Jack Slade 1027 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1027 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Man schreibt das Jahr 1898, und im Yukon-Territorium von Kanada tobt der Goldrausch. Auch der junge Abenteurer Jack hofft, hier reich zu werden. Doch auf dem beschwerlichen Weg über den verschneiten White-Horse-Pass kreuzt eine zwielichtige Gestalt seinen Weg: Soapy Smith, ein charmanter Trickbetrüger, der es versteht, die Goldsucher noch vor Skagway um ihr Geld zu erleichtern. Jack ist fasziniert von Soapys Methode, ohne harte Arbeit an Geld zu kommen, und schließt sich ihm an. Doch die Dinge ändern sich, als eine mysteriöse russische Gräfin in Skagway auftaucht und das Schicksal der beiden Männer auf den Kopf stellt.


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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

König der Gauner

Vorschau

Impressum

König der Gauner

Man schreibt das Jahr 1898, und im Yukon-Territorium von Kanada tobt der Goldrausch. Zu den Glücksrittern aus aller Welt, die dort ein Vermögen aus dem Boden zu holen hoffen, gehört auch ein junger Mann namens Jack.

Doch auf dem beschwerlichen Weg über den verschneiten White-Horse-Pass kreuzt eine zwielichtige Gestalt seinen Weg: Soapy Smith, ein charmanter Trickbetrüger, der es versteht, die Goldsucher noch vor Skagway um ihr Geld zu erleichtern.

Jack ist fasziniert von Soapys Methode, ohne harte Arbeit an Geld zu kommen, und schließt sich ihm an. Doch die Dinge ändern sich, als eine mysteriöse russische Gräfin in Skagway auftaucht und das Schicksal der beiden Männer auf den Kopf stellt ...

Der wütende Wind, der durch die zerklüfteten Felsen fuhr und Schneeböen vor sich hertrieb, erinnerte ihn an das Heulen eines Wolfs. Der White-Horse-Pass trug seinen Namen zurecht. Entlang des Weges stieß man auf die Gerippe von Pferden. Manchmal lagen unter der Schneedecke Kadaver. Im Eis verfaulten sie nicht. Aber der Schnee hatte sie vollkommen weiß gefärbt. Daher White Horse Pass. Der Pass der weißen Pferde.

Jack zog den Kragen seines Mantels enger, als er spürte, wie die Kälte ihre eisigen Finger nach ihm ausstreckte. Längst rasselte sein Atem wie ein verzweifeltes Hecheln, und jeder Atemzug schmerzte in Hals und Lunge. Doch jeder Schritt brachte ihn seinem Traum auch ein kleines Stück näher. Die Goldfelder von Alaska lagen jenseits dieses Passes, und jeder, der dort reich werden wollte, musste erst dieses natürliche Hindernis bezwingen. Hier trennte der Klondike die Knaben von den Männern.

Er war gerade siebzehn geworden, und seit einer Weile schabte er sich den Flaum von den Wangen, den er stolz Bartwuchs nannte. Die Entbehrungen der letzten Monate hatten ihn altern lassen. Noch verlieh ihm seine Jugend Kraft, doch sein Enthusiasmus, der ihn bis hierher gebracht hatte, drohte nun zu gefrieren.

Die Kälte biss sich durch die Kleidung bis auf die Knochen. Der Weg vor ihm war steil und tückisch, eine endlose Reihe von Hindernissen, die nur darauf warteten, den Unvorsichtigen in den Abgrund zu reißen.

Das verheißungsvolle, unkartierte Land, das Reichtum und Abenteuer verhieß, hatte ihn schon auf der Reise von San Francisco entlang der Westküste auf die Probe gestellt. Drei Wochen hatte die Fahrt auf dem Schoner gedauert, und einmal wären sie in einem Sturm vor der Küste von British Columbia fast gekentert.

