Jack Slade 1000 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1000 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Ein Farmer wird ermordet, weil ein benachbarter Rancher das Land als Weidegründe in seinen Besitz bringen möchte. Die Ehefrau und die beiden Töchter des ermordeten Farmers werden vertrieben.
Die Witwe, Ruby Palmer, hatte vor langer Zeit ein kurzes Verhältnis mit einem Sheriff, der längst Stern und Revolver an den Nagel gehängt hat. Nun sucht sie seine Hilfe beim Kampf gegen den Mörder ihres Gatten ...


Jubiläumsroman, der mit erweitertem Umfang und vielen Extras auf 80 Seiten erscheint!


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Seitenzahl: 174

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Rubys Rächer

Interview

Kurzgeschichte

Liste aller Jack-Slade-Romane

Vorschau

Impressum

Rubys Rächer

Als sich der Farmer Jake Palmer weigert, sein Land an den skrupellosen Rancher Arthur Greywood abzutreten, wird er von dessen Männern ermordet, seine Frau Ruby und die beiden Töchter Abigale und Ada werden vertrieben.

Greywood reibt sich die Hände. Endlich verfügt er über das zusätzliche Weideland, das er für neue Herden und damit noch mehr Reichtum benötigt. Da er im Besitz eines gefälschten Kaufvertrags ist und zudem mit dem Sheriff von Dawson Creek unter einer Decke steckt, fühlt er sich absolut sicher.

Doch er hat die Rechnung ohne die Palmer-Frauen gemacht...

Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue! Auf die nächsten 1000 Romane! Denn nichts ist wilder als der Westen – und Jack Slade!

Gabe Brandon betrat den Saloon und wusste sofort, dass der Kerl Ärger machen würde. Er war genug Männern von seiner Sorte begegnet und hatte im Laufe der Jahre so etwas wie einen siebten Sinn entwickelt. Woran genau er einen potenziellen Unruhestifter erkannte, hätte er selbst nicht sagen können. Wenn er einen sah, wusste er es einfach.

Die Luft war zum Schneiden. Es roch nach Zigarettenrauch und Alkohol. Alle Tische waren belegt, auch am Tresen gab es keinen freien Platz mehr. Bob, der Klavierspieler, saß an seinem Instrument und gab sich alle Mühe, doch gegen den dicken Klangteppich aus Gesprächen und Gelächter konnte er mit seinem Spiel kaum durchdringen. Er bemerkte Gabe und nickte ihm zu. Dieser erwiderte den stummen Gruß. Keiner der anderen Anwesenden nahm von ihm Notiz. Sie waren mit sich selbst beschäftigt, tranken, plauderten oder spielten Karten.

Der Bursche stand am Tresen und machte einen ungepflegten Eindruck. Das fettige Haar klebte ihm am Schädel, schwarze Bartstoppeln zierten sein Kinn und seine Wangen. Das rote Hemd, das er trug, war schmutzig und wies große dunkle Flecken unter den Achseln auf, was Gabe bemerkte, als der Mann einen Arm hochriss und lauter als nötig einen Drink bestellte. Seine Worte klangen verwaschen, woraus Gabe folgerte, dass er sich bereits mehr als einen Whiskey hinter die Binde gekippt hatte.

Um seine magere Hüfte hatte er einen Waffengurt geschnallt. In Plambers Hill war es verboten, bewaffnet den Saloon zu betreten. Gabe hatte diese Regel kurz nach seinem Amtsantritt eingeführt. Sehr zu Freude von Barry, dem Saloonbesitzer, der sich darüber beklagt hatte, dass ihm Schießereien das Geschäft verdarben.

Zwar kam es hin und wieder vor, dass Fremde das Verbot missachteten, weil sie es schlicht nicht kannten und Barry es seit Monaten versäumte, das verwitterte Schild neben dem Eingang zu erneuern. Wurden sie darauf aufmerksam gemacht, gaben sie in der Regel friedlich ihre Knarren ab, um sie später im Sheriff's Office wieder abzuholen.

Gabe hatte das unbestimmte Gefühl, dass es mit diesem Burschen nicht so laufen würde.

