Jack Slade 874 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 874 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Ohne Erbarmen


Nach einem heißen und trockenen Sommer müssen sich etliche Rancher in Woodward-County verschulden, um ihre Herden zu retten. Da taucht der undurchsichtige John Masters mit einer Satteltasche voller Dollars in der kleinen Stadt auf und kauft die Schuldverschreibungen der Rancher. Als Bankier O'Rourke sich zunächst weigert, droht Masters damit, sein kleiner Sohn könne ja einem Unfall zum Opfer fallen. Dann setzt Masters die Rancher unter Druck, ihn an ihren Geschäften und Gewinnen zu beteiligen. Doch es regt sich Widerstand: Sheriff Gregg Lowell hält den Geldhai für einen Verbrecher und forscht nach der Herkunft seiner Dollars. Ein erbarmungsloser Kampf auf Leben und Tod entbrennt ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ohne Erbarmen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7764-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ohne Erbarmen

»Dies ist ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können«, sagte John Masters mit arrogantem Grinsen.

Joe Carter schnaubte. »Seit drei Jahrzehnten gehört die South-Ranch mir und meiner Familie. Mit meinen eigenen Händen habe ich dieses Haus erbaut. Ich allein habe dieses Land urbar gemacht. Scheren Sie sich zum Teufel!«

Masters war ein kleiner Mann, der eine bunt karierte Jacke trug. Seine dunklen Augen lagen tief in ihren Höhlen. »Ich fürchte, Sie haben mich nicht recht verstanden, Mr. Carter«, nuschelte er mit seiner hohen Stimme. »Ich habe Ihre Bankschulden aufgekauft. Sie und Ihr ganzes verdammtes Land gehören längst mir!«

»Sie sind ein dreckiges Schwein!«, rief der Rancher.

»Nennen Sie es, wie Sie wollen!«

In dieser Sekunde krachte der erste Schuss.

Vor kaum einer Woche war John Masters in Woodward aufgetaucht. Er war eines schönen Morgens aus der Postkutsche gestiegen, die von Fort Worth herauf nach Oklahoma gekommen war, hatte in der heißen Sonne auf der Main Street der Stadt gestanden und sich prüfend umgesehen. Sein Blick war selbstgerecht und tückisch. Noch ahnte keiner, welchen heimtückischen Plan er verfolgte.

Dabei war Woodward in jenen Tagen nicht mehr als ein kleines Nest, verloren in den schier endlosen Weiten des Westens. Es gab drei Dutzend Wohnhäuser, einen Saloon und eine kleine Kirche, hinzu kamen ein Friedhof, zwei Huren und eine Schmiede. In Herb’s Storekonnte man von getrockneten Bohnen über alte Federbetten bis hin zu nagelneuen Bibeln, Gewehren und Colts alles kaufen konnte, was das Herz des Westmanns begehrte. In dieser Gegend waren die Sommer heiß und staubig und die Winter klirrend kalt. Noch vor zehn Jahren hatten angeblich mehr Comanchen und Kiowas das County bevölkert als weiße Siedler.

Doch die Dinge änderten sich mit schnellem Tempo. Die Trasse der Eisenbahn, die von Kansas-City und Wichita herunter nach Süden führte, hatte vor zwei Jahren Oklahoma-City erreicht und brachte Wohlstand und Zivilisation bis in den entferntesten Winkel des Westens. Die Comanchen hassten das Feuerross und dazu hatten sie auch allen Grund, denn der Schienenstrang zerschnitt ihr Land und transportierte immer mehr weiße Frauen und Männer in den Westen. Vor allem aber konnten die Rancher nun ihre Longhorns an die großen Schlachthöfe des Ostens verkaufen und jede Menge Dollars scheffeln. Selbst im abgelegenen Oklahoma wurden plötzlich überall Geschäfte gemacht, wurde gehandelt und spekuliert und lockte scheinbar an jeder Straßenecke mit einem Mal das große Geld.

