Ingwer - Franziska Au - E-Book

Ingwer E-Book

Franziska Au

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Beschreibung

Ingwer ist gesund und scharf, Ingwer heilt, Ingwer schmeckt, und Ingwer ist ein Superfood. In Europa kennt man die Wunderknolle seit langem als wichtige Geschmackszutat. Doch das ist nicht das Einzige: Ingwer gehörte bereits in der Antike zu den essenziellen Heilmitteln, in der mittelalterlichen Klostermedizin spielte er ebenfalls eine wichtige Rolle. Die moderne wissenschaftliche Forschung bestätigt die medizinische Heilkraft: Ingwer stärkt das Immunsystem, hilft gegen Übelkeit, heilt Erkältungen, wird Diabetes-Patient*innen empfohlen, unterstützt die Therapie von Migräne und Burnout und spielt eine Rolle beim Abnehmen. Darüber hinaus kann man die vielseitige Wurzel auch bei der Haut- und Haarpflege einsetzen.

Die spannendsten Erkenntnisse aus der Wissenschaft, der Geschichte, der Heilkunde und nicht zuletzt aus der Kulinarik der erstaunlichen Gewürzpflanze mit zahlreichen Rezepten zum Genießen und Wohlfühlen.

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Seitenzahl: 227

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Ingwer: scharf, schmackhaft , heilend

Seit Jahrhunderten wissen wir Ingwer zu schätzen: Ingwer schmeckt in vielen Variationen nicht nur ausgesprochen lecker, sondern ist auch ein wahrer Schatz für unsere Gesundheit. Er stärkt das Immunsystem, hilft gegen Übelkeit, heilt Erkältungen, wird bei Diabetes empfohlen, unterstützt die Therapie von Migräne und Burnout und spielt eine Rolle beim Abnehmen. Darüber hinaus kann man die vielseitige Wurzel sogar bei der Haut- und Haarpflege einsetzen.

Die spannendsten Erkenntnisse aus der Wissenschaft, der Geschichte, der Heilkunde und nicht zuletzt aus der Kulinarik der erstaunlichen Wunderknolle mit zahlreichen Rezepten zum Genießen und Wohlfühlen.

Hinter Franziska von Au verbirgt sich die erfolgreiche Buchautorin Christina Zacker. Als echter Spross einer alten, österreichischen Adelsfamilie liegen Christina Zacker insbesondere die Themen Tradition und Brauchtum am Herzen. Nach der Ausbildung zur Journalistin in München war sie als Redakteurin, Ressortleiterin und Textchefin sowie als Kolumnistin bei verschiedenen Tageszeitungen und Frauenmagazinen tätig. Seit etlichen Jahren arbeitet Christina Zacker als freiberufliche Buchautorin. Im Südwest Verlag, aber auch in den Verlagen Ludwig und Cormoran, hat sie unter dem Namen Franziska von Au, der übrigens der Name ihrer Urgroßmutter ist, zahlreiche erfolgreiche Bücher verfasst. 2013 erschien von ihr bei Heyne der Titel »Rote Bete« und zuletzt 2015 »Kokosöl«. Christina Zacker lebt in der Nähe von Monchique an der nördlichen Algarve in Portugal.

FRANZISKA VON AU

INGWER

Die wunderbaren Heilkräfte der magischen Knolle

WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN

Hinweis: Die Informationen in diesem Buch sind sorgfältig und nach bestem Wissen recherchiert. Eine Garantie kann von Autorin und Verlag dennoch nicht übernommen werden; eine Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. In medizinischen Fragen ist der Rat Ihres Arztes maßgebend.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Originalausgabe 06/2023

Copyright © 2023 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Regina Carstensen

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Designunter Verwendung eines Fotos von: AdobeStock/DIA

