Wo Ja Nein bedeutet - Franziska Au - E-Book

Wo Ja Nein bedeutet E-Book

Franziska Au

0,0
4,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Damit man in der Fremde nicht in Fettnäpfchen tritt.

Reisen ist Teil unseres Lebens und damit auch die Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern. Haben Sie gewusst, dass man dabei, selbst bei unseren europäischen Nachbarn, allerhand verkehrt machen kann? Das beginnt mit einfachen Gesten - Kopfschütteln für ein Ja, Kopfnicken für ein Nein; einen "Vogel" gezeigt zu bekommen kann heißen, dass der andere einen für richtig clever hält. Natürlich machen die Fettnäpfchen beim Essen nicht Halt - Geräusche dabei sind nicht immer verpönt und die "falsche" Haltung des Bestecks kann Verwunderung auslösen. Und dass die Wahl eines bestimmten Desserts eine klare Aufforderung ist, den Abend im Bett zu beenden, kann zu wirklich peinlichen Missverständnissen führen. Davor schützen die Hinweise in diesem Buch, das voller Überraschungen steckt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 206

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

VorwortKapitel 1 - Alles easy in Europa?
Gemeinsame Sprache – und doch so viele Unterschiede
Österreich: die glückliche AlpenrepublikSchweiz: Eidgenossen mit Ecken und Kanten
Nachbarn – und doch so anders
Frankreich: Jumelage mit der „Grande Nation“?Niederlande: das Käseland?Großbritannien: Skurriles und Bizarres – nicht nur bei Tisch
Skandinavien: immer cool – aber per Du!
Dänemark: Ist hier etwas faul im Staate?Schweden: die Japaner NordeuropasNorwegen: Land der Fjorde
Der Osten Europas: Wo der Handkuss sich erhalten hatIm Süden Europas
Italien: Land, wo die Zitronen blühenSpanien: von Flamenco und CorridaPortugal: Saudade – die Sehnsucht nach vergangenen Zeiten
Kapitel 2 - „Das Hammelauge nehme man mit der rechten Hand ...“
Kurioses in Europa
Großbritannien: Balanceakt für JongleureItalien: Land der Pasta – aber bitte nicht nur Nudeln!Frankreich: Wo der liebe Gott genießtSchweden: Wo sich selbst der Teufel ekeltUnd sonst in Europa?
Merkwürdigkeiten in Übersee, Australien und Neuseeland
USA – das Land der unbegrenzten MöglichkeitenAm anderen Ende der Welt: Neuseeland und Australien
Fremdes in Fernost
China: Im Reich der Mitte isst man praktisch allesJapan – Land der aufgehenden SonneWas es sonst noch zu beachten gibtWo man mit den Händen isst
Kapitel 3 - Kleine Geschenke für große Ziele
Kleine Tipps für Asien
Farben und Zahlen im Reich der MitteDos und Don‘ts für Geschenke in Japan
Erfolg auf der ganzen Welt: Geschenke „Made in Germany“
Ohne geht nichts – nirgends auf der Welt!Bayern ist Deutschland? Was Amerikaner gut finden
Kapitel 4 - Trinken bis zum Abwinken – und darüber hinaus
An der Theke, in der Kneipe: Trinksitten aus aller Welt
Russische TrinksprücheSonderbare Trinksitten bei den Angelsachsen„Zum Wohl“ international
Mal ohne Alkohol?
Tee und seine ZeremonienKaffee, Mokka und was noch?Was Sie sonst noch wissen sollten
Kapitel 5 - Wenn Ja Nein bedeutet
Grüßen und Begrüßen – was kann danebengehen?
Die Kunst der VerbeugungFingerschnippen und NasenreibenBussi Bussi – wie oft eigentlich?Die Kunst vom Umgang mit der Visitenkarte
Tückisches in Sachen Handzeichen
Straßenvögel?Obszön oder nicht?
Ja oder Nein – was ist denn nun eigentlich gemeint?
Alles klar in Schweden? Oh nein!Warum Japaner immer Ja sagen
Ich, Du und alle anderen: Wo deuten Sie denn hin?
ZahlenspielereienVon der Hand in den Mund?
Kapitel 6 - Verkehrsprobleme
Chaos vorprogrammiert?
Parken oder nicht? Verwirrung nicht nur bei den BritenBei Rot stehen, bei Grün gehen – oder wie war das?Benzin im Blut: Von der Leidenschaft beim AutofahrenUnd wenn Sie nicht selber fahren …
Kapitel 7 - Ein Dessert als Eheversprechen
Flirt und Verführung wie in 1001 NachtEhetauglich? Nicht nur türkische Tests für Bräutigam und Braut
Schokolade und Silberteller fürs Jawort
Von Hirschpartys und Hühnernächten
Gefährliche Teestunden
Viele Hochzeiten und noch mehr Regeln
Wo man auf die Braut spucktRote Frauen und schmucke NarbenPrinzessin für einen TagWellness für die BrautNiemals eingeladen: die Schwester der Braut
Exotisches in Europa
Musik & MandelnSteinharter Kuchen für ewige LiebeGrünes ist verbotenWenn die Braut sich plötzlich auszieht …
Benimmregeln fürs Heiraten in Asien und Amerika
Geld – ja oder nein? Oder wie oder was?Und der Pate ist überall dabei …
Kapitel 8 - Nacktzwang und Hüllenpflicht
Der gute Eindruck auf den ersten Blick
Der Wechsel macht‘sLeger und farbenfroh – oder besser dezent und unauffällig?
Am besten ganz ohne?
Getrennt oder gemeinsam? Von Sauna und BadehausUnd wenigstens topless an den Strand?
Kapitel 9 - „Nun erzählen Sie mal ...“
Worüber man gerne redet
Über Geld spricht man nicht. Oder doch?Spezialfall: Handy in Italien
Worüber man nicht spricht
Kapitel 10 - Vorsicht Knast!
Wo Essen und Trinken Sie in den Knast bringtUnabsichtliche MajestätsbeleidigungenFehlverhalten in der Öffentlichkeit und am stillen ÖrtchenVom Badestrand in die Zelle
Copyright

