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Issa Kobayashi (1763-1827), Sohn einer Bauernfamilie in Shinano, verlor im Alter von drei Jahren seine Mutter und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Armut und auf der Wanderschaft. Seine Sprache ist volkstümlich, frisch und leicht und drückt die starke Persönlichkeit der Bauern aus. Seine Haikus sind Perlen voller Mitgefühl und Beobachtung und durchbrechen oft die strikte 5-7-5-Versform. Sie zeichnen sich durch eine tiefe Liebe zur Natur, selbst zu kleinsten und unbedeutenden Wesen aus. Weinbergschnecken, Frösche, Schwalben, Spatzen, Mäuse oder Heuschrecken integriert er ganz selbstverständlich in seine Werke. Seine Gedichte zeigen tiefen Respekt und Achtung vor diesen Mitgeschöpfen. Damit führt er das Haiku von einer elitären und hochkomplizierten Kunst zu einer auch einfachen Menschen verständlichen und zu Herzen gehenden Ausdrucksform. In diesem Buch sind die besten und schönsten seiner Kurzgedichte im Kontext seiner Biographie gesammelt und sprachlich neu gefasst.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2025
Issa Kobayashi
Haikus
Jürgen Wagner
Impressum
Copyright: 2025 Jürgen Wagner
Druck und Verlag: epubli
GmbH, Berlin, www.epubli.de
Titelseite: Issa Kobayashi
Basho ist der am meisten verehrte
Haiku-Dichter des alten Japan,
aber Issa ist der am meisten geliebte
Biographischer Hintergrund
Haikus über Tiere
Mensch und Natur
Bäume und Pflanzen
Der Poet
Wintergedichte
Frühlingsgedichte
Sommergedichte
Herbstgedichte
Die Heimat
Der Buddha - und die ihm folgen
Zum Jahreswechsel
Abend und Morgen
Anhang
Dass Issa ein Dichter voll Mitgefühl geworden ist, ist kein Zufall. Geboren wurde er 1763 in dem kleinen Dorf Kashiwabara in den schneereichen Bergen der japanischen Provinz Shinano. Sein Vater war ein recht wohlhabender Landwirt, der wohl eine poetische Neigung hatte. In der ersten einer Reihe von häuslichen Tragödien starb Issas Mutter, als er drei Jahre alt war. Aber seine Großmutter zog ihn mit großer Zuneigung auf, bis Issas Vater wieder heiratete. Seine Stiefmutter behandelte ihn zwar zwei Jahre lang gut, doch nach der Geburt ihres ersten Kindes begann Issas Leiden. Als sie meinte, dass ein Bauernsohn keine formale Schulbildung benötige, wurde Issa gezwungen, seinen Lese- und Schreibunterricht bei einem örtlichen Lehrer abzubrechen. Als ihr Baby weinte, beschuldigte sie Issa, ihm Schmerzen zuzufügen, und schlug ihn, so dass er häufig blaue Flecken davontrug. Kummer, Schmerz und Einsamkeit führten Issa schon früh ins Schreiben und spätere Haikus offenbaren seinen Gemütszustand:
Komm und spiel mit mir,
kleiner verwaister Spatz -
Spiel mit mir!
Issa zeigte in seiner Jugend genug literarisches Talent, dass er eingeladen wurde, eine Kunstschule zu besuchen. Issa konnte die Schule nur nachts und in den Ferien besuchen - manchmal trug er seinen Stiefbruder auf dem Rücken -, wenn er nicht bei der Arbeit auf dem Hof helfen musste, was ihn aber nicht daran hinderte, seine literarischen Neigungen zu pflegen. Bei einer Reise dachte ein Mitreisender laut über den Namen eines Berges nach, den sie passierten. „Schwarze Prinzessin! O Schwarze Prinzessin!“, wiederholte er und blickte auf den schneebedeckten Gipfel des Berges Kurohime. Als Issa den Mann fragte, was er da tue, antwortete er, dass er versuche, ein passendes Haiku für diesen Ort zu verfassen. Zum Erstaunen des Reisenden verkündete Issa:
Die schwarze Prinzessin
ist eine Braut, seht sie
in Weiß verschleiert