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Gibt es Hoffnung für den Erdengarten angesichts weltweiter Umbrüche in der Natur und unter den Menschen? Volksmärchen und Geschichten aus alter und einige aus unserer Zeit meinen: ja! Sie nähren die Seele mit Vertrauen und Zuversicht, stärken unsere Herzensweisheit und regen mit ihren Bildern zu kreativen Problemlösungen an. Der globale Wandel unserer Zeit fordert auch einen Bewusstseinswandel von uns allen. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, die Schönheit dieser Erde und die Vielfalt der Wesen noch lange zu erhalten. Jeder noch so einfache Mensch kann einen Heldenweg gehen, jede noch so schlichte Tat kann zu einer Rettungstat im Erdengarten werden. Im ersten Band 'Märchen aus aller Welt zum Schutz des Erdengartens' ging es um den Schutz der Natur. Hier zeigen wir Handlungs- und Heilungswege auf in den vielfältigsten Bereichen. Wir leben auf diesem Planeten noch immer in einem paradiesischen Garten – möge er uns erhalten bleiben!
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Märchen und Geschichten der Hoffnung
Jürgen WagnerundHeidi Christa Heim
Impressum
© 2025 Jürgen Wagner
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Titelbild: Adi Holzer, Garten Eden, 2012, Ausschnitt
Vorwort
I Zeitenwandel in Märchen und Geschichten
Das Opfer des Mädchens
DIE REGENBLUME – Eine indianische Sage
Den Anfang machen
DER KOLIBRI - Eine Geschichte aus Südamerika
Ungewöhnliche Heilungen
DIE KÖNIGSTOCHTER, DIE DREI PRINZEN HEILTE
Ein sizilianisches Märchen
Durch Prüfungen gehen
DER PFEIL ZUR SONNE - Ein indianisches Märchen
Gerechtigkeit muss sein
DIE GESTORBENE GERECHTIGKEIT
Ein süddeutsches Märchen
Gott kommt anders
DIE ALTE, DIE AUF GOTT WARTETE
Ein Zigeunermärchen
Panik und Hysterie?
PFLATSCH
Ein chinesisches Märchen
Toleranz verbindet
DIE GESCHICHTE VON DEN DREI VERZAUBERTEN MAURENMÄDCHEN - Ein portugiesisches Märchen
Wahrhaftigkeit und Herrschaft
SONIRI, DER THRONFOLGER - Ein koreanisches Märchen
Das Wertvollste auf Erden
DIE FRAU VON STAVOREN - Eine friesische Sage
Manchmal genügt der Glaube …
DAS KROKODIL UND DAS ÄFFCHEN
Ein Märchen aus Burma
Im Segen gehen
DIE DREI SCHWESTERN - Ein irisches Märchen
Sterben dürfen
DER WEISE KAISER SULEIMAN
Ein Märchen aus Indonesien
II Graswurzelgeschichten I
Besondere Fußpflege
Socken stricken
Malen für ein Tierprojekt
Sprachhilfe
Ein Pferd heilen
Telefonseelsorge
Hilfe aus der geistigen Welt
III Spirituelle Kraft - Weisheitsgeschichten
Bescheidenheit
Ryokans Mond - Eine Zen-Geschichte
Dämonen überwinden
MILAREPAS RÜCKKEHR - Eine Geschichte aus Tibet
Aus Nichts für alle etwas machen
DIE STEINSUPPE - Eine französische Fabel
Siegen ohne zu kämpfen
BOKUDEN - Eine japanische Zen-Geschichte
Seinen Zorn beherrschen
HÖLLE UND PARADIES
Eine japanische Zen-Geschichte
Gold kann man nicht essen
KÖNIG MIDAS - Eine griechische Sage
IV Graswurzelgeschichten II
Der letzte Welpe
Der ‚Water Man‘ von Nairobi
Seesterne retten
Die Kuh, die weinte
Agathes Blumen
V In und mit der Natur sein - Märchen und Geschichten
Die Stimme der Natur
DER UNTERIRDISCHE NACHBAR
Ein nordisches Volksmärchen
Manchmal hilft auch etwas anderes
DAS WASSER DES SCHWEIGENS