Dies war die Situation, als John Masters in Woodward auftauchte. Zunächst allerdings interessierte sich kein Mensch für ihn: Er war ein klein gewachsener, hagerer Mann mit einem großen, knochigen Schädel, der mit seiner bunt karierten Jacke an einen durchreisenden Zirkusdirektor erinnerte. Ein komischer Vogel in einer Stadt, in der jedermann mehr oder weniger mit dem Rücken seines Pferdes verwachsen schien. Nicht zu Unrecht stand Oklahoma in jenen Tagen in dem Ruf, von einer Bande von Hinterwäldlern besiedelt zu sein. Der scheinbare Zirkusdirektor winkte einen der Säufer, die wie üblich auf der Veranda des Red-Dust-Saloons ihre Zeit tot schlugen, zu sich heran und bat ihn, seinen schweren Koffer zum Red-Dust-Hotel zu schleppen.

Doch bereits zwei Tage später änderte sich der Eindruck, den die Leute von John Masters gewannen, grundlegend. Denn die drei Kerle, die nun vor dem Red-Dust-Hotel von ihren Pferden stiegen, sahen wahrhaft zum Fürchten aus: Es waren bullige, breitschultrige, hoch gewachsene Männer, die lange Staubmäntel und breitkrempige Hüte trugen und an deren Sattelknöpfen lange Gewehre baumelten. Man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um Revolvermänner der übelsten Sorte handelte. Über die staubige Veranda traten sie mit schweren, wiegenden Schritten ins Innere des Hotels, ihre Gewehre in den Händen haltend.

Pete Hellow, der Eigentümer des Red-Dust, ein immer zu Scherzen aufgelegter Mann, der angeblich keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte, sah den Dreien aus verkniffenen Augen entgegen. Unwillkürlich schlug sein Herz einen Takt schneller. Was wollten die in Woodward? Einer der Gunmen, offenbar der Anführer der Bande, war vielleicht dreißig Jahre alt: er war ein Bär von einem Mann mit einem dichten, schwarzen Bart, einer niedrigen Stirn und dem Brustkorb eines Bullen. Seine Gesichtszüge waren von der Sonne des Sommers verbrannt.

Der Hüne blieb vor Hellows Tresen stehen und musterte den jungen Mann prüfend. Mit der Fingerspitze schob er die Krempe seines Hutes ein wenig zurück. »Ich bin in Ihrem Hotel mit John Masters verabredet«, erklärte er mit einem knarrenden Bass.

Hellow nickte. »Wie schön, Mister! Ich freue mich immer, wenn Fremde zu uns nach Woodward kommen.« Zur Zeit beherbergte der Hotelier lediglich zwei Gäste: Außer John Masters wohnte nur noch eine der Bardamen aus dem Red-Dust-Saloon in einem winzigen Zimmerchen unter dem Dach des Hauses.

»Wo finde ich Mr. Masters?«

»Er ist wohl oben in seinem Zimmer!« Hellow wies mit der Hand in Richtung der Treppe, die hinauf in die obere Etage seines Hauses führte.

Der Bärtige nickte und wandte sich zur Treppe. Seine beiden Begleiter folgten ihm und die drei stiegen mit ihren schweren Schritten die knarrenden Stufen nach oben.

Der Hotelbesitzer blickte ihnen mit besorgter Miene nach.

Der erste Einwohner von Woodward, der mit John Masters und seinen Gunmen zu tun bekam, war Sam O’Rourke, der Eigentümer der First-Bank-of-Oklahoma. Und er lernte sofort die Methode kennen, nach der Masters vorging: Auf der einen Seite bot er hervorragende und ausgesprochen profitable Geschäfte an, auf der anderen Seite jedoch duldete er auch nicht den Hauch eines Widerspruchs.

Sam O’Rourke war ein etwa vierzigjähriger, aber bereits kahlköpfiger Mann, der aus Denver stammte und einige Jahre in Chicago gelebt hatte. Diese Stadt hatte sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelt, denn dort wurden die Longhorns, die mit der Eisenbahn aus dem ganzen Westen herbei geschafft wurden, auf Schiffe verladen und über die Great Lakes weiter nach Osten transportiert. In Chicago wurden die abenteuerlichsten Geschäfte getätigt und ein Mann konnte ebenso schnell steinreich werden wie in der Gosse landen. Die Dollars rollten mit hohem Tempo. Man musste eben über Geschick verfügen und ein Händchen fürs Geld haben. Als O’Rourke genügend Dollars gemacht hatte, beschloss er, in den Westen zurückzukehren und sein eigenes Bankhaus zu eröffnen.

