Jack Slade 878 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 878 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lou Morris, der Höllenengel aus Texas, ist engelhaft schön - und verdorben. Nachdem sie den Großrancher Iron Ron Tilghman in ihren Bann gezogen und geheiratet hat, reitet sein Vormann Clyde Dumarest nach Mexiko, um die Wahrheit über Lou herauszufinden. Es wird ein Ritt durch tausend Gefahren, und in Arizona spinnt Lou ihre Intrigen und plant ihre höllischen Spiele.

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Höllenengel aus Texas

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8075-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Höllenengel aus Texas

Der Priester am Traualtar sagte: »Wenn jemand der Anwesenden etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.«

Niemand rechnete mit einem Einwand. Doch im Hintergrund der vollbesetzten Kirche an diesem brütend heißen Augusttag in Tucson meldete sich eine Stimme.

»Ich.«

Gemurmel durchlief die Reihen der Anwesenden. Der Priester schaute nach hinten. Bräutigam, Braut und die beiden Trauzeugen drehten sich um.

»Wer hat das gesagt? Wer war das?«

Ein Mexikaner trat hinten in den Gang. Es war Juan Delmonte, der Broncobuster und Zureiter. Ein schlanker, mittelgroßer Mann, kühn und verwegen, im seinem besten Charroanzug. Er war wie alle anderen in der Kirche waffenlos. Es gehörte sich nicht, ein Gotteshaus mit dem Colt an der Seite zu betreten.

Ron Tilghman, der Bräutigam, fragte: »Was soll das, Juan? Bist du verrückt geworden.«

»Nein, Rancher. Ich will dich vor einem schweren Fehler bewahren. Die du da heiraten willst, ist eine Hure, ein kaltherziges, berechnendes Weib. Sie hat es nur auf dein Geld abgesehen und wird dich betrügen und hintergehen. Sie hat mehr Männer gehabt als du Pferde auf deiner Koppel – oder sogar Rinder. Ich meine es gut mit dir.«

An Tilghmans Stirn schwoll die Zornesader. Er wurde krebsrot im Gesicht. Der Rancher war Ende Vierzig, ein stattlicher, breitschultriger Mann. Er trug einen schwarzen Anzug. Neben ihm stand die Braut, eine Blondine, die aussah wie ein Unschuldsengel. Blauäugig, mit zartem, wunderschönem Gesicht und einer atemberaubenden Figur.

Mit Abstand die schönste Frau weit und breit, zwanzig Jahre jünger als Tilghman.

»Du lügst!«, fauchte der Rancher den Broncobuster an. Er schaute Louella an, seine Braut. Der Priester war mit der Zeremonie fast fertig gewesen. Gleich hatte er beide für Mann und Frau erklären wollen und sollten die Ringe getauscht werden. »Lou, kennst du diesen Mann?«

»Ja.« Gemurmel erhob sich in der Kirche. »Er lügt. Er verleumdet mich, bewirft mich an einem Hochzeitstag mit Schmutz, weil ich ihn habe abblitzen lassen. Er näherte sich mir, machte mir einen schmutzigen Antrag. Ich wollte es dir nicht sagen, Darling, denn ich weiß, wie zornig du werden kannst.«

»Allerdings. Juan, ich fordere Genugtuung von dir. Sobald die Trauung beendet ist, sollst du dich mir draußen stellen – mit dem Revolver. Was du gesagt hast ist eine tödliche Beleidigung für die Frau, die ich liebe, und für mich. Du blamierst mich vor der ganzen Stadt. – Warte draußen auf mich, oder schnapp dir ein Pferd und reite, so weit wie du kannst, und kehre nie wieder zurück.«

»Ich spreche die Wahrheit«, sagte der Mexikaner trotzig. »Frag sie nach ihrer Vergangenheit. Und von wegen ich hätte ihr einen Antrag gemacht. Sie ging mir an die Hose und konnte es nicht abwarten, bis sie meinen Pint in ihrer Spalte hatte. Das geschah nach dem Rodeo vor ein paar Wochen.«

Wieder wurde in der Kirche gemurmelt. Kommentare wie »Unerhört« und »Ein Unding« fielen.