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-30549-9V001

www.heyne.de

Inhalt

Vorwort 13

Kapitel 1 Geschichte und Geschichten zum Ingwer 17

Aus den alten Legenden Chinas17

Die heiligen Schriften Indiens19

Wie der Ingwer nach Europa kam20

Die mittelalterliche Klostermedizin31

Ingwer in der Neuzeit38

Warum Ingwer in England nie in Vergessenheit geriet42

Ingwer im 19. und 20. Jahrhundert48

Kapitel 2 Warenkunde Ingwer 52

Ingwer botanisch gesehen52

Ingwer im kommerziellen Anbau58

Ingwer selbst ziehen63

Kapitel 3 Bausteine der Ernährung – und was der Ingwer zu bieten hat 68

Kurzinfo Kohlenhydrate70

Kurzinfo Proteine (Eiweiß)72

Kurzinfo Fette74

Kurzinfo Vitamine76

Kurzinfo Mineralstoffe und Spurenelemente80

Kurzinfo SPS – Sekundäre Pflanzenstoffe82

Kapitel 4 Was macht den Ingwer so besonders? 87

Ätherische Öle87

Oleoresine, nicht flüchtige Scharfstoffe89

Besondere Wirkstoffe im Detail91

Heilpflanze des Jahres 201899

Kapitel 5 Aus der Praxis: Ingwer fürs Wohlbefinden 105

Stärkung des Immunsystems107

Ingwertee108

Ingwerabkochung109

Ingwerwasser (»Infused Ginger Water«)110

Booster fürs Immunsystem: Ingwer-Kurkuma-Shot110

Die berühmte Goldene Milch111

Brotaufstrich: Hanf-Ingwer-Butter mit Kurkuma112

Ingwer-Zitronen-Honig113

Vorbeugung gegen Erkältung114

Ingwer-Zitronen-Tee gegen Schnupfen114

Ingwer-Honig-Milch bei Halsschmerzen115

Ingwer-Erkältungsbad115

Magen-Darm-Beschwerden116

Kümmel-Ingwer-Tee zur Appetitanregung117

Ingwer-Zitronen-Aufguss gegen Blähungen118

Völlegefühl 118

Claret: Gewürzter Weißwein gegen vollen Magen119

Reisekrankheit120

Übelkeit in der Schwangerschaft121

Unterstützung beim Abnehmen122

Ingwerwasser als tägliche Flüssigkeitszufuhr123

Ingwerwasser – die schnellste Variante124

Diäthilfe Ingwer-Apfel-Shot125

Ingwer-Apfelessig-Honig-Kombi126

Ingwer-Rote-Bete-Saft gegen Heißhunger auf Salziges126

Ingwer gegen Müdigkeit127

Grüne Ingwer-Saftkur als Fitmacher128

Apfel-Ingwer-Smoothie128

Karotten-Apfel-Smoothie129

Erfrischender Ingwer-Kiwi-Shot129

Gegen Stress und zur Entspannung130

Ingwer-Vollbad gegen körperlichen Stress131

Ingwer-Weihnachts-Entspannungsbad131

Ingwer-Spinat-Saft gegen Stress132

Ingwer-Karotten-Saftkur gegen innere Unruhe132

Hanfmilch-Ingwer-Drink zur Beruhigung133

Liebestinktur »Aqua Mirabilis«133

Glühwein für die Liebe135

Hautpflege136

Ingwer-Saftkur gegen Akne136

Labkraut-Ingwer-Rosen-Maske gegen Altersflecken137

Ingwer-Honig-Maske gegen unreine Haut137

Ingweröl gegen Falten und Narben138

Ingwer-Buttermilch-Lotion gegen Sonnenbrand139

Haarpflege139

Ingwer-Honigmelone-Saftkur für kräftige Haarwurzeln140

Ingwer-Karotten-Petersilie-Saftkur für starkes Haar140

Kapitel 6 Ingwer als Heilmittel 142

Grundprinzipien der alten Heilkunde142

Nachgewiesene Wirkungen des Ingwers147

Basisrezepte148

Starker Ingwertee150

Ingwertinktur150

Ingweröl (Kaltauszug)151

Ingweröl (Heißauszug)151

Ingwerhonig152

Arthrose, Arthritis, Rheuma153

Ingweröl zur Massage bei Arthrose und Arthritis155

Ingwer-Essig-Wickel gegen Gelenkschmerzen155

Asthma und Bronchitis155

Ingwertee und Ingweröl bei akutem Asthma156

Ingwer-Saftkur gegen hartnäckige Bronchitis156

Ingwer-Gewürz-Honig als Bronchitis-Schnellhilfe156

Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose157

Ingwer-Sellerie-Saftkur gegen erhöhtes Cholesterin158

Ingwer-Teilbad bei Durchblutungsstörungen159

Ingweröl-Massage bei Durchblutungsstörungen159

Ingwer-Blutorangen-Saftkur zur Vor- und Nachsorge von Herzinfarkten160

Exotische Ingwer-Saftkur zur Blutverdünnung160

Ingwer-Gemüse-Saft zur Vorbeugung vor einem Schlaganfall161

Ingwer-Karotten-Saftkur für ein besseres Gedächtnis161

Burn-out-Syndrom, Erschöpfung und Schlafstörungen162

Ingwer-Teemischung gegen Schlafstörungen163

Ingwer-Melisse-Bad für besseren Schlaf163

Ingwer-Gemüse-Saft zur Stimmungsaufhellung164

Ingwer-Entspannungsbad164

Diabetes164

Erkältung, Halsschmerzen und Husten165

Schnelle Hilfe: Ingwertinktur in Tee oder Wasser166

Ingwer-Dampf bei Schnupfen und Husten167

Ingwerhonig gegen Husten167

Ingwer-Wasser zum Gurgeln bei Halsschmerzen167

Ingwer-Zimt-Tee gegen Halsschmerzen168

Infektionen168

Ingwer-Preiselbeer-Saft bei häufigen Harnwegsinfektionen169

Kopfschmerzen und Migräne169

Massage mit Ingwertinktur170

Ingwer-Kardamom-Öl gegen Kopfschmerzen171

Grüner Ingwer-Saft bei Migräne171

Ingwer-Zitrus-Saftkur gegen Migräne171

Ingwer-Gemüse-Saftkur gegen Spannungskopfschmerzen172

Magen-Darm-Erkrankungen, Verdauungsprobleme und Appetitlosigkeit173

Ingwertinktur in Tee oder Wasser174

Ingwer-Nelken-Öl bei Übelkeit und Krämpfen174