Vorwort

Sie glauben, dass Sie von Ihren Eltern ganz brauchbare Manieren mitbekommen haben? Sie sind der festen Überzeugung, dass Sie mit Ihrer guten Kinderstube überall durchkommen? Täuschen Sie sich nicht: Es gibt eine ganze Reihe von Benimmregeln, die so ganz anders als unsere gewohnten sind. Und das nicht nur in fernen Ländern, sondern gerade in Europa, ja sogar in Ländern in unserer unmittelbaren Nachbarschaft.

Sie können mit Messer und Gabel essen und halten sich auch sonst für ziemlich sattelfest in Sachen Etikette? Okay – aber wie sieht es aus, wenn Sie in Asien mit Stäbchen essen sollen? Isst man überhaupt überall in Asien damit? Selbst in Großbritannien, Frankreich oder den USA kennt man Regeln bei Tisch, die uns fremd sind. Von ungewöhnlichen Lebensmitteln und Speisenamen mal ganz abgesehen – die gibt es nämlich nicht nur in fernen Ländern, sondern sogar bei unseren unmittelbaren, deutschsprachigen Nachbarn.

Was machen Sie, wenn Sie in Osttimor sind und der Polizeichef im Smalltalk beim Abendessen ganz beiläufig drüber spricht, dass „heute Nacht eine Hexe über die Hauptstadt geflogen“ ist?

Wussten Sie, dass es in manchen Gegenden verpönt ist, Nein zu sagen? Was tun Sie aber, wenn Sie einfach mal Nein sagen müssen? Ist Ihnen klar, dass es eine ganze Reihe von Regionen auf der Welt gibt, in denen man den Kopf schüttelt, um Ja zu sagen? Natürlich gilt auch das Gegenteil: Die Menschen dort nicken mit dem Kopf, wenn sie Nein sagen wollen …

Kennen Sie die Gefahren eines Liebesnachtischs, der Sie zu weit mehr als einem netten Essen „verpflichtet“? Würden Sie sich nicht merkwürdig vorkommen, wenn Ihre Kinder anfingen, nicht mehr Mama und Papa zu sagen, sondern Sie förmlich mit „Sie“ ansprächen?