Er hatte ihn nie zuvor gesehen. Vielleicht gehörte er zu den Cowboys, die gestern in die Stadt geritten waren. Nur waren die heute Morgen in aller Frühe wieder aufgebrochen. Ob der Typ Ärger gemacht hatte und deshalb zurückgelassen worden war? Das wollte Gabe nicht ausschließen.

Auf der Galerie wurde eine Tür geöffnet. Brenda erschien auf der Empore, dicht gefolgt von Bradley Harper, der trotz seines fortgeschrittenen Alters von beinahe siebzig Jahren die Finger nicht von den Ladys lassen konnte, wie jeder in der Stadt wusste. Seit seine Frau gestorben war, investierte er eine Menge Dollars in die hiesigen Huren, was er sich problemlos leisten konnte.

Früher hatte ihm praktisch halb Plambers Hill gehört. Nachdem er alle seine Häuser und Unternehmungen verkauft hatte, war er ein reicher Mann und besaß mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte. Brenda hatte Gabe erzählt, dass sie und ihre Kolleginnen in manchen Wochen jeden zweiten Tag Besuch von Harper erhielten. Dabei gab er sich nie eine Blöße und stand eisern seinem Mann. Die Huren schienen für ihn eine Art Jungbrunnen zu sein.

Seit einem guten halben Jahr hatte Gabe mit Brenda ein heimliches Verhältnis und war deshalb stets darüber informiert, was in Plambers Hill so vor sich ging. Unter ihren sanften Händen wurden die meisten Männer nämlich ausgesprochen redselig. Die beiden hatten beschlossen, ihre Beziehung vorerst geheim zu halten, denn Brenda glaubte, dass es ihre Kundschaft abschrecken würde, wenn sie mit dem Sheriff zusammen war. Und so trafen sie sich meist spät in der Nacht in seinem Haus am Rand der Stadt.

Allmählich jedoch ging Gabe dieses Versteckspiel auf die Nerven. Ewig konnte das nicht so weitergehen. Brenda war die außergewöhnlichste Frau, die er je kennengelernt hatte. Aus anfänglicher Leidenschaft war eine tiefe Liebe zu ihr erwachsen. Es fiel ihm jeden Tag schwerer zu akzeptieren, dass sie mit anderen Männern ins Bett ging, wenn auch nur für Geld. Bei nächster Gelegenheit würde er mit ihr ein Gespräch über die gemeinsame Zukunft führen; das hatte er sich fest vorgenommen.

Sie zwinkerte ihm zu und eilte leichtfüßig die Treppe hinunter, während sich Harper am Geländer festhalten musste. Er ging leicht gebeugt, und seine freie Hand zitterte. Allmählich schien es mit seiner Gesundheit doch bergab zu gehen. Auf seinem von Falten durchzogenen Gesicht lag allerdings ein seliges Lächeln. Vielleicht hatte ihn Brenda auch nur geschafft. Sie konnte ziemlich ausdauernd sein, wie Gabe aus eigener Erfahrung wusste.

Ein Gast in einem braunen Anzug an einem der Tische hob die Hand und winkte. Brenda lächelte ihm zu, als Zeichen, dass sie ihn bemerkt hatte. Auf dem Weg zu ihm musste sie an dem Burschen am Tresen vorbei. Als sie auf einer Höhe mit ihm war, schoss sein linker Arm wie eine Klapperschlange vor und umfasste ihre Hüfte. Mit einem Laut, der Gabe an das Grunzen eines Ferkels erinnerte, zog er sie zu sich heran. Brenda schrie auf und versuchte vergeblich, sich seinem Griff zu entwinden. Mit der rechten Hand holte sie aus und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass es klatschte.

Das Geräusch veränderte alles. Die Gespräche verebbten, Bobs Klavierspiel verstummte. Sämtliche Blicke richteten sich auf Brenda und den Kerl, der sie festhielt. Auf seiner knochigen Wange zeichneten sich deutlich die roten Abdrücke von vier Fingern ab.

»He, Kumpel, was soll das?«, polterte Barry, der so dürr war, dass manche glaubten, wenn er seine Kleidung ablegte, könnte man die Knochen durch die Haut schimmern sehen. »Lass sofort die Frau los!«, verlangte er.

