Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953 - Uwe Johnson - E-Book

Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953 E-Book

Uwe Johnson

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Beschreibung

Königs Erläuterungen – Textanalyse und Interpretation mit ausführlicher Inhaltsangabe und Abituraufgaben In einem Band bieten dir die neuen Königs Erläuterungen alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst. Das spart Zeit bei der Vorbereitung! Alle wichtigen Infos zur Interpretation. - von der ausführlichen Inhaltsangabe über Aufbau, Personenkonstellation, Stil und Sprache bis zu Interpretationsansätzen - plus 4 Abituraufgaben mit Musterlösungen und 2 weitere zum kostenlosen Download . sowohl kurz als auch ausführlich. - Die Schnellübersicht fasst alle wesentlichen Infos zu Werk und Autor und Analyse zusammen. - Die Kapitelzusammenfassungen zeigen dir das Wichtigste eines Kapitels im Überblick – ideal auch zum Wiederholen. - Das Stichwortregister ermöglicht dir schnelles Finden wichtiger Textstellen. . und klar strukturiert. - Ein zweifarbiges Layout hilft dir Wesentliches einfacher und schneller zu erfassen. - Die Randspalte mit Schlüsselbegriffen ermöglichen dir eine bessere Orientierung. - Klar strukturierte Schaubilder verdeutlichen dir wichtige Sachverhalte auf einen Blick. . mit vielen zusätzlichen Infos zum kostenlosen Download.

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KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN

Band 309

Textanalyse und Interpretation zu

Uwe Johnson

INGRID BABENDERERDE. REIFEPRÜFUNG 1953

Marion Lühe

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Zitierte Ausgaben: Uwe Johnson: Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 12. Aufl. 2013 [1985].

Über den Autor dieser Erläuterung: Marion Lühe studierte Geschichte und Germanistik in Göttingen und Berlin und wurde 1995 mit einer Arbeit über den venezianischen Adel am Ende der Republik promoviert. Sie lebt als freie Publizistin in Berlin und veröffentlichte u. a. ein Buch über öffentliche Meinung und Demoskopie.

Hinweis: Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst. Johnson-Zitate folgen der zitierten Suhrkamp-Ausgabe.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2015

ISBN 978-3-8044-7023-1

© by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelabbildung © Henner Damke/fotolia.com

Hinweise zur Bedienung

Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.

Fußnoten Fußnoten sind im Text in eckigen Klammern mit fortlaufender Nummerierung angegeben. Tippen Sie auf eine Fußnote und Sie gelangen zum entsprechenden Fußnotentext. Tippen Sie im aufgerufenen Fußnotentext auf die Ziffer zu Beginn der Zeile, und Sie gelangen wieder zum Ursprung. Sie können auch die Rücksprungfunktion Ihres ePub-Readers verwenden (sofern verfügbar).

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Verknüpfungen zu den Online-Aufgaben Im Abschnitt 6 „Prüfungsaufgaben“ finden Sie einen Hinweis zu zwei kostenlosen zusätzlichen Aufgaben. Diese Aufgaben können über die Webseite des Verlages aufgerufen werden. Tippen Sie auf die Verknüpfung und Sie werden direkt zu den Online-Aufgaben geführt. Dazu wird in den Web-Browser Ihres ePub-Readers gewechselt – sofern Ihr ePub-Reader eine Verbindung zum Internet unterstützt und über einen Web-Browser verfügt.

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INHALT

1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

2. Uwe Johnson: Leben und Werk

2.1 Biografie

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Die DDR in den 1950er Jahren

Junge Gemeinde und FDJ

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

3. Textanalyse und -Interpretation

3.1 Entstehung und Quellen

3.2 Inhaltsangabe

3.3 Aufbau

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

Die Schüler und Lehrer der 12 A

Schüler und Lehrer

Die Stadtgemeinschaft gegen die Staatsvertreter

Die Hauptfiguren

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.6 Stil und Sprache

3.7 Interpretationsansätze

4. Rezeptionsgeschichte

5. Materialien

6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen

Aufgabe 1 **

Aufgabe 2 **

Aufgabe 3 ***

Aufgabe 4 **

Literatur

Zitierte Ausgabe

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Sonstige Literatur

Übergreifende Darstellungen

1.Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht

Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, folgt hier eine Übersicht.