Wie sieht es mit Ihren Kenntnissen aus, welche Geste wann gebräuchlich ist? Gerade hier verbirgt sich so manches heimtückische Fettnäpfchen – und das ebenfalls nicht nur in fernen Ländern, sondern ganz in unserer Nähe. Da wird schnell einmal das altbekannte Victory-Zeichen zu einer unflätigen Aufforderung, oder Sie fühlen sich durch einen gezeigten „Vogel“ beleidigt, obwohl Ihr Gegenüber eigentlich nur klarmachen wollte, dass Sie ganz schön smart sind.

Ganz abgesehen natürlich von so manchem Aberglauben, der zu manchmal merkwürdigen Sitten führt: Sie selbst gehen vielleicht nicht an einem Freitag, den 13. aus dem Haus. Anderswo jedoch ist Dienstag, der 17. der Unglückstag.

In diesem Buch erfahren Sie alles über die unmöglichsten, ungewöhnlichsten und verrücktesten Benimmregeln. Damit Sie sich nirgends auf der Welt mehr komplett daneben benehmen …

Franziska von Au Landshut/LissabonMärz 2011

Kapitel 1

Alles easy in Europa?

So kann man sich täuschen.Von den merkwürdigen Eigenarten selbstunserer engsten Nachbarn

Sie waren schon immer gern in Österreich oder der Schweiz in den Alpen zum Skifahren.

Sie lieben es, im französischen Elsass essen zu gehen.

Die Beneluxstaaten sind Ihnen sozusagen mehr als bekannt, schließlich kaufen Sie immer wieder mal Kaffee und Käse in Holland ein oder leckere Trüffelpralinen in Brüssel.

In Dänemark waren Sie schon als Jugendlicher zelten, und in Schweden haben Sie schon die Mitternachtssonne bewundert. Shoppingtouren nach London machen Sie regelmäßig, und in Italien fühlen Sie sich genauso daheim wie in Spanien. Sind ja schließlich alles Europäer, und das bisschen Sprachproblem, das vielleicht mal auftreten könnte – das stecken Sie einfach weg. Sie kennen sich ja aus.

Wirklich?

Warum haben wir dann für Völker, die uns doch scheinbar so nahe sind, so neckische „Spitznamen“? Da nennt der Bayer die Österreicher liebevoll-boshaft „Ösi“, rauer wird es dann schon mit der Bezeichnung „Schluchtenscheißer“. Die Österreicher revanchieren sich mit „Piefke“. Die Schweizer werden schmunzelnd „Alm-Öhi“ genannt – und wir Deutschen heißen im Gegenzug „Sauschwob“ oder gar „Gummihals“. Die Schimpfnamen für andere Nationen sind Legion. Sogar innerhalb Deutschlands kennen wir das ja: Bayern nennen die Hamburger gerne „Fischkopf“, und die kontern mit „Seppl“ oder „Jodler“.

Sie machen das natürlich nicht. Sie sind hoffentlich wohlerzogen und würden daher so etwas nie über die Lippen bringen. Allerdings wundern Sie sich schon manchmal darüber, was man anderswo als „gute Kinderstube“ bezeichnet.

Gemeinsame Sprache – und doch so viele Unterschiede

Allzu gern erliegt man der Täuschung, dass man Dinge, die einem nahe sind und die man deshalb für vertraut hält, in- und auswendig kennt. Über Unterschiede, die ganz bestimmt da sind, sieht man deshalb lieber einfach hinweg. Unterschiede aber gibt es, ganz ohne Zweifel. Selbst bei unseren allernächsten Nachbarn in Österreich und der Schweiz, die ja – zumindest teilweise – dieselbe Sprache sprechen wie wir. Aber sogar in der Sprache gibt es einige Tücken. Das müssen sogar Bayern einräumen, die doch so viel näher an Österreich sind als etwa ein Kölner oder gar ein „Nordlicht“ aus Hamburg.

Klar: Für jemanden nördlich der Donau, also jenseits des „Weißwurstäquators“, klingen bayerisch und österreichisch praktisch gleich. Zumindest beim ersten Zuhören. Beim genaueren Hinhören jedoch merkt auch ein „Preiß“, dass da nicht nur in der Sprachmelodie, sondern auch inhaltlich gewaltige Unterschiede existieren.

