Jack Slade 1028 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1028 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Jesse Wildman, einer der vielen, die im Westen der USA im 19. Jahrhundert ihr Glück suchen, landet auf der Flucht vor dem brutalen Gangster Big Ben beim Eisenbahnbau. Zunächst scheint es, dass er nur vom Regen in die Traufe geraten ist, denn die Bahngesellschaften holen aus ihren Arbeitern heraus, was sie nur herausquetschen können. Doch Jesse, der sich nichts gefallen lässt, beginnt, sich durchzusetzen - und eine neue Zukunft zu erträumen, vielleicht sogar an der Seite von Alice, die ihm das Herz wärmt. Allerdings rücken die Schatten der Vergangenheit näher. Eine andere, zutiefst enttäuschte Frau, die Jesse auf seinem Weg zurückgelassen hat, und Big Bens unbarmherziger Zorn bedrohen seinen Frieden ...


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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Sie nannten ihn den Deutschen

Vorschau

Impressum

Sie nannten ihn den Deutschen

Jesse Wildman, einer der vielen, die im Westen der USA im 19. Jahrhundert ihr Glück suchen, landet auf der Flucht vor dem brutalen Gangster Big Ben beim Eisenbahnbau. Zunächst scheint es, dass er nur vom Regen in die Traufe geraten ist, denn die Bahngesellschaften holen aus ihren Arbeitern heraus, was sie nur herausquetschen können.

Doch Jesse, der sich nichts gefallen lässt, beginnt, sich durchzusetzen – und eine neue Zukunft zu erträumen, vielleicht sogar an der Seite von Alice, die ihm das Herz wärmt.

Allerdings rücken die Schatten der Vergangenheit näher. Eine andere, zutiefst enttäuschte Frau, die Jesse auf seinem Weg zurückgelassen hat, und Big Bens unbarmherziger Zorn bedrohen seinen Frieden ...

Jesse Wildman steckte so tief im Schlamassel wie noch nie. Der Schlamassel war weiblich und hieß Janet. Noch wusste er nicht, dass der Ärger gleich losgehen würde.

»Oh ja, Sweetheart, mach weiter, ich komme gleich!«, stöhnte Janet unter ihm. Es war schon das zweite Mal.

Während er sie stieß, knetete sie ihre großen Brüste und lutschte an ihren Nippeln.

Auch Jesse war jetzt fast so weit. Aber noch hielt er sich zurück.

Erst als sie schreiend kam und ihre langen Fingernägel vor Lust in seinen Rücken krallte, gedachte auch er sich zu entladen.

Aber dazu kam es nicht. Denn jemand pochte Hammerschlägen gleich gegen die Tür.

»Verdammt, Janet! Wen bumst du da, zum Teufel? Der nächste Kunde wird langsam sauer! Und ich auch, wenn du nicht sofort die Tür aufschließt!«

Der da schrie, hieß Ben MacPercy, von allen nur Big Ben genannt, und er war Janets Zuhälter. Niemand wagte es, sich ihm in die Quere zu stellen. Und wer es doch tat, wurde von ihm zerquetscht wie eine Fliege.

»Schnell, in den Schrank!«, flüsterte Janet. Sie war noch immer puterrot im Gesicht.

Jesse ließ sich nicht zweimal bitten. Nackt wie er war, hastete er in den Schrank.

Janet sprang vom Bett auf. Davor lagen noch seine verstreuten Kleider. Mit gezielten Tritten beförderte sie die Klamotten unters Bett. Dann flötete sie: »Ich komme ja schon, Big Daddy.«

»Big Daddy«, so durfte nur sie ihn nennen.

Sie hastete zur Tür und schloss sie auf.

Wild schnaubend wie ein Rhinozeros stand er vor ihr, rammte sie mit einem Schlag zur Seite und stürmte ins Zimmer.

»Wo ist er?«, schrie er.

»Wen meinst du?«

»Ich meine den, der dich flachgelegt hat, ohne dass ich es wusste!«

»Hier ist niemand, wirklich nicht!«, flehte Janet. Sie rieb sich den schmerzenden Arm, mit dem sie gegen die Tür geknallt war. Er lief bereits blau an.

