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Betsy Belle ist die Tochter eines Ranchers in Texas, ein ausgewachsener Wildfang. Ausgerechnet als sie auf dem Heuboden eines Mietstalls in Amarillo ihr "erstes Mal" erlebt, krachen auf der Straße Schüsse. Banditen haben die Bank überfallen und sind nun auf der Flucht. Dabei kommen sie auch in den Mietstall, wo Betsy nicht zögert und die Räuber mit der Waffe ihres Liebhabers erschießt.
In Texas kann sie nun nicht mehr bleiben, ihre Familie schickt sie nach New Orleans. Dort jedoch, im Lotterleben der großen internationalen Hafenstadt, vertieft sich nur Betsys Ruf als schießwütige Amazone mit zu vielen Kerben im Revolvergriff ...
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Betsy Belles nächstes Opfer
Vorschau
Impressum
Betsy Belles nächstes Opfer
Betsy Belle ist die Tochter eines Ranchers in Texas, ein ausgewachsener Wildfang. Ausgerechnet als sie auf dem Heuboden eines Mietstalls in Amarillo ihr »erstes Mal« erlebt, krachen auf der Straße Schüsse. Banditen haben die Bank überfallen und sind nun auf der Flucht. Dabei kommen sie auch in den Mietstall, wo Betsy nicht zögert und die Räuber mit der Waffe ihres Liebhabers erschießt.
In Texas kann sie nun nicht mehr bleiben, ihre Familie schickt sie nach New Orleans. Dort jedoch, im Lotterleben der großen internationalen Hafenstadt, vertieft sich nur Betsys Ruf als schießwütige Amazone mit zu vielen Kerben im Revolvergriff ...
Harry Hawke schob die Hände unter Betsys locker sitzendes Baumwollhemd. Darunter trug sie an diesem heißen Nachmittag nichts. Er spürte ihre festen Brüste, die Spitzen, die sich aufrichteten, sah ihren verlockend geöffneten Mund und das Verlangen in ihren Augen.
Sie befanden sich auf dem Heuboden des Mietstalls. Es war heiß, und es roch nach Heu und Pferden. Ab und zu schnaubte ein Gaul.
Um die Mittagsstunde war nichts los. Der Stallmann hatte sich zu einem Drink in den Saloon zurückgezogen. Harry küsste Betsy.
Sie waren beide sechzehn Jahre alt und noch unerfahren. Betsy wollte es an dem Tag wissen. Sie hatte vor, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Mit dem lang aufgeschossenen Blondschopf Harry Hawke, dessen Familie die größte Ranch im Potter County gehörte und der immer so unbekümmert lachte.
Seine Zärtlichkeiten wurden drängender. Betsy, dunkelhaarig, schlank, mehr als mittelgroß und bildhübsch, drängte sich ihm entgegen. Sie rieb ihren Unterleib an seinem und spürte seine harte Männlichkeit.
Von anderen Girls hatte sie gehört, wie es beim Sex mit einem Mann wäre. Sie wollte es auch erleben.
Sie lutschte an seinem Hals, küsste ihn wieder. Ihr Atem ging schnell und erregt. Sie spürte Gefühle im Unterleib, die sie bisher nicht kannte, jedenfalls nicht so, dass sie feucht geworden wäre.
Sie fummelte an seiner Gürtelschnalle herum.
»Was machst du da, Betsy Belle?«, fragte er.
»Was wohl? Zieh dich aus, ich ziehe mich auch aus. Ich will dich spüren. Du kannst mit mir alles machen, was du willst.«
Harry war erstaunt. Klar wollte er Betsy, doch sexuell hatte er keine Erfahrungen ... oder so gut wie keine. Am Thanksgiving Day im vergangenen Jahr hatte ihm eine mexikanische Magd auf der Falken-Ranch einen geblasen; das war's aber auch schon.
Mehr wusste er nicht. Er hatte sich mit Betsy, die heute die Stadt besuchte, in den Mietstall zurückgezogen – klar, um zu knutschen und zu küssen. Doch als es nun zur Sache gehen sollte, bekam er Angst vor der eigenen Courage.
Denn er war sehr gewissenhaft. Er wollte das schöne Girl nicht in Schwierigkeiten bringen.