Österreich: die glückliche Alpenrepublik

Schon bei der Begrüßung geht es los: Warum, so fragt sich jeder, der nicht gerade aus dem direkt benachbarten Bayern nach Österreich einreist, sagt man hier nicht „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“? Wieso soll man den lieben Gott grüßen? Und dann das „Servus“ oder gar „Baba“, wenn man sich wieder trennt! Was heißt das eigentlich? Muss das wirklich sein? Nein, muss es nicht – jedenfalls nicht, wenn Sie sich nicht als anbiedernder Deutscher gebärden wollen. Sie dürfen durchaus „Auf Wiedersehen“ sagen (und im offiziellen Umgang miteinander wird das übrigens auch ein Österreicher tun).

Was Sie allerdings tun sollten, ist, auf den Titel Ihres Gesprächspartners zu achten. Für uns ist es vielleicht eher lächerlich, „Herr Kommerzialrat“ oder „Herr Ingenieur“ zu sagen. In Österreich aber gehört die „Titelei“ eben dazu, und gerade ältere Österreicher legen großen Wert darauf. Genauso übrigens wie auf die Anrede „gnädige Frau“ und den Handkuss für die Dame. Seien Sie also darauf gefasst, dass gerade ältere Herren Sie damit beglücken werden. Sie sollten das auch zulassen und nicht etwa Ihre Hand wegziehen. Fühlen Sie sich lieber ein bisschen wie Kaiserin Sissi – dann überstehen Sie das schon.

Richtig schwierig aber wird es, wenn Sie essen gehen wollen. Da entdecken Sie nämlich auf einer österreichischen Speisekarte Gerichte, von denen Sie noch niemals gehört haben. Da gibt es einen Vogerlsalat, ein Butterschnitzel aus faschiertem Fleisch, Fisolen, Erdäpfel und Paradeiser. Hilfe!

Kein Problem: Es handelt sich um Feldsalat, eine Scheibe Hackbraten, Bohnen, Kartoffeln und Tomaten. Jeder österreichische Kellner wird Ihnen das gerne erklären – wenn Sie freundlich nachfragen. Wenn Sie allerdings gar nicht mal so leise darüber lästern und sich lustig machen, sieht es möglicherweise anders aus. Aber dass man das nicht tut, wussten Sie ja sicher schon.

Zum Thema Dialekt: Je nach Region sprechen Österreicher manchmal für uns kaum verständlich, vor allem, wenn sie sich untereinander unterhalten. Gegenüber Ausländern jedoch pflegt man ein österreichisch gefärbtes Hochdeutsch, das uns zwar immer noch fremdartig vorkommt, das wir aber ohne Probleme verstehen.

Schweiz: Eidgenossen mit Ecken und Kanten

Kommunikative Missverständnisse sind in der Schweiz praktisch vorprogrammiert. Allein schon deshalb, weil uns Deutschen dieser Schweizer Dialekt so wahnsinnig witzig vorkommt und wir deshalb dazu neigen, ihn nur allzu gerne nachzuahmen. Grober Fehler! Erstens können Sie es nicht und zweitens fühlt sich jeder Schweizer dadurch einfach nur veräppelt. Kein guter Einstieg. Man kann ja verstehen, dass es einen einfach reizt, dieses „Gruezi“, das kehlig ausgesprochene „Ch“ und das putzig-verkleinernde „-li“ an fast jedem Substantiv. Sie können jedoch sicher sein: Sie wissen eben nicht genau, wann man es wie macht. Und damit springen Sie sozusagen freiwillig in den Fettnapf.

Wie in Österreich gibt es in der Schweiz Wörter, die eine gänzlich andere Bedeutung haben als bei uns. Beispiel gefällig? Aber gerne: Wenn ein Deutschschweizer sagt, „ich ha ned Puff daheime“, heißt das ganz und gar nicht, dass er in einem Bordell arbeitet oder gar eines besitzt. Sondern so wird auf Schweizerdeutsch ausgedrückt, dass es momentan in den eigenen vier Wänden ziemlich unordentlich ist …

Hüten Sie sich übrigens davor, zu glauben, Sie würden plötzlich Schweizerdeutsch verstehen, wenn Sie sich ohne größere Probleme mit einem Schweizer unterhalten und alles verstehen können. Das liegt nämlich schlicht und ergreifend daran, dass er sozusagen Schweizer Hochdeutsch spricht und damit auf Sie eingeht. Schweizer untereinander jedoch – da haben Sie kaum eine Chance.