Er wandte sich ihr zu. »So? Dann habe ich mir dein Gestöhne wohl nur eingebildet, was?« Er schlug ihr ins Gesicht, dass die Lippe aufplatzte.

»Ich hab's mir selbst besorgt, glaub mir doch!«, heulte sie.

»Ich glaub dir einen Scheißdreck. Wo ist der Kerl?«

Er holte erneut aus. Aber da sagte eine Stimme: »Ich bin der Kerl.«

Jesse war aus dem Schrank getreten. Splitternackt stand er vor seinem Boss. Sein Schwanz stand noch immer aufrecht wie eine Eins und legte Zeugnis ab von dem, was sich hier bis vor einer Minute abgespielt hatte.

Big Ben hatte mitten im Schlag innegehalten. Ungläubig starrte er seinen Mitarbeiter an. Im nächsten Moment färbte sich sein Gesicht rot vor Wut.

»Wie lautet das eherne Gesetz?«, presste er zwischen den Zähnen hervor.

»Du sollst die Finger von meinen Huren lassen«, antworte Jesse mit ruhiger Stimme.

»Genau. Und was hast du getan? Hast deinen dreckigen Schwanz in ihr Loch gesteckt! Ich sollte euch beide über den Haufen schießen. Aber ich habe eine bessere Idee.« Er lachte gehässig. »Zieh dich an, und komm mit runter in den Saloon!«

Während Jesse seine Kleider unter dem Bett aufsammelte und in seine Sachen stieg, galt ein letzter böser Blick Big Bens Janet.

»Mit dir rechne ich später ab, du Schlampe!«

Er ließ Jesse vorangehen. Die Treppe runter in den Saloon. Dort schauten ihnen alle Augenpaare entgegen. Denn das da was im Busch war, das hatten alle mitbekommen. Spätestens als Big Ben brüllend gegen die Tür geschlagen hatte. Einige der Blicke drückten Mitleid aus. besonders die der Bardamen. Jesse war ein gut aussehender junger Kerl. Dazu hilfsbereit und immer freundlich zu allen. Sie mochten ihn, den man den Deutschen nannte. Von seiner deutschen Mutter hatte er wohl die weizenblonden Haare und das hübsche Gesicht geerbt, von seinem Vater die schlanke, hochgewachsene Figur.

Vor den letzten drei Stufen erhielt Jesse einen harten Schlag in den Rücken, sodass er strauchelte, sich aber gerade noch fangen konnte.

»Dieser Mistkerl hat es gewagt, Janet zu bumsen, ohne dafür zu zahlen!«, donnerte Big Bens gewaltiges Organ durch den Saloon. »Ihr alle wisst, dass ich das nicht dulde. Dafür verdient der Deutsche eine ordentliche Bestrafung. Das seht ihr doch auch so, oder?«

Zustimmendes Gemurmel, vor allen Dingen das seiner Lakaien, antwortete ihm.

Ein paar Männer lachten. Besonders laut war das Gelächter seiner zwei Revolvermänner. Locke nannten sie den einen, weil sein eiförmiger Kopf kahl wie eine Murmel war. Das bleiche bartlose Gesicht hob sich wie das eines Vampirs von seiner schwarzen Kleidung ab.

Den zweiten nannten sie Lücke, weil ihm ein Schneidezahn fehlte. Die schwarzen fettigen Haare fielen ihm in Strähnen bis auf die Schultern. Auch er trug Schwarz.

Big Ben grinste breit. Aber es war ein böses Grinsen.

»Du da, Jack!« Er wandte sich an einen schon betagteren Cowboy. »Du hast Janet gebucht und hast verdammt lange warten müssen. Meinst du nicht, du solltest dich an der Bestrafung beteiligen?«

Der Angesprochene, Jack Palance, war eigentlich ein feiner Kerl. Aber seine besten Jahre hatte er schon hinter sich. Und er wollte keinen Ärger mit Big Ben. Der war außerdem dick befreundet mit seinem Boss, einem Rancher. Also nickte er.