Ein schottisches Märchen
Der Natur ihre Geheimnisse lassen
VON DEN UNTERIRDISCHEN UND DEM RIESENKÖNIG - Ein Märchen aus Lothringen
Der Schutz der Tiere
DER DANK DES ELEFANTEN
Ein Märchen aus Äthiopien
Mitgefühl mit Tieren
DER JÄGER UND DER SCHWAN
Die Nahrung achten
DIE RÜCKKEHR DER MAISMÄDCHEN
Ein Indianermärchen
Der Liebe eine Chance geben
DIE WASSERROSE
Ein Zigeunermärchen
Die schönen Dinge des Lebens
DIE WALDFEE
Ein slawisches Märchen
Schamanische Heilung
IMAP UKUA, DIE MUTTER DES MEERES
Ein Märchen der Inuit
Verstehen, was ist
DIE REISE ZUR SONNE
Ein slawisches Märchen
Sintflut-Erfahrungen
DIE ARCHE NOAH
Eine biblische Geschichte
Anhang
Die Autoren
Was vermögen Märchen und Geschichten in Zeiten eines globalen Umbruches und klimatischen Wandels, dessen Zeuge wir sind? Sie vermögen das, was sie immer getan haben: unser Bewusstsein zu prägen und auszurichten auf das Gute, auf den Lebensmut, auf die Liebe, auf die Hoffnung. Sie können uns und den kommenden Generationen helfen, nicht in Ängste zu verfallen, nicht zu resignieren, sondern die Aufgaben unserer Zeit mutig und beherzt anzugehen.
Wir haben hier 30 Geschichten aus der Tradition und ein Dutzend aus der Gegenwart gesammelt, die das thematisieren, was uns heute besonders dringlich erscheint: dass Geschichten aus aller Welt Menschen aus aller Welt in Bewegung setzen und zu einer breiten Bewegung werden lassen. Diese Bewegung geht weg von der Selbstsucht hin zur Gemeinschaft, weg von der Ausbeutung der Tiere hin zur Achtung ihrer, weg von der Gier nach immer mehr hin zu neuen Lebenswerten, weg vom Anspruchsdenken hin zu einem einfachen Lebensstil, weg von der Ausbeutung der Natur hin zu einem Leben in und mit ihr. Die Erde braucht unsere Menschlichkeit und unsere innere Reife, sie braucht unser Mitgefühl mit den Wesen und unsere Solidarität mit den Menschen.
Ob wir die Sintflut-Geschichte der Bibel lesen oder auf die Volksmärchen hören: sie sagen einhellig, dass Hoffnung besteht, wenn der Mensch sich nach den Gesetzen richtet und auf das hört, was ihm gesagt wird.
Natürlich tragen Politiker und andere Entscheidungsträger viel Verantwortung für die Zukunft des Planeten. Aber es ist jeder gefragt. Gerade diejenigen, die meinen, nichts ausrichten zu können und viel zu wenig Fähigkeiten zu haben, sind nach den Seligpreisungen wie nach den Volksmärchen jene, die bisweilen Außerordentliches vermögen, wenn sie ihren Zustand der Ohnmacht verlassen.
Bewegungen, die von unten agieren, nennt man heute gerne ‚Graswurzelbewegungen‘. So haben wir einige ‚Graswurzelgeschichten‘ (H.C. Heim) gesammelt, die dokumentieren, welcher Wandel auch heute schon geschieht und möglich ist. Wie in den Märchen ist vieles aus der Not heraus geboren und zeigt den Heldenmut einfacher Frauen und Männer, Jungen und Mädchen.
Alle die hier gesammelten Volksmärchen, Weisheitsgeschichten und Erlebnisberichte stärken unsere Hoffnung! Sie zeigen uns, wie wichtig es auf der einen Seite ist, dass jede und jeder alles tut, was sie oder er kann. Sie zeigen uns darüber hinaus, dass die Stimme des Herzens, der Rat der Weisheit und besonders auch die Weisung und Hilfe der geistigen Welt einiges bewegen und bewirken.
