Jack Slade 882 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 882 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Larissas Kampf

Der sexuell umtriebige Sheriff Lary Ketchum wird vor große Probleme gestellt, als die Schafqueen Larissa Landon mit einer riesigen Herde und einer starken Mannschaft heranzieht. Die Großen Drei, die mächtigsten Rancher von Wyoming, sind auf Tod und Teufel dagegen. Sie wollen nur Rinder im Land. Es gibt seltsame Todesfälle. Die Lage eskaliert - Doc Holliday soll die Rettung bringen.

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Larissas Kampf

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8318-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Larissas Kampf

Todesanzeige im »Garfield County Observer« vom 10. Mai 1886:

»Am 8. Mai 1886 verstarb Mr. Cobb Whiteside aus dem Campbell County, Wyoming. Mr. Whiteside war Patient im Blue Hills Sanatorium. Er erlag seiner schweren, geduldig ertragenen Krankheit. Sein Leichnam wird in seine Heimat überführt. Er ruhe in Frieden.«

Auf Nachfrage beim Sheriff oder der Zeitungsredaktion konnte man erfahren, was aus der Todesanzeige ohnehin hervorging. Cobb Whiteside hatte seine letzte Lebenszeit als unheilbar Tuberkulosekranker im renommierten örtlichen Pflegeheim verbracht.

Zu dem Zeitpunkt verbrachte auch ein anderer, weithin bekannter todkranker Mann dort seine letzte Lebensspanne – John Henry Holliday, allgemein als Doc Holliday bekannt. Er hoffte, dort seinen Frieden zu finden nach einem düsteren und sehr bewegten Lebensweg.

Der Rancher Cobb Whiteside war tot in einem Zimmer des »Colorado Counter Hotels« aufgefunden worden. Er hatte außerhalb des Lungensanatoriums ein Treffen und eine Besprechung mit einem Mann namens John gehabt. Mehr als den Vornamen und sein Aussehen wusste man von ihm nicht.

Jener Mann war zum Zeitpunkt des Todes von Whiteside bereits abgereist. Niemand interessierte sich besonders für ihn. Whitesides Leiche wurde einer Leichenschau unterzogen. Der Coroner stellte fest, dass Whitesides von der Krankheit geschwächter Körper einem Herzversagen erlegen war. An der Leiche wurden keine Besonderheiten festgestellt. Sie war alters- und krankheitsentsprechend.

Whitesides Fingernägel waren leicht bläulich verfärbt, beziehungsweise das Nagelbett unter diesen. Es fanden sich keine Spuren von Gewalt- oder Fremdeinwirkung an dem Toten.

Der Coroner gab die Leiche frei. Sie wurde in einem Bleisarg nach Gillette, der Hauptstadt des Campbell Countys in Wyoming, überführt.

Dort wurde Whiteside acht Tage später auf dem örtlichen Friedhof beerdigt, wie es bei den Whitesides Sitte war.

Es war eine sehr große Beerdigung, der Tote war ein mächtiger und einflussreicher Mann gewesen. Bis ihn die Krankheit hinraffte, leitete er die Slash W Ranch. Er war einer der großen Drei im Land – dazu gehörten die Slash W, die Diamond G und die Powder River Ranch.

Whiteside hinterließ seine Witwe, zwei erwachsene junge Töchter, von denen die Ältere verheiratet war, einen dreijährigen Enkel und seinen Schwiegersohn. An der Beerdigung nahmen die gesamte Stadt und viele Trauergäste aus der Umgebung teil.

Auch Cobbs alte Freunde Earl Galloway von der Diamond C, Jonas McCord von der Powder River Ranch und Barney Moddoy von der Barr M. Sowie die jeweiligen Angehörigen und Familien.

Es war ein schöner, sonniger Tag, als Whitesides Sarg in die Erde gelassen wurde. Er war im Alter von siebenundvierzig Jahren gestorben, krank und ausgezehrt, mit kaputter Lunge.

Larry Ketchum, der Sheriff von Gillette und des Campbell Countys, hatte drei Schaufeln Erde auf den Sarg geworfen. Der Sheriff mochte Beerdigungen nicht. Zu dem Toten hatte er kein enges Verhältnis gehabt, aber ihn gemocht und geschätzt.

Vor einem Jahr hatte der Rancher Wyoming verlassen, um im Sanatorium in Colorado seine letzte Lebenszeit zu verbringen. Dort waren die Verhältnisse und die medizinische Versorgung für einen Tuberkulose-Kranken, den Verhältnissen entsprechend, optimal.

Ketchum war achtundzwanzig Jahre alt, ein hochgewachsener, braunlockiger Mann. Zur Beerdigung hatte er sich, dem Anlass gemäß, dunkel und festlich gekleidet.

Der Sheriff sah gut aus, und es war bekannt, dass er einige Affären gehabt hatte, was seinen dienstlichen Fähigkeiten und seinem Einsatz keinen Abbruch getan hatte.

»Der Sheriff kommt jeden Morgen aus dem Bett einer anderen Frau zum Dienst«, hieß es.

So schlimm war es nun nicht. Larry Ketchum, einen 45er Colt Peacemaker an der Seite, hatte den Hinterbliebenen des toten Ranchers sein Beileid ausgesprochen. Er stand nun am Tor des von einer niedrigen Mauer umgebenen Friedhofs und hing beim Anblick der vielen Kreuze und Grabsteine diesem nostalgischen Gedanken nach.

Die Trauergäste strömten an ihm vorbei – Larry sah die über ihre Jahre hinaus verhärmte Witwe des Toten. Carol Whiteside, sonst eine stattliche, nach wie vor hübsche Frau, ging zusammengesunken. Ihre Töchter und der Schwiegersohn, der zugleich auch der Vormann der Slash W Ranch war und die Nachfolge des toten Ranchers antreten sollte, stützten sie.

Larry lüftete seinen Hut. Er sprach die Familie nicht mehr an. Beerdigungen bedrückten ihn, zugleich erzeugten sie in ihm einen unbändigen Lebenswillen. Es juckte ihn in der Hose. Er wollte sich beweisen, dass sein Blut noch heiß in den Adern floss und er lebte. Dazu wollte er eine Frau besteigen.

Der Leichenschmaus war nicht umsonst eine alte Sitte. Wer mit dem Tod unmittelbar konfrontiert wurde, mit der Vergänglichkeit seines Seins und alles Irdischem, der wollte leibliche Genüsse erfahren. Zumindest essen und trinken oder mit den Quellen des Lebens in Form von Sex Kontakt haben. Das Leben genießen und spüren.

Der Gedanke, dass in dem Grab kalt und steif, der Verwesung und den Würmern anheimgegeben ein Körper lag, so, wie er auch einen hatte, berührte jeden innerlich tief.

Arch Galloway, Rancher der Diamond G, ging an dem Sheriff vorbei, vierundvierzig Jahre alt, mittelgroß, drahtig. An den Schläfen ergraut, mit feurigem Blick. Ein Mann, auf dessen Wort man hörte.

Dann kam Jonas McCord von der Powder River Ranch vorbei. Eine Gestalt wie aus einem Schreckensroman. Lang und knochig, mit einem hageren Gesicht und bei seinen fünfundvierzig Jahren schon ergrautem Haar. Ihn hatten die Sioux skalpiert, bevor Custer mit seiner 7. Kavallerie massakriert und die Stämme der Hochprärie danach von der US-Armee besiegt und gnadenlos zerschlagen worden waren, ihre Freiheit für immer dahin, ihre Macht gebrochen.

McCord fehlte rechts am Kopf ein fast handtellergroßes Stück Kopfhaut. Die Narbe sah schrecklich aus, verwachsen, wulstig und rot. Er verhüllte sie nicht. Der Powder River Rancher, mit zwei Revolvern auch bei der Beerdigung am Gürtel, trug Lederkleidung. Er führte immer eine Reitpeitsche mit sich, auch jetzt.

Er war ein Krakeeler und Hurenbock, ein gewalttätiger und rücksichtsloser Mensch. Larry hatte ihn in Gillette schon mehrfach in seine Schranken weisen müssen und mochte ihn nicht.

Als Sheriff musste er jedoch unparteiisch sein und behielt eine ausdruckslose Miene bei, während er da am Friedhofstor stand.

McCord hatte keine Familie. Er war mal verheiratet gewesen, doch die Frau war ihm fortgelaufen, was jeder verstand, der ihn kannte. Er führte eine starke und raue Mannschaft und hatte zwölftausend Rinder am Huf. Auf seiner Ranch lebte er mit wechselnden Weibern, die zu ihm passten. Manchmal mit mehreren gleichzeitig. Seine Umgangsformen waren gewöhnungsbedürftig. Ihn zu ertragen, bedurfte es einer starken Natur.

»Na, Sheriff, genug gesehen?«, knurrte er Larry mit seiner heiseren Whiskystimme an. Es hieß von ihm, er könne einen Stier unter den Tisch saufen. »Irgendwann kneifen wir alle den Arsch zu. Cobb hat’s erwischt, er hat es hinter sich. – Wer weiß, was ihm alles erspart geblieben ist.«

»Ich sehe, Sie sind vom Tod Ihres alten Freundes tief betroffen, Mr. McCord«, sagte Larry. »Ich hoffe, Ihnen ist ein langes Leben beschieden.«

McCord sagte ihm ins Gesicht: »Ich weiß, dass du mich nicht magst, Junge, und ich finde dich Scheiße. Du bist eine Spaßbremse, regst dich gleich auf, wenn man mal zu schnell durch die Town reitet oder zum Vergnügen auf Straßenlaternen schießt. – Yeah, irgendwann ziehe ich dir eins über.«

Er wippte mit seiner kurzstieligen, silberbeschlagenen Peitsche.

»Das würde ich Ihnen nicht raten, Mr. McCord. Dann sperre ich Sie ein und lasse Sie so lange gesiebte Luft atmen, bis Sie ein halbwegs zivilisierter Mensch geworden sind.«

Der lange McCord knuffte Larry gegen den Arm. Man konnte es noch als spielerisch werten, doch es war ziemlich fest.

»Das Gefängnis ist noch nicht erbaut, das mich hält. Deines ist es nicht, Junge. Und sei nicht so förmlich zu mir.«

»Ich bin nicht Ihr Junge. Mein Vater war ein angesehener, redlicher Mann, der wusste, was sich gehört.«

McCord lachte laut. Das war seine Reaktion auf die verkappte Beleidigung.

»Du machst mir Spaß, Junge. Weißt du, was ich jetzt mache? Zuerst geht es in den ›Bullshead Saloon‹ zum Leichenschmaus. Dann in Ma Belles Freudenhaus. Dort mache ich einen drauf. Ich will spüren, dass ich noch lebe, der Knochenmann kommt früh genug. Das zu spüren, gibt es nichts Besseres, als eine heiße Pussy zu reiten. – Zu welcher gehst du denn? Du sollst ja die große Auswahl haben mit deinem glatten Gesicht und deinem schönen Haar. Welche suchst du denn auf?«

McCord nannte ein paar Frauennamen aus Gillette und Umgebung. Larry fragte sich, wie es sein konnte, dass sein Liebesleben in der ganzen Stadt bekannt und sogar bis zum Powder River Rancher vorgedrungen war. Aber die Buschtrommel hörte man überall.

Er schwieg. McCord lachte wieder. Er wollte Larry vor die Brust boxen, so war er nun mal. Larry schlug seine Hand weg.

»Sachte, McCord. Sachte. Sonst wird es nichts mit dem Leichenschmaus im Saloon und dem Freudenhaus.«

»Okay, Junge. Wirst es schon wissen. Wenn dich die Sioux skalpiert hätten, würdest du auch anders reden. Dafür habe ich viele von ihnen gekillt. Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, right?«

Larry lag die Bemerkung auf der Zunge, dass es schade wäre, dass die Sioux McCord nicht total seiner Kopfhaut beraubt hatten, was sein Tod gewesen wäre. So waren der oder die Krieger, die ihn in der Mangel gehabt hatten, bei ihrer Tätigkeit gestört worden.

McCord ging davon. Er rief nach seinem Vormann und seinen Reitern, die ihn zu der Beerdigung begleitet hatten. Larry sah ihm ohne Bedauern nach.

Moddoy kam. Er war Mitte vierzig, rothaarig und breit gebaut. Sommersprossig, mit bereits gelichtetem Haar und einem Schnauzbart. Er wirkte bedächtig. Seine vierundzwanzigjährige Tochter Heather, beide in Trauerkleidung, begleitete ihn.

Die gutgebaute Heather war ein Feuerkopf wie ihr Vater. Sie befand sich seit sechs Wochen mit ihm im Land, sie hatten Moddoys alte Ranch, die Barr M, die bis dahin verpachtet gewesen war, wieder übernommen.

Vor dreiundzwanzig Jahren hatte Moddoy wegen einer Tragödie das Land verlassen. Seine junge Frau Amelia war damals von Banditen ermordet worden, seine Ranch niedergebrannt. Man nahm an, Amelia wäre vergewaltigt worden. Da sie im Haus verbrannte, konnte man es nicht mehr beweisen.

Die Täter hatte man nie gefunden und nie gefasst. Obwohl Moddoys Freunde Whiteside, Galloway und McCord Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatten, um die Mörder zu fassen. Mit dem damals einjährigen Baby Heather hatten sie Erbarmen gehabt und es aus dem Haus gebracht, bevor sie es anzündeten.

Mitsamt seiner Wiege hatten sie das schreiende Kind in einem Baum deponiert, abseits vom Haus, weit genug weg vom Feuer. Dort hatte es Earl Galloway gefunden. Er war zur Barr M geritten, um Amelia anlässlich des Geburtstags ihres Mannes aufzusuchen. Mit einem Blumenstrauß war er gekommen und hatte Rauch und Feuer gesehen und das Baby im Baum schreien gehört.

Er konnte die Mörder nicht verfolgen, er musste sich um das Kind kümmern. So gewannen sie einen großen Vorsprung. Ein kräftiger Regen hatte ihre Spuren verwischt.

Galloway hatte nur noch das Kind retten können. Bis er andere alarmierte, der nächste Nachbar war achtzehn Meilen entfernt, dauerte es.

Barney Moddoy war damals – 1863 – im Krieg gewesen. Er kämpfte auf Seiten der Nordstaaten als ein erbitterter Gegner der Sklaverei.

Das hätte er nicht gemusst. Das Wyoming Territorium gehörte nicht zu den kriegführenden Staaten und stellte keine Kampftruppe. Freiwillige konnten sich bei den jeweiligen Armeen anwerben lassen. Moddoy hatte unbedingt teilnehmen wollen. Seine Freunde Whiteside, Galloway und McCord, damals wie er in ihren Anfängen befindliche Rancher, blieben daheim.

»Wir haben hier zu tun, hier werden wir gebraucht«, sagten sie. »Was gehen uns die Union und die Föderation an? Sollen Abe Lincoln und Jefferson Davis sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Hier gibt es keine Sklaven, nur Indianer. Die sind wild und gefährlich genug. Wir müssen auf unsere Ranches und unsere Frauen aufpassen.«

Sie hatten Moddoy jedoch mit guten Wünschen ziehen lassen, obwohl sie ihn nicht verstanden. Und versprochen, auf seine Ranch, seine Frau und dann, als sie das Kind hatte, auf dieses aufzupassen.

Es war ihnen nicht gelungen. Moddoy kehrte, als er die Schreckensnachricht erhielt, sofort aus dem Krieg zurück, an dem er nicht länger teilnehmen wollte.

Er machte sich schwerste Vorwürfe. Seine drei Freunde sich genauso. Moddoy warf ihnen nichts vor. Sie hatten die schützende Hand über Amelia, ihr Kind und die Ranch gehalten. Den Ranchbetrieb mit ihren Cowboys unterstützt. Auf Moddoys Herde aufgepasst und jeweils den Frühjahrs- und Herbst-Round-up übernommen.

Ständig auf seiner Ranch konnten sie nicht anwesend sein. Dort hatten nur Amelia mit ihrem Kind und ein alter Cowboy gewohnt. Der war in Gillette gewesen, als das Unheil geschah.

Moddoy wollte nach dem schrecklichen Ereignis nicht länger in Wyoming bleiben. Die Umgebung erinnerte ihn an seine schöne junge Frau, er hatte sie sehr geliebt. Überall sah er sie oder wurde an sie erinnert.

Als klar war, dass Amelias Mörder nicht gefunden werden konnten – sie mussten längst in Montana oder in Kanada sein – verließ Moddoy mit seiner kleinen Tochter Wyoming. Er ging nach Texas und baute dort ein florierendes Frachtgeschäft auf, er war ein dynamischer, fähiger Mann. Er wurde reich als ein Fuhrunternehmer in West Texas. Seine Tochter wuchs heran.

Moddoy heiratete nicht wieder. Die Wunde in seinem Herzen war zu tief. Seine Ranch in Wyoming behielt er. Seine alten Freunde hatten ihm einen guten Preis geboten, um es ihm abzukaufen und ihrem Land zuzuteilen, an die Moddoys Gebiet grenzte. Er hatte nicht verkauft, doch er hatte seine Weideflächen und Wasserlöcher sowie Land- und Wegerechte an die Slash W, die Diamond C und die Powder River Ranch verpachtet.

Die drei immer größer werdenden Rancher nutzten es. Sie bauten Moddoys niedergebrannte Ranch wieder auf, errichteten zudem ein Vorwerk auf seinem guten Weideland und gebrauchten es für ihre Zwecke.

Nach dreiundzwanzig Jahren entschloss sich Moddoy, nach Wyoming zurückzukehren und seine Ranch wieder zu übernehmen. Den Großen Drei, die sie mittlerweile geworden waren, Männer und Familienväter Mitte vierzig, passte das nicht. Doch das Land gehörte nach wie vor Moddoy. Sie einigten sich, schließlich waren sie alte Freunde.

Seit sechs Wochen war Moddoy wieder zurück und leitete seine Ranch. Er hatte eine Mannschaft angeworben, züchtete Rinder und kam gut zurecht. Sein Fuhrunternehmen in Texas hatte er gut verkauft. Das hatte sich eine Weile hingezogen, bis alles dort abgewickelt war.

Er hatte in Texas auch Grund und Boden und geschäftliche Beteiligungen gehabt. Im Großen und Ganzen hatte Moddoy in Texas alles beendet. Er war, seit er umsiedelte, noch zweimal in Texas gewesen.

Jetzt drückte er dem Sheriff die Hand. Sein Händedruck war fest wie ein Schraubstock. Larry Ketchum schaute Heather Moddoy an. Sie war sexy und aufreizend, eine Augenweide, aber kalt wie Eis. Der Sheriff hatte versucht, bei ihr zu landen, das machte er bei jeder schönen Frau.

Bei ihr war er abgeblitzt wie selten zuvor. Die schöne Heather hatte einen seelischen Schaden, so schien es dem Sheriff. Von Männern und Sex wollte sie gar nichts wissen. Vielleicht rührte das von dem Trauma aus ihrer Kindheit, als sie, damals ein einjähriges Baby, mitbekommen hatte, wie ihre Mutter von drei Banditen – den erkennbaren Spuren auf dem Ranchgelände nach waren es drei Männer – vergewaltigt und umgebracht wurde.

Vielleicht hatte sich im Unterbewusstsein des Kindes, das damals noch nicht verstand, was geschah, etwas festgesetzt, das bis heute Auswirkungen zeigte. Heather war keine Männerhasserin, doch sie konnte es nicht ertragen, von einem Mann angefasst zu werden.

Schon der Gedanke an Sex schreckte sie ab. Was für eine Verschwendung, dachte Larry beim Anblick von dieser Schönheit. Er würde sie nicht belästigen und nicht mehr versuchen, sie zu verführen, nachdem sie ihm klar gezeigt hatte, wie es um sie stand. Das begriff der Sheriff, er verstand intuitiv eine Menge von Frauen.

»Yeah, den alten Cobb hat es böse erwischt«, sagte Moddoy. »Ein Jammer, dass er so elend dahinsiechen und sterben musste Was war das früher für ein kraftstrotzender Mann. Vor fünfzehn Jahren wurde bei ihm die Tuberkulose festgestellt. Jetzt hat ihn der Tod von seiner Krankheit erlöst.«

Larry verstand sich mit Moddoy gut.

»Du hast ihn noch mal besucht?«, fragte er.

»Letztes Jahr habe ich ihn mal besucht, nach sehr langer Zeit. Hab immer zu tun gehabt. Da sah ich ihn zum letzten Mal. Ich besuchte ihn in Glenwood Springs im ›Blue Hills Sanatorium‹, in dem auch Doc Holliday untergebracht ist. Der Doc kam zu dem Zeitpunkt gerade an.«

»Ich habe davon gehört. Hast du Holliday gesehen?«

»Flüchtig. Er sieht aus wie sein eigenes Gespenst. Wir haben kein Wort gewechselt. Ich sprach damals mit Cobb Whiteside, weil es mir leidtat, dass er so krank ist und um der alten Zeiten willen. Ich redete mit ihm darüber, dass ich mich mit dem Gedanken trage, nach Wyoming zurückzukehren und wieder Rancher zu sein. Er bestärkte mich darin. In Texas habe ich mich immer fremd gefühlt, obwohl ich dreiundzwanzig Jahre dort lebte.«

Er fuhr fort: »Danach wollte ich Cobb irgendwann mal wieder besuchen. Doch der Verkauf in Texas und der Umzug und alles beschäftigten mich. Er wäre ein Umweg gewesen nach Colorado und hätte mich Tage gekostet. Die Zeit war bei mir immer knapp. So schob ich es auf. – Ich wünschte, ich hätte mir die Zeit genommen. Jetzt ist es zu spät. Cobb ist tot. Jetzt brauche ich nicht mehr nach Glenwood Springs.«

»Whiteside starb nicht in dem Sanatorium, sondern in einem Hotel. Es heißt im Abschlussbericht des Sheriffs, er habe dort einen Mann getroffen, der sich John nannte und einen schwarzen Bart hatte. Stechenden Blick. Dieser John verließ das Hotel, noch bevor Whiteside starb. Laut dem Coroner starb Whiteside eines natürlichen Todes – Herzversagen infolge der Krankheit. Seine Organe machten nicht mehr mit. – Doch warum ist er im Hotel geblieben, statt nach dem Treffen mit jenem John ins Sanatorium zurückzukehren? Warum hat dieser John ihn nicht im Sanatorium besucht? – Weißt du, wer dieser John sein könnte?«