Er hatte als Matrose angeheuert, weil er die Überfahrt nicht bezahlen konnte. Die wenigen Vorräte und Ausrüstungsstücke, die er sich für den Fußweg beschafft hatte, beraubten ihn seiner letzten Barschaft. Die Erfolgsmeldungen der Goldfunde im fernen Norden hatten in ihm eine Flamme entzündet, die kein Hindernis löschen konnte. Nicht einmal dieser verfluchte Pass.

Nun lag der letzte große Test vor ihm, der White-Horse-Pass, bekannt und gefürchtet als einer der gefährlichsten Wege nach Dawson. Doch Jack war fest entschlossen, sich den zahllosen Goldsuchern anzuschließen und sein Glück zu machen. Wie eine Reihe von Ameisen kämpften sich die Stampeder, wie man die Goldsucher vom Klondike auch nannte, den verschneiten Pass hinauf. Hand über Hand zogen sie sich an einem Strick hoch, den Landvermesser angebracht hatten.

Wer aus der Schlange ausschied, um eine Atempause zu machen, oder wem die Füße versagten, der verlor seinen Platz in der Schlange. Und keiner der Nachkommenden würde ihn wieder in die Reihe lassen.

Jack blickte über seine Schulter. Hinter ihm kämpfte sich ein Goldsucher den steilen Hang hinauf, ein Mann, der doppelt so alt war wie er, der aber mit der Anstrengung besser zurechtkam. Direkt vor Jack ging ein Mann, dessen Gesicht er noch nicht einmal gesehen hatte, seit sie den Aufstieg begonnen hatten. Er hatte sich noch nie zu Jack umgedreht. Es interessierte ihn ganz einfach nicht, wer hinter ihm ging.

Jack war einer der vielen Namen- und Gesichtslosen. Falls er stürzte, musste er selbst sehen, wie er zurechtkam. Am White-Horse-Pass gab es nur eine Losung: nach oben!

Alle Gesichter waren von Anstrengung und Kälte gezeichnet. Keiner sprach ein Wort. Jedes unnötige Gespräch kostete Energie. Alle Augen waren starr auf den nächsten Schritt gerichtet. Die endlose Menschenreihe hatte einen Pfad in den Schnee gestampft.

Die ersten Prospektoren, die erst vor einem Jahr über den Lynn Canal angekommen waren und sich einen Weg bahnten, standen vor der Entscheidung, entweder den fünfundvierzig Meilen langen White Horse Pass oberhalb von Skagway zu bezwingen, oder aber den Chilkoot Trail, der von Dyea aus dreiunddreißig Meilen hinaufführte. Beide Pfade führten über die Coastal Mountains nach Kanada. Sie endeten am Lake Bennett im Yukon Territory. Wer dort ankam, hatte es geschafft.

Der Chilkoot war kürzer, aber voller Hindernisse. Blieb also noch der White Horse, der zehn Meilen länger, dafür weniger steil war. Doch während des Frühlings verwandelte er sich in Morast und wurde unpassierbar.

Jack sah sich nun vor dieselbe Wahl gestellt wie die ersten Wegbereiter: Eine Option bedeutete die Hölle, die andere die Verdammnis. Jack hatte den White Horse Trail gewählt. Erst viel später sollte ihm bewusst werden, wie schicksalhaft diese Entscheidung gewesen war.

Ein Mann namens William Moore, im Rang eines Captains, hatte den Trail abgesteckt. Allerdings war er für erfahrene Reiter und nur leicht beladene Reitpferde gedacht gewesen. Als die Horden von Goldsuchern im Hafen von Skagway ankamen, da machten sie sich mit Karren auf den Weg, schwer beladen mit Material. Es kam immer wieder vor, dass man einen Gaul, der an Erschöpfung gestorben war, vom Pass zerren musste, bevor man weitergehen konnte.

