Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe) - Samantha Young - E-Book
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Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe) E-Book

Samantha Young

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Beschreibung

Die erste Liebe ist unvergesslich. Der erste Verrat auch. Er gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Er sagte, dass er sie liebt. Charley und Jake waren ein Traumpaar. Damals. Bis ein tragisches Unglück geschah und Jake sie wortlos aus seinem Leben strich. Charleys Herz war gebrochen, sie konnte ihm nicht verzeihen. Dreieinhalb Jahre lang. Bis er ausgerechnet bei ihrem Auslandsjahr in Schottland wieder vor ihr steht. Geheimnisvoll und sexy. Und mit einer neuen Freundin an seiner Seite. Charley zeigt ihm die kalte Schulter. Doch Jake lässt nicht locker, er sucht ihre Nähe und ihre Vergebung. Tief in ihrem Herzen glimmt noch die Sehnsucht, aber wird sie Jake je wieder vertrauen können? Nach dem großen Erfolg von »Dublin Street« und »London Road« sehnsüchtig erwartet: Die neue Serie von Spiegel-Bestsellerautorin Samantha Young

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Das Buch

Seit Monaten hat sich Charley auf ihr Auslandssemester in Schottland gefreut. Endlich kann sie die Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne blicken! Doch dann trifft sie bei einer Studentenparty ausgerechnet ihren Exfreund Jake. Und – was noch viel schlimmer ist – Jake ist nicht allein. Er wird von seiner neuen Freundin Melissa begleitet. Charley ist am Boden zerstört. Jake war ihre erste große Liebe. Früher waren sie unzertrennlich, bis ein tragisches Unglück geschah und Jake von einem Tag auf den anderen mit ihr Schluss machte. Charley hat Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Obwohl Jake sich bei ihr entschuldigt, blockt Charley jede weitere Kontaktaufnahme ab. Sie kann ihm einfach nicht mehr vertrauen und möchte Melissa ein ähnliches Schicksal ersparen. Doch Jake lässt nicht locker, immer wieder sucht er ihre Nähe. Charley ist hin- und hergerissen. Jeder kann sehen, wie tief die Verbindung zwischen Jake und ihr immer noch ist. Aber das ist auch genau das Problem: Je öfter sie ihn sieht, desto stärker fühlt sie sich wieder zu ihm hingezogen …

Die Autorin

Samantha Young wurde 1986 in Stirlingshire, Schottland, geboren. Seit ihrem Abschluss an der University of Edinburgh arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits mehrere Jugendbuchserien veröffentlicht. Mit Dublin Street und London Road, ihren ersten beiden Romanen für Erwachsene, stürmt sie die internationalen Bestsellerlisten.

Homepage der Autorin: www.samanthayoungbooks.com

Von Samantha Young sind in unserem Hause bereits erschienen:

Dublin Street – Gefährliche SehnsuchtLondon Road – Geheime LeidenschaftFountain Bridge – Verbotene Küsse (E-Book)

Samantha Young

Into the Deep

Herzgeflüster

Roman

Aus dem Englischen von Silvia Kinkel

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-0710-7

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage November 2013© 2013 Samantha Young© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2013Titel der Originalausgabe: Into the DeepUmschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, MünchenTitelabbildung: © depositphotos.com/Aleksei Aliev

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Für Whitney, Henny, Liza und Steph, meine amerikanischen Mitbewohnerinnen. Dank euch hat mein erstes Jahr an der Universität von Edinburgh riesig viel Spaß gemacht. Mit euch hatte ich die beste Zeit, Mädels. Danke für die Erinnerungen. Und die lustigen Fotos. Das sind echte Schätze …

Kapitel 1

Edinburgh, September 2012

»Hast du schon was zu essen eingekauft? Sind Lebensmittel teuer? Und verstehst du auch nur bei der Hälfte der Sachen, was es überhaupt ist?«

Ich schluckte mein Lachen hinunter. »Mom, ich bin in Edinburgh und nicht am Amazonas.«

»Ich weiß, aber die Europäer essen Dinge, die wir nicht im Traum essen würden.«

Sie klang so entsetzt, dass ich mir eine trockene Antwort nicht verkneifen konnte. »Sie sind immerhin keine Kannibalen.«

Ein feiner Limonadennebel zog an meinen Wimpern vorbei. Als ich den Kopf drehte, sah ich, wie meine beste Freundin prustend versuchte, sich nicht an ihrer Diätcola zu verschlucken, während sie meinem Teil des Gesprächs folgte. Wir saßen in der Gemeinschaftsküche unserer Studentenbude mit dem Rücken zu den bodentiefen Fenstern, die auf den Hof unseres Gebäudes hinausgingen. Die Sonne brannte auf die Scheibe, und die Wärme brachte unsere Haut zum Kribbeln. Alles in dem Raum war sauber, frisch und praktisch. Insgesamt war unsere Unterkunft einfach, aber warm und sicher und eine Million Mal besser, als mir alle zuvor hatten einreden wollen.