Ingwer-Muskatnuss-Öl bei Verdauungsbeschwerden174

Ingwer-Petersilien-Tee bei Gastritis174

Ingwer-Rote-Bete-Saft bei empfindlichem Darm176

Ingwer-Apfel-Saft gegen hartnäckigen Durchfall176

Wurzeltrunk bei Appetitlosigkeit durch Gallenprobleme177

Kümmel-Ingwer-Tee zur Appetitanregung177

Ingwer-Sternanis-Apfel-Drink zur Appetitanregung178

Kandierter Ingwer gegen Appetitlosigkeit178

Löwenzahn-Gelee als Kur bei Appetitlosigkeit179

Mund, Rachen, Zähne180

Ingwer-Beinwell-Mundspülung180

Ingwer-Karotten-Saft bei Rachenbeschwerden181

Ingwer-Ananas-Saftkur gegen Zahnfleischbluten181

Ingwer-Tomaten-Kohl-Saftkur zur Zahnfleischkräftigung182

Ingwer-Brombeer-Saft gegen Zahnfleischentzündung182

Rücken- und Muskelschmerzen183

Heiße Ingwerauflage bei Muskelverspannungen184

Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhoe)184

Ingwerauflage bei Bauchkrämpfen185

»Krampfbutter«: Ein Hausmittel gegen Menstruationsschmerzen186

Ingwer-Maracuja-Saft zum Hormonausgleich186

Krebstherapie187

Kapitel 7 Aus der Praxis: Ingwer in der Küche 190

Ingwer in europäischen Rezepten190

Ingwer in den Rezepten Asiens193

Worauf beim Einkauf von Ingwer zu achten ist196

Wozu Ingwer schmeckt201

Lagerung von Ingwer203

Konservierung von Ingwer204

Tipps und Tricks beim Kochen mit Ingwer207

Kapitel 8 Rezepte mit Ingwer 211

Getränke212

Ingwer-Shot212

Ingwer-Apfelessig-Sirup213

Ingwerschnaps214

Snack und Beilagen, Chutneys und Würzmittel215

Indonesische Reispfanne216

Pfannengemüse217

Preiselbeeren süßsauer218

Ingwer auf japanische Art220

Ingwer süß einlegen221

Indisches Bananen-Chutney221

Ananas-Chutney222

Rosmarin-Ingwer-Essig223

Tomatenketchup mit Ingwer224

Vorspeisen, Salate und Suppen225

Auberginendip225

Ingwersahne pikant oder süß226

Kürbis-Salat226

Eisberg-Melonen-Salat227

Kokos-Kürbissuppe mit Mango228

Rote-Linsen-Ingwersuppe230

Eingemachtes und Gemüse231

Eingelegte Champignons231

Rote Beten süßsauer232

Zimt-Ingwer-Kürbis232

Räuchertofu mit Wokgemüse234

Fisch235

Gebratener Lachs in Ingwermarinade235

Ceviche Clásico236

Leche de Tigre238

Fischcurry mit Ingwer240

Garnelen in Orangensoße241

Fleisch242

Ingwer-Poularde mit scharfem Linsensalat242

Lammfilet »Tausendundeine Nacht«244

Indisches Putengeschnetzeltes245

Rinderhüfte mit weißem Sesam246

Süßes und Desserts247

Kandierter Ingwer248

Ingwer in Honig249

Milchreis mit Ingwer250

Erdbeer-Sahne-Traum251

Marmeladen und Backwerk252

Grapefruit-Walnuss-Marmelade252

Bananenkonfitüre253

Ingwerkekse254

Klassische Elisenlebkuchen255

Literatur und Links257

Vorwort

Ingwer ist eine der ältesten Gewürzpflanzen der Welt. In China und Indien kennt und schätzt man das heute so moderne Superfood seit mindestens 4000 Jahren. Man kann leider nur vermuten, wo die Pflanze ursprünglich herkommt, doch für die Chinesen ist das völlig klar: In ihrer mythischen Geschichte gab es fünf Urkaiser. Zu ihnen gehörte einer der ersten weisen Männer, der sie alles über die Landwirtschaft und pflanzliche Arzneimittel lehrte, und er kannte den Ingwer und wusste um all seine Eigenschaften und Heilkräfte. Die Urkaiser haben dieses Wissen hinterlassen, und es wurde seitdem bewahrt und weitergegeben.

Gleichauf allerdings liegt Indien: Hier gab es medizinische Kenntnisse wohl schon in der Steinzeit, und auch in den ebenfalls weit zurückliegenden Anfängen der indischen Heilkunst Ayurveda spielte Ingwer eine Hauptrolle und zwar eine solch entscheidende, dass Indien heute der Großverbraucher allen Ingwers auf dem Weltmarkt ist.

Kein Wunder also, dass man weder in der asiatischen noch der indischen Medizin ohne die Wunderknolle auskommt. Und auch aus den Küchen dieser beiden riesigen Kulturregionen der Erde ist Ingwer nicht wegzudenken: In Indien gibt es wohl kaum ein Gericht, das Ingwer vermissen lässt. Die Chinesen gingen sogar so weit, vor gut 2000 Jahren tote Fürsten mit großen Mengen Ingwers zu bestatten, auf dass denen nicht einmal im Reich der Toten der scharf-süße Genuss versagt blieb …

In Europa kennt man Ingwer seit Langem als wichtige Geschmackszutat und als lebensnotwendiges Heilmittel, auf das weder die Militärärzte Alexanders des Großen noch die Legionäre des römischen Weltreichs verzichten wollten. Sie brachten den Ingwer weit bis über die Grenzen der damals bekannten Welt: vorbei an den »Säulen des Herkules«, also Gibraltar, bis in den hohen Norden Britanniens. Dort – und damit in der gesamten angelsächsischen Welt – hat Ingwer nicht nur in Küche und Apotheke seinen Platz gefunden, sondern er hat sich außerdem in der Sprache festgesetzt: Ginger – so die englische Bezeichnung – bedeutet nämlich weit mehr als einfach nur »Ingwer«.