»Alles, was ich will? Wirklich, bist du dir sicher?«
»Klar doch. Nun mach schon.«
»Und wenn du nun schwanger wirst?«
»Das wird schon nicht gleich beim ersten Mal passieren«, sagte sie naiv.
»Willst du es nicht? Liebst du mich nicht?«
»Doch, doch!«
Liebe musste ja dabei sein. Betsy war entschlossener als der junge Mann. Sie wusste genau, was sie wollte. Immerhin ging er so weit, dass er ihr Hemd hochstreifte und die vollen Brüste entblößte.
Seine Augen weiteten sich. Sein Verlangen stieg. Betsy griff ihm in den Schritt, spürte den harten Lustspeer. Es drängte sie immer mehr. Sie öffnete seine Gürtelschnalle, zog ihm Hose und Unterhose herunter.
Jetzt sah sie seinen Lustspeer, betastete und massierte ihn. Harry kannte kein Halten mehr. Seine Hemmungen und Bedenken wichen. Er entkleidete Betsy, fummelte nicht sonderlich geschickt an ihr herum und legte sich zwischen ihre Beine.
Sie drängte ihm ihre hitzige Spalte entgegen. Harry versuchte, in sie einzudringen, schaffte es jedoch nicht.
»Komm, gib's mir. Warte, ich helfe dir.«
Betsy packte seinen harten Lustspeer und dirigierte ihn dorthin, wo sie ihn haben wollte. In ihrem Schoß pulsierte es.
Wieder zögerte er.
»Mach schon! Du wirst mich schon nicht umbringen. Bisher hat es noch jede überstanden.«
Als er gerade kräftig zustoßen wollte, krachten Schüsse. Auf der Straße vorn erschallte Geschrei.
»Banküberfall! Banditen haben die Bank überfallen!«
»Zu den Waffen, Männer, lasst sie nicht entkommen!«
Harry hielt inne. Betsy war einen Moment lang enttäuscht, aus dem Konzept gebracht – dann fasziniert. Sex konnte sie später noch haben, aber einen Banküberfall gab es nicht alle Tage.
Sie stieß Harry von sich und griff nach ihren Kleidern.
»Das müssen wir uns ansehen!«
Als weitere Schüsse fielen, vergaß auch Harry sein sexuelles Verlangen oder schob es auf. Hastig kleideten sie sich an.
Von der Mainstreet erklangen weitere Rufe.
»Wo sind sie?« Ein einzelner Schuss plackerte noch. »Sie sind in die Gasse gelaufen!«
»Da sind sie nicht.«
Harry schnallte sich seinen Colt Lightning um, den er trug, am damit anzugeben. Betsy hatte Rock und Bluse an. Sie war unbewaffnet.
Sie hörten weitere Stimmen und Rufe, aber sie verstanden nicht alles. Nach wie vor waren sie auf dem Heuboden, wo sie sich ein ungestörtes Tête-à-Tête erhofft hatten.
Aus den ratlos klingenden Stimmen und Rufen entnahmen sie, dass die mittlerweile auf die Straße gelaufenen Einwohner von Amarillo, Texas, nicht wussten, wo die Bankräuber steckten.
»Vorhin habe ich sie noch gesehen!«
»Wo, zum Teufel, stecken sie denn? Sie können sich nicht im Luft aufgelöst haben!«
»Sucht sie, sie dürfen uns nicht entkommen!«
Betsy und Harry wussten, dass die Banditen – wie viele es waren, wussten sie nicht – irgendwo stecken mussten. Sie flüsterten miteinander.
»Wo können sie sein? Ob sie sich verstecken?«
»Das macht wenig Sinn«, sagte Betsy.
Sie war in dem Fall pfiffiger als der junge Mann. In ihrem Haar hingen ein paar Heuhalme. An Sex dachte sie momentan nicht mehr.
»In Amarillo fallen Fremde auf. Hier können sie sich nicht lange verborgen halten.«
»Du meinst, dass sie fliehen müssen?«
»Klar.«
»Aber dazu brauchen sie Pferde. Die stehen nicht direkt vor der Bank. Sie müssen irgendwo in einem Hinterhof sein. An einem verborgenen Platz. Oder ...«
»Im Mietstall«, sagte Betsy. »Das macht Sinn.«
Der Sheriff war nicht darauf gekommen. Aber Betsy.
