mikroversicherungen und micro savings eine wesentliche Mikrofinanz-Dienstleistung. Die Kredite werden in der Regel von spezialisierten Finanzdienstleistern und nichtstaatlichen Organisationen meist zur Förderung der Entwicklung vergeben.

Geschichte

Mikrokredite sind ein Instrument der Entwicklungspolitik und werden häufig auch als erfolgreiche Beispiele im Rahmen des Management-Konzepts „Base of the Pyramid“ angeführt. Sie sind jedoch keine neue Erfindung. Schon das vor 150 Jahren von Friedrich Wilhelm Raiffeisen entwickelte Genossenschaftsmodell basiert auf dem Selbsthilfe- und Solidaritätsprinzip, nach dem heute viele Microlender in den Entwicklungsländern arbeiten. Schon 1976 gab es in Bangladesch ein derartiges Programm, das von Muhammad Yunus initiiert wurde, und aus dem 1983 die Grameen Bank hervorging. Im Jahr 2006 erhielten Yunus und die Grameen Bank für diese Bemühungen um die „wirtschaftliche und soziale Entwicklung von unten“ den Friedensnobelpreis.

Nach Europa kehrte diese Idee Anfang der 1990er-Jahre zurück, als sich für die ständig steigende Zahl der Existenzgründer aus der Arbeitslosigkeit eine zunehmende Finanzierungslücke zeigte. In den Niederlanden entstand das Modell Tante Agathe zur Aktivierung von Privatkapital für Existenzgründer. In Frankreich wurde 1989 die gemeinnützige Adie gegründet, die inzwischen (März 2007) rund 100 Zweigstellen hat und jährlich über 10 000 Mikrokredite an Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger vergibt. In Deutschland hat die Bundesregierung Anfang 2010 die GLS Gemeinschaftsbank mit dem Aufbau des Mikrokreditfonds Deutschland beauftragt.

1995 gründete die Weltbank die Consultative Group to Assist the Poor (CGAP, „Beratungsgruppe für die Unterstützung der Armen“) mit dem Ziel, 200 Millionen US-Dollar für die Vergabe von Mikrokrediten zu mobilisieren. Ein erster Höhepunkt der Entwicklung war der Microcredit Summit im Jahr 1997.

Die Vereinten Nationen sehen in der Mikrofinanzierung ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Millenniumsziele zur Reduktion von Armut. Das Jahr 2005 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Mikrokredite ausgerufen.

Seit 2006 gibt es über das gemeinnützige Unternehmen Kiva im Internet die Möglichkeit, Mikrokredite direkt an einen selbst ausgesuchten Kreditnehmer in einem Entwicklungsland zu vergeben. Auch andere Organisationen bieten mittlerweile diese Möglichkeit an.

Umfang

Weltweit wird die Zahl der Microlender auf über 70.000 geschätzt. Zwei Organisationen, die sich schwerpunktmäßig im Bereich Mikrokredit engagieren, sind das Deutsche Mikrofinanz-Institut und FINCA International (USA). Der Markt für Mikrokredite hat bis April 2010 ein Volumen von 60 Mrd. US-Dollar erreicht. . Zuletzt erschlossen vermehrt private, verstärkt kommerziell orientierte Anbieter wie Smava das Feld. Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte ist die Zahl der Kunden um den Faktor zwanzig auf rund 200 Millionen im Jahr 2011 gestiegen. ref: Le Monde Diplomatique, Sept. 2013

Arbeitsweise

Die Rückzahlungen sollen in einer sozial akzeptablen Weise ermöglicht werden, dafür gibt es spezielle Kredittechnologien:

Es wird ein Folgekredit in Aussicht gestellt.

Gruppenbildung: Fünf bis sechs Kreditnehmer erhalten abwechselnd einen Kredit und bürgen füreinander.

Kundenkontakt: Die Mikrobank prüft das Geschäftsmodell des Kreditnehmers gründlich und passt die Rückzahlungsintervalle und -raten dem Geldfluss des Unternehmens an (wöchentliche oder monatliche Rückzahlung).

Fokussierung auf Frauen: Viele Mikrofinanzorganisationen vergeben Kredite nur an Frauen, da diese als kreditwürdiger und verlässlicher empfunden werden.

Zinshöhe

Der effektive Jahreszins für Mikrokredite liegt deutlich über dem klassischer Kredite, häufig über 20 % p. a. Dies wird begründet mit den höheren Kosten und der notwendigen intensiven Beratung, die Mikrokredite verursachen. Eine Studie der Asiatischen Entwicklungsbank bezeichnet Zinsen zwischen 30 und 70 % p. a. als üblich. Allerdings sind die Kreditbedingungen und Zinsen von entwicklungspolitischen Microlendern meist erheblich günstiger und kalkulierbarer als diejenigen herkömmlicher Geldverleiher.

Eine der Initiatorinnen der Mikrokredite, die Grameen Bank, ist dazu übergegangen, drei Arten von Krediten zu vergeben: Unternehmens-Darlehen zu einem Zinssatz von 20 %, Baudarlehen zu 8 % Zinsen und Bildungskredite für die Hochschulausbildung der Kinder von Grameen-Familien (Zinssatz: 5 Prozent). Zinsen sind in vielen Mikrokredit-Programmen einfache Zinsen (Restwertabschreibung) und keine Zinseszinsen.

Rückzahlungsquote

Durch Einhaltung der oben genannten Regeln - Gruppenbildung, Kundenkontakt und Fokussierung auf Frauen - sowie wachsende Professionalisierung erzielen viele Microlender oft Rückzahlungsquoten von 95 bis 100 Prozent. Allerdings bezieht sich die Rückzahlungsquote bei der Grameen-Bank nur auf Erstkredite. Nach Angaben des bangladeschischen Wirtschaftswissenschaftlers Anu Muhammad beträgt die Rückzahlungsquote für Mikrokredite in Bangladesh trotz des Gruppenzwangs nur 65 %. Die hohen Rückzahlungsquoten kämen durch Umschuldungen zustande.

Refinanzierung und Subventionierung

Die Geldmittel für Mikrokredite stammen von den internationalen Banken, aus Zuschüssen und gering verzinsten Krediten im Rahmen der staatlichen Entwicklungshilfe, aus ethischen Geldanlagen, aus privaten Spenden und aus Spareinlagen der lokalen Bevölkerung (dann handelt es sich um echte Microlender). Banken verbriefen Forderungen aus Mikrokrediten in Form von Wertpapieren, die auf den Kapitalmärkten platziert werden. Beispielsweise haben die Citibank und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau 2006 Forderungen der Nichtregierungsorganisation BRAC aus Bangladesch verbrieft. Diese Verbriefung hat ein Gesamtvolumen von 150 Millionen Euro.

1983 war die Grameen-Bank noch vollständig fremdfinanziert und ist heute immer noch abhängig von Entwicklungshilfe. Eine staatliche Subventionierung von Mikrofinanzdienstleistern ist mittlerweile auch in anderen Ländern üblich geworden. Doch sind umgekehrt viele Nichtregierungsorganisationen (NROs) in Bangladesh dazu übergegangen, sich statt Spenden durch die Zinsen aus der Vergabe von Mikrokrediten zu finanzieren. Diese Mikrokredit-NROs sind so groß geworden, dass man sie als einen weiteren neben dem traditionellen Finanzmarkt betrachten muss.

