Jack Slade 862 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 862 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Rancher Cord Cobb dreht durch, als Siedler zu Recht einen Teil seiner Weide beanspruchen. Mit seiner Kampfmannschaft und einem angeworbenen Killer-Scharfschützen geht er brutalst vor. Sheriff Lee Ashford, genannt "Der schöne Lee", muss zeigen dass er mehr ist als ein Weiberheld.

Der einarmige Revolveranwalt Temple vertritt die Interessen der Siedler auf seine Weise. Und Amy Cobb, die schöne Tochter des Terror-Ranchers, ist hin und her gerissen.

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EPUB

Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Revolver-Doc

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6951-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Revolver-Doc

Lee Ashford, genannt »Der schöne Lee«, der Sheriff von Worland rammelte aus Leibeskräften. Er hatte die Hose heruntergelassen und seine mexikanische Putzhilfe Conchita rücklings auf den Schreibtisch im Office gelegt. Er befand sich zwischen ihren Schenkeln, sie stöhnte vor Lust, ihr Gesicht war erhitzt, ihre Haare wirr. Der schöne Lee bog ihre Beine durch.

Ihre Lustgrotte öffnete sich ihm, er drückte Conchitas dralle Brüste, die sie entblößt hatte. Den Rock hatte er ihr hochgeschoben, ihr Slip hing am Lauf einer Flinte im Gewehrständer. Conchitas Bluse war offen. Die junge Mexikanerin war durchschnittlich hübsch.

Lee war sie hübsch genug, er ließ nichts anbrennen. Hauptsache, jung und geil. Als er sich dem Höhepunkt näherte, hielt er inne, um den Akt länger genießen zu können.

Conchita bog sich ihm entgegen.

Der Sheriff verdrehte die Augen. Er war 25 Jahre alt, groß, drahtig, mit braunen Haaren, einem kecken Schnurrbart, sonnenverbranntem Gesicht und lachenden blauen Augen, die sich jetzt in der Lust verschleierten.

Ein sehr attraktiver Mann, was nicht jedem Bürger von Worland gefiel, weil er ein großer Schürzenjäger war.

Sogar die züchtig erscheinende Tochter des Methodistenpfarrers hatte er schon gevögelt. Was diesen als er es erfuhr zu einer donnernden Predigt von der Kanzel veranlasste. Dabei ging es um Sünder und Hurenböcke, Zucht- und Schamlose, die in einer besonderen Hölle in glühenden Flammen schmorten und denen dabei eine teuflische Ratte das Glied abfraß, das jedoch immer wieder nachwuchs. In ewiger Qual.

Lee ging nicht in die Kirche. Er glaubte auch nicht an die Hölle. Die bereiteten sich die Menschen selbst auf der Erde.

Er drückte begeistert Conchitas Lustäpfel und bewegte wieder seinen Lustspeer in ihrer nassen Liebesgrotte.

»Ach, ja, du …«

Conchita schrie auf, juchzte.

»Ja, ja, ja, gib’s mir, du Bock.«

Da wurde erst mit Fäusten und dann mit einem Gewehrkolben gegen die Tür des Offices gehämmert.

»Sheriff! Sheriff! Ja, wo steckt er denn? Hörst du mich nicht?«

Lee erkannte die Stimme eines Bürgers von Worland. Mindestens ein anderer war noch bei ihm. Lee hörte ihn sprechen. Er hatte wohlweislich die Officetür abgeschlossen, vor den zwei Fenstern waren die Stores zugezogen. Lee wollte nicht, dass jemand hereinplatzte und ihn bei seiner Lieblingsbeschäftigung störte.

»Sheriff!«, wurde wieder geschrien. Dann sagte ein Mann draußen: »Er muss da sein. Im Office brennt Licht.«

»Sheriff, ein paar Besoffene schlagen im ›Eagle Saloon‹ alles kurz und klein. Sie schlagen sich gegenseitig tot. – Du musst kommen.«

»Ich – komme – ja – schon!«, antwortete der Sheriff und rammelte weiter. Er kam tatsächlich, murrte halblaut: »Nicht mal in Ruhe eine Alte vögeln kann man in dem Scheißkaff. – Ein schöner Mist ist das. – Ja, da muss ich wohl.«

Er zog seinen Schaft aus Conchitas Liebesgrotte und tätschelte ihre Brust.