Sie hatte es kaum gesagt, als die Hintertür des Mietstalls aufgerissen wurde. Die beiden Jugendlichen schauten durch die Luke hinab, zu der eine Leiter hochführte.
Drei Männer drangen ein. Offensichtlich gehetzt. Sie trugen Reiterkleidung und hatten die untere Gesichtshälfte mit Halstüchern maskiert. Jetzt nahmen sie diese Masken ab.
»Los, Huck, wir satteln die Pferde. Los, los, los, schnell, schnell, schnell, und dann nichts wie ab durch die Mitte!«
»Wie viel haben wir wohl erbeutet?«
Die drei trugen jeder einen Futtersack. Sie waren alle noch jung, einer bärtig. Einer knapp mittelgroß, die beiden anderen größer. Betsy hatte sie noch niemals zuvor gesehen.
»Das Geld kannst du später zählen. Orrin, du passt vorne an der Tür auf. Dan, wir beide satteln. Beeilt euch!«
»Das brauchst du nicht extra zu sagen, Huck.« Huck war der Bärtige, ein brutal aussehender Kerl mit zwei Revolvern. »Der Bankraub sollte unblutig abgehen. Aber du hast der Frau des Bankiers in den Bauch geschossen. Hochschwanger war sie. Wie konntest du nur?«
»Halt's Maul, Dan, halt ja dein verdammtes Maul! Woher sollte ich denn wissen, dass die dumme Kuh gerade dann die Treppe herunterkommt, als wir abhauen wollten? Bis dahin lief alles glatt. Wir hätten den Bankier niedergeschlagen und wären ganz normal aus der Bank weggegangen. Aber die Tusse musste kommen. Ich dachte, sie hält eine Waffe in der Hand.«
»Eine Waffe! Du Vollidiot! Ein Staubwedel ist es gewesen, mit dem sie aus der Wohnung über der Bank runterkam. Und dann auch noch in den Bauch!«
»Ich habe im Reflex geschossen. Schneller Schnappschuss. Willst du jetzt trauern und deine Gewissenbisse ausbreiten und Reden halten? Lass uns abhauen! Wenn sie uns kriegen, hängen sie uns auf, lynchen uns vielleicht sofort!«
Betsy war entsetzt, Harry genauso geschockt. Der Bankier war noch jung – Horace P. Weatherstone hieß er. Seine junge, sympathische Frau Rose erwartete ihr zweites Kind. Beide wohnten sie über den Räumen der Bank an der Mainstreet.
Die Weatherstones waren beliebt. Rose Weatherstone hatte immer ein freundliches Wort gehabt, wenn sie Betsy in der Stadt begegnete. Zwei Mal war Betsy im Laden gewesen; einmal hatte Rose ihr eine Zuckerstange geschenkt, sich das andere Mal mit ihr wie mit einer Erwachsenen über Mode und Kleidung unterhalten.
Und jetzt sollte sie tot sein – oder im Sterben liegen. Betsy hatte an ihrer Schwangerschaft Anteil genommen. Beim letzten Mal, als sie ihr vor der Bank begegnete, hatte sie sie gefragt, wann denn das Kind zur Welt kommen würde.
Das hätte nun bald der Fall sein müssen. Es konnte sich nur noch um zwei, drei Wochen handeln. Betsy biss sich in die Hand, um nicht laut zu schreien. Ihr kamen die Tränen.
✰
Zu dem Zeitpunkt wussten Betsy und Harry nicht, wie sich der Überfall genau abgespielt hatte. Zur späten Mittagszeit, kurz vor Öffnung der Bank um zwei Uhr nachmittags, waren drei Männer dort aufgetaucht. Um die Zeit im Juli war es bullenheiß, und kein Hund traute sich auf die Straße.
Der Bankier Weatherstone war allein gewesen, hatte an seinem Schreibtisch Geld gezählt und Kassenbucheintragungen vorgenommen. Die drei hatten gewusst, dass er da sein würde. Sie schlichen sich vorsichtig an die Bank heran; einer passte unter dem Vordach im Schatten auf, einer klopfte.