»Gut, dann ist das geklärt. Janet ist leider im Moment nicht ganz passabel, nachdem ich ihr einen Schlag verpasst habe. Und was meinst du, wie sie erst aussieht, wenn ich mit ihr fertig bin? Aber ich habe einen Ersatz für dich.« Er wies auf Jesse. »Sein Arsch ist zwar nicht so breit wie Janets, aber dafür bestimmt knackiger.«

»Big Ben, das kannst du nicht verlangen!«, stotterte Jack. »Ich bin doch kein Schwanzlutscher!«

»Du sollst ja auch nicht seinen Schwanz lutschen. Also los. Hose runter, ihr zwei.«

»Ich ...« Jack verstummte, als er neben sich ein eindeutiges Klicken vernahm. Locke hatte einen seiner zwei Colts gezogen und deutete damit auf ihn. »Hörst du nicht, was der Boss sagt?«

Langsam stand der Cowboy auf.

Jesse rührte sich nicht vom Fleck. Auch machte er keinerlei Anstalten, dem widerwärtigen Befehl Folge zu leisten. Und erst recht dachte er nicht daran, bei dieser Vorstellung die Hauptrolle zu spielen.

»Hören Sie, Big Ben! Lassen Sie den Cowboy aus dem Spiel. Die Sache geht nur Sie und mich etwas an.«

»Was soll das heißen? Glaubst du etwa, ich mache mir an dir die Finger schmutzig, du Stück Mist?«

»Man sagt, Sie seien unbesiegbar mit den Fäusten«, fuhr Jesse schnell fort. »Ich bezweifle das! Bisher haben Sie sich nur an Schwächeren vergriffen.«

Big Ben schaute ungläubig ins Rund. »Habt ihr das gehört, Männer? Dieser Hurenficker wagt es, mich zu beleidigen? Was soll ich nur mit so einem anfangen?«

»Soll ich ihn über den Haufen schießen, Boss?«, schlug Locke vor.

»Ich habe eine bessere Idee«, sagte ein anderer. Es war Amon Average. Er war so etwas wie Big Bens rechte Hand und der Einzige, der ihm etwas sagen konnte.

Average war stets korrekt gekleidet. Sein grauer Dreiteiler schien immer frisch aus der Reinigung zu kommen. Das schwarze Haar klebte dank vieler Pomade an seinem Kopf. Dazu trug er einen dandyhaften Schnäuzer. Er hätte auch als gewiefter Pokerspieler durchgehen können.

»Eine bessere Idee als Lockes?«

»Er hat dich immerhin herausgefordert«, erklärte Average. »Willst du das etwa auf dir sitzen lassen?«

»Du meinst, ich soll ihn verprügeln?«

»Das meinte ich. Danach kann er immer noch seinen Hintern hinhalten oder Locke ihn erschießen.«

Big Ben rieb sich das massige Kinn. »Eigentlich keine schlechte Idee. Lust hätte ich schon, ihm seine dreckige Visage zu polieren. Allerdings wird er danach seinen Hintern nicht mehr hochkriegen.«

Er drehte sich zu Jesse um. »Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du deinen Schwanz nirgendwo mehr reinstecken können, das verspreche ich dir. Und dein Gesicht wirst du selbst nicht mal mehr im Spiegel erkennen.«

Ohne Vorwarnung schlug er zu. Die rechte Faust donnerte wie ein Dampfhammer gegen Jesses linke Schulter. Jesse taumelte zurück und wäre zu Boden gegangen, wenn ihn nicht zwei der Zuschauer aufgefangen hätten.

Einige applaudierten pflichtbewusst und freuten sich auf ein möglichst blutiges Schauspiel. Wenn Big Ben wütend war – und das war er heute – konnte es auch passieren, dass er seinen Gegner totschlug.

