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Unter tödlichem Verdacht
Chuck Ryan wird in Arkansas wegen dreifachen Mordes gesucht. Doch er ist untergetaucht und lebt versteckt in dem kalifornischen Städtchen Paradise, wo er sich als einfacher Tischler ausgibt. Doch eines Tages fliegt seine Tarnung auf: Der Rancher Johnny Coldwell hält ihm einen alten Steckbrief unter die Nase. Coldwell verlangt, dass Ryan einen ihm unbekannten Mann töten soll. Andernfalls wird er am Galgen enden. Ryan geht zunächst auf den Deal ein, zögert aber in letzter Sekunde. Er beteuert, dass er unschuldig verfolgt wird. Doch die Ereignisse eskalieren und eine erbarmungslose Jagd auf Leben und Tod beginnt ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Unter tödlichem Verdacht
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Maren/S.I.-Europe
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8188-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Unter tödlichem Verdacht
»Sie werden diesen Mann töten!«
Chuck Ryan sah Johnny Coldwell an. »Sie sind verrückt.«
Der bullige Rancher verzog seinen Mund zu einem dünnen Grinsen. »Davon kann keine Rede sein, mein Freund. Sie werden ihn töten, und kein Mensch wird vermuten, dass Sie sein Mörder sind. Denn Sie kennen ihn ja noch nicht einmal.«
»Genau«, sagte Ryan. »Ich kenne ihn nicht. Und ich kenne auch Sie kaum.«
Die beiden Männer standen im Schatten eines Baumes in der schmalen Gasse unweit des Red-Cattle-Saloons.
»Sehen Sie!« Coldwell zog ein Papier aus seiner Jackentasche und entfaltete es. Ryan sah, dass es sich um einen Steckbrief handelte. Der Fahndungsaufruf zeigte sein eigenes Konterfei. Er las: »Chuck Miller, gesucht – tot oder lebendig – im Staat Arkansas wegen dreifachen Mordes.«
Er atmete tief ein. »Wo haben Sie das her?«
»Sie werden tun, was ich Ihnen sage, oder Sie werden hängen!«, erklärte Coldwell kalt.
Chuck Ryan war vor einem knappen Jahr in Paradise, Kalifornien, aufgetaucht. Er war einer dieser Glückssucher, die zu Tausenden in den Golden State strömten, in das gelobte Land, wo tagaus, tagein die Sonne schien, wo das Gold in den Bergen in riesigen Nuggets zu finden war und ein Mann durch harte Arbeit innerhalb weniger Jahre zum Millionär werden konnte. Jeder kannte die Namen berühmter Unternehmer, die steinreich geworden waren, so die Eisenbahnkönige Leland Stanford und Mark Hopkins, und jedermann eiferte ihnen begeistert nach.
Chuck Ryan war ein schlanker Mann mit stählernen Muskeln, blonden Haaren und blauen Augen, der bei jeder Arbeit gut und hart anpackte. Er war geschickt und jobbte als Cowboy, als Schreiner und sogar als Schmied.
In jenen Tagen war Paradise eine noch kleine, aber aufstrebende Stadt, am Fuße der Sierra Nevada gelegen, deren Bewohner vor allem von der Viehzucht lebten. Es gab aber auch einen großen Einkaufsladen, einen Saloon, ein Bordell und einen Sheriff.
Paradise war das unbestrittene Zentrum von Calaveras County.
Chuck Ryan, der nie viel erzählte, wer er war und woher er eigentlich kam, hatte in Paradise ein gutes Jahr verbracht. Womöglich war es sogar das beste seines ganzen bisherigen Lebens gewesen.
Er arbeitete hart, und seine Jobs brachten ihm nicht nur gute Dollars, sondern auch die Achtung und vielleicht sogar Zuneigung seiner Mitbürger ein. Zunächst hatte er zur Miete bei einer alten Witwe in einem Dachzimmer gelebt, doch schon nach einigen Monaten konnte er sich ein kleines Haus an der Main Street der Stadt kaufen. Und die schöne Eve McLaughlin, die seit vier Monaten bei ihm lebte, machte sein Glück perfekt.
So liefen die Dinge bis zu jenem verhängnisvollen Abend im Frühjahr.
Der junge Mann war auf ein oder zwei Bier hinüber in den Red-Cattle-Saloon gegangen. Es war ein milder, schon warmer Frühlingsabend, doch Eve hatte gerade eine Menge zu tun: Sie arbeitete als Schneiderin und Mrs. McClain, die Frau des Friedensrichters von Paradise, hatte ein neues Kleid bestellt, das sie zu Pfingsten – also in der übernächsten Woche – tragen wollte.
Es sollte ein sehr schönes Kleid werden, das mit allerlei bunten Stickereien verziert war und Eve eine gute Stange Dollars einbrachte. Also saß die junge Frau im Schein einer Kerze und nähte unermüdlich. Ryan hatte seine Freundin bei ihrer Arbeit nicht stören wollen und war hinüber in den Saloon verschwunden.
An diesem Abend war nicht viel los. Kaum ein Dutzend Männer standen am Tresen, und nur ein einziger der runden Spieltische war besetzt.
Cathy Carter, eine gutgebaute Blondine, stand hinter ihrem Tresen, polierte gelangweilt Gläser und wartete auf einen Besucher, mit dem sie ein nettes Schwätzchen halten konnte. Oder einen Flirt starten konnte.
Chuck Ryan kam ihr da gerade recht. Sie mochte den jungen Mann, aber leider war er ja mit Eve so gut wie verheiratet. In aller Regel wilderte Cathy nicht in den Gefilden ihrer Freundinnen.
Sie hatte ein großes Glas Bier vor Chuck hingestellt, machte ihm nur so zum Spaß schöne Augen und erkundigte sich ausführlich nach den Arbeiten am neuen Gemeindehaus, für das er die Dielen fertigte.
Auch Chuck mochte Cathy, ihr fröhliches Lachen und die warmherzige Art, mit der sie ihn gelegentlich ansah. Ja, wenn er nicht schon Eve in seinem Bett gehabt hätte, so hätte er sich auf der Stelle verlieben können.
Die schöne Bardame erzählte gerade von einer Freundin oben in Portland, die sie im Sommer für einige Wochen besuchen wollte, als Johnny Coldwell in den Saloon trat.
Chuck kannte den Rancher nur flüchtig: Er war ein hoch gewachsener, bulliger Mann mit dunklen Augen und vierschrötigen Gesichtszügen. Immerhin gehörte ihm eine der größten Ranchen im Calaveras County. Er war ein guter Rancher und Geschäftsmann, und seine Herde zählte angeblich an die zehntausend Tiere. Er setzte sich an einen der freien Tische und warf Cathy einen Blick zu.
»Jetzt verlangt doch noch wer nach meinen Diensten«, sagte die Blonde und lächelte Ryan zu. »Ich muss!«
Sie ging hinüber zu Coldwell, um ihn nach seinen Wünschen zu fragen. Chuck Ryan sah ihr dabei zu, während er zugleich mit anerkennenden Blicken ihr knackiges Hinterteil musterte. Cathy brachte Coldwell ein Glas und eine halbe Flasche Whisky und setzte sich dann zu den Pokerspielern am Nachbartisch, die sie mit beifälligem Hallo begrüßten.
Coldwell trank einen guten Schluck und zündete sich dann einen schwarzen Zigarillo an. Seine dunklen Augen waren verschleiert und er wirkte in Nachdenken versunken. Dann hob er den Blick und sah Chuck Ryan an. Er griff nach seinem Glas und schlenderte hinüber zum Tresen.
»Guten Abend«, grüßte er. Seine Stimme war ein tiefer Bass.
Ryan tippte an die Krempe seines Hutes und erwiderte den Gruß.
»Der Frühling kommt«, stellte der Rancher fest. »Das freut mich, denn ich mag den Schnee nicht besonders.«
»Mir geht es nicht anders.«
»Der Schnee tut auch meinen Tieren nicht gut. Ich habe übrigens Ihre Arbeiten am Gemeindehaus gesehen. Die gefallen mir. Sie verstehen Ihr Handwerk.«
Ryan lächelte.
»Wo haben Sie das Zimmermannshandwerk erlernt?«
»Oben in Portland.«
»Sie kommen von dort?«
»Kann sein«, meinte der junge Mann ausweichend.
»Sie sprechen nicht gern über Ihre Herkunft?«, fragte Coldwell.
»Wie kommen Sie darauf? Aber wer interessiert sich schon für die Vergangenheit? Ich nicht.«
Coldwell nickte. »Da haben Sie auch wieder Recht.«
»Es freut mich, wenn Ihnen meine Arbeiten gefallen«, sagte Chuck Ryan.
»Vielleicht habe ich einen kleinen Auftrag für Sie.«
»Aufträge kann ich immer gut gebrauchen!« Ryan trank einen Schluck Bier. »Wollen Sie sich ein neues Haus bauen?«
Der Rancher lachte. »Nein, nein, ich denke eher an einen kleinen Anbau.«
»Was stellen Sie sich vor?«
»Ich werde es Sie schon bald wissen lassen.«
Ryan nickte. »Im Augenblick habe ich ohnehin noch einiges für das Gemeindehaus zu tun.«
»Okay.«
Beide Männer schwiegen.
»Ich dachte immer, Sie kämen aus Kentucky?«, fragte Coldwell nach einem Augenblick. »Oder Arkansas?«
»Nein, nein, das stimmt nicht.«
»Sie stammen aus Portland?«
Chuck Ryan warf dem Rancher einen missmutigen Blick zu. »Meine Leute kamen aus dem Osten, aus einer Stadt in der Nähe von New York City, um es genau zu sagen. Von St. Louis aus sind sie dann mit einem Wagentreck nach Westen gefahren. Sie kamen in die Gegend von Portland, und ich bin von dort weiter nach Süden geritten.«
»So genau wollte ich es gar nicht wissen«, sagte Coldwell.
☆
Chuck Ryan legte ein Geldstück auf den Tresen, lächelte Cathy zu und verließ den Red-Cattle-Saloon. Die vergangene halbe Stunde, nach dem Gespräch mit dem Rancher, hatte er seinen Gedanken nachgehangen und noch ein Bier getrunken.
Nun war es Zeit, nach Hause zu gehen und sich ein wenig um Eve zu kümmern.
Der junge Mann stieß die rote Schwingtür auf und trat hinaus auf die Straße. Die Main Street war menschenleer, so spät in der Nacht war in der kleinen Stadt an einem einfachen Werktag kein Mensch mehr unterwegs. Er wandte sich in Richtung seines Hauses.
In diesem Augenblick löste sich eine dunkle, bullige Gestalt aus dem Schatten der Häuserwand und trat auf ihn zu. Er erkannte Johnny Coldwell.
»Noch auf ein Wort«, sagte der Rancher.
Chuck Ryan musterte den bulligen Mann mit den vierschrötigen Gesichtszügen. Eine dunkle Locke fiel in seine Stirn.
Was wollte der Rancher von ihm? In Ryans Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken.
»Was soll das?«, stieß er hervor. »Was wollen Sie von mir?«
»Lediglich ein Wort!«
»Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten!«
»Kommen Sie!« Johnny Coldwell fasste den jungen Mann am Ärmel und zog ihn in die dunkle Gasse, die neben dem Saloon verlief.
»Lassen Sie mich los, verdammt!«
»Bitte, werden Sie nicht ungeduldig!«
»Was soll das denn?«
Die beiden Männer blieben im Schutz der Gasse stehen.
»Sie werden etwas für mich erledigen«, erklärte Coldwell, und seine Stimme klang wie ein tiefes Grunzen. Sein Kiefer mahlte. »Es ist ein ganz einfacher Auftrag!«
»Kommen Sie morgen früh in meiner Werkstatt vorbei!« Ryan befreite seinen Arm unwillig aus Coldwells Griff.
»Es geht um etwas anderes!«
»Was meinen Sie?«
»Sie werden einen Mann für mich töten!«
Chuck Ryan starrte den Rancher an. Doch dessen Gesichtszüge befanden sich im Schatten der Hauswand.
»Was sagen Sie?«, fragte er.
»Sie haben ganz recht gehört«, antwortete Coldwell. »Sie werden einen Mann töten, und ich werde Ihnen tausend Dollar dafür bezahlen. Niemand wird vermuten, dass Sie der Mörder sind!«
»Sie sind verrückt!«
Der Bullige verzog seinen Mund zu einem dünnen Grinsen. »Ganz und gar nicht, Chuck. Sie werden ihn töten und kein Mensch wird auf die Idee kommen, dass Sie ihn umgebracht haben. Denn Sie kennen ja noch nicht mal seinen Namen.«
»Genau«, sagte Ryan. »Ich kenne ihn nicht. Und ich kenne auch Sie kaum.«
»Aber ich kenne Sie. Sehen Sie!« Der Rancher zog ein Papier aus der Tasche seiner Lederjacke und entfaltete es.
Ryan sah, dass es sich um einen Steckbrief handelte. Der Fahndungsaufruf zeigte sein eigenes Konterfei. Er las: »Chuck Miller, gesucht – tot oder lebendig – im Staat Arkansas wegen dreifachen Mordes.«
»Wo haben Sie das her?«, zischte Ryan.
»Sie werden tun, was ich Ihnen sage, oder Sie werden hängen, mein Freund!«, drohte Coldwell.
»Woher haben Sie das?«
»Lassen Sie das mal meine Sorge sein! Wenn Sie nicht wollen, dass ich den Steckbrief an Sheriff Seeds weitergebe, so tun Sie besser, was ich von Ihnen verlange. Mit den tausend Dollar können Sie auf Nimmerwiedersehen aus der Stadt verschwinden!«
Chuck Ryan taumelte. Für eine Sekunde wurde es schwarz vor seinen Augen. Er hatte das Gefühl, dass der Boden unter ihm wegbrach. Das Leben, das er sich im vergangenen Jahr in Paradise aufgebaut hatte, war von einer Sekunde zur nächsten zerbrochen. Johnny Coldwell hatte es zerstört. Ryan war enttarnt. Niemals würde er diesem elenden Fluch entkommen.
»Warum tun Sie das?«, fragte er ratlos.
Der Rancher grinste. »Einen Mann zu töten, kann Ihnen doch nicht so schwerfallen!«
»Was ist das für ein Mann?«
»Das kann Ihnen ganz gleichgültig sein. Er ist mir im Wege, mehr müssen Sie nicht wissen. Niemand wird Sie verdächtigen, und Sie haben ausreichend Zeit für Ihre Flucht. Es wird keine Probleme geben.«
Ryan schwieg.
»Ich werde Ihnen schon bald sagen, wo Sie den Hund töten werden«, erklärte Coldwell. »Ich habe alles genau geplant.« Er drückte dem jungen Mann den Steckbrief in die Hand. »Behalten Sie den! Ich besitze noch einen zweiten. Den werden Sie zusammen mit den tausend Dollars bekommen!«
Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten die nächtliche Gasse hinunter.
☆
Chuck Ryan stand da, wie vom Donner gerührt. Er fühlte sich schwindelig und musste sich mit der Hand an der Mauer festhalten, um nicht zu stürzen. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Schier aus heiterem Himmel war eine absolute Katastrophe über ihn hereingebrochen. Sein Leben in Paradise war zerstört.