Internationale Kapitalgeber für Mikrokredite sind z. B.:

Die Weltbank-Tochter International Finance Corporation (IFC)

European Bank for Reconstruction and Development (EBRD)

Soros Economic Development Fund (SEDF)

die KfW Bankengruppe

die BANK IM BISTUM ESSEN eG, die als katholische Genossenschaftsbank weltweit direkt in Microlender investiert

Opportunity International Deutschland - eine gemeinnützige Stiftung, die ihre Spendengelder zum Aufbau von Microlendern in Entwicklungsländern verwendet

Die ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit vergibt 80 % ihrer Kredite an Mikrofinanzeinrichtungen; Privatanleger können sich über den Kauf von Genossenschaftsanteilen beteiligen.

Der Invest in Vision Microfinance Funds, ein in Deutschland aufgelegter Mikrofinanzfonds, der Kapital verleiht an Microlender in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Der European Fund for Southeast Europe (EFSE) ist der weltweit größte Mikrofinanzfonds und basiert auf einer Public Private Partnership. Investoren sind u.a. die Europäische Kommission, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die Kreditanstalt für Wiederaufbau und Sal. Oppenheim.

responsAbility Global Microfinance Fund ist ein in Luxemburg aufgelegter, Privatanlegern zugänglicher Fonds von einem Verbund vorwiegend Schweizer Banken: Credit Suisse Group, Raiffeisenbanken, Baumann & Cie, Alternative Bank Schweiz, Swiss-Re, Andromeda Fund (Niederlande).

Vision Microfinance ist ein in Luxemburg aufgelegter Mikrofinanz-Fonds, wird verwaltet von Absolute Portfolio Management in Wien und enthält überwiegend festverzinsliche Anlagen, meist in der Form von Darlehen an Microlender.

die ProCredit Holding AG (früher IMI AG) refinanziert die ProCredit Gruppe; Privatanleger können sich durch Erwerb einer Inhaber-Teilschuldverschreibung beteiligen; auch die KfW Bankengruppe ist an der ProCredit Holding AG beteiligt.

Mikrokreditfonds Deutschland

Armutsbekämpfung

Arme Kleingewerbetreibende haben in der Regel keinen Zugang zu üblichen Bankkrediten, da sie keine dinglichen Sicherheiten stellen können und der Aufwand pro Kredit klassischen Banken zu hoch erscheint. Infolgedessen bleiben sie oft im informellen Sektor und abhängig von Kreditvermittlern oder gar „Kredithaien“ mit in der Regel höheren Zinssätzen.

Durch Mikrokredite wird die wirtschaftliche Tätigkeit der Kunden erhöht und damit mittelbar auch der Lebensstandard, ablesbar an Marktzugang, organisierter Arbeit, Ansehen und Erhöhung betriebswirtschaftlicher Kompetenz. Wundermittel sind Mikrokredite hingegen nicht, weil sie einen gewissen Grad an Selbständigkeit voraussetzen und damit die Ärmsten der Armen meist nicht erreichen können.

Auch sind Mikrokredite nur ein erster Schritt. In den meisten Fällen sind Mikrokredit-Kunden auch nach Jahren nicht in der Lage, reguläre Sparkonten bei Geschäftsbanken zu eröffnen und so das durch Mikrokredite wirtschaftlich Erreichte zu sichern. Institutionen, die im Sinne eines umfassenderen Mikrofinanz-Ansatzes auch Sparmöglichkeiten (micro savings) und andere Finanzdienstleistungen bieten, gehen hier einen Schritt weiter.

Zunehmend wird das Konzept der Mikrokredite auch auf Industrieländer übertragen. So schlug Hillary Clinton beim Microcredit Summit 1997 vor, Mikrokredite auch zur Armutsbekämpfung in den Slums US-amerikanischer Großstädte einzusetzen.

Kritik

Die Ärmsten der Armen kämen als Kreditnehmer nicht mehr in Frage, da es ihnen an Möglichkeiten mangele, Einkommen zu erzielen und Kredite zurückzuzahlen. Die Fokussierung auf die reine Kreditvergabe ohne Ergänzung einer Spar-Möglichkeit führe häufig auch zu einer Schuldenfalle, aus der gerade die weibliche Hauptzielgruppe nur schwer herauskomme. Überdies verändere die Vergabe von Mikrokrediten nicht die wirtschaftlichen Makrostrukturen und fördere auch keine transformativen Rahmenbedingungen.

Im Herbst 2010 nahmen sich im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh innerhalb von zwei Monaten mindestens 54 Mikrokreditnehmer das Leben. In diesem Zusammenhang wurde berichtet, dass der Mikrokredit-Sektor dort mehr und mehr den Kredithaien gleiche, von denen er die Armen einst erlösen wollte.

Mohamed Yunus selbst, der Gründer der Grameen Bank, befürchtet eine zunehmende Verarmung und Verschuldung von Kreditnehmern, da bei manchen Kreditgebern der eigene Profit viel stärker im Vordergrund steht als die Entwicklungshilfe. Er fordert daher eine Vereinheitlichung der Zinssätze. Sonst bestehe die Gefahr einer neuen Finanzblase.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass in vielen Ländern weiterhin eine Finanzierungslücke zwischen Mikrokrediten von bis zu ca. 1.000 US$ und Bankkrediten ab ca. 10.000 - 15.000 US$ besteht. So gibt es in Senegal laut Zentralbankangaben etwa 1 Million Mitglieder von meist informell operierenden Kreditgenossenschaften, aber die durchschnittliche Kredithöhe beträgt nur bis zu 400 US$.

Mikrokredite in Deutschland

Mikrokreditfonds Deutschland

Mikrokredite des Mikrokreditfonds Deutschland

In Deutschland richtete die Bundesregierung zum Ausbau des Mikrofinanzangebots Anfang 2010 den Mikrokreditfonds Deutschland ein. Auf dessen Basis vergibt die GLS Gemeinschaftsbank in Kooperation mit dem Deutschen Mikrofinanz-Institut Kredite an Kleinstunternehmen und Gründungen. Sie hatte den Auftrag, bis Ende 2010 ein flächendeckendes Angebot in der Bundesrepublik darzustellen, was mit der Akkreditierung von 40 Mikrofinanzinstituten (MFI) auch gelang.

Die Mikrokreditvergabe des Mikrokreditfonds Deutschland erfolgt ausschließlich über Mikrofinanzierer, die vor der Anerkennung als Mikrofinanzinstitut einen aufwändigen Akkreditierungs- und Prüfungsprozess bestehen müssen. Die MFI schließen nach der Akkreditierung mit der GLS Gemeinschaftsbank (oder einen anderen Kooperationsbank) und dem Deutschen Mikrofinanz Institut einen Kooperationsvertrag für die Mikrokreditvergabe ab, bevor sie tätig werden dürfen.

Diese Mikrofinanzierer (MFI) sind sowohl in unterschiedlichen Organisationsformen tätig als auch von der regionalen oder bundesweiten Ausrichtung des Angebotes her unterschiedlich. Jedes MFI kann seine eigenen Kreditprogramme, Zielgruppen, Vergabeprozesse und Betreuungsangebote entwickeln und am Markt anbieten, solange die Kernvorgaben des Mikrokreditfonds Deutschland wie Zielgruppen, Zinssatz, Höchstgrenzen, Laufzeiten und Zweck des Kredites sowie die Rahmenbedingungen des Kooperationsvertrages eingehalten werden.

Die MFIs nehmen eigenständig die Kreditanfragen ihrer Kunden und Kundinnen entgegen. Sie prüfen und entscheiden nach eigenem Ermessen über die Kreditvergabe. Bei positivem Entscheid leiten Sie den Kreditwunsch an die Kooperationsbank weiter, die nun wiederum den Kreditvertrag erstellt und über die MFIs von der Kundschaft unterzeichnen lässt. Für die gesamte Abwicklung und Betreuung ist dabei das MFI zuständig, das im Übrigen auch im Rahmen einer vorrangigen First-Loss-Haftung das Risiko für die Kreditrückzahlung übernimmt. Während der gesamten Laufzeit des Kredites bleiben die MFI die Ansprechpartner für die Betreuung der Mikrokreditkunden.