Big Ben krempelte sich demonstrativ die Ärmel seines weißen Hemdes hoch. »So, mein Junge, das war das Vorspiel. Jetzt geht's richtig los!«

Er stampfte auf Jesse zu und setzte zum zweiten Schlag an. Doch diesmal tauchte Jesse unter seiner Faust weg und stieß ihm den Kopf gegen die Rippen. Blitzschnell tänzelte er wieder zurück.

Der Kopfstoß war schmerzhaft gewesen. Big Ben verzog das Gesicht. Dann griff er erneut an.

Jesse parierte den Schlag und verpasste seinem Gegner seinerseits einen Schwinger.

Was man Jesse wegen seiner schlanken Gestalt nicht auf den ersten Blick ansah: Der Junge war muskulös, der ganze Körper durchtrainiert. Auf seinem langen Trail von der Ostküste bis in den Mittleren Westen hatte er immer wieder die härtesten Jobs annehmen müssen, um sich ein paar Dollars zu verdienen. Er hatte bei einem Schmied ausgeholfen, hatte in Schlachthäusern geschuftet, sich als Cowboy verdingt und sogar ein paar Monate als Leichengräber gearbeitet. Im kältesten Winter seit Langem auf hartgefrorenem Boden. Als Neuling hatte man ihm immer die härtesten Arbeiten aufgebrummt. Und auch hier, im Silver-Dollar-Saloon, hatte er ganz unten in der Hierarchie angefangen und die schweren Bierfässer aus dem Keller nach oben tragen müssen.

Big Ben taumelte zurück. Der Schwinger hatte sein Auge getroffen. Es schwoll augenblicklich an.

Blind vor Wut stürzte Big Ben erneut vor. Seine Fäuste wirbelten wie Dreschflegel durch die Luft. Aber kein einziger traf wirklich hart. Dazu war Jesse viel zu flink. Er tänzelte vor seinem Gegner weg, vollführte überraschende Sidesteps, tauchte unter und setzte stattdessen immer wieder präzise Schläge. Auch das zweite Auge schloss sich. Die Lippen waren aufgeplatzt. Big Ben spuckte Blut.

Schließlich hielt er schwer keuchend inne. Bisher hatte er jeden Gegner allein durch seine Schlagkraft zermalmt. Aber der Kerl vor ihm tanzte wie eine Ballerina herum.

Im Saloon war es totenstill geworden.

»Was ist, Boss?«, fragte Locke. »Soll ich ihn umknipsen?«

»Frag nicht länger. Tu es!«, keuchte Big Ben.

Locke spannte erneut den Hahn.

»Das würde ich sein lassen!«, war plötzlich eine Stimme zu vernehmen.

Sämtliche Köpfe schauten nach oben.

Da stand Janet und hielt ein Gewehr auf Locke gerichtet.

Der grinste. »Hör mal, Baby, das ist nicht dein Ernst, oder? Wozu brauchst du überhaupt ein Gewehr?«

»Um Galgenvögel wie dich in die Schranken zu weisen.«

Lockes Blick irrte zu seinem Boss. »Was soll ich jetzt machen?«

»Erschieß ihn, habe ich gesagt!«

Der Gewehrlauf wanderte von Locke hin in Big Bens Richtung.

»Sag ihm, er soll die Knarre weglegen.«

»Das wagst du nicht, Baby«, knurrte Big Ben. »Du bist so gut wie tot, das weißt du.«

Janet grinste. »Lassen wir es doch auf einen Versuch ankommen.«

Big Ben ballte die Fäuste. Er rang mit sich. Aber dann schien er zu begreifen, dass er im Moment die schlechteren Karten hatte.

»Also schön. Weg mit dem Revolver, Locke.«

Sein Revolvermann gehorchte nur widerwillig. Und jeder im Saloon hielt den Atem an. Einen Big Ben besiegte man nicht, ohne dass eine fürchterliche Rache folgte.

