Jack Slade 903 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 903 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Stormcatcher ist ein Pferd, wie es kein zweites gibt im gesamten Wilden Westen. Pferdeliebhaber und -kenner bekommen bei seinem Anblick glänzende Augen. Doch der Palomino bringt allen, die mit ihm zu tun haben, Unglück und Tod ...

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Teufelspferd

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9569-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Teufelspferd

Stormcatcher ist ein Pferd, wie es wohl kein zweites gibt im gesamten Wilden Westen. Pferdeliebhaber und -kenner bekommen bei seinem Anblick glänzende Augen.

Doch der Palomino bringt allen, die mit ihm zu tun haben, Unglück und Tod …

Sonnenvogel merkte, dass ihr Gatte nicht bei der Sache war. Die hübsche junge Cheyenne lag im Zelt auf dem Rücken, die Beine gespreizt. Wilder Puma, ihr Gatte, Kriegshäuptling der Northern Cheyenne, wollte gerade in sie eindringen. Doch sein Glied schlaffte ab. Zuvor schon, beim Liebesspiel, hatte die Squaw bemerkt, dass er stark abgelenkt war.

Der Häuptling, ein Mann wie ein Bär, nicht einmal dreißig Jahre alt, hatte sonst nie Probleme beim Sex. Ganz im Gegenteil. Ständig wollte er an die schlanke Squaw mit den großen Brüsten und den rehbraunen großen Augen heran, wenn er im Lager war.

Also nicht auf der Jagd oder auf dem Kriegspfad oder sonst wo unterwegs in der Prärie. Die Cheyenne liebten es umherzuschweifen. Sie waren die besten Reiter des Nordwestens, Gestalten, die mit ihren Mustangs verwachsen waren.

Sonnenvogel klappte die Schenkel zusammen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie den Häuptling. Sein Versagen war ihm offensichtlich peinlich.

»Das … das ist mir noch nie passiert«, stammelte er. »Bei Manitou. Der Große Geist hat mich mit einem Fluch geschlagen und meinen Speer in den eines alten Mannes verwandelt. Das kann doch nicht sein.«

Sonnenvogel zeigte Verständnis.

»Das kann jedem einmal passieren.« Zugleich war sie misstrauisch. »Denkst du an eine andere? Gefalle ich dir nicht mehr?«

Wilder Puma, er und seine Squaw waren nackt, schaute erzürnt auf sein Glied, das ihm den Dienst verweigerte. Sonst war er immer potent, sehr potent sogar. Er hatte nur eine Squaw – Sonnenvogel, die schönste Blume der Cheyenne. Sonst war er immer so wild und sexbegierig, dass Sonnenvogel schon erwägt hatte, ihm nahezulegen, sich eine weitere Squaw oder sogar zwei zu nehmen.

Sie konnte die Hauptfrau bleiben. Andererseits schmeichelte es ihr und brachte erhebliche Vorteile, wenn Wilder Puma nur sie in seinem Wigwam als Squaw hatte. Bisher war sie noch nicht von ihm schwanger geworden, obwohl sie seit zwei Jahren sein Lager teilte.

Das gefiel ihr nicht. Kinder stärkten die Stellung einer Frau bei den Cheyenne. Unfruchtbare galten nicht viel. Sie wurden tauber Schoß genannt, und andere, fruchtbare Frauen schauten auf sie herab. Vor allem aber musste ein Krieger Kinder zeugen können.

Nachwuchs musste her. Auf die Idee, dass es auch am Mann liegen könnte und er vielleicht zeugungsunfähig war, kam bei den Cheyenne niemand. Sonnenvogel hatte schon Tränke zu sich genommen, die eine Empfängnis fördern sollten. Hatte Waschungen vorgenommen und sich Amulette um den Hals gehängt.

Zwecklos bisher. Sie wollte so lange keine zweite und dritte Frau im Wigwam, bis sie ein Kind geboren hatte. Denn wenn sie weiterhin nicht empfing und eine andere schwanger wurde, schadete ihr das sehr. Lieber nahm sie Wilder Pumas enorme Potenz hin.

Sexuell hatte es bei ihnen immer geklappt. Und wie. Bis auf die Schwangerschaft. Und jetzt das!

Sonnenvogel wurde rot unter ihrer braunen Haut. Sie war wunderschön, vollendet gebaut. Das Dreieck der Schamhaare kräuselte sich an ihrem Unterleib. Ihre Spalte war saftig und riss den Wilden Puma sonst immer hin.

Klappte es jetzt nicht bei ihm, weil er sie für unfruchtbar hielt? Bisher hatte er ihre Frage nicht beantwortet.

»Was ist?«, fragte die Squaw und streichelte ihren Gatten. »Woran hast du gedacht? Was geht dir durch den Kopf? Ist es mein versiegelter Schoß?«

»Nein. Er wird sich öffnen, und du wirst von mir empfangen und mir starke Kinder gebären. Ein Häuptling braucht Söhne – und Töchter. Kinderlachen wird diesen Wigwam erfüllen.«

»Was ist es dann? Eine andere Frau? Ist es Wasserperle, die Tochter des Kreisenden Adlers, die dir immer schöne Augen macht? Oder Flinkes Reh, die sich jedes Mal in den Hüften wiegt, wenn sie am Fluss Wasser holt und an dir vorbeikommt? Seltsamerweise holt sie nur dann Wasser, wenn du in der Nähe bist. Sonst besorgen das ihre Schwestern. Dabei schaut sie dich immer an, als ob sie dich sofort hinter den Busch locken wollte. Wenn sie das nicht schon getan hat.«

»Nein, nein. Ich begehre nur dich.«

»Sei ehrlich zu mir. Was oder wer hält deine Gedanken gefangen, sodass du versagst? Es muss eine andere sein – eine Frau.«

»Nein.«

»Nein? Was dann?«

»Ein Pferd.«

Sonnenvogel hatte sich an den Häuptling geschmiegt. Jetzt zuckte sie von ihm zurück.

»Ein Pferd? Willst du mich narren? Was für ein Pferd soll es sein, das dir völlig den Kopf verdreht?« Arglistig und spöttisch fügte sie hinzu: »Kopulierst du jetzt neuerdings mit Pferden? Ist das eine neue Mode bei euch Kriegern der Cheyenne?«

»Weib, spotte nicht. Auf meinem Streifzug nördlich des James River habe ich eine Mustangherde gesehen.«

»Das ist nicht gerade ungewöhnlich, Liebster. Mustangs und Büffel findet man in der Prärie zuhauf.«

»Noch. Die Weißen schießen die Büffel massenweise ab, nur wegen der Häute. Der, den sie Buffalo Bill nennen, rühmt sich, viertausend Büffel erlegt zu haben. Es ist ein Schlachten in der Prärie. Den Eisernen Weg für das Feuerross bauen sie auch noch, mitten durch unsere Jagdgründe und die der Sioux. Die Armee unterstützt das. Es wird Krieg geben, das ist gewiss. Doch davon wollen wir nicht sprechen.«

Wilder Puma holte tief Atem. Er schaute auf sein mattes Glied hinab, mit dem er nicht fähig gewesen war, in den Schoß seiner Squaw einzudringen.

»Diese große Mustangherde wird von einem Wunderpferd angeführt. Stormcatcher, Sturmfänger nenne ich diesen Hengst. Denn er bäumte sich auf, der Sonne entgegen, als er mich und meine Begleiter sah. Er wieherte, es klang wie ein Trompetenstoß. Dann brauste die Herde dahin, Stormcatcher und seine Stuten und die anderen. Schnell wie der Wind. Du glaubst nicht, was das für ein Pferd ist!«

Die Augen des Häuptlings glänzten. Er war wie entrückt. Sonnenvogel schmiegte sich wieder an ihn. Sie ergriff wie beiläufig seinen Lustspeer, was ihn sonst immer auf Touren gebracht hatte.

Diesmal nicht. Die Squaw wusste, dass ihr Gatte sie nicht belog. Er schwärmte in den höchsten Tönen von diesem Pferd.

»Goldfarben, mit weißer Mähne und einem weißen Schweif, von königlicher Haltung.«

Wilder Puma beschrieb dieses Pferd, das er nur einmal für kurze Zeit gesehen hatte, bis ins Detail. Er schwärmte von den harmonischen Körperformen und einem gut aufgesetzten, breiten und mittellangen Hals, der sich zu dem Kopf hin verjüngte. Von der edlen Kopfform, die auf Rasse hindeutete, und dem muskulösen Rücken.

Fast beschrieb er jeden einzelnen Muskel des Wunderhengstes. Eine Menge von dem, was er beschrieb, verstand Sonnenvogel nicht, obwohl sie eine Cheyenne und die Cheyenne Pferdenarren waren.

Obwohl sie mit Pferden aufgewachsen war, erstklassig reiten konnte und eine Menge über sie wusste.

»Jetzt hör aber auf«, sagte sie, als der Häuptling von der korrekten Gliedmaßenstellung und den nicht zu langen Fesseln und den wohlgeformten, mittelgroßen Hufen des Palominos sprach. »Das muss ein wahres Wunder von einem Pferd sein. Anführer einer Herde, ein Hengst, wie es im ganzen Westen nicht noch einen gibt.«

Wilder Puma hatte die Hände zu Hilfe genommen, um die Formen des Hengsts zu beschreiben. Er nickte.

»Ja. Stormcatcher – das Pferd aller Pferde. Um ein solches Pferd zu erlangen, würde jeder Pferdeliebhaber morden. Ich muss diesen Hengst haben, koste es, was es wolle. Red Cloud und die anderen Häuptlinge werden mich darum beneiden.«

Sonnenvogel hatte seinen Schwanz losgelassen. Vor lauter Schwärmerei von dem Pferd war er dem Häuptling völlig zusammengeschrumpft. Die nackte Frau und ihre begehrlichen Reize hatte Wilder Puma völlig vergessen, was untypisch für ihn war.

Die Squaw war beleidigt. Sie stellte fest, dass sie eifersüchtig war – auf ein Pferd. Pferd hin oder her, sie wollte Sex, und das kräftig.

»Vergiss mich nicht.« Sie zog einen Flunsch. »Gefalle ich dir nicht mehr?«

Sie spreizte wieder die Schenkel, räkelte sich wollüstig. Ihre Schamlippen klafften. Wilder Puma hatte für diese Herrlichkeit kaum einen Blick.

»Ja, ja«, murmelte er und streichelte geistesabwesend Sonnenvogels Liebesgrotte. »Dieses Pferd muss ich haben.«

»Manitou verdamme das Pferd! Willst du jetzt Sex mit mir machen oder nicht? Drei Wochen lang warst du unterwegs, habe ich dich auf meinem Lager und in meiner Spalte vermisst. Sonst bist du immer sofort über mich hergefallen, wenn du heimgekehrt bist. Jetzt kriegst du keinen hoch – schäm dich! – und schwärmst mir von einem Pferd vor. Wenn du nicht gesagt hättest, dass es ein Hengst ist, würde ich meinen, dass du mit diesem Pferd Sex haben willst.«

Sie gebrauchte ein drastisches Wort. Wilder Puma zog sie an sich, küsste sie und streichelte ihre Brüste.

»Verzeih mir. Seit ich Stormcatcher sah, bin ich ein anderer geworden. Ich will mit dir verkehren, oh ja. Ich bin wild auf dich.«

»Davon merke ich wenig.«

Sonnenvogel fing an, ihren Gatten zu reizen. Sie war feucht und scharf auf ihn. Jetzt wollte sie es wissen.

Tatsächlich erhob sich der Lustspeer des Häuptlings, als sie ihn mit den Fingern und mit dem Mund reizte. Er wurde groß, steif und hart. Sonnenvogel bat Wilder Puma, sich auf den Rücken zu legen.

Sie hockte sich über ihn. Er führte sein Glied bei ihr ein.

»Jetzt reite ich dich. Jetzt bist du Stormcatcher. Mein Hengst.«

Der Häuptling zuckte zusammen. Sonnenvogel bewegte sich über ihm und rammte seinen Speer tief in sich hinein. Bald kam sie zum Orgasmus. Wilder Puma kurz nach ihr. Doch er hatte den Hengst nicht vergessen.

»Stormcatcher. Ich muss ihn haben. Und wenn es mich das Leben kostet.«

Sonnenvogel erschrak, während sie sein Glied in sich spürte. Er meinte es ernst. Es war etwas mit ihm vorgegangen. In seinem Inneren war ein Umbruch erfolgt. Das war nicht mehr der Mann, der fortgeritten war. Äußerlich war er derselbe. Nach wie vor Kriegshäuptling der Cheyenne.

Doch in seiner Psyche hatte sich etwas geändert.

Während sie ihn noch in sich hatte, beugte sich Sonnenvogel vor, sodass ihre langen Haare durch Wilder Pumas Gesicht strichen, und flüsterte:

»Dieses Pferd hat dich verhext. Kennst du die Legende vom Todespferd? Dem Dämonenpferd, in das Manitou einen Nachtgeist bannte? Den Hengst, der nur Unglück und allen den Tod bringt, die ihn besitzen?«

»Unsinn. Das sind dumme Geschichten, die zahnlose alte Weiber am Lagerfeuer erzählen, um sich wichtig zu tun.«

Er löste sich von Sonnenvogel und lag neben ihr. Sie schauten sich in die Augen.

»Das Dämonenpferd bringt seinem Besitzer den Tod«, raunte sie. »Vergiss diesen Hengst. Du hast genug Mustangs. Stormcatcher, wie du ihn nennst, brauchst du nicht.«

»Doch.« Am Klang seiner Stimme und daran, wie er sich neben ihr in seiner Haltung versteifte, erkannte Sonnenvogel, dass er entschlossen war. Und wenn Wilder Puma einen Entschluss gefasst hatte, war er davon nicht mehr abzubringen. »Ich werde den Hengst fangen und ihn mir untertan machen. Mir soll er gehören, ich als Einziger will ihn reiten. Mein Ansehen, wenn ich Besitzer eines solchen Pferds bin, wird bei den Cheyenne und Sioux ins Unermessliche steigen.«

Er packte, seit dem letzten Akt war eine Weile vergangen, Sonnenvogels Brust so fest, dass es schmerzte.

»Ich werde Stormcatcher fangen – und zureiten. Ja, ich reite ihn zu, ich breche ihn ein. Ich bin sein Broncobuster, wie es die Weißen nennen. Zureiten, ja.«

Er nahm seine Squaw so fest und mit aller Kraft, als ob er ihr zeigen wollte, wie er den Hengst zureiten wollte.

»Sei sachte. Du tust mir weh.«

Sonst war Wilder Puma immer auf Sonnenvogels Wünsche und Vorlieben eingegangen. Diesmal nicht. Wie von Sinnen stieß er in sie hinein, mit barbarischer Härte, nahm sie rau. Sonnenvogel lockerte sich. Sonst hätte er ihr am Ende noch einen Schaden zugefügt.

So kannte sie ihren Gatten nicht. Während dieses Akts, den sie nicht genoss, hatte sie Angst vor ihm.

Und tatsächlich, als er sich in ihren Schoß ergoss, bäumte er sich mit dem Oberkörper auf und rief: »Stormcatcher!«

Es war ganz und gar nicht komisch.

Wilder Puma blieb nicht lange in dem Tipidorf nördlich des James River. Mit einem Dutzend ausgewählter Krieger, alles erstklassige Reiter und Pferdefänger, brach er auf. Lange hatte es ihn nicht in Sonnenvogels Armen gehalten. Sie ritten nach Norden, durch die Hochprärie auf der Suche nach Stormcatcher und seiner Herde.

Jeder Krieger hatte drei Pferde. Wenn eines ermattete, konnte er auf ein anderes wechseln. Es war eine besondere Aktion, von der die Cheyenne und auch die Sioux noch lange erzählen würden. Die Jagd nach dem Wunderpferd, das Wilder Puma unbedingt haben wollte.

Es war Herbst, und das Gras stand nicht mehr so saftig wie im Frühjahr und Sommer. Die Blätter an den Bäumen und Sträuchern verfärbten sich. Die nördliche große Büffelherde zog ihres Weges nach Süden, denn im Norden fanden die Tiere, wenn die Winterstürme brausten und das Land sich mit Schnee bedeckte, kein Futter mehr.

Der Bau der Northern Pacific Eisenbahn schritt voran, von den roten Stämmen argwöhnisch und feindselig betrachtet. Die Armee sicherte ihn.

Wilder Puma und seine Männer streiften umher. Andere gingen auf die Büffeljagd, um das Lebensnotwendige für den Winter zu erbeuten. Büffelhäute – Leder für die Tipis, auch für die Kleidung. Fleisch, zum kurzfristigen Verzehr und als Dörrfleisch und Pemmikan, von den Squaws zu einem Brei zerkautes Fleisch, das mit Beeren angereichert und gewürzt und als Wintervorrat getrocknet wurde.

Die Indianer erjagten immer nur so viel, wie sie zum Leben brauchten und was die Büffelherde leicht ausgleichen und regenerieren konnte. Die Mord- und Jagdlust der Weißen war ihnen fremd. Nie wäre ihnen eingefallen, nur wegen der Häute Hunderte, ja, Tausende Büffel abzuknallen und die Kadaver zum Fraß für die Geier und Kojoten und zur Verwesung in der Prärie liegenzulassen.

Alles am Büffel verwerteten die Indianer. Aus den Därmen wurden Bogensehnen gefertigt. Aus den Knochen machte man Nadeln. Sogar die Hufe wurden zermahlen und für Heilpulver und Farben verwertet.

Der Wilde Puma war wie besessen hinter dem Wunderpferd her. Obwohl seine Krieger murrten, ließ er nicht locker.

»Ich bin euer Häuptling«, sprach er. »Ich führe euch an. Mit diesem Pferd hat es eine besondere Bewandtnis. Der Große Geist hat mir einen Traum geschickt. Darin sah ich, dass Stormcatcher für die Cheyenne eine Wende bringt und ihnen zum Schicksal wird.«

»Ein Pferd?«, fragten die Krieger. »Wie soll das gehen?«

»Ihr werdet es erleben.«

In einer Gewitternacht sah Wilder Puma den Hengst. Stormcatcher hatte sich von seiner Herde und seinen Stuten getrennt. Zuckendes Blitzlicht beleuchtete ihn. Regen strömte und tropfte von seinem goldfarbenen Fell und rann aus der weißen Mähne.

Der Hengst stand am Waldrand und betrachtete das Camp der Cheyenne. Als ob er Wilder Pumas Blick spürte, warf er den Kopf hoch und wieherte in den krachenden Donner.

Fang mich, so fasste der Häuptling das Wiehern auf. Fang mich, und du wirst der größte Häuptling aller Zeiten. Wieder spaltete ein Blitz den Himmel, zuckte nieder, traf eine mächtige Eiche im Wald und spaltete sie bis zur Wurzel. Es roch nach Ozon.

Der Donner krachte nur einen Augenblick später, mit einer Wucht und Gewalt, als ob die Erde zerbersten sollte. Die Cheyenne duckten sich vor der Wucht der Elemente.

Dann wurde es stockdunkel. Man hörte, soweit das Trommelfell nicht von dem gewaltigen Donner betäubt war, nur das Rauschen des Regens. Als wiederum Blitze zuckten, war Stormcatcher verschwunden.

Wilder Puma krampfte die Fäuste zusammen. In eine Büffelhaut gehüllt hockte er da.

»Stormcatcher«, murmelte er. Und: »Ich werde dich fangen.«

Am folgenden Tag war der Himmel klar. Wie von einem inneren Kompass geleitet ritt Wilder Puma und fand die Spur von Stormcatcher und seiner Herde. Drei Tage jagten die Cheyenne sie. Dabei wechselten sie immer wieder die Pferde. Wenn eines müde geritten war, sprangen sie in vollem Galopp auf ein anderes, Reitkünstler, die sie waren. Sie konnten freistehend auf einem Pferd reiten, was sie bei Angriffen und Reitdemonstrationen mitunter taten.

Durch besondere Kühnheit und Reitkünste zeichneten sich die Cheyenne aus.

Zum Schluss war nur noch Stormcatcher auf der Flucht vor Wilder Puma und seinen Reitern. Wieder murrten die Krieger, denn unter den Pferden in der Herde des Palominos befanden sich auserlesene Exemplare. Doch der Wilde Puma wollte auf keinen seiner Männer verzichten und verbot ihnen, andere Pferde einzufangen.

Denn um sie zu bewachen, hätte er Männer zurücklassen müssen.

Am vierten Tag trieben die ausfächernden Jäger den Hengst in einen Sackcanyon; es hatte kaum eine Pause gegeben, denn Stormcatcher lief unermüdlich.

»Jetzt haben wir ihn!«, triumphierte Wilder Puma.

Er ließ drei Krieger den Ausgang des Canyons bewachen. Mit den anderen ritt er hinein. Im Canyon, der in einen breiten Kessel mündete, standen Bäume. Klar war der Himmel, und es war schon kühl geworden.

Der Hengst war nirgends zu sehen. Die Krieger, die Rohhautlassos wurfbereit, durchkämmten den weitläufigen Kessel mit den steil ansteigenden Wänden. Selbst eine Gämse oder Bergziege hätte sie kaum erklimmen können.

Dann rief einer der Krieger: »Da ist er!«

Die neun Cheyenne schauten hinauf und wollten ihren Augen nicht trauen. Stormcatcher stand auf einem schmalen Felsgrat, hoch über ihnen. Wieder stieß er sein triumphierendes Fanfarenstoßwiehern aus.

»Das gibt es nicht!«, rief Gelbvogel, einer von Wilder Pumas Männern. »Das ist kein Pferd, das ist ein vierbeiniger Teufel.«

»Er entkommt uns«, sagte der Kleine Bär. Und: »Mit einer Gewehrkugel könnte ich ihn erlegen.«

Wilder Puma zeigte ihm seinen Tomahawk.

»Wage es, auf ihn anzulegen, und ich spalte dir den Schädel!«

Das war unerhört. Welcher Teufel ritt den Häuptling? Er war besessen von der Jagd nach dem Wunderpferd.

»Der Mustang verhöhnt uns«, sagte Gelbvogel. »Er narrt uns. Er spielt mit uns. Er darf uns nicht entkommen.«