First-Loss-Haftung des Mikrokreditfonds Deutschland

Begriff First-Loss-Haftung findet Anwendung im Kooperationsvertrag zwischen dem Mikrokreditfonds Deutschland, der GLS Gemeinschaftsbank und den Mikrofinanzierern (MFI), die die Vergabe von Mikrokrediten an kleine Unternehmen oder GründerInnen anbieten.

Bei der Vergabe von Mikrokrediten des Mikrokreditfonds Deutschland übernehmen die Mikrofinanzierer vorrangig die Haftung gegenüber Bank und Fonds. Diese Art der Haftung wird als First-Loss-Haftung bezeichnet (der MFI „verliert als Erstes“). Der Mikrofinanzierer übernimmt Verluste aus der Mikrokreditvergabe vorrangig mit einer vertraglich festgelegten Prozentzahl, z.z. 18 %. Als Bemessungsgrenze wird dabei die jeweils höchste ausgereichte Kreditsumme aller Mikrokredite des jeweiligen MFI des jeweiligen Jahres als Berechnungsgrundlage zugrunde gelegt. Erst wenn diese Schwelle überschritten wird, tritt der Mikrokreditfonds in die Haftung gegenüber der Bank ein.

Bisher wurde diese Schwelle (über alle MFIs gerechnet) nicht überschritten, da sich die Ausfallquote bei den Mikrokrediten zwischen 4% und 5 % bewegt.

Mikrokredite anderer Anbieter

In einigen Bundesländern bieten die Landesbanken ebenfalls Mikrokreditprogramme oder mikrokreditähnliche Programme an. Für die Region Berlin bietet die Investitionsbank Berlin innerhalb eines normalen Förderprogramms für Gründung eine Komponente "Mikrokredite" an. In Bremen bietet die Bremer Aufbaubank GmbH ein entsprechendes Mikrokreditprogramm an, in Sachsen die Sächsische Aufbaubank, in Mecklenburg-Vorpommern die Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwicklung, in Nordrhein-Westfalen die NRW.Bank.

Die Programme unterscheiden sich deutlich vor allem in den Hürden beim Zugang zu diesen Mikrokreditprogrammen, aber auch in Kredithöhe, Laufzeiten, tilgungsfreien Zeiten, Zinsen und notwendigen Sicherheiten der Antragsteller. Bei diesen Programmen werden bankübliche Entscheidungs- und Vergabeprozedere angewendet auf Kunden, die bereits bankfähig sind und über eine entsprechende Kredithistorie verfügen.

Micro savings

Microsavings ist ein wichtiger Bestandteil der Mikrofinanz. Es ermöglicht armen Menschen (besonders in Entwicklungsländern) ein kleines Geldpolster anzulegen. Sparen ist wichtig, denn meist reicht das Einkommen von armen Menschen nicht aus, um unerwartete Krisen wie Krankheiten oder Naturkatastrophen zu bewältigen.

Microsaving kann entweder freiwillig sein oder es kann sich um ein gefordertes Zwangssparen zur Absicherung von Krediten seitens des Kreditgebers handeln. Dies ist besonders bei risikoreichen, aber interessanten Investitionen üblich.

Freiwilliges Sparen dient üblicherweise als Sicherheit gegen nicht vorhersehbare Risiken wie zum Beispiel Krankheit, Naturkatastrophen und Ähnliches.

In der Regel nutzen Klein- und Kleinstunternehmer die Möglichkeit von Microsavings.

Mikroversicherung

Mikroversicherungen (englisch microinsurance schemes) bieten armen Haushalten vor allem in Entwicklungsländern Absicherung gegen elementare Risiken. Arme Haushalte sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung meist stärker Risiken wie Krankheit, Unfall oder Verlust von Eigentum ausgesetzt und damit stärker auf Versicherungsdienstleistungen angewiesen. Aufgrund der wirtschaftlich geringen Attraktivität werden sie jedoch von klassischen Versicherungsunternehmen nicht bedient.

Es handelt sich um eine relativ neue Mikrofinanz-Dienstleistung, die klassische Geschäftsfelder wie die Vergabe von Mikrokrediten und das Angebot von micro savings ergänzt. Mikroversicherungen werden häufig als Ansätze im Rahmen so genannter Base of the Pyramid-Geschäftsmodelle thematisiert, welche auf eine erfolgreiche Einbindung bisher weitgehend vernachlässigter Bevölkerungsschichten in unternehmerische Wertschöpfungsketten abzielen.

Produkte und Methoden

Ausgewählte Produkte sind

Absicherung der Rückzahlungsraten von Krediten

Lebensversicherungen / Notfall-Funds

Krankenversicherungen

Ernte-Absicherung

Versicherung des Viehs (englisch livestock insurance)

Micro-Insurance der Allianz (englisch)

Presseinformation der Münchener Rück über die Current practices auf Seiten der Weltbankorganisation CGAP (englisch, via archive.org)

Access to Insurance Initiative

Mikroversicherungen

Kreditsicherung

Kreditsicherung (auch Kreditsicherheit) bezweckt die Absicherung eines Kreditrisikos durch Sachen oder durch die Bonität von anderen Unternehmen oder Personen. Durch Kreditsicherheiten beabsichtigt der Gläubiger einer Forderung, dass diese insolvenzsicher wird für den Fall, dass der Schuldner selbst sie nebst Zinsen nicht mehr zurückzahlen kann. Das Gegenteil bilden Blankokredite.

Allgemeines

Kreditsicherung ist in weiten Kreisen der Wirtschaft allgemein ein Instrument der Risikominimierung. Überall dort, wo ein Gläubiger ein Forderungsrisiko nicht tragen will, hat er die Möglichkeit, es abzusichern. Das kann geschehen durch Eigentumsvorbehalte oder Delkredereversicherungen (Lieferanten, Kreditoren), Exportkreditversicherungen (Exporteure, Importeure), Kreditsicherheiten im engeren Sinne (Bankkredite im Bankwesen) oder Rückversicherungen im Versicherungswesen. Es ist die Funktion der Kreditsicherheiten, das dem Kreditgeschäft eigene Moment der Unsicherheit möglichst weitgehend zu reduzieren.

Rechtliche Aspekte

Eine Kreditsicherheit ist regelmäßig in den Fällen erforderlich, in denen der Gläubiger seine Forderung aus Risikogründen nicht unbesichert lassen will. Das Gesetz bestimmt aus diesem Grunde einige Rechtsgeschäfte von vorneherein als Kreditsicherheit, nämlich abschließend den Eigentumsvorbehalt ( § 449 Abs. 1 BGB), die Bürgschaft ( § 765 Abs. 1 BGB), die Hypothek ( § 1113 BGB) und das Pfandrecht ( § 1204 BGB). Bei diesen Rechtsgeschäften verlangt das Gesetz das Bestehen einer Forderung (oder Verbindlichkeit aus der Sicht des Sicherungsgebers oder Schuldners), damit diese gesetzlich vorgesehenen Kreditsicherheiten überhaupt rechtswirksam werden oder bleiben können. Darüber hinaus ist noch eine Vielzahl von Kreditsicherheiten durch Vertragsgestaltung entwickelt worden.