„Wo aber Gefahr ist,
wächst das Rettende auch!“
(F. Hölderlin)
Wenn das Klima ‚verrückt spielt‘, wenn der Regen ausbleibt oder in Massen herunterkommt, wenn Unwetter toben, wenn Hitzewellen über das Land gehen, sind die Menschen fast machtlos. Da ist es manchmal nicht verkehrt, zu fragen - und zu hören.1
„Ihr großen Geister, das Land ist am Sterben und euer Volk ebenso“ - so sangen die Tänzer in einer langen Reihe. „Sagt uns, was wir tun sollen, um diese Dürre zu beenden und der Regen wieder das Leben zurückbringt!“ Drei Tage lang tanzten die Frauen und Männer des Stammes der Komantschen zum Klang der Trommeln. Die Hungersnot war groß und viele Alte und Junge starben, weil sie nichts mehr zu essen hatten.
Unter den Kindern war ein Mädchen, dass nannte man Die-die-alleine-ist. Sie saß meist für sich und schaute den Tänzern zu. Auf ihrem Schoß hatte sie eine Puppe aus Wildleder, eine Kriegerpuppe. Das Gesicht war mit Beerensaft bemalt, am Kopf trug sie blaue Federn und hatte einen Gürtel aus polierten Knochen. Sie liebte ihre Puppe sehr.
Der Schamane des Stammes ging frühmorgens auf die Spitze des Hügels, um den Rat der Geister zu hören. Als er am Abend zurückkehrte, setzten sich alle in einen großen Kreis und hörten aufmerksam, was er zu sagen hatte.
„Ich habe die Worte der großen Geister gehört. Sie sagten: das Volk ist eigensüchtig geworden. Es hat über Jahre von der Erde genommen, aber ihr nichts wieder zurückgegeben. Das müssen wir jetzt nachholen: wir sollen ein Opferfeuer für Mutter Erde anzünden. Jeder wirft das hinein, was am meisten Wert für ihn hat. Dann verstreuen wir die Asche in alle vier Richtungen des Himmels. Wenn der Wind alles verteilt hat, wird die Hungersnot enden. Das ist es, was ich gehört habe.“
Man sang ein Danklied für die Geister, aber im Stillen dachten die Menschen schon an das, was sie nicht aufzugeben bereit waren. „Meinen neuen Bogen wollen die Geister sicher nicht“, überlegte ein Krieger. „Meine schöne Decke werden sie mir doch nicht abnehmen wollen“, dachte eine Frau.
Man zündete das Opferfeuer an und nach und nach warf jeder etwas hinein von den Dingen, die er besaß. Spät am Abend brannte das Feuer nieder und alle gingen in ihr Tipi zurück. Nur Die-die-alleine-ist drückte ihre Puppe fest an sich, nahm einen noch immer glimmenden Ast aus dem Feuer und ging in die Nacht hinaus. Sie ging auf denselben Hügel, auf dem die Geister zum Schamanen gesprochen hatten. Die Nacht war sternenklar und kein Mond schien. „Ihr großen Geister“, sagte das Mädchen, „hier ist meine Kriegerpuppe. Sie ist das Einzige, was ich von meiner Familie noch habe, die alle des Hungers gestorben sind. Sie ist das Kostbarste, was ich besitze. Bitte nehmt mein Opfer an!“
Dann sammelte sie ein paar Holzstücke, entfachte ein Feuer mit der mitgebrachten Glut und warf, bevor sie ihre Meinung noch hätte ändern können, ihre Puppe in das Feuer hinein. Sie blieb bei dem Feuer, bis die Puppe ganz verbrannt und das Feuer erkaltet war. Sie nahm von der Asche und zerstreute sie nach Norden und Osten, Süden und Westen. Und sie schlief an derselben Stelle ein.