»Sieh zu, dass du Land gewinnst!«, rief Janet Jesse zu. »Reite, so weit du kannst, hörst du?«

Jesse schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht allein. Komm mit mir!«

»Sobald ich das Gewehr runternehme, schießen sie dich über den Haufen. Also verschwinde endlich!«

»Nein, ich kann nicht zulassen, dass du hierbleibst. Er wird dich töten!«

Janet lachte, und es klang sogar echt.

»Keine Sorge, das wird er nicht. Ich bin sein bestes Pferd im Stall, nicht wahr, Big Daddy? Oh ja, er wird mich grün und blau schlagen, dass ich mich eine Woche nicht rühren kann. Aber dann wird er mich wieder benötigen.«

»Komm mit mir!«, verlangte Jesse ein weiteres Mal.

»Und dann? Was erwartet mich denn an der Seite? Du bist ein Habenichts, Jesse Wildman! Glaubst du, dafür kann ich mir schöne Kleider kaufen? Ich bin eine Hure. Mein Platz ist hier!«

Jesse war hin- und hergerissen. Aber schließlich sah er ein, dass er machtlos war. Er senkte den Kopf, nickte.

»Also gut. Aber eines verspreche ich dir, Big Ben. Wenn du sie anrührst, wirst du es bereuen! Egal, wohin und wie weit ich reite, ich werde es erfahren!«

Er drehte sich um und ging auf den Ausgang zu.

Die hasserfüllten Blicke Big Bens brannten wie Giftpfeile in seinem Rücken ...

Jesse hatte sich nicht an Janets Rat gehalten. Oh ja, er war fortgeritten. Aber nicht so weit fort, wie Janet gehofft hatte. Nur einen halben Tagesritt weit.

Schon vor der Auseinandersetzung mit Big Ben hatte Jesse vorgehabt weiterzuziehen. Der Lohn im Silver-Dollar-Saloon war mies gewesen.

Aber jemand hatte im Saloon von der neuen Eisenbahnstrecke erzählt, die erst noch im Entstehen war. Sie ging von Fort Lane aus und sollte zweihundert Meilen weiter westlich an die Pacific Railroad Company anschließen. Jene Trasse, die quer durch Nordamerika ging. Ein technisches Meisterstück, das Flüsse, Wüsten und ganze Gebirgszüge überwand.

Gutes Geld war bei den Eisenbahngesellschaften zu verdienen, so hieß es. Zumindest für Weiße. Meist setzten die Eisenbahnbarone Chinesen und Schwarze ein, die sich für einen Hungerlohn zu Tode schuften mussten.

Gleich an den ersten Tagen wurde Jesse hart rangenommen. Sein Vorarbeiter, ein zwei Meter großer muskelbepackter Hüne namens Bruce Johnson, ließ ihn die schwersten Sachen schleppen. Mit gutem Willen konnte man behaupten, das er seinen neuen Mann nur testen wollte. In Wahrheit war Johnson einfach ein echter Schinder. Er hatte seine Freude daran, die Leute zu quälen. Manch einer war dabei schon krepiert. Aber solange es einen nie versiegenden Strom an Chinesen und Schwarzen gab, machte ihm niemand einen Vorwurf. Die Sklaverei war zwar offiziell abgeschafft, aber das störte hier keinen.

Jesse spürte jeden einzelnen Muskel, als er am Ende eines langen Tages endlich ermattet auf sein Lager fiel. Er teilte sich das Zelt mit zwanzig anderen Arbeitern, allesamt Weißen. Das war noch komfortabel, denn es gab Zelte, da mussten sich fünfzig und mehr Männer dicht an dicht reinquetschen.

Trotz seiner Müdigkeit bekam er kein Auge zu. Das Lager war hart, geradezu Gift für seinen geschundenen Körper. Dazu kam, dass es laut herging im Zelt. Einige Männer pokerten, andere stritten sich lautstark. Einer entlockte seinem Banjo die unmusikalischsten Töne, die Jesse je gehört hatte. Nur ein paar wenige schnarchten bereits. Das waren die, die sich längst schon an alles gewöhnt hatten und die nichts mehr erschüttern konnte.

»Kannst wohl nicht einschlafen, was, Kumpel?«