Kreditsicherungen sind somit vor allem aus rechtlicher Sicht:

Pfandrechte an Rechten (z. B. an Forderungen oder Gesellschaftsanteilen), an beweglichen Sachen (Verpfändung) und Grundstücken (Hypothek, Grund- und Rentenschuld, Reallast);

Abtretung von Forderungen (Sicherungsabtretung);

Schuldbeitritt, gesamtschuldnerische Haftung und Schuldmitübernahme;

Garantie;

Sicherungsübereignung, Sicherungsübereignung von Kraftfahrzeugen.

Kennzeichnend für die Kreditsicherung ist, dass dem Gläubiger zum Zwecke der Sicherung seines Anspruchs gegen den Schuldner weitere Rechte durch Vertrag eingeräumt werden. Diese weiteren Rechte können sich entweder gegen den Schuldner selbst oder Teile seines Vermögens richten oder die Gläubigersicherung kann darin bestehen, dass der Gläubiger zum Zwecke der Befriedigung seines Anspruchs gegen den Schuldner Dritte in Anspruch nehmen kann.

Kreditsicherheiten können durch verschiedene Arten von Gläubigern verlangt werden; am häufigsten werden Sicherheiten bei der Kreditgewährung im Rahmen des Kreditvertrages durch Kreditinstitute vereinbart. Die Institute stellen dann ihre Kreditgewährung nicht mehr alleine auf die Rückzahlungsansprüche gegen den Kreditnehmer ab, sondern begründen hiervon weitgehend selbständige Ansprüche auf Verwertungserlöse aus Kreditsicherheiten.

Wegen der funktionalen Äquivalenz der verschiedenen Rechtsinstitute der Kreditsicherung ist eine Gesamtbetrachtung nutzbringend.

Unterscheidungen

Sicherheiten lassen sich nach der Inanspruchnahme in Personen- und Sachsicherheiten unterscheiden. Eine weitere Abgrenzung ermöglicht der Rechtscharakter; dabei wird zwischen akzessorischen und nicht akzessorischen (sog. abstrakten) Sicherheiten unterschieden. Zudem kann unterschieden werden danach, ob das Gesetz die Kreditsicherheiten als solche vorsieht (originäre Sicherheiten) oder ob die Sicherheiten erst durch die Kautelarpraxis entwickelt wurden (derivative Sicherheiten).

Personensicherheiten sind die Bürgschaft ( § 765 BGB), die Garantie, die Schuldübernahme ( § 421 BGB) und die Patronatserklärung.

Zu den Sachsicherheiten gehören die Abtretung gemäß § 398 BGB, die Sicherungsübereignung (§ § 929, § 930 BGB), das Pfandrecht (§§ 1204 ff. und § § 1273 ff. BGB), die Hypothek (§§ 1113 ff. BGB) und die Grundschuld (§ § 1191 ff. BGB).

Originäre Sicherheiten sind von diesen Bürgschaft, Hypothek und Pfandrechte. Derivative sind entsprechend Garantie, (Sicherungs-) Grundschuld, (Sicherungs-) Zession und Sicherungsübereignung.

Werden Kreditsicherheiten mehreren Gläubigern gleichzeitig zur Verfügung gestellt, spricht man von einem Sicherheitenpool (Weiter:Sicherheiten-Treuhandvertrag).

Bankübliche Kreditsicherheiten

Den Kreditinstituten werden in Deutschland keine gesetzlichen Pflichten zur Hereinnahme von Kreditsicherheiten auferlegt. Weder das KWG noch die Solvabilitätsverordnung oder die Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft bestimmen, wann konkret Kreditsicherheiten hereinzunehmen sind und wann nicht. Allerdings können sich Sicherheiten nach § 154 SolvV risikomindernd auf das Adressenausfallrisiko des Kreditnehmers auswirken und deshalb bei der Eigenmittelbelastung in Anrechnung gebracht werden, was die Eigenkapitalkosten für gewährte Kredite und damit die Kreditkosten für den Kreditnehmer mindert. Kreditsicherheiten sind kein Bestandteil des Ratings; der Sicherheitenwunsch kann jedoch Ergebnis des Ratings sein. Sicherheiten dürfen erst bei der Ermittlung des tatsächlich erwarteten Ausfalls berücksichtigt werden. Deshalb dürfen die Kreditinstitute im Rahmen ihrer Kreditwürdigkeitsprüfung autonom entscheiden, ob und welche Kreditsicherheiten sie hereinnehmen. Dabei konzentrieren sie sich auf „bankübliche Kreditsicherheiten“. Der gesetzlich nicht erwähnte unbestimmte Rechtsbegriff „bankübliche Kreditsicherheiten“ trifft auf verschiedene Sicherheitenarten zu, die folgende Gemeinsamkeiten aufweisen:

geringe Wertschwankungen:

Die Kreditsicherheit darf nur geringe Wertschwankungen im Zeitablauf, insbesondere während der Kreditlaufzeit, aufweisen.

schnelle Liquidisierbarkeit:

Die Kreditsicherheit muss ohne umständliche Prozeduren oder rechtliche Hindernisse unverzüglich in Geld umwandelbar sein.

keine Korrelation mit der wirtschaftlichen Lage des Kreditnehmers:

Die Kreditsicherheit darf keine positive Korrelation mit der wirtschaftlichen Situation des Kreditnehmers aufweisen ( § 173 Abs. 2 SolvV).

Insolvenzfestigkeit

Die Kreditsicherheit darf in der Insolvenz des Sicherheitengebers nicht anfechtbar sein und muss ein Absonderungsrecht begründen.

Diese Kriterien werden allgemein von folgenden Kreditsicherheiten erfüllt:

Grundpfandrechte

Im Regelfall werden Grundschulden zur Sicherung von langfristigen Krediten (Kreditlaufzeit > 4 Jahre) verwendet. Hypotheken hingegen spielen in der Bankenpraxis keine große Rolle, da diese als akzessorische Sicherheiten nicht für die Sicherung zusätzlicher Kredite verwendet werden können. Im Rahmen der Finanzierung von Schiffen wird die Schiffshypothek genutzt.

Bürgschaften

Bürgschaften sind in einer Reihe von Situationen übliche Sicherheiten, um Vermögensverschiebungen zu Lasten des Gläubigers zu verhindern:

Bürgschaft des Gesellschafters/Geschäftsführers für seine kreditnehmende GmbH (Gesellschafterbürgschaft),

Bürgschaft des Ehepartners für Schulden des anderen Ehepartners (Ehegattenbürgschaft)

Weiterhin kommen Bürgschaften von Familienangehörigen vor, wenn die Bonität des jeweiligen Kreditnehmers nicht ausreichend ist.

Im Firmenkundenbereich spielen Bürgschaften, Garantien und Patronatserklärungen zwischen verbundenen Unternehmen eine wichtige Rolle.

Zessionen (Forderungsabtretung)

Im Privatkundenbereich ist eine Lohn- und Gehaltsabtretung meistens in die Kreditverträge eingearbeitet. Häufig werden Ansprüche aus Versicherungsleistungen abgetreten:

Kapitalbildende Lebensversicherung zur Tilgung des Kredites

Risikolebensversicherung zur Abdeckung des Todesfallrisikos

Feuerversicherung bei der Finanzierung von Immobilien

Kaskoversicherung bei der Finanzierung von Kraftfahrzeugen

Zur Absicherung eines Kredites wird häufig eine Restschuldversicherung vereinbart (und abgetreten), die das Risiko von Tod, Krankheit und ggf. Arbeitslosigkeit abdeckt.

Bei der Finanzierung von Freiberuflern, Selbstständigen und Unternehmen wird oft eine Forderungsabtretung vereinbart. So tritt z. B. ein Arzt seine Forderungen gegen die kassenärztliche Vereinigung an die Bank als Sicherheit für seine Praxisfinanzierung ab.

Im Firmenkundenbereich wird die Mantel- oder Globalzession mehrerer Forderungen aus Lieferungen und Leistungen als Kreditsicherungsmittel genutzt.

Verpfändungen/Lombardkredit

Man unterscheidet die Verpfändung von Rechten und beweglichen Sachen. Üblich ist eine Verpfändung von Wertpapierbeständen (z. B. im Rahmen eines Effektenlombardkredites). Wertpapiere im engeren Sinne werden wie Sachen verpfändet, also durch Einigung und Übergabe. Verpfändungen von Sachwerten spielen bei Bankkrediten (außer bei Edelmetallen) keine Rolle, sondern werden vielmehr bei der Pfandleihe bevorzugt. Der Schuldner bleibt Eigentümer, der Kreditgeber wird Besitzer des Pfandes (Faustpfandprinzip).

Sicherungsübereignung

Die Nachteile der körperlichen Übergabe, wie im Falle der Verpfändung von beweglichen Vermögenswerten, werden bei der Sicherungsübereignung vermieden. Der Eigentumsübergang am Sicherungsgut findet zwar rechtlich statt, die Übergabe wird jedoch nach § 930 BGB durch ein Besitzmittlungsverhältnis (Besitzkonstitut) ersetzt. Da der Gläubiger hierdurch dem Kreditnehmer die übereignete Sache leihweise zum unmittelbaren Besitz überlässt, ist die Bank einem größeren Risiko des Sicherheitenverlustes ausgesetzt als etwa bei der Verpfändung.

Im Bereich der KFZ-Finanzierung ist eine Sicherungsübereignung von Kraftfahrzeugen möglich. Die Zulassungsbescheinigung II (früher KFZ-Brief, siehe Fahrzeugbrief) wird dabei der Bank übergeben.

Im Firmenkundenbereich sind Sicherungsübereignungen von Warenbeständen und Maschinen üblich (z. B. in Form eines Raumsicherungsvertrags).

Weitere Kreditsicherheiten

Weitere bankübliche Sicherheiten im Firmenkundenbereich sind die Negativerklärung, die Patronatserklärung oder die verschiedenen Formen der Mithaftung außerhalb der Bürgschaft (wie etwa Garantie, Schuldbeitritt, kumulative Schuldübernahme oder gesamtschuldnerische Haftung).

Sicherheitenbewertung

Die gemeinsamen Kriterien der „banküblichen Sicherheiten“ werden nicht von allen aufgezählten Sicherheitenarten gleichmäßig erfüllt. Deshalb hat eine Sicherheitenbewertung zu erfolgen, in deren Prozess auch die Erfüllung der Kriterien als „bankübliche Sicherheit“ untersucht wird. Die unterschiedlichen Wertansätze kommen dann im Beleihungswert und der Beleihungsgrenze zum Ausdruck (Weiter:Übersicherung). Dabei müssen die Kreditinstitute sich nach § 25a KWG so organisieren, dass eine Realisierung der geschätzten Werte auch tatsächlich gelingt.

Sicherheitenverstärkung

Banken behalten sich in den Kreditverträgen und/oder ihren AGB vor, eine Sicherheitenverstärkung, d. h. die Stellung weiterer werthaltiger Sicherheiten, zu verlangen, wenn die gestellten Sicherheiten an Wert verlieren oder die finanzielle Situation des Kunden sich verschlechtert. Diese einzelvertragliche Regelung wird durch § 490 Abs. 1 BGB gestützt. Zu diesem Zweck werden innerhalb der Kreditverträge Zusicherungen vereinbart (Covenants). Bestandteil der allgemeinen Covenants sind z. B. die „wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse“, die auf der Grundlage des § 490 Abs. 1 BGB Einzelbeispiele aufzählt, wann eine derartige Verschlechterung als eingetreten gelten soll. Im Rahmen finanzieller Covenants werden z. B. bei Firmenkunden Bilanzrelationsklauseln vereinbart, die die Einhaltung bestimmter Bilanzkennzahlen (Eigenkapitalquote, Verschuldungsgrad oder Cashflow) innerhalb einer bestimmten Bandbreite (sog. „headroom“) sicherstellen sollen. Abweichungen von diesen Covenants verpflichten den Kreditnehmer zur Stellung weiterer Sicherheiten oder lösen gar auf Gläubigerseite ein außerordentliches Kündigungsrecht aus.

Rechtrisiken bei Kreditsicherheiten

Aus den sehr detaillierten Vorschriften der SolvV bei anerkennungsfähigen Kreditsicherheiten kann geschlossen werden, welche Anforderungen an die Rechtssicherheit generell bei der Vereinbarung von Kreditsicherheiten zu stellen sind. Aus § 170 Abs. 1 Nr. 1 SolvV (Lebensversicherungen) geht hervor, dass analog alle Sicherungsverträge zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses in sämtlichen relevanten Rechtsordnungen rechtswirksam und rechtlich durchsetzbar sein müssen. Ferner müssen analog zu § 154 Satz 2 SolvV alle Banken eine ausreichende Überprüfung der rechtlichen Durchsetzbarkeit ihrer Verträge für alle relevanten Rechtsordnungen auch bei Gesetzesänderungen oder Änderungen der Rechtsprechung vornehmen. Rechtssicherheit kann deshalb formal als Abwesenheit von Rechtsrisiken verstanden werden.

Ökonomische Begründung für Kreditsicherheiten

Es gibt ökonomische Gründe für Kreditsicherheiten. Es wird nachfolgend zwischen symmetrisch und asymmetrisch verteilter Information zwischen Kreditnehmer und -geber unterschieden.

Symmetrische Information

Dazu wird als Vergleichsmaßstab symmetrische Information betrachtet. Ein risikoneutraler Unternehmer nimmt zur Finanzierung eines Projekts einen Kredit auf. Mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit kommt es zur Rückzahlung des Kreditbetrages inklusive Zinsen. Bei einem Konkurs lässt sich dem Unternehmen noch ein bestimmter Vermögenswert entnehmen. Setzt man einen bestimmten Kapitalmarktzins für sichere Investitionen voraus, so lässt sich der Zins berechnen, den der Kapitalgeber verlangen muss, um im Erwartungswert die gleiche Verzinsung zu erhalten.

Besicherte und unbesicherte Kredite erzielen im Erwartungswert den sicheren Kapitalmarktzins

Eine Sicherheit mit einem Liquidationswert von dem Sicherheitsbetrag aufgezinst mit dem risikolosen Zinssatz wird mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit zurückgezahlt. Der Rest des Erlöses bleibt beim Liquidationsbetrag. Auch mit einer Sicherheit entspricht die erwartete Rendite des Kreditengagements dem sicheren Kapitalmarktzins. Dies gilt für das gesamte Kontinuum zwischen voll besichert und unbesichert. Kreditsicherheiten bieten in dieser Welt symmetrischer Informationen folglich keinen Vorteil.

Daraus folgt, dass Kreditbesicherung in einer Welt symmetrischer Informationen irrelevant ist.

Asymmetrische Information

Bei asymmetrischer Information führen Kreditsicherheiten zu einer Abmilderung der negativen Effekte von Qualitäts- und Verhaltensunsicherheit. Kreditsicherheiten lassen sich als Instrument einsetzen, um die Qualität der Kreditnehmer zu ermitteln.

Sortierungseffekt: Signal für hohe Kreditwürdigkeit

Kapitalgeber bietet Verträge mit Zins-Sicherheiten-Kombinationen an

Bei höheren Sicherheiten ist der angebotene Kreditzins niedriger. Kreditnehmer, die hohe Sicherheiten anbieten, senden auf diese Weise ein Signal guter Qualität aus. Sicherheiten sind unter Umständen dazu geeignet, Kreditnehmer von einer Erhöhung des Risikos abzuhalten. Dazu werden das Vermögen, die Kreditsicherheit, die Liquidationskosten sowie der erwartete Gewinn und Kreditbetrag modelliert.

Gute Kreditnehmer wählen Verträge mit niedrigem Zins und hohen Sicherheiten

Auf diese Weise ist eine Unterscheidung der Kreditnehmertypen durch den Kapitalgeber möglich .

Anreizeffekt: keine Schädigung des Gläubigers

Sicherheiten erhöhen den Rückzahlungsbetrag R, von dem an ein riskanteres Projekt gewählt wird

Mit der Bestimmung des kritischen Rückzahlungsbetrages gelingt es dem Kreditgeber, die Projektwahl des Kreditnehmers zu beeinflussen.

Beeinflussung der Projektwahl mit einem Zinserhöhungsspielraum ohne adverses Selektionsverhalten

Im Ergebnis würde sich sogar ein Liquidationswert von Null für das Einfordern von Sicherheiten lohnen. Auf diese Weise werden nämlich die richtigen Anreizwirkungen erreicht .

Finanzmarkt

Finanzmarkt ist ein Oberbegriff für alle Märkte, auf denen ein Handel mit Kapital stattfindet. Der Unterschied zum Gütermarkt liegt vor allem in der Zukunftsbezogenheit der erworbenen Rechtsansprüche und darin, dass ausschließlich Geldzahlungen – allenfalls ergänzt durch weitere Rechtsansprüche – getauscht werden. Der Finanzmarkt gliedert sich einerseits in nationale und internationale Finanzmärkte und andererseits, abhängig vom Gegenstand der gehandelten Finanzmittel, in

Geldmarkt,

Kredit- und Kapitalmärkte und den Devisenmarkt.

Diese Aufgliederung wird vorgenommen, da auf den verschiedenen Teilmärkten diverse Teilnehmer sowie Marktgegebenheiten vorhanden sind. Finanzmärkte sind somit Märkte, auf denen Kapital in Form von Wertpapieren, unverbrieften Rechten, Zentralbankgeld sowie Darlehens- und Kreditverträgen gehandelt wird . Ein Anbieter hat auf dem Finanzmarkt die Möglichkeit, sein Geld bzw. Vermögen gewinnbringend anzulegen. Der Nachfrager ermöglicht sich durch den Handel am Finanzmarkt die Finanzierung von Investitionen. Finanzmärkte bringen Kapitalanleger und Kapitalgeber direkt oder aber indirekt über Finanzintermediäre zusammen.

Der Geldmarkt Geldmarkt

Am Geldmarkt findet der Handel von Wertpapieren und Krediten statt. Er grenzt sich von den anderen Teilmärkten anhand seiner Fristigkeit ab. Die hier gehandelten Kredite haben lediglich eine Laufzeit von 1 Tag bis maximal 1 Jahr (beispielsweise Tages- oder Termingeld). Geldmarktpapiere wie Schatzwechsel oder Commercial Papers werden unabhängig von ihrer Laufzeit gehandelt. Der Handel mit diesen Papieren hat vor allen Dingen die Aufgabe, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu decken und wird im engeren Sinne hauptsächlich von Banken und der Zentralbank genutzt. Im weiteren Sinne sind aber auch Nichtbanken Teilnehmer des Marktes, beispielsweise große Industrieunternehmen . Der Zinssatz, zu dem sich Banken bei anderen Banken beziehungsweise Unternehmen Geld leihen können, wird Interbankenrate genannt.

Der Kreditmarkt Kapitalmarkt

Auf dem Kreditmarkt werden diejenigen Kredite gehandelt, welche nicht dem Geldmarkt zuzuordnen sind. Wenn man den hier gehandelten Krediten eine Laufzeit zuordnet, so ist diese mittel- bis langfristig und beträgt mindestens 1 Jahr. Betrachtet man für den Geldmarkt jedoch nur den Interbankenhandel und die EZB, so wird der Handel am Kreditmarkt noch durch kurzfristige Kredite (Lombard-, Diskont- und Kontokorrentkredite) und diskontierte Wertpapiere (Commerical Papers, Certificate of Deposits) der Banken mit Nichtbanken ergänzt. Der nationale Kreditmarkt ist kaum organisiert und dadurch intransparent. Kredite sind sehr individuell und daher schlecht austausch- und handelbar, der jeweils zugrundeliegende Verwendungszweck (kurz- bis mittelfristige Überbrückung von Liquiditätsengpässen oder langfristige Finanzierung von Investitionen) bestimmt ihre unterschiedliche Fristigkeit.

Der Devisenmarkt

Devisenmarkt

Am Devisenmarkt findet der Tausch von fremden Währungen in Buchgeld statt. Hier sind zwei verschiedene Ausführungen möglich - zum einen die Ausführung des Geschäftes am Kassamarkt im sofortigen Tausch gegen die inländische Währung oder die zweite Möglichkeit als Devisentermingeschäft. Händler an den internationalen Devisenmärkten haben ein spezielles Kontaktsystem, durch das sie bei eventuellen Kursschwankungen die auftretenden Differenzen durch entsprechende Geschäfte sofort nutzen können (Arbitrage). Devisengeschäfte werden ganz überwiegend außerbörslich ausgeführt. Dieses Verfahren läuft mittlerweile nur noch elektronisch ab. Da anders als bei Krediten kein Zins fällig ist, erfolgt die Vergütung mittels der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs.

Funktionen

Losgrößentransformation

Losgrößentransformation

Eine Aufgabe der Finanzmärkte ist die Losgrößentransformation. Das bedeutet, dass wenn beispielsweise ein Marktteilnehmer eine relativ große Geldmenge nachfragt, diese sich aus kleineren Geldmengen der Anbieter zusammensetzt. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Ansammlung vieler kleiner Sparbeträge, um damit große Investitionen zu finanzieren.

Fristentransformation

Fristentransformation

Eine weitere Aufgabe der Finanzmärkte ist die Fristentransformation. Sie hat die Aufgabe, die Fristinteressen von Anbieter und Nachfrager aufeinander abzustimmen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Arten von Fristentransformation:

Transformation bezogen auf die Kapitalbindungsfristen (auch Liquiditätsfristentransformation genannt): Die Bindungsdauer vom möglichen Kapital zur Verwendung und investiertem Kapital unterscheiden sich.

Transformation bezogen auf die Zinsbindungsfristen: Der Zeitraum, für den die Zinsen des zur Verfügung stehenden Kapitals bestimmt sind, unterscheidet sich von der Zinsbindungsdauer des investierten Kapitals. Daraus können Zinsänderungsrisiken resultieren.

Risikotransformation

Die dritte Aufgabe der Finanzmärkte ist die Risikotransformation. Ihre Aufgabe ist es, die unterschiedlichen Risikobereitschaften von Anbietern und Nachfragern auf dem Kapitalmarkt in Übereinstimmung zu bringen. Möglichkeiten dieser Art der Transformation sind:

Risikoreduktion: Dies geschieht dadurch, dass mehrere einzelne Kapitalnehmer zusammengefasst werden und das vorhandene Risiko auf sie, unabhängig voneinander, verteilt wird. Die Reduktion wird dadurch ermöglicht, dass der Kapitalnehmer diverse Verträge hält oder neue Verträge durch die Zusammenfassung von Zahlungsverpflichtungen erstellt.

Risikoaufspaltung: Damit ist die Aufspaltung in anders aufgebaute Verträge gemeint. Die Bedürfnisse von Kapitalnehmer und den Marktteilnehmern werden dabei in Einklang gebracht.