Ohne seinen Griff zu lockern, packte der Bursche blitzschnell mit der freien Hand sein leeres Glas und schlug es Barry an den Schädel. Der Saloonbesitzer schrie auf, taumelte zurück und stieß gegen das Regal hinter ihm. Flaschen fielen heraus und zerschellten klirrend am Boden. Barrys Gesicht war blutüberströmt. Ein fingerlanger Schnitt klaffte auf seiner Stirn.

»Das reicht jetzt!«, bellte Gabe und reckte den Oberkörper vor, damit der Störenfried den Stern an seiner Weste nicht übersehen konnte. Manchmal reichte der Anblick aus, um die Leute friedlich zu stimmen.

Aber diesmal nicht.

Er riss die glasigen Augen auf und starrte ihn an. In seine Miene war eine Mischung aus Erstaunen und Zorn getreten. Als ob er es nicht fassen konnte, dass ein Mann des Gesetzes das Wort an ihn gerichtet hatte, und gleichzeitig wütend darüber war.

»Wie heißen Sie?«, fragte Gabe, in der Hoffnung, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und damit abkühlen zu können.

»Sam«, antwortete er, wobei er alles andere als freundlich klang. »Sam Miles.«

Von seinem Ton ließ sich Gabe nicht beeindrucken.

»In Ordnung, Sam, es ist in dieser Stadt nicht erlaubt, im Saloon Waffen zu tragen. Ich halte Ihnen zugute, dass Sie hier neu sind und das Schild am Eingang übersehen haben könnten. Ebenso ist es verboten, eine Frau gegen ihren Willen festzuhalten und dem Barkeeper ein Glas über den Schädel zu ziehen. Ich schlage vor, dass wir nach draußen gehen und darüber reden, wie wir die Angelegenheit regeln können.«

Es war so still, dass man eine Patronenhülse hätte fallen hören können. Niemand wagte es, sich auch nur eine Schweißperle von der Stirn zu wischen.

Mit ihren Blicken flehte ihn Brenda an, sie zu befreien. Sie hatte Angst.

Sam Miles kicherte. Den Revolver trug er auf der linken Seite, und jetzt wanderte seine freie Hand langsam auf den Kolben zu. Womit er genau das versuchte, was Gabe unter allen Umständen vermeiden wollte. Bloß keine Schießerei. Nicht hier drin, in einem Raum voller Leute.

In seiner jungen Karriere hatte er erst einmal auf einen Menschen schießen müssen. Dabei hatte es sich um einen Banditen gehandelt, der bei seinem Eintreffen aus der Bank gestürmt kam, die er gerade überfallen hatte. Die Straße war menschenleer gewesen. Eine sichere Sache, keine Gefahr, einen Unschuldigen zu treffen. Gabes Kugel hatte den Kerl an der Schulter erwischt. Er hatte sich ergeben und überlebt.

»Lassen Sie das bleiben, Sam«, verlangte er und deutete mit dem Kinn auf den Revolver. Gleichzeitig legte er seine Rechte auf den Griff des Remington in seinem Holster. »Es muss niemand verletzt werden.«

Jedenfalls nicht noch jemand außer Barry, fügte er in Gedanken hinzu.

Miles' Blick flackerte. Er hatte zu schwitzen begonnen. Schweiß stand auf seiner Stirn, die wie eine Speckschwarte glänzte. Seine Hand schloss sich um den Kolben.

Gabe blieb keine andere Wahl. Beide zogen gleichzeitig. Gabe war schneller und drückte als Erster ab. Der Schuss krachte. Im selben Augenblick geriet sein Gegner ins Straucheln, verlagerte sein Gewicht nach rechts und zerrte dabei an Brenda, als wolle er sich an ihr festhalten.

Ein roter Fleck erschien in Brusthöhe auf ihrem Kleid. Erschrocken riss sie den Mund auf, doch kein Laut kam über ihre Lippen.

Miles zielte an Gabe vorbei und kniff die Augen zusammen. Er schien Mühe zu haben, ihn anzuvisieren. Als ob er doppelt sehen würde, was vermutlich der Fall war.

