Jack Slade 872 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 872 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Dinah und Cass

Dies ist die Geschichte von Dinah Hillerman und Cass Cassedy. Sie waren jung, wild und verwegen und ungeheuer ineinander verliebt. Sie hielten den gesamten Westen in Atem. Sie beraubten Banken, Postkutschen und überfielen die Eisenbahn. Nichts schien sie stoppen zu können. Ein ganzes Heer von Sheriffs, Marshals und Kopfgeldjägern war hinter ihnen her. Einer davon war Wade Gunnison.

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Seitenzahl: 154

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Inhalt

Cover

Impressum

Dinah und Cass

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7688-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Dinah und Cass

Dies ist die Geschichte von Dinah und Cass. Sie waren jung, wild und verwegen und ungeheuer ineinander verliebt. Sie himmelten sich gegenseitig an, und sie hielten den gesamten Westen in Atem. Sie beraubten Banken, Postkutschen und überfielen die Eisenbahn. Nichts schien sie stoppen zu können. Ein ganzes Heer von Sheriffs, Marshals und Kopfgeldjägern war hinter ihnen her.

Irgendwann musste sie ihr Schicksal ereilen. Dinah Hillerman hatte Cass Cassedy, den Banditen, vom ersten Moment an geliebt, als sie ihn sah. Umgekehrt ging es genauso. Es war eine Liebe auf den ersten Blick, wie man es sonst nur in Büchern liest und im wirklichen Leben nicht für möglich hält.

Es traf beide wie ein Blitzschlag. In den Wichita Mountains vermählten sie sich dann im Zelt Häuptling Mushkogees nach indianischer Sitte.

Als Dinah sich in den Arm schnitt und ihr Blut mit dem von Cass vermischte, sprach sie die folgenden Worte: »Ich werde dich nie verlassen. Selbst aus den Feuern der Hölle oder dem Paradies komme ich wieder, um bei dir zu sein. Ich bin immer dein. – Doch wenn du mich einmal betrügst, dann töte ich dich.«

Cass lachte auf seine besondere Art, wie ein Draufgänger und strahlender Sieger. Er wusste, dass Dinah zur Theatralik neigte. Dass sie sie brauchte. Auch bei ihren gemeinsamen Überfällen brauchte sie ihren Auftritt und ihre Show.

Sie konnte nicht einfach in eine Bank gehen, die Bandanna sich vors Gesicht binden und mit gezogenem Revolver die Kasse ausrauben. Möglichst noch den Tresor. Sie führte sich dabei auf wie eine Diva, sie war ein Star des Verbrechens, was sie nicht einmal böse meinte. Sie war kein grundsätzlich schlechter Mensch, sie raubte nur Banken aus, nicht nur die, und schoss schnell wie der Blitz.

Impulsiv und ohne dabei nachzudenken. Sie war ein Showtyp, eine Queen in ihrer Art. Der ganze Westen stand Kopf wegen ihr. Das Kopfgeld stieg in enorme Höhen. Ein ganzes Heer von Sheriffs und Marshals und Kopfgeldjägern war hinter Dinah Hillerman und Cass Cassedy her. Sie narrten sie lange Zeit.

Cass war nüchterner und sachlicher veranlagt als Dinah.

Bei der Hochzeitszeremonie, als die strahlende blonde Schönheit, mittelgroß, mit einer Bombenfigur, die dramatischen Worte sagte, meinte er nur: »Das sehen wir dann. Nach dem Gesetz der Shawnees und vor Gott sind wir von nun an Mann und Frau.«

Auch er hatte sich geschnitten. Der alte Mushkogee, der Medizinmnann des Stammes und ein paar Krieger und Squaws waren anwesend bei der Zeremonie. Dinah und Cass waren gern gesehene Gäste bei den Shawnees hinterm Wald am Washita River. Sie brachten ihnen Geschenke mit, versorgten sie auch mit Geld und Waffen, nicht in horrenden Mengen, doch immerhin. Dafür boten die Shawnees ihnen Zuflucht und versteckten sie vor den Häschern.