Publizitätstransformation

Die vierte und somit letzte Aufgabe von Finanzmärkten ist die Publizitätstransformation. Das bedeutet, dass Kapitalanbieter und -nachfrager nie in persönlichen Kontakt treten. Eine Offenbarungspflicht besteht nur gegenüber Kreditinstituten. An der Börse gibt es ebenfalls vorgeschriebene Informationspflichten für den Emittenten.

Allgemeine Marktfunktionen

Diese allgemeinen Marktfunktionen erfüllt der Finanzmarkt außerdem noch:

Allokationsfunktion

Koordinationsfunktion

Auswahlfunktion

Finanzmarkttheorie

Finanzmarkttheorie befasst sich mit folgenden Kernthemen [Patrick Wegmann, 2005]

Preisbildung von Kapitalanlagen

Bewertung von Investitionsprojekten von Unternehmen

Fragen zur optimalen Wahl eines Anlagenportfolios (Portfoliotheorie)

Markteffizienz und Informationsverarbeitung der Marktteilnehmer, das heißt sie stellt die Frage, ob der Markt planmäßig geschlagen werden kann

Stellt sich der Frage wie die optimale Kapitalstruktur- und Dividendenpolitik eines Unternehmen aussehen soll (Corporate Finance)

Beurteilt die Möglichkeit von Arbitrage, das heißt stellt die Frage, ob es einen risikolosen Gewinn ohne Kapitaleinsatz gibt

Bewertet, wie viel eine Option zum Kauf oder Verkauf einer Anlage wert ist (Optionspreistheorie)

Untersucht welche Konflikte zwischen Eigentum und Management (Agency-Theorie) bestehen können und wie sich diese auf den Wert einer Anlage auswirken

Diese Fragen werden mit ökonometrischen und statistischen Methoden, mit Entscheidungstheorien zu Situationen unter Unsicherheit und mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen angegangen.

Siehe auch

Finanzdienstleistung, teilweise identisch mit Finanzindustrie, in Medien häufig verwendeter Begriff

Bank

Eine Bank ist ein Kreditinstitut, das entgeltliche Dienstleistungen für den Zahlungs-, Kredit- und Kapitalverkehr anbietet. Je nach Typus beschäftigt sich eine Bank mit der Kreditvergabe, der Verwaltung von Spareinlagen, dem Handel und mit der Verwahrung von Wertpapieren oder – im Falle einer Universalbank – mit allem zusammen. In Deutschland ist ein Kreditinstitut in § 1 Kreditwesengesetz gesetzlich definiert als ein kaufmännisches Unternehmen, das Bankgeschäfte betreibt. Die Gesamtheit aller Banken sowie die gesetzlichen Regelungen dazu bezeichnet man als Bankwesen.

Wortherkunft

Die Verwendung von Bank im Sinne eines Kreditinstitutes ist eine Entlehnung aus dem italienischen Wort banco bzw. banca. Banco bedeutete Tisch. Gemeint ist der Tisch des Geldwechslers. Das deutsche Wort Bank im Sinne von Sitzgelegenheit hat hingegen seine Wurzeln im gemeingermanischen banki und daraus entstandenen althochdeutschen banc, die beide bereits Sitzgelegenheit bedeuteten.

Geschichte

Geschäftsstelle einer Genossenschaftsbank

Die frühesten Vorläufer des modernen Bankenwesens vermutet man in Mesopotamien. Dort kannte man vermutlich schon ab dem zweiten Jahrhundert v. Chr. die buchmäßige Verrechnung von Forderungen, die Kontenführung für Einlagen sowie Anleihen, Schecks und Wechsel.

Bereits im Jahr 1327 wird das islamische Hawala-Finanzsystem vom Rechtsgelehrten Abu Bakr b. Mase-ud al–Kasani als Institut des Islamischen Rechtes dargestellt.

In Europa blühten die ersten europaweit tätigen Banken im 13. Jahrhundert auf, als Florenz zu einer Handelsmacht aufstieg und das dortige Bankgeschäft zu florieren begann. Als ursprüngliche Warengroßhändler, Kommissionäre oder Spediteure wandten sich die ersten Bankiers, über das mit dem Warengeschäft zusammenhängende Kredit- und Wechselgeschäft, dem Bankgeschäft zu.

Zu den ersten und damals bedeutendsten Bankiersfamilien zählten die Bardi, die Peruzzi und die Acciaiuoli aus Florenz. Diese unterhielten Anfang des 14. Jahrhunderts Filialen in praktisch sämtlichen wichtigsten Städten Europas und hielten de facto das Monopol der päpstlichen Finanzen. Als der englische König Eduard III. sich 1345 weigerte, seine durch den Hundertjährigen Krieg angehäuften Schulden zurückzuzahlen, gerieten diese in enorme Schwierigkeiten und verloren schließlich ihren Einfluss. Nach dem Bankrott der damaligen wichtigsten Bankhäuser baute Vieri di Cambio de' Medici zwischen 1348 und 1392 ein weit verzweigtes Bankhaus mit mehreren Filialen in den wichtigsten europäischen Städten auf. Unter seinen Zöglingen und späteren Partnern befand sich auch sein Neffe, Giovanni di Bicci de’ Medici, der zuerst die Filiale in Rom führte und diese 1393 übernahm. Während das einst sehr erfolgreiche Bankhaus von Vieri di Cambio de’ Medici, nach seinem altersbedingten Rückzug 1393, unter der Führung seiner beiden Söhne unterging, war das Bankhaus seines Neffen äußerst erfolgreich. Zwei Jahre nach dem Tod seines Onkels verlegte Giovanni di Bicci de’ Medici 1397 seine Aktivitäten nach Florenz und gründete die Banco Medici. Diese bildete die Grundlage des späteren Aufstiegs der Medici zu einer der mächtigsten Familien der damaligen Zeit in Europa.

1407 wurde in Genua die Banco di San Giorgio gegründet. Im Unterschied zu den bisherigen Familien-Bankhäusern war diese Bank in einer gesellschaftsähnlichen Form organisiert. Sie gilt als eine der ältesten Banken der Welt und geschäftete lange Zeit einzig in ihrer Art als Disconto- und Zettelbank. 1805 wurde sie von Napoleon nach seiner Machtergreifung geschlossen.

1462 wurde in Perugia die erste Monte di Pietà gegründet, etliche weitere folgten in verschiedenen italienischen Städten. Diese waren voneinander unabhängig. Die Monte di Pietà waren dazumal von Franziskanern als Leihhäuser gegründet worden um so arme und bedürftige Personen finanziell zu unterstützen, während sich die damaligen Bankiersfamilien wie die Medici oder die Strozzi vor allem dem mit dem Warengeschäft zusammenhängende Kredit- und Wechselgeschäft widmeten. Die 1472 als Monte di Pietà in Siena gegründete Banca Monte dei Paschi di Siena ist die älteste noch existierende Bank der Welt.

Banken wurden in einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft benötigt, da die Leistungen der Wirtschaftssubjekte unter Zwischenschaltung von Geld ausgetauscht wurden. Die Vermittler dieser Geldströme sind die Kreditinstitute. Weiterhin sorgen sie für den Ausgleich zwischen Geldanlagewünschen und Kreditbedarf.

Kreditinstitute unterliegen aufgrund ihrer besonderen Bedeutung im Wirtschaftskreis im Regelfall einer Reihe von nationalen und internationalen gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Vorschriften (zum Beispiel bei der Besetzung der Geschäftsleitung, bei der Bilanzierung usw.) und unterstehen im Regelfall zudem der Bankenaufsicht durch eine eigens zuständige Behörde.