Er war enttarnt.
Woher hatte Coldwell den Steckbrief?
Ryan sagte sich, dass die Antwort auf diese Frage gleichgültig war. Früher oder später hatte es ja so kommen müssen. Er hatte in der Illusion gelebt, dass er seiner Vergangenheit entkommen war. Doch diese Seifenblase war jetzt geplatzt.
Die Illusion war vorbei.
Etliche Minuten vergingen. Noch immer stand der junge Mann reglos in der dunklen Gasse. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, und sein Atem ging stoßweise. Doch dann riss er sich zusammen. Er musste handeln. Er musste kämpfen. Langsam, mit unsicheren Schritten, setzte er sich in Bewegung, ging er nach vorn zur Main Street und zurück zu seinem Haus. Seine Fingerspitzen strichen über den Griff seines Colts, der in seinem Holster steckte.
☆
Eve saß noch immer an ihrer Schneiderarbeit, als Chuck Ryan eintrat. Sie war zwei Jahre jünger als er, eine attraktive, dunkelhaarige Frau mit einem hübschen Gesicht, braunen Augen und einer schlanken und knackigen Figur. Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, waren ihre Leute mit einem Planwagen ins Calaveras County gekommen. Vor einem halben Jahr hatte ihr Bruder Ray die elterliche Ranch übernommen, und sie war nach Paradise gezogen, um sich dort als Schneiderin selbstständig zu machen.
Freudig blickte sie auf, lächelte Ryan zu. Doch dann verdüsterte sich ihr Blick.
»Was ist passiert?«, fragte sie. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
»Nein, wie kommst du darauf?«
»Ich bin nicht blind.«
»Nein, Blödsinn! Alles ist in Ordnung.«
Er zog seine Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Seinen Revolvergurt hängte er daneben.
»Ich bin müde«, sagte er. »Ich hatte heute ein bisschen viel Arbeit! Gute Nacht!« Er ging nach oben ins Schlafzimmer.
»Okay«, antwortete Eve mit einer gewissen Verwunderung.
Ryans Hirn arbeitete fieberhaft.
Was sollte er tun? Was konnte er tun?
Er lag auf dem Bett, rauchte eine Zigarette nach der anderen und dachte nach. In seinem Schädel drehte sich wieder mal alles. Damals in Little Rock hatte er vollkommen den Kopf verloren, hatte er absolut panisch reagiert. Das durfte ihm jetzt nicht wieder passieren. Sonst war er endgültig erledigt.
Johnny Coldwell war einer der größten und mächtigsten Rancher von Calaveras County. Seine Ranch lag einige Reitstunden außerhalb der Stadt, doch von Zeit zu Zeit kam er nach Paradise, sei es, um Waren in einem der Stores zu kaufen, sei es, um Leute anzuwerben, oder weil er irgendetwas mit dem Friedensrichter zu verhandeln hatte.
Angeblich zählte Coldwells Herde viele tausend Tiere. Chuck Ryan kannte den Rancher nur ganz oberflächlich, und bisher hatte er nur ein einziges Mal für ihn gearbeitet. Dieser Job lag bereits Monate zurück. Allerdings erinnerte er sich nun, dass er den Rancher in der vergangenen Woche im Red-Cattle-Saloon gesehen hatte. Coldwell hatte ihn damals mit misstrauischen und prüfenden Blicken gemustert. Ryan hatte nicht viel darauf gegeben: Manchmal verhielten die Leute sich eben komisch.
Es konnte nur ein absolut dummer Zufall gewesen sein, durch den Johnny Coldwell von Chuck Ryans wahrer Identität erfahren hatte.
Wer war der Mann, den er töten sollte?
Noch hatte er keine Ahnung.
Ryan sagte sich, dass er einfach abwarten musste, was weiter geschah.