Weatherstone antwortete.
»Wir wollen Geld einzahlen«, hatte ein Bandit – Huck – geantwortet. »Nun seien Sie mal nicht so, Mr. Weatherstone, wegen fünf Minuten.«
Es war tatsächlich 13:55 Uhr gewesen. Weatherstone war gutmütig und fasste Vertrauen, weil man ihn mit Namen angesprochen hatte. So schloss er auf. Er schaute in eine Revolvermündung. Über der Halbmaske funkelten ihn böse und scharf dreinblickende Augen an.
»Das ist ein Überfall! Tu, was wir dir sagen, und dir passiert nichts.«
Der Bankier musste gehorchen. Es lief alles nach Plan. Um die Stunde in der heißen Jahreszeit war Amarillo wie ausgestorben. Ein Bandit sperrte ab. Weatherstone rückte das Geld heraus.
Es wurde in Futtersäcke gestopft. Dann sollte der Bankier niedergeschlagen werden. Damit wäre der Bankraub glimpflich verlaufen. Doch Mrs. Weatherstone kam die Treppe herunter in den Schalterraum der Bank. Sie hatte unten Stimmen gehört und sich gefragt, was da los war.
Einen Staubwedel hielt sie in der Hand. Huck sah sie im Halbdunkel auf der Treppe – er schoss sofort.
Horace P. Weatherstone stürzte sich mit einem Aufschrei auf ihn, als er seine Frau schreien hörte und fallen sah. Huck schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Als er taumelte, haute ihm der Bandit Dan den Revolvergriff auf den Kopf.
Der Bankier ging zu Boden. In der Annahme, er wäre bewusstlos, spähten die drei Bankräuber aus dem Fenster. Der Knall des Schusses war innerhalb der Bank verschluckt worden, war nur sehr gedämpft auf die leere Straße gedrungen und hatten keinerlei Aufmerksamkeit erregt.
Als die drei Banditen das feststellten, verließen sie die Bank, als ob nichts gewesen wäre. Das war ein einfacher, unkomplizierter Plan, bei dem sie darauf bauten, dass die Mainstreet um die Tageszeit verlassen war. Intelligenzbestien waren sie alle drei nicht, sondern Primitive, denen ein Menschenleben nichts bedeutete. Wenn es brenzlig wurde, dachten sie mit der Faust oder mit dem Abzugsfinger.
Um die sterbende Mrs. Weatherstone, deren Baby sie bereits im Mutterleib ermordet hatten, kümmerten sie sich nicht. Rose Weatherstone lag in einer Blutlache.
»Mein Kind«, war ihr letztes Wort, bevor sie wehmütig diese Welt verließ. Ihr Mann lag mit blutendem Kopf am Boden.
Der Plan wäre aufgegangen. Die Pferde der drei Halunken standen im Mietstall. Dort hatten sie sie schon vor einer ganzen Weile untergestellt, als der Stallmann noch da war und bevor Betsy und Harry sich zu ihrem Liebesgeflüster dorthin zurückzogen.
Der Bankier kam jedoch rasch wieder zu sich. Dans Schlag hatte ihn nicht hart genug getroffen. Weatherstone kam taumelnd auf die Beine. Er sah nach seiner Frau, stellte fest, dass ihr nicht mehr zu helfen war, wankte mit blutendem Kopf an seinen Schreibtisch und nahm den 38er Smith & Wesson aus der Schublade.
Die Banditen hatten, als sie die Bank verließen, das Schild ›Geschlossen‹ an die Tür gehängt, von außen abgesperrt und den Schlüssel in einen Tränketrog geworfen.
Weatherstone konnte nicht hinaus.
Er schlug also von innen ein Fenster ein, schoss mit dem Revolver in die Luft und schrie: »Banküberfall! Meine Frau ist ermordet worden!«
Das hörten Betsy und Harry im Mietstall noch nicht. Aus den umliegenden Häusern eilten Menschen auf die Straße. Sie sahen den Bankier mit blutüberströmtem Gesicht am Fenster, sahen ihn gestikulieren und hörten ihn schreien.