Es musste etwa Mittag sein, jedenfalls sagte das Jack sein knurrender Magen. Er hatte gehofft, dass die Mittagssonne durch die schweren Wolken dringen könnte. Ihre Strahlen hätten ihn etwas aufgewärmt. Die Sonne hätte ihm neuen Mut gemacht. Doch wie es aussah, brauchte die Sonne selbst Mut. Sie versteckte sich.

Er ging wie automatisch vorwärts. Links, rechts. Er versuchte, nicht zu denken. Am Nachmittag sank die Temperatur rapide. Der kalte Wind machte ihm zu schaffen, weil seine Kleider verschwitzt waren. Links, rechts. Der Mann vor ihm war etwas langsamer geworden. Vielleicht würde er bald aufgeben. Jack machte sich bereit, ihn zu überholen. Das würde eine weitere Kraftanstrengung kosten.

Unvermittelt sprach der hinter ihm gehende Mann ihn an. »Junge, du gehst zu schnell. Spar deine Kraft. Der Weg ist noch lang und wird noch schlimmer.«

Jack blickte kurz über die Schulter, um hinter sich das bärtige Gesicht eines alten Goldgräbers zu sehen. Der Junge nickte dem Älteren kurz zu, eine stumme Anerkennung für diesen wertvollen Rat. Er wusste, dass der Alte recht hatte, aber selbst wenn Jack allen Naturgewalten fast schutzlos ausgesetzt war, so nagte doch die Ungeduld der Jugend an ihm. Jeder Tag, den er früher in Dawson ankam, war ein Tag näher am Gold. Er zwang sich, langsamer zu gehen, seine Schritte bedachter zu setzen.

Stunden vergingen in einem schleppenden Rhythmus aus Schritt um Schritt, Atemzug um Atemzug, Schweißtropfen um Schweißtropfen. Die Kälte schien niemals nachzulassen, und Jack spürte, wie seine Glieder schwerer wurden. Er dachte an das Gold, an die Geschichten von Männern, die Reichtum und Ruhm erlangt hatten. Das hielt ihn aufrecht, das und die einfache Tatsache, dass Umkehren keine Option war.

Als sie nach einer Ewigkeit am anbrechenden Abend auf der Passhöhe ankamen, brachen manche der Männer vor Erschöpfung zusammen. Der Anblick war ansteckend wie die Pest, denn auch Jack hätte sich am liebsten im Schnee ausgestreckt und verschnauft. Doch das war der falsche Augenblick, einen verfrühten Triumph zu feiern, noch dazu in verschwitzter Kleidung, denn der Himmel zog sich zu, und dicke Schneeflocken begannen zu fallen.

Der Wind nahm an Stärke zu und peitschte ihnen Eiskristalle ins Gesicht. Der Alte hinter ihm zog den Hut tiefer ins Gesicht und schob sich weiter voran. Jack besaß keinen Hut; er hatte sein Taschentuch unterm Kinn zusammengeknotet, um die roten Ohren vor dem pfeifenden Wind zu schützen.

Hier löste die Schlange sich auf, und obwohl sie alle noch dasselbe Ziel hatten, suchte jeder seinen eigenen Weg.

Etwas abseits des ausgetretenen Fußpfads fuhren jene Goldsucher, die sich einen Wagen und Zugtiere leisten konnten. Ein Kutscher hieb auf seine zwei Gäule ein, die im Schneetreiben stehen geblieben waren. Er konnte ihnen den Rücken wund peitschen, sie blieben stur.

»Vorwärts! In Dreiteufelsnamen, vorwärts!« Es sah ganz so aus, als würde man bald zwei frische Kadaver entlang des White Horse Passes finden.

Der Kutscher trug eine Pelzmütze und einen Schal, doch Jack erkannte ihn gleich. Unten in Skagway hatte der Mann einen Ofen in einem Geschäft erstanden. Jack hatte die Verkaufsverhandlungen interessiert verfolgt. Der Händler war gewieft.