»Entschuldige, Süße, die Pflicht ruft.«

Conchita seufzte. Sie hatte gehofft, von dem potenten Sheriff noch einen Nachschlag zu erhalten. Er wendete sich von ihr ab, zog die Hose hoch, ordnete seine Kleidung und schnallte den Revolvergurt wieder um. Auch Conchita zog sich an.

»Was treibst du denn da drinnen?«, fragte eine Stimme, die Lee als die des Mayors erkannte. Der war ihm nicht grün, seit er seine viel jüngere hitzige Frau rangenommen hatte. »Hurst wohl wieder herum, was? Vernachlässigst deine Dienstpflichten. Hier geht alles drunter und drüber und du bist nicht da, Lee Ashford. – Wir sollten uns wohl nach einem anderen Sheriff umsehen.«

Lee wollte den Job behalten.

»Ich habe mich nur mal kurz ausgeruht«, antwortete er. »Das wird man ja wohl noch dürfen. Drei Tage war ich wegen Cord Cobbs gestohlenen Rindern hinter den Viehdieben her. Sie sind entkommen, die Herde trieb ich zurück, was allein eine Sauarbeit war.«

»Ich glaube dir nicht«, meldete sich jetzt draußen eine weitere Stimme. Die des Inhabers des größten Stores von Worland, mit dessen drei Töchtern Lee allesamt schon intim gewesen war. »Sicher hast du wieder ein Weibsbild im Office, während der Dienstzeit. Wenn es so ist, bist du die längste Zeit Sheriff von Worland gewesen.«

Jetzt wurde es eng. Vor der Tür standen mehrere Männer, die Lee was am Zeug flicken wollten. Wenn ihnen das gelang, war er seinen Job los.

Draußen sagte jemand: »Die Hintertür ist auch abgeschlossen. Wir können da jetzt nicht rein.«

Jemand klopfte ans Fenster.

»Ruhe jetzt!«, rief der Sheriff. »Ich mache gleich auf. Muss nur noch meine Stiefel anziehen.«

Er winkte Conchita zu sich und flüsterte ihr ins Ohr: »Du musst dich verstecken.« Er tuschelte ihr zu. »Wenn du ertappt wirst, kriege ich Ärger, und du bist die Putzstelle los.«

Conchita nickte, ergriff Lees Hand, lege sie auf ihre jetzt wieder bekleidete Brust und küsste den großen Mann. Sie huschte davon. Lee sperrte auf.

Fünf Männer standen draußen. Der Mayor, der Storebesitzer, der Schmied und zwei andere. Alles angesehene Bürger, obwohl Lee ihre Frauen und Töchter mehr mochte als sie. Er beschwerte sich über die Störung und den Lärm. Sie drängten ihn gleich zur Seite und schauten sich im Office um. Auch in dem Zellentrakt. Einer schaute ins Hinterzimmer.

Ein anderer schnupperte.

»Was hast du hier getrieben, Lee Ashford?«

»Das habe ich schon gesagt. Und jetzt raus mit euch, ich muss zum ›Eagle Saloon‹.«

»Langsam«, sagte der Mayor. »So eilig ist es nun auch wieder nicht. Erst wollen wir uns hier mal umsehen.«

»Dazu habt ihr kein Recht.«

»Oh doch, Ashford. Wir haben dich eingestellt, Worland ist Countyhauptstadt. Wir können dich auch wieder entlassen, wenn herauskommt, dass du während der Dienstzeit das Office für deine Weibergeschichten missbrauchst.«

»Da tue ich nie«, log der Sheriff. »Außerdem habt ihr mir den Stern an die Brust geheftet und nicht an den Pint.«

»Werde nicht komisch. – Francis, was ist?«

Der Mann, der im Zellentrakt nachgeschaut hatte, meldete: »Da liegt wer auf der Pritsche. Mit dem Gesicht zur Wand gedreht und unter der Decke verkrochen. Die Person hat auf Zurufe nicht reagiert. – Ich wette, das ist ein Weib.«

»Aha«, sagte der Mayor. Und: »Jetzt haben wir ihn.«

Die Frau des Mayors hatte strikt und eisern abgestritten fremdgegangen zu sein. Mayor Smith hatte von ihr kein Geständnis erhalten, genau wusste er es nicht. Doch sein arger Verdacht blieb bestehen, das missfiel ihm sehr.

Horry Smith, der Mayor, marschierte voran. Lee nahm zögernd den Schlüsselbund. Er ging langsam zu den durch eine massive Wand im hinteren Teil des Offices abgeteilten Zellen und stellte sich vor die Tür.

»Soll ich wirklich aufschließen?«

»Wir bestehen darauf.«

Achselzuckend, in sein Schicksal ergeben schloss Lee auf. Der Mayor und der Storebesitzer stürmten in die Zelle.

»Zeig dein Gesicht, du Hure!«, rief der Storebesitzer, rüttelte die auf der Pritsche liegende Gestalt derb an der Schulter und riss ihr die Decke weg, unter der sie lag.

Ein bärtiges Gesicht, mit wirrem Haar und einer Knollennase wendete sich ihm zu. Auf der Pritsche lag ein ungepflegter Landstreicher in verlotterter Kleidung. Er stierte die Männer in und vor der Zelle an.

»Wer ist das denn?«, fragte der Mayor verdattert.

»Ein Hobo, ein Landstreicher«, antwortete Lee. »Ich habe ihn auf der Farm von Eben Holt ertappt, als er ein Huhn stahl. Als ich von meinem dreitägigen Ausritt zurückkehrte, sah ich ihn. Holt stellte mir ein Pferd zur Verfügung, damit ich ihn mitnehmen konnte. Letzte Nacht brachte ich den Hobo und sperrte ihn ein. Er bleibt eine Woche bei Wasser und Brot und soll in der Stadt Arbeitsdienst leisten, die Gehsteige fegen und Abfälle aufsammeln, damit er lernt, im Bighorn County keine Hühner mehr zu klauen. – Sonst noch Fragen?«

»Ja«, sagte der Schmied. »Warum steht ein Putzeimer vorn im Office?«

»Den hat Conchita vergessen wegzuräumen. Sie ist vor einer Stunde fort. Ich werde mal ein Wort mit ihr reden, dass sie nach beendeter Arbeit ihr Zeug wegräumt. Sie hatte ihren Liebhaber im Kopf, einen Ramon oder Raoul, von dem hat sie mir vorgeschwärmt. Deshalb wollte sie schnell wieder weg.«

»Dieser Ramon oder Raoul sollte aufpassen«, sagte der Schmied. »Conchita hat sieben Brüder. Wenn sie merken, dass sie es mit einem Kerl treibt, zwingen sie den, sie zu heiraten, oder sie schneiden ihm die Gurgel ab. In solchen Sachen sind die Mexikaner sehr ehrpusselig.«

»Das ist nicht mein Problem«, sagte Lee. »Und jetzt raus mit euch. Vorher entschuldigt euch, dass ihr derart gelärmt habt und hier hereingeplatzt seid. Für euer Misstrauen und die Verdächtigungen. – Wer bin ich denn? Ich bin der verdammt beste Sheriff, den ihr jemals hattet. Eisern, unerschrocken und unbestechlich. – Ihr solltet euch schämen, an mir herumzukritteln.«

Der Mayor quälte sich die Worte ab, es wäre nicht so gemeint gewesen. Die Fünf gingen. Der Mayor meinte noch, Lee solle sich beeilen, zum »Eagle Saloon« zu gelangen.