»Sei nicht so theatralisch, Charley. Ich habe nur gesagt, dass das Essen da ein wenig anders ist«, fuhr Mom fort. »Ich möchte sichergehen, dass du dich richtig ernährst.«

Ob ich in Edinburgh oder daheim in Indiana war, Mom wollte immer sichergehen, dass ich mich richtig ernährte. Das lag daran, dass ich nicht kochen konnte. Delia Redford war eine begnadete Köchin und Bäckerin, ebenso wie ihre älteste Tochter Andrea, und sie betrachtete es als persönliches Versagen ihrerseits, dass ihre jüngste Tochter (das bin ich) es sogar schaffte, Nudelwasser anbrennen zu lassen. Glücklicherweise konnte ich lesen und einen Herd bedienen, so dass mich Tiefkühlgerichte vor dem Verhungern retteten.

»Mom, die Leute hier essen fast die gleichen Sachen wie wir, weil sie … na ja … menschliche Wesen sind.«

»Aber ihre Schokolade ist besser«, murmelte Claudia und biss herzhaft in einen Dairy-Milk-Riegel. Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Das ist Geschmackssache.«

»Was ist Geschmackssache?«, fragte Mom neugierig. »Ist Claudia da? Ernährt sie sich vernünftig?«

Ich grinste. »Mom will wissen, ob du dich richtig ernährst.«

Claudia nickte und murmelte mit vollem Mund: »Noch nie besser.« Sie hob die Finger und schluckte. »Hey, Delia Mom.«

Mom lachte. »Grüß sie von mir.«

»Mom sagt auch hey.«

»Dein Vater lässt ausrichten, dass ihr beide euch jeden Tag melden sollt.«

Ich verzog das Gesicht. »Andie musste sich auch nicht jeden Tag melden, als sie in Dublin war.«

»Wir brauchten Andie auch gar nicht erst dazu aufzufordern. Aber bei dir können wir froh sein, wenn wir überhaupt mal von dir hören.«

»Es ist ja nicht so, als würde ich ständig kiffen, Mom, ich studiere und kümmere mich um allen anderen Sch – kram.«

Ihr Tonfall wurde scharf. »Wolltest du Scheiß sagen?«

»Würde ich, eine erwachsene Frau von zwanzig Jahren, es wagen, im Gespräch mit meiner Mutter zu fluchen?«

Mom räusperte sich.

Ich seufzte. »Mom, wir werden dich nicht jeden Tag anrufen. Das ist zu teuer. Und ich habe auch keine Zeit, jeden Tag mit dir zu skypen. Wenn ich es schaffe, maile ich dir ab und zu mal, und wir verabreden uns einmal die Woche zum Skypen, okay?«

»Bei dir klingt es wie eine lästige Pflicht.«

»Mami, ich hab dich lieb. Es ist keine lästige Pflicht. Ich werde dich bestimmt auch vermissen … aber ich bin gerade mal zwei Tage weg. Gib mir eine Chance, dich überhaupt zu vermissen.«

Sie lachte leise, und ich entspannte mich. »Ich mach mir einfach nur Sorgen. Du bist mein Baby, und Claud ist mein Adoptivkind.«

»Wir kommen schon klar. Aber jetzt müssen wir los. Es ist Einführungswoche, und Claudia und ich müssen noch ein paar Dinge erledigen, bevor die Kurse anfangen. Ich schicke dir so bald wie möglich eine Mail.«

»Aber du hast meine Frage nach dem Essen nicht beantwortet.«

»Wir waren einkaufen. Unser Kühlschrank, der Gefrierschrank und die Küchenschränke sind bis zum Anschlag voll.«

»Womit?«

»Lebensmitteln, Mom.«

»Was für Lebensmittel?«

Ich warf Claudia einen verzweifelten »Hilf mir«-Blick zu, woraufhin sie in gespieltem Schmerz aufschrie.

»Was war das?«

»Ich muss Schluss machen, Mom. Claudia kriegt gerade einen Zuckerschock.« Ich legte auf und grinste meine lachende Freundin an. »Ich sollte das Handy ausschalten, bevor sie zurückruft.«

Prompt vibrierte das Handy in meiner Hand. Claudia und ich fuhren erschrocken zusammen. Aber als ich auf das Display sah, las ich: »Anruf Andie.«

»Die gönnen mir keine Atempause. – Hallo«, meldete ich mich.

»Selber hallo«, antwortete Andie. »Du bist seit zwei Tagen weg. Du schickst keine SMS, rufst nicht an …«

»Ich habe bis vor zwei Sekunden mit Mom telefoniert.«

»Gut. Wie ist es gelaufen? Hat sie dir einen Vortrag übers Essen gehalten?«

»Hast du den etwa auch zu hören bekommen?«

»Als ich im Ausland studiert habe? Na klar. Sie glaubt anscheinend, dass alle Menschen außerhalb von Amerika nicht vom Planeten Erde stammen und sich von Alien Food ernähren.«

»Ja, genau das.«

»Und? Gefällt dir Edinburgh?«

»Bisher schon. Ist irgendwie komisch, so weit weg von zu Hause zu sein, aber die Stadt ist toll.«

»Wie geht’s Claudia?«

»Sie genießt die Schokolade.«

»Die ist aber nicht so gut wie unsere.«

»Genau das hab ich auch gesagt!«

»Ihr habt beide keine Ahnung«, mischte sich Claudia ein, während sie aufstand, um das Schokoladenpapier in den Mülleimer zu werfen. »Könntest du deiner Schwester jetzt bitte sagen, dass du sie zurückrufst? Wenn wir noch länger hierbleiben, muss ich leider dein Handy zertrümmern.«

