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Als Wes Kilpatrick in das scheinbar verschlafene Las Cruces reitet, weiß er sofort: Etwas stimmt hier nicht. Die Stadt liegt reglos da, als hielte sie den Atem an - nicht aus Ruhe, sondern aus Angst. In der gleißenden Hitze der Siesta scheint alles stillzustehen. Doch der Tod schläft nie. Wes ist einem Mann auf den Fersen, der mehr hinterlassen hat als nur Staub und Leichen: Butch Hollister - Gesetzloser, Mörder, eine wandelnde Bedrohung. Die Spur endet vor dem Saloon, wo ein einsames Pferd im flimmernden Licht wartet. Wes weiß, dass er gleich die Tür zu etwas öffnen wird, das größer ist als bloß ein Kopfgeld von tausend Dollar. In dieser Stadt geht es nicht nur um Recht oder Unrecht. Es geht ums Überleben.
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Seine letzte Siesta
Vorschau
Impressum
Seine letzte Siesta
Als Wes Kilpatrick in das scheinbar verschlafene Las Cruces reitet, weiß er sofort: Etwas stimmt hier nicht. Die Stadt liegt reglos da, als hielte sie den Atem an – nicht aus Ruhe, sondern aus Angst. In der gleißenden Hitze der Siesta scheint alles stillzustehen. Doch der Tod schläft nie.
Wes ist schon länger einem Mann auf den Fersen, der mehr hinterlassen hat als nur Staub und Leichen: Butch Hollister – Gesetzloser und Mörder. Die Spur endet vor dem Saloon, wo ein einsames Pferd im flimmernden Licht wartet. Wes weiß, dass er gleich die Tür zu etwas öffnen wird, das größer ist als bloß ein Kopfgeld von tausend Dollar. In dieser Stadt geht es nicht nur um Recht oder Unrecht. Es geht ums Überleben!
Als Wes Kilpatrick nach Las Cruces kam, spürte er sofort den bösen Atem, der die Stadt durchströmte und der ihn streifte wie ein Pesthauch. Der Friede, der sich dem Reiter bot, war nicht echt.
Wes hatte das Pferd angehalten. Vor ihm lag die staubige Main Street in der gleißenden Sonne. Es war Mittagszeit; die Hitze brachte die Luft zum Kochen, und die Menschen in der Stadt hielten Siesta. Die breite Straße lag wie leergefegt, wie ausgestorben vor Wes.
Abgesehen von dem verstaubten, abgetriebenen Pferd am Hitchrack vor dem Saloon. Das Tier ließ müde den Kopf hängen und peitschte mit dem Schweif nach den blutsaugenden Bremsen auf seiner Kruppe.
Wes Kilpatrick hatte Butch Hollister, den steckbrieflich gesuchten Räuber und Mörder, eingeholt. Tausend Dollar Belohnung winkten – und es war egal, ob Hollister tot oder lebendig abgeliefert wurde.
Wes ruckte im Sattel und schnalzte mit der Zunge. Das Pferd unter ihm setzte sich in Bewegung. Staub wirbelte um die stampfenden Hufe. Die Gebisskette klirrte, und das Sattelleder knarrte leise.
Vor dem Saloon saß Wes ab. Er war ein großer hagerer Mann. Unter seinem schwarzen Stetson quollen dunkle nackenlange Haare hervor. Seine Augen waren von pulvergrauer Farbe. Das Kinn war eckig und verriet ein hohes Maß an Energie und Durchsetzungsvermögen. Um seine Hüften lag ein Patronengurt aus schwarzem Büffelleder, und im Holster am rechten Oberschenkel steckte ein schwerer 45er Colt.
Wes band den Zügel am Holm fest, rückte den Revolvergurt zurecht, zog das Gewehr aus dem Scabbard, schaute noch einmal umfassend in die Runde, erstieg die vier Stufen zum Vorbau des Saloons und überquerte ihn. Seine harten Absätze erzeugten ein pochendes Geräusch, und die Radsporen klirrten leise. Er drückte mit beiden Händen die Pendeltür auf und betrat den Schankraum. Quietschend und knarrend schwangen die Türflügel hinter ihm aus.
Der Saloon war leer, bis auf einen Mann am Tresen und dem Keeper dahinter. Es roch nach kaltem Tabakrauch und verschüttetem Bier.
Der Mann an der Theke hatte sich sofort umgedreht, als Wes den Saloon betrat, und wandte sich dem Neuankömmling zu. Auch er war groß, vermittelte einen geschmeidigen Eindruck und wirkte gefährlich. An seinem rechten Oberschenkel hing ein Holster mit einem schweren langläufigen Revolver. Die Art, wie er ihn trug, ließ darauf schließen, dass er damit umzugehen wusste. Der Blick, mit dem er Wes fixierte, war stechend und lauernd zugleich. Der Mann, er mochte um die dreißig sein, duckte sich ein wenig und vermittelte Sprungbereitschaft.
Wes hatte Hollister zwar eingeholt, doch ihm war klar, dass er einen zweibeinigen Wolf vor sich hatte und dass sich der Killer auch wie ein in die Enge getriebener Wolf verhalten würde.
Er ging zum Tresen und legte seine Winchester darauf.
»Hi«, grüßte er den Keeper. »Geben Sie mir bitte einen Krug frisches Wasser. Es ist verdammt heiß, und meine Kehle ist wie ausgedörrt.«
Wes' Distanz zu dem Banditen betrug zwei Schritte.
»Wie wahr, die Hitze ist kaum zu ertragen«, pflichtete der Keeper Wes bei. Er schien sich nicht wohlzufühlen in seiner Haut. Möglicherweise lag es an der Anwesenheit des Banditen. »Am besten, man zieht sich in die Kühle seiner Behausung zurück und bewegt sich nicht«, fügte er hinzu, schenkte aus einem Porzellankrug Wasser in einen Bierkrug und stellte diesen vor Wes auf die Theke. »Bitte.«
Vor Butch Hollister stand ein Krug mit Bier. Er war schon halb geleert. Der steckbrieflich gesuchte Bandit hatte sich noch nicht entspannt. Er musterte Wes unverhohlen und schien ihn einzuschätzen.
»Was hat Sie denn in den Sattel getrieben, Mister?«, fragte Hollister schließlich lauernd, nachdem Wes einen Schluck von dem Wasser getrunken und den Krug auf den Schanktisch zurückgestellt hatte. »Sie machen nicht den Eindruck, als kämen Sie aus der näheren Umgebung, sondern sehen mehr nach jemandem aus, der lange im Sattel gesessen hat.«
»Sie haben recht.« Wes griff in die Innentasche seiner Weste, und als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er legte es auf die Theke und versetzte ihm einen Stoß, sodass es ein Stück in Richtung Hollister rutschte. »Das hat mich in den Sattel getrieben.«
Das Gesicht des Banditen verschloss sich, und der lauernde Ausdruck in seinen Augen wurde intensiver. Er griff nach dem Papier und faltete es auseinander, heftete den Blick darauf und nickte.
»Ich habe es mir fast gedacht. Sind Sie ein US Deputy Marshal?«
Hollister hatte den Steckbrief, von dem ihm sein eigenes Konterfei entgegenschaute, wieder auf den Tresen gelegt. Die Atmosphäre war unvermittelt angespannt und gefährlich und geradezu unerträglich. Die Luft schien zu knistern wie vor einem schweren Gewitter. Es war deutlich, dass der Bandit bemüht war, die Ruhe zu bewahren. Seine rechte Hand stahl sich zum Sechsschüsser. Sein unruhig flackernder Blick hatte sich regelrecht an Wes' Gesicht verkrallt.
»Nein, ich trage keinen Stern«, erwiderte Wes ruhig. »Ich lebe davon, Kerle wie dich zu jagen und aus dem Verkehr zu ziehen. Für tausend Dollar kann man schon einen langen Ritt durch die sengende Hitze auf sich nehmen. Dafür müsste ein Weidereiter fast drei Jahre lang den Sattel quetschen und das Lasso schwingen.«
»Ein dreckiger Menschenjäger also!«, fauchte Hollister, und seine Hand zuckte zum Griff des Schießeisens. Er wollte Wes überrumpeln, hoffte auf das Überraschungsmoment.
Er war nicht schnell genug. Erkennen und reagieren waren bei Wes die Sache eines Sekundenbruchteils. Ehe Hollister den Colt halb aus dem Holster hatte, war der Kopfgeldjäger einen Schritt auf ihn zugetreten und hatte ihm die linke Faust in den Leib gehämmert. Als Hollister in der Mitte einknickte, traf ihn ein knochenharter Schwinger unterm Kinn, der ihn wieder aufrichtete, seinen Kopf in den Nacken warf und ihn rückwärts taumeln ließ. Er kam gar nicht zum Denken.
Wes folgte ihm, und jetzt hielt der Kopfgeldjäger selbst den Colt in der Faust. Er hatte ihn gedankenschnell gezogen. Er schlug mit dem Lauf der Waffe auf Hollisters Unterarm, sodass der Bandit gequält aufschrie und seine kraftlos gewordene Hand den Revolver fahren ließ. Die schwere Waffe rutschte ins Holster zurück.
Hollister wirkte vollkommen konfus. Ehe er sich versah, drückte ihm Wes die Mündung der Waffe an die Stirn und spannte den Hahn. Es klickte leise, als sich die Trommel um eine Kammer weiterdrehte. Ein schneller sicherer Griff mit der linken Hand, und Hollister war seinen Revolver los.
»Umdrehen!«, befahl Wes mit klirrender Stimme.
Wie im Trance, mit linkischen und marionettenhaften Bewegungen, kam der Bandit der Anordnung nach. In seinen Zügen wütete der Schmerz.
Wes ging nicht das geringste Risiko ein und schlug ihn kurzerhand mit dem Revolver nieder. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach der Bandit zusammen. Sein Hut rollte ein Stück über den Boden und blieb unter einem Tisch liegen.
Als Hollister reglos am Boden lag, rammte Wes seinen Revolver ins Holster, legte die Waffe des Banditen auf den Tresen, nahm Hollister das Halstuch ab, zerriss es in Streifen und fesselte damit dem völlig benommenen Banditen die Hände auf den Rücken.
»Dieser Hombre war mir vom ersten Moment an unheimlich«, murmelte der Keeper, nachdem er einen Blick auf den Steckbrief geworfen hatte. »Er hat sich bei mir nach dem Weg zu Vince Carradine erkundigt«, fügte er hinzu.
»Wer ist Vince Carradine?«, fragte Wes.
»Er betreibt am Rio Grande, zwischen Las Cruces und La Mesa, eine große Ranch. Nachdem die Regierung Siedler ins Land geholt hat, ist Carradine drauf und dran, eine raue Mannschaft auf die Beine zu stellen.«
»Gibt es in Las Cruces ein Gesetz?«, erkundigte sich Wes.
»Wir hatten mal einen Marshal. Den haben mexikanische Grenzbanditen regelrecht in Stücke geschossen. Seitdem hat sich niemand mehr gefunden, der den Stern hier nehmen wollte. Ich werde dem Town Mayor Bescheid sagen, Mister ...«
»Kilpatrick. Gehört zu diesem Saloon ein Stall?«
»Nein. Wir haben aber mehrere Mietställe in der Stadt.«
»Veranlassen Sie bitte, dass mein Pferd und auch das Tier Hollisters in einen Stall gebracht und dort versorgt werden«, bat Wes.
»In Ordnung, Mister Kilpatrick. Ich kümmere mich um die Pferde und sage Jack Weaver, unserem Bürgermeister, Bescheid. Er hat den Schlüssel zum Marshal's Office.«
»Ja«, brummte Wes, »informieren Sie den Mann. Er soll den Scheck über tausend Bucks nicht vergessen. Er kann sich das Geld ja von der zuständigen Regierungsbehörde in Santa Fé zurückholen.«
»Ich werde es ihm sagen, Sir«, erklärte der Keeper, ein hagerer blondhaariger Bursche um die dreißig, und eilte davon.
✰
Zunächst brachte der Keeper die beiden Pferde in den nächstgelegenen Mietstall. Mit wenigen Worten berichtete er dem Stallburschen vom Vorfall im Saloon. Sodann eilte der Keeper zum Haus des Bürgermeisters, um diesen in Kenntnis zu setzen. Schließlich kehrte er in den Saloon zurück.
Wes hatte sich einen Stuhl herangezogen und sich gesetzt. Seine Winchester hatte er griffbereit neben sich an den Schanktisch gelehnt. Der Colt Hollisters lag nach wie vor auf dem Tresen.
Der Bandit regte sich und wälzte sich, wahrscheinlich ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden, auf den Rücken, sodass er auf seinen gefesselten Händen lag. Seine Lider begannen zu flattern, zuckten schließlich in die Höhe, und Hollister starrte mit dem stupiden Ausdruck des Nichtbegreifens eine Weile zur Decke hoch.
Dann aber schien sich die Erinnerung einzustellen. Er versuchte den Oberkörper aufzurichten, was ihm aber mit auf den Rücken gefesselten Händen nicht gelingen wollte. Die verzweifelte Bewegung jagte eine Welle des Schmerzes durch seinen Schädel. Seine Gesichtszüge entgleisten regelrecht. Er röchelte und ächzte, fiel zurück und zerrte an den Fesseln. Seine Zähne knirschten.
»Gib dir keine Mühe«, sagte Wes ruhig, geradezu gelassen.
»Elender Bastard!«, keuchte der Bandit.
Auf dem Vorbau erklangen hämmernde Schritte. Dann wurde die Schwingtür aufgestoßen, und ein mittelgroßer untersetzter Mann mit angegrauten dunklen Haaren – in grauer Hose, weißem Hemd und einer zur Hose passenden ärmellosen Weste – betrat den Schankraum, heftete den Blick auf Wes und kam näher.
»Howdy«, grüßte er. »Mein Name ist Weaver. Ich bin Town Mayor von Las Cruces.« Er wies auf Butch Hollister. »Bei diesem Mann handelt es sich um einen steckbrieflich gesuchten Gesetzesbrecher?« Es war keine Feststellung, sondern eine Frage.
»Ja.« Wes nickte. »Sein Name ist Butch Hollister. Sein Steckbrief liegt auf dem Tresen.«
Einige Zeit musterte der Bürgermeister das Gesicht des Kopfgeldjägers, als wollte er es einer Prüfung unterziehen. Schließlich fixierte er das verzerrte und schwitzende Gesicht Hollisters, dessen Brust sich unter keuchenden Atemzügen hob und senkte, weil er bemüht war, unter seinem Körper die Hände aus der Fesselung zu winden.
»Er wollte zur C-im-Kreis«, sagte der Keeper, der wieder seinen Platz hinter dem Tresen eingenommen hatte.
Ein Mann betrat den Saloon, ging zu einem Tisch, und setzte sich.
»Aha«, knurrte der Town Mayor, »zu Carradine also. Interessant.« Er ging zum Tresen, nahm den Steckbrief und studierte das Konterfei, über dem in dicken Lettern »WANTED« gedruckt war. Darunter stand in kleineren Buchstaben »Dead or Alive«. Weaver verglich das Gesicht Hollisters noch einmal mit dem Bild auf dem Fahndungsblatt, dann nickte er mehrere Male und sagte: »Kein Zweifel. Das ist der Gesuchte. Okay, Mister ...« Fragend schaute er Wes an.
»Kilpatrick«, nannte der Kopfgeldjäger seinen Namen.
»Okay, Mister Kilpatrick, die tausend Bucks sind Ihnen sicher. Ich werde Ihnen einen Scheck ausstellen, den sie bei der Bank einlösen können. Helfen Sie mir, Hollister in den Jail zu bringen?«
»Gern, Mister Weaver.«
»Ist das der Revolver Hollisters?«, fragte der Bürgermeister und wies auf die Waffe, die auf der Theke lag.
»Ja«, antwortete der Keeper. »Soll ich sie verwahren?«
»Sei so gut, Slim.«
In diesem Moment erschien am oberen Ende der Treppe, die in das Obergeschoß des Saloons führte, eine etwa dreißigjährige und ausgesprochen attraktive Frau mit roten Haaren, welche ihr in leichten Wellen auf Schultern und Rücken fielen. Sie trug ein dunkelgrünes knöchellanges Kleid, das bis zum Hals geschlossen war, das aber ihre schmale Taille und die weiblichen Proportionen der Figur vorteilhaft zu Geltung brachte.
Sie hielt an und stutzte.
Die rothaarige Lady erregte die Aufmerksamkeit der Männer im Schankraum.
Wes war von ihr regelrecht fasziniert. Sie verkörperte das Bild einer Frau, von der einsame Reiter nachts am Lagerfeuer träumten.
Slim, der Keeper, rief: »Eine unblutige Festnahme, Ashley! Bei dem Kerl am Boden handelt es sich um einen steckbrieflich gesuchten Mörder und Räuber. Dieser Mann ...« Slim wies mit dem Kinn auf Wes. »... hat ihn hier gestellt und außer Gefecht gesetzt. Nun sind sie dabei, ihn ins Gefängnis zu bringen.«
Die schöne Frau namens Ashley setzte sich in Bewegung und stieg die Treppe hinunter. Dabei raffte sie mit beiden Händen das Kleid ein wenig. Sie bewegte sich ausgesprochen graziös, und kaum ein Mann konnte sich der Faszination verschließen, die sie verströmte.
Ihr Interesse an Wes war unverhohlen. Ihre Blicke begegneten sich und versanken für einen Moment lang regelrecht ineinander. Sie hatte grünliche Augen, den Augen einer Katze nicht unähnlich. Allein ihr Anblick brachte Wes' Blut in Wallung. Sie war die personifizierte Verführung.
»Ich darf mich Ihnen vorstellen, Stranger«, sagte sie mit rauchiger, angenehm klingender Stimme. »Mein Name ist Ashley Harding, und mir gehört dieses Etablissement. Darf ich Ihren Namen erfahren, Stranger?«
»Ich heiße Kilpatrick – Wesley Kilpatrick«, nannte Wes zum dritten Mal seinen Namen. »Man nennt mich im Allgemeinen nur Wes.«
Die Flügel der Schwingtür pendelten quietschend und knarrend, als zwei weitere Männer den Saloon betraten. Der Stallmann hatte dafür gesorgt, dass die Kunde von der Festnahme eines Banditen durch einen Kopfgeldjäger die Runde machte. Nun kamen nach und nach die Neugierigen und Sensationshungrigen. Die beiden setzten sich zu jenem Mann an den Tisch, der vor wenigen Minuten erschienen war, steckten die Köpfe zusammen und begannen zu tuscheln.
»Du entschuldigst uns, Ashley«, mischte sich der Town Mayor ein, »aber ich möchte Hollister hinter Gitter bringen. Mister Kilpatrick hilft mir dabei.«
»Natürlich«, versetzte Ashley, »einer wie er gehört gewiss hinter Schloss und Riegel.« Sie trat an die Theke heran. »Gib mir ein Glas Wasser, Slim. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet.«
Wes nahm sein Gewehr, bückte sich, packte Hollister am Kragen von Hemd und Weste und zerrte ihn auf die Beine.
»Dein Trail ist hier zu Ende, Hombre«, knurrte er. »Ich hätte dich auch erschießen können. Aber ich wollte dem Henker nicht vorgreifen.«
»Geh zur Hölle, dreckiger Menschenjäger!«, knirschte der Bandit.
»Ich bin mir sicher, Bandit, dass du vor mir dort unten ankommst«, versetzte Wes unbeeindruckt. Fragend schaute er den Town Mayor an. »Können wir?«
»Ja. Die Schlüssel für das Office habe ich. Dort befinden sich die Schlüssel für die Zellen.«
»Okay«, knurrte Wes. »Schwing die Hufe, Hollister. Du landest jetzt dort, wo wilde reißende Tiere hingehören – in einem Käfig.«
Wes dirigierte den Banditen, in dessen Augen ein geradezu dämonischer Hass wütete, zur Pendeltür. Der Town Mayor folgte. Auf dem Vorbau kamen ihnen zwei weitere Bürger entgegen, die auswichen und Wes, den Banditen sowie den Bürgermeister passieren ließen. Auch auf der Main Street näherten sich von beiden Seiten einige Männer. Sie blieben stehen und beobachteten, wie der gefesselte Bandit abgeführt wurde. Auch sie waren von der Neugierde getrieben.
Jack Weaver ging voraus, Wes und der Bandit folgten. Hollister fluchte und verdammte Wes, aber an dem Kopfgeldjäger prallten seine unheilvollen Wünsche ab. Für ihn waren Kerle wie Butch Hollister Geschwüre im Angesicht der Erde, die ausgemerzt gehörten.
Männer wie Hollister hatten vor mehr als sieben Jahren seine Familie ermordet. Er, Wes, hatte die Mörder zur Rechenschaft gezogen. Seitdem ritt er, um dem Gesetz auf seine Weise Geltung zu verschaffen. Die Steckbriefe waren seine Legitimation, sein Gesetzbuch war der Colt ...
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Im Office angelangt, nahm Wes dem Banditen die Fessel ab, dann bugsierte er ihn in den Zellentrakt, wo sich hinter ihm die Zellentür schloss.
Butch Hollister trat an die Gitterwand heran, legte die Hände um zwei der zolldicke Eisenstangen, und sein Blick, in dem mörderischer Hass tobte, verkrallte sich regelrecht an Wes.
»Ich werde nicht allzu lange in diesem Käfig ausharren müssen, Menschenjäger«, sagte er heiser. »Wenn ich draußen bin, werde ich dir eine blutige Rechnung präsentieren. Du bist so gut wie tot, Hurensohn!«