1,99 €
Als unweit des Städtchens Palisade in den Rocky Mountains eine Postkutsche überfallen wird, ist die Aufregung groß, diesmal sogar besonders, weil die Tochter des Eisenbahnmagnaten Rockman entführt worden ist.
Der schwerreiche Rockman erteilt dem Detektiv Bill Ellroy den Auftrag, sich an die Spuren der Entführer zu heften, während zugleich die Übergabe des verlangten Lösegelds vorbereitet wird. Bill Ellroy weiß aber nur zu gut, dass das Leben der süßen Alice Rockman keinen Pfifferling mehr wert ist, wenn die Banditen erst mal das Geld in der Hand haben ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Die letzte Fahrt für Rockmans Tochter
Vorschau
Impressum
Die letzte Fahrt für Rockmans Tochter
Als unweit des Städtchens Palisade in den Rocky Mountains eine Postkutsche überfallen wird, ist die Aufregung groß, diesmal sogar besonders, weil die Tochter des Eisenbahnmagnaten Rockman entführt worden ist.
Der schwerreiche Rockman erteilt dem Detektiv Bill Ellroy den Auftrag, sich an die Spuren der Entführer zu heften, während zugleich die Übergabe des verlangten Lösegelds vorbereitet wird. Bill Ellroy weiß aber nur zu gut, dass das Leben der süßen Alice Rockman keinen Pfifferling mehr wert ist, wenn die Banditen erst mal das Geld in der Hand haben ...
Es war ein schöner Herbsttag im September 1875. Die Sonne schien warm von einem strahlend blauen Himmel. Bunt leuchteten die Farben des Indian Summer.
Die Postkutsche von Wells Fargo hatte ihre Fahrt vor zwei Tagen in Denver begonnen. Ihre Route führte über Beckenridge, Gleenwood Springs und Rifle bis hinauf nach Grand Junction.
Hennox und Billy Boy saßen auf dem Bock. In dem schaukelnden Wagen fuhren fünf Reisende: ein junger Cowboy, der auf den Namen Billy McPherson hörte; ein Prediger, der hinauf in die Berge wollte; der ewig schlecht gelaunte Sam Miller, ein fülliger Mann mit einem roten Gesicht, der den Einkaufsladen im Städtchen Palisade betrieb; und außerdem zwei ausgesprochen hübsche junge Ladys, die junge Linda McEvers, eine dunkelhaarige Schönheit, deren Dad eine der größten Ranchen in Colorado besaß, und ihre blonde Freundin Alice, die Tochter des legendären Eisenbahnbarons Carl Rockman.
Die fünf Reisenden hockten dicht nebeneinander in dem engen Wagen, der – dank Hennox' halsbrecherischer Fahrt auf der verdammt holprigen Straße – nur so hüpfte und schlingerte.
Doch Meile um Meile kam die Postkutsche voran. Der Weg führte immer am Colorado-River entlang und stieg manchmal ein wenig am Berghang an, um dann wieder beinahe im Wasser des Flusses zu verlaufen.
Zu beiden Seiten des Tales erhoben sich hohe, mit Schnee bedeckte Berge. Die sechs Pferde waren heute früh in Gleenwood gut ausgeruht eingespannt worden und liefen vorwärts wie der ewige Wind der Berge.
»Können wir nicht mal anhalten?«, rief Miller und steckte dabei den Kopf aus dem Wagenfenster. »Sie bringen uns ja um!«
»Ach was«, versetzte der Kutscher. »Ich fahre diese Strecke schon seit Jahren, und bisher hat noch jeder Fahrgast überlebt.«
»Aber nur mit Glück!«, rief Miller. »Wir haben Damen an Bord.«
»Na und? Die sind nicht aus Zucker.«
»Sind Sie da so sicher?«
»Hohoho!«, lachte der Alte. »Jetzt hören Sie mal auf, hier rumzumeckern! In zwei Stunden sind wir in Palisade. Dann sind Sie zu Hause, und wir alle können zur Erholung einen Schluck trinken.«
Hennox hob seine lange Peitsche und knallte sie auf die Rücken der Pferde. Der Weg war verdammt holprig, und die Postkutsche sprang, wie von der Tarantel gestochen, mit laut quietschenden und knarzenden Rädern vorwärts.