»Dort gibt es Mord und Totschlag.«

»Gemach, gemach«, sagte Lee. »Hier das Office zu durchsuchen und mich zu verdächtigen und aufzuhalten, hattet ihr auch die Zeit. – Warum habt ihr denn nicht selbst Frieden gestiftet, ihr tapferen Männer, wenn es euch so am Herzen liegt? Der Schmied ist ein Brocken, der ein Pferd hochheben kann.«

»Aber nur ein kleines Pferd.« Der Schmied grinste. »Das letzte Mal, als ich einem eine gescheuert habe, hatte er den Kiefer gebrochen. Ich musste eine Menge Schmerzensgeld bezahlen. Das passiert mir nicht wieder. Was deine Weibergeschichten betrifft, Lee, kann ich nicht mitreden. Meiner Frau oder meiner Tochter hast du dich nie genähert.«

Das hatte seinen Grund. Beides waren Mannweiber, besonders die Schmiedstochter. Sie stand in der Statur ihrem Vater kaum nach und hatte einen ausgeprägten Damenbart. Der Schmied hätte sie gern unter der Haube gehabt. Bei ihrem Aussehen war das schwer möglich.

In der Zelle, die Lee wieder abgeschlossen hatte, quengelte der Hobo, jetzt würde er hoffentlich in Ruhe gelassen werden. Die fünf unerwünschten Besucher waren nun endlich draußen. Lee ging zum Hinterzimmer und klopfte an den großen Schrank.

Darin hatte sich Conchita versteckt. Sie antwortete. Lee sagte ihr, er würde vorn absperren, die Hintertür war nach wie vor verschlossen. Sie solle den Schlüsselbund nehmen, wenn er weg sei, und ungesehen durch die Hintertür in der Dämmerung verschwinden.

Gleich darauf ging er weg.

Im »Eagle Saloon« war der Kampf vorbei. Neugierige Gaffer und aus dem Saloon geflüchtete Gäste standen vor dem Saloon auf der Straße. Sie trauten dem Frieden drinnen noch nicht, dass die Keilerei vorbei war. Lee sah drei Saloongirls unter den Zuschauern. Eins hatte ein zugeschwollenes Auge, das blau werden würde. Der Besitzer des Saloons, ein verlebt aussehender ehemaliger Berufsspieler mit dem Namen Ace Gamble beklagte den Sachschaden.

»Wer soll mir das bezahlen? Warum bist du nicht eher erschienen, Sheriff?«

»Ich konnte nicht schneller. – Was ist mit deinem Auge passiert, Kitty?«

»Ich habe im Getümmel eins draufgekriegt. Ich lief einem Cowboy der Stonehead Ranch in die Faust. Drei Stonehead Cowboys, unter anderem der Vormann Bliss Holden und zwei Kerle aus Worland prügelten sich mit dem Fremden.«

»Fünf gegen einen. Dann ist er wohl schwer verletzt? Die Stonehead-Reiter sind harte Burschen, genau wie ihr Rancher, Stonehead Cord Cobb. Er nimmt nur welche in seine Mannschaft, die anderswo steckbrieflich gesucht werden oder für ein paar Jahre Zuchthaus gut sind. Bliss Holden hat fünf Jahre wegen Totschlags abgesessen. Kein anständiger Rancher hätte ihn auch nur mit der Feuerzange angefasst. Cobb hat ihn mit Handkuss genommen. – Der arme Hund, über den das Gesindel herfiel. – Holt gleich mal den Doc.«

Was von der Menge gesagt wurde, darauf hörte Lee nicht. Er zog den Revolver, sicher war sicher, und betrat den Saloon. Drinnen lag einiges durcheinander. Tische waren verrückt oder umgestürzt, Stühle zerbrochen. Der Tresen war aus seiner Verankerung gerissen und verschoben.

Es stank durchdringend nach Schnaps. Mindestens ein Stuhl und Flaschen und Aschenbecher waren in die Flaschenregale hinter der Bar geworfen worden. Lee kannte die drei Cowboys. Ihnen hatten, wie er es sich schon gedacht hatte, zwei Männer aus Worland geholfen, Raufbolde, Krakeeler und Tunichtgute.

Die Stonehead-Cowboys gaben ihnen Drinks aus, deshalb und weil sie dem mächtigen Stonehead-Rancher hinten hinein kriechen wollten halfen sie ihnen. Damit hatte sich die Richtigkeit von Lees Vermutungen jedoch schon erschöpft. Es lag nämlich keineswegs ein armes Opfer der gewalttätigen Schläger blutend am Boden.

Vielmehr waren es die drei Stonehead-Reiter und die zwei Krakeeler, die zwischen den Trümmern lagen. Drei stöhnten. Zwei regten sich nicht. Am Tresen stand ein einzelner Mann, ein Whiskyglas in der Hand.

Er hatte an den Schläfen schon graues, mittellanges Haar und trug einen Anzug, weißes Hemd und eine jetzt offene Schleife am Hals. Er war breitschultrig, kräftig gebaut, doch nicht dick. Er hatte ein breites, offenes Gesicht, graue Augen und war glattrasiert.

Seinen Colt hatte er auf die Bar gelegt. Ein harter Knochen war das zweifellos. Lee sah ihn zum ersten Mal.

Das Erstaunlichste aber war, dass der Fremde nur einen Arm hatte. Den linken. Mit dessen Hand hielt er das Whiskyglas. Nach der Schlägerei atmete er schneller, erschöpft, angeschlagen oder völlig zerzaust war er nicht.

Lee fasste es nicht. Sollte ein Einarmiger fünf berüchtigte Schläger zusammengehauen haben?

»Sheriff.« Der Einarmige hob grüßend das Glas. »Auch schon da? Schön, dass Sie kommen konnten.«

Spott klang in seiner Stimme. Er wirkte keineswegs besorgt.

Lee tippte an seinen Stern. Damit stellte er sich vor und wies sich zugleich aus.

»Wer sind Sie? Wie haben Sie das gepackt, fünf starke Männer aus den Stiefeln zu schlagen? Mit nur einem Arm, dazu noch dem linken?«

Der rechte Jackenärmel des durchaus sympathisch aussehenden Fremden war leer und umgesteckt. Eine Nadel hielt ihn.

»Ich bin Linkshänder. Stonecalf Temple, mein Name. Ich bin Rechtsanwalt.«

»Ein Rechtsanwalt? Was führt Sie nach Worland? Auch haben Sie meine Frage nicht beantwortet, wie Sie die Männer ausgeknockt haben. Das sind harte Burschen. Selbst ich würde ihnen nur mit der Waffe in der Hand entgegentreten. Und Sie wollen sie allein verprügelt haben?«

»Eins nach dem anderen. Ich vertrete hier eine Siedlergemeinschaft. Sie hat das Gebiet östlich vom Bighorn erworben. Ein riesiges Gelände, bestes Acker- und Weideland. Bietet Platz für drei Ranches oder gut zwei Dutzend Heimstätten, aus denen blühende Farmen entstehen können. Es nimmt das gesamte Dreieck zwischen dem Rosebud River und dem Bighorn ein und reicht bis zum Klondike Peak.«

»Zounds. Das ist Stonehead Cobbs Winterweide. Er wird sie nicht gutwillig hergeben.«

»Es ist, oder war, Regierungsland. Jetzt übernehmen es Siedler, deren Interesse ich vertrete laut dem Heimstättengesetz. Sie werden in Kürze eintreffen. Deshalb bin ich da.«

Einer der am Boden Liegenden, ein riesiger Bär von Mann, regte sich. Er fasste mit der Hand zum Revolver, unbemerkt, wie er meinte.

Dem einarmigen Rechtsanwalt sprang der Colt förmlich in die Finger. Er zog so schnell, dass man es mit den Augen nicht verfolgen konnte. Lee Ashford war selbst ein schneller und sicherer Schütze.

Die Revolverschnelligkeit des Anwalts verblüffte ihm. Er war im Zweifel, bei einem fairen Revolverduell diesem Mann gewachsen zu sein. Seine Hochachtung vor dem Einarmigen stieg. Das war ein besonderer Mann. Ein Revolveranwalt. Selten im Westen, wenn es überhaupt noch einen solchen gab.

»Finger weg von der Waffe, oder ich schieße sie dir ab!«, herrschte der Anwalt den am Boden liegenden Hünen an. Es war Bliss Holden, der Vormann der Stonehead Ranch. Lee hatte die Pferde mit dem stilisierten Kopf als Brandzeichen vorm Saloon gesehen. »Wir haben fair gekämpft, und ihr habt verloren. Bleibt unten, bleibt ruhig liegen. – Fünf gegen einen, ihr Hunde. Aber ich hab’s euch gezeigt.«

Holden erstarrte.

