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Tom Wood steht im Verdacht, zwei Menschen getötet zu haben. Mehrere Männer haben ihn gestellt und wollen ihn am nächsten Baum aufknüpfen. Da kommt in letzter Sekunde Marshal Jeff Copley dazu und verhindert den Lynchmord.
Er will Wood zurück in das Städtchen Cinton bringen, wo er vor ein reguläres Gericht gestellt werden soll. Doch die Sache hat einen Haken: In Copleys Gefängniswagen sitzen bereits zwei berüchtigte Banditen, und der brutale Boss der Bande will seine Kumpane mit allen Mitteln rausholen ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Lynch mord
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Sommer / Norma
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7325-9951-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Lynchmord
Tom Wood steht im Verdacht, zwei Menschen getötet zu haben. Mehrere Männer haben ihn gestellt und wollen ihn am nächsten Baum aufknüpfen. Da kommt in letzter Sekunde Marshal Jeff Copley dazu und verhindert den Lynchmord.
Er will Wood zurück in das Städtchen Cinton bringen, wo er vor ein reguläres Gericht gestellt werden soll. Doch die Sache hat einen Haken: In Copleys Gefängniswagen sitzen bereits zwei berüchtigte Banditen, und der äußerst brutale Boss der Bande will seine Kumpane mit allen Mitteln rausholen …
»Dort oben ist er!«, brüllte Ray Minders. »Schnappen wir ihn uns!«
Mit gezogenem Colt hastete der hagere Mann den Hügel aufwärts, immer darauf bedacht, in der Deckung der hohen Felsbrocken zu bleiben. Schweiß rann über sein fahles Gesicht; der Atem ging stoßweise, und die Gesichtszüge waren zu einer Grimasse des Hasses verzerrt. Seine Begleiter folgten dicht hinter ihm. Auch sie waren mit Colts und Gewehren bewaffnet.
Wieder und wieder feuerte Tom Wood aus seiner Deckung auf der Kuppe des Hügels.
»Verschwindet!«, schrie er in Panik.
Minders duckte sich hinter einen Felsen und erwiderte das Feuer. Woods Kugeln prallten klirrend und funkensprühend von Minders Deckung ab. Der ballerte die Trommel eines Colts leer und lud die Waffe mit raschen Bewegungen nach.
»Hehe! Wir haben ihn!«, brüllte er.
Doch Wood dachte nicht daran, aufzugeben. Zu sehr hing er an seinem verdammten Leben.
»Wir müssen ihn von hinten packen!«, schrie Joe Warren, ein stiernackiger Mann, der weiter unten hinter einem Felsen kauerte. »Dann ist er dran!«
Tom Wood feuerte erneut, gab in wilder Folge Kugel auf Kugel ab. Der Lauf seines Colts glühte rot. Wie ein gehetztes Tier kauerte der Flüchtende hinter seinem Felsen, spähte immer wieder über seine Deckung und schoss.
Sechs Männer beteiligten sich an der Jagd. Natürlich waren Joe Warren und Ray Minders dabei. Warren war es ja auch gewesen, der die Schmuckstücke in der Schublade von Woods Kommode entdeckt hatte. Woher die kamen, wusste der junge Mann nicht. Er wusste nur, dass er gnadenlos hereingelegt worden war.
Ray Minders, der sich seit Monaten als Sheriff von Cinton aufspielte, führte die Jagd an. Mit von der Partie waren zudem Bill Hickory und Pete Launch, zwei bullige Kerle, Tagelöhner, die noch nie einer Schlägerei oder Schießerei aus dem Weg gegangen waren. Außerdem waren Friedensrichter Norman Blake und der alte Slim Adams dabei.
Wood griff nach seinem Gewehr. Er hatte noch ein gutes Dutzend Patronen. Von hier oben würde er nicht mehr entkommen. Aber er war entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
Er sah, dass Norman Blake hinter einem Felsen vielleicht ein Dutzend Schritte weiter unten kauerte. Mr. Blake hatte er immer bewundert: Blake war der Friedensrichter der Stadt, ein stattlicher und gebildeter Mann mit grauen Schläfen und einem wuchtigen und imposanten Schädel. Wood hatte in ihm immer einen Ausbund an Würde, an Gerechtigkeit und an Rechtschaffenheit gesehen, einen Mann, an den man sich wenden konnte, wenn man unschuldig in Not geraten war und der einem dann ohne Zögern zur Seite stand.
Doch alles war ganz anders gekommen. Blake hatte sich als feiger Schwächling entpuppt. Dabei musste er doch wissen, dass Wood kein Mörder war.
Tatsächlich hatte der junge Mann Ben und Eve Winsley nur oberflächlich gekannt. Er hatte noch nicht einmal gewusst, dass sie diesen wertvollen Schmuck besaßen. Umgebracht hatte er sie schon gar nicht.
Er sah, dass Joe Warren den Hügel ein Stück weit abwärts rannte und sich dann nach rechts wandte. Bill Hickory, ein untersetzter, stiernackiger Typ folgte ihm auf den Fuß.
»Tom, gib auf! Wirf deine Waffe weg!«, rief Friedensrichter Blake in diesem Augenblick.
Wood spähte über die Deckung. Er war dankbar für jeden Strohhalm, der ihm hingehalten wurde.
»Tom, du sitzt in der Falle!«, fuhr Blake fort. »Wenn du nicht sterben willst, so komm mit erhobenen Händen raus!«
»Ich bin unschuldig!«
»Dann komm jetzt raus!«
»Die werden mich hängen!«
»Nein, dafür sorge ich! Aber ergib dich jetzt!«
Der junge Cowboy hob den Kopf ein wenig höher aus der Deckung, um den Friedensrichter besser sehen zu können. Doch in der gleichen Sekunde feuerte Ray Minders. Minders hatte ein kaltes Auge und ein verdammt gutes Gewehr. Gerade noch in allerletzter Sekunde zog Wood den Kopf ein, und die Kugel fegte ihm den Hut vom Schädel.
»He, du Mistkerl!«, johlte Minders triumphierend.
»Hören Sie auf zu schießen!«, rief Friedensrichter Blake.
»Er wird mich töten!«, schrie Wood in Panik.
»Nein, das wird er nicht!«
»Natürlich werde ich das tun!«, feixte Minders. »Er ist ein Killer!«
»Nein, noch ist nichts bewiesen!«
»Natürlich: Alles ist bewiesen!«
In diesem Augenblick hörte Wood ein Geräusch hinter sich. Er drehte sich um und sah Joe Warren hinter den dornigen Sträuchern hervorkommen. In der rechten Hand hielt er seinen Colt.
Und er feuerte sofort.
Wood warf sich gerade noch in allerletzter Sekunde zur Seite. Das Blei jagte direkt neben seinem Bauch in den Erdboden.
Warren schoss erneut, doch die Waffe gab nur noch ein metallisches Klicken von sich. Wütend schleuderte er den Colt von sich.
Dafür erschien nun Pete Launch nun hinter ihm auf der Szene. Auch er schoss, ohne zu zögern.
Doch dieses Mal war Wood schneller. Er feuerte aus der Hüfte und traf den Angreifer in der Brust. Launch erstarrte in seinem Lauf, wurde dann vom Aufprall der Kugel nach hinten geworfen. Rücklings stürzte er zu Boden.
In der nächsten Sekunde schon stand Joe Warren direkt über Wood. Der junge Mann sah die mit Eisen beschlagene Spitze des schwarzen Stiefels, die auf sein Gesicht zuraste. Nahezu im gleichen Atemzug bereits verspürte er einen entsetzlichen Schmerz, als ihm Warrens Fuß zum ersten Mal mit voller Wucht an die Stirn knallte.
Er glaubte, dass ihm der Kopf explodiere, während nach einem weiteren Tritt das Nasenbein krachend zerbrach und ihm das Blut in einem breiten Strom übers Gesicht lief. In seinen Ohren dröhnte und wummerte es wie von Kanonenschlägen. Wieder und wieder, ohne jedes Erbarmen trat Joe Warren zu: in das Gesicht des jungen Mannes, in den Bauch und an die Brust.
»Nimm das, du Hund!«, stieß er mit von Hass und Wut verzerrter Stimme hervor. »Verdammter Dreckskerl!«
Wood krümmte sich hilflos zusammen und versuchte, den Kopf mit den Händen vor den wütenden Tritten zu schützen. Doch immer brutaler wütete Joe Warren.
»Ray, hör auf!«, schrie Slim Adams nun aber, der Warren gefolgt war. »Du bringst ihn ja um!«
»Na und?«
»Er hat genug! Lass ihn in Frieden!« Adams fasste seinen Kumpan am Arm und versuchte, ihn von dem Mann am Boden wegzuziehen.
»Verschwinde!«, fauchte Warren. »Die Ratte hat drei Menschen abgeknallt!« Die Spitze seines Stiefels traf hart in Woods Bauch.
In der gleichen Sekunde tauchte Ray Minders hinter dem Felsen auf. Friedensrichter Blake folgte dicht hinter ihm. Beide hielten ihre Colts in den Händen.
»Hören Sie auf!«, schrie Blake. Seine Stimme klang schrill.
Erneut trat Warren zu.
»Hör auf!«, rief nun aber auch Minders. »Wir wollen ihn doch noch aufhängen! Verdammt, sollen wir einen Toten hängen?«
Joe Warren verharrte. »Okay, Ray! Am Galgen sollte er noch am Leben sein!«
☆
Der junge Mann wurde von groben Händen auf die Füße gezogen. »Hoch mit dir, du Schwein!«
Tom Wood hatte Schwierigkeiten, sich überhaupt auf den Beinen zu halten, immer wieder brachen die Knie unter ihm weg. Der ganze Körper schmerzte höllisch, und bei jedem Atemzug spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust.
Unter Garantie waren mehrere Rippen gebrochen. Ebenso Nasenbein und Kiefer. Mühsam öffnete er die verschwollenen Augenlider und blickte wie durch einen Nebel aus Milch und Blut in die von Mordlust verzerrten Grimassen seiner Peiniger.
Ihm war verdammt übel, und alles drehte sich rings um ihn. Er öffnete den Mund, um seine Unschuld zu beteuern, doch seinen Lippen entrang sich nicht mehr als ein schwaches Röcheln.
»He, was will die Ratte?«, feixte Joe Warren.
»Er soll bloß das Maul halten«, blaffte Minders.
»Womöglich hat er noch nicht genug!« Warren hob die Faust.
»Wir müssen ihn anhören«, warf Friedensrichter Blake nun aber ein. »Er will uns etwas sagen!«
»Er hat nicht zu sagen!«, brüllte Warren den Friedensrichter an. »Das Schwein hat Pete erschossen! Und die Winsleys hat er ebenfalls umgebracht.«
»Er ist ein Killer!«, stieß Bill Hickory hasserfüllt hervor, der Wood untergehakt hielt.
»Wir hängen ihn auf«, entschied Ray Minders. »Unten bei den Pferden gibt es einen schönen Baum! Der wartet geradezu auf ihn.«
»Wir müssen ihn in der Stadt vor Gericht stellen«, widersprach der Friedensrichter. »Erst dann können wir ihn hängen!«
»Ach was!«, rief Slim Adams. Er hatte als Cowboy für die Winsleys gearbeitet und schien von Tom Woods Schuld felsenfest überzeugt. »Das ist vollkommen unnötig!«
»Er gehört vor Gericht«, beteuerte Blake.
»Norman, lassen Sie besser uns das erledigen«, fiel Joe Warren ihm nun jedoch ins Wort. »Wir machen das schneller als jeder verdammte Richter!«
»Hören Sie, Mr. Warren«, setzte Blake kraftlos an.
»Lassen Sie es gut sein«, blaffte Minders, und seine Gesichtszüge sahen womöglich noch knochiger und fahler aus. »Sie sind ein Mann des Friedens, doch wir sind die Männer des Krieges!«
Er starrte Blake provozierend an. »Außerdem liegt der Fall doch sonnenklar: Wir haben die Schmuckstücke in seinem Zimmer gefunden, und er hat Pete erschossen! Das habe ich selbst gesehen. Wollen Sie das etwa bezweifeln?«
»Nein, aber ein Gericht sollte …«
»Wir hängen ihn jetzt auf!«, entschied Ray Minders.
»Okay!«, stimmte Adams zu.
»Was ist mit Pete?«, fragte Hickory.
In der Tat lag Pete Launch reglos in seinem Blut am Rande der Dornenhecke. Er sah sehr blass aus. Seine Wangen waren eingefallen, und es war nicht zu erkennen, ob er überhaupt noch lebte.
»Sieh mal nach, Joe!«, meinte Minders.
»Okay.« Warren kauerte neben Launch nieder. Er beugte den Kopf über dessen Gesicht. Nach einigen Sekunden richtete er sich wieder auf. »Er atmet nicht mehr!«, erklärte er. »Dieser verdammte Hund hat ihn erschossen. Er hat ihn abgeknallt wie ein Stück Vieh!«
»Verdammt«, stieß der alte Adams hervor.
»Pete war mein Freund«, meinte Hickory. »Seit vielen Jahren kannten wir uns.«
»Lassen wir ihn erst mal liegen«, entschied Minders allerdings. »Zuerst hängen wir diesen Dreckskerl auf!«
»Ja, das ist jetzt wichtiger!« Warren fasste Tom Wood unter dem Arm. Mit schnellen Schritten liefen sie den steinigen Abhang des Hügels abwärts, vorbei an den Felsblöcken und von der Sommerhitze verdorrtem Buschwerk. Die anderen Männer folgten ihnen.
Der Gefangene konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber Warren und Hickory hielten ihn mit kraftvollen Griffen fest und zogen ihn immer weiter, schleppten, schleiften und zerrten ihn den Hügel hinab.
Unten im Tal gab es ein halb ausgetrocknetes Wasserloch, an dem mehrere Bäume und Büsche wuchsen. Dort standen die Pferde des Aufgebots.
»Hehe, das nenne ich mal einen Galgenbaum!«, rief Ray Minders und deutete auf einen hoch gewachsenen Mesquite-Baum, der direkt neben dem Wasserloch wuchs und von dessen Stamm in vielleicht drei Metern Höhe ein starker Ast abzweigte.
»Der müsste ihn gut tragen«, bestätigte der alte Adams.
»Also, auf was warten wir noch?«, schrie Joe Warren. »Hängen wir ihn auf!«
»Hängen wir ihn auf!« Die Gesichter der Männer waren von Mordlust verzerrt.
»Männer, wir müssen ihn vor Gericht stellen!«, rief nun aber wieder der Friedensrichter. »Wir können ihn nicht einfach aufhängen! Das wäre Mord!«
»Erzählen Sie keinen Scheiß«, blaffte Warren Blake an. »Die Sache ist sonnenklar!«
Ray Minders nahm das Lasso von seinem Sattelknopf und knüpfte eine Schlinge. Dann warf er das Lasso über den Galgenast. »Bindet ihm die Hände und setzt ihn auf ein Pferd!«
Tom Wood stand am ganzen Leibe zitternd, noch immer von den beiden Männern rechts und links gehalten. Aus verschwollenen Augen beobachtete er seine Widersacher. Er konnte kaum glauben, was geschah. Er hatte nicht verstanden, wie er überhaupt in den Verdacht geraten war, die Winsleys umgebracht zu haben. Und erst recht begriff er nicht, weshalb sie ihn nun einfach kurzerhand aufhängen wollten. Kaum drei Monate hatte er in Cinton gelebt.
»Männer!«, rief Blake nun wieder. »Was ihr tut, ist Unrecht! Hört auf!«
»Wollen Sie etwa bezweifeln, dass ich Eve Winsleys Schmuck in seinem Hotelzimmer gefunden habe?«, brüllte Warren den Friedensrichter an.
»Ich kann diese ewige Reden nicht mehr hören«, rief Slim Adams. »Ben Winsley war mein Freund.« Er zog einen Lederriemen aus seiner Satteltasche und schnürte damit die Hände des jungen Mannes auf seinem Rücken zusammen.
»Rauf mit ihm aufs Pferd!«, kommandierte Minders.
»Los, mach schon! Beweg dich!« Warren und Hickory schoben Wood vorwärts in Richtung eines der Pferde. Sie fassten ihn an den Hüften und hievten ihn in Sattel des Tieres. Wieder begriff Wood kaum, was überhaupt vor sich ging. »Ich bin unschuldig«, nuschelte er. »Ich habe die Winsleys nicht getötet!«
»Maul halten!«, brüllte Warren ihn an.
»Aufhören!« Norman Blake zog seinen Colt aus dem Holster und schoss in die Luft. »Stopp!«
Alle verharrten in ihren Bewegungen, wandten sich zu dem Friedensrichter um und musterten ihn aus ungläubigen Augen.
Ray Minders zog seinen Colt und spannte den Hahn der Waffe. »Hören Sie auf, hier herumzuballern, Sie Idiot!«, knurrte er. »Falls Sie ein zu großes Weichei für diese Sache sind, dann verschwinden Sie einfach!«
»Ja, hauen Sie ab!«, bestätigte Hickory.
Blake blickte unschlüssig von einem zum anderen.
»Führt den Gaul zum Galgenbaum!«, kommandierte Minders.
Joe Warren griff nach dem Zügel und führte das Tier zu dem Baum. Er legte die Schlinge um Tom Woods Hals und verknotete das andere Ende des Lassos um den Stamm herum. »Willst du noch ein Gebet sprechen, Dreckskerl?«
»Ich bin unschuldig!«
»Okay, das war's!« Warren wollte dem Braunen einen kräftigen Schlag auf die Kruppe versetzen.
Doch in dieser Sekunde krachte ein weiterer Schuss.
☆
Die Kugel war von der Kuppe des gegenüberliegenden Hügels gekommen und hatte den Strick unmittelbar über Tom Woods Kopf durchtrennt. Das Pferd, auf dem der junge Mann saß, lief einige Schritte vorwärts, doch Wood blieb mit zusammengesacktem Oberkörper und auf dem Rücken verschnürten Händen im Sattel sitzen. Der Strick baumelte um seinen Hals.
Die Männer erstarrten für den Bruchteil einer Sekunde. Dann zogen sie ihre Colts.
Oben auf der Kuppe des Hügels hielt ein einzelner Mann auf einem Schecken an. In der rechten Hand hielt er ein langes und ganz offenbar verdammt treffsicheres Gewehr, von dessen Mündung eine dünne Rauchsäule aufstieg. Er war von hochgewachsener Gestalt und trug eine Lederjacke und Blue Jeans; auf seinem Kopf saß ein breitkrempiger Hut, um den er die Haut einer Klapperschlange geschlungen hatte.
Einige Schritte hinter ihm hielt ein von zwei Pferden gezogener Wagen. Es handelte sich um eine Gefängniskutsche, denn auf der breiten Ladefläche war ein Käfig aus dicken Eisenstangen verzurrt. Darin saßen zwei mit schweren Ketten gefesselte Männer. Auf dem Bock hockte, die Peitsche in der rechten Hand, ein dürrer Alter mit einem Ziegenbart.
Alle starrten die Fremden an.
»Hey, was soll das?«, brüllte Ray Minders.
Der Fremde trieb sein Pferd einige Schritte nach vorn.
»Was treiben Sie da?«, rief er. »Das sieht verdammt nach versuchtem Lynchmord aus!«
»Na und? Hauen Sie ab!«, blaffte Minders.
»Ich denke nicht dran!«
»Scheren Sie sich Ihrer Wege, bevor ich Ihnen Beine mache!« Joe Warren hob drohend das Gewehr.
»In meiner Gegenwart wird niemand gelyncht!«, rief der Fremde.
»Verschwinden Sie, Mister!«, blaffte Minders. »So lange Sie noch können!«