Kleiner Tipp fürs Restaurant: Sie zeigen sich besonders höflich – und das ist hier in der Schweiz üblich –, wenn Sie nach der Begrüßung nicht einfach ordern „ich bekomme einen Kaffee“. Benutzen Sie hier eher den Konjunktiv. Also sagen Sie: „Ich hätte gerne einen Kaffee!“ Eine Kleinigkeit? Gewiss. Aber eine, die Ihnen den Umgang innerhalb der Schweiz erleichtert. Die „gnädige Frau“ kennt man auch in der Schweiz. Der Handkuss ist hier nicht üblich, wohl aber – in den französischen und italienischen Kantonen – der leichte Kuss auf die Wange bei einer Begrüßung.

Nachbarn – und doch so anders

Größere Unterschiede gibt es zu Ländern, denen wir nicht so nahe sind. Vielleicht sind wir ihnen zwar geographisch nah – wie etwa Frankreich oder Polen, die ja direkte Nachbarn Deutschlands sind. Dennoch ist uns im Alltagsleben hier vieles fremd. Kein Wunder, dass es dann oft zu Missverständnissen kommt.

Frankreich: Jumelage mit der „Grande Nation“?

Die Franzosen gelten – das kann man schon bei Asterix nachlesen – als „Erfinder“ der Höflichkeit. Das zeigt sich in vielem und hat sich seit den Tagen der wehrhaften Gallier nicht geändert: In Frankreich siezt man sich gerne, und das nicht nur unter Fremden, sondern auch innerhalb der Familie. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Ehepaar sich gegenseitig oder dass (und dies nicht nur in eher gehobenen Kreisen) Kinder ihre Eltern siezen. Geduzt wird vor allem im Berufsleben kaum, man wählt eher die Form, sich mit dem Vornamen in Kombination mit dem förmlichen „Sie“ anzusprechen. Sich spontan duzen: Das gibt es in Frankreich weniger. Auch nicht im privaten Umgang, man muss sich schon sehr lange und gut kennen.

Selbst wenn man jemanden nicht mit Namen kennt, ja sogar wenn man einander wildfremd ist, spricht man sich mit „Monsieur“ beziehungsweise „Madame“ an. Auch „Mademoiselle“ (also unser deutsches „Fräulein“) ist absolut üblich. Diese Höflichkeitsfloskeln im Umgang miteinander sind in Frankreich unentbehrlich, sie machen jede Konversation zuvorkommend, und Sie gewöhnen sich besser von vornherein daran. Sie werden zwar in Frankreich keinen Blumentopf gewinnen können, wenn Sie nicht absolut perfekt französisch parlieren können. Aber den guten Willen können Sie ja durchaus mal zeigen. Jede Verkäuferin, jeder Postbote sagt freundlich „Bonjour Madame“ oder „Bonjour Monsieur“.

Sie glauben, wir Deutschen würden uns oft die Hände schütteln? Dann kommen Sie mal nach Frankreich! Vor allem Männer scheinen hier praktisch ständig mit „shake hands“ unterwegs zu sein: Jeden Morgen am Arbeitsplatz, selbst im Großraumbüro, wird jeder einzelne Kollege entsprechend begrüßt. Sie gelten schnell als ziemlich arrogant, wenn Sie nur alle pauschal, etwa mit einem „Salut“ begrüßen.

Anders ist es bei den Kolleginnen: Da lässt es sich kein Franzose nehmen, den Wangenkuss anzuwenden. Eine Wissenschaft für sich. Jede/r küsst jede/n mindestens einmal auf die Wange, und zwar auf jede. Planen Sie am besten ein bisschen Zeit ein, denn wenn man das in der gesamten Abteilung macht … Man küsst übrigens nicht „richtig“, sondern haucht „la bise“ mehr in die Luft. Schließlich will man ja das Make-up nicht gefährden. Ganz wichtig: Männer untereinander küssen sich nicht. Wenn man sich gut kennt, umarmt man sich vielleicht, sonst schüttelt man sich die Hand und klopft sich vielleicht noch auf Schulter und Rücken. Das war‘s.