Von da an ging es rund. Die Banditen waren noch nicht weit weg. Sie verschwanden in einer Gasse, brachen eine Lücke in einen Zaun und liefen durch Hinterhöfe zum Mietstall.
Dort waren sie nun, sattelten und wollten verschwinden. Wenn es nötig wurde, würden sie sich rücksichtslos den Weg freischießen.
✰
»Auf zum Mietstall!«, rief es nun draußen, weiter entfernt. »Vielleicht haben sie ihre Pferde dort stehen.«
Endlich kommt ihr drauf, dachte Betsy. Sheriff Maxwell sank in ihrer Achtung. Sie kauerte mit Hank an der Luke oben. Sie hatten sich etwas zurückgezogen. Vorher, als die drei Banditen in den Mietstall gekommen waren, hatten diese sie nicht gesehen.
Nach dem grellen Licht draußen hatten sich ihre Augen erst einmal an das Dämmerlicht im miefigen Stall gewöhnen müssen.
Die Pferde waren gesattelt.
Der Bandit Orrin rief: »Wir gehen hinten raus! Dann ab durch die Gassen und weg. Das ist eine fette Beute.«
Wilder Triumph klang aus seiner Stimme. An die erschossene Schwangere dachte er schon nicht mehr. Die Futtersäcke mit dem Geld hingen an den Sätteln.
Als die drei Banditen ihre Pferde zur Hintertür führten, stieß Betsy ihren Loverboy an.
»Du musst sie aufhalten, Harry! Sie dürfen nicht entkommen.«
»Ich?!«, flüsterte er. »Wieso denn ich? Wie soll ich das machen?«
»Du hast doch einen Revolver«, zischelte das brünette Girl. »Gebrauch ihn, halt sie in Schach.«
»Das sind drei Männer, drei Mörder. Das kann ich nicht, das wage ich nicht. Dafür ist der Sheriff da.«
»Du musst!«
»Nein.«
Harry zog sich zurück. Er war groß und breitschultrig, ein guter Reiter und Schütze. Er gab auch immer eine Stange an, dieser Ranchersohn. Doch jetzt kniff er.
Betsy zog ihm den Colt aus dem Holster.
»Dann mache ich es.«
»Nein. Gib – mir – den – Revolver – zurück!«
Die drei Banditen hatten die Hintertür des Mietstalls geöffnet. Helles Licht flutete herein. Huck stand vorn, hinter ihm Orrin und halb hinter diesem, ein Stück zurück, Dan. Sie blinzelten ins Licht.
»Ich glaube, ich hab was gehört«, sagte Orrin. »Oben auf dem Heuboden.«
Harry wich weiter zurück. Er versuchte nicht mehr, Betsy den Revolver wegzunehmen. Sie glaubte sogar, dass er zitterte. Dieser Held, der ihr die Jungfernschaft hatte nehmen sollen.
»Was soll denn da oben sein?«, fragte Huck, während Rufe und Stimmen sich vorne dem Mietstall näherten. »Dort ist keiner. Du wirst eine Ratte gehört haben. Die Biester sind überall. Willst du da oben nachsehen?«
»Nein. Lass uns abhauen.«
Huck war schon draußen, wo die Männer aus Amarillo näherkamen. Sie mussten jetzt direkt vorm Mietstall sein. Pferde schnaubten in den Boxen und stampften mit den Hufen.
Die Tiere waren beunruhigt, weil sich im Mietstall etwas tat nach der schläfrigen warmen Mittagsstunde, in der sie gedöst hatten.
»Passt auf! Sie könnten da drin sein!«, rief direkt vorm Mietstall der Sheriff. »Haltet die Waffen schussbereit.«
Auf die Idee, zur Hintertür zu laufen, kam noch niemand. Die Banditen hätten verschwinden können und hatten beste Chancen, Amarillo mit ihrer Beute zu verlassen. Dann musste ein Aufgebot sie erst mal jagen und stellen.
Betsy griff ein.
»Halt!«, rief sie oben durch die Luke des Heubodens und zielte mit dem Revolver. »Waffen weg und ergebt euch! Oder ich schieße!«
Orrin fluchte und rief: »Da oben ist doch jemand! Ich hab's ja gesagt!«
»Keine falsche Bewegung!«, rief Betsy mit ihrer hellen Stimme. »Oder es knallt! Hände hoch! Sofort!«
»Das ist ja ein Girl!«, rief Dan überrascht. Er feuerte blindlings in die Richtung von Betsys Stimme. Er sah sie von seiner Position aus nicht. »Weg hier!«
Der Schuss krachte im Mietstall. Betsy hörte die Kugel pfeifen. Im Reflex drückte sie ab, auf den untersetzten Orrin, als der seinen Revolver hochriss. Sie hatte genau auf den Mann gehalten und traf ihn in die Brust.
Orrin fiel mit einem erstickten Schrei. Im Fallen feuerte er einen Schuss ab, der irgendwohin durch das Dach ging. Dan feuerte am Hals seines braunen Pferds vorbei. Betsy schoss auf ihn und traf ihn in die Schulter.
Im Mietstall war die Hölle los. Es roch nach Pulverdampf, es wurde geschossen. Die Pferde in den Boxen gerieten in Panik, wieherten schrill und keilten aus.
Orrins Pferd raste hinaus und rannte Huck um, der hinter dem Mietstall gerade in den Sattel steigen wollte.
Dan hielt seinen Gaul an den Zügeln und wollte ihn nicht weglassen. Das Pferd stieg auf der Hinterhand hoch. Der Bandit hielt Zügel und Revolver mit der Hand seines unverletzten Arms.
»Was machst du da, Betsy?«, fragte Harry entsetzt.
Betsy gab ihm keine Antwort. Sie flitzte fast rutschend die Leiter hinunter, ohne groß auf die Sprossen zu achten. Sie hielt den rauchenden Colt in der Faust.
Dan sah sie. Er ließ die Zügel los und wollte auf sie schießen. Betsy, vollkommen kaltblütig – sie wusste nicht, woher sie das nahm –, schoss mit gestrecktem Arm und gezielt. Wieder voll auf den Mann, genau in die Brust, ein tödlicher Schuss.
Ihr Vater und ihre Brüder hatten ihr gesagt, wohin man bei einer Schießerei schießen musste. Später wünschten sie sich, sie hätten es nicht getan.
Dan fiel, ohne noch einmal geschossen zu haben. Sein Pferd rannte weg. Betsy pirschte mit schussbereiter Waffe geduckt nach vorn. Harry schaute oben aus der Luke, krallte die Finger um deren Rand und wollte nicht glauben, was sein süßes Girl tat. Er hatte sie für ein harmloses Kätzchen gehalten.
Jetzt schien es ihm eher, dass sie eine junge Tigerin war.
Huck, der Mörder der Bankiersfrau und ihres ungeborenen Kindes, war in den Sattel gelangt. Er schaute sich um. Vorn flog die Tür auf. Der Sheriff und zwei weitere Männer erschienen, mit Colts und einer Winchester.
Der Winchestermann, voller Adrenalin, riss sein Gewehr hoch. Er hätte auf Betsy geschossen, denn den Banditen hinterm Stall sah er nicht. Er sah nur Betsy, denn er war aufgeputscht und zugleich voller Angst.
Im letzten Moment schlug ihm der Sheriff den Lauf hoch. Er verhinderte so den Schuss.
»Bist du verrückt? Das ist die kleine Betsy!«
Mit klein meinte er jung.
Er sah die zwei Niedergeschossenen am Boden und bellte: »Weg da, das ist meine Sache!«
Doch Betsy hatte Blut geleckt. Sie hörte nicht auf ihn. Sie sprang vor.
Der bärtige Huck ritt gerade auf seinem Schecken vom Hof.
»Hey!«, rief Betsy ihn an.
Er schoss nach hinten auf sie, doch zu schnell, und traf sie nicht. Auch Betsy verfehlte ihn, von dem Schuss und dem heißen Blei irritiert, das sie knapp verfehlte. Sie traf den Schecken in den Kopf.
Der Gaul fiel. Huck gelangte geschickt aus dem Sattel. Er fiel auf den Boden, sprang aber gleich wieder auf, den Colt in der Faust. Ein Futtersack an seinem Sattel hatte sich geöffnet. Geldscheine flatterten umher.