»Sheriff, wir wollen aufstehen«, verlangte er. »Die, die es können. Horrible Bill und Blazed Ken hat es böse erwischt. Ich weiß gar nicht, wie dieser Hund das gemacht hat.«

Der Anwalt ging zu dem Vormann und zog ihm den Revolverlauf über den Kopf. Holden zuckte zusammen. Der Anwalt bedrohte ihn mit dem Revolver, nahm ihm den Colt weg – dabei behielt er seine Waffe in der Hand, er steckte nur einen Finger in den Abzugsbügel von Holdens Schießeisen – und warf es zurücktretend in den Spucknapf vor der aus der Verankerung gerissenen Bar.

»Vorsicht, keine Beleidigungen. Die ahnde ich gleich, und nicht mit einem Ordnungsgeld. Dazu bin ich nach den Paragrafen 368 – 2 und 109 – 1 berechtigt. Sie können dagegen klagen, wenn Sie das wollen.«

Dem geschlagenen Vormann blieb die Spucke weg. Auch der Sheriff staunte.

»Wissen Sie, was Sie sagen und tun, Mr. Anwalt?«

»Das weiß ich ganz genau. Dafür habe ich Jura studiert. Ich komme aus Texas. Es wird höchste Zeit, dass dieses Land hier – Wyoming – Recht und Gesetz erfährt.«

Er hatte den Revolver weggesteckt und bat den Sheriff, die Gaffer draußen zu halten.

»Wir wollen uns in Ruhe unterhalten.«

Vorm Saloon standen inzwischen auch der Mayor Smith, der Storebesitzer Benson, der grobschlächtige Schmied und die beiden anderen. Lee rief ihnen zu vor der Tür zu bleiben. Er gebot den am Boden Liegenden oder Kauernden, zwei waren bewusstlos, sich ruhig zu verhalten.

Der Rechtsanwalt interessierte Lee.

»Also?«, fragte er. »Sie wollen also die Interessen der Siedler durchsetzen, die das Gebiet zwischen dem Bighorn und dem Rosebud für sich in Anspruch nehmen?«

»Ja, Sheriff. Wie war gleich noch Ihr Name?« Lee nannte ihn. »Die Regierung überließ dem Stonehead-Rancher bisher das Land. Die Regierung hat Land genug, ihr gehört ganz Amerika. Sie interessierte sich nicht dafür, was mit jenem Gebiet geschah. Cord Cobb hätte das Land kaufen und seine Besitzrechte sichern können. Dazu war er zu geizig. Jetzt gehört es anderen. Asa Harker und die Siedlergenossenschaft haben es nach dem Heimstättengesetz auf sich eintragen lassen und eine Gebühr bezahlt. Es wird den Namen Glory Land tragen und eine blühende Oase sein.«

Der Anwalt drückte sich bildlich aus. Er nippte an seinem Whisky.

»Dazu müssen die Siedler sich erst mal dort halten. Stellen Sie sich das nicht zu leicht vor«, sagte Lee. »Um Stonehead Cobb seine Winterweide zu entreißen, bedarf es mehr als Paragrafen zu zitieren. Auch wenn Sie fünf Männer ausgeknockt haben, Mr. Stonecalf.«

»Stonecalf – Steinernes Kalb – ist mein Vorname. Der Nachname ist Temple. So heißt meine Familie. Mein Vater hat mich nach einem Indianerhäuptling benannt, der ihm das Leben rettete. Die meisten nennen mich aber Temple, weil das einfacher ist. Ich akzeptiere es. Freunde dürfen Stone zu mir sagen.«

»Bleiben wir mal bei Temple. Wie haben Sie das gemacht mit den fünf Schlägern?«

»Ich zeige es Ihnen, Sheriff.«

Temple, unter dem Namen kannte man ihn von da an in Worland, ging hinter die Bar. Er nahm eine heilgebliebene Flasche vom Regal, stellte sie auf den Tresen und kam wieder vor.

Mit seiner einen Hand holte er aus, fixierte die Flasche an und führte einen blitzschnellen, präzisen Handkantenschlag. Der Flaschenhals brach ab und flog weg. Die Flasche blieb stehen. Wieder staunte der Sheriff.