Jack Slade 911 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 911 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Schon immer hat das Gold die Menschen gelockt, getrieben und verblendet. Als in Mexiko eine riesige Goldladung erwartet wird, sind alle dahinter her - Soldaten, Juaristas, sieben texanische Abenteurer unter Führung Rod Shelleys sowie eine schöne französische Gräfin und ein verräterischer Halunke. In der Sierra spitzt sich die Lage zu. Der gnadenlose Kampf ums Gold ist eröffnet ...


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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Eine Kutsche voller Gold

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bosch Penalva / Bassols

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9990-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

EineKutschevoller Gold

Schon immer hat das Gold die Menschen gelockt, getrieben und verblendet. Als in Mexiko eine riesige Goldladung erwartet wird, sind alle dahinter her – Soldaten, Juaristas, sieben texanische Abenteurer unter Führung Rod Shelleys sowie eine schöne französische Gräfin und ein verräterischer Halunke. In der Sierra spitzt sich die Lage zu. Der gnadenlose Kampf ums Gold ist eröffnet …

Das Maisfeld am Fuß der Sierra stand hell in Flammen. Die Einwohner des kleinen Dorfes duckten sich ängstlich, Männer, Frauen und Kinder aller Altersstufen. Arm waren sie alle. Die Angst und die Unterwürfigkeit standen ihnen ins Gesicht geschrieben.

»Gnade, Erbarmen, hochedler Hidalgo!«, flehte der Sprecher der Dorfgemeinschaft den hochgewachsenen Reiter mit dem glitzernden Brustharnisch an.

»Ich bin kein Hidalgo, ich bin Capitaine Raoul Fremaine von den Lanciers seiner Majestät Kaiser Maximilian I. von Mexiko. Im Namen Frankreichs beherrscht er das Land – auf Wunsch des mexikanischen Volkes. Ihr seid elende Widerständler und Rebellen. In der Nähe eures Dorfs ist auf uns geschossen worden. Einer meiner Männer ist gefallen. Den Schützen haben wir gestellt, er wurde getötet. Da dieser feindselige Akt bei eurem Dorf geschah, muss ich davon ausgehen, dass ihr davon wusstet. Dass ihr ihn unterstützt, zumindest jedoch gebilligt habt.«

Der Sprecher – der Dorfälteste war zum Tode verurteilt worden, und sein Vertreter rückte jetzt nach – rang die Hände. Die hochfahrenden Worte des Capitaines wurden mit starkem französischem Akzent gesprochen.

»Nein, Capitaine, Ihr irrt euch! Wir haben von nichts gewusst. Wir sind einfache Leute, Peones und Bauern. Von der hohen Politik verstehen wir nichts und wollen darin nicht verwickelt werden.«

»Ihr versteht genug davon, um aus dem Hinterhalt auf mich und meine Lanzenreiter zu schießen. Daher statuieren wir nun ein Exempel. Der Dorfvorsteher, sein Sohn und ein weiterer Mann aus dem Dorf werden hingerichtet. Hier und jetzt. Meine Lanzenreiter spießen sie auf.«

»Gnade! Gnade! Erbarmen! Der Sohn des Alkalden ist gerade erst wieder Vater geworden. Er hat schon drei Kinder. Erbarmt euch der unschuldigen Kinder!«

»Was gehen mich eure Blagen an? Zurück zu den anderen, du Hund!« Der Capitaine hob die Reitpeitsche. Der neue Alkalde wich rasch zurück, sonst hätte er sie ins Gesicht geschlagen bekommen.

Die Dorfbewohner drängten sich eng zusammen. Weinen und Jammern erklang. Männer fluchten verhalten in sich hinein. Drei Dutzend Lanzenreiter hielten bei ihnen und bei dem Maisfeld, in dem die drei Todeskandidaten steckten.

In Kürze würde sie das Feuer heraustreiben. Waffen hatten sie keine. Im ganzen Dorf gab es gerade mal Sensen, Macheten und Dreschflegel. Diese wurden für die Arbeit und die Ernte gebraucht. Von einer Bewaffnung für einen ernsthaften Kampf konnte keine Rede sein.

Die Lanzenreiter, Elitesoldaten des von den Franzosen eingesetzten Kaisers, waren ihnen haushoch überlegen. Mit Chassepot-Karabinern ausgerüstet, dazu Revolvern und Säbeln sowie den langen Lanzen, an denen Wimpel wehten. Mit ihren Brustharnischen und Helmen, auf prachtvollen Rossen und geschniegelt, blinkend und blitzend, sah die Reiterschar martialisch und prächtig aus.

Entsprechend war auch ihr Hochmut. Die Mexikaner waren für sie dreckige Bauern und Primitive. Wie konnten sie es nur wagen, sich dem Willen der Grande Nation zu widersetzen, die Mexiko einkassieren wollte?

Freilich hielt sich Maximilian mit seinen einheimischen Generälen und Truppen nur mit Mühe. Die Juaristas rückten überall vor im Land.

Einer der prächtigen Reiter lag mit einem Loch im Kopf quer über dem Sattel seines Kavalleriepferds. Jetzt sah er nicht mehr so prächtig aus.

Capitaine Fremaine ritt ans Ende des lichterloh brennenden Maisfelds. Fetter schwarzer Qualm stieg empor in die klare Luft heiße Luft. Zu beiden Seiten des Maisfelds achteten Lanzenreiter darauf, dass die drei Delinquenten nicht flohen.

Der Capitaine, ein hochgewachsener, schlanker, drahtiger Mann, ein Berufssoldat mit hartem Gesichtsausdruck und einem tiefen Schmiss von einer Paukmensur auf der Backe, sah grimmig drein.

Er rief: »Allons, mes enfants!« Los, meine Kinder. »Auf geht es zur Hasenjagd.«

Ein Übersetzer rief auf Spanisch ins brennende Maisfeld hinein: »Wer den Bach dort vorn erreicht und überquert, wird begnadigt. Los, ihr Krabatten!«

Auf ein Zeichen des Capitaines, der seine Schau und seinen Nervenkitzel wollte, hielten Lanzenreiter einen der drei im Feld steckenden Männer zurück. Die Lanzen versperrten ihm dem Weg. Die beiden anderen rannten aus dem Feld.

Die Dorfbewohner drängten sich eng zusammen. Manche wendeten den Kopf ab oder hielten Kindern die Augen zu. Lanciers, die sie bewachten, zogen ihre Revolver.

»Schaut hin!«, riefen sie. »Oder ihr werdet erschossen.«

»Gnade!«, rief eine junge Frau mit einem Säugling im Tragetuch.

Drei andere kleine Kinder hängten sich an sie. Es war die Frau des Alkaldensohns.

Ein Lancier rief: »Es gibt keine Gnade für die Feinde Frankreichs und des Kaisers! Es leben Kaiser Maximilian und das Kaiserreich Mexiko. Nieder mit Juarez und mit allen Rebellen und ihren Sympathisanten!«

»Tod dem Juarez!«, rief Capitaine Fremaine. »Nieder mit den Juaristas. Ruft alle! Na?«

Die Lanzenreiter schrien mit voller Stimmkraft. Angesichts der auf sie gerichteten Revolver und Karabiner und der blitzenden Lanzen stimmten die Dorfbewohner zaghaft und widerwillig ein.

Fremaine zog den Säbel.

Er rief: »Lauter, les miserables! Oder meine Reiter pflügen sich einen blutigen Weg durch eure lausige Schar und stecken euer Dorf in Brand! Noch einmal.«

»Nieder mit Juarez! Tod den Rebellen!«, brüllten nun alle, manche mit der geballten Faust hinter dem Rücken. »Tod allen Verrätern! Es lebe der Kaiser. Vivat hoch!«

Fremaine nickte. »Schon besser«, sagte er.

Bis zum Bach waren es hundertfünfzig Meter. Die beiden Peones, der ältere Alkalde und ein jüngerer Mann, rannten ums Leben. Schon sprengte ein Reiter herbei, die Lanze eingelegt. Er verfehlte den Alkalden absichtlich und knapp und ritt den anderen Mexikaner um. Der flog weg wie ein Kegel. Mit ausgerenkter Schulter und unter Schmerzen rappelte er sich wieder auf.

Abermals wurde er umgeritten. Und noch einmal. Es war ein grausames Spiel. Der grauhaarige Alkalde war mehrfach verletzt worden. Sein Hemd und die Hose färbten sich blutig. Seine Schwiegertochter und andere unter den Zuschauern rangen die Hände. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.

Der Alkalde lief weiter, hatte den rettenden Bach schon vor Augen. Er schaute sich um. Es war kein Lanzenreiter in seiner Nähe. Wollten sie ihn laufen lassen? Hatte der Capitaine ein Einsehen?

Die letzten Meter. Der Alkalde warf sich voran. Da galoppierten von der anderen Seite zwei Lanciers durch den aufspritzenden Bach. Sie hatten einen Bogen geschlagen, um das Spiel auf die Spitze zu treiben und den Alkalden glauben zu lassen, er könnte entkommen.

Er schrie auf, wollte ausweichen. Doch die Lanciers verstanden ihr Handwerk. Die Lanzenspitzen trafen ihn tödlich. Wenige Meter vor der rettenden Linie starb er.

Ein Lancier schaute auf ihn nieder und gab ihm zur Sicherheit mit seinem Lefaucheux-Revolver den Gnadenschuss.

Der junge Mann, der drei Mal umgeritten worden war, hinkte näher, den beiden Lanciers entgegen. Er starrte auf ihre blutigen Lanzen. Argwöhnisch blieb er stehen, um nicht in ihre Reichweite zu gelangen.

In seiner Angst und ganz auf die zwei Reiter vor ihm konzentriert, überhörte er den Hufschlag hinter sich. Als er ihn vernahm und ein Sausen in der Luft hörte, war es zu spät. Der Säbelhieb eines Lanciers schlug ihm den Kopf ab. Der Rumpf stand noch einen Augenblick. Blut spritzte aus der Halsschlagader.

Dann fiel der kopflose Rumpf. Der Kopf lag am Boden. Die Lider flatterten, die blutigen Lippen bewegten sich in einem letzten Reflex. Die Lanciers, die an dem grausamen Todesspiel teilgenommen hatten, trabten zum Capitaine und den anderen zurück. Fremaines glattrasiertes Gesicht zeigte Genugtuung. Ihm kam es nicht darauf an, ob die Dorfbewohner tatsächlich mit dem Juarista-Mordschützen unter einer Decke steckten oder von ihm gewusst hatten.

Er wollte ein Exempel statuieren. Sein Verdacht und seine willkürliche Entscheidung genügten als Beweislage.

Der Sohn des Alkalden steckte noch immer im Maisfeld. Die Flammen umzüngelten ihn schon. Lanciers hielten ihn mit blanker Lanze zurück. Der Mexikaner brüllte vor Schmerz und Todesangst.

Capitaine Fremaine gab ein Zeichen. Die Lanzen wurden gehoben, die Reiter wichen vor Feuer und Hitze zurück. Der Sohn des Alkalden rannte aus dem brennenden Feld, versuchte den Flammen zu entkommen.

Seine Hosenbeine brannten, sein Hemd schwelte. Er war mit Brandwunden übersät. Seine Haare fingen Feuer.

Er rannte aus Leibeskräften, eine Horrorgestalt. Seine Frau und die Kinder schrien.

»Ramon! Papá!«

Dorfbewohner wimmerten. Sie durften nicht wegschauen. Ramon rannte in Todesnot. Dann hielten ihn Reiter auf. Die Lanciers umringten ihn in einem tödlichen Kreis. Es gab kein Entrinnen. Der Todgeweihte keuchte und hustete, er hatte reichlich Rauch eingeatmet. Sein Herz hämmerte. Bald würde es ruhig sein.

Doch über die letzte Schwelle musste er noch.

Capitaine Fremaine nahm eine Prise Schnupftabak. Er verdrehte ein Auge und schaute hoch zur Sonne, was den Niesreflex fördern sollte. Noch ehe der Capitaine nieste, durchbohrten zehn Lanzen den Körper des Alkaldensohns und ließen ihn als blutige Leiche zurück.

»Viva Juarez! Viva Mexiko!«, hatte er mit letzter Kraft und unter Aufbietung seines ganzen Muts noch gerufen.

Dann wurde er von den Lanciers durchbohrt. Der Capitaine sammelte seine Abteilung und befahl den Abmarsch. Er ließ Hass und Tod hinter sich zurück. Mit seinem Vorgehen hatte er den Juaristas neue Anhänger zugetrieben.

Monate später, in der Nähe von Monterrey.

Der Texaner Rod Shelley war mit seinen sechs Männern auf den Heimweg in die Staaten. Sie waren desillusioniert und niedergeschlagen. Der Krieg war verloren, und zwei Jahre nach der Kapitulation der Südstaaten bei Appomattox Court House am 9. April 1865 ging es Texas schlecht.

Für die zahlreichen Rinder war kein Absatzmarkt da. Die Geschäftemacher der Nordstaaten überschwemmten das Land und hielten sich schadlos. Rod Shelley, Besitzer der Big C Ranch in Texas, Colonel der Texas Brigade im Bürgerkrieg, sah sich am Ende.

Nach einem gescheiterten Viehtrieb nach Kansas war er auf die Idee verfallen, mit seinen Getreuesten, die ihn durch den gesamten Krieg begleitet hatten, nach Mexiko zu reiten. Der von den Franzosen eingesetzte Kaiser Maximilian suchte dringend und gegen gute Bezahlung Söldner. So hätte Rod Shelley, eine Abenteurernatur, sich gesundstoßen und seine Ranch vor der drohenden Versteigerung retten können.

Seine älteren Brüder waren im Krieg gefallen, seine Eltern verstorben. Er war der Rancherbe und stand vor dem Ruin.

»Kaiser Max wird uns gut bezahlen«, hatte er zu seinen sechs Begleitern gesagt. »Und wer weiß …« Dabei kniff er ein Auge zu. »Vielleicht fällt noch das eine oder andere für uns ab.«

Leider war Shelley spät auf den Gedanken verfallen, sich in Maximilians Dienste zu begeben. In der Hauptstadt angekommen, sah er, dass es mit dem Kaiserreich abwärts ging. Die Juaristas rückten überall vor. Es war abzusehen, dass Maximilian und die mit ihm verbündeten Kräfte sich nicht mehr lange halten konnten.

Frankreich hatte sich aus dem überseeischen Abenteuer zurückgezogen. Es gab Dringenderes vor der eigenen Haustür, so die Auseinandersetzung mit dem deutschen Kaiserreich, das nach Hegemonie strebte, dem säbelrasselnden Bismarck und anderes. Noch waren französische Truppen in Übersee im Einsatz, doch nur noch ein Bruchteil derer, die man zuerst aufgeboten hatte.

Maximilian I. aus dem Hause Habsburg war politisch gesehen nicht der Tüchtigste. Er hatte sich vom Franzosenkaiser Napoleon III. auf den Thron Mexikos heben lassen, was die Mexikaner absolut nicht wollten. Nur ein geringer Teil der Bevölkerung stand zu dem ausländischen Kaiser.

Benito Juarez führte eine Gegenregierung und wollte Mexiko wieder zur Republik machen. Maximilian saß nun auf einem Thron, der für ihn immer heißer und unbequemer wurde. Er verfügte über einheimische Truppen und Generäle, doch deren Ende war abzusehen.

Trotzdem wehrte er sich standhaft gegen die Realität. Einmal ein Kaiser, immer ein Kaiser, lautete seine Devise. Und: Ein Kaiser dankt nicht ab und verlässt sein Land nicht … obwohl Mexiko gar nicht seines war. Rod Shelley begriff bald nach ein paar Scharmützeln, dass er sich böse verschätzt hatte und dass in Mexiko und in Maximilians Diensten nicht seine Zukunft lag.

Er beriet sich mit seinen Männern, besonders mit Ed Carmine, einem dicken, den fleischlichen Genüssen zugetanen Mann, der nichtsdestotrotz einen scharfen Verstand hatte und ein gefährlicher Kämpfer war. Fat Ed, wie man ihn nannte, war seiner Meinung.

»Wir haben einmal für eine verlorene Sache gekämpft und unser Blut vergossen«, sagte Fat Ed. »Nicht noch einmal. Aus dem Sezessionskrieg hätten wir uns besser auch herausgehalten. Wann hatten die Shelleys je einen Sklaven? Wir haben uns vor den Karren der Baumwollbarone des Südens spannen lassen und sind dabei mächtig eingebrochen.«

Fat Ed hatte sich im Quartier in Ciudad de Mexico ereifert.

»Wozu sollen wir uns nun für einen hochgepuschten Kaiser schlagen? Die Juaristas werden gewinnen, und das dauert gar nicht mehr lange. Ich will mich nicht massakrieren lassen. Wir sollten uns aus Mexiko zurückziehen.«

Rod Shelley, ein hochgewachsener, schlanker Mann mit frühzeitig grauen Schläfen – er hatte das Grauen des Bürgerkriegs miterlebt – hatte geseufzt.

»Das sehe ich auch so. Reiten wir also nach Hause. Dort müssen wir uns was einfallen lassen, wie wir die Ranch über die Runden bringen.«

Rod hatte in einem Vorzimmer des Kaisers vorgesprochen. Maximilian empfing ihn nicht, er hatte anderes zu tun. Rod und seine Männer wurden kühl entlassen. Der Texaner war diplomatisch klug genug gewesen, dringende Familienangelegenheiten vorzuschützen, die ihn nach Hause riefen.

Es konnte sich jeder denken, dass dem nicht so war. Beweisen konnte man es nicht. Rod und seine Gefährten sattelten also. Ehe er davonritt, nach Norden, wo ihn eine heruntergekommene Ranch mit zahllosen unverkäuflichen Rindern erwartete, suchte der Ex-Colonel eine Hofdame auf. Ihr war er in der kurzen Zeit, die er am Kaiserhof weilte, näher gekommen.

So nahe, dass daraus eine Schwangerschaft entstanden sein konnte, was er nicht hoffte. Cecilé La Fontaine, so hieß die Schöne – die aber mit dem Fabeldichter und dessen Nachkommenschaft nicht verwandt war –, zog ihn in den Rosengarten des Schlosses. Dort gab sie sich ihm einer Laube hin.

Der Texaner schob ihr das Kleid hoch, öffnete ihr Mieder und widmete sich ihren nicht allzu großen Brüsten. Sie befühlte seinen Lustspeer und seine prallen Hoden. Rod bereitete ihre Liebesgrotte für sein Eindringen vor.

Cecilé war feucht und geil. Er drang in sie ein und küsste sie dabei heftig. Sie lag rücklings auf der Bank und war voller Leidenschaft. Sie stöhnte vor Lust.

Endlich, als er fertig war, setzte sie sich auf.

Mit kokettem Augenaufschlag fragte sie: »Kannst du nicht länger bleiben? Ich werde dich sehr vermissen, mon cher. Keiner kann dich ersetzen.«

Rod sparte sich die Bemerkung, dass es an Bemühungen, einen Ersatz zu finden, nicht mangeln würde.

»Meine alte Mutter ist krank«, log er mit betrübter Miene. »Sie will mich noch einmal sehen.«

»Oui, die Maman geht vor. Tout de měme, kannst du nicht deine Männer hier lassen? Der Kaiser benötigt jegliche Unterstützung. Du könntest später zurückkehren, mon cher.«

»Das würde ich gern. Doch es ist leider nicht möglich. Meine Männer begleiten mich, das geht gar nicht anders. Ohne mich sind sie in der Fremde hilflos.«

»Du willst nicht zurückkommen«, sagte ihm die Brünette ins Gesicht.

»Die Sache wandelt sich zu Maximilians Ungunsten.« Jetzt war Rod ehrlich. »Du solltest Mexiko verlassen, so lange es noch Zeit ist. Du weißt nicht, wie die Juaristas mit dem Hofstaat des Kaisers verfahren, wenn sie gewinnen.«

Cecilé stampfte mit ihrem zierlichen Fuß auf. Ihre Brust war noch entblößt, ihr Kleid über die Scham herabgesunken.

»Noch ‘aben sie nicht gewonnen. Noch ‘aben wir unsere Lanzenreiter, Soldaten, einheimische Truppen. Geh nur, espèce de lâche! Du Feigling. Kehre der Sache des Kaisers den Rücken. Verrate Mexiko.«

Rod hatte seine Kleider geordnet. Er rückte den Revolvergurt mit den zwei Eisen zurecht.

Dann verneigte er sich aus der Hüfte, wie er es bei den vornehmen Südstaaten-Gentlemen aus Louisiana gesehen hatte. Er küsste seiner Geliebten die Hand.

»Er ist nicht mein Kaiser. Und Mexiko nicht mein Land. Seines auch nicht, wenn du mich fragst. Adieu.«

Als er gehen wollte, hielt ihn Cecilé zurück.

»Wir wollen uns nicht im Zorn trennen. Jeder ist so, wie er ist. Auch ich denke, Maximilian hätte in der Alten Welt und ein Erzherzog bleiben sollen. In seinem Schloss Miramar die Zeit verträumen und sich den schönen Künsten widmen. Er ist ein Träumer, kein Staatsmann. Doch er gibt niemals auf. Diesen Traum von der Kaiserkrone lässt er nicht los. Und wenn es sein Leben kostet. Doch wer weiß, das Schicksal ist wechselhaft, die Glücksgöttin Fortuna launisch. Mal schenkt sie der einen Seite ihre Gunst, mal der anderen. Es kann viel geschehen. Ferdinand Maximilian ist immerhin der jüngere Bruder des Kaisers Franz Joseph von der k.u.k.-Monarchie an der Donau und als solcher in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen.«

»Darauf pfeifen die Mexikaner.«

»Die Habsburger haben Macht und Einfluss.«

»In Europa vielleicht. Hier nicht.«

»Die Kaiserin, Charlotte von Belgien, ist in Europa unterwegs, um bei den Mächtigen um Hilfe für ihren Mann und sein Reich zu bitten. Sogar beim Papst hat sie vorgesprochen. Sie erhielt von Pius IX. eine Privataudienz.«

»Und was hat ihr der Papst zugesagt?«

»Er wäre kein weltlicher Herrscher. Ihm seien die Hände gebunden. Er würde jedoch für den Kaiser von Mexiko beten.«

»Das wird viel helfen«, sagte Rod gallig. Er wusste schon, dass auch der Franzosenkaiser Napoleon III. sich zurückgezogen hatte. »Ich wünsche dir alles Gute, schöne Cecilé. Warte nicht zu lange, bis du Mexiko verlässt. Ich würde ungern erfahren, dass du ums Leben kamst und die Hunde an deinem Leichnam fressen. Der Pöbel ist grausam, wenn es gilt, Vergeltung zu üben. Wenn die vorher Mächtigen fallen und die Volksfurie tobt. Juarez mag ein Ehrenmann sein. Doch wenn die Hauptstadt fällt und die letzte Garnison sich ergibt, kann er den Pöbel nicht im Zaum halten.«

»Einen Moment noch. Es kommt Geld ins Land. Reiche Schätze, eine Kutsche voll Gold. Das weiß ich mit Sicherheit aus der Umgebung des Kaisers. Du bist ein Söldner. Überleg es dir gut. Ich kann bei Maximilian vorstellig werden, damit er deinen Sold verdoppelt. Und den deiner Männer.«

»Es soll Waffen kaufen und andere Söldner anwerben, so er sie findet. Ich muss nach Hause.«

»Wegen deiner todkranken Mutter?«

»Ich muss – und ich will. Ein verlorener Krieg reicht mir.«

Sie hielten sich an den Händen. Rod blickte Cecilé tief in die Augen. Er würde sie nicht vergessen, jedenfalls nicht so schnell … bis die Erinnerung irgendwann doch verblasste. Das Leben ging weiter, die Zeit flog dahin. Eine tiefe Bindung hatten sie nicht gehabt. Er hatte sie auch nicht gefragt, ob sie mit ihm nach Texas gehen wollte.

Auf einer Ranch zu leben, unter Cowboys, in der Hierarchie der Viehzüchter, war nicht ihre Sache. Rod ging fort. Die Schöne bedeckte ihre Brust. Sie seufzte. Eine Träne hatte sie nicht.

Als Rod durch den Rosengarten des Residenzschlosses ging, sah er den Kaiser. Ferdinand Maximilian – der zweite Name war sein Rufname – stand mit dem Rücken zu ihm und beschnitt einen Rosenstrauch. Er war ganz in diese Tätigkeit versunken.

Rod stellte sich hinter eine Hecke, damit ihn der Kaiser nicht sah. Es wäre ihm sonst schwergefallen zu erklären, was er in dem inneren abgeschlossenen Teil der Schlossanlage suchte.