Im zweiten Kapitel beschreiben wir Uwe Johnsons Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:

Uwe Johnson lebte von 1934 bis 1984 und siedelte 1959 von der DDR nach Westberlin über.

Die Zeit ist geprägt vom Kalten Krieg und in der DDR vom „Aufbau des Sozialismus“ nach sowjetischem Vorbild, von verstärkter Repression und politischer Verfolgung. Zwar begann nach Stalins Tod 1953 eine Phase der Entspannung; Andersdenkenden aber drohten nach wie vor Strafen und Gefängnis. Zu Beginn der fünfziger Jahre, als die deutsch-deutsche Grenze noch durchlässiger war, flohen viele Menschen in den Westen.

Ingrid Babendererde ist der erste Roman Uwe Johnsons, der allerdings erst postum 1985 erschien. Der Autor entwickelt darin bereits viele Erzähltechniken und Motive, die seine späteren Werke auszeichnen.

Im dritten Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:

Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953 – Entstehung und Quellen:

Uwe Johnson schrieb die erste Fassung von Ingrid Babendererde bereits 1953 im Alter von 19 Jahren. In den folgenden Jahren arbeitete er das Manuskript mehrfach um. 1956 beendete er die vierte und letzte Fassung des Romans. Nachdem alle angeschriebenen Verlage in Ost- und Westdeutschland eine Veröffentlichung ablehnten, blieb der Roman zunächst unveröffentlicht und erschien erst 1985 in Westdeutschland bei Suhrkamp aus dem Nachlass des Autors.

In dem Roman verarbeitete der Autor eigene Erfahrungen als Schüler und Student mit der SED und FDJ. Eine weitere Inspirationsquelle war Thomas Manns Erzählung TonioKröger.

Inhalt:

Ende Mai 1953. In einer Kleinstadt in Mecklenburg bereiten sich die Schüler der 12 A auf ihre bevorstehende Abiturprüfung vor, unter ihnen auch das Liebespaar Klaus und Ingrid und ihr gemeinsamer Freund Jürgen. Wie ihre Klassenkameraden und auch manche unter den Lehrern betrachten die drei Freunde die zunehmende Politisierung des Schulalltags und die Verknüpfung des Lernstoffs mit sozialistischer Propaganda skeptisch. Als eine Mitschülerin in Konflikt mit der Leitung der sozialistischen Jugendorganisation FDJ gerät, weil sie zugleich Mitglied der kirchlichen Jungen Gemeinde ist, sind die drei Freunde gezwungen, Stellung zu beziehen. Von Direktor Siebmann, einem strammen Parteigenossen, dazu aufgefordert, vor den versammelten Schülern und Lehrern der Gustav Adolf-Oberschule einen Diskussionsbeitrag zur Jungen Gemeinde zu liefern, hält Ingrid eine Rede – allerdings nicht im Sinne des Direktors. Vielmehr plädiert sie dafür, die Schüler sollten die Klamotten und die Abzeichen tragen und die Bücher lesen dürfen, die ihnen gefallen. Trotz des tosenden Beifalls der Schüler stimmt die Mehrheit von ihnen in der anschließenden Abstimmung für Ingrids Schulausschluss. Zusammen mit Klaus, unterstützt von Jürgen, verlässt Ingrid ihre Heimat und flieht nach Westberlin.

Aufbau:

Ingrid Babendererde beginnt sozusagen mit dem Ende der Geschichte: Die kurzen, kursiv gedruckten Passagen, die den vier großen Hauptkapiteln des Romans vorangestellt sind, handeln von Klaus und Ingrids Flucht in den Westen. Wie es dazu kam, was dazu geführt hat, erfährt der Leser erst nach und nach. Die eigentliche Romanhandlung schildert die Ereignisse der vier Tage, die der Flucht vorangingen, und enthält zudem eine längere Rückblende auf den Beginn der Freundschaft zwischen den beiden Jugendlichen. Die vielfachen Orts-, Zeit- und Perspektivwechsel spiegeln auf formaler Ebene die Brüchigkeit der Lebensläufe wider, von denen der Roman erzählt.