An diesem Morgen nun saß John Masters in dem großen Holzsessel vor Sam O’Rourkes Schreibtisch und rauchte einen stinkenden Zigarillo. Seine drei Begleiter lehnten mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand und betrachteten die Szene mit mürrischen Blicken. Der Bankier selbst saß hinter seinem Schreibtisch und bemühte sich, einen möglichst coolen Eindruck zu vermitteln.

Diese vier Kerle gefielen ihm nicht. Man konnte ihnen am Gesicht ansehen, dass sie nicht mehr taugten als der Dreck unter dem Nagel: Ein Verrückter und drei Schlägertypen.

Aber vielleicht ließen sich ja Geschäfte mit ihnen machen.

»Was führt Sie zu mir, Mister?«, begann O’Rourke das Gespräch.

»Mein Name ist Masters, John Masters, und ich komme aus Houston, Texas«, erklärte der Fremde. Seine Stimme war hoch und ein wenig schrill. »Ich bin in Ihre schöne Stadt gekommen, um hier Geschäfte zu machen!«

»Jeder, der bei uns in Woodward mit anpackt, ist uns willkommen«, antwortete der Bankier.

»Das ist schön!« Masters sah O’Rourke an. »Wusste ich doch, dass ich hier richtig bin.«

Der Bankier lächelte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

Masters kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Wie ich höre, waren die Sommer in den vergangenen Jahren ein wenig zu trocken? Monatelang fiel ein kein einziger verdammter Tropfen Regen. Dafür brannte von früh bis spät die Sonne vom Himmel. Wie heiß war es? Fast fünfzig Grad? Es war eine Katastrophe. Habe ich nicht recht?«

Der Bankier nickte.

»Ja, es ist ein Jammer«, fuhr Masters fort, dessen bekümmerte Miene nicht zu seiner schreiend bunten Jacke passen wollte. »Schlimm, schlimm. Ich habe gehört, dass manche Rancher in Schwierigkeiten gerieten: Ihre Tiere sind verdurstet. Wasser war in Ihrer Gegend schon immer knapp und wenn es nicht mehr regnet, wird es ganz böse.«

»Da haben Sie richtig gehört«, bestätigte der Bankier.

»Ich nehme an, dass die Leute sich Geld leihen mussten, um ihre Herden neu aufzubauen?« Masters Miene nahm einen lauernden Ausdruck an.

»Kann schon sein.«

»Sie haben also Kredite vergeben?«

»Das ist mein Geschäft«, meinte O’Rourke knapp.

John Masters Miene hellte sich auf. Auch die drei Galgenvögel, die hinter ihm an der Wand lehnten, begannen breit zu grinsen.

»Für diese Kredite interessiere ich mich!«, erklärte der kleine Mann.

»Was meinen Sie damit?«, erkundigte sich O’Rourke.

»Na, ich werde Ihnen diese Kredite abkaufen, mein Freund.«

»Die Kredite sind unverkäuflich.«

»Das glaube ich nicht. In diesem Land kann man alles kaufen. Wussten Sie das nicht?«

»Ich bin meinen Kunden verpflichtet«, erklärte O’Rourke. »Ich will auch weiterhin gute Geschäfte mit ihnen machen.«

John Masters ließ ein gackerndes Lachen hören. Seine Gesichtszüge entglitten ihm für eine Sekunde und sein Mund zuckte als habe er einen eigenen Willen. »In Zukunft werden Sie gute Geschäfte mit mir machen«, erklärte er dann. »Ja, Sie werden blendend dabei verdienen, das verspreche ich Ihnen, mein Freund. Wie viele Kredite haben Sie vergeben?«

Der Bankier schwieg. Seine Miene hatte sich in ein Pokerface verwandelt.

»Bud, zeige dem Bankier doch bitte, was sich in unserer Satteltasche befindet«, bat Masters mit seiner hohen Stimme.