»Kein Problem!«, rief der Alte aufmunternd.
»Vater, segnen Sie mich!«, wandte Miller sich hilfesuchend an den Prediger, einen etwa vierzigjährigen Mann in einem schwarzen Anzug. Auch der Geistliche war bereits ganz grün im Gesicht. In der Tat schienen die beiden jungen Ladys die tollwütige Fahrt noch am besten zu verkraften.
»Vorwärts, ihr Gäule! Lauft, ihr Engelchen!«, schrie Hennox mit jubilierender Stimme. Die wilde Jagd schien ihm eine Menge Spaß zu bereiten.
Doch in dieser Sekunde sah er, wie zwei Banditen auf ihren Pferden hinter einem hohen Felsen hervorkamen. Beide waren mit Gewehren bewaffnet, trugen lange Staubmäntel und hatten die Hüte tief in die Gesichter gezogen. Sie gaben ihren Braunen die Sporen und preschten wild feuernd aus der Deckung.
»Hehe! Anhalten!«, brüllte einer von ihnen und feuerte auf den Kutscher. Um Haaresbreite jagte die Kugel am Schädel des Alten vorbei.
Hennox hob die Peitsche und schlug wütend auf seine Pferde ein. Die Tiere wieherten laut auf und verdoppelten das Tempo. Absolut halsbrecherisch jagte die Postkutsche den abschüssigen, steinigen, holprigen Fahrweg hinunter.
»Vorwärts, ihr Teufel!«, brüllte Hennox.
Der junge Billy, der neben ihm auf dem Bock saß, griff nach seinem Gewehr. Und auch Bill McPherson, der Cowboy, und Sam Miller schoben ihre Gewehrläufe aus den Fenstern der Kutsche und feuerten. Etliche Schüsse krachten.
»Schneller! Schneller!«, brüllte der Kutscher und schlug auf seine Tiere ein.
Aber in diesem Augenblick kamen drei weitere Männer hinter einem hohen Felsen hervor. Auch sie gaben ihren Tieren die Sporen und preschten auf die Postkutsche zu, rissen die Gewehre hoch und schossen. Dutzende Schüsse bellten auf, und die Kugeln fetzten nur so in das Holz der Kutsche.
»Schneller, ihr Hurensöhne! Lauft!« Bob Hennox peitschte nun wie besessen auf seine Tiere ein. Doch er hörte einen gellenden Schrei. Einer der Männer in der Postkutsche war getroffen worden und ließ das Gewehr fallen. Im gleichen Atemzug spürte er, wie eine Kugel der Banditen um Haaresbreite an seinem Schädel vorbeijagte und ihm den speckigen Hut vom Kopf fegte. Und er hörte Billy Boy an seiner Seite gellend aufschreien.
Rasch blickte er zu dem jungen Mann hinüber und sah, dass dieser in den Kopf getroffen worden war: Blut sprudelte wie in einer Fontäne aus der Schläfe, während die blauen, jungen Augen im Todeskampf brachen. Das Gewehr entfiel seiner Hand, dann kippte er einfach zur Seite und fiel vom Wagen.
Gellende Jubelschreie der Banditen drangen wie durch dichte Watte an das Ohr des alten Kutschers.
»Elende Dreckskerle!«, fluchte Hennox.
Ein Bandit, ein Mann mit schulterlangem, dunklem Haar, hatte die Kutsche nun eingeholt und preschte direkt neben dem Gespann her. Schon streckte er seinen Arm aus, um den vorderen Hengst am Zaumzeug zu packen.
Doch Hennox hob die Peitsche und knallte das harte Leder voll auf den Arm des Banditen. Der Angreifer stieß einen lauten und unflätigen Fluch aus, zog sein Pferd aber ein wenig am Zügel zur Seite, um auf Abstand zur Peitsche zu gehen. Wütend riss er den Colt aus dem Holster und zielte auf Hennox.