Funktionen der Bank

Dienstleistungen

Kreditvergabe

Monetäre Funktion (ganzer Zahlungsverkehr)

Übertragung Geldpolitischer Impulse (Zinssatz)

Investitionsfunktion (Wertpapiere)

Wirtschaftliche Funktion

Einlagen und Kreditvergabe

Geld, das nicht unmittelbar gebraucht wird, kann von den Haushalten zur späteren Verwendung gespart werden. Unternehmen, die große Investitionen tätigen, können diese in der Regel nicht vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren. Durch Aufnahme von Krediten können Investitionen zum Teil fremdfinanziert werden. Die Entgegennahme von Spareinlagen und anderen Vermögenswerten zur sicheren Verwahrung und die Kreditvergabe bilden die klassische Geschäftsgrundlage einer Bank.

Volkswirtschaftliche Funktionen von Banken

Die Banken erfüllen dabei drei wichtige volkswirtschaftliche Funktionen (siehe auch: Finanzintermediär)

Losgrößentransformation (auch: Ballungsfunktion): Banken schaffen einen Ausgleich zwischen dem Angebot vieler relativ kleiner Einlagen und der Nachfrage nach großen Krediten. Transformation vieler zum Teil sehr kleiner Sparbeträge zu großen Kreditpaketen. Vermittlung von Spar- und Kreditbedürfnissen mit unterschiedlichem Zeithorizont. Dies erreichen die Banken durch Poolbildung. Ein Pool ist dabei je die Summe der Einlagen und die Summe der Kredite.

Fristentransformation (auch: Fristverlängerungsfunktion): Durch die Fristentransformation werden unterschiedliche Laufzeitinteressen von Schuldnern (Privatpersonen, Unternehmen, Staat) und Gläubigern (z. B. Sparern) in Einklang gebracht. Die strenge Auslegung der goldenen Bankregel, die besagt, dass die Höhe und Fälligkeit der von einem Kreditinstitut gewährten Kredite den dem Kreditinstitut zur Verfügung gestellten Einlagen entsprechen müssen, gilt heute nicht mehr uneingeschränkt, da ein bestimmter Prozentsatz kurzfristiger Einlagen auch langfristig ausgeliehen werden kann. Bei der Fristentransformation sind folgende Aspekte zu beachten:

1.Liquiditätsrisiko

2.Ertragsprobleme

3.Zinsänderungsrisiko

4.Gefahr eines Bank Run

Risikotransformation (auch: Vertrauensfunktion): Der Einleger vertraut auf die Sorgfalt und die Sachkenntnis des Kreditinstituts bei der Kreditvergabe, auch in Bezug auf die Risikostreuung. Dabei werden unterschiedliche Risikobereitschaften von Schuldnern (Privatpersonen, Unternehmen, der Staat) und Sparern in Einklang gebracht. Dies erreicht sie durch:

1.Portfoliobildung

2.Überwachung der Kredite

3.Haftung durch Eigenkapital

4.Vertragsgestaltung mit Sparer und Kreditnehmern

Im Bereich der Geldschöpfung spielen Geschäftsbanken insofern eine Rolle, als sie durch Kredite von der Zentralbank dem Wirtschaftskreislauf Geld zuführen, das nur zu einem Teil durch Einlagen gedeckt ist. Durch Veranlagung von Kapital bei der Zentralbank können sie dem Wirtschaftskreislauf Geld entziehen. Bezüglich der Betriebswirtschaftlichen Funktionen von Banken siehe: Bankgeschäft.

Kundengruppen der Banken

Die Kundengruppen der Banken sind Privatkunden

1.Massengeschäft (Retailgeschäft): (Standardisiertes) Kredit- und Anlagegeschäft sowie Zahlungsverkehr

2.Private Banking: Vermögensberatung und -verwaltung für vermögende Privatkunden

Firmenkunden

Staaten und Gebietskörperschaften

Banken

Rechnungslegung

Der Jahresabschluss ist auch bei Banken nicht wesentlich anders. Es gibt jedoch eine spezielle Bankbilanz. Die Kosten- und Leistungsrechnung findet bei Banken in der Kosten- und Erlösrechnung statt, siehe dort.

Rechtsgrundlagen

In Deutschland ist das Kreditwesengesetz Rechtsgrundlage für Kreditinstitute. In Österreich, welches nach Ende des Zweiten Weltkrieges vorerst die deutschen Bestimmungen übernahm, galt ab 1979 ein abgewandeltes, österreichspezifisches Bankwesengesetz, welches 1986 mittels Gesetzesnovelle erneut verändert wurde, und 1994 gänzlich durch das neue Bankwesengesetz ersetzt wurde.

Eine Besonderheit der Schweiz, welche teils auch noch für Österreich zutrifft, ist das Bankgeheimnis. In Deutschland gibt es – entgegen einer landläufigen Auffassung – kein Gesetz bezüglich des Bankgeheimnisses, das vor einem Zugriff des Staates auf Daten schützt.

Armut

Armut bezeichnet primär mangelnde Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Kleidung, Nahrung, Wohnung, Gesundheit. Im weiteren und übertragenen (metaphorischen) Sinn bezeichnet Armut allgemein einen Mangel. Die Herkunft des zugrundeliegenden Adjektivs arm ist zwar umstritten, wird aber mehrheitlich auf die germanische Wurzel *arҍma- zurückgeführt, das „vereinsamt, verwaist, verlassen“ bedeutet und mit griech. erḗmos (ἐρῆμος) „einsam“ in Verbindung gebracht wird. Eine veraltete Bezeichnung für „sehr große Armut“ ist Mendizität (von lat. mendīcitās). Ein Merkmal für Armut ist typischerweise das Haushaltseinkommen, obgleich häufig damit die mangelnde Ausstattung mit wirtschaftlichen Ressourcen gemeint ist.

Armut im allgemeinen Sinn ist eine subjektive, kulturell geprägte Einschätzung. So bezeichnen sich Angehörige indigener Gemeinschaften erst dann als arm, wenn sie mit der enormen Vielfalt moderner Wirtschaftsgüter konfrontiert werden. Die meisten naturangepasst lebenden Ethnien dürfen vor ihrem Kontakt mit der Marktwirtschaft nicht pauschal als arm bezeichnet werden. Ihre traditionellen Wirtschaftsformen versorgten sie mit allen Gütern, die zum Leben notwendig sind. Zahlreiche Berichte von Reisenden der Kolonialzeit berichten von Menschen, die nach ihren Bedürfnissen keinen Mangel litten, sondern die im Gegenteil im Überfluss lebten. Da den meisten dieser Menschen materielle Güter wenig bedeuteten, waren sie von ihrem Standpunkt aus auch nicht arm.

Armut ist ein soziales Phänomen: Dabei wird „Armut“ als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit der Folge einer „Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen“ verstanden. In dieser Form wird sie in Mythologie und Sage, in den Künsten und wissenschaftlich behandelt. Von wirtschaftlicher Armut im engeren Sinne gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Definitionen. Zum einen ist das die absolute Armut, bei der einer Person weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen, zum anderen die relative Armut, bei der ein Einkommen deutlich unter dem Durchschnitt aller Einkommen eines Landes (eines Staates) liegt.

Die erste Form ist heute in Industriestaaten seltener, dominiert aber die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern. In diesen kann es im Extremfall vorkommen, dass eine Person zwar absolut, nicht aber relativ arm ist. Die zweite Form betrifft definitionsbedingt in praktisch jedem Staat einen Teil der Bevölkerung.

Definitionsansätze

Absolute und relative Armut