Jack Slade 918 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 918 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Während des texanischen Unabhängigkeitskampfes verliert sich ein blutjunges Paar aus den Augen. Erst Jahre später sehen sie sich durch Zufall wieder - auf völlig verschiedenen Seiten. John MacKenzie ist Texas Ranger, Nataly Robertson zur Anführerin einer gefährlichen Comancherobande geworden ...


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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Queen der Comancheros

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Gonzalez / Bassols

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0560-8

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Die QueenderComancheros

Während des texanischen Unabhängigkeitskampfes verliert sich ein blutjunges Paar aus den Augen. Erst Jahre später sehen sie sich durch Zufall wieder – auf völlig verschiedenen Seiten. John MacKenzie ist ehrenhafter Texas Ranger, Nataly Robertson zur Anführerin einer gefährlichen Comancherobande geworden ...

Als MacKenzie in der schönen La Comanchera, wie sie sich nennt, seine frühere Geliebte wiedererkennt, verfällt er ihr aufs Neue. Bald gerät die Situation außer Kontrolle ...

»Die Blonde, die vorneweg reitet, das ist La Comanchera, die Comanchero-Queen, um die sich Legenden ranken.«

Der Soldat auf den Wällen von Fort Stockton leckte sich die Lippen.

»Mann, was für ein Weib! Ich hörte von ihr, aber ich glaubte, die Geschichten wären übertrieben. Das ist ein Superweib, von einem Tross von Comanchen und Comancheros umgeben. Reitet sie immer mit blanken Brüsten?«

»Nur zu offiziellen Anlässen«, antwortete der neben ihm stehende Soldat trocken. »Sie ist stolz, wild und ungezähmt. Sie fordert die Männer heraus und zeigt, was sie hat. Eine ganz Wilde ist das.«

»Die würde ich nicht von der Bettkante stoßen.«

»Kannst ja mal bei ihr anklopfen. Aber ich schätze, bei ihr kommen nur Häuptlinge und hohe Offiziere zum Zug. Von einfachen Soldaten wie uns will dieses Weibsbild nichts wissen.«

»Obwohl ich bestimmt mehr in der Hose habe als mancher General«, sagte der andere.

Ein Trupp malerischer Gestalten ritt auf Fort Stockton zu, westlich des riesigen Edwards Plateau an der Überlandstraße nach New Mexico gelegen. Es waren unruhige Zeiten. Erst wenige Jahre zuvor hatte sich Texas die Unabhängigkeit erkämpft. Die Gebiete westlich davon standen noch unter mexikanischer Herrschaft, es brodelte dort.

Die Comancheros waren ein wichtiger Faktor im Ringen zwischen den USA und Mexiko. Das Zünglein an der Waage, das den Ausschlag geben konnte, welche Seite den Sieg davontrug. La Comanchera – deren richtigen Namen niemand kannte – erschien mit einer Truppe von dreißig Mann.

Zur Hälfte Comanchen, die besten Reiter und gefährlichsten Kämpfer der Texas-Prärien und des Südwestens. Schrecken der Spanier und später der Mexikaner seit vielen Generationen. Zur anderen Hälfte Weiße, abenteuerliche Gestalten in fransenbesetzten Anzügen, mit großen Hüten, drei auch mit einem bunten Tuch um den Kopf. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, die Roten wie die Weißen.

Bei den Indianern wehte der Federschmuck oder wippten einzelne Federn mit Rangmarkierungen im Haar. Die Comanchen hatten Pfeil und Bogen, lange Rennlanzen, ein paar auch Gewehre und Reiterpistolen. Ihr Anführer prunkte mit einem Texas Paterson Colt, das Neueste, was es gab.

Das Schießeisen wog über ein Kilo und hatte einen neunzehn Zentimeter langen Lauf. Es hatte fünf Schuss vom Kaliber neun Millimeter in seiner Trommel. Die Coltrevolver, von dem jungen Samuel Colt konstruiert und hergestellt, breiteten sich allmählich auf dem Markt aus. Sam Colt war zu der Zeit ein Schnösel von noch nicht einmal dreißig Jahren, aber ein Waffengenie und zugleich auch ein geschickter Verkaufspromoter seiner Waren.

Von diesen neuen Waffen hatten die Comanchero-Queen und zwei ihrer Männer jeweils ebenfalls eine. Die anderen waren mit ein- oder zweischüssigen Reiterpistolen und Gewehren bewaffnet, zudem mit Bowiemessern, ein paar auch mit Tomahawks.

Einer, Blackbeard geheißen, trug den roten Uniformrock eines mexikanischen Majors und hatte dessen Säbel umgeschnallt. In Texas und bei den Texanern konnte er sich das erlauben. Zwischen den Texanern und den Mexikanern herrschte Todfeindschaft.

Dieser Blackbeard sah furchterregend aus. Ein schwarzer Bart überwucherte sein ansonsten blaurotes Gesicht mit den großen Glotzaugen. Es verriet seine Vorliebe für hochprozentige geistige Getränke. Es hieß, er würde sich hauptsächlich von Rum ernähren. Seiner Gefährlichkeit tat das keinen Abbruch.

Er war ein erstklassiger Kandidat für einen Schlaganfall, und wenn der ihn erledigte, würde die Welt besser dran sein. Die Comancheros waren alle hartgesottene und brutale Burschen. Langhaarig oder auch mit kahlgeschorenem Kopf, bärtig und zottelig, und sie stanken aus allen Poren nach Brutalität.

Auf einen Mord mehr oder weniger kam es ihnen nicht an. Wieso sie sich von einer Frau kommandieren ließen, dazu noch von einer sehr jungen und schönen, war ein Rätsel. Andere wieder sagten, La Comanchera wäre eine Hexe, welche die wilde Bande in ihren Bann geschlagen hatte. Und sie würde es mit allen Männern ihrer Bande treiben und sei sexuell völlig hemmungslos.

Sie hatte hellblondes lockiges Haar, das ein bildhübsches Gesicht umrahmte. Ihre Brüste waren hübsch anzusehen, ihr Figur rank und schlank, mit Rundungen an den richtigen Stellen.

Sie trug Charrohosen mit silbernen Conchos an den Nähten und handgefertigte Reitstiefel. Groß war sie, größer als viele Männer. Die linke Gesichtshälfte verdeckte sie, wann immer es möglich war, mit den blonden langen Haaren, denn dort hatte sie eine Säbel- oder Messernarbe, was ihrem wilden Reiz keinen Abbruch tat.

Die Comancheros und die Comanchen waren erstklassig beritten, mit Pferden, nach denen sich jeder Pferdeliebhaber alle zehn Finger leckte.

Das Forttor war weit geöffnet. Die Kanonen standen auf den Wällen, den Türmen am Tor und an den Ecken des palisadenumgebenen Fortgeländes, auf dem man Mannschaftsbaracken, Ställe und Schuppen, die Kommandantur und andere Gebäuden fand.

Über Fort Stockton mit seinen 280 Mann Besatzung an Soldaten und Offizieren, einigen Soldatenfrauen und ein paar Zivilisten wehte die Ein-Stern-Flagge von Texas. Die junge Republik war politisch in zwei Lager gespalten. Die einen wollten möglichst schnell dem Verbund der Vereinigten Staaten beitreten, die anderen als eigenständige Republik möglichst bis an den Pazifik expandieren.

Wer sich durchsetzen würde, stand noch dahin.

Im Fort war die Besatzung, soweit sie nicht auf den Wällen und Wachttürmen stand, vollständig in Uniform zur Parade angetreten. Die Frauen und wenige Kinder sowie die Zivilisten standen im Hintergrund oder an der Seite.

Vor der Truppe hatte sich der Fortkommandant Major Stephen Quigley mit seinen Offizieren aufgebaut, alle in Paradeuniform und in krassem Gegensatz zu den heranreitenden Wilden. Quigley war ein hochgewachsener, schlanker und drahtiger Mann mit lagen Koteletten und einem gewichsten, an den Enden hochgezwirbelten Schnurrbart.

Er trug eine ganze Ordenskollektion auf der Brust. Den Größten davon hatte er für seine Verdienste in der Schlacht am San Jacinto erhalten, was er nicht müde wurde, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu betonen. Er war, was wenige wussten, allerdings nur Nachschuboffizier gewesen.

Den Orden bekam er durch Beziehungen und seine Verwandtschaft mit hochrangigen texanischen Persönlichkeiten.

Er stand straff und aufrecht da. Die Regimentskapelle fing an zu spielen, als La Comanchera und ihre Horde durchs Forttor preschten. »One Star Banner« spielten sie, die erste Nationalhymne der gerade erst acht Jahre alten Republik Texas.

Die Comancheros und Comanchen donnerten derart knapp an der Kapelle vorbei, dass der Mann an der Pauke sein Instrument im Stich ließ und andere Musikanten sich duckten oder flüchteten. Die Hymne wurde plötzlich nur noch von der halben Kapelle gespielt und verkam zu einem Missklang.

La Comanchera und ihre Schar galoppierten auf den Major und die Offiziere zu, als ob sie sie in Grund und Boden reiten wollten. Quigley erschrak, bewahrte jedoch mühsam die Haltung. Seine Offiziere wichen teils ein, zwei Schritte zurück. Ein paar davon rissen schützend die Arme hoch, was nichts geholfen hätte.

Durch die in Formation angetretenen Soldaten und die übrigen Zuschauer lief ein Schreckensschrei.

Erdbrocken und Grassoden flogen. Pferde wieherten schrill. Die Comanchero-Queen riss ihren goldfarbenen Rassehengst knapp vor dem Major auf die Hinterbeine. Auch die anderen zügelten ihre Pferde, was ein Reiterkunststück war, mit einer ganzen Phalanx ausgeführt.

Ein paar Pferde wieherten. Die Reiter hatten ihre Gäule im Griff. Die roten und die weißen Männer lachten grimmig. Die Szene und das Erschrecken der Fortbesatzung erheiterten sie.

La Comanchera sah vom Sattel aus auf Major Quigley nieder.

»Melde mich zu Verhandlungen in Fort Stockton«, sagte sie. »Wo ist Präsident Houston?«

»Der Präsident ist durch dringliche Angelegenheiten verhindert und kann die Hauptstadt Austin nicht verlassen. Ich habe jedoch alle Vollmachten«, schnarrte Quigley. »Sie müssen mit mir vorliebnehmen, Lady ...«

»Comanchera. Der Name ist gut genug. Ich bin die Bevollmächtigte aller Comancheros.«

»Eine Frau?«

»Sieht man das?«, fragte die Schöne mit ätzender Ironie. »Ganz richtig, Major. Hat der Präsident nicht mal einen General für mich übrig? Werden wir als so unwichtig erachtet? Erst hat man uns mit Versprechungen hergelockt und uns erzählt, wunders wie wichtig die Comancheros und die Comanchen für Texas wären. Jetzt ist nicht mal ein hochrangiger Verhandlungspartner für uns in Fort Stockton.«

»Ich bin immerhin Major und Fortkommandant und in dieser Region die höchste militärische Autorität. Es sind heftige Auseinandersetzungen wegen Landnahmestreitigkeiten in Ost-Texas im Gang. Militär und Miliz wurden aufgeboten. Die Lage ist kritisch.«

»Wann wäre sie das einmal nicht? Also gut, wenn es denn sein muss und da wir schon einmal hier sind, setzen wir uns an den Verhandlungstisch. Häuptling Stone Calf verlangt Zugeständnisse von der Regierung, wenn er gegen die Mexikaner vorgehen und die Texaner in Ruhe lassen soll.«

La Comanchera sprang geschmeidig vom Pferd.

»Es geht um Landzusicherungen. Die Comanchen wollen das Gebiet, das sie ohnehin kontrollieren, zugesichert haben. Die Comancheria. Können Sie das genehmigen, Major?«

»Ich kann Empfehlungen geben. Mein Wort hat Gewicht. Es sind Absprachen zu treffen, Regelungen in die Wege zu leiten.«

Quigley wollte sich diplomatisch geben. Dabei dachte er: Was denkt diese Schnalle eigentlich, wer sie ist? Gleich mit dem Präsidenten will sie sprechen! Als ob ich nicht gut genug wäre.

Er fühlte sich in seiner Eitelkeit gekränkt. Stone Calf, der Häuptling, murrte. Doch man entschied, erst einmal im Fort zu bleiben. Die Reiter saßen ab. Soldaten führten die Pferde fort und brachten sie in die Ställe. Die Verhandlungen sollten in der Offiziersmesse stattfinden, die Platz genug bot.

Major Quigleys Blick haftete an den Brüsten von La Comanchera.

»Noch nie Titten gesehen?«, fragte ihn diese spöttisch, während er sie zu ihrem Quartier führte.

Eine Baracke war extra geräumt worden.

Der Major schluckte. Außer den Brüsten der Blondine betrachtete er auch noch neidisch ihren Colt. Er selbst und seine Soldaten waren nicht mit diesen Revolvern ausgerüstet. Die Texas Ranger, die seit Anfang der 1840er-Jahre an Bedeutung gewannen, hatten einige dieser Waffen erhalten. Bei der Armee fand man erst wenige solcher Revolver, grade mal dreihundert Stück.

Davon hatte Fort Stockton nichts abbekommen. Major Quigley musste sich mit einer doppelläufigen Reiterpistole begnügen. Dass sogar der Comanche Stone Calf nun einen Revolver hatte, wurmte ihn sehr.

Er räusperte sich.

»Machen Sie sich frisch, Miss ... äh, Comanchera. Ich lasse Ihnen und Ihrer Begleitung ein Essen bringen. Die Verhandlungen beginnen in anderthalb Stunden. Eine Ordonnanz steht Ihnen zur Verfügung. In Ihrem Quartier hängt ein Grundriss des Forts. Sie können gern jederzeit Fragen stellen.«

Sie hatten das Quartier erreicht. La Comanchera trat ein, ohne den Major noch eines Blickes zu würdigen.

Die Verhandlungen begannen pünktlich. Mit La Comanchera saßen ihr Stellvertreter Blackbeard und ein weiterer Comanchero am Tisch. Bei den Comanchen Stone Calf und zwei ranghohe Krieger. Major Quigley war mit sämtlich Offizieren angerückt, von denen allerdings nur er und zwei Captains und der Zahlmeister etwas zu sagen hatten. Die anderen dienten lediglich der Staffage.

Es war früher Nachmittag. Die Comancheros und Comanchen waren noch vor der Mittagszeit gekommen. Die Fenster standen offen. Auf dem Exerzierplatz drillte ein Sergeant Neulinge und auch länger gediente Soldaten in der Hitze.

Bis La Comanchera den Major bat, das Geplärre abzustellen.

» ...echts ummmm! Links ummmmmmmm! Prä-sen-tiert das Ge-wehr! Imm ... -aufschritt - ... -arsch!«

»Wie soll man denn dabei verhandeln können?«

Quigley schickte eine Ordonnanz. Der Sergeant verzog sich mit den Rekruten und anderen vor das Fort. Sein markiges Organ hörte man immer noch. Doch jetzt war es gut auszuhalten.

Die übrigen Mitglieder der Abordnung, die ins Fort gekommen war, bummelten oder lungerten dort herum. Die Comancheros hätten fast einen Streit mit Soldaten vom Zaun gebrochen, die sie als hohlköpfige Uniformständer bezeichneten. Die Comanchen hatten von Stone Calf striktes Feuerwasserverbot erhalten.

Das war besser so.

Die Verhandlungen standen unter einem ungünstigen Stern. Major Quigley und seine Offiziere waren enttäuscht, dass die Comanchero-Queen dabei eine Bluse anhatte und sie nicht mehr mit dem Anblick ihrer Brüste entzückte. La Comanchera wieder gefiel es nicht, dass sie nur den Major als Verhandlungspartner serviert bekommen hatte.

Sie stellte rasch fest, dass er ein Schwätzer war. Er wartete mit Redensarten auf wie: »Man soll das eine tun, aber das andere nicht lassen. Das könnte so, aber auch anders sein. Ich werde das so weitergeben. Es könnte wohl möglich sein.«

»Haben Sie denn überhaupt irgendwelche Kompetenzen?«, fragte La Comanchera schließlich. »Jetzt sitzen wir seit vier Stunden hier am Verhandlungstisch, und konkret ist nichts dabei herausgekommen.«

»Gut Ding will Weile haben«, sagte der Zahlmeister. »Man kann solche wichtigen Entscheidungen nicht erzwingen und übers Knie brechen.«

»Wird die Comancheria offiziell als Comanchengebiet anerkannt? Rücken die Comancheros zu verbrieften Beauftragten der Regierung von Texas mit Freischärlerstatus auf oder nicht?«

»Ich werde einen Depeschenreiter nach Austin schicken«, antwortete Quigley. »In anderthalb Tagen ist er dort.«

»Und wann kommt die Antwort? Sollen wir uns eine Woche oder gar zwei in Fort Stockton herumdrücken? Ich hatte mit dem Präsidenten und einer Entscheidung vor Ort gerechnet.«

»Das ging leider nicht. Wir sind aber ein Stück weitergekommen und können ein Dekret verfassen, das nach Austin geht.«

»Das muss morgen raus«, sagte die Comanchero-Queen. »Länger warte ich nicht.«

Sie stand auf. Damit war die Sitzung aufgehoben. La Comanchera sah sich im Fort um, redete mit diesem und jenem und erkundigte sich. Sie konnte sehr freundlich und charmant sein, wenn sie das wollte. Blackbeard, ihr Unterführer, murrte.

»Den Weg hätten wir uns sparen können. Dieser Major hat überhaupt nichts zu sagen. Die haben uns angeschissen. Besser hätten wir in der Zeit, die wir in Fort Stockton verplempern, einen Raubzug unternommen.«

»Nach Mexiko oder in Texas?«

»Egal. Hauptsache, es bringt was. Man darf sich nur nicht erwischen lassen, sonst füllen sie einen mit Blei oder knüpfen einen am nächsten Baum auf.«

»Wir sind Texaner und Patrioten«, ermahnte ihn La Comanchera vor ihrem Quartier. »In Texas begehen wir keine Überfälle.«

Blackbeard stand so nahe vor ihr, dass sie seine Alkoholfahne roch. Er war nie ganz nüchtern. Wenn er nichts getrunken hatte, zitterte er wie Espenlaub und war zu nichts zu gebrauchen. Doch wenn er seinen Pegel hielt, funktionierte er.

Irgendwann würde sich das ändern, dann würde er weiße Mäuse sehen. Bis dahin war er ein fähiger Mann. La Comanchera konnte sich ihre Männer nicht aussuchen. Die Comancheros waren keine Chorknaben.

»Weißt du, was der Unterschied zwischen einem Patrioten und einem Idioten ist?«, fragte der Schwarzbärtige. »Nur wenige Buchstaben. Der Sinn ist derselbe.«

»Halt den Rand. Man muss versuchen, mit der Regierung von Texas zu einer Abmachung zu gelangen. Sie brauchen uns und die Comanchen als Bollwerk gegen die Mexikaner. Wir leisten ihnen wertvolle Dienste. Dafür können sie uns ein paar Zusagen machen.«

»Wenn du meinst. Verscheißern werden sie dich. Die Comancheros sind genauso unbeliebt wie die Comanchen. Daran ändert sich nichts.«

La Comanchera ließ ihn stehen. Nachdem sie zu Abend gegessen hatte, sah sie blutrot die Sonne untergehen. Die Überlandkutsche kam vorbei, wechselte an der Station vor dem Fort das Gespann und fuhr weiter. Es fand durchaus Handels- und Personenverkehr in die von den Mexikanern beherrschten Gebiete statt. Besonders nach Santa Fé und hinüber nach Mexiko führten Handelswege.

Der Handel kannte keine Grenzen, nur im Kriegsfall wurde er mal ausgesetzt. Boykotte von beiden Seiten hatten sich als zwecklos erwiesen. Dann blühte der Schmuggel, und der brachte weder Zolleinnahmen noch Steuern.

Kurz nachdem La Comanchera sich in ihr Quartier begeben hatte, ein Einzelzimmer, erschien die Ordonnanz des Majors bei ihr.

»Major Quigley bittet Sie, ihn in seinem Quartier aufzusuchen. Er will mit Ihnen ein paar Details wegen des Dekrets besprechen, das morgen nach Austin herausgehen soll.«

La Comanchera wunderte sich, dass sie ins Quartier des Majors kommen sollte.

»Hat das nicht Zeit bis morgen?«

»Sie wollen doch, dass die Post früh rausgeht, Miss Comanchera, oder?«

»Also gut.«

La Comanchera schickte die Ordonnanz weg. Sie richtete sich her, machte sich die Haare und überprüfte ihre Kleidung. Nach Sonnenuntergang kühlte es drastisch ab. Sie wählte eine zusätzliche leichte Weste.

Dann ordnete sie ihre Haare so, dass sie die große Narbe auf ihrer linken Wange verdeckten. Sie hatte sich längst abgewöhnt, sich darüber Gedanken zu machen. Gegrämt hatte sie sich sowieso nicht lange. Flüchtig dachte sie acht Jahre zurück – an das Jahr 1836, in dem der Alamo fiel.

An ihren Geliebten, der sie im Stich gelassen hatte. Und an die versprengten mexikanischen Truppen nach der Schlacht am San Jacinto, in der sich die Texaner ihre Unabhängigkeit erkämpften. Jene Abteilung hatte die Farm überfallen, auf der die sehr junge Frau, die damals noch nicht La Comanchera hieß, mit ihrer Familie lebte.

Die Soldateska hatte alle ermordet. Die Frauen vorher geschändet, das Vieh abgeschlachtet, ihre Eltern und ihre Geschwister sowie eine auf der Farm lebende Tante grausam umgebracht. Die junge Frau, fünfzehn damals, waren diesem Schicksal entgangen, weil man sie für tot hielt. Der Säbelhieb eines Mexikaners spaltete ihre Wange.

Zudem rannte ein Pferd sie derart um, dass sie eine Weile ohnmächtig war. Das geschah in dem allgemeinen Durcheinander. Als sie dann blutüberströmt dalag, glaubten die Mexikaner, sie wäre tot. An einer Toten wollten sie sich nicht mehr vergreifen.

Später verbarg sie sich. Um sie herum waren Leichen und Feuer. Sie versorgte selbst ihre Wunde. Ihr seelischer Schmerz war so groß, dass er den körperlichen weit übertraf. Sie floh vom Ort des Schreckens.

Das bürgerliche Leben war ihr verleidet. Es verschlug sie zu den Comancheros. Dort machte sie Karriere – auf ihre Art. Sie wollte kein anderes Leben. An die Liebe glaubte sie nicht mehr, und auch nicht an Gerechtigkeit oder an Gott.

Seitdem hatte sie an den Mexikanern blutige Rache genommen. Obwohl manchmal eine leise innere Stimme in ihr raunte, dass nicht alle gleich seien und dass sie kein ganzes Volk für das hassen und verdammen konnte, was Einzelne davon taten.

Sie schlenderte hinüber zum Quartier des Majors. Er hatte als Fortkommandant eine Adobehütte mit zwei Räumen. Soldaten, die rauchend und würfelnd im Freien saßen, sahen ihr nach.

Zwei pfiffen ihr hinterher und erhielten dafür von anderen Ermahnungen.

»Das ist La Comanchera. Die Anführerin der Comancheros. Ihr kannst du nicht hinterherpfeifen.«

»Warum nicht? Das ist auch nur ein Weib. Und ein verdammt hübsches.«

»Sie geht zum Major. Was der wohl von ihr will?«