Niederlande: das Käseland?

Den schlimmsten Fehler, den Sie hier machen können: Sie sprechen von „Holland“ und „Holländern“. Das wäre in etwa so, als ob man Bayern mit Deutschland gleichsetzt. Okay, viele Amerikaner tun das. Aber das ist ja nun kein Grund, dass Sie dasselbe mit den Niederländern machen. Sie machen bitte auch keine dummen Witze über die „Käsköppe“, selbst wenn es Sie furchtbar nervt, wenn Sie wieder einmal stundenlang hinter einem Caravangespann herzuckeln mussten.

Unsere Nachbarn gelten als locker und umgänglich, man duzt sich zum Beispiel schnell. Aber Vorsicht: Das verleitet dazu, dass man allzu schnell den natürlich vorhandenen inneren Abstand und auch Hierarchien übersieht. Man muss das eher „erspüren“.

Wichtig, ja lebenswichtig für das gesellschaftliche Leben, privat und beruflich, ist das morgendliche Ritual des „kopje koffie“. Diese Tasse Kaffee immer zwischen 10 und 11 Uhr morgens ist sozusagen heilig. Da wird jede Konferenz unterbrochen – und wehe, Sie planen das in Ihrem Tagesablauf nicht ein. In diesem Fall ist der Niederländer auch pünktlich – ganz im Gegenteil dazu, wenn man sich abends in den eigenen vier Wänden verabredet. Da kann es nämlich durchaus passieren, wenn Sie bei jemandem eingeladen sind, dass Ihr Gastgeber noch unter der Dusche steht, wenn Sie auf die Minute pünktlich an der Türe klingeln. Also lieber eine Viertel- oder sogar eine halbe Stunde später kommen! Das gilt aber nicht, wenn Sie sich in einem Restaurant treffen.

Will man in den Niederlanden jemanden etwas besser kennenlernen, so lädt man ihn zu einem „borrel“ ein. Das ist dann kein komplettes Mittag- oder Abendessen, sondern ein Aperitif mit kleinen Häppchen. Solch ein geselliges Beisammensein (und natürlich hat man dafür noch den speziellen Ausdruck „gezeeligheid“, was etwa unserer deutschen Gemütlichkeit entspricht) macht es leicht, einander unverbindlich zu begegnen und eine eher lockere Bekanntschaft zu vertiefen.

Großbritannien: Skurriles und Bizarres – nicht nur bei Tisch

Die englische Küche ist zwar bekanntermaßen nicht unbedingt die beste. Aber in Sachen Tischmanieren haben sich die Briten eine ganze Menge einfallen lassen. So etwa, dass man die Gabel stets mit der Wölbung nach oben gebraucht (dazu später mehr). Das heißt: Sie müssten wahre Balanceakte vollbringen, wenn Sie britisch formvollendet speisen wollten. Müssen Sie aber nicht, denn keiner wird es Ihnen übelnehmen, wenn Sie sich an Ihre deutschen Benimmregeln halten.

Es gibt in Großbritannien eine ganze Menge für uns sehr ungewohnter Sitten und beinahe skurril-bizarren Brauchtums. Das alles aufzuzählen, würde Bände füllen. Deshalb nur ein Beispiel: das sogenannte „Letterboxing“. Was das ist? Überall in Großbritannien wird gerne gewandert, und weil die Briten stolz darauf sind, wo sie überall zu Fuß hinkommen, gibt es überall kleine Kästen, in denen sich ein kleines Buch und ein Stempel verbergen. Da trägt sich der Wandersmann ein (die Wandersfrau selbstverständlich auch) und dokumentiert so, dass er da war. Die raffinierten Landbewohner jedoch haben herausgefunden, dass man hier Briefe deponieren kann – und diese tatsächlich ankommen. Denn die Wandersleut‘ nehmen sie mit und werfen sie in den nächstgelegenen offiziellen Briefkasten der königlich-britischen Post. Es müssen übrigens nicht unbedingt Holzkästen sein – in Dartmoor gibt es fürs Letterboxing beispielsweise Einmachgläser in hohlen Baumstämmen. Oder Blechbüchsen, die in Felsnischen geklemmt wurden. An allen möglichen und unmöglichen Stellen eben, wo gewandert wird.