Personen:

Die Hauptpersonen sind:

Ingrid Babendererde:

ist eine schöne junge Frau und zugleich eine spitzbübische Göre,

hat ein großes Bedürfnis nach Aufrichtigkeit,

kann Menschen überzeugen,

ist vertrauensvoll und bodenständig.

Klaus Niebuhr:

hat sich früher in der Politik und der FDJ engagiert,

hegt eine tiefe Skepsis gegen Worte und Parolen,

spricht selbst nur in ironischer Weise,

hält sich am liebsten auf seinem Segelboot und in der Natur auf.

Jürgen Petersen:

ist mit Klaus befreundet und liebt Ingrid,

ist vom Sozialismus überzeugt,

lehnt jedoch jede Form von Repression ab,

entscheidet sich, in der DDR zu bleiben, um sie zu verändern.

Unter den Nebenfiguren sind zwei Lehrer von großer Bedeutung:

Direktor Robert Siebmann:

genannt „Pius“,

ist ein junger, dynamischer und strammer SED-Genosse,

hat die Schule auf Parteilinie gebracht,

verkörpert das Auseinanderfallen zwischen sozialistischen Idealen und der Wirklichkeit.

Ernst Sedenbohm

ist „bürgerlicher“ Herkunft und gegen die SED eingestellt,

wird von seinen Schülern als Autorität anerkannt,

zeigt, wenn auch nicht offen, Solidarität mit Ingrid.

Wir stellen die drei Hauptpersonen ausführlich vor und gehen auch auf die Nebenfiguren näher ein.

Stil und Sprache:

In Johnsons Ingrid Babendererde herrscht eine auktoriale Erzählsituation vor. Allerdings wird das Geschehen immer wieder aus der Perspektive wechselnder Figuren erzählt, was die Identifikation des Lesers mit einer einzigen Person erschwert und ihn zum Mitdenken auffordert. Der Roman zeichnet sich durch eine knappe, lakonische, zugleich aber poetische, bisweilen fast manierierte Sprache aus. Auffallend sind eine eigenwillige Syntax und Orthografie sowie Anleihen aus der Umgangssprache, dem offiziellen DDR-Sprachjargon und auch der Bibel. In den Dialogen zwischen Schülern, Familienmitgliedern und Nachbarn verwendet Johnson häufig den niederdeutschen Dialekt, wenn Vertrautheit und Nähe zwischen den Personen herrscht. Dagegen steht das Hochdeutsche, das unter Parteimitgliedern und im Schulunterricht gesprochen wird, für Entfremdung und politische Sprachindoktrination.

Interpretationsansätze:

Wir bieten einen Überblick über die neuere Forschung zu Ingrid Babendererde und gehen dabei besonders ein auf:

den Konflikt zwischen Staat und Individuum,

die Tradition des Schul- und des Heimatromans,

Johnsons Sprachkritik als Ideologiekritik.

2.Uwe Johnson: Leben und Werk

Uwe Johnson (1934–1984) © ullstein bild – Heinz Köster

2.1Biografie

JAHR

ORT

EREIGNIS

ALTER

1934

Cammin (heute Kamień Pomorski in Polen)

20. Juli: Geburt von Uwe Johnson als erstes Kind von Erna und Erich Johnson, Enkel eines schwedischen Einwanderers. Erich Johnson ist Landwirt und Gutsinspektor in Anklam. Seine Mutter, eine Bauerntochter, reist zur Geburt des Kindes nach Pommern zu ihren Eltern. Wenige Tage nach der Geburt kehrt sie mit dem Säugling zurück ins vorpommersche Anklam. Dort wird 1939 Uwe Johnsons Schwester Elke geboren.

1940

Anklam

März: Johnson wird eingeschult. Wenige Tage zuvor ist sein Vater der NSDAP beigetreten.

5

1944

Kosten (heute Kościan in Polen)

Ab dem Sommer wird der begabte Fünftklässler Johnson auf eine deutsche, von der SS kontrollierte staatliche Oberschule geschickt. Durch seine Leseleidenschaft wird er in dem auf Körperertüchtigung und militärischen Drill spezialisierten Internat rasch zum Außenseiter und leidet unter der Trennung von der Familie.

9

1945

Anklam

Februar: Die sowjetische Armee rückt bis kurz vor Kosten vor, und die Heimschule schließt. Johnson kehrt in einem Flüchtlingstreck nach Anklam zurück.

10

Recknitz bei Güstrow

April: Die Familie flieht vor der Roten Armee und findet Unterschlupf bei Verwandten in Recknitz. Bei seiner Rückkehr nach Anklam wird der Vater verhaftet und in einem sowjetischen Lager interniert, aus dem er nicht mehr zurückkehren wird.

1946

Güstrow

Im Sommer zieht Johnson mit der Mutter und der Schwester nach Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern, wo er die Zentralschule besucht.

11

1948

Güstrow

September: Johnson wechselt auf die John-Brinckman-Oberschule. Unter seinen Mitschülern gilt er als hochintelligent und sehr belesen, aber auch verschlossen. Sein Vater ist offiziell für tot erklärt worden.

14

1949

Güstrow

März: Entsetzt über die Nazi-Verbrechen wird Johnson Mitglied im Kulturbund zur demokratischen Ordnung Deutschlands. September: Johnson tritt der Freien Deutschen Jugend (FDJ) bei und steigt zum Organisationsleiter der Schulgruppenleitung auf. Von der im Oktober gegründeten DDR verspricht er sich Frieden und Gerechtigkeit.

15

1950

Güstrow

September: Einige Mitschüler Johnsons, die auf Flugblättern freie Wahlen in der DDR gefordert haben, werden in einem Schauprozess zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. Johnson beginnt den diktatorischen Charakter der DDR zu erkennen.

16

1951

Güstrow

September: Rücktritt von seinem Amt als FDJ-Funktionär mit der Begründung, mehr Zeit zum Lernen zu brauchen.

17

1952

Rostock

September: Nach seinem Abitur (Durchschnittsnote: 2,2) nimmt Johnson an der Universität Rostock das Studium der Germanistik auf. Zu den Pflichtfächern zählen unter anderem Grundlagen des Marxismus-Leninismus, und auch in der Literaturwissenschaft stehen ideologische Fragen im Vordergrund.

18

1953

Rostock

Mai: Auf einer Protestveranstaltung nimmt Johnson als FDJ-Redner die Junge Gemeinde der evangelischen Kirche in Schutz, die sich einer großangelegten Hetzkampagne der SED und FDJ ausgesetzt sieht. Hunderte von Schülern und Studenten werden verhaftet und auf Schauprozessen verurteilt. Zwar ist Johnson keineswegs DDR-Gegner oder Anhänger der Kirche, doch das Vorgehen der Partei verletzt seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Zwar geht die Angelegenheit glimpflich aus und er darf weiterstudieren, doch das Thema des Verrats beschäftigt Johnson noch lange weiter. Er beginnt mit der Niederschrift von Ingrid Babendererde.

18

1954

Leipzig

September: Wechsel an die Universität Leipzig, wo Johnson u. a. bei Hans Meyer studiert. Der brillante Redner und Kenner der modernen Literatur, der sich wenig um ideologische Vorgaben kümmert, wird zum Förderer und Mentor Johnsons. In der weltoffeneren Stadt Leipzig findet er auch gleichgesinnte, literaturinteressierte Freunde und lernt seine spätere Ehefrau, die Studentin Elisabeth Schmidt, kennen.

20

1956

Leipzig

Juli: Studienabschluss mit einer Diplomarbeit über Ernst Barlach. Da Johnson keine Stelle findet, schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten für Verlage und als Übersetzer durch und lebt abwechselnd bei Freunden. November: Nach einer kurzen Phase der Entspannung verschlechtert sich das politische Klima in der DDR wieder. Johnsons Mutter und seine Schwester fliehen in den Westen.

22

1957

Leipzig

Juli: Der Suhrkamp-Verlag lehnt eine Veröffentlichung von Ingrid Babendererde ab. Johnson beginnt seinen Roman Mutmassungen über Jakob

23

1959

Berlin

10. Juli: Johnson fährt mit der Stadtbahn nach Westberlin und kehrt nicht mehr in den Osten zurück. Seine Flucht versteht er Zeit seines Lebens als „Umzug“. Oktober: Veröffentlichung von Mutmassungen über Jakob im Suhrkamp-Verlag rechtzeitig zur Buchmesse. Teilnahme an einer Tagung der Gruppe 47, wo Johnson u. a. Hans Werner Richter, Ingeborg Bachmann und Günter Grass kennenlernt.

24

25

1960

Berlin

März: Johnson gewinnt den Fontane-Preis der Stadt Berlin.

25

1961

USA

20. April bis 22. August: Reise durch die USA mit einem Vortrag über die Bedingungen des Schreibens im geteilten Berlin. Als am 13. August der Mauerbau beginnt, kann Johnsons Freundin Elisabeth Schmidt nicht mehr nach Westberlin zu Besuch kommen.

Berlin

September: Das dritte Buch über Achim erscheint und erfährt große Aufmerksamkeit in der Presse. Johnson wird nun in der Öffentlichkeit endgültig als „Dichter der beiden Deutschland“ wahrgenommen. November: Der angesehene Dichter Hermann Kesten bezichtigt Johnson, er habe den Bau der Berliner Mauer gerechtfertigt. Johnson, der in einer Diskussion lediglich den Mauerbau nüchtern auf die ökonomische Notlage der DDR zurückgeführt hatte, sieht sich in der darauf folgenden Debatte heftigen öffentlichen Attacken ausgesetzt.

1962

Rom

Januar: Johnson tritt sein Stipendium in der Villa Massimo an. Im Februar gelingt Elisabeth Schmidt die Flucht aus der DDR in den Westen. Die beiden heiraten und bleiben bis September zusammen in Rom, wo Johnson die Bekanntschaft von Ingeborg Bachmann und Max Frisch macht. 20. November: Tochter Katharina Elisabeth wird geboren.

27

1966

New York

Juni: Johnson nimmt das Angebot der Verlegerin Helen Wolff einer Stelle als Schulbuchlektor bei Harcourt, Brace & World an. Mit seiner Frau und Tochter zieht er in die Upper Westside von Manhattan. Hier beginnt er mit der Arbeit an seinem Roman Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl, der ihn noch viele Jahre beschäftigen wird.

32

1968

Berlin

23. August: Rückkehr der Familie Johnson nach Westberlin. Wenige Tage zuvor sind die Truppen des Warschauer Paktes in Prag einmarschiert. Johnsons Hoffnungen auf eine Reform des Sozialismus sind zerstört. Dem politischen Engagement seiner Schriftstellerkollegen, etwa von Günter Grass, steht er skeptisch gegenüber.

34

1970

Berlin

Trotz aller Schwierigkeiten, die Johnson mit der Fertigstellung der Jahrestage hat, erscheint im Oktober der erste Teil.

36

1971

Berlin

Januar: Lektorat von Max Frischs Tagebuch 1966-1971.

36

New York

Von September bis Oktober reist Johnson nach New York, wo er bei Hannah Arendt wohnt.

37

Berlin

Oktober: Veröffentlichung des zweiten Teils von Jahrestage. Johnson erhält den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

1972

Mecklenburg

April: Johnson erhält erstmals wieder die Erlaubnis, in die DDR einzureisen. Auf weiteren Reisen trifft er sich mit Schriftstellern jenseits der Mauer wie Christa Wolf und Günter Kunert.

37

1973

Klagenfurt

Oktober: Johnson reist auf den Spuren der am 17. Oktober 1973 verstorbenen Dichterin Ingeborg Bachmann in ihre Heimatstadt Klagenfurt. Kurz zuvor ist Teil drei der Jahrestage erschienen.

39

1974

Sheerness-on-Sea, Kent