Der bullige Gunman mit dem schwarzen Bart, der gestern mit dem Hotelier gesprochen hatte, trug eine Satteltasche über seiner Schulter. Er fasste nach der Tasche, trat zwei Schritte nach vorn und öffnete sie.

»Sehen Sie!«, knurrte er.

O’Rourke beugte den Oberkörper nach vorn, um besser sehen zu können. Der Inhalt der Tasche ließ sein Herz schneller schlagen.

Die Satteltasche war voller Dollarnoten. O’Rourke erblickte Zehn-Dollar-Noten, Fünfzig-Dollar-Noten und auch viele Hundert-Dollar-Scheine. Dies war verdammt viel Geld. Eine solche Menge Dollars hatte man in Woodward noch nie auf einem Haufen gesehen.

»Wie viel ist das?«, fragte er mit einer gewissen Atemlosigkeit in der Stimme.

»Auf alle Fälle genug«, erklärte John Masters triumphierend.

Der kleine Mann in der karierten Jacke grinste schief. »Ich hoffe, dass Bud keine Bank überfallen hat.« Das Grinsen verstärkte sich. Dann begann er wieder gackernd zu lachen. »Nein, mein Freund, das war doch nur ein Scherz. Hihi! Bud ist ein ausgesprochen gesetzestreuer Bürger, das kann ich Ihnen versichern. Wer hart arbeitet, darf gelegentlich einmal einen kleinen Wirt machen. Finden Sie nicht auch, Mr. O’Rourke?«

»Möglich«, sagte der Bankier.

»Machen Sie sich keine Sorgen, mein Freund«, fuhr Masters fort. Er nahm dem Hünen die Satteltasche aus der Hand und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich bin selbst im Auftrag einer Bank unterwegs. Wir sind sozusagen Kollegen. Ray Witherspoon, der Eigentümer der Grand-Houston-Bank, ist mein Stiefbruder. Sie haben bereits von ihm gehört?«

O’Rourke nickte.

»Schön. Wie viele Kredite haben Sie also vergeben?«

»Wie viel wollen Sie dafür zahlen?«

»Mehr als Sie glauben. Ich werde Ihnen etwas versprechen: Sie werden einen Gewinn von zwanzig Prozent machen!«

»Das klingt nicht schlecht.«

»Sehen Sie, wir kommen ins Geschäft.«

»Aber ich will zunächst mit den Ranchern sprechen«, erklärte O’Rourke. »Das bin ich den Leuten schuldig.«

Masters verzog entnervt das Gesicht. »Einen Dreck sind Sie diesen Leuten schuldig.«

»Das sehe ich anders. Bei uns gilt das Wort eines Mannes.«

»Papperlapapp! Sehen Sie nicht diese schönen Dollars?«

»Dennoch muss ich zunächst mit den Ranchern sprechen.«

Masters lehnte sich in seinem Sessel zurück, kniff die Augen zusammen und musterte den Banker. Er schüttelte ratlos den Kopf.

»Ich höre, Sie haben eine hübsche Frau und einen kleinen Sohn«, mischte sich nun einer der Gunmen ins Gespräch, ein dünner, knochiger Typ mit wirren roten Haaren und einer Narbe über der linken Wange. »Sie wollen doch nicht, dass ihnen ein Unglück geschieht? Dass Ihr Sohn einen Unfall erleidet? Bei einem Jungen kann das schnell mal geschehen. Dann wäre er sein ganzes Leben lang ein Krüppel. Hätte nur noch ein Bein oder nur noch ein Auge.«

Sam O’Rourke wurde blass. Er schnappte entsetzt nach Luft. Er starrte zunächst den rothaarigen Gunman an und dann John Masters.

»Slim, halte deinen Mund«, wandte Masters sich unwillig an seinen Begleiter. »Wer hat dich gefragt? Du bist ein Idiot!« Er sah wieder den Bankier an. »Slim ist ein Heißsporn. Er hat sein Temperament nicht recht unter Kontrolle. Manchmal gibt es deswegen Ärger. Aber auf meine Worte hört Slim immer, verlassen Sie sich darauf!«

Der Bankier schwieg.