Der Medizinmann, ein runzliger alter Typ, schon ein wenig tattrig, doch hellwach im Kopf, schlang die zeremonielle weiße Lederschlaufe mit den Malereien und Symbolen um Cass’ und Dinahs verschränkte Hände.

Er stimmte einen näselnden Singsang an, mit dem er Manitou und eine gewissen Owaneeo anrief. Auch eine Liebesgöttin, Sagganash, die im Mais ging und ihn fruchtbar machte und die über Dinahs und Cass’ Bund wachen sollte. Der Singsang des Alten dauerte und war komisch.

Cass sah, wie sich Dinahs Nase kräuselte. Er kannte sie gut und wusste, dass sie gleich herausplatzen würde vor Lachen. Fest drückte er ihre Hand.

»Lach nicht«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Du störst die heilige Zeremonie. Die Shawnees wären tödlich beleidigt.«

Dinah biss sich fest auf die Lippe, um ihren Heiterkeitsausbruch zu unterdrücken. Endlich wurde der Medizinmann mit seinem Genäsel fertig. Er schwenkte die Knochenrassel.

»Ihr seid Mann und Frau.« Cass übersetzte für Dinah. Sie verstand den Indianerdialekt nur rudimentär. »Vollzieht die Ehe.«

Beide wussten, was getan werden musste. Sonst hatte der Bund keinen Bestand. Einfache Leute brauchten sich der Vollzugszeremonie nicht zu unterziehen. Besondere und Ranghohe schon.

Der Zelteingang war geöffnet. Im Shawneelager ging es munter zu. Hunde liefen herum und schnüffelten. Babies schrien in den Tragetüchern ihrer Mütter. Neugierige Kinder drängten sich vor und spähten zum Zelteingang herein und feixten. Sie wollten nichts verpassen.

Schließlich heiratete nicht jeden Tag bei den Shawnees ein weißer Stammesgast eine Weiße. Die Zuschauer tauschten Bemerkungen aus, die Dinah zum Glück nicht verstand.

Sie waren deftiger Art. Sex und der Zeugungsakt wurden bei den roten Naturkindern anders gesehen als bei den Weißen, die ein Brimborium darum machten. Für die Shawnees war Sex so normal wie sich die Nase zu putzen.

Die beiden Frischvermählten legten in dem großen Tipi ihre Kleider ab. Sie trugen Leggins und Hemden aus feinem Leder. Die Shawnees hatten die Kleider extra für sie angefertigt, zu Ehren des Anlasses.

Nackt standen sie dann vor den Zuschauern. Cass war groß und muskulös. Ein gutaussehender Mann mit schulterlangem pechschwarzem Haar, blauäugig und glattrasiert. Sein Lustspeer stand erst auf halbmast, etwas nervös war Cass doch. Obwohl er es nicht zeigen wollte.

Dinah hatte volle, feste Brüste, einen strammen Po und lange Schenkel. Am Unterleib war sie rasiert, was die Shawneesquaws kichern ließ. Sie stießen sich gegenseitig an und wiesen sich auf dieses besondere Detail bei der weißen Frau hin.

Dinah hatte lockiges Haar, ein bildhübsches Gesicht und ebenfalls blaue Augen. Jedoch hellere als Cass. Sie war feucht und voller Erwartung, ihre Brustwarzen steiften sich. Kleine Trommeln, Rasseln und Flöten erklangen, als sie sich mit lasziven Bewegungen auf den Rücken legte und ihre Schenkel öffnete.

Ihre Liebesgrotte war deutlich zu sehen.

Cass schluckte. Er legte sich zwischen Dinahs Beine. Noch immer war sein Lustspeer nicht völlig steif. Man legte die Haut einer weißen Hirschkuh über das Paar, das nun kopulieren sollte.

Dinah griff an Cass’ Pint und massierte ihn.

»Was ist das denn?«, fragte sie. »Willst du mich etwa im Stich lassen? Du kannst doch sonst immer und willst ständig Sex.«

»Nicht vor Zuschauern. Der ganze Stamm glotzt.«

Cass sagte nicht, was die Shawnees für Bemerkungen machten. Besonders die Squaws äußerten sich krass.

»Steck ihn rein. Stell dich nicht an.«

Cass verdrehte die Augen. Er fasste Dinah an. Sonst stand ihm der Speer schon, wenn er sie nur in eindeutiger Absicht anschaute. Wenn sie sich gar vor ihm auszog wurde er supergeil. Jetzt hatte er Hemmungen.

»Ich weiß nicht …«

»Wer A sagt, der muss auch B sagen. Du schlugst vor, mich nach dem Ritus der Shawnees zu heiraten. Jetzt tu deine Pflicht. – Oder soll ich dir einen blasen, dass du hart genug wirst? Das bin ich von dir nicht gewöhnt, dass du dich derart anstellst.«

Cass fasste Dinah an die Brust, an und in die Lustgrotte. Er hatte sich die Sache einfacher vorgestellt, als er leichtsinnig und im Überschwang eine Shawneehochzeit vorschlug. Dinah massierte ihn, drückte seine Hoden, biss ihn sacht in den Hals und sagte ihm schmutzige Worte ins Ohr.

Bringen wir es hinter uns, dachte Cass. Er verdrängte, so gut es ging, alle Gedanken an die Zuschauer. Endlich war er hart genug, um in Dinahs Liebesgrotte einzudringen. Sie nahm ihn auf.

Dinah kam ihm entgegen.

»Ja, so ist es gut. Mach.«

Der Trommelwirbel schwoll an. Die Shawnees gafften. Cass bewegte sich heftig unter der weißen Lederdecke.

»Mach langsamer. Ich will etwas davon haben.«

Cass brach der Schweiß aus. Madonna, dachte er, der sonst nie die Gottesmutter anrief. Was alles von einem verlangt wird.

Er bewegte sich sacht in Dinahs feuchter Pussy. Jetzt fasste auch noch der Medizinmann unter die Decke und überzeugte sich, dass Cass bei Dinah drin war. Cass hätte ihn am liebsten erschlagen. Er spürte die gichtknotigen Pfoten des Alten, der ihn und Dinah betastete.

Einen Moment, ehe ihn Cass anfuhr, er möge seine Pfoten bei sich behalten zog der Medizinmann die Hand weg. Er richtete sich auf, schwenkte die Knochenrassel und nickte zufrieden.

Es geht alles seinen Gang, wie es soll, sagte sein Runzelgesicht aus. Cass stieß heftig, ohne noch einmal langsamer zu werden oder gar zu pausieren. Er wollte den Akt vollenden. Sonst fürchtete er abzuschlaffen. So genau kannte er die Zeremonie der Shawnees auch wieder nicht. Am Ende schauten gar Squaws noch nach, ob er sich in Dinahs Schoß ergossen hatte oder nicht.

Zuzutrauen wäre es ihnen. Sie waren nun mal Naturkinder, Cass aber nicht. Dinah schrie auf, sie täuschte einen Orgasmus vor. Cass spritzte seinen Saft in ihre Liebesgrotte. Die Wellen in seinem Gehirn flauten ab. Er bewegte sich nicht mehr.

Als er sich von und aus Dinahs Pussy löste und beide aufstanden durften sie sich hinter der vorgehaltenen Lederhaut anziehen. Cass atmete auf. Weitere Untersuchungen standen nicht bevor.

Als beide angezogen waren traten sie Hand in Hand aus dem Häuptlingszelt. Die Zuschauer jubelten. Rhythmisch fingen sie zu tanzen an, Männer und Frauen jeweils für sich. Ein Festmahl stand nun bevor. Bärentatzen und Büffellende und –rücken und andere Köstlichkeiten. Dazu gab es Wurzelbier und Säfte, von denen manche vergoren waren. Es stimmte nicht, dass die Indianer bevor die Weißen ihn brachten keinen Alkohol gekannt hätten.

Häuptling Mushkogee hatte die Hochzeit ausgerichtet. Er wusste, was er seinem Rang schuldig war. Cass war eine Art Adoptivsohn für ihn. Cass Cassedy konnte zunächst mal zufrieden sein.

Als er am Feuer saß dachte er zurück, wie zwischen ihm und Dinah alles begonnen hatte.

Anderthalb Jahre zuvor, in einem kleinen Kaff in der Nähe von Norman in Oklahoma stand Dinah hinter der Ladentheke und bediente, als ein schwarzhaariger junger Reiter draußen absaß. Er lächelte auf eine besondere Art, was kostet die Welt, fragte sein Auftreten? Fröhlich pfeifend kam er herein und erblickte die Blondine im grauen Kittel.

Er verbeugte sich tief vor ihr und zog schwungvoll den Hut.

»Schöne Frau, ich brauche Munition, Zündhölzer und Proviant. Hier ist meine Liste.«

Er gab sie ihr. Dinah schaute nicht aufs Papier, sondern in seine tiefblauen Augen. Sie kamen ihr vor wie ein See, in dem sie versank. Sie wusste nicht, wie lange sie gestanden und den Fremden angegafft hatte.

Endlich lächelte er und schnippte mit den Fingern.

»Schöne Frau. Wollen sie mich nicht bedienen oder mir wenigstens sagen, wo ich was finde?«

Dinah errötete.

»Ja, natürlich. Entschuldigung, ich war in Gedanken.«

»Denken ist immer gut, wenn man ein Hirn hat. Ohne geht es schlecht. – Darf ich fragen, ob Sie Gedanken in Bezug auf mich hatten?«

»Wo denken Sie hin?«

Dinah empörte sich, obwohl genau das der Fall gewesen war. Sie hatte einen kurzen Tagtraum gehabt. Der Fremde war darin der Märchenprinz, der die Prinzessin befreite und dem sie dann in die Arme sank. Der Fremde sah blendend aus, war gut, jedoch nicht übertrieben gekleidet. Er ritt ein erstklassiges Pferd, einen 500-Dollar-Gaul.

Das sah Dinah. Sie besaß mehr Kenntnis von Pferden und hatte mehr Pferdeverstand als mancher Mann, obwohl sie derzeit kein Pferd ihr eigen nannte.

Sie widmete sich jetzt der Liste. Was der Fremde brauchte waren alles Dinge, die ein Langreiter benötigte. Einer, der oft mit dem Himmel als Dach im Freien schlief und sich mit den Sternen zudeckte. Oft waren das Outlaws oder arbeitslose Cowboys.

Obwohl das 500-Dollar-Pferd nicht zu einem arbeitslosen Cowboy passte. Dinah wurde misstrauisch. Sie schielte zur Kasse.

Der Fremde bemerkte ihren Blick.

»Haben Sie Angst, ich wolle den Store berauben, schöne Frau? Niemals, mit Kleinigkeiten gebe ich mich nicht ab. Mein Name ist übrigens Cass.«

»Ich heiße Dinah.« Dinah stand auf der Leiter. Die Munition und andere Dinge hatte sie schon auf den Ladentisch gestellt. Jetzt holte sie Mehl und Kaffee von oben. »Nennen Sie mich nicht immer schöne Frau. Ich bin nur das Dienstmädchen und die Verkäuferin hier. Der Store samt allem Inventar gehört Mr. Frederick Aberdeen.«

Der Fremde – Cass – schaute auf Dinahs hübsche Beine, als sie die Leiter herunterstieg. Die Röte war aus ihrem Gesicht gewichen. Cass mochte gerade mal zwei oder drei Jahre älter als Dinah sein – sie würde in drei Wochen 18 werden. Er kam ihr jedoch viel klüger und welterfahrener vor als sie, die auf einer schäbigen Drei-Kühe-Ranch aufgewachsen war, wo der Brotkorb sehr hoch gehangen hatte, und die nun seit einem Jahr im Store und für den Storebesitzer Mädchen für alles war.