In Mitteleuropa haben die Mönche und Nonnen der mittelalterlichen Klostermedizin das Wissen um die Heilkräfte des Ingwers bewahrt. Im Grunde bis heute, denn selbst wenn wir ihn noch nicht so lange in der Alltagsküche verwenden: Über seine Heilkräfte wusste man stets Bescheid, zahllose Hausmittel sind überliefert, die dem Ingwer alle möglichen Heilkräfte zuschreiben. Erst seit einigen Jahrzehnten beschäftigt sich die Wissenschaft mit der genaueren Erforschung der Pflanzen – und muss anerkennen: Unsere Altvorderen lagen oft gar nicht so falsch, wenn es um die Heilkräfte geht, die dem Ingwer seit jeher zugeschrieben wurden. Die moderne Forschung bestätigt vieles über die medizinische Wirksamkeit von Pflanzen – nicht nur beim Ingwer. Die Suche nach weiteren Inhaltsstoffen und ihren Einsatzmöglichkeiten in der Phytotherapie – der Behandlung von Krankheiten und ihrer Linderung und Heilung durch Pflanzen – ist bei Weitem nicht abgeschlossen.

In diesem Buch finden Sie eine Menge Wissenswertes über Ingwer – seine Geschichte und seine Wanderung von Asien nach Europa; seine ganz besonderen Inhaltsstoffe, die ihn zum Superfood machen; wie Sie ihn für Wohlbefinden und Gesundheit, ja sogar für die Haut- und Haarpflege einsetzen können. Und nicht zuletzt eine ausführliche Warenkunde, durch die Sie erfahren, worauf Sie beim Einkauf, beim Lagern und beim Kochen achten sollten – samt Rezeptteil, um Sie zu verleiten, selbst auszuprobieren, wie man mit Ingwer leckere Gerichte zaubern kann.

Kapitel 1 Geschichte und Geschichten zum Ingwer

»Es waren einmal die Gelben Kaiser in China …« – so könnte ein Märchen beginnen. Diese »Erhabenen« nämlich sollen die chinesische Kultur begründet haben, etwa ab 2800 vor unserer Zeitrechnung. Das besagen zumindest die Schriften der Bambuschronik aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert, die als eines der wichtigsten erhaltenen historischen Werke des chinesischen Altertums gelten.

Aus den alten Legenden Chinas

Was haben diese alten Legenden mit Ingwer zu tun? Zum einen sind sie möglicherweise der Grund dafür, dass wir Europäer den Ingwer nach China verorten, obwohl man mittlerweile weiß, dass die Pflanze ursprünglich eher aus dem mittel- und südostasiatischen Raum stammt. Hinterindien, also die Indochinesische und Malaiische Halbinsel, ist wohl der wahrscheinlichste Ursprungsort – genauer kann man es nicht sagen, weil Ingwer in seiner Wildform nicht mehr vorkommt, aber überall angebaut wurde und wird, wo es tropischen Dschungel mit feuchtwarmem Klima gibt.

Zum anderen sind die alten chinesischen Legenden wichtig, weil sie Hinweise darauf liefern, welch wichtige Rolle Ingwer bereits in diesen antiken Zeiten spielte. So soll der erste der drei »Erhabenen«, der Gelbe Kaiser Shennong, die Chinesen nicht nur die Landwirtschaft gelehrt, sondern seinem Volk außerdem den Nutzen und Gebrauch von Heilkräutern nahegebracht haben. In den oben erwähnten Bambusannalen, wie die Chronik auch genannt wird, ist festgehalten, dass dabei Ingwer als pflanzliches Arzneimittel eine wichtige Rolle spielte.

Im 16. Jahrhundert stellte der Arzt und Gelehrte Li Shizhen (1518 – 1593) über den Zeitraum von dreißig Jahren das umfassende Werk Bencao Gangmu (»Das Buch der heilenden Kräuter«) zusammen, in dem die damals bekannten Medikamente aufgeführt sind, vor allem jedoch, gegen welche Krankheiten sie helfen und in welcher Dosierung sie anzuwenden sind. Knapp 1900 Substanzen sind in seinem Kompendium erwähnt, etwa 11 000 Rezepte hat der Autor gesammelt. Man weiß heute, dass China zwar als Seefahrernation in Asien eine wichtige Rolle innehatte, dass jedoch Reise- und Seekrankheit weitverbreitet waren. Das beste Heilmittel dagegen war – Ingwer, der im Chinesischen sheng chiang genannt wird. Das wusste auch Kung Fu Tse (Konfuzius, 551 – 479 v. Chr.), der ein Jahrtausend vor Li Shizhen lebte. Ein chinesisches Sprichwort sagt: »Ein scharfes Essen stillt dreifachen Hunger« – und danach hat der große chinesische Philosoph offenbar gelebt. Denn in den Gesprächen des Konfuzius, die, wie damals üblich, von seinen Schülern aufgezeichnet wurden, steht ausdrücklich: »Er hatte stets Ingwer beim Essen.«

In der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) gilt Ingwer als »warm« – und hilft somit, Yin und Yang, also die ausgewogene Balance zwischen »kalter« und »heißer« Energie, perfekt auszugleichen und zudem alle Erkrankungen zu heilen, die mit Kälte zu tun haben: Husten ebenso wie Erkältungen, aber auch Rheuma. Bestimmte Arzneimischungen mit Ingwer gehen bis auf die Ming-Dynastie (1368 – 1644) zurück und wurden gegen Magengeschwüre, Angina Pectoris und Rückenschmerzen verordnet.