Der Schuss krachte, doch in seinem wilden Galopp hatte der Angreifer nicht gut genug gezielt, und das Blei jagte in einem einigem Abstand am Schädel des Alten vorbei. Zwei weitere Schüsse bellten auf, gingen jedoch auch ins Leere.
Die Kutsche jagte den steilen Fahrweg abwärts, genau auf des Wasser des Colorado zu. Hoch sprang der Wagen über die Steine, hüpfte, tanzte und holperte. Die Räder quietschten ohrenbetäubend, und die Achsen knarzten und krachten nur so.
Genau am abschüssigen Ufer des Flusses beschrieb der Weg eine Kurve, und Hennox musste seine Tiere nun zur Seite zerren, wenn er nicht in die reißenden Fluten rasen wollte. Dutzende Schüsse krachten und füllten die Luft mit Pulverdampf. Heftig zog der Alte die Zügel nach links, während er seine Pferde zugleich weiter antrieb. Drei Banditen jagten nun neben der Kutsche her, und ein Desperado versuchte gerade, sich auf das Dach des Wagens zu schwingen.
»Schneller!«, brüllte Hennox. »Lauft!«
Die Tiere wandten sich zur Seite, und der Wagen wurde ebenfalls nach links gezogen. In der gleichen Sekunde stieß er mit dem Vorderrad an einen massigen Felsbrocken neben dem Fahrweg. Bob Hennox spürte, wie das Rad stoppte und dann krachend zerbarst, wie die Postkutsche zuerst angehalten und im nächsten Atemzug zur Seite geworfen wurde.
Polternd stürzte sie um, und der alte Kutscher wurde in einem hohen Bogen von seinem Bock gefegt. Die Peitsche entglitt ihm, und er flog mehrere Meter weit durch die Luft, bevor er hart auf dem Geröll des Abhangs landete.
✰
Schüsse krachten. Gellend wieherten die Pferde, die von der umstürzenden Kutsche zur Seite gerissen worden waren und in einem wirren Knäuel von zuckenden Leibern aufeinanderlagen.
Die Tiere versuchten sich aufzurichten und verhedderten sich nur noch mehr ineinander und in ihrem Zaumzeug. Hilflos drehten sich die Räder der Postkutsche in der Luft. Die Banditen – fünf Männer mit Gewehren und langen Staubmänteln, breitkrempigen Hüten und Halstüchern vor den Gesichtern – hatten ihre Pferde gezügelt und umringten die Kutsche. Die Luft war erfüllt von den dicken Schwaden ihres Pulverdampfs.
Ein Mann sprang von seinem Sattel aus auf den Wagen und zielte mit seinem Gewehr ins Innere der Kutsche.
»Kommt raus, ihr Dreckskerle!«, brüllte er und gab zwei Schüsse in den Wagen ab. Er war ein hochgewachsener, schlaksiger Mann mit schulterlangen Haaren, dessen Gesichtszüge unter dem schmutzigen Halstuch verborgen waren. Er trug einen langen Mantel, der aus Dutzenden verschiedenen Lederstücken zusammengenäht war und ihm ein merkwürdig buntscheckiges Aussehen verlieh.
»He, Hank!«, rief ein anderer, ein kleiner Dicker. »Knall sie einfach ab!«
»Nein! Nein! Bitte! Hören Sie auf zu schießen!«, flehte ein Mann aus dem Innern der Kutsche mit ängstlicher Stimme.
»Also, kommt raus!«, forderte der Langhaarige. Sein Name war Hank Portmann, und er wurde in Texas wegen Mordes gesucht. »Aber macht keine Mätzchen! Nehmt die Hände hoch, sonst seid ihr tot!«
»Nicht schießen!«, ertönte es aus der Kutsche.
»Was ist mit dir?« Ein anderer Bandit, ein untersetzter Schwarzhaariger mit einem langen Bart, hatte sich im Sattel umgedreht und zielte auf den Kutscher. »He, komm her! Aber nimm die Hände hoch!«
Mühsam rappelte Hennox sich auf. Der Kutscher blutete am Kopf, und sein Brustkasten schmerzte bei jedem Atemzug. Offenbar hatte er sich beim Sturz einige Rippen gebrochen. Schnaufend und mit schmerzverzerrter Miene richtete er sich auf hob die Hände hoch.