Bei den ersten Morgenstrahlen erwachte sie. Sie schaute über den Hügel und staunte: Überall, wo sie die Asche verstreut hatte, waren blaue Blumen, so blau, wie die Federn des Kopfschmuckes ihrer Kriegerpuppe. Auch die Menschen in den Zelten waren erwacht, schauten zum heiligen Hügel und trauten ihren Augen nicht. So viele blaue Lupinen waren über Nacht aufgegangen, dass sie den ganzen Hügel bedeckten. Und mitten in den Blumen stand Die-die-alleine-ist. Da gab es keinen Zweifel: Das war ein Zeichen der Geister, dass das Opfer erhört worden war und ihnen ihre Selbstsucht vergeben wurde.
Und als die Frauen und Männer ihren Dank tanzten und sangen, begann ein warmer Regen zu fallen. Das Land wurde mit Wasser getränkt und es begann wieder zu gedeihen und zu leben. Seit diesem Tag trug das Mädchen einen anderen Namen: Eine-die-von-ganzem-Herzen-ihr-Volk-liebt.2
Wenn die Not groß ist und das Unheil schon seinen Lauf genommen hat, kann man nicht mehr viel tun. Dann hört man doch am besten auf … - oder man fängt trotzdem an!
Eines Tages brach ein großes Feuer im Wald aus. Die Flammen verzehrten alles, was sie auf ihrem Weg fanden, jeden Busch, jeden Baum und Zweig. Die Tiere liefen verängstigt umher und starrten wie gelähmt auf die lodernden Flammen. Löwen, Gazellen, Elefanten, Pelikane suchten nach einem sicheren Platz am Fluss. Aber sie wussten, dass das Feuer sie sehr bald erreichen würde. Nur ein kleiner Kolibri hielt in seinem Flug inne, schaute auf das Waser und nahm mit seinem Schnabel einen Tropfen auf. Dann flog er zurück und holte erneut einen Tropfen. Wieder flog er in den Wald und ließ das bisschen Wasser über den Flammen fallen. Er verlor nicht den Mut und nahm einen weiteren Tropfen, und wieder einen und wieder einen.
Ein Löwe, beobachtete ihn. Er fragte ihn, was er täte, weil es verrückt war, das Feuer mit einem Tropfen Wasser zu stoppen. Der Kolibri antwortete: „Ich mache, was ich kann!“ und brachte weiter Tropfen um Tropfen. Die anderen Tiere fingen an zu lachen. Doch ein kleiner Elefant nahm Wasser mit seinem Rüssel auf und spritzte es auf einen brennenden Busch. Auch er tat es wieder und wieder, bis die Flammen erloschen. Da füllte auch der Pelikan seinen Schnabel mit Wasser und flog über den Wald und warf das Wasser auf einen brennenden Baum. Nach und nach überwanden die Tiere ihre Ängste und ihre Resignation und halfen, die Flammen zu löschen. Es dauerte lange – aber am Abend war das ganze Feuer gelöscht.3
Manche Krankheiten scheinen unabänderlich. Doch ist Heilung nicht nur physisch möglich. Wenn ein klarer Mensch die Krafträuber findet, wenn Geben und Nehmen wieder in Ausgleich kommen, wenn Bosheit und Rache aufgelöst werden: auch dann kann ein Mensch wieder gesund werden.