Billige Arbeitskraft, Sexobjekt und Blitzableiter für seine Launen. Kaum hatte sie Fred Aberdeen, ihren Chef, genannt, da erschien er schon. Wenn man den Teufel nennt kommt er gerennt, dachte Dinah. Der Storebesitzer war mittleren Alters, etwas fett und glatzköpfig. Die Glatze glich er mit einem üppigen Backenbart aus.

Er trug gestreifte Hosen und eine Weste, die falsch zugeknöpft war. Eine goldene Uhrkette baumelte über der Weste. Den Klunker von Uhr hatte er in der Westentasche. Fred Aberdeen hatte Mittagschlaf gehalten.

Er war noch nicht ganz wach, aber wach genug, um Dinah anzupfeifen.

»Du sollst deine Arbeit erledigen, nicht mit den Kunden schäkern, du faule Trine. Undankbares Ding.«

Cass ermahnte ihn: »Pfeif die Lady nicht so an. Ein wenig Freundlichkeit hat noch niemand geschadet. Oder weißt du das nicht?«

Der Storekeeper schaute ihn finster an. Er war noch verschlafen. Sonst hätte er gemerkt, dass er keinen Mann vor sich hatte, den man dumm anreden konnte.

»Mit meinem Personal gehe ich um wie ich es für richtig halte, Mister. Wer sind Sie überhaupt? Wo kommen Sie her, wo wollen Sie hin? Können Sie überhaupt bezahlen, was Sie eingekauft haben?«

Die Frage war beleidigend durch die Neugier und das Anzweifeln von Cass’ Kreditwürdigkeit.

»Klar kann ich bezahlen, Dicker. Rede mich nicht von der Seite an.«

Cass setzte sich auf den Ladentisch mit der Kasse. Seine langen Beine reichten locker zum Boden. Er beachtete den Storebesitzer nicht. Aberdeen gehörte zu der Sorte, die meinte, das Kaff, in dem er lebte wäre der Nabel der Welt. Und sein Saftladen das Allergrößte, und er ganz was Besonderes.

Er bildete sich eine Menge ein, weil er vermögend war und die auf ihn Angewiesenen schindete.

Er gähnte gewaltig und zeigte dabei einen faulen Stockzahn. Auch sonst war sein Gebiss schlecht. Dinah wusste, dass er aus dem Hals stank. Cass dachte es sich.

»Hier wird nicht auf dem Ladentisch herumgehangen!«, rief Aberdeen, nachdem er sich fast den Kiefer ausgerenkt hatte. »Was fällt Ihnen ein? Stellen Sie sich ordentlich hin.«

Cass blieb sitzen. Aberdeen stand da und sagte nichts mehr. Er schaute nur missbilligend drein und schnupfte eine Prise Tabak.

Dinah bediente Cass betont freundlich zu Ende. Dann rechnete sie zusammen, was er schuldig war.

»Macht neun Dollar und dreißig Cents.«

»Fünfzig. Ich nehme noch ein paar Lakritzstangen dazu.«

»Wollen Sie die einem Kind schenken?«

»Nein, die lutsche ich selbst. Ich rauche nicht, dafür mag ich Süßes. So Süßes wie dich.«

Aberdeen räusperte sich und rollte mit den Augen. Mit Argusaugen schaute er zu, wie Cass den Geldbeutel hervorholte und auf den Cent genau bezahlte. Normalerweise hätte Cass aufgerundet. Doch dem Storebesitzer gönnte er noch nicht mal einen abgewetzten Hosenknopf mehr als unbedingt notwendig.

Dinah packte die Einkäufe in eine stabile braune Papiertüte.

Cass schaute ihr tief in die Augen.

»Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise.« Er saß immer noch auf der Ladentheke. Er fasste Dinahs Hand. »Aber wenn Sie jeden Tag hier sind und bedienen, dann bleibe ich etwas länger. Und kaufe öfter ein.«

Dinah ließ ihm ihre Hand. Es durchrieselte sie wie ein warmer Strom.