»Ich hab’s vernommen«, sagte Andie. Ich konnte förmlich hören, wie sie die Augen verdrehte. »Ich muss sowieso zur Arbeit. Hier ist es nämlich früh am Morgen, wie ihr vielleicht noch wisst. Genauer gesagt, sehr früh, und das Erste, was ich tue, ist, meine kleine Schwester anzurufen, um zu hören, wie es ihr geht. Und es ist ein teures Ferngespräch, aber interessiert sie das überhaupt?«

Ich lachte. »Tut es. Aber ich habe gerade keine Zeit, um es ausreichend zu würdigen. Claudia kann unser süßes kleines Apartment nicht ausstehen, und ich habe sie zum Mittagessen hergeschleift. Vermutlich kriegt sie jeden Moment Ausschlag.«

»Das wollen wir natürlich nicht. Bis bald, Supergirl.«

»Bis nachher.« Ich schaltete das Handy aus und sah Claudia stirnrunzelnd an. »Das war unhöflich.«

»Das hier« – sie machte eine umfassende Handbewegung – »ist kein Apartment. Es ist ein Gemeinschaftsraum mit einem Flur davor, der zu fünf identischen Zimmern führt, die mit Feuerschutztüren versehen sind.«

»Es gibt aber auch ein Bad, das sich abschließen lässt. Ich nenne das einen Pluspunkt gegenüber den meisten Studentenwohnheimen.«

»Sehr witzig.«

»Und du bist verwöhnt.«

Claudia kniff die Augen zusammen. »Ich vermisse unser Apartment. Es ist hell und luftig. Wir haben einen Balkon. Außerdem wohnen da nur wir beide.«

Das hörte ich bereits zum x-ten Mal, seit Claudia den ersten Blick auf unsere neue Unterkunft geworfen hatte. Also ignorierte ich sie, schob sie aus der Gemeinschaftsküche und checkte im Vorbeigehen, ob meine Zimmertür abgeschlossen war.

Zu Hause in Indiana waren wir an der Purdue-Universität eingeschrieben, und da Claudias Eltern stinkreich waren, wohnten wir beide in einem hübschen Apartment in West Lafayette, etwa zehn Minuten Fahrt vom Campus entfernt. Ohne Claud hätte ich mir das niemals leisten können. Dass sie verwöhnt ist, war natürlich nur ein Witz und bezog sich außerdem auf alles Materielle. Ja, sie war es gewohnt, alles zu bekommen, was sie wollte, aber ihr Leben entsprach dem Klischee eines reichen Kindes – ihre Eltern waren nie da und interessierten sich einen Scheiß für sie. Statt Liebe gaben sie ihr Geld und erwarteten auch noch, dass Claud ihnen dafür dankbar war. Aber Claudia ließ sich davon nicht unterkriegen, sondern suchte sich Menschen, die sie wirklich mochten. Als Gegenleistung war sie unerschütterlich loyal.

Wir hatten uns gleich im ersten Jahr am College kennengelernt und auf Anhieb gut verstanden. Ich mochte sie, eben nicht nur wegen ihres Geldes, und sie sagte, ich sei der ehrlichste Mensch, dem sie je begegnet war. Als ich Claud an Thanksgiving mit zu mir nach Hause nahm und sie meiner Familie vorstellte, wurde unsere Freundschaft noch enger. Meine Mom und mein Dad behandelten Claud wie ihr eigenes Kind und genauso überfürsorglich wie mich (was ihr insgeheim gefiel). Sogar Andie ließ es sich nicht nehmen, Claud mit großschwesterlicher Herablassung zu überschütten (was ihr ebenfalls insgeheim gefiel).

Meine Familie ist nicht reich. Ich bin in einem kleinen Ort namens Lanton aufgewachsen, etwas mehr als zwei Stunden nordwestlich von Indianapolis. Meinem Dad gehört die Autowerkstatt im Ort, und meine Mom betreibt einen kleinen Blumenladen. Wir kamen zurecht. Meine Eltern konnten es sich nur aus einem einzigen Grund leisten, ihre Töchter auf gute Schulen zu schicken und sogar im Ausland studieren zu lassen, und dieser Grund war Moms Tante Cecilia. Cecilia hatte einen reichen Pharmazeuten geheiratet und bei seinem Tod alles geerbt. Da Cecilia gern Geld ausgab, war bei ihrem Tod nicht mehr viel davon übrig. Aber sie hatte an Andie und mir einen Narren gefressen und ein bisschen was von dem Geld in einen Fonds für unsere Ausbildung gesteckt.

Was Claudias Gemaule wegen des Apartments betraf, so versteckte sie sich vermutlich nur dahinter, weil sie nicht zugeben wollte, dass sie unsicher war. Wir hatten uns beide auf dieses Jahr im Ausland gefreut, hatten aber auch Schiss, weil wir ein Jahr lang allein zurechtkommen mussten. Während ich mir das eingestand, suchte sich Claudia lieber etwas zum Rumnörgeln, damit sie sich nicht mit ihrer Angst beschäftigen musste.

Obwohl wir schon älter waren als die meisten Studienanfänger, besuchten wir die Erstsemesterkurse. Wir teilten unser Apartment mit drei Britinnen, die genauso alt waren wie wir, aber auch gerade erst mit dem Studium anfingen. Unsere Mitbewohnerinnen waren einen Tag vor uns angereist und hatten sich bereits verbündet. Claud und ich würden uns ganz schön Mühe geben müssen, uns mit ihnen anzufreunden. Hoffentlich bekamen wir das hin.