Gabe korrigierte leicht nach rechts und feuerte ein zweites Mal. Diesmal traf er sein Ziel. Die Kugel zerschmetterte Miles' linkes Jochbein. Er verdrehte die Augen und ließ Brenda los, die zu Boden fiel wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Der Revolver entglitt ihm. Mit einem Poltern landete er auf den Dielen. Einen Moment lang hielt er sich schwankend auf den Beinen, dann brach er zusammen, stürzte neben Brenda hin und rührte sich nicht mehr.

Mit einem Satz war Gabe bei ihr. Ihr Gesicht war leichenblass, Blut sickerte aus der Wunde knapp über dem Herzen. Er ging in die Knie und fasste ihre Hand. Jemand schrie nach dem Arzt. Sie wandte den Kopf und schaute ihn verwundert an, als könne sie nicht begreifen, was passiert war. Dann brach ihr Blick. Ihr Körper erschlaffte.

Mit seinen fünfundzwanzig Jahren war Gabe Brandon einer der jüngsten Sheriffs des Landes gewesen. Kurz nach diesem Vorfall nahm er den Stern von seiner Weste, um ihn nie wieder anzustecken.

Albträume plagten ihn. Es war immer der Gleiche, was es kein bisschen besser machte. Er befand sich im Saloon, der bis auf Brenda und Sam Miles menschenleer war. Miles ging mit einem Schießeisen in der Hand auf ihn zu, Brenda stand hinter ihm an der Wand. Gabe zog seinen Revolver und feuerte auf ihn, doch die Kugel flog hindurch, als wäre er ein Geist, und traf Brenda mitten in die Stirn. An dieser Stelle wachte er schreiend auf. Anfangs fast jede Nacht.

Und nicht nur das. Wenn er seine Waffe berührte, begannen manchmal seine Hände zu zittern und wurde ihm übel. Dann musste er daran denken, dass in der Trommel von Miles' Kanone keine einzige Patrone gesteckt hatte. Der Kerl musste wahnsinnig gewesen sein, eine nicht geladene Waffe zu ziehen. Entweder hatte ihm der Alkohol vollständig die Sinne vernebelt, oder er hatte es aus irgendeinem Grund darauf angelegt, erschossen zu werden.

Wenn Gabe darüber nachdachte, wurde die Übelkeit stärker. Einmal war es so schlimm, dass er sich übergeben musste.

So machte es keinen Sinn mehr.

Er kehrte Plambers Hill den Rücken und kam für einige Wochen auf der Farm eines alten Freundes unter. Dort erholte er sich, tat etwas, wofür er sich anschließend schämte, und verließ die Farm, um woanders sein Glück zu finden. Wobei er daran zweifelte, ob das Leben noch so etwas wie Glück für ihn bereithielt.

»Dieser verfluchte Hurensohn! Ich wünschte, der Satan persönlich würde ihm den Kopf abreißen und ihm in den Hals scheißen.«

»Jake Palmer!« Ruby Palmer schlug mit der flachen Hand so kräftig auf den wackeligen Tisch, dass die Teller darauf klirrten und die Gläser einen kleinen Sprung machten. »Du wirst sofort aufhören, vor unseren Töchtern unflätige Reden zu schwingen!«

Ihr Mann wandte sich Ada und Abigale zu und hob erstaunt die Brauen. Obwohl sie ihrer Mutter am Abendbrottisch gegenübersaßen, hatte er sie in seiner Wut beim Eintreten wohl nicht bemerkt.

Die zwanzigjährige Ada wirkte kein bisschen schockiert und grinste ihren Vater an. Sie war ein Wildfang, den so leicht nichts aus der Fassung brachte. Dickes braunes Haar umrahmte ihr ebenmäßiges schmales Gesicht mit der geraden Nase und den wasserblauen Augen. Ada war sich bewusst, dass sie mit ihrem Aussehen den Männern den Kopf verdrehen konnte. Und nach allem, was Ruby zu Ohren gekommen war, machte sie im nahen Städtchen Sparta bei jeder sich bietenden Gelegenheit davon Gebrauch.

Es wurde allmählich Zeit, dass sie unter die Haube kam.

Abigale war fast zwei Jahre jünger und nicht nur äußerlich das Gegenteil ihrer Schwester. Sie hatte blonde Haare und braune Augen, und ihr Gesicht besaß eine rundliche Form. Was nichts daran änderte, dass sie ebenso hübsch war, allerdings auf eine andere, unauffälligere Art. Eine Schönheit auf den zweiten Blick, wie Jake einmal treffend angemerkt hatte.