»Ich würde mich freuen, Cass.«

»Ich mich auch. Wohnst du hier im Haus?«

»Ja. In der Dachkammer.«

Die Frage war schon intim. Man konnte hineininterpretieren, dass der kühne Fremde bei Dinah nachts einsteigen wollte. Nach dem Motto: Komm den Frauen zart entgegen, du gewinnst sie, auf mein Wort. Doch bist rasch du und verwegen, kommst du wohl noch besser fort.

Cass wollte gerade seine Einkäufe nehmen, als die Ladentür aufgerissen wurde. Die Glocke bimmelte. Es war Nachmittag, Siesta und eine flaue Zeit. Ein schöner Spätsommertag.

Der Sheriff platzte herein, die Shotgun im Anschlag. Ihm folgte sein Deputy mit angeschlagenem Colt.

»Hände hoch, du Bandit!«, schnauzte der Sheriff.

Er war mittelgroß, um die Leibesmitte herum füllig geworden, mit angegrautem Schnauzbart. Doch immer noch ein harter und gefährlicher Mann, vor dem sich Gesetzesbrecher in Acht nehmen mussten. Sein Deputy wirkte nervös. Sein linkes Lid zuckte.

Ihm war zuzutrauen, dass er überhastet abdrückte.

Cass war vom Ladentisch aufgestanden. Er schaute sich um.

»Meinst du mich, Sheriff?«

»Siehst du noch wen?«

»Na, den da.«

Das galt dem Ladenbesitzer.

»Mach keine Witze. Ja, dich meine ich, du Bandit. Heb deine Flossen, oder ich ballere dir ein Loch in den Bauch, durch das ein Hase durchspringen kann.«

Cass gehorchte ohne Eile und Nervosität. Er blieb völlig gelassen.

»Du musst mich verwechseln, Sheriff.«

»Nein. Du bist Cass Cassedy, ein steckbrieflich gesuchter Bandit. Pech, dass du dir ausgerechnet Noble« – so hieß die Town – »ausgesucht hast zum Einkaufen. Ich verhafte dich. Du wirst nach Oklahoma City gebracht. Dort kommst du vor Gericht.«

»Weshalb?«

»Das weißt du genau, du Halunke. Dein Pech, dass ich einer erkannt hat als du in die Town rittest. Dein Steckbrief hing eine Weile hier aus. – Du bist fünfhundert Dollar wert, tot oder lebendig.«

»Ich habe ihn auch erkannt!«, rief Aberdeen sofort, als er hörte, dass es eine Belohnung gab. »Ich wollte gerade den Revolver aus der Kassenschublade holen und den Halunken in Schach halten, als du kamst, Sheriff. – Ich erhebe ebenfalls Anspruch auf die Belohnung, zumindest auf einen Teil davon.«

»Das klären wir später, wobei ich meine, dass du schlechte Karten hast, Aberdeen. Da könnte ja jeder kommen. Der alte Dickson hat den da erkannt und ist sofort zu mir gerannt. – Okay, du Bandit, lass eine Hand oben. Mit der anderen, mit zwei Fingern, ziehst du vorsichtig deinen Revolver und händigst ihn aus. – Ganz langsam, oder es knallt. – Ich hoffe, du hast genug Geld dabei, um deine Beerdigung zu bezahlen.«

»Das ist ein Irrtum, Sheriff. Das wird sich aufklären. Ich habe nichts zu befürchten.«

Cass ließ eine Hand oben. Mit der anderen fasste er langsam an seinen Colt. Aberdeen gaffte. Er schluckte heftig. Der Schnupftabak juckte ihn in der Nase, doch er vergaß das Niesen. Dinah stand hinter dem Tresen, die Augen weit aufgerissen.

Cass nahm den Revolver mit zwei Fingern am Kolben. Er bugsierte ihn in die offene Handfläche. Dabei schaute er mit seinen Blauaugen arglos drein. Den Zeigefinger ließ Cass leicht gekrümmt im Abzugsbügel, als er den 44er mit dem Griff nach vorn präsentierte, um ihn zu übergeben.

Der Deputy näherte sich. Er streckte die Hand aus.

»Gib mir den Peacemaker.«

»Aber natürlich, Gents.«