Es waren einmal ein König und eine Königin, die hatten eine schöne Tochter, die wurde schwermütig, als sie vierzehn Jahre alt war. Da ließ der König vor dem Schloss einen Brunnen bauen, aus dem Öl floss und ließ in der ganzen Stadt verkündigen, es dürfe jeder daraus schöpfen. Die Tochter aber musste sich ans Fenster stellen, ob der Anblick sie wohl erheitern würde. Da kamen von nah und fern Leute mit ihren Krügen und schöpften Öl, aber die Königstochter blieb traurig. Zuletzt, als kein Öl mehr floss, kam noch ein altes Mütterchen mit einem Krüglein, das nahm ein Schwämmchen, tauchte es in das Öl, das noch im Becken zurückgeblieben war und drückte es in ihr Krüglein aus. Als die Königstochter das sah, fing sie an, laut zu lachen und in ihrem Übermut nahm sie ein Steinchen und warf es an das Krüglein der Alten, dass es zerbrach. Die Alte aber wurde zornig und rief: „So mögest du denn so lange laufen, bis du den König Chicchereddu gefunden hast.“ Da wurde die Königstochter noch viel trauriger als zuvor und bat ihre Eltern, sie doch in die weite Welt ziehen zu lassen und endlich mussten diese sie gehen lassen. Sie gaben ihr ein Pferd, ein Bündel Kleider und etwas Geld mit.
Sie zog allein fort und kam in ein fremdes Reich und da war ihr Geld aufgebraucht und sie hatte auch ihr Pferd verkaufen müssen. Dort suchte der König eine Wärterin für seinen kranken Sohn. Weil niemand sonst diesen harten Dienst tun wollte, brachte der König sie hinein zu ihm. Sie sah den Prinzen im Bette liegen, er war ein schöner Jüngling, aber ganz abgemagert und schwach. Niemand aber wusste, was für eine Krankheit er habe, er nahm nur immer mehr ab, während er doch mit großem Heißhunger den ganzen Tag aß. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu“, dachte die Königstochter und wachte gleich in der ersten Nacht. Um Mitternacht trat eine hohe, schöne Frau herein, näherte sich dem Bett des Prinzen und fragte nach seinem Befinden. - „Ach, ich befinde mich recht schlecht.“ – „Nimm diesen Trank, er wird dir guttun.“ Sobald der Prinz aber ihren Schlaftrunk genommen hatte, schlief er ein. Da zog die Frau ein scharfes Messerchen hervor, schnitt ihm eine Ader auf, trank sein Blut und um ein Uhr verschwand sie wieder. - Das alles erzählte die Königstochter am Morgen dem Prinzen. „Gießt heute Abend den Trank hinters Bett und stellt euch schlafend!“ Und als die schöne Frau ihm wieder die Adern öffnen wollte, schlug ihr die Königstochter mit dem Schwert des Prinzen den Kopf ab. Als nun der König und die Königin am Morgen kamen, saß der Prinz ganz aufrecht in seinem Bett und sagte: „Dieses Mädchen hat mich geheilt. Sie soll meine Gemahlin werden!“ und die Eltern willigten ein. Doch sie sprach: „Euer freundliches Anbieten kann ich nicht annehmen, denn ich muss noch weit wandern. Doch wenn ihr mir danken wollt, gebt mir ein Pferd, etwas Geld und ein Bündel Kleider!“ Und das bekam sie.
Sie zog weiter, bis sie kein Geld und kein Pferd mehr hatte, da kam sie in ein Land, da suchte der König auch eine Wärterin für seinen kranken Sohn, der aß nicht und sprach nicht, war bis zum Skelett abgemagert und noch schwächer als der Erste. Auch hier trat um Mitternacht eine schöne Frau herein, die setzte sich ans Bett und zog unter dem Kopfkissen ein goldenes Schlüsselchen hervor. Damit öffnete sie des Prinzen Lippen und unterhielt sich ein wenig mit ihm. Dann verschloss sie ihm wieder den Mund, legte das Schlüsselchen unter das Kissen und verschwand. Da öffnete die Königstochter mit dem Schlüsselchen ebenso des Prinzen Lippen. Sie brachte ihm eine kräftige Suppe, die aß er und dann schliefen beide bis zum Morgen. Als nun der König und die Königin hereinkamen, war ihr Sohn ganz munter, erzählte ihnen alles und sprach: „Dieses Mädchen hat mich geheilt und soll nun meine Gemahlin sein.“ Die Eltern gaben es gern zu, die Königstochter aber dankte und sprach: „Ich muss noch lange wandern, ehe ich Ruhe finden kann“, bat nur um ein Pferd, Kleider und Geld und zog davon.
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