Während Ada mit ausgreifenden Schritten durchs Leben marschierte und ihr Herz auf der Zunge trug – womit sie nach ihrem Vater kam –, war Abigale zurückhaltend und durchdachte die Dinge gründlich, bevor sie eine Entscheidung traf. Was sie beide einte, waren ihr Mut und ihre Unerschrockenheit. Und das wiederum hatten sie von ihrer Mutter.

»Entschuldigt, Ladys«, sagte Jake und nahm neben Ruby Platz. »Hab' mich ein bisschen im Ton vergriffen.«

»Was zurückhaltend ausgedrückt ist«, kommentierte seine Frau spitz, griff nach der Schüssel mit dem dampfenden Eintopf und schaufelte erst ihm, dann ihren Töchtern und abschließend sich selbst je zwei Kellen davon auf die Teller.

Sie nahmen ihre Löffel und langten zu. Ruby besaß vielerlei Qualitäten, und ihre Kochkünste gehörten eindeutig dazu. In den folgenden Minuten waren nur das leise Klirren des Geschirrs und das Schmatzen ihres Mannes zu hören.

»Ich nehme an, du hast gerade von Arthur Greywood gesprochen«, ergriff sie das Wort, nachdem er seinen Teller geleert hatte.

Jake nickte. »Der Kerl ist wieder auf unserem Land aufgetaucht.«

»Was wollte er diesmal?«, hakte sie nach, wobei sie es sich denken konnte.

»Hat den Preis erhöht. Er meinte, das wäre sein letztes Angebot. Ich habe ihm geantwortet, dass ich das erfreulich fände und er sich zum Teu... äh, mein Land verlassen soll. Stell dir vor, daraufhin hat er mir gedroht!«

»Gedroht?«

»Er meinte, das würde ich bereuen. Dieser elende Schwei... Dieser Kerl bildet sich ein, er könne mich einschüchtern.«

Sie sah ihren Mann von der Seite an und verspürte Stolz. Nein, so leicht war Jake Palmer, dieser baumlange Bursche mit den dunklen Haaren, den breiten Schultern und den Händen wie Schaufelblättern, nicht zu beeindrucken.

Vor zweiundzwanzig Jahren hatten sie geheiratet. Als er ihr Herz im Sturm erobert hatte, war sie gerade siebzehn geworden. Ihre Eltern waren nicht begeistert, dass sie einen Farmer zum Mann nehmen wollte. Allerdings hatten sie ihre Tochter gut genug gekannt, um zu wissen, dass nichts und niemand sie umstimmen konnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

Als sie auf die Palmer-Farm gezogen war, hatten Jakes Vater Abraham und seine Mutter Dorothy noch gelebt. Inzwischen waren sie lange tot und hatten in einem Grab am Waldrand ihre letzte Ruhe gefunden, so wie sie es sich gewünscht hatten. Sie waren im Abstand von nur wenigen Tagen gestorben. Ohne die beiden war es schwierig geworden. Beinahe bis zum letzten Tag hatten sie mitgearbeitet, und nun waren sie fort.

Jake und Ruby hatten alle Hände voll zu tun gehabt. Zusätzlich musste Ruby sich um die kleine Ada kümmern, die wenige Wochen vor Dorothys Tod zur Welt gekommen war. Mit eisernem Willen und harter Arbeit hatten sie irgendwann genug Geld verdient, um sich ab und an eine Hilfskraft leisten zu können. So war alles erträglicher geworden. Heute war ihr Leben immer noch anstrengend, aber es war auch harmonisch, und dafür war Ruby dankbar.

Ihre Töchter packten bei der Arbeit mit an, so gut sie konnten. Wie Ruby wusste, bedauerte es Jake, dass ihm kein Stammhalter geschenkt worden war. Deshalb hoffte sie, dass eine von ihnen eines Tages einen Mann ehelichen würde, der Gefallen am Farmerleben fand und dem Jake sein Land vererben konnte.