Die heiligen Schriften Indiens

Das heiligste Wissen im Hinduismus, die Veden, wurde ursprünglich nur mündlich weitergegeben, in der altindischen Sprache Sanskrit. Die Veden entstanden zwar vor etwa 4000 Jahren, wurden aber wohl erst 500 n. Chr. zum ersten Mal niedergeschrieben. Die traditionelle indische Heilkunst Ayurveda (»Wissen vom Leben«) entstand etwa in derselben Zeitspanne wie die chinesische Medizin, und auch hier spielt Ingwer eine entscheidende Rolle – als »göttliches Feuer«. Die Knolle gilt als »anregend« und zwar für die Verdauung und die körperliche Entgiftung. Ingwer sorgt dafür, dass schädliche Stoffe aus unserem Organismus ausgeschieden werden. Er wirkt entzündungshemmend, verhindert Blutgerinnsel und lindert Arthritis.

Je nach Darreichungsform (ob als frische Wurzel oder getrocknet) setzt man ihn unterschiedlich ein. In sehr vielen Ayurveda-Rezepten ist Ingwer enthalten, weil er nicht nur bestimmte Beschwerden mildert und Krankheiten heilt, sondern auch dafür sorgt, dass das Zusammenspiel mit anderen Heilmitteln besser funktioniert.

Diverse Gewürzmischungen – die bekannteste ist Curry in allen Varianten – enthalten Ingwer. Etliche andere Mischungen sind in der Heilkunst wichtig: etwa die »Drei Gewürze« aus Ingwer, schwarzem Pfeffer und Stangenpfeffer, die man entweder einnimmt oder übers Essen streut. Die anregende Mischung begleitet die Einnahme anderer Arzneien und verstärkt deren Wirkung. In der Ayurveda-Heilkunde achtet man darauf, nicht nur den Körper zu behandeln, sondern gleichzeitig Geist und Seele. Gewürzmischungen mit Ingwer wirken beispielsweise nicht nur bei einer schwachen Verdauung, sondern ebenso bei »Stauungen des Gemüts«.

Woher stammt das Wort »Ingwer«?

Das indische Wort çringa-wêra – so schreiben es die Gebrüder Grimm in ihrem Deutschen Wörterbuch – bedeutet so viel wie »horngestaltet« und soll auf die Form der Wurzel hinweisen. Im Lauf der Zeit, als der Ingwer nach und nach über Arabien nach Europa kam, entwickelte sich die lateinisch-botanische Bezeichnung Zingiber und daraus letztendlich unser deutsches »Ingwer«. In anderen Sprachen klingt es ähnlich: Im angelsächsischen Sprachraum sagt man ginger, in Frankreich gingembre, in Italien zenzero, in den Niederlanden gember, in Rumänien ghimbir, in Spanien jengibre, in Polen imbir und in Schweden ingefära – in allen Sprachen lässt sich leicht die sprachliche Verwandtschaft mit dem ursprünglich lateinischen Zingiber erkennen.

Wie der Ingwer nach Europa kam

Alexander der Große (356 – 323 v. Chr.) hat Ingwer – ebenso wie andere wertvolle Gewürze – nach Europa gebracht. Damit war Ingwer eines der ersten asiatischen Gewürze, das den Weg zu uns fand. Wie wertvoll zum Beispiel Pfeffer zu jener Zeit war, kann man daran erkennen, dass Alexander seine gewaltigen Heerzüge unter anderem über den Pfefferhandel finanzierte. Auf seinem Weg durch Ägypten lernte er jedoch auch Ingwer kennen und schätzen.

Den Soldaten des mazedonischen Königs ist es zu verdanken, dass Ingwer in der griechischen Küche heimisch wurde und die Ärzte seine Heilkräfte erkannten. Sie teilten ihr Wissen mit den Heilkundigen des Römischen Reichs. Im 1. Jahrhundert war Ingwer rund um das Mittelmeer, jedenfalls in der zivilisierten Welt, weitgehend bekannt. Die Römer brachten ihn bis Britannien, also hoch in den Norden des damals bekannten Europas.

Auch nach dem Niedergang des Römischen Reichs geriet er nicht in Vergessenheit: weder in England, das bis heute eine ganz besondere Beziehung zu Ingwer hat, noch bei den reichen Kaufleuten der mächtigen Stadt Venedig, die bei dem Handel mit Gewürzen über Jahrhunderte in Europa ein einzigartiges Monopol innehatten. Die Venezianer sorgten dafür, dass Ingwer mit den Heimkehrern der Kreuzzüge ab dem 11. Jahrhundert nicht ausschließlich als Heilmittel, sondern als wertvolle Gewürzbeigabe zu allen möglichen Speisen in Mittel- und Nordeuropa geschätzt wurde. Selbst wenn sich die einfache Bevölkerung Ingwer als Gewürz nicht leisten konnte – als Zutat zu manch heilender Arznei war er immer geschätzt.

