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Der Teufelskerl Kalispell, dem man nie etwas nachweisen konnte, überfällt die Bank von El Paso und erbeutet eine halbe Million. Damit flüchtet er hinüber nach Mexiko, um seinen Reichtum zu genießen und sich kräftig zu amüsieren. Allerdings steckt er bald bis zum Hals in Schwierigkeiten. Jede Menge Bandoleros und Kopfgeldjäger sind hinter ihm her, und in Texas warten nicht nur die Ranger auf ihn - sondern auch die skrupellose Frau, die seine Komplizin war ...
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Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Mexika- nische Blei- Serenade
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Garcia / Bassols
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9640-9
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Mexika-nischeBlei-Serenade
Der Teufelskerl Kalispell, dem man nie etwas nachweisen konnte, überfällt die Bank von El Paso und erbeutet eine halbe Million. Damit flüchtet er hinüber nach Mexiko, um seinen Reichtum zu genießen und sich kräftig zu amüsieren. Allerdings steckt er bald bis zum Hals in Schwierigkeiten. Jede Menge Bandoleros und Kopfgeldjäger sind hinter ihm her, und in Texas warten nicht nur die Ranger auf ihn – sondern auch die skrupellose Frau, die seine Komplizin war …
»Bringen Sie uns einen Kaffee, Miss Swayer«, verlangte der fette Bankier und zog seine attraktive Sekretärin mit den Augen aus. Zumindest versuchte er es. »Das wird eine lange Nacht.«
»Sofort, Mr. Trumball.«
Die attraktive Blondine knickste, beugte sich über den Tisch und nahm die leere Kaffeekanne an sich. Dabei ließ sie den glatzköpfigen alten Fettwanst in ihren Ausschnitt sehen. Don Trumball bekam Stielaugen. Er schaute Maizie nach, als sie mit schwingenden Hüften das Büro verließ, in dem er mit seinem Chefkassierer über der Bilanz saß.
Diese war fällig. Die South Western Bank, eine der größten im Südwesten, musste ihre Bücher in Ordnung haben. Trumball war der Bankdirektor. Die Bank gehörte nicht ihm, doch er war Anteilseigner. Sie hatte mehrere Filialen in großen Städten des Südwestens und einen Aufsichtsrat.
Trumball gehörte zu diesem. Er verdiente eine Menge Geld und war ein gutes Leben gewöhnt, konkret gesagt ein Leben in üppigem Luxus. Auf Maizie, seine tüchtige Chefsekretärin, war er scharf. Bisher hatte sie ihn nicht rangelassen, obwohl er sie zu Champagner und Delikatessen einlud und ihr einen Diamantring gekauft hatte. Den durfte sie in der Bank allerdings nicht tragen.
»Keinen Sex vor der Ehe«, hatte Maizie ihren Chef mit unschuldigem Augenaufschlag gemahnt. Sie wäre ein anständiges Mädchen.
Normalerweise hätte der Bankdirektor sich an die Stirn getippt und ihr gesagt, sie solle sich zum Teufel scheren. Doch Maizie war ein zu leckerer Happen, blond und bildschön, mit einer Klassefigur und dem Auftreten eines Engels.
Tüchtig noch dazu. Immer dezent gekleidet, manchmal aber fast zu gewagt. So wie heute. Ihr Duft und ihre Erscheinung verwirrten den fünfundfünfzigjährigen Bankier.
»Mr. Trumball«, sagte der Kassierer.
Der Bankier räusperte sich. Er war abgelenkt gewesen. Maizie hatte die Tür hinter sich geschlossen. Draußen war es dunkel. Es ging schon auf Mitternacht zu in El Paso. Überraschend hatte sich ein Revisor aus der Hauptverwaltung angekündigt, um die Bücher zu überprüfen. Trumball konnte sich keine Unregelmäßigkeiten und Schnitzer leisten.
Er wollte noch weiter aufrücken in der Hierarchie der Großbank. Er war zwar überzeugt, dass seine Bücher in Ordnung waren, doch er wollte es noch einmal nachprüfen.
Er studierte die Außenstände.
»Hm. Was ist mit dem Kredit da, Smith? Der Farmer Higgins ist mit seinen Zahlungen im Rückstand. Zwei Monate schon. Wir sind nicht die Wohlfahrt. Wenn er die Kohle nicht rausrückt, wird seine Farm versteigert.«
Der Kassierer, ein kleiner Mann mit Ärmelschonern und einem grünen Augenschirm, zuckte bei dieser vulgären Ausdrucksweise zusammen. Trumball wog doppelt so viel wie er. Der Bauch des Bankiers drückte gegen den mit Papieren und Kontobüchern überhäuften Schreibtisch.
»Higgins bezahlt. Er hat seinen Weizen schon lange verkauft, wartet jedoch noch auf die Zahlung. Diese verzögert sich, denn die Firma, die Higgins‘ Weizen gekauft hat, wurde veräußert. Das ist jetzt ein anderes Unternehmen. Bei der Übernahme sind noch ein paar Formalitäten offen. Doch die Sache ist sicher – Higgins bekommt sein Geld.«
»Wann?«
»Es kann sich noch etwas zögern. Aber …«
»Kein Aber. Geld auf den Tisch. Das ist die South Western Bank ihren Aktionären und Kunden schuldig. Wir können keine Ausnahme machen. Wo kommen wir denn da hin?«
»Mr. Trumball, Higgins‘ Farm wurde von Bandoleros überfallen. Er und seine Familie kamen nur knapp mit dem Leben davon. Die Bandoleros richteten Schäden an, die zu beseitigen dem Farmer einiges kostete. Deshalb ist er mit den monatlichen Zahlung in Verzug geraten. Higgins hat sieben Kinder. Seine Frau ist hochschwanger. Ein Kind ist schwerbehindert. Er zahlt ja, er zahlte immer. Wenn das Geld aus Chicago kommt …«
»Kein Wort mehr!« Trumball winkte ab. »Was setzt der Farmer auch so viele Kinder in die Welt, dazu noch Krüppel, statt auf sein Geld zu achten und unseren Kredit zu bedienen? Entweder er zahlt – eine Frist von einer Woche bekommt er –, oder die Farm wird versteigert. Den Zugriff auf das Geld für den Weizen sichern wir uns. Das wäre ja noch schöner, wenn wir uns von einem Farmer reinlegen lassen würden. Schwangerschaften, Banditen, damit kann man keine Geschäfte machen.«
»Mr. Trumball, haben Sie doch ein Herz! Es ist todsicher, dass Higgins bezahlen kann. Er befindet sich nur in einer vorübergehenden finanziellen Verlegenheit.«
»Ha! Was geht mich das an? Ich muss mich sehr wundern, Smith, dass Sie mir mit derlei in den Ohren liegen. Da frage ich mich, ob Sie der richtige Mann für den wichtigen Vertrauensposten sind.«
Der Kassierer sank in sich zusammen. Er wusste, dass Higgins seine Farm verlor, wenn Trumball seinen Plan in die Tat umsetzte. Und das würde er. Die blühende Farm würde unter den Hammer kommen. Es war gut möglich, dass ein Strohmann von Trumball sie ersteigerte. Higgins würde ruiniert sein und mitsamt seiner großen Familie auf der Straße sitzen.
Smith wagte jedoch keinen Widerspruch.
Da wurde die Tür aufgestoßen. Die Sekretärin Maizie stolperte ins Büro. Ihr Blick flackerte. Ihr Haar war zerzaust, ihre Bluse zerrissen. Sie hing ihr in Fetzen herunter und legte ihre festen, üppigen Brüste mit den großen Höfen um die Brustwarzen frei.
Der Bankdirektor und der Kassierer rissen die Augen auf. Trumballs Augen quollen regelrecht hervor, derart starrte er auf die vollen Brüste. Er schluckte.
»Miss Swayer, was soll das bedeuten? Was ist passiert?«
»Er … er hat mich überfallen«, stammelte die Sekretärin. »Plötzlich war er da. Wie ein Tier ist er über mich hergefallen.«
»Hier in der Bank? Wer? Wie ist das möglich? Es ist alles abgeschlossen.«
Hinter der zerzausten Blondine mit der zerrissenen Bluse und den entblößten Brüsten erschien ein maskierter Mann. Er war groß, bewegte sich leichtfüßig und geschmeidig, trug dunkle Kleidung, der Jahreszeit angemessen, und hielt einen Colt in der Hand.
»Es gibt Dietriche und Nachschlüssel«, erklärte er. »Hände hoch, ihr Halunken. Ich habe gehört, was ihr geredet habt.«
Der Bankdirektor und der Kassierer hoben im Sitzen die Hände. Sie schauten entsetzt drein. Jemand hatte sich Zutritt zum Allerheiligsten verschafft, dem Büro des Bankdirektors, von wo aus man direkt in den Tresor gelangte. Das hätten Trumball und Smith sich nie vorstellen können.
»Du Schwein.« Der Bandit ging zu Trumball und schlug ihm mit der unbewaffneten Hand klatschend ins feiste Gesicht. »Einen redlichen Farmer, Vater von sieben Kindern, willst du von seinem Land vertreiben und die ganze Familie ins Unglück stürzen. Wage es nicht! Stunde diesem Mann die Kreditrate, bis er bezahlen kann – oder ich komme wieder. Und dann schlitze ich dich auf. Klar?«
Der Bankier nickte eingeschüchtert. Der Bandit stieß ihm mit dem Revolverlauf unter das Doppelkinn.
»Sag Ja.«
»Yes.«
»Täusche mich nicht. Du da!« Der Bandit deutete auf die Sekretärin. Sie bedeckte ihre Brüste. Angst flackerte in ihrem Blick. Angst – und noch etwas anderes. »Fessle die beiden.«
Maizie gehorchte eingeschüchtert. Sie nahm eine Vorhangschnur und zerschnitt sie mit dem scharfen Brieföffner. Trumball und Smith wurden gefesselt und an den Stuhl gebunden. Maizie trat an die Wand. Sie versteckte wiederum ihre Brüste hinter den Händen.
Der Bankdirektor und der Kassierer hatten keinen ohnehin keinen Blick mehr dafür. Für den Maskierten waren sie eine Nebenerscheinung.
»Jetzt gehen wir an das Eingemachte«, erklärte er. »Wie ist die Kombination für den Tresor?«
Alle starrten ihn an.
»Raus mit der Sprache. Jetzt wird die Bank ausgeraubt.«
Der Direktor schluckte.
»Ich … äh … ähm …«
Der Maskierte ging zu ihm und bohrte ihm den Revolverlauf in den Wanst.
»Ich verstehe dich nicht.«
Es blieb ungewiss, ob der Bankdirektor sofort geantwortet hätte. Man hörte, wie vorn heftig an die Eingangstür der Bank geklopft wurde.
»Mr. Trumball!«, rief eine Männerstimme.
Sie klang dumpf durchs Gebäude. Was sie sonst noch rief, war nicht zu verstehen.
»Wer ist das?«, fragte der maskierte Bandit.
Die Sekretärin antwortete: »Das ist der Deputy.«
In Trumballs Augen flackerte Hoffnung auf.
Der Bandit machte sie gleich zunichte, als er hinzusetzte: »Dann gehen wir mal nach vorn und nehmen ihn in Empfang, Maizie.« Er wandte sich an die Gefesselten. »Ihr gebt keinen Mucks von euch, oder ich mache euch alle kalt. Maizie und euch beide. Wagt es nicht, auch nur laut zu husten.«
Der Bankier und der Kassierer schauten in die Revolvermündung. Sie erschien ihnen riesengroß, wie die Öffnung vor einem Schacht, der zum Tod führte. Es war klar, dass sie schweigen würden.
☆
Der Bankräuber ging mit Maizie aus dem Büro durch den kurzen Korridor in den Schalterraum. Dort lag alles im Dunkeln. Der Deputy rief wieder. Auf einen Wink mit dem Revolverlauf antwortete Maizie.
»Es ist alles in Ordnung, Deputy. Was wollen Sie hier um diese Zeit? Die Bank hat geschlossen.«
»Um Mitternacht immer«, antwortete ihr die raue Stimme. »Ist ja keine Mitternachtsbank. Lass mich rein, Maizie. Mr. Trumball hat mich gebeten, nach meiner Abendrunde mal kurz vorbeizuschauen, weil er eine Menge Geld im Tresor hat.«
»Davon hat er mir nichts gesagt.«
»Ist aber so. Ist alles in Ordnung bei euch?«
»Klar, Jack. Aber du kannst ruhig reinkommen.« Der Revolverlauf des Maskierten unterstrich diese Aufforderung. »Einen Moment, ich sperre auf.«
Der Schlüssel steckte von innen. Der Maskierte stellte sich hinter die Tür, sodass ihn der sich öffnende Türflügel verdecken musste. Die obere Türhälfte war aus Milchglas, der Rahmen und der untere Teil jedoch massiv, mit einem Holzpaneel über massivem Stahl. Hinter dem Glas befanden sich Gitterstäbe. Leicht einbrechen konnte man hier nicht.
Die Bank befand sich im Stadtzentrum vom El Paso, wie sich das für ein großes Geldinstitut gehörte. Draußen war alles ruhig. Hier lag das Geschäfts- und Ladenviertel, wo kein Remmidemmi abging.
Maizie schloss auf. Im Licht einer Straßenlaterne sah man einen hochgewachsenen breitschultrigen Mann mit einem Stern an der Jacke. Die Hutkrempe beschattete sein Gesicht. Der dunkle Bart war zu erkennen. Der Deputy hatte keinen Verdacht geschöpft.
Er schaute auf Maizie, die jetzt eine Laterne anzündete. Der Maskierte stand hinter der Tür. Der Deputy schaute auf Maizies blanke Brüste und sah die zerrissene Bluse.
»Ja, was soll das denn? Hat dich der fette alte Gockel vergewaltigen wollen? Also nein …«
Der Maskierte kam hinter der Tür hervor, schnell wie ein angreifender Tiger. Er riss den Deputy, der vom Anblick der Brüste abgelenkt war, in den Schalterraum und trat ihm in die Kniekehlen, dass er zu Boden ging.
Der Deputy fing seinen Sturz ab. Ehe er nach dem Revolver greifen konnte, schmetterte ihm der Maskierte den Revolvergriff auf den Schädel. Er schlug zur Sicherheit noch einmal zu. Bewusstlos streckte der Deputy sich auf den Dielen aus.
»Tür zu. Schließ ab.«
Maizie gehorchte. Kurz darauf lag der Deputy mit Paketschnur gefesselt und geknebelt hinter dem Bankschalter. Der Deputy würde sich weder befreien können, wenn er erwachte, noch einen Schrei ausstoßen und um Hilfe rufen.
Der Bandit und die Sekretärin kehrten ins Office des Bankdirektors zurück.
»Die Kombination und den Schlüssel«, verlangte der Maskierte. Er knebelte den Kassierer mit einem Tuch, das er nicht auswürgen konnte. »Rück mit der Sprache heraus, Dicker.«
Mit der unbewaffneten Hand spielte er an Maizies Brüsten. Sie ließ ihn gewähren. Wie es schien, hatte sie zu viel Angst, um ihn abzuwehren.
»Lass sie in Ruhe, du Schuft«, stöhnte der angstschlotternde Bankdirektor.
»Was willst du dagegen tun?« Der Maskierte drehte Maizies Brustwarze zwischen Zeige- und Mittelfinger. Sie verzog das Gesicht. »Siehst du nicht, ihr gefällt es. Da würdest du auch gerne dran.«
»Du … du …«
»Sag es nicht. Soll ich deiner hübschen Sekretärin das Gesicht mit dem Brieföffner verzieren? Vor oder nachdem ich sie vergewaltigt habe? Oder soll ich dir ein paar Fingernägel herausreißen, Dicker?«
Eine Zange würde sich finden lassen. Der Bankier zitterte wie Espenlaub. Fast hätte er sich eingenässt. Mit Mühe hielt er seine Blase unter Kontrolle. Er gab auf.
»Der Schlüssel zum Tresorraum ist rechts im Geheimfach meines Schreibtischs. Der zum eigentlichen Tresor ist in dem Raum hinter dem Stahlstich an der Wand.«
»Danke, Dicker.« Der Maskierte ging zum Bankier und kraulte ihn unter dem schweißigen Doppelkinn. »Wie viel Geld ist im Tresor?«
»Eine halbe Million und dreiundzwanzigtausend Dollar«, kam es wie aus der Pistole geschossen von dem Gefesselten.
Der Maskierte nickte.
»Du hast ein gutes Zahlengedächtnis und deinen Kassenstand und die Bank im Griff, Dicker. Das lobe ich mir. So gehört es sich für einen guten Bankier. Da bin ich ja gerade zur rechten Zeit gekommen. Pures Glück, dass ich den Termin erwischt habe. Das lohnt sich. Dann wollen wir mal in die Vollen gehen.«
Während er leise vor sich hin pfiff, knebelte der Bandit auch den Bankier. Er überzeugte sich, dass die Fesseln stramm saßen und sich die beiden Männer nicht befreien konnten. Er suchte und fand den Schlüssel.
Er öffnete eine Tapetentür und zerrte Maizie in den Tresorraum. Es handelte sich um ein Geviert mit Regalen und Schließfächern an den Wänden. Ein kleiner Tisch und ein Stuhl standen in der Mitte des Raums. Es gab nur einen vergitterten Luftschacht. Der Maskierte entzündete die von der Decke hängende Petroleumlampe.
Der Tresor, ein wuchtiges Ungetüm mit verschnörkelten Beinen und einer Rankenverzierung an den Beinen, stand vor der Rückwand.
An dieser hing ein Stahlstich George Washingtons, der missbilligend auf das blickte, was sich vor ihm abspielte. Der Maskierte blickte hinter den Rahmen und fand drei Schlüssel mit unregelmäßigen Bartzacken. Er schnaufte zufrieden.
Nun wies er Maizie an, sich niederzuknien und die Hände in den Nacken zu legen.
»Rühr dich nicht, Schlampe.«
Der Bandit kehrte zum Bankier zurück, nahm ihm den Knebel ab und fragte ihn nach der Kombination. Diese wurde regelmäßig geändert. Nur der Bankier kannte sie. Für den Fall, dass ihm etwas zustieß, hatte er einen Zettel mit der jeweiligen Kombination unter der Auflage seines Schreibtischs deponiert.
Selbst der Kassierer wusste hier nicht Bescheid. Donald Trumball traute nicht mal seinem eigenen Hintern, von dem er , er hätte ihn schon beschissen.
Mit dem Revolver an der Schläfe nannte er die Kombination. Es handelte sich um acht Zahlen. Der Maskierte notierte sie.
»Brav, Trumball. Aus dir kann noch mal etwas werden.«
Spielerisch schlug er dem Bankier mit dem Revolverlauf leicht auf die Glatze. Dann knebelte er ihn aufs Neue. Er betrat den Tresorraum, in dem die Sekretärin kniete, und zog die Tapetentür hinter sich zu.
Es gab einen weiteren Zugang zum Tresorraum, damit die Bankangestellten, die Zugang hatten, nicht immer durch das Büro des Direktors trampeln mussten.
Der Bankier und der Kassierer saßen einfach nur da. Sie konnten sich kaum rühren und nur dumpfe Geräusche von sich geben.
Minuten verstrichen. Besonders dem Direktor perlte der Schweiß von der Stirn und auf der Glatze, obwohl es nicht sonderlich warm war. Flackernd suchte sein Blick den des Kassierers. Der wusste auch keinen Rat.
Weitere Zeit verstrich. Dann hörte man einen Hilfeschrei aus dem Tresorraum.
»Nein, lass mich los! Hilfe! Das darfst du nicht. Fass mich nicht an!«
Raues Gelächter folgte.
Die beiden Gefesselten verstanden die Worte: »Mach die Beine breit, Schlampe. Oder es setzt was.«
Ein Schluchzen war undeutlich zu vernehmen. Er vergewaltigt sie, dachte der Bankier. Er nimmt Maizie, meine Sekretärin, gegen ihren Willen, das Schwein! Was für ein Mensch ist das, dieser Hundesohn? Sich das Geld zu holen, genügt ihm nicht. Er muss seinen Schwanz auch noch in die hübsche und keusche Maizie stecken.
Die so zurückhaltend ist. Trumball begehrte die Schöne. Er hatte sie nicht erobern können, obwohl er ein mächtiger, reicher, angesehener Mann war. Und dieser üble Bandit missbrauchte sie nun.
Abermals erklang ein Hilfeschrei. Dann verstummte Maizie, als ob ihr der Mund zugehalten würde. Vergeblich zerrte Trumball an seinen Fesseln. Gesicht und die Glatze liefen krebsrot an. Die Adern traten an den Schläfen hervor. Die Augen weiteten sich und quollen heraus.
Plötzlich gab der Bankier seine Bemühungen auf. Die Fesseln hatten sich tatsächlich etwas gelockert. Doch was sollte Trumball tun, wenn es ihm tatsächlich gelang, sich zu befreien? Er hatte zwar einen Revolver im Schreibtisch, doch er fühlte sich dem Banditen nicht gewachsen.
Der Bankier war feige, sein Kassierer war auch kein Held. Die Augen rollen und das Schicksal beklagen, das ihm und Maizie solches antat, das war der leichtere Weg.
☆
»Steck ihn mir rein, Kalispell, mach’s mir«, flüsterte Maizie erhitzt. »Der alte Sack nebenan wird keinen Verdacht schöpfen, dass ich mit dir im Komplott bin.«
Der Bandit hatte die Kapuzenmaske abgenommen. Es waren nur Augenschlitze und eine Mundöffnung hineingeschnitten, damit er besser atmen konnte.
Der Bandit war jung, Ende Zwanzig, blond und blauäugig. Hochgewachsen, mit einem kleinen Schnurrbart, blitzenden Augen und starken gesunden Zähnen. Er sah aus wie ein strahlender Sieger, einer, der die Herzen der Frauen im Sturm nahm, selbst das wildeste Pferd zuritt und sich tollkühn jeder Gefahr stellte.
Das war Kalispell, der Bandit, ein kühner, verwegener Bursche. Er hatte sich einen Namen gemacht, indem er seinen Revolver vermietete. Es wurde ihm manches nachgesagt, doch beweisen ließ es sich nicht. Bisher gab es keine Steckbriefe von ihm. Im Großen und Ganzen war er auf der richtigen Seite des Gesetzes geblieben, und wo er es übertrat, war es nicht nachweisbar.
Doch man munkelte, er sei ein Bandit und früher oder später werde der Henker ihm den Hals langziehen oder eine Kugel ihm den Garaus bereiten. Oder er ende im Zuchthaus.
Männer gingen ihm aus dem Weg, denn sein Ruf eilte ihm voraus. Die Frauen umschwärmten ihn.
So auch Maizie. Sie hatte zum Schein um Hilfe geschrien. Sie war es, die ihm verraten hatte, dass an dem Tag so viel Geld im Tresor lag. Sie hatte ihn durch die Hintertür eingelassen.
Jetzt hockte sie auf dem kleinen Tisch und hob ihr Kleid. Sie trug keine Unterwäsche.
Kalispell schaute auf ihre Spalte. Sein Lustspeer war knochenhart.
»Muss das jetzt sein?«, fragte er. »Es ist ein verdammt heißer Sattel, hier Zeit zu vertrödeln.«
»Meine Pussy ist heißer«, antwortete Maizie. Lüstern funkelten ihre Augen. »Mach's mir! Wer weiß, wann wir wieder Gelegenheit haben?«
»Ich habe dich oft genug gevögelt. Jetzt drängt die Zeit.«
»Ohne mich wärst du nicht hier.« Maizie sprach leise, damit man sie draußen nicht hören konnte. »Tu es.«
Von ihrer Pussy und sexuellen Gier angezogen, ließ Kalispell die Hose fallen. Maizie hatte sich zuvor, nachdem sie ihn eingelassen hatte, die Bluse zerrissen und ihren Busen entblößt. Sie verlangte von ihm, dass er sie anfasste und bedrohte. Dafür hatte sie ihre Gründe, nach denen Kalispell nicht fragte. Der Bankraub und alles, was damit zusammenhing, beanspruchten seine Aufmerksamkeit.