Der Adel spielt in Großbritannien immer noch eine große Rolle. Sie werden es schwer haben, genau herauszufinden, wen Sie wie anzusprechen haben. Am besten erkundigen Sie sich vorab. Es gibt zwar genügend Lords, Earls und Dukes, die keinen Wert auf ihren Titel legen, aber das wird derjenige Ihnen gegenüber dann äußern. Sie selbst können da nicht vorab tätig werden und den Titel einfach weglassen.

Wichtig, falls Sie in diese Verlegenheit kommen und mit einem Mitglied der Royals zusammentreffen: Das Thema, das ein Mitglied der Königsfamilie in einem Gespräch anschneidet, wird nicht von einem Bürgerlichen und schon gleich gar nicht von einem Ausländer einfach gewechselt. Wenn Ihnen also ein Gespräch unangenehm ist – tja, da müssen Sie durch! Natürlich verlassen Sie eine Veranstaltung auch niemals, bevor die Queen oder ein anderer Angehöriger der Royals gegangen ist.

Briten entschuldigen sich praktisch dauernd – das kleine Wörtchen „sorry“ hört man immer und überall, und natürlich sind „please“ und „thank you“ ein absolutes Muss. Ungewöhnlich klingt außerdem die ständige Anrede „my love“ oder „my dear“, „sweety“ oder „honey“, ja sogar „darling“ gänzlich Fremden gegenüber. Das hat nichts weiter zu bedeuten, sondern ist eben einfach nur freundlich gemeint. Die britische Art der Zurückhaltung und der Höflichkeit erfordert es, dass Sie sich ebenfalls zurückhalten. Sonst sind Sie nämlich schnell unten durch.

Dass Briten gerne Schlange stehen, wissen Sie bestimmt, und ebenfalls, dass man als Frau in viele britische Clubs nicht hinein darf. Beides müssen Sie akzeptieren. Drängen Sie sich also niemals vor, selbst wenn Sie es noch so eilig haben. Und fangen Sie bitte keinen Streit mit dem Portier an, wenn Sie in einen Club nicht hineingelassen werden. Sie werden nicht gewinnen. Sondern nur an Ansehen verlieren.

Skandinavien: immer cool – aber per Du!

Schon wenn Sie in einem deutschen Ikea einkaufen, fällt Ihnen auf: Hier duzen sich alle. Boss und Untergebene – und man hat manchmal den Eindruck, dass sich die Angestellten wirklich zusammenreißen müssen, um nicht die Kunden ebenfalls zu duzen. Dieses Prinzip findet sich in Skandinavien nicht nur in Schweden. Und auch sonst gibt es bei unseren nördlichen Nachbarn ein paar Besonderheiten.

Dänemark: Ist hier etwas faul im Staate?

Ganz und gar nicht. Die Dänen sind im Grunde stets gelassen, und das drückt sich im wichtigsten Satz aus, den sie so kennen. Man sagt hier ständig „slap af!“, und das ist nicht etwa eine Aufforderung zum Schlafen, sondern heißt übersetzt so viel wie „entspann dich!“. Also tun Sie es besser auch. Geduzt wird hier jeder sehr schnell. Wundern Sie sich also nicht, wenn das auch Ihnen passiert.

Schweden: die Japaner Nordeuropas

Schweden sind bei weitem nicht so offen und liberal, wie man hierzulande oft glaubt. Es geht vielmehr oft sehr zurückhaltend zu. Und Sie als Ausländer tun gut daran, das zu akzeptieren. Das fängt schon damit an, dass man ungern klare Auskünfte gibt. Ein direktes Nein oder offenes Ja – das vermeiden die Schweden lieber. Denn zum einen könnte man sie dann auf eine Aussage festnageln und zum anderen würde eine offen ablehnende Äußerung den anderen vielleicht verletzen. Nicht nur deshalb nennt man die Schweden oft die „Japaner Nordeuropas“.

Das schwedische Wort „lagom“ (was in etwa bedeutet: „genau richtig“) beschreibt genau diese Haltung: angepasst sein, nicht aus dem Rahmen fallen, sich nicht vordrängen – weder tatsächlich noch im übertragenen Sinne. Von Ikea wissen Sie ja, dass man sich hier schnell duzt. Das Du ist die offizielle Anrede untereinander, und auf Titel legt man hier im Land der Mitternachtssonne so gar keinen Wert. Allerdings: Das gilt nur für Schweden untereinander. Sie sollten, wenn Sie zum ersten Mal bei einem Schweden zu Besuch sind, nicht gleich duzen, sondern beim eher förmlichen Sie bleiben. Es dauert sowieso nicht lange, bis man Ihnen das Du anbietet.

Wichtig: In Schweden herrscht das sogenannte „Allemansrätt“, das „Jedermannsrecht“. Es regelt heutzutage vor allem den Aufenthalt in der freien Natur. In Schweden, aber auch in Norwegen, dürfen Sie im wahrsten Sinn des Wortes überall hin. Auch auf Privatgrundstücke. Allerdings nutzt das kein Schwede aus, und es ist Ihnen dringlichst anzuraten, das ebenfalls so zu handhaben. Alles andere wäre mehr als aufdringlich und ein absolutes No-go. Verfahren Sie nach dem Grundsatz: Nicht stören – nichts zerstören. Das Betreten eines Privatgrundstücks ist zwar erlaubt, aber Sie müssen stets das sogenannte „Hausgrundstück“ respektieren. Mit diesem Begriff bezeichnet man in Schweden den engeren Bereich rund um das Gebäude. Er muss nicht eingezäunt sein, denn Mauern und Zäune sind hier sowieso nicht so üblich wie bei uns.

Norwegen: Land der Fjorde

Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz in Norwegen, und dieses regelt das gesamte Zusammenleben – auch mit Ausländern und Touristen. Es lautet: „Glaub nicht, dass Du mehr bist als wir!“ Dieser Grundsatz von Gleichheit und Gerechtigkeit – auf Norwegisch „rettferd“ – gilt sogar für den König. Klar, dass der norwegische König im Gegensatz zu seinem schwedischen Kollegen Carl Gustav keine Skandale und Skandälchen an der Backe hat!

Zurückhaltung ist also Trumpf im Umgang mit Norwegern. Sowohl untereinander wie auch gegenüber Fremden gibt man sich allerdings nicht von vornherein offen, selbst wenn man sich duzt. Das Du ist hier die übliche Anrede, es bedeutet aber nicht, dass man besonders miteinander vertraut ist. Wichtiger Hinweis: Der Norweger ist ohne Nummernzettel nicht denkbar. Überall – in der Post, in der Bank, in Geschäften – zieht man eine Nummer und wartet ordentlich, bis man an die Reihe kommt.

Der Osten Europas: Wo der Handkuss sich erhalten hat

Machen Sie nicht den großen Fehler, Polen und die Tschechische sowie die Slowakische Republik offiziell im Sprachgebrauch nach Osteuropa zu verlegen. Okay – von uns aus gesehen ist es natürlich östlich. Geographisch und kulturell gesehen jedoch zählt man diese Staaten zu Mitteleuropa. Und damit sind sie uns im Hinblick auf Benimmregeln ziemlich nahe. Mit ein paar Ausnahmen:

In Polen begrüßt man Damen mit Handkuss.In der Tschechischen Republik – vielleicht aus der langen Zeit der k. u. k. Monarchie – legt man großen Wert auf Titel.In der Slowakischen Republik kennt man noch die Anrede „Fräulein“, und Titel spielen auch hier eine große Rolle.In Ungarn wird der Familienname stets vor dem Taufnamen genannt. Und den Handkuss gibt es hier ebenfalls.

Im Süden Europas

Italien, Spanien, Portugal – hier machen wir Urlaub. Und das oft schon seit vielen Jahren, und gerade deshalb glauben wir, uns hier besonders gut auszukennen. Aber: In all diesen Ländern lebt man oft seit Jahrzehnten vom Tourismus und hat sich deshalb den fremden Gästen angepasst. So manche Regel wird uns deshalb gar nicht bewusst – und natürlich merken wir daher nicht, wenn wir uns daneben benehmen. Etwa, indem wir besonders pünktlich sind – wo es doch in Südeuropa eher zum guten Ton gehört, mindestens eine Viertelstunde, gerne auch mehr, zu spät zu kommen.

Italien: Land, wo die Zitronen blühen