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Der Mann ist in den Kopf geschossen und dann an seinen Füßen aufgehängt worden. Jetzt baumelt er kopfüber am Ast eines halb verdorrten Baumes.
Joe Miller zügelt sein Pferd. Er betrachtet den Toten und weiß, dass er das Land von Bill McCraw erreicht hat. Endlich hat die Suche ein Ende!
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Seitenzahl: 130
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Zahltag für Bill McCraw
Vorschau
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Domingo / Bassols
eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 9-783-7517-0668-1
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Zahltag fürBill McCraw
Joe Miller zügelt sein Pferd, als er den Toten sieht. Sie haben den Mann an den Füßen aufgehängt. Er baumelt kopfüber am Ast eines halb verdorrten Baumes, der einsam auf der Kuppe eines Hügels steht. Offenbar als warnendes Beispiel für andere. Das ist McCraws Handschrift.
Aus schmalen Augen lässt Miller seinen Blick über das weite und scheinbar menschenleere Land schweifen. Es ist ein weiter Weg und eine lange Suche gewesen. Doch jetzt ist er fast am Ziel!
Frank Dillinger und seine Frau Eve waren vor zwanzig Jahren nach New Mexico gekommen. In ihrem Planwagen hatten sie den weiten Weg bis ins entlegene Chaparral County zurückgelegt.
Über Monate waren sie unterwegs gewesen auf einer gefahrvollen Reise durch Arkansas, Oklahoma und Texas. Einen Zuchtbullen und drei Kühe führten sie dabei hinter dem Wagen her. Außerdem besaßen sie zwei Pferde und einen zotteligen Wolfshund. Ihre Kinder Bobby und Sue Ann liefen neben dem Planwagen.
Schließlich erreichten sie die Stadt Chaparral, und die Gegend gefiel ihnen: In den Tälern fand man genügend Wasser und grünes Futter für eine gute Herde. Hier wollten sie bleiben!
Die Nachbarn waren nette Leute, und selbst die Mescaleros ließen sie die allermeiste Zeit in Frieden.
In einem Tal, durch das ein schmaler Creek floss, baute Frank Dillinger sein Haus, außerdem Corrals für die Tiere, einen Stall und einen Schuppen. Den Planwagen ließ er als Mahnmal an schlechte Zeiten neben einem der Corrals stehen.
Sie arbeiteten Tag und Nacht, und ihre Ranch wuchs und gedieh. Die Herde wurde von Jahr zu Jahr größer, und der Gemüsegarten, den Eve angelegt hatte, brachte immer schönere Früchte.
Drei, später fünf Cowboys arbeiteten für die Dillingers. Es waren gute Jahre und ein gutes Leben, tausend Mal besser als drüben im Osten, wo Dillinger für einen Hungerlohn in einer stinkenden Fabrik hatte schuften müssen.
Doch die Dinge hatten sich geändert, als Bill Wallace in Chaparral County aufgetaucht war. Knapp zwei Jahre lag das nun zurück.
Wallace war ein hochgewachsener, stämmiger Mann mit eisgrauen Haaren und kantigen Gesichtszügen. Er hatte etlichen Ranchern für gute Dollars einen Teil ihres Landes abgekauft. Niemand hatte zu diesem Zeitpunkt etwas Böses geahnt.
Dann waren die ersten Ingenieure der Eisenbahngesellschaft in Chaparral aufgetaucht und hatten mit den Planungen für eine Bahntrasse und einen großen Verladebahnhof am Rande der Stadt begonnen. Und es waren Gerüchte aufgekommen, dass Wallace schon Verträge mit den Schlachthöfen des Ostens über eine Lieferung von vielen Tausenden von Rindern abgeschlossen hatte.
Um eine solch gewaltige Herde zu züchten, brauchte er noch mehr Land, und vor allem benötigte er sehr viel Wasser.
Die friedlichen Zeiten im County waren damit vorbei. Wallace schlug seinen Nachbarn vor, ihre Wasserrechte an ihn abzutreten. Doch selbstverständlich weigerten sich die Leute, ihr Wasser zu verkaufen.
Im Big Chaparral Saloon kam es zu erregten Debatten, und immer wieder flogen die Fäuste. Die Lage eskalierte, und immer mehr Leute wünschten Wallace zum Teufel.
Dann erschienen die ersten Revolvermänner im County. Der Großrancher, dem es an Dollars nie zu fehlen schien, hatte sie kommen lassen und bezahlte sie dafür, dass sie seine Nachbarn unter Druck setzten. Wie ein schlimmes Fieber brach der Weidekrieg in Chaparral County aus.
So standen die Dinge, als Frank Dillinger, ein hoch gewachsener, stämmiger Mann mit von Wind und Wetter zerfurchten Gesichtszügen, an jenem Abend aus seinem Ranchhaus trat und in Richtung Süden spähte.
Er hielt Ausschau nach seinem Sohn Bobby Junior, der am Morgen hinüber zu den Kelters geritten war und der längst wieder zur Ranch hätte zurückkehren sollen. Bobby Junior war ein vernünftiger Junge, und wenn er sagte, dass er in ein paar Stunden zurück sein würde, dann konnte man sich darauf verlassen.
Wo blieb er also?
Dillingers Blick wanderte durch das weite Tal.
Überall ringsum auf den Hügeln weideten seine Longhorns, prächtige und gesunde Tiere, von denen er inzwischen über fünftausend besaß und die ihm oben in Santa Fe eine schöne Stange Dollars einbringen würden.
Er hatte gut gewirtschaftet, und sein Fleiß zahlte sich aus. Drei Cowboys trieben gerade einige Tiere zusammen, während der alte John McGuire, der seit langen Jahren für die Dillingers arbeitete, vor dem Wohnhaus der Cowboys ein Feuer für das Abendessen anzündete.
Der Rancher sah, dass Eve und Sue Ann vom Creek herüber zum Haus kamen. Beide trugen große Weidenkörbe mit Wäsche, die sie nun neben dem Haus zum Trocknen aufhängen wollten.
Sue hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt: das hübsche Gesicht mit den großen, blauen Augen, das üppige, blonde Haar und die kurvenreiche Figur. Ohne Zweifel war sie zu einer der schönsten Frauen im County herangewachsen, und Dillinger hatte sich manches Mal gefragt, was sie wohl aus ihrem Leben machen würde. Ob sie eine Ranchersfrau wurde wie ihre Mutter? Oder ob sie einen Mann drüben in der Stadt fand? Seine hübsche Tochter würde ihm in schönen Kleidern und in einem großen Haus gut gefallen.
Doch wo blieb Bobby Junior?
In diesem Augenblick bemerkte der Rancher den Reiter auf dem Hügel oberhalb der Ranch. Es war ein einzelner Mann, der jedoch ein weiteres Pferd am Zügel hinter sich her führte. Er zügelte seine Tiere auf der Hügelkuppe und blickte hinunter ins Tal. Dann trabte er langsam hinunter zum Ranchhaus.
Der Reiter kam näher, und Dillinger sah, dass auf dem Packpferd ein Toter lag. Ein entsetzlicher Verdacht krallte sein Herz zusammen. Auch die beiden Frauen hatten den Reiter längst bemerkt, und Eves Gesichtszüge schienen plötzlich vom Schmerz verzerrt.
»Bobby!«, schrie sie. Ihre Stimme klang grell. So schnell sie nur konnte, rannte sie dem Reiter entgegen. Sie blieb neben dem Packpferd stehen und stieß einen erschütternden Schrei aus. »Bobby!«
Nun lief auch Dillinger zu dem Fremden hin. In der Tat lag die Leiche seines Sohnes über dem Rücken des Packtieres.
»Bobby!«, schrie Eve wieder und wieder. Sie war wie von Sinnen.
Der Reiter stieg aus dem Sattel. Er trug einen breitkrempigen Hut, unter dem sein lockiges, blondes Haar hervorwucherte, ein verwaschenes, dunkles Hemd und alte Blue Jeans. Dillinger entdeckte zwei große Colts im Gürtel des Mannes.
Der Fremde sah den Rancher und seine Frau an.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Bobby!«, schrie die Ranchersfrau.
Frank Dillinger ergriff den Zügel des Packpferdes und führte es zum Haus. Die anderen folgten ihm. Vor dem Haus hob er seinen toten Sohn vorsichtig und zärtlich vom Rücken des Tieres und bettete ihn ins Gras.
Jemand hatte ihm in den Kopf geschossen. Mit entgeisterten Mienen starrten er und seine Frau auf den Toten. Auch Sue Ann kam herbei und warf sich schluchzend über die Leiche ihres Bruders.
»Verdammt!«, stieß Dillinger hervor. Entsetzlicher Schmerz und ohnmächtige Wut zerrissen seine Seele.
»Mein Name ist Joe Miller«, erklärte der Fremde. Seine Stimme klang hilflos. »Ich habe diesen Mann auf einem Hügel, etwa drei Meilen südlich von hier, gefunden. Er war schon tot. Jemand hatte ihn an den Füßen am Ast eines Baumes aufgehängt.«
»Mein Gott!«, stieß Eve hervor.
»Ich denke, Sie sprechen vom Fingers Point«, erklärte Dillinger.
»Es ist möglich, dass der Hügel diesen Namen trägt.«
Der Rancher nickte und blickte aus tränenverschleierten Augen auf seinen Sohn.
»Es tut mir leid«, wiederholte Miller.
»Bringen wir Bobby ins Haus!«
✰
Einige Stunden später ...
Die Nacht hatte sich über das weite und wilde Land gesenkt, und der Himmel war übersät von einem Meer aus funkelnden Sternen. Selten hatte Joe Miller einen solch beeindruckenden Nachthimmel gesehen wie hier unten in New Mexico.
Er hatte sein Pferd getränkt und saß nun auf einer Bank vor dem Ranchhaus; er wollte die Dillingers bei ihrer Trauer nicht stören.
Der Rancher hatte ihm einen Krug mit Wasser und einen großen Teller mit gebratenem Fleisch, Kartoffeln und Bohnen gebracht. Joe saß an einem hölzernen Tisch, aß und trank und hing seinen Gedanken nach.
Nach einiger Zeit wurde die Haustür geöffnet, und Frank Dillinger kam ins Freie. Er hielt eine Whiskyflasche und zwei Gläser in den Händen. Er setzte sich zu Miller und goss beiden von dem Whisky ein.
»Ich möchte Ihnen noch einmal danken, dass Sie mir meinen Sohn gebracht haben«, sagte er.
Miller nickte und trank einen Schluck.
»Haben Sie eine Idee, wer Ihren Sohn getötet hat?«, fragte er nach einem Augenblick.
Der Rancher nickte. »Vielleicht. In diesem Land herrscht Krieg.«
Miller schwieg.
»Wir hatten vor einigen Wochen Besuch von drei Revolvermännern«, erklärte der Rancher. »Von miesen Typen, die für einen verdammt bösartigen und auch verdammt reichen Mann drüben in Chaparral arbeiten. Die Southern Pacific baut dort gerade an einem Verladebahnhof, von dem aus Longhorns in den Osten transportiert werden sollen. Angeblich hat dieser Mann schon Verträge mit Dutzenden von Schlachthöfen abgeschlossen und will viele Tausend Tiere in den Osten liefern. Um diese Herden zu züchten, benötigt er Land und vor allem Wasser.«
»Und Sie wollen dieses Land nicht an ihn verkaufen?«
»Nein«, erklärte Dillinger knapp. »Ich lebe seit zwanzig Jahren auf meiner Ranch.«
»Dies ist ein wunderschönes Anwesen. Auch ich würde nicht verkaufen.«
Beide Männer schwiegen.
»Haben Sie am Fingers Point Spuren gesehen?«
»Nein, der Wind hatte alles verwischt.«
»Wie sehen Ihre Pläne aus?«, fragte Dillinger. »Ich sollte nicht nur von mir sprechen.«
»Ich bin auf dem Weg nach Kalifornien«, erklärte Miller. »Dort soll man ein gutes Leben haben. Es gibt Gold, und es gibt gutes Weideland. Aber auch der Wind hat kein rechtes Ziel. Lautet der Name des Mannes, mit dem Sie im Streit liegen, vielleicht Bill McCraw?«
Dillinger warf seinem Besucher einen fragenden Blick zu.
»Nein. Wie kommen Sie darauf? Er nennt sich Bill Wallace.«
»Da gibt es keinen besonderen Grund. Ich habe den Namen McCraw drüben in Texas gehört.«
»Sie wollen nach Chaparral reiten?«, fragte der Rancher einen Augenblick später.
»Vielleicht. Ich brauche einige Vorräte. Und ich muss auch ein paar Dollars verdienen.«
»Wenn Sie wollen, können Sie für mich arbeiten«, sagte Dillinger. »Ich benötige immer gute Männer. Und ich werde Ihnen einen guten Lohn zahlen. Das sollte selbstverständlich sein.«
Doch Miller schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich muss weiter.«
✰
Wieder war eine Stunde vergangen. Wieder saß Miller allein am Tisch, trank von dem Whisky, den der Rancher gebracht hatte, und hing seinen Gedanken nach.
Also hatte McCraw seinen Namen geändert. Warum auch nicht? Verdammt viel Geld zu machen und steinreich zu werden, war schon immer sein Traum gewesen. Dafür war er bereit, über Leichen zu gehen.
Offenbar wähnte er sich hier in Chaparral County am Ziel seiner Wünsche.
Miller hing seinen Erinnerungen und Gedanken nach, sah wieder das brennende Ranchhaus vor sich und hörte die Schreie. Auch er näherte sich seinem Ziel. Er hoffte, dass McCraw ihn nicht erkennen würde. Miller war damals noch ein Junge gewesen. Darin bestand seine Chance.
Sue Ann trat aus dem Haus und kam auf ihn zu. Ihr langes Haar und ihre Haut schimmerten im Licht des Mondes. Er fand sie wunderschön.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«, fragte sie und lächelte zögernd.
»Selbstverständlich«, antwortete er.
Sie setzte sich. »Es tut mir leid, dass Sie den ganzen Abend über alleine hier draußen sein müssen«, erklärte sie. »Wir sind keine guten Gastgeber. Noch nicht mal unsere Cowboys leisten Ihnen Gesellschaft.«
»Einer der Männer war gerade bei mir, und wir haben uns ein wenig unterhalten.«
»Das ist gut!« Sie lächelte.
»Dies ist eine wunderschöne Ranch«, stellte Miller fest.
»Ja.«
»Ihr Vater hat mir von Ihren Schwierigkeiten erzählt.«
»Wir Rancher wehren uns. Bei Bobby Juniors Begräbnis werden sich alle Nachbarn treffen und miteinander sprechen.« Wut schwang in ihrer Stimme mit.
»Das ist kein schönes Thema für eine junge Lady«, sagte er.
»Ich bin nicht aus Zucker.«
»Nein.« Viel lieber hätte er ihr ein Kompliment gemacht, doch heute Abend wäre es unpassend gewesen.
Sie sah ihn an. »Falls Sie nach Chaparral reiten, passen Sie auf sich auf.«
Nun lächelte er. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Miss.«
»Sie sind ein guter Mann«, sagte Sue Ann und strich eine Locke ihres langen Haares aus der Stirn zurück. »Ich mag Sie.«
»Wie kommen Sie darauf? Sie kennen mich doch überhaupt nicht.«
»Ich sehe Sie an.«
»Ein hübsches Mädchen wie Sie sollte so etwas nicht zu mir sagen«, entgegnete er und trank einen Schluck Whisky.
Sie lächelte wieder. Ihr Lächeln war wie ein Licht. »Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen.«
»Mir geht es ganz genauso!«
»Wenn Sie mögen, so schlafen Sie doch drüben im Wohnhaus der Cowboys«, schlug sie vor. »Dort gibt es zwei leere Betten.«
Er schüttelte den Kopf. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich bleibe lieber unter dem offenen Himmel.«
»Ja, das kann ich verstehen. Aber holen Sie sich wenigstens etwas Heu aus der Scheune.« Sie wies auf das kleine Gebäude. »Es ist warm und weich. Dann schlafen Sie besser.«
»Das ist eine gute Idee«, sagte er.
Sue Ann erhob sich. »Gute Nacht!«
»Gute Nacht!« Rasch lief sie zurück ins Haus.
✰
»Er ist verschwunden«, sagte John McGuire. Es war früh am Morgen, und der Cowboy war gerade zu der Scheune hinübergegangen, neben der Miller geschlafen hatte.
Frank Dillinger kam aus dem Ranchhaus. Er ging zu dem Cowboy hinüber.
»Ja, ich habe Hufschlag gehört«, erklärte er. »Es war noch dunkel, er ist noch in der Nacht weitergezogen. Ich hatte ihm einen Job mit guter Bezahlung angeboten, aber er wollte ihn nicht haben.«
»Ein merkwürdiger Mann«, stellte McGuire fest. »Ich hatte mich gestern Abend ein wenig zu ihm gesetzt, und er stellte mir alle möglichen Fragen über Bill Wallace. Wie lange er schon in Chaparral County lebt und ob man weiß, woher er gekommen ist.«
»Ja, das ist sonderbar«, meinte Rancher.
»Ein Freund dieser verdammten Killer scheint er aber nicht zu sein.«
»Nein, diesen Eindruck hatte ich auch nicht. Aber er zählt zu den Männern, die nicht viel reden.«
»Das kann sein.«
»Wir werden Bobby Junior übermorgen begraben«, erklärte der Rancher. »Er wird der Erste sein, der auf der Ranch beigesetzt wird. Ein Sohn sollte nicht vor seinem Vater sterben, das ist gegen die Natur. Dort drüben, am Fuß dieses Hügels, werden wir ihn zur letzten Ruhe betten.«
»Verdammt, ich habe Bobby gemocht«, sagte McGuire. »Als Kind hat er immer auf meinen Knien gesessen.«
»Ja.« Die kräftige Statur des Ranchers straffte sich. »Unsere Männer sollen zu sämtlichen Nachbarn reiten und sie zu dem Begräbnis einladen: Die Kelters, die Dawsons, die Spencