Jack Slade 860 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 860 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Ava Sharp, die schöne sexy Kopfgeldjägerin, steht im Visier der Totenkopfbande, die zahlreiche Überfälle beging und bisher nicht zu fassen ist. Die Sicherheitstruppe von Wells Fargo hat versagt - Ava ist die letzte Hoffnung der Company. Es ist ein höllisch gefährlicher Job - keiner weiß, wer sich hinter den schaurigen Masken verbirgt, die skrupellos rauben und morden. In dem Wells-Fargo-Sicherheitschef Edson Delaware findet Ava ihre große Liebe. Doch kann ihr, dem Engel des Todes, der Sieg über die Höllenbande und danach ein Glück mit ihrem Geliebten beschieden sein?

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Seitenzahl: 155

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Inhalt

Cover

Impressum

Ava jagt die Totenkopfbande

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6946-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ava jagt die Totenkopfbande

»Ich bin Ava Sharp«, so hatte sich Ava dem strammen Rodeocowboy vorgestellt, als sie ihn beim großen Rodeo von Tulsa kennenlernte. »Nur der Himmel ist meine Grenze.«

Jetzt lag sie im Boarding-house mit dem Mann im Bett, vielmehr sie hockte splitternackt auf ihm und ritt ihn. Sein Lustspeer hämmerte in ihre nasse Liebesgrotte als sie ekstatisch die Hüften auf und nieder bewegte. Ihr Gesicht war verzückt und schweißnass, die blonden Locken flogen. Sie schaute zur Decke und stieß Lustlaute aus.

»Ah, ah, ah, ja, Ward, du Bock. Gib’s mir. Ich komme. Ja, ja, ja.«

Ava war völlig weg. Der muskulöse Mann unter ihr stöhnte. Auch er war splitternackt, knetete mit der einen Hand Avas Brust und umfasste mit der anderen ihren knackigen Po.

Er bäumte sich auf, als er seinen Saft in sie hineinspritzte.

Da flog die Tür auf, von einem wuchtigen Fußtritt aufgesprengt. Ein Mann mit Totenkopf stand auf der Schwelle, eine Shotgun im Anschlag. Er zielte auf das Paar.

»Ava, das ist dein Ende!«

Er drückte jedoch nicht sofort ab, sondern ergötzte sich am Anblick der Nackten. Gleich würde er sie mit Buckshot in Fetzen schießen und ihre Schönheit für immer zerstören.

Ava erkannte, dass er eine Maske trug. Ein Dämon oder Geist war das nicht. Geister glotzten nicht geil nackte Frauen an.

Der Typ fühlte sich völlig sicher.

Er sagte höhnisch: »Das war dein letzter Ritt, Hure.«

Ava schaute ihn an. Sie sank über ihren Liebhaber, beugte sich vor, als hätte sie aufgegeben. Der maskierte Killer sah nicht, wie sie mit der linken Hand unter das Kopfkissen fasste.

Sie seufzte.

»Wenn es denn sein muss«, sagte sie. »Irgendwann ist jeder Trail zu Ende. »Schön, dass du uns nicht früher unterbrochen hast, Skull. – Das war es dann wohl.«

»So ist es.«

Das Totenkopfgesicht zielte. Da erhob sich blitzschnell Avas Hand, sie hielt einen Colt Lightning darin. Der Schuss krachte. Einen Sekundenbruchteil später, mit diesem verschmelzend donnerte die Schrotflinte. Doch der Killer war genau zwischen die Augen getroffen.

Er stürzte nach hinten und verriss den Doppellauf. Die Schrotladung ging in die Decke und riss dort ein Loch. Im nächsten Moment schon sprang ein spilleriger kleiner Halunke, schwarz wie ein Sargträger gekleidet, ebenfalls mit Totenkopfmaske, in die offene Tür.

Er hatte in jeder Hand einen Revolver. Er brüllte »Stirb!«, und Avas Schuss traf mitten in die Maske. Er feuerte noch, traf aber niemanden her, flog zurück gegen die Wand im Flur und rutschte eine Blutspur hinterlassend an dieser herunter.