»Heirate sie nicht!«, meldete sich abermals der Mexikaner.

Hilfesuchend schaute der Rancher den Priester an. Der zuckte die Achseln und meinte, es würde ein Einspruch vorliegen. Ob dieser allerdings stichhaltig wäre, wisse man nicht. Überhaupt sei ihm ein solcher Fall in seiner langjährigen Praxis als methodistischer Priester nie vorgekommen.

»Auch«, sagte er, »gelten als Gründe für einen Einspruch, wenn ein naher Verwandtschaftsgrad der Heiratswilligen vorliegt, der eine Ehe verbietet. – Seid ihr miteinander verwandt?«

»Nein, zum Teufel.«

In der Kirche herrschte Unruhe. Juan Delmonte hatte die Hochzeitsmesse empfindlich gestört. Die Männer und Frauen in Festtagskleidung unterhielten sich aufgeregt. Der Organist, der die Zeremonie mit leisen Tönen untermalt hatte, spielte nicht mehr. Missbilligend schaute er von der Empore herunter.

»Auch, wenn einer der beiden Partner bereits verheiratet ist …«, fuhr der backenbärtige, mild dreinblickende Priester in seinem Talar mit der Stola über den Schultern fort.

Tilghman, ohnehin nicht für seine Geduld bekannt, unterbrach ihn.

»Ich bin verwitwet, Pfaffe, und Lou ist ledig und unbescholten!«

»Ha!«, lachte der Broncobuster bei dem Letzteren höhnisch. »Sie hat mehr Männer gevögelt als sämtliche Ranchmannschaften in Arizona zusammen.«

In der Kirche erschallten empörte Rufe.

»Was für eine Ausdrucksweise in einem Gotteshaus!«, riefen welche. »Eine Schande ist das! Ein Eklat!«

»Werft den Mex raus.«

Delmonte zog ein Messer und drohte damit in die Runde.

»Wagt nicht, mich anzufassen!«

Ein Trauzeuge war der Vormann von Tilghmans Lazy T Ranch. Der andere der Mayor von Tucson. Dieser stand fassungslos und wischte sich, es war heiß in der Kirche und es roch stark nach Weihrauch, mit einem Tuch die Stirn. Er rang nach Luft.

»Unerhört!«, stammelte er. »Ein Skandal.«

»Ich erwürge den Kerl!«, schrie Ron Tilghman. »Ich dreh ihm den Hals um und stopfe ihm sein Schandmaul!«

Er traf Anstalten, auf Delmonte loszugehen. Clyde Dumarest, sein Vormann, hielt ihn zurück. Dumarest war 28, hochgewachsen, mit schulterlangen dunkelblonden Locken und einem Bärtchen. Er wirkte wie eine Frohnatur und ein Draufgänger nach dem Motto: Was kostet die Welt? Er war aber ein erstklassiger Cowboy und ein tüchtiger Vormann.

In seinem Job machte ihm keiner was vor. Von Rindern und Pferden verstand er eine Menge. Von Frauen, genau wie sein Rancher, nicht gerade so viel. Männer konnte er beurteilen.

Jedenfalls auf ihre Tüchtigkeit bei der Arbeit und meist noch auf ihren Charakter hin.

Dumarest hielt den wütenden Rancher zurück, vom Altar aus auf den Störenfried loszugehen.

»Das ist dein Hochzeitstag, Rancher. Da solltest du nicht gewalttätig werden. Der Kerl hat ein Messer.«

»Das nehme ich ihm ab und stopfe es ihm in sein Schandmaul. Ich breche ihm die Knochen. Ich werfe ihn hinaus.«

»Lass mich das regeln«, verlangte Dumarest. »Es ist in deinem Interesse. Wie sieht denn das aus? An deinem Hochzeitstag, vor dem Altar willst du dich prügeln?«

»Ich bringe ihn um! Diese Sau!«

»Beruhige dich, Rancher.«

Dumarest hielt seinen Rancher an einem Arm zurück, die schöne Lou am anderen.

»Die nahe Blutsverwandtschaft, die eine Ehe verbietet, bezieht sich auch auf uneheliche Kinder«, sagte der Priester.