Reichtum, Macht und Einfluss durch Gewürzhandel

Gewürze waren kostbar: Man konnte sie nicht – wie wir heute – einfach im Supermarkt kaufen. Der hohe Preis ergab sich durch die langen und schwierigen Transportwege: Aus dem Orient, dem fernen Ostasien und später Südamerika wurden Pfeffer und Nelken, Zimt und Ingwer, Muskatnuss und Safran von Karawanen und mit Schiffen nach Europa gebracht. So verwundert es nicht, dass es durchaus üblich war, so manches Gewürz – wie etwa Pfeffer oder Nelken – in Gold aufzuwiegen: Einst galt ein Mädchen als gute, ja, hervorragende Partie, wenn es als Mitgift beispielsweise mit einem Sack Gewürznelken oder Pfefferkörner aufwarten konnte. Im England des 13. und 14. Jahrhunderts entsprach der Wert eines Pfunds Ingwer dem eines Schafs.

Die Geschichte des Gewürzhandels von China und Indien in unsere Gefilde liest sich wie ein Abenteuerroman. Man kann sie gut 5000 Jahre zurückverfolgen. Blut und Tränen, Kriege und Kämpfe waren bis ins letzte Jahrhundert hinein an der Tagesordnung, wenn es darum ging, Handelswege zu finden und zu halten, auf denen all die feinen Aromen und Spezereien aus aller Herren Länder transportiert wurden. Gewürze waren nämlich nicht nur für die Verfeinerung von Speisen wichtig. Sie bedeuteten Macht und Einfluss, verliehen Reichtum und galten als Kostbarkeiten. Ob Pfeffer oder Muskatblüte, Zimt oder Nelken, Ingwer oder Safran: Der Gewürzhandel sorgte von der Antike bis in unsere Zeit hinein für den Reichtum ganzer Länder:

Händler aus phönizischen Stadtstaaten an der Levanteküste versuchten mit List und Tücke die genaue Herkunft von besonders begehrten Gewürzen geheim zu halten. Dazu gehörte neben Pfeffer und Zimt auch Ingwer. Die Phönizier erzählten im zweiten vorchristlichen Jahrtausend wahre Schauermärchen, um beispielsweise an den damals heiß begehrten Zimt zu kommen: Man müsse Sümpfe überwinden, in denen Ungeheuer hausten. Auch über den genauen Herkunftsort wurden etwaige Handelspartner im Dunkeln gelassen. Kein Wunder, dass diese daraufhin vor den angeblichen Gefahren und unwägbaren Hindernissen zurückschreckten, sich auf den Handel einließen und lieber Höchstpreise für die begehrten Spezereien bezahlten.Die ägyptische Königin Hatschepsut (etwa 1490 – 1468 v. Chr.) schaffte es erstmals, mit einer nicht-phönizischen Flotte, den Gewürzhandel zu kontrollieren: Im sagenumwobenen Land Punt (wahrscheinlich das heutige Äthiopien) war zwar nicht der Ursprung wertvoller Gewürze wie Zimt oder Ingwer gefunden, aber Hatschepsut hatte dafür die wichtigsten Handelswege in der Hand. Ingwer war in Ägypten heiß begehrt, man benötigte ihn nicht nur als Geschmackszutat, sondern auch zum Einbalsamieren. Zimt und Ingwer gehörten zu den wichtigsten Handelsgütern des Landes. Und wer etwa nach der Verschiffung nach Griechenland auf dem Markt in Athen etwas davon kaufen wollte, musste dafür horrende Summen hinlegen.Venedig verdankt all seine Pracht und seinen Einfluss dem Gewürzhandel. Die Herren der Lagunenstadt machten ab dem 11. Jahrhundert doppelte Geschäfte: Erst brachten venezianische Schiffe die Kreuzfahrer ins Heilige Land, auf dem Rückweg waren sie beladen mit feinsten Gewürzen. Fast 500 Jahre lang konnte Venedig seine Monopolstellung behalten. Ein winziger Stadtstaat gelangte so zu enormer Macht.Als 1453 Konstantinopel erobert wird und damit das Byzantinische Reich endet, fällt eine wichtige Drehscheibe des Gewürzhandels unter die Herrschaft des osmanischen Sultans. Die Zölle für Gewürze werden drastisch erhöht, der Preis für die in Europa so begehrten Waren steigt ins Unermessliche. Ein Grund für die beiden Seemächte Portugal und Spanien, auf dem Meeresweg nach neuen Handelsrouten zu suchen.Portugal gelang es 1498, den Seeweg zu den geheimnisvollen Gewürzinseln Indiens zu finden: Vasco da Gama (um 1469 – 1524) segelte um das Kap der Guten Hoffnung und fand so Indien, und auf dem Rückweg brachte er von seiner Reise eine Ladung Gewürze nach Lissabon. 1524 wurde er zum Vizekönig Ostindiens ernannt, nachdem er bereits mit seiner zweiten Indienreise den Widerstand der ansässigen arabischen Kaufleute brutal niedergeschlagen hatte und damit einen Wandel im damaligen Welthandel einleitete; er gewann so die Kontrolle über den Gewürzhandel und machte Lissabon damit zum Zentrum und Umschlagplatz der heiß begehrten Spezereien. Dadurch wurde das Monopol Venedigs bei diesem Warenverkehr unterlaufen: Bis zu diesem Zeitpunkt waren die wertvollen Aromata ausschließlich auf dem mühsamen und beschwerlichen Landweg von Asien nach Europa gekommen – lediglich das letzte Stück des Weges legten sie per Schiff zurück, übers Mittelmeer nach Venedig. Der Gewürzeinkauf über den Hafen Lissabon war immer noch teuer – die Schatullen des portugiesischen Königs wurden so gut gefüllt –, am Ende jedoch preiswerter als bei den Venezianern, die durch die mühsame Einfuhr via Landweg auf zahlreiche arabische Zwischenhändler angewiesen waren. Außerdem kam die begehrte Ware über den Seeweg trotz mancher Unwägbarkeiten schneller in den Handel.Rasch etablierte sich eine neue »Gewürzroute« – quer über den Indischen Ozean und um den afrikanischen Kontinent herum bis nach Lissabon, Amsterdam und Hamburg. Die Folge: Ingwer galt zwar weiterhin als exotisches Gewürz, wurde aber erschwinglicher.Ab etwa 1500 waren die Wasserwege zu »Gewürzinseln« wie Ceylon oder Madagaskar hart umkämpft. Portugiesen, Spanier, Holländer und Engländer stritten sich um die Vorherrschaft auf den Weltmeeren und bekriegten sich im Gewürzhandel, der bald die Ursache für den Untergang von ganzen Weltreichen war, aber auch der Entstehung von neuen: Der unermessliche Reichtum und damit einhergehend der Aufstieg sowohl von Portugal und Spanien als auch später Großbritannien hängen ursächlich damit zusammen.Sogar Kontinente wurden wegen des Gewürzhandels entdeckt: Der Italiener Christoph Kolumbus (1451 – 1506) suchte genauso einen neuen Seeweg nach Indien wie ein paar Jahre später der Portugiese Ferdinand Magellan (vor 1485 – 1521). Kolumbus stieß auf Amerika, und Magellan umsegelte 1519 zum ersten Mal die ganze Welt, um eine westliche Route zu den sagenumwobenen Gewürzinseln zu finden.Nach der Entdeckung Amerikas gab es eine Aufteilung der Märkte: Gewürze wurden aus ost- und aus westindischen Gebieten verschifft, also aus Asien und den Inselgruppen Mittel- und Südamerikas. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts war es gelungen, Ingwer in der Neuen Welt (»Westindien«) anzubauen, die Spanier hatten es zunächst auf Jamaika versucht, später auch mit Erfolg auf Haiti und Barbados. Im Jahr 1547 wurden mehr als zwei Tonnen Ingwer (genauer: »22 000 Zentner«, wie es im Verzeichnis der Colonial-Abtheilung des Hamburgischen Botanischen Museums beschrieben ist) von Jamaika in die Heimat exportiert.Ende des 17. Jahrhunderts übernahmen die Holländer den Gewürzmarkt der Portugiesen und Spanier und errichteten sogleich Monopole: Der Handel mit Muskat, Pfeffer und Ingwer fiel unter diese Markteinschränkung.Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts hatten die Ost- beziehungsweise Westindien-Kompanien eine enorme Macht. Fast alle europäischen Staaten hatten solche Händlervereinigungen, die sich am Gewürzhandel beteiligten – all jene, die sich Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika angeeignet hatten. Auch das Deutsche Kaiserreich: Der Direktor des Botanischen Museums in Hamburg, Richard Sadebeck (1839 – 1905), empfahl beispielsweise den Anbau von Ingwer in den deutschen Kolonien: »Man sollte namentlich auch in den deutschen Colonien, in denen die Feuchtigkeits-Verhältnisse z. T. recht bedeutende sind, wie z. B. im Togo- und Kamerun-Gebiet Ingwer-Culturen in grösserem Umfange einrichten …«

Der griechische Vater der Heilmittellehre

Pedanios Dioskurides verfasste im 1. nachchristlichen Jahrhundert sein fünfbändiges Werk De materia medica (»Über Arzneistoffe«). Über den antiken griechischen Arzt und sein Leben sind kaum Details bekannt, man weiß lediglich, dass er zu Zeiten des römischen Kaisers Nero (37 – 68) lebte. Aus der Vorrede zu seinem Werk kann man allerdings ein paar Rückschlüsse ziehen: dass er wohl Militärarzt gewesen ist, dass er in Tarsos, dem damaligen medizinischen Zentrum des Römischen Reichs, ausgebildet wurde und dass er in seinen Büchern nicht nur eigene Erfahrungen niederschrieb, sondern auch die Schriften zahlreicher älterer Autoren überprüfte, zusammenfasste und übernahm.

Dioskurides gliederte sein Handbuch in fünf Bände, insgesamt umfasst es etwa tausend Arzneimittel und gut 4700 Anwendungen. Das griechische Originalwerk wurde vielfach übersetzt, vor allem in die lateinische und arabische Sprache. Der Gelehrte gilt als Vater der Pharmakologie. Ingwer wurde von den damaligen Militärärzten auf Heerzügen stets mitgeführt, als bewährte Arznei für die Soldaten der römischen Legionen. Auch das ist eine Ursache dafür, dass Ingwer in der gesamten damaligen Welt bekannt wurde: Mit den siegreichen Truppen Roms gelangte er immer mehr nach Westen und Norden – auf die Iberische Halbinsel, nach Gallien, Germanien und Britannien.

Was Dioskurides über den Ingwer schrieb

»Der Ingwer ist ein Gewächs eigener Art, welches am meisten im troglodytischen Arabien wächst; sie gebrauchen den jungen Schössling zu vielerlei, wie wir die Raute, indem sie ihn für den Vortrunk kochen und dem Gekochten zumischen. Die Wurzeln sind klein, wie die des Kypeiros, weißlich, an Geschmack dem Pfeffer ähnlich und wohlriechend. Wähle die aus, welche nicht von den Würmern zerfressen sind. Wegen leicht eintretender Fäule werden sie von Einigen eingemacht und in irdenen Behältnissen nach Italien gebracht; sie sind zur Speise sehr geeignet und werden mit der Sauce genommen. Sie haben erwärmende, die Verdauung befördernde Kraft, regen den Bauch milde an und sind gut für den Magen. Sie wirken auch gegen Verdunkelungen auf der Pupille, werden den Gegengiften zugemischt und gleichen überhaupt in ihrer Kraft dem Pfeffer.«

Der römische Arzt Aelius Galenus

Ist Dioskurides der »Erfinder der Heilmittellehre«, so kann man Galenos von Pergamon (um 129 – 199) mit Fug und Recht einen der bedeutendsten Ärzte der Antike nennen. Der Universalgelehrte – hierzulande unter dem Namen Galen bekannt – war zwar griechischer Herkunft, lebte und arbeitete aber vor allem in Rom. Er schrieb über 200 Werke, und seine Enzyklopädie Methodus medendi (»Die therapeutische Methode«), in der er sich eingehend in vierzehn Bänden mit der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers befasst, galt bis ins 17. Jahrhundert hinein als das einzige grundlegende Werk der Heilkunde; bis ins 19. Jahrhundert waren Galens Erkenntnisse die Basis des Medizinwissens an allen Universitäten in Europa. Methodus medendi wurde in die damals wichtigen Sprachen übersetzt: ins Griechische, Persische und Arabische, ins Syrische und Hebräische. Auch von Galenus ist überliefert, dass und wie er Ingwer als Heilmittel verwendete: etwa in einer Mischung aus Pfeffer, Honig, Quittensaft und Essig als Mittel gegen Appetitlosigkeit.

Ingwer im Koran, bei den Ärzten Arabiens und im Talmud

Ob der Prophet Mohammed (um 570 – 632) wirklich als Gewürzhändler tätig war? Man kann es vermuten, denn seine spätere erste Frau, die Kaufmannswitwe Chadidscha, schickte ihn zweimal mit Handelskarawanen in den Norden nach Syrien, und man darf durchaus annehmen, dass auf dem Rücken der Kamele auch Gewürze transportiert wurden. Was aber in jedem Fall korrekt und überprüfbar ist: Im Koran ist Ingwer in Sure 76:17 erwähnt: »… dass die Paradiesbewohner aus silbernen Bechern mit einer Paradiesquelle namens Salsabil trinken, dem Kampfer und Ingwer beigemischt ist …«

Keine große Überraschung also, dass die Ärzte Arabiens Ingwer kannten und schätzten. Der Gelehrte at-Tabari um (805 – 870) war überzeugt, dass eine Zubereitung von Ingwer in Honig, die man sieben Tage im Monat einnimmt, nach einiger Zeit vor Rheuma schützt und außerdem den Magen beruhigt. Der persische Arzt Ibn Sina, bei uns besser bekannt als Avicenna (um 980–1037), hielt Ingwer sowohl für ein Nahrungsmittel als auch für eine Arznei.

Im Talmud, den jüdischen Schriften, wird Ingwer immer wieder erwähnt, es gibt sogar ein Spezialrezept, nämlich Himlita – in Honig eingelegter Ingwer, der nicht nur als süße Leckerei verzehrt wurde, sondern ebenso als Heilmittel bei Durchfall galt. Und während die Talmud-Gelehrten normalerweise jedem Lebensmittel sowohl positive als auch negative, also gute wie schädigende Eigenschaften zuteilen, wird der Ingwer bei ihnen als »ausschließlich gut« beschrieben. Der jüdische Gelehrte Moses Maimonides (um 1136 – 1204) war unter anderem als Leibarzt des Sultans von Ägypten tätig und gab Ingwer als anregendes Mittel für den Stoffwechsel. Im Talmud wird außerdem beschrieben, dass Mundgeruch – der ein ebenso triftiger Scheidungsgrund war wie Lepra – sich unter anderem sehr gut mit Ingwer bekämpften ließe; deshalb trug man am Sabbat ein paar Ingwerstückchen bei sich, um ihn bei Bedarf in den Mund zu nehmen.

Genussmittel in der Antike