Tot blieb er an der Wand hocken. Es roch nach Pulverdampf und den Sexausdünstungen erhitzter Körper. Ava stand auf, den rauchenden Colt in der Faust. Bildschön war sie, perfekt gewachsen, über mittelgroß, schlank, mit großen und festen Brüsten und langen Beinen.

Eine Augenweide, sexy, ein Wunder von einer Frau. Und tödlich für ihre Feinde.

»Wer seid ihr, dass ihr eure hässlichen Visagen hinter der Totenkopfmaske versteckt?«, fragte sie obwohl die Toten ihr keine Antwort mehr geben konnten.

Der Rodeoreiter, mit dem Ava sich an diesem Tag schon beim Broncobusting gemessen hatte saß aufrecht im Bett und zitterte. Sein Speer war aus der Lustgrotte herausgeglitten, er stand immer noch, würde jedoch bald schlappmachen. Der schwarzhaarige muskulöse Mann hatte die Augen weit aufgerissen.

So hatte er sich die Liebesstunde nicht vorgestellt.

»W-w-wohin willst du?«, fragte er, als Ava zur Tür ging.

»Nachsehen, ob noch ein Totenkopf da ist der mich ausknipsen will. Wenn nicht machen wir weiter. Ich bin noch nicht satt.«

»Wa-wa-was? Du willst im Ernst weiter Sex machen? Du hast grade zwei … sind das überhaupt Menschen – erschossen.«

»Denke schon«, sagte Ava. »Und es sind drei.«

Sie feuerte auf das Gesicht, das vorm Fenster erschienen war. Ein dritter Totenkopf stand dort auf einer Leiter. Er kam nicht mehr zum Schuss. Die nackte Blonde schoss ihn von der Leiter. Den Aufprall unten spürte er schon nicht mehr.

Ava blies den Rauch von der Revolvermündung. Sie spähte in den Korridor. Dort sah sie niemanden mehr. Zu ihren Füßen lagen zwei Tote. Sie trugen keinen Hut. Die Totenkopfmaske verhüllte den gesamten Kopf. Sie bestand aus grobem Leinen, hatte aufgemalte Zähne und ausgeschnittene Augenlöcher.

Die Masken waren durchaus kunstvoll gemacht. Hinten am Kopf waren sie zugeschnürt, was ihr Träger von vorn vornehmen konnte.

»Was soll das denn?« fragte Ava. »Sind wir hier bei den mexikanischen Tagen der Toten? »Nicht mal in intimen Stunden ist man ungestört, dazu noch von nachgemachten Leichen?«

Ihrem Liebhaber klapperten die Zähne. Sein Lustspeer stand nur noch auf halbmast.

Als sich unten im Hotel etwas regte, das Zimmer in dem sich Ava und ihr Liebhaber vergnügten befand sich im ersten Stock, rief sie hinunter: »Es ist alles in Ordnung. Alles vorbei, keine Gefahr mehr. Wer ist da?«

»In der Halle bin nur ich, der Hotelclerk. Was zum Teufel ist passiert?«

»Ich habe nur ein paar Tote erschossen. Welche mit Totenköpfen. Zwei liegen im Flur, einer vor dem Hotel. Kein Grund zur Aufregung.«

»Tote? Mein Gott! Was reden Sie da?«

»Welche mit Totenkopfmasken. Killer der Totenkopfbande.«

Der Clerk unten stammelte und stotterte: »W-w-wie? Die Tototentotenkopfbande ist in Tulsa? In diesem Hotel? Das ist ja grauenvoll.«

»Ich habe sie nicht gerufen«, antwortete Ava und blies den Rauch von der Revolvermündung. »Hör auf zu zittern und hol den Sheriff.«

»Ja, Madam. Aber … was soll ich dem Sheriff sagen?«

»Dass er zu Ava Sharp kommen soll, Zimmer Neun.«

»Oh, oh, oh, – Grauenvoll. Ich bin schon unterwegs. Die Totenkopfbande. In unserem Haus. Das ist schlecht fürs Geschäft.«

Das war das Letzte, was Ava Sorgen bereitete.

»Besser als Wanzen in den Betten«, sagte sie nur. »Steh nicht herum und schwätz. Marsch, hol den Sheriff.«

»Er ist nicht in der Stadt. Sein Deputy auch nicht.«

»Seht zu, dass ihr sie herkriegt.«

Ava kümmerte sich nicht weiter, was unten im Foyer geschah. Sie rechnete nicht mit einem weiteren Totenkopfkiller. Der hätte sich längst gezeigt. Sie zog die Tür zu so gut es ging und stellte einen Stuhl unter die Klinke. Sicher war das nicht, doch zuvor war es auch nicht sicherer gewesen. Bis der Sheriff kam würde es dauern.

Ava gedachte die Zeit zu nutzen. Mit einem weiteren Angriff rechnete sie nicht mehr. Mit wiegenden Hüften, nackt wie Gott sie schuf, ein Weib, das selbst eine Steinfigur noch verlockt hätte, näherte sie sich ihrem Lover.

»Ich bin heiß, Ward. Wir haben noch Zeit für uns bis der Sheriff da ist. Mach’s mir nochmal.«

Der Mann im Bett schlotterte. Sein Lustspeer war völlig geschrumpft und hing traurig darnieder.

»Das … das kann ich nicht. Nein, nein, nein. Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen.«

»Umso mehr ein Grund das Leben zu feiern. Was gibt es Besseres dafür als eine heiße Nummer?«

»Nein, das ist zu viel verlangt.«

Verlockend wiegte Ava sich in den Hüften. Sie schob den Unterleib vor, präsentierte unter dem an den Rändern ausrasierten Busch ihrer Schamhaare und den Ansatz der Spalte. Hob ihre Brüste mit den Händen an. Den Colt hatte sie nachgeladen und auf den Nachttisch gelegt.

»Schatz, komm, sei nicht so. Du willst es, du kannst es. Lass mich nicht im Stich.«

Sie fasste den Rodeocowboy an sein männlichstes Teil, kniete vorm Bett nieder und nahm es in den Mund. Ihr Lover Ward Dillinger entzog sich ihr. Er sprang aus dem Bett, wich von ihr weg und bedeckte seinen Lustspeer mit beiden Händen.

»Ich will nicht, ich kann nicht. Die Totenkopfbande hat es auf dich abgesehen. Das ist mir zu heiß und zu gefährlich mit diesen unheimlichen Banditen, von denen welche sagen, dass sie überhaupt keine Menschen seien.«

»Die, die ich erschossen haben waren gewiss welche. Sonst hätte mein Blei sie nicht umgebracht.«

»Wer weiß, ob sie nicht wieder auferstehen? Die nächste Nacht schon oder bei Vollmond? Damit will ich nichts zu schaffen haben. Lass mich raus« – aus dem Zimmer, meinte er – »lass mich weg. Wenn ich gewusst hätte, dass die Totenkopfbande hinter dir her ist wäre ich niemals mit dir ins Bett gegangen. Jeder, der sich mit diesen Banditen anlegt ist dem Tod geweiht.«

Ava empörte sich.

»Hat dir schon mal einer gesagt, dass du ein Schlappschwanz bist? Du willst ein Rodeocowboy sein, ein Publikumsheld und ein Broncobuster und Bullwrangler? Ein Versager bist du. Raus mit dir, fort mit dir aus meinem Zimmer! Mit solch einem Jammerlappen will ich nicht mehr das Bett teilen. – Beeil dich, sonst helfe ich nach.«

Sie fuchtelte mit dem Revolver. Ward hatte sie sehr enttäuscht. Er fuhr eilig in seine Kleider. Ava ging zu der Waschkommode, wusch ihr Geschlechtsteil und ihre Achselhöhlen und trank einen Schluck Wasser aus der Karaffe. Sie öffnete die Nachttischublade und entnahm ihr eine Packung Zigarillos.

Sie rauchte sehr selten, jetzt hatte sie Lust dazu. Sie wollte Dampf ablassen. Als der schwarzhaarige muskulöse Ward Schwierigkeiten hatte, geschockt, wie er war seine Prunkstiefel anzuziehen jagte Ava ihn aus der Tür.

Die mit Intarsienarbeiten verzierten und oben am Schaft mit Silberrändern verzierten Prunkstiefel warf sie ihm hinterher.

»Lass dich bei dir nicht mehr blicken mit deinem schäbigen Wurm.«

Was sie damit meinte war klar. Ward Dillinger, den Revolvergurt über der Schulter, klaubte seine Stiefel zusammen. Er war über die Toten weggestiegen und rutschte in einer Blutlache aus, fing sich jedoch ab.

Auf dem Hotelkorridor hörte man Geflüster. Hotelgäste lugten aus ihren Zimmern und auf der Treppe stehend in den Flur. Sie sahen die beiden von Ava Niedergeschossenen liegen und Ava nackt in der Tür stehen. Vier Männer und eine Frau, das waren die Gaffer, rissen die Augen auf.

»Shocking!«, stieß die doppelkinnige Frau im sackartigen Kleid, die aus einem Zimmer lugte – es war früher Abend, im Sommer noch lange hell – hervor.

Ward Dillinger floh die Treppe hinunter.

»Ich kann nichts dazu«, rief er. »Ich habe niemand erschossen.«

Jegliche Lust zum Sex mit Ava, die für ihn der Todesengel war, war ihm vergangen. Er flüchtete aus dem Hotel als ob der Leibhaftige hinter ihm her sei. Auf der Straße und im Hof fanden sich Gaffer ein. Der von Ava von der Leiter geschossene Totenkopfmaskenträger lag in verrenkter Haltung im Hof. Man wartete auf den Sheriff oder den Deputy. Bis sie erschienen würde es dauern.

Ava rauchte missmutig, verbarrikadierte wieder die Tür und bekleidete endlich ihren Luxuskörper. Als sie das Fenster zum Hof öffnete und hinausschaute sah sie zu sich emporgewendete Gesichter.

»Das ist sie«, hörte sie. »Das ist Ava die Kopfgeldjägerin. Ava Sharp, der Todesengel, the blonde Death.«

Mit unbewegtem Gesicht schaute Ava hinunter. Sie gab sich kaltblütiger als sie war. Das Töten bereitete ihr keine Freude, es ließ sie nicht innerlich unberührt. Doch sie hatte sich für diesen Weg entschieden. Seit ihre Familie von Banditen ausgelöscht worden war brannte in ihr der Wunsch nach Vergeltung und möglichst vielen Verbrechern das Handwerk zu legen.

Umbringen wollte sie sie nicht unbedingt. Die Prämie wurde tot oder lebendig bezahlt. Doch bei so gefährlichen Gegnern, die wie tollwütige Hunde waren konnte sie kein Risiko eingehen. Es galt ihr Leben oder deren Leben. Da war es ihr lieber, wenn ihre Gegner starben.

Zurzeit arbeitete sie für die Wells Fargo Frachtkompanie. Man hatte sie angeworben, um der Totenkopfbande das Handwerk zu legen. Sie war extra nach San Francisco in die Hauptverwaltung der Company bestellt worden und hatte dort ihre Orders und weitreichende Vollmachten als Sonderermittlerin erhalten. Dafür erhielt sie ein horrendes Geld und Spesen. Etwaig anfallende Kopfgelder durfte sie behalten.

Niemand wusste, wer die Banditen mit den Totenkopfmasken waren, die wie aus dem Nichts auftauchten und der mächtigen Wells Fargo Company die Hölle bereiteten, ihr schwer schadeten. Ein Dreivierteljahr ging das schon. Immer wieder fanden Überfälle statt. Die Banditen mit den schaurigen Masken schlugen immer wieder zu und verschwanden spurlos.

Sie überfielen immer nur Transporte, bei denen sich das weidlich lohnte. Immense Summen waren erbeutet worden. Bisher war noch keiner der Maskenträger gefasst oder entlarvt worden. In drei Fällen waren welche bei den Überfällen erschossen oder angeschossen worden.

Doch die hatten ihre Komplizen als sie verschwanden jeweils mitgenommen. Alle Fährten führten ins Nichts. Die Totenkopfbanditen machten Oklahoma, Nord-Texas und das südliche Kansas unsicher. Irgendwo mussten sie einen geheimen Stützpunkt haben, vielleicht auch mehrere. Vor ihr zitterten alle.

Es war klar, dass sie Informationen aus erster Hand über die Geldtransporte erhielten. Doch wo die undichte Stelle bei Wells Fargo war wusste man nicht. Es musste jemand in leitender Position sein, vielleicht sogar mehrere. Die Geschäftsleitung der Wells Fargo beunruhigte das sehr. Man wurde fast verrückt vor Sorge. Es war die größte Bedrohung in der Firmengeschichte.

Ava sollte das schaffen, woran sich die gesamte Wells Fargo Sicherheitstruppe, allen voran ihr sehr tüchtiger, doch auch sehr eitler Chef Edson Delaware die Zähne ausgebissen hatten. Nämlich der Totenkopfbande das Handwerk zu legen.

Dass sie den Auftrag übernommen hatte war streng geheim gehalten worden. Doch nicht gut genug, die Bande wusste davon, was der heutige Anschlag bewies. Nach Tulsa war Ava gekommen, weil sie in der Firmenzentrale einen Hinweis erhielt, dort könnten Kontaktleute der Bande sitzen.

Das war wie es schien auch der Fall. Dramatischer, als Ava es sich vorgestellt hatte. Sie wartete auf den Sheriff. Der Zigarillo war zum Spannungsabbau ein unbefriedigender Ersatz für noch einmal Sex mit dem gutaussehenden Rodeocowboy Dillinger.

Die Kutsche war von Gainesville, Texas, nach Ardmore in Oklahoma unterwegs. Das war ein Teil der Linie von Fort Worth nach Oklahoma City. Zweihundert lange Meilen waren das, über Berg und Tal, auf der Brücke über den Red River und durch Wald und Prärie. Alle fünfzehn bis maximal zwanzig Meilen wurde bei einer Station das Gespann ausgewechselt, nach sechzig Meilen im Schnitt der Driver und der Shotgun abgelöst.

Nach der mehrstündigen Fahrt auf dem holprigen Bock bei stetiger Wachsamkeit war das dringend nötig. An diesem Abend fuhren Old Tom Canarsie und sein Shotgun Brick Harvest die Überlandstraße am Ufer des Lake Murray. Sie hatten die untergehende Sonne über den Wipfeln der Bäume zur Linken.

Der Sonnenball berührte schon den Horizont und spiegelte sich im Wasser des Sees. Dort zog er eine gelb-rötliche Bahn. Es war eine unbewohnte Gegend, durch welche die Kutsche fuhr – hier gab es keine Farm und auch keine Ranch.

»Noch anderthalb Stunden«, sagte Brick Harvest. »Dann haben wir es geschafft. – Ich hatte schon befürchtet, dass wir Ärger bekommen. Schließlich haben wir eine Menge Geld an Bord.«

»Ja, Lohngelder und Geld für die Banken, die Halsabschneider. Trau nie einer Bank, sagte mein Dad, Gott habe ihn selig. Das sind alles Wucherer und Halsabschneider.«

»Wo bewahrst du denn dein Erspartes auf, Old Tom?«

»Im Sparstrumpf natürlich. Den habe ich bei mir zu Hause unter einer losen Diele gut versteckt.«

»Unter einer Diele. Man sollte es nicht für möglich halten. Dort sehen Einbrecher zuallererst nach. Sie klopfen die Dielen auf lose Stellen ab. – Weißt du das nicht?«

»Du bist ja ein ganz Schlauer, du Grünschnabel. Ich habe schon Geld versteckt, da bist du noch ein fröhlicher Gedanke im Kopf deines Vaters gewesen. – Versuch nicht mich zu belehren. Das ist meine letzte Fahrt für Wells Fargo. Danach setze ich mich zur Ruhe. Ich bin jetzt vierzig Jahre in diesem Job. Ich habe schon vor dem Bürgerkrieg Kutschen gefahren. – Einmal sind wir …«

Brick Harvest, ein Milchgesicht, aber schnell mit dem Colt und ein sicherer Schütze, fürchtete wieder eine der alten Kamellen des Kutschers zu hören. Er kannte sie alle auswendig, weil er öfter mit dem alten Tom fuhr. Der erzählte zudem fast wortwörtlich immer dasselbe.

Wäre er mitten in einer seiner Geschichten tot vom Bock gefallen hätte der junge Brick fortfahren und die Story wortgetreu zu Ende erzählen können. Er wollte nicht noch einmal eine der Stories hören. Es nervte ihn.

»He!«, rief er deshalb. »Schau mal da vorn. – Siehst du den?«

Ein paar hundert Meter vor der Kutsche stand ein hagerer Mann am Weg. Er war wie ein Cowboy gekleidet und trug seinen Sattel über der Schulter. Der Kutscher kniff die Augen zusammen. Seine Sehstärke ließ nach. Mit seinem Gespann kam er dank der Gewohnheit vieler Jahre selbst im Schlaf noch zurecht. Die Überschriften in der Zeitung vermochte er ohne Brille noch verschwommen zu lesen.

Mit dem normal Gedruckten haperte es. Auf mittlere Entfernung sah er gut, weiter weg schlecht. Er behauptete aber immer noch wie ein Adler zu sehen und war bisher damit durchgekommen, er hatte sich durchgemogelt.

Die Company – Wells Fargo – bezahlte gut, verlangte jedoch auch allerhand. Körperliche Fitness und gute Augen waren Voraussetzung für den Job als Shotgun oder Kutscher. Old Tom besaß eine Brille, die benutzte er jedoch nur, wenn es keiner sah. Auf die Entfernung hätte sie ihm ohnehin nicht viel geholfen.

Er behalf sich mit einem Trick, während er weiterfuhr. Sein Sechsergespann hatte er tadellos im Griff.

»Klar sehe ich den«, sagte er. »Was hältst du von ihm?«

Der Shotgun fiel darauf herein. Er beschrieb, was er sah.

»Sieht aus wie ein Cowboy, der sein Pferd verloren hat. Ein einzelner Mann kann uns nicht gefährlich werden. Wir haben sechs Scharfschützen in der Kutsche und einem am Dach unter der Plane verborgen. Wenn die Totenkopfbande wagen sollte, uns zu überfallen werden sie sich blutige Nasen holen.«

»Passt auf, ihr beiden«, sagte er unter der Plane liegende Wells Fargo Sicherheitsmann.

Die Plane war über ein Gestell gespannt. Auf ihm lagen zur Tarnung festgezurrte Gepäckstücke. Die Geldkisten befanden sich im doppelten Boden der Kutsche. In dieser fuhren sechs Scharfschützen von der Sicherheitstruppe mit. Zwei davon waren als Frauen verkleidet.

Es handelte sich um eine streng geheime Aktion. Nur eine Handvoll Männer waren darin eingeweiht. Old Tom zügelte sein Gespann vor dem Mann mit dem Sattel über der Schulter. Der schaute ihnen entgegen und winkte. Der Shotgun legte die mit Buckshot geladene Parker Gun an.

»Brrr!«, rief der Kutscher. Seine sechs Pferde hatte er tadellos im Griff. »Hast du dein Pferd verloren, Cowboy?«

»Was glaubst du weshalb ich hier stehe?«, fragte der bärtige Mann am Wegrand.

Unter seinem Poncho krachte ein Schuss. Dort hielt er einen Revolver verborgen. Er hatte den Shotgun treffen wollen, doch unterm Poncho zielte er schlecht. Er erwischte den Kutscher.

Old Tom Canarsie überlebte seine letzte Fahrt im Dienst der Wells Fargo nicht. In die Seite getroffen, die Kugel fuhr ihm quer durch den Brustkorb und traf sein Herz, fiel er tot vom Bock. Der Shotgun feuerte völlig überrascht beide Läufe auf den Bärtigen ab und zerfetzte ihn fast.