»Was?«, fragte Tilghman konsterniert. »Was?«

»Auf Bastarde«, erklärte ihm der Priester. »Wenn der Vater des Bräutigams zum Beispiel uneheliche Kinder gezeugt hat. Oder jener Braut. Diese nichts voneinander wissen, und das kommt zutage, dann darf keine Ehe geschlossen werden, oder wenn eine geschlossen wurde, wird sie für ungültig erklärt. Bei Kindern der Mutter aus einer früheren Ehe oder einem Verhältnis verhält es sich ebenso. Allerdings müssen klare Beweise vorliegen, zum Beispiel aufgrund einer eidesstattlichen Versicherung von Personen, die es genau wissen und das beschwören können.«

»Erzähle mir nicht das Kirchen- und Familienrecht, Pfaffe!« wütete Tilghman. »Da setzt man kaum jemals, nur alle Jubeljahre, einen Fuß in die Kirche. Und dann, wenn man die Kirche mal braucht, gibt es so ein Durcheinander. – Fahr mit der Trauung fort!«

»Nein!« Lou Morris schluchzte. Die Tränen liefen ihr aus den unschuldsvoll blickenden blauen Augen und rannen über das schöne Gesicht. Lou war im weißen Brautkleid, mit Schleier und Schleppe. Sie hatte einen Myrtenkranz im Haar und hielt ihren Brautstrauß in der Hand. »Unter den Umständen kann ich dich nicht heiraten, Ron. Nicht, wenn ein solcher Verdacht gegen mich besteht.«

»Es besteht keiner. Das ist völlig absurd. Ich liebe dich, Lou. Ich will dich heiraten. Du bist die Frau meines Lebens.«

Der Rancher wendete sich an den Priester. In der Kirche ging es drunter und drüber. Juan Delmonte, die Klinge in der Faust, stand unangefochten im Mittelgang. Er war ein gefährlicher Mann, mit dem nicht zu spaßen war. Das wussten alle.

»Quatsch hier nicht rum von Bastarden und untergeschobenen Kindern und was weiß ich noch was!«, fuhr Tilghman den Priester an. Der war völlig durcheinander, geschockt. »Das trifft hier alles nicht zu. Lou kommt aus Kansas. Wir sind nie und nimmer verwandt. – Du sollst uns verheiraten! Pronto, sofort!«

»Tu es nicht, Rancher!«, rief Delmonte und fuchtelte mit dem Messer.

Clyde Dumarest trat auf ihn zu.

»Das reicht jetzt. Ich übernehme das. Nimm dir einen anderen Trauzeugen, Ron.«

Während er auf Delmonte zuschritt winkte der Rancher einem Mann in der ersten Reihe der Hochzeitsmessebesucher.

»Du da, ja, du. Flint Herlock. Komm her. Du sollst mein Trauzeuge sein.«

»Ja, a-a-aber, darauf bin ich nicht vorbereitet.«

Der Rancher verdrehte die Augen in seinem kantigen Gesicht mit dem angegrauten Schnauzbart.

»Du wirst doch wohl noch dabeistehen und nicken können. Du bist doch mein Freund, oder?«

Herlock, ein Storebesitzer, war eher geschäftlich auf Tilghman und den Umsatz, den er ihm mit seiner Mannschaft und Ranch brachte angewiesen als mit ihm befreundet. Verfeindet war er mit ihm auch nicht. Er konnte schlecht Nein sagen.

»Es ist mir eine hohe Ehre, Ron«, sagte er und trat vor.

Während Dumarest den aufmüpfigen Mexikaner erreichte weigerte sich die schöne Lou immer noch, die Trauungszeremonie fortzusetzen und Ja zu sagen.

»Ich kann das nicht, Ron. Was sollen die Leute denken? Ich bin eine unbescholtene, keusche Frau. Die Szene ist ganz entsetzlich für mich. Vor der ganzen Stadt werde ich bloßgestellt. Völlig zu Unrecht. – Nein, ich kann das nicht.«

Tilghman fasste sie an der Hand.

»Lou, ich bitte dich. Reiß dich zusammen. Gib ihm nicht noch Wasser auf seine Mühle. Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, säst du Zweifel an deiner Redlichkeit. Ich liebe dich, ich vertraue dir. Ich weiß, dass der Hund lügt. – Wer A gesagt hat, der muss auch B sagen. Du kannst jetzt nicht mehr zurück. – Und warum auch? Hör nicht auf dieses Lügenmaul. Ein Mexikaner ist das, was soll da schon kommen? – Keiner glaubt ihm. Er ist verrückt oder betrunken.«

»Ich weiß nicht. Ich bin geschockt und verletzt.«

Tilghman, der sich sonst vor keinem beugte und einen Stier bei den Hörnern packen und niederzwingen konnte fiel vor Lou auf die Knie. Er fasste die Blondine an der Hand.

»Lou, ich bitte dich, ich flehe dich an. Vor der ganzen Stadt. Heirate mich hier und jetzt. Lass es uns zu Ende bringen.«

Was er jetzt tat, hatte der Rancher noch nie getan. Er war Lou völlig verfallen. Sie nickte. Der Rancher stand wieder auf.

Während es allmählich ruhig wurde in der Kirche, die Orgel wieder einsetzte und die Zeremonie untermalte, verließ Clyde Dumarest mit Juan Delgado die Kirche. Die Hitze traf sie draußen wie ein Schlag. Die Luft war wie lauwarmes Wasser. Über der Straße, weiter entfernt, flimmerten Hitzeschleier.

Vor der Kirche standen Zuschauer, die drinnen keinen Platz mehr gefunden hatten. Auf zwei langen Tischen lagen die Waffen der Gottesdienstbesucher. Meist mitsamt Gurten. Auch ein paar Winchesters lagen dabei. Buggies und Pferde standen auf dem Platz nebenan und auf der Straße bei dem weißgetünchten Gotteshaus. Ein paar Bäume spendeten Schatten.

Von drinnen hörte man leise Orgelmusik. Der aus dem Konzept gebrachte Priester fing mit der Trauzeremonie noch einmal weiter vorn an, als er schon gewesen war. Es war alles sehr feierlich, oder hätte es sein sollen.

Clyde Dumarest fuhr den Mexikaner an: »Das hätte ich nicht gedacht, dass du so weit gehst, Juan. Du hast oft Pferde für die Lazy T zugeritten. Wir tranken manchen Becher Wein zusammen. Wir verstanden uns immer gut. Auch bei dem Rancher standest du hoch im Kurs. Und jetzt machst du so was.«

»Ich habe dafür meinen Grund.« Delmonte war widerstandslos vor Dumarest hergegangen. Sein Messer hatte er weggesteckt. Zuvor hatte er es verborgen in die Kirche gebracht. »Es stimmt alles, was ich über Lou sagte. Sie kam mal aus Kansas. Seitdem kam sie weit herum. Und was sie an Männern verschliss …«

»Schweig. Halt dein Schandmaul. Louella Morris ist eine Lady. Sie entschied sich für meinen Rancher, weil sie ihn liebt. Du hast kein Recht, so über sie zu sprechen.«

»Ich habe jedes Recht. Klar liebt sie den Rancher – sein Geld, seine Macht, den Luxus, den er ihr bietet. Wen liebte sie außerdem schon? Geh mal nach hinüber nach Mexiko, wo sie sich eine Weile herumtrieb. Frag Rojo Guardinho, den sie den Blutigen nennen. Frag Porfirio Calavera, der ein Rebellengeneral von Juarez war und der jetzt Gouverneur von Coahuila ist. Lou war beider Geliebte.«

»Halt’s Maul! Lügner!«

»Ich lüge nicht.« Delmonte nahm seinen Waffengurt mit den zwei Eisen vom Tisch und schnallte ihn um. »Du hast ihr auch beigelegen. Genauso wie ich. Dieses Weib ist wunderschön, doch völlig verdorben.«

Dumarest wurde ein wenig blasser unter der sonnengebräunten Haut.

»Das hättest du nicht sagen sollen, Juan. Nimm es zurück, setz dich auf ein Pferd und reite. Am besten tausend Meilen weit. – Du redest dich hier um Kopf und Kragen.«

Auch der Vormann schnallte den Revolvergurt um. Er hatte einen Remington an der Seite. Einen New Model Army, Kaliber 44, eine formschöne, gepflegte, gut eingeschossene Waffe.

»Du bist ihr Liebhaber gewesen, Clyde. Genauso wie ich. Das weiß ich, und du weißt es auch.«

Clyde Dumarest war tatsächlich mit Lou Morris liiert gewesen, eine Weile nachdem sie nach Tucson kam. Ihretwegen hatte er seine Verlobte verlassen, die Kleinrancherin Sharon Highmaster. Es hatte nicht lange gedauert mit Lou. Sie gestand ihm unter Tränen, dass sie sich in seinen Rancher verliebt hätte, und bat ihn, sie freizugeben. Clyde hatte hart geschluckt und gemeint, sie sei ein freier Mensch. Das müsse sie entscheiden, worauf Lou ihm sagte, er wäre ein guter Mensch, und sie würde ihn nie vergessen. Doch sie müsse der Stimme ihres Herzens folgen.

Mit Iron Ron Tilghmans Macht und Reichtum habe das absolut nichts zu tun. Clyde hatte das hingenommen und akzeptiert. Er betrank sich hernach fürchterlich und zettelte im »Dollar Saloon« eine Schlägerei an. Dabei ging einiges zu Bruch, zwei Unterkiefer von Gegnern auch.

Ben Hazelnut, der Sheriff von Tucson, hatte eingegriffen und Clyde eins übergezogen. Der Vormann wachte mit einem Riesenbrummschädel und einer gewaltigen Beule am Kopf im Jail wieder auf. Sein Rancher holte ihn heraus. Er redete Clyde aus, den Job bei ihm zu kündigen.

Von Clydes Verhältnis mit Lou wusste er. Es störte ihn nicht. Eine so schöne Frau hatte immer Verehrer, alles andere wäre ein Wunder und gegen die Natur gewesen.

»Mach dir nichts daraus«, sagte er. »Auch andere Mütter haben schöne Töchter. Ich habe mich nicht an Lou herangemacht.«

»Wie seid ihr denn dann zusammengekommen?«, hatte der Vormann, noch im Office des Sheriffs, gefragt.

»Wir fühlten uns zueinander hingezogen. Das ist die Liebe. Dagegen kann man nicht an.«

Ron Tilghman hatte wohl bemerkt, dass Lou dieser Liebe nachhalf. Sie hatte sich öfter bei ihm gezeigt, immer bildschön, und ihm ihre Reize präsentiert. So wie man einem Hund ein saftiges Stück Fleisch vor die Nase hielt, damit er Witterung aufnehmen konnte.

Bei Tilghman lief nicht der Geifer zusammen, bei ihm regte sich etwas anderes. Doch er glaubte und schrieb es seinem männlichen Charme zu, dass er Lou für sich gewann. Er redete ihr sogar, nachdem sie im Bett gelandet waren, die ihm gegenüber geäußerten Bedenken aus, weil sie Clyde verließ.

Clyde fügte sich. Es passte ihm nicht. Er litt, doch er hielt sich aufrecht. Jammern war nicht sein Ding, und Liebeskummer und ein gebrochenes oder angeknackstes Herz passten nicht auf die Weide.

Der Rancher bezahlte den Schaden, den Clyde im Saloon angerichtet hatte. Clyde kam um eine gerichtlich verhängte Strafe herum. Er musste zwar von den Richtertisch. Doch es war nicht genau festzustellen, wer die Schlägerei begonnen hatte. Clyde war auch provoziert worden. Das hatte ihm gut gepasst, er hatte es herausgefordert.

Einer der beiden Männer, denen er den Unterkiefer brach war Bad Scully Scope, ein stadtbekannter Raufbold. Ihm gönnte das jeder.

Clyde blieb also als Vormann auf der Lazy T, der Ranch mit dem Brandzeichen mit dem schräg liegenden großen T mit den ausgeprägten Ecken. Er ging Lou aus dem Weg. Sie war bald auf die Ranch gezogen, nachdem sie ein paar Wochen in Tucson gewohnt hatte. Sich erst den attraktiven Vormann und dann den reichsten und stattlichsten Rancher im Land zu angeln war eine reife Leistung.

Seine wegen Lou verlassene Verlobte Sharon Highmaster schaute Clyde nicht mehr an. Sie behandelte ihn wie Luft, wenn er in ihrer Nähe auftauchte. Versöhnen wollte sie sich mit ihm nicht. Er hatte sie zu tief verletzt und gedemütigt.

Dann kam er Tag der Hochzeit. Und Juan Delmontes Eklat.

»Du hattest ein Verhältnis mit der schönen Lou. Ihretwegen gabst du deine Verlobte auf. Sharon Highmaster, ein gutes Girl, das dir eine sehr gute Frau geworden wäre. – Du hast Gold gegen Dreck getauscht.«

»Hör auf so zu reden, Juan. Sattle und reite. Das ist deine letzte Chance.«

Clyde und der Broncobuster standen sich vor der Kirche gegenüber. Beide waren bewaffnet. In der Kirche drinnen schwieg die Orgel. Man hörte die Stimme des Priesters herausklingen.

»Und so erkläre ich euch für Mann und Frau.« Das Jawort war schon erfolgt, die Ringe getauscht. »Du darfst die Braut küssen, Ron Tilghman.«

Damit waren die beiden verheiratet. Die Orgel brauste auf und spielte eine getragene Melodie. Die Zuschauer vor und in der Kirche jubelten und klatschten.

Juan Delmonte spie aus. Er hatte die Hand beim Colt.

»Dreckiges Hurenstück«, stieß er hervor.

Clyde klatschte mit der Hand auf den Revolvergriff.

»Schweig! Halt dein Maul!«

»Oder was? – Ihr seid alles Hurensöhne! Bastarde! Fahr zur Hölle.«

Delmonte drehte durch. Er zog einen seiner Revolver. Hinter ihm und Clyde war die Schussbahn frei. So verrückt war keiner im Westen, dass er sich bei einer drohenden Schießerei dorthin stellte, wo Kugeln fliegen konnten.

Der Sheriff war nicht in der Nähe. Keiner griff ein. Der Revolver schien Clyde in die Hand zu springen. Er feuerte rasend schnell, hielt den Abzug gedrückt und wischte mit der flachen Hand über den Hammer. Die schnellste und effektivste Art, mit einem Single Action Revolver mehrere Schüsse rasch abzufeuern.

Dem Vormann blieb keine Wahl. Juan Delmonte war ihm als tödlich schneller Schütze bekannt. Die Kugeln trafen die Brust des Mexikaners. Er fing sie im Stehen auf, wankte, versuchte mit letzter Kraft, den Revolverlauf hochzubringen und auf Clyde zu feuern.

Es gelang ihm nicht. Er feuerte einen Schuss vor sich in die Erde, dann noch einen, den letzten direkt vor seine Stiefelspitze. Dann fiel er um wie ein Baum. Innerhalb von Sekunden war er tot.

Schreckensschreie erklangen. Männer und Frauen vor der Kirche wichen noch weiter zur Seite. Auch in der Kirche drinnen erklangen Rufe.

»Was ist los?«, schrie der Rancher heraus.

Noch ehe Clyde antwortete und der Tumult nach den Schüssen auch nur ansatzweise aufhörte sah Clyde eine Bewegung auf dem flachen Dach eines Hauses schräg gegenüber der Kirche. Ein Mexikaner mit Sombrero und im hellen Leinenanzug, wie ihn die Männer aus Mexiko bevorzugten, stand auf dem Dach.

Er legte mit dem Gewehr auf Clyde an. Clyde erkannte ihn als Juans Vetter Benito, der auch Delmonte hieß. Benito wollte Juans Tod rächen.

Clyde hatte nur noch eine Kugel in seinem Revolver. Er hatte zu schnell und zu gut auf Juan geschossen. Es war eine weite Entfernung für einen gezielten Revolverschuss. Clyde wollte nicht in die Zuschauermenge vor der Kirche flüchten und sich darin verstecken. Er mochte das Leben Unschuldiger nicht gefährden.