»Geh dort runter zum Wasser!«, forderte der Bandit mit dem Bart.
»Okay. Keine Panik, Mister!« Hennox folgte schwer atmend dem Befehl des Desperados und ging zum Ufer des Colorado-Rivers. Das Wasser war grau und floss reißend schnell.
Der Bandit auf dem Wagen zielte noch immer ins Innere der Kutsche. »Los! Kommt raus, ihr Kanaillen!«
»Ja. Machen wir. Aber nicht schießen!«
»Schneller! Oder ich knall' euch alle ab!«
»Okay! Okay!«
Der schwarze Hut des Predigers erschien in der Öffnung. Es folgten ein rotes, glatt rasiertes Gesicht und ein Oberkörper in einer schwarzen Jacke.
»Los, raus mit dir!«, kommandierte Portmann.
Der Prediger stützte sich mit beiden Händen am Wagen ab und kletterte ins Freie. Auf der Kutsche blieb er stehen und hob die Hände hoch. Er blickte sich erschrocken um und starrte den Banditen mit den langen Haaren und dem buntscheckigen Ledermantel an. Ganz offensichtlich hegte er nicht die geringste Absicht, irgendwelchen Ärger zu machen.
Die Banditen beäugten ihn mit amüsierten Mienen.
»Was will der hier?«, rief einer.
»Ein Zirkusdirektor!«
»Ich bin auf dem Weg zu den Crees«, erklärte der Gottesmann. »Ich will sie auf die Pfade des Herrn führen.«
Allgemeines Gelächter antwortete ihm.
»Pass auf, dass sie dich nicht skalpieren, du Knallkopf!«
»Hehehe!«
»Hat der denn überhaupt noch Haare unter seinem Hut?«, feixte ein stiernackiger Mexikaner.
»Runter vom Wagen, du Arschloch!«, blaffte Portmann. Dem herrischen Auftreten nach war er der Boss der Bande. »Stell dich neben den Wagen und leer deine Taschen aus!«
»Ja, das tue ich sehr gerne, mein Sohn!«
»Dann vorwärts!«
Der Prediger sprang vom Wagen. In der Tür der Postkutsche erschien nun der junge Cowboy, ein breitschultriger Blonder. Er war getroffen worden, und seine rechte Schulter und der rechte Arm waren voller Blut. Trotz seiner Verletzung gelang es ihm, aus dem Wagen zu klettern.
Die Banditen musterten ihn misstrauisch. Portman riss rasch den Colt aus dem Holster des Cowboys und schleuderte die Waffe weit in Richtung des Flusses.
»Runter!«, blaffte er den jungen Mann an. »Und keine Tricks, sonst bist du tot!«
»Ich habe sowieso kein Geld.«
»Das ist immer ein Fehler, du Arsch!«
Als Nächster erschien der Krämer Sam Miller in der Wagentür. Er war ein klein gewachsener dicker Mann, der seine Tage hinter dem Verkaufstresen oder im Lager seines Stores verbrachte. Seine Miene war ängstlich und erschrocken. Auch er war alles andere als ein Held.
»Wirf deinen Colt weg!«, kommandierte Portman. »Aber mit der linken Hand und immer schön langsam!«
»Okay, Mister!« Miller folgte dem Befehl. Auch er wollte auf keinen Fall irgendwelchen Ärger machen.
»Und nun runter vom Wagen! Leere deine Taschen aus!«
»Wenn Sie es sagen!«
Der Langhaarige lachte. »Ja, das tue ich, du Klugscheißer!« Er zielte mit seiner Winchester auf den Krämer.
Miller sprang vom Wagen, stellte sich neben den Prediger und den Cowboy und leerte ebenfalls seine Taschen auf einen Felsen. Zwei Brieftaschen, drei Geldbörsen, eine silberne Uhr sowie allerlei Tabak und Streichhölzer waren inzwischen zum Vorschein gekommen.
Der Boss der Bande stand noch immer auf der Kutsche. Er beugte sich nach vorn zur Öffnung der Wagentür.