Niemals würde er die Farm, auf der er groß geworden war, an diesen schmierigen Greywood abtreten, nicht für alles Geld der Welt. Greywood betrieb eine in der Nähe gelegene Ranch und suchte neues Weideland, um seine Herde zu vergrößern. Land, wie es die Palmers besaßen. Ruby würde nie verstehen, warum manche Menschen den Hals nicht vollbekamen. Der Mann hatte es zu großem Wohlstand gebracht. Wie viel Geld wollte er noch besitzen?

Nachdem sie das Abendessen beendet hatten, verkündete sie ihren Töchtern, dass es Zeit war, sich zu Bett zu begeben. Wie immer murrte Ada, Abigale dagegen stand wortlos auf und räumte den Tisch ab. Jake begab sich auf die Veranda, rauchte eine Pfeife und trank ein Glas Whiskey. Nach einer Weile gesellte sich Ruby mit einem gefüllten Glas – selbstgemachte Limonade statt Whiskey – zu ihm und genoss es, an seiner Seite die Sterne am Himmel zu betrachten.

Eine Stunde später gingen auch sie zu Bett, und sie gewährte ihm einen Nachtisch von der Sorte, die er am liebsten mochte. Erschöpft und befriedigt schlüpfte sie danach in ihr Nachthemd, löschte die Lampe auf dem kleinen Tisch neben ihr und war in Sekunden eingeschlafen.

Irgendwann schreckte sie hoch und riss die Augen auf.

Im Dunkeln erkannte sie schemenhaft mehrere Gestalten, die das Bett umringten. Ein Schrei entfuhr ihr, wurde aber sofort von einer behandschuhten Hand erstickt, die sich auf ihre Lippen presste.

Jake fuhr ebenfalls hoch. Etwas zischte durch die Luft. Ein reißendes Schmatzen drang an ihre Ohren, gefolgt vom gurgelnden Stöhnen ihres Mannes. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er auf sein Kissen zurückfiel, mehrmals zuckte und dann stilllag. Ein großer feuchter Fleck glänzte auf seiner Kehle. Ein dunkler, länglicher Gegenstand ragte daraus hervor.

Sie hatten ihm ein Messer in den Hals gerammt.

Ruby war starr vor Schreck. Ihr Mann hatte gerade neben ihr sein Leben ausgehaucht. Sie hatte es mit angesehen und konnte es trotzdem nicht fassen. Wer waren die Eindringlinge? Warum taten sie ihnen das an? Was war mit ihren Töchtern? Ada und Abigale schliefen im Erdgeschoss. Waren sie...

»Deinen Töchtern passiert nichts«, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, als hätte der Besitzer ihre Gedanken erraten. »Dir wird auch nichts geschehen, wenn du tust, was ich dir sage.«

Sie kannte diese Stimme. Dunkel und quakend, als hätte ein Frosch das Sprechen erlernt. Arthur Greywood stand neben ihrem Bett. Daran bestand kein Zweifel. Der Dreckskerl hatte seiner Drohung Taten folgen lassen und Jake ermordet. Wegen eines Stück Lands.

Das konnte nicht real sein. Bestimmt war alles nur ein Albtraum.

Nein, sie träumte nicht. Der Ledergeruch seines Handschuhs auf ihrem Mund stieg ihr in die Nase. Als er die nächsten Worte sprach, spürte sie seinen warmen Atem auf der Wange.

»Diese Farm gehört jetzt mir. Jake hätte auf mich hören sollen, aber das hat er nicht getan, und das ist nun das Ergebnis. Sei klüger als er, dann werden du und deine Töchter weiterleben. Hast du mich bis hierhin verstanden?«

Sie nickte.

»Wir könnten euch ohne weiteres die Kehlen durchschneiden. Bloß habe ich noch nie eine Frau getötet und habe es auch nicht vor. Nenn mich sentimental, aber ich finde es unmoralisch, auf diese Weise Hand an eine Lady zu legen, und im Grunde meines Herzens bin ich ein sehr moralischer Mensch. Deshalb gebe ich dir eine einmalige Chance. Ihr werdet die Farm noch heute Nacht verlassen. Du bekommst fünfhundert Dollar, was reichen sollte, um euch weit weg von hier ein neues Leben aufzubauen. Ist fair von mir, findest du nicht?«

Wieder nickte sie. Nicht, weil sie seine Meinung teilte, sondern weil sie glaubte, dass er es von ihr erwartete.