Aber bevor die Seminare anfingen, waren wir erst mal damit beschäftigt, uns einzuleben. Wir wollten so schnell wie möglich in die Stadt.

»Es wird schon noch, wenn wir uns erst eingewöhnt haben und mehr Leute kennen«, versprach ich Claudia, während wir das Apartment verließen. »Auf der anderen Seite vom Innenhof wohnen auch ein paar Leute von der Purdue. Vielleicht sind die ja ganz nett.«

»Wenn wir sie an der Purdue nicht kennengelernt haben, warum sollten wir es dann hier tun?«

»Dein Scharfsinn ist überwältigend.«

»Findest du?«

Ich musste lachen, während wir langsam die Treppe hinuntergingen. Das Lachen blieb mir jedoch im Hals stecken, als wir im ersten Stock ankamen. Claudia fragte nicht, was los war, sie schien hinter mir regelrecht erstarrt zu sein, woraus ich schloss, dass sie ebenfalls wie vom Blitz getroffen war.

Er stand mitten im Flur und befestigte oben an der Wand ein Poster. Ein absolut heißer Typ. Sein T-Shirt rutschte hoch, als er die Arme über den Kopf streckte, was uns einen Blick auf seine goldbraune Haut und den Waschbrettbauch bescherte. Das T-Shirt spannte sich über einem perfekten V-förmigen Oberkörper, und in seiner verschlissenen Jeans steckte ein anbetungswürdiger Hintern. Ein Tribal-Tattoo zierte seinen muskulösen Arm, und als er uns aus den Augenwinkeln entdeckte, seufzte ich innerlich. Sein Grinsen war umwerfend – ein bisschen überheblich vielleicht, aber trotzdem anziehend und ein flaues Gefühl im Magen absolut wert. Es passte gut zu seinen schönen hellgrauen Augen, dem kantigen Kinn mit dem sexy Drei-Tage-Bart und dem dichten, zerzausten dunkelblonden Haar, das förmlich nach Frauenfingern schrie, die sich hineinkrallten.

»Hey, ihr beiden«, begrüßte er uns mit rauer Stimme. Sein amerikanischer Akzent war angenehm vertraut.

Claudia schob sich langsam an mir vorbei und schlenderte lässig auf ihn zu. Ich grinste über ihren Hüftschwung, an dem auch sein Blick zu kleben schien.

Meine Freundin war der Hammer. Nicht nur, weil sie immer stilvoll gekleidet war, sondern auch, weil man ihr ansah, dass sie nur das Beste im Leben gewohnt war. Eine Menge Kerle bei uns zu Hause ließen sich von ihr einschüchtern. Oder sie schätzten Claud falsch ein und hielten sie für ein hirnloses Society-Girl, das sich mehr von einem gut gefüllten Treuhandfonds beeindrucken ließ als davon, dass sie sie zum Lachen bringen konnten. Obwohl oder gerade weil Claudia echt toll aussah, war bei ihr in Sachen Liebe nicht viel los.

Ich sah, wie dieser scharfe, tätowierte James-Dean-Typ sie bewundernd musterte. Claudia hatte langes schwarzes Haar und einen exotischen Touch, den sie ebenso wie die schmale Taille, die langen Beine, die festen Brüste und den tollen Hintern von ihrer portugiesischen Mutter geerbt hatte. Sie gehörte zu jener Sorte Mädchen, die von den anderen Mädels gern gehasst wird.

Claudia trug Designer-Skinny-Jeans, Tennisschuhe von Lacoste und eine süße weiße Ralph-Lauren-Bluse, ärmellos und tailliert. Sie sah aus, als wäre sie auf dem Weg zum Country Club. Mir entging nicht, dass das unseren Poster aufhängenden Leckerbissen amüsierte.

Claudia deutete mit dem Kinn auf sein Werk. »Es gibt eine Party?«

»Ja.« Er lächelte auf sie hinunter, und sein Grinsen wurde breiter, während sie sich ihm näherte. »Ich hänge die für einen Freund auf, der hier wohnt, eine Treppe höher. Ihr solltet unbedingt kommen. Ich bin übrigens Beck.«

»Claudia.« Sie deutete mit dem Kopf auf mich. »Das ist meine Freundin Charley.«

»Hey, Charley.« Beck scannte mich von Kopf bis Fuß, während er sein flirtendes Grinsen beibehielt. Im Unterschied zu Claudia trug ich Klamotten, mit denen ich im hohen Bogen aus jedem Country Club geflogen wäre – meine Lieblings-Skinny-Jeans, knalleng am Hintern und mit einem Loch am Knie. Der Jeansstoff war vom vielen Waschen babyweich. Vervollständigt wurde mein Look durch ein übergroßes ärmelloses T-Shirt mit der Aufschrift »Library Nerd«. Mein langes Haar hatte ich drei Jahre zuvor platinblond gefärbt, weil ich fand, dass das meine haselnussbraunen Augen besser zur Geltung brachte. Ich trug es zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden und dazu wie üblich jede Menge Silberschmuck – zwei lange Ketten, drei Ringe an der einen Hand, zwei an der anderen und eine klimpernde Mischung von Silber- und Lederarmbändern an beiden Handgelenken. Claudia arbeitete ständig daran, dass ich mich ordentlicher anzog. Und ich wollte, dass sie sich lässiger kleidete.

Ich nickte ihm zu und bekam bei dem bewundernden Schimmern in seinen Augen rote Wangen. Der Typ war so heiß, dass ich ziemlich sicher war, dass es ein befriedigendes Zischen samt Dampfentwicklung geben würde, wenn ich meine Finger anleckte und auf seine Haut presste. Aber ich hatte diese Bad-Boy-Sache schon in der Highschool durchgezogen und war drüber weg. Ich warf Claudia einen Blick zu, der ihr auf telepathischem Wege mitteilte, sie solle ihm den Todesstoß versetzen.

Claudia grinste und wandte sich dem Poster zu. Ich folgte ihrem Blick.

Heute Abend Party

13. September, 21.00 Uhr

2. Stock, Wohnung 3 im Vorderhaus

Freibier und Snaks!

»Ähm …« Stirnrunzelnd wandte sich Claudia Beck zu. »Weiß dein Freund, dass er ›Snacks‹ falsch geschrieben hat?«

Beck schnaubte. »Babe, da steht ›Freibier‹. Glaubst du, dass dann noch irgendjemand die verfickte nächste Zeile liest?«

»Jetzt hat er dich«, murmelte ich.

Sie ignorierte mich. »Ist dir das etwa egal? Du hängst die Poster schließlich auf. Wenn die Leute das lesen, denken sie, dass du der Schwachkopf bist, der nicht mal weiß, wie man ›Snacks‹ schreibt.«

Beck zuckte mit den Schultern und ging an uns vorbei in Richtung Treppe. »Kein Problem. Ich gebe nämlich einen verfickten Scheiß auf das, was die Leute denken.«

»Klingt einleuchtend.« Claudia machte auf dem Absatz kehrt und folgte ihm mit einem Grinsen, das jeden weniger selbstbewussten Kerl zum Dahinschmelzen gebracht hätte. »Könntest du mir beibringen, wie man das macht? Dafür würde ich mir echt Zeit nehmen.«

Ich sah, wie Beck auf der ersten Stufe nach oben ins Stolpern geriet, als wäre er von ihrer frechen Frage überrascht. Er überspielte das, indem er sie noch einmal grinsend musterte und ihr dann in die Augen sah. »Wir sehen uns auf der Party, Babe.«

»Wir kommen«, antwortete Claudia. Dann packte sie meine Hand und zerrte mich die Treppe hinunter. Sobald wir aus dem Betontreppenhaus raus und in dem sonnigen Hinterhof waren, lehnte sich Claudia an einen Fahrradständer. »Ich könnte schon kommen, wenn ich ihn nur ansehe«, stöhnte sie und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Gebäude.

Ich rümpfte die Nase. »So genau wollte ich es, ehrlich gesagt, nicht wissen.«

»Komm schon. Steck den Jungen in einen kalten See, und das Wasser wird zum Thermalbad.«

»Du bist so was von geschmacklos.« Ich lachte, packte sie am Handgelenk und zog sie hinaus auf die Guthrie Street. Wir wohnten in der Nähe der Cowgate, der Verlängerung des Grassmarket, der sich mit all seinen Pubs und einem Club unweit unseres Hauses als eine Art Hotspot entpuppte. Unsere Schlafzimmer gingen zur Cowgate raus, also investierten Claud und ich in Ohrstöpsel, damit wir nachts schlafen konnten.

Unsere Unterkunft lag nur ein paar Gehminuten vom Hauptcampus der Universität von Edinburgh entfernt. Wir gingen Richtung Uni, um unsere Studentenausweise abzuholen. Ohne Ausweis kam man weder in die Bibliothek noch in die Treffpunkte des Studentenwerks.

»Ich gebe ja zu, dass er sexy ist, aber ich mache keine Bad-Boy-Sachen mehr.« Ich ignorierte das vertraute Stechen in meiner Brust und biss die Zähne zusammen, um möglichst ungerührt zu wirken. »Und du bist nicht der Typ für so was.«

»Für Beck mache ich eine Ausnahme.« Claudia stöhnte noch einmal und schloss dabei verzückt die Augen. »Beck! Sogar sein verdammter Name ist heiß.«

»Meine Mom würde ihn hassen. Er hat innerhalb von Sekunden zweimal ›verfickt‹ gesagt.«

»Also, ich würde ihn innerhalb von Sekunden zweimal ficken.«

Ich stieß ein entsetztes Lachen aus.

»Das ist mein Ernst.«

Da sah ich ihr ins Gesicht. Sie meinte es wirklich ernst. Mir verging das Lachen auf der Stelle. »Tu bitte nichts, was du hinterher bereuen könntest.«

Sie winkte ab. »Ich bin doch nicht blöd. Wenn er in mein Höschen will, muss er es sich verdienen.« Sie rieb sich vergnügt die Hände. »Und ich werde sehr viel Spaß dabei haben, ihn dazu zu bringen, es sich zu verdienen.«

Ich war nicht gerade begeistert von der Vorstellung, zu einer Party zu gehen, auf der ich mich allein vergnügen musste, während meine beste Freundin versuchte, Beck um den Finger zu wickeln. Aber … sie war Claudia, ich liebte sie und hatte sie nie zuvor wegen eines Typen so aufgeregt gesehen. Für sie würde ich es klaglos durchstehen.

»Dann gehen wir wohl echt zu der Party heute Abend. Sollen wir unsere Mitbewohnerinnen fragen, ob sie mitkommen?«

»Wie heißen sie noch mal?«

Ich wühlte in meinem Gedächtnis und wusste ganz genau, dass die Namen dort irgendwo vergraben sein mussten. »Maggie, Gemma und Lisa. Stimmt’s?«

»Ich dachte, es war Maggie, Jemima und Lauren.«

»Jemima? An den Namen könnte ich mich erinnern.«

»Wir sind furchtbare Mitbewohnerinnen.«

»Stimmt. Ich werde ein Treffen für uns alle organisieren.«

Ihre Augen funkelten. »Oh, können wir Beck dann auch einladen?«

Scheiße. Sie war ihm schon jetzt mit Haut und Haaren verfallen.

»Vielleicht hätte ich ein Kleid anziehen sollen«, murmelte Claudia zum fünfzigsten Mal, während wir die Treppe zum Flur von Apartment drei hinaufstiegen. Durchs Treppenhaus dröhnte laute Musik, und unten im Hof waren uns bereits ein paar betrunkene Erstsemester begegnet.

Ich seufzte und quetschte mich an die Wand, um einen wütend aussehenden Typen vorbeizulassen, der die Treppe runterlief. »Ich habe dir doch gesagt, mit einem Kleid wärst du overdressed. Das ist eine ganz normale Studentenparty, Claud, und keine offizielle Veranstaltung.«

Sobald wir in der zweiten Etage angekommen waren, wusste sie, dass ich recht hatte. Die Tür zu Apartment drei war offen, und draußen auf dem Flur standen Studenten, die irgendetwas aus roten Plastikbechern tranken. Ein paar Mädchen lächelten uns an, und die Typen nickten uns zu, als wir an ihnen vorbeigingen. Alle waren leger angezogen, und ich war froh, dass ich Claudia zu der Jeans und dem Tank Top überredet hatte.

»Die Wohnung ist viel größer als unsere«, bemerkte ich, während wir uns in dem überfüllten Gemeinschaftsraum umsahen.

»Es gibt mehr Zimmer«, stellte Claudia fest und zeigte den Flur zu unseren Linken hinunter. Ich sah, dass es am Ende sogar noch um die Ecke ging. Auf der einen Flurseite zählte ich fünf Türen und vermutete, dass Claud recht hatte und es hinter der Biegung noch mehr Türen gab.

»Da seid ihr ja.« Wie durch Zauberhand tauchte Beck vor uns auf und hielt uns zwei Flaschen Bier hin. »Schön, euch wiederzusehen, Ladys.«

Er sah genauso aus wie am Nachmittag – fast noch ein bisschen heißer –, und wir wirkten wie paralysiert und sagten kein Wort.

Er grinste großspurig, als wüsste er, welche Reaktionen er beim anderen Geschlecht hervorrief, und winkte vor unserer Nase mit dem Bier. »Wollt ihr?«

Ich griff nach einer der Flaschen. »Danke. Tolle Party.« Ich deutete auf die vielen Leute.

»Wie ich sagte … schreib ›Freibier‹ auf ein Poster, und voilà.« Er lächelte Claudia an, die endlich aus ihrer Starre erwachte und das Bier nahm. Sein Blick wanderte zurück zu mir und meinen Brüsten. »Nettes Shirt.«

Mein Vintage-Pearl-Jam-T-Shirt. Es war verwaschen, ausgeblichen, abgetragen und ein bisschen eng, aber als ich es damals in dem Secondhand-Laden entdeckte, musste ich es einfach haben. Glücklicherweise machte die Tatsache, dass es so eng war, das T-Shirt sexy. Es war nicht das erste Mal, dass mir ein Typ Komplimente wegen des Shirts machte, und ich fragte mich jedes Mal, ob ihm es ihm gefiel weil es ein Pearl-Jam-Shirt war oder weil es sich so eng über meine Brüste spannte.

Vermutlich ein bisschen von beidem.

»Danke«, murmelte ich und stieß »unabsichtlich« mit dem Ellenbogen gegen Claudias Arm, während ich mich im Zimmer umschaute.

Sie verstand den Wink.

»Jetzt sag mal, Beck« – sie trat einen Schritt näher auf ihn zu – , »bist du in dem Programm für ein Auslandssemester oder für ein ganzes Jahr, so wie wir?«

»Ein Jahr«, hörte ich ihn sagen, während ich so tat, als würde ich mich mehr für dieses Zimmer als für das Gespräch zwischen ihm und meiner besten Freundin interessieren. »Ich komme von der Northwestern. Und wo seid ihr her?«

»Ganz aus deiner Nähe. Purdue.«

»Ein paar der Jungs hier sind auch an der Purdue. Kennst du sie schon? Alan und Joey. Wir haben sie an unserem ersten Abend hier kennengelernt.«

Jetzt drehte ich mich doch wieder um, trank noch einen Schluck Bier und schüttelte den Kopf, während Claudia antwortete. »Nein. Wohnst du auch hier?«

»Nee. Ich bin unten an der Cowgate im Wynd-College, zusammen mit meinem Kumpel Jake.«

Bei dem Namen zuckte ich unwillkürlich zusammen, und mein Herz begann wie immer zu rasen. Zum Glück hatte es keiner der beiden bemerkt. Ich atmete langsam ein und aus und zwang mich, mich zu entspannen. Dreieinhalb Jahre war es her, und allein der Gedanke an ihn schnürte mir die Brust zusammen.

Als ich wieder zu mir kam, merkte ich, dass mir Claudia verstohlene »Verschwinde«-Blicke zuwarf. Ich deutete mit dem Flaschenhals irgendwo hinter die beiden. »Ich will mal sehen, ob ich hier jemanden kenne.«

Das Zucken von Becks Lippen verriet mir, dass weder Claudia noch ich sonderlich subtil vorgingen. Aber ich war ja auch nicht diejenige, die ihn beeindrucken wollte. Ich quetschte mich durch die Menge in Richtung Zimmermitte, wo ein großer Tisch in eine Bier-Pong-Spielfläche verwandelt worden und bereits ein Turnier im Gange war. Gelangweilt wandte ich mich der Küche zu, wo Leute an den Arbeitsflächen lehnten und sich unterhielten. Ich quetschte mich an einem kleinen Typ vorbei, dessen Gesicht dabei praktisch in meinen Brüsten steckte.

»Nettes Shirt.« Er grinste zu mir hoch.

Was habe ich gesagt? Es ist ein magisches Shirt. Ich murmelte was von »Danke« und ging weiter in Richtung Küche.

»Charley!«

Ich blinzelte überrascht, als mein Name quer durch den Raum gerufen wurde, und riss dann erstaunt die Augen auf. Maggie winkte mir aufgeregt von der Küche aus zu. Ihre überschwängliche Begeisterung, mich zu sehen, erstaunte mich. Ich schenkte ihr ein verwundertes Lächeln und ging zu ihr rüber.

»Hey, Maggie.«

»Du bist ja auch hier, Süße! Komm, drück mich!« Sie schlang ihre Arme um mich, und ich murmelte ein dumpfes »Uff« in ihr dichtes rotes Haar. Sie war schon ziemlich betrunken und lallte ein bisschen, aber das änderte nichts daran, dass ihr britischer Akzent einfach bezaubernd war. Plötzlich stieß sie mich energisch zurück. »Ist Claudia auch hier?«

»Ja, sie redet mit einem Typen, den wir heute Nachmittag kennengelernt haben.«

Maggie nickte. Ihre hübschen Augen waren gerötet. »Ich habe Gemma und Laura verloren. Ich weiß nicht, wo die beiden hin sind, aber dafür habe ich diese Typen hier kennengelernt.« Sie wandte sich einem mittelgroßen Kerl mit lockigem blonden Haar und babyblauen Augen zu. Neben ihm stand ein langer Typ mit cooler randloser Brille, tätowierten Armen und einem Piercing in der Lippe sowie ein kleines, kurvenreiches Mädchen mit leuchtend violettfarbenem Haar. »Das sind Matt, Lowe und Rowena.«

Ich hob meine Bierflasche zum Gruß. »Hey, ich bin Charley.«

Lowe, der große dünne Typ, hob ebenfalls sein Bier, und ich sah, dass seine Fingernägel mit schwarzem, bereits abblätterndem Nagellack überzogen waren. »Cooles Shirt.«

»Bist du Amerikaner?«

»Von der Northwestern.«

»Ich bin an der Purdue.«

Plötzlich musterte er mich mit neuem Interesse. Während sein Blick über meinen Körper wanderte, bemerkte ich mit einiger Verspätung, dass er gar nicht so spindeldürr war. Er war schlank, aber muskulös … und er war süß. Echt süß. »Ein Boilermaker! Dann sind wir ja praktisch Nachbarn.« Sehr, sehr süß.

Und er war auch so ein Bad Boy wie Beck. Ich hätte darauf wetten können, dass die beiden Freunde waren. »Klar doch. Wenn alle deine Nachbarn ein paar Stunden fahren, um bei dir was zu trinken zu bekommen, dann sind wir tatsächlich Nachbarn.«

Lowe grinste, während Matt und Rowena kicherten.

Maggie verstand offenbar nur Bahnhof. Vermutlich wollte sie deshalb auch das Thema wechseln und fragte: »Habt ihr auch das Poster von der Party gesehen?«

»Ja. Und Beck hat uns eingeladen.«

Lowe machte ein erstauntes Gesicht. »Du kennst Beck?«

Ich blickte über meine Schulter durch die Menge und zeigte auf ihn. Er und Claudia redeten immer noch, aber sie schien über jede seiner Bemerkungen die Stirn zu runzeln. »Er unterhält sich mit meiner Freundin Claudia.«

Als ich mich wieder der Gruppe zuwenden wollte, erregte plötzlich etwas meine Aufmerksamkeit. Ich hatte in der Menge ein Profil entdeckt, das sofort das Blut in meinen Ohren rauschen ließ. Ich erstarrte, während mein Blick die vertraute Kinnpartie und die gerade, römische Nase erfasste. Vertraute Lippen küssten eine mir unbekannte Stirn.

Er konnte es unmöglich sein.

Doch dann wandte er mir das Gesicht zu, und mir rutschte das Herz in die Hose. Ein nur allzu bekanntes wunderbares Lächeln traf mich mit voller Wucht.

Eine kleine Ewigkeit lang sog ich den Anblick von Jacob Caplin in mir auf – meiner ersten großen Liebe.

Ich hatte ihn seit dreieinhalb Jahren nicht mehr gesehen.

Und nun war er hier, groß und schlank, und sah in seinem langärmeligen T-Shirt und der schwarzen Jeans viel erwachsener aus als früher. Das dunkle Haar trug er jetzt kürzer als sonst, und es passte sehr gut zu dem attraktiven, kantigen Gesicht. Ich wollte nicht in seine dunklen Augen schauen, denn ich wusste, dass mich das in noch tieferen Schmerz hineinziehen würde. Es tat weh, zu sehen, dass er ein dunkelhaariges Mädchen im Arm hielt. Es schmiegte sich an ihn und hatte die Hand auf seine Brust gelegt. Mit meinen 1,76 Metern war ich zwar relativ groß – aber sie war größer. Hatte mehr Rundungen. War viel, viel hübscher. Mit dem langen dunklen Haar und dem olivfarbenen Teint passte sie perfekt zu ihm.

Ich hasste sie.

Ich hasste ihn.

Dreieinhalb Jahre, und es tat immer noch weh.

»Charley! Hey, Charley!«, kreischte Maggie betrunken, und ich sah, wie Jake den Namen hörte und sich plötzlich anspannte. Meine um die Bierflasche geklammerten Finger zitterten. Sein Blick wanderte von seinen Kumpels quer durch den Raum zu mir. Er zuckte zusammen, als sich unsere Blicke trafen, und er nahm den Arm von dem Mädchen, das sich an ihn drückte. Seine Lippen öffneten sich, der Schock ließ seine attraktiven Gesichtszüge entgleisen, und ich sah, wie er mit den Lippen meinen Namen formte.

Alle um mich herum schienen plötzlich verschwunden zu sein, als er und ich uns das erste Mal seit Jahren in die Augen sahen. Die Musik verhallte zu einem dumpfen Pochen, die Gespräche zu einem leisen Brummen, und ich hörte meinen Herzschlag ganz laut. Ich musste hier raus. Ich wollte so weit wie möglich von ihm weg, aber als er sich an seinen erstaunten Freunden vorbeischob und auf mich zukam, war ich wie festgeklebt. Meine Wangen glühten, als er vor mir stehen blieb.

»Hey, Jake«, begrüßte Lowe ihn erfreut.

Jake nickte ihm auf eine Weise, die mir sehr vertraut war, mit dem Kinn zu, was erneut einen schmerzhaften Stich durch meine Brust jagte. »Lowe.« Seine Augen bewegten sich rasch von seinem Freund zu mir, und mein brennender Schmerz entwickelte sich zu einem lodernden Feuer. Ich hatte Jakes Augen geliebt. Sie waren von einem satten Dunkelbraun, so intelligent, gefühlvoll, tiefgründig. Ich hatte geglaubt, ich würde bis an mein Lebensende glücklich darin versinken.

Ich war so jung gewesen.

Eine Idiotin.

»Charley«, sagte er leise mit seiner tiefen, vollen Stimme, die mir immer noch einen köstlichen und sehr unwillkommenen Schauer über den Rücken jagen konnte. »Ich glaub’s einfach nicht.« Er fuhr sich mit zitternder Hand durchs Haar und wartete darauf, dass ich etwas sagte. Irgendwas.

Ich wollte cool sein. Ungerührt. Gleichgültig.

Er benutzte immer noch dasselbe Aftershave, ein Aftershave, das ich ihm gekauft hatte. Es roch so gut an ihm. Als wir zusammen waren, hatte ich oft meine Nase an seinen Hals geschmiegt und geschnuppert.

Auch diese Erinnerung schmerzte.

Und dann rannte ich los, Richtung Tür. Im Vorbeilaufen sah ich, dass sich Claudia inzwischen mit einem Typen unterhielt, den ich nicht kannte. Ich hatte keine Zeit, mich zu fragen, was mit Beck passiert war, denn ich hörte, wie Jake meinen Namen rief. Da blickte Claudia hoch und sah mein entsetztes Gesicht.

»Ich hau ab!«, rief ich ihr zu und stürmte auf die Tür zu. Sie hängte sich sofort an meine Fersen.

Ich lief die Treppe hinunter und über den Hof, stürzte in unseren Hausflur und schloss hinter Claud schnell die Tür.

»Was zum Teufel ist los?« Ihre Augen funkelten besorgt, während ich mich an ihr vorbeischob und die Treppe hinauflief.

Erst als wir beide in meinem Zimmer waren und ich die Tür verriegelt hatte, drehte ich mich zu ihr um. Ich zitterte am ganzen Körper, und der Schmerz, den ich zu unterdrücken versucht hatte, brach mit voller Wucht aus mir heraus.

Claudia fing mich auf, hielt mich ganz fest und murmelte mir beruhigende Worte ins Ohr, während ich in ihr Haar schluchzte.

Kapitel 2

Indiana, September 2008

»Wir werden richtig Ärger bekommen«, murmelte ich und sah in die Runde meiner versammelten Klassenkameraden. Die Gesichter flackerten im Schein eines Lagerfeuers, das ich tunlichst im Auge behalten sollte.

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