»Raus mit euch, Ladys!«
»Rauskommen! Rauskommen!«, riefen zwei andere Banditen, der Mexikaner und der kleine Dicke. Sie schienen genau zu wissen, dass sich die beiden jungen Frauen in der Kutsche befanden.
Ein Kopf voller langer, schwarzer Locken erschien in der Öffnung. Er gehörte zu einer jungen, kaum zwanzigjährigen Lady mit einem olivfarbenen Teint, mit großen, weit aufgerissenen dunklen Augen und einem herrlichen Kussmund. Geschickt schwang sie sich aus dem Wagen und blieb neben Hank Portman stehen.
Sämtliche Männer starrten sie mit gierigen Augen an. Sie trug ein blaues Reisekostüm, dessen Stoff sich an ihre gut gebaut Figur schmiegte. Sie wirkte hier draußen in der Wildnis von Colorado wie einem erotischen Traum entstiegen.
»Hehehe!«, feixte der Bandit mit dem schwarzen Bart.
»Die schickt uns der Himmel!«, rief der Mexikaner.
»Ausziehen! Ausziehen!«
»Haltet eure Mäuler, ihr Idioten!«, blaffte Portman seine Männer jedoch wütend an.
»Hank, was soll das?«, rief der Kerl mit dem schwarzen Bart. »Wir wollen mal ein bisschen Spaß haben!«
»Ihr seid verdammte Schwachköpfe! Wir machen hier Geschäfte, nichts weiter!« Portman wandte sich an die junge Lady. »Klettern Sie ruhig vom Wagen, Miss McEvers!« Seine Stimme klang charmant und einladend. »Und haben Sie keine Angst. Sie und Miss Rockman sind unsere Gäste. Miss Rockman befindet sich doch im Wagen?«
»Ja, sicher.« Die dunkelhaarige junge Frau sprang vom Wagen und stellte sich mit erhobenen Händen zu den drei anderen Passagieren. Zwei Banditen – der Dicke und ein schlaksiger Typ mit einer Narbe quer über der linken Wange – zielten mit ihren Gewehren auf die Gefangenen.
Kopf und Oberkörper einer zweiten jungen Frau erschienen nun in der Wagentür. Auch sie war kaum zwanzig Jahre alt, hatte schulterlanges, blondes, sehr glattes Haar und ein schmales Gesicht mit großen, blauen Augen. Auch sie kletterte aus dem Wagen, und man sah, dass sie ein Reisekleid aus rosafarbenem Leinen trug. Dazu hatte sie ein großes Halstuch übergeworfen und trug sie hohe geschnürte Stiefel. Ihre Figur war deutlich schlanker als die ihrer Reisegefährtin. Sie blieb auf der Kutsche stehen und starrte die Banditen mit missmutiger Miene an.
»Miss Alice Rockman?«, fragte Portman, wieder ganz der charmante Mann.
Die Blonde nickte knapp. Ihr Mund war schmal. »Ja, die bin ich.«
»Es freut mich, Sie kennenzulernen! Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Ich denke, in den kommenden Wochen werden Sie unser Gast sein.«
»Was soll das?«, fauchte Alice.
»Sie werden es sehen.«
»Was sollen Sie von mir?«
»Darüber sprechen wir später, Miss«, erklärte der Bandit. »Springen Sie vom Wagen und fühlen Sie sich ganz wie zu Hause!«
Also sprang die junge Lady vom Wagen. Mit erhobenen Händen stellte sie sich zu den anderen Gefangenen und wechselte mit ihrer Freundin einen ebenso besorgten wie missmutigen Blick.
Forschend musterte sie die bis an die Zähne bewaffneten Banditen: den langhaarigen Boss der Bande, der noch immer auf dem Wagen stand, den Kerl mit dem Bart, den Banditen mit der Narbe auf der Wange, den kleinen Dicken und den untersetzten Mexikaner. Es waren Glücksritter und Herumtreiber der übelsten Sorte, Männer, die nicht das Schwarze unter dem Nagel taugten. Das sah man auf den ersten Blick.