»Slim hat sich ein wenig umgehört«, sagte Masters mit leiser Stimme. »Das ist alles, mein Freund. Noch besteht kein Grund zur Sorge. Also: Wie viele Kredite haben Sie vergeben?«

Wieder zögerte O’Rourke. Wieder blickte er auf den rothaarigen Gunman. In der Tat hatten er und seine Frau Mary einen dreijährigen Sohn, Frank, den sie über alles liebten.

»Sieben Rancher stehen in meiner Schuld«, erklärte der Bankier.

»Das ist schön«, grinste John Masters. »Sehen Sie: Wir beide werden noch richtig gute Kumpels. Wie lauten die Namen dieser Leute? Und wie hoch sind ihre verdammten Schulden?«

Der Red-Dusk-Saloon war in einem Gebäude an der Main Street von Woodward untergebracht, direkt neben Pete Hellows Hotel. Er wurde von einem Iren, der sich Dave Beckett nannte, betrieben. Zwei Ladys arbeiteten hinter seinem Tresen: Linda Rose, die Wahrheit Linda Carter hieß, und Rosita Ibanez, eine rassige Mexikanerin, deren wahrer Name gänzlich unbekannt war. Beide Damen waren grandios gewachsene Schönheiten, die schönsten Ladys am ganzen County. Beckett schien kein geeigneter Name für seinen Laden eingefallen zu sein und so hatte er ihn kurzerhand nach dem benachbarten Hotel benannt: Red-Dusk. Es gab einen großen Schankraum mit einem knappen Dutzend Tische, an denen sich allabendlich allerlei Spieler und Trinker versammelten, außerdem einen langen Tresen, an dem immer ausreichende Mengen Whisky und Bier vorhanden waren, zudem ein altes Klavier und sogar eine kleine Bühne für die Abende, an denen es ganz besonders hoch her ging.

An diesem Abend war allerdings nicht allzu viel los. Gerade mal die Hälfte der Spieltische war besetzt und auch am Tresen herrschte kein besonderer Andrang. Rosita, deren Glutaugen ebenso wie ihre üppige Oberweite in ganz Oklahoma bekannt waren, fand sogar Zeit, ihre Gläser zu wienern, während Beckett neue Kisten seines in aller Regel selbst gepanschten Whiskys in den Schankraum schleppte. Die blonde Linda stützte sich mit den Ellbogen auf ihrem Tresen und beobachtete die Szene mit den Augen einer schläfrigen Katze.

Die schöne Bardame kannte fast sämtliche Besucher des Red-Dusk-Saloons. Die allermeisten Leute stammten ohnehin aus Woodward oder doch aus dem County. Es waren Rancher und Cowboys, Fallensteller und reisende Händler, außerdem der Verkäufer aus Herb’s Store und der Schmied Sam Hawkman. Hinzu kamen noch eine knappe Handvoll Handlungsreisender, die im Auftrag der großen Schlachthöfe in Kansas-City oder Chicago unterwegs waren und die seit einiger Zeit immer häufiger ihren Weg bis ins hinterste Oklahoma fanden.

Lindas Missfallen erregten einzig diese vier Kerle, die vor einigen Tagen nebenan im Hotel abgestiegen waren und die alles andere als vertrauenerweckend aussahen. Ihr Anführer war ein kleiner, merkwürdig gekleideter Mann, dessen Stimme unangenehm hoch und schrill klang – Männer mit hohen Stimmen fand die schöne Bardame ausgesprochen unattraktiv, ja sogar eklig. John Masters war der Name dieses Mannes. Bei seinen Begleitern handelte es sich um üble Schlägertypen: Einer hörte auf den Namen Bud und war ein bulliger, stiernackiger Typ mit einem wirren schwarzen Bart. Die beiden anderen Kerle waren ein rothaariger Typ mit einer Narbe über der rechten Wange und ein junger Mann, der beinahe noch ein halbes Kind war und auf den Namen Kid hörte.

Die vier Männer saßen an einem der Tische und verzehrten schmatzend die blutigen Steaks, die Linda für sie gebraten hatte. Dazu lehrten sie eine große Flasche Whisky.