»Ohne diesen Ofen werden Sie den Winter in Dawson nicht überleben, guter Mann.« Der Verkäufer wickelte ihn mit Schauergeschichten von Minustemperaturen ein, denn offenbar konnte dieser Goldsucher ohne Luxus nicht leben. Den Preis hatte er nicht herunterhandeln können. »Dies ist das neueste, gusseiserne Modell, das Beste, das im ganzen Klondike-Gebiet zu kriegen ist, und wenn Sie in Dawson nach einem harten Tag die Füße ausstrecken wollen, dann werden Sie Gott danken, dass Soapy Smith Ihnen diesen Ofen verkauft hat, mein guter Mann.«

Schließlich hatte der Goldsucher den vollen Preis bezahlt, und eine Hilfskraft des Ofenhändlers packte mit an, um das Ding auf den Wagen zu wuchten. Erst jetzt dachte Jack, dass der Händler vielleicht vermeiden wollte, dass der Kutscher merkte, welches Gewicht er sich aufbürdete.

Als der Mann seinen Karren Richtung Pass lenkte, da hatte Jack ihn gefragt, ob er vielleicht mitfahren konnte, wenigstens so lange, bis sie die Höhen erreichten, dann würde er aussteigen und schieben helfen. Doch der Kutscher, ein gemeiner Mensch, holte mit seiner Peitsche aus, als ob er den Riemen Jack ins Gesicht schlagen wollte.

»Mach, dass du wegkommst!«

Schon klar, hier war sich jeder selbst der Nächste, diese Lektion in Freundlichkeit hatte Jack nun gelernt.

Nun waren die Pferde am Ende. Sie wollten den schwer beladenen Wagen nicht weiter ziehen, auch wenn ihr Besitzer sie halb totschlug.

Als der Kutscher den jungen, kräftigen Zuschauer seiner armseligen Bemühungen bemerkte, rief er ihm zu: »Hey, du! Junge! Schieb mal hinten an, ja?«

»Den Teufel werd' ich tun«, entgegnete Jack, und es tat ihm überhaupt nicht leid um den Kerl.

Die Schneedecke wurde immer dichter, und der Pfad war kaum noch zu erkennen. Nicht ohne Schadenfreude sah Jack zu, wie der Kutscher die Ladeklappe hinten öffnete und den Ofen fluchend herauswuchtete. Er opferte den Luxusgegenstand seinem Überleben.

Das Ding war so schwer, dass es nicht umkippte oder wegrollte, sondern an Ort und Stelle stehen blieb.

Jack bemerkte, dass das Schauspiel noch einen weiteren Zuschauer angelockt hatte. Der freundliche Alte, der hinter ihm gegangen war. Er schrie gegen den Wind an.

»Der Sturm wird stärker! Ich habe eine Plane! Hilf mir, sie aufzuspannen, dann hast du dir einen Platz im Trockenen verdient!«

Der Alte war offenbar mit einer Freundlichkeit gesegnet, die dem gemeinen Kutscher völlig abging. Jack nickte erneut, und gemeinsam holten sie aus dem Rucksack des Alten eine Plane, die sie unter einem Baum aufspannten. Es war kein Zufall, dass sie sich den Lagerplatz genau beim verlassenen Ofen ausgesucht hatten.

Jack war zutiefst dankbar, dass er die Bekanntschaft von Muldoon gemacht hatte, denn der alte Prospektor kannte sich in der Wildnis aus. Schnell hatte er mit einer Schaufel, die er auf den Rücken geschnallt hatte, ein Loch im Schnee ausgehoben und trockene Wurzeln ausgegraben. Damit heizten sie ihren Ofen, dessen Wärme ihnen über die Nacht helfen sollte.

»Zieh dir die Schuhe aus, damit dir die Füße nicht erfrieren«, hatte Muldoon geraten, und Jack hatte beschlossen, alles zu befolgen, was dieser Goldsucher ihm an Weisheiten anvertrauen würde.

Als sie sich schlotternd aneinander lehnten, während der Nachtwind an der Plane zerrte und sie sich alle paar Minuten fürchten mussten, er würde sie ihnen entreißen, da blickten sie dankbar in das prasselnde Feuer im Ofen und grinsten beim Gedanken an den dummen Kutscher, der ihnen dieses gute Stück überlassen hatte.

»Dieser Ofen«, lachte Muldoon, »hatte schon eine ganze Reihe von Besitzern.«

Jack verstand nicht, wie er das meinte.

»Ganz einfach«, erzählte er. »Der Ofen wird in Skagway an gutgläubige Idioten verkauft, die glauben, sie könnte damit Dawson erreichen. Das Ding ist aus Gusseisen und schlicht zu schwer für den Transport. Früher oder später geben die Besitzer ihn auf. Der ganze Trail ist gesäumt von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen, die aufgegeben werden mussten. Dann heißt es entweder, die Pferde zu Tode schinden oder den Ofen zurücklassen.«

Jack war dankbar, dass der gemeine Kerl sich für den Ofen entschieden hatte. Auch, weil dadurch seine zwei Pferde weiterleben würden.

Er fragte Muldoon, wie es denn kam, dass die Öfen mehr als einen Besitzer hatten.

Wieder lachte der Alte herzlich, als handle es sich um einen großartigen Scherz.

»Der Mann, der in Skagway diese Dinger verkauft, weiß ganz genau, dass man sie aufgeben wird. Er holt sie sich ganz einfach wieder, sobald sie hier im Schnee liegen bleiben.«

»Diesen Mann hab' ich gesehen, in Skagway, den Ofen-Händler.«

»Ofen-Händler?«, gluckste Muldoon. »Ich glaube nicht, dass er die Bezeichnung eines ehrenwerten Berufsmanns verdient. Den du gesehen hast, war kein anderer als Soapy Smith.«

»Hallo? Ist da jemand drin? Lebt da noch einer?«

Eine tiefe Männerstimme riss Jack aus dem Schlaf. Er war überrascht, wie tief er trotz der Kälte geschlafen hatte. Er erwachte mit einem Schreck, denn ihm war gesagt worden, dass man im Schlaf erfrieren konnte.

»Hallo, wer ist da?«, antwortete er vorsichtig durch den Schlitz in der steinhart gefrorenen Plane.

Er hörte knirschende Schritte im Schnee, die auf die behelfsmäßige Unterkunft zukamen. Dann schlug eine Hand die Plane auf, und ein Augenpaar lugte herein, so kristallklar, wie Jack es noch nie an einem Menschen gesehen hatte. Erst dachte Jack, dass es sich um einen Überfall handelte, denn der Kerl hatte sich einen Schal vors Gesicht gebunden, der nur die Augenpartie freiließ, und einen Filzhut tief in die Stirn gezogen.

»Guten Morgen«, sagte der Unbekannte freundlich, und Jack entspannte sich und erwiderte den Gruß.

Der Fremde trug eine feine Jacke, mit Schafsfell ausgeschlagen, um die Jack ihn augenblicklich beneidete.

»Ah, ich sehe, mein Ofen hat gute Dienste geleistet.«

Der Ofen strahlte noch immer etwas Wärme ab, doch das Feuer war erloschen.

Muldoon hatte noch nichts gesagt. Unter der Plane hatten sie zu wenig Platz gehabt, um sich hinzulegen, so hatten sie beide Rücken an Rücken im Sitzen geschlafen. Der Alte regte sich nicht.

»Muldoon?« Jack zog an seinem Ärmel. »Muldoon!«

»Tote kann man nicht aufwecken, mein Junge«, sagte der Fremde, in einem bedauernden, aber endgültigen Unterton.

Jack rutschte um den Alten herum, bis er ihn vor sich hatte. Muldoons Gesicht war grau. Die buschigen Brauen waren von Eispartikeln durchsetzt. Er musste in der Nacht erfroren sein.

»Das ist für meinen Ofen natürlich keine gute Werbung.«

Jetzt erkannte Jack ihn: der Händler aus Skagway! Der Verkäufer, der dem Kutscher den Ofen aufgeschwatzt hatte.

Ganz benommen kroch Jack aus dem Zelt. Auch ohne dass ihn noch jemand stützte, blieb Muldoon einfach so sitzen, ein Mensch, der zum Eiszapfen geworden war.

Der Schnee um das Zelt herum war ein gnadenloses Weiß, das alles verschlang. Die Spuren, die sie gemacht hatten, waren nicht mehr zu sehen. Die Felsen, die Bäume, der Pfad – alles lag unter einer stillen Decke aus Schnee.

Am Wegrand stand ein Wagen. Ein weiterer Mann, ein vollbärtiger Gehilfe im karierten Hemd – derselbe, der den Ofen unten im Ort auf die Kutsche gehoben hatte –, ließ die Ladeklappe herunter. Sie waren im Begriff, den gebrauchten Ofen aufzuladen, um ihn wie neu wieder zu verkaufen.

»Hast du schon gefrühstückt? Hilf beim Aufladen, dann bekommst du ein belegtes Brot.«

Die Aussicht auf Nahrung war verlockend. Sollte der Mann doch seinen Ofen wiederhaben, damit er ihn erneut verkaufen konnte. Doch Jack wollte sich erst um den toten Gefährten kümmern.

»Helfen Sie mir, ihn zu begraben?«

»Das macht der Yukon schon für uns, mein Junge. In wenigen Stunden wird er vom Schnee bedeckt sein.«

Jack konnte nicht fassen, wie jemand so herzlos über seinen Gefährten daherreden konnte.

Trotzig nahm er die Schaufel, die er von Muldoon geerbt hatte, und stieß sie in den Boden. Es klang, als ob der Spaten auf festen Stein gestoßen war, dabei war das nur gefrorene Erde. Die Kälte der Nacht steckte Jack noch in den Knochen, doch Aufgeben kam nicht in Frage, weil er fühlte, dass der Fremde ihm bei seinem sinnlos erscheinenden Vorhaben zusah.

Der Ofen-Händler schüttelte halb amüsiert den Kopf. Er wusste genau, wie lange es hier oben dauerte, ein Loch auszuheben, geschweige denn, einen Mann unter die Erde zu bringen. Dieser junge Kerl hatte noch nicht gelernt, dass jeder Mann im Yukon selbst für sich verantwortlich ist. Wer den Yukon herausforderte, um ihm seinen Teil vom Gold abzupressen, der hatte auch mit den Konsequenzen zu leben. Oder mit ihnen zu sterben.

Er und sein vollbärtiger Gehilfe hatten Tragegriffe dabei, die es ihnen erlaubten, den Ofen auf den Wagen zu hieven. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Arbeit verrichteten. Derselbe Ofen war in den letzten zwei Wochen zweimal verkauft worden.

Der Ofenhändler war längst weitergezogen, als Jack seinen toten Freund in seine eigene Zeltplane einwickelte, ihn mit Erde bedeckte und ein paar Steine über seinem Grab aufhäufte, damit die Aasfresser ihn nicht ausgruben. Er sah sich nach zwei Holzstücken um, die er als Kreuz verwenden konnte.

Nach vollendeter Arbeit stand er vor Muldoons letzter Ruhestätte. Niemand außer ihm würde sich an den Alten erinnern, der ihm geholfen hatte, doch Jack fiel kein passendes Gebet ein, so beendete er die Zeremonie dann einfach mit einem »Amen«. Obwohl er den Mann kaum einen ganzen Tag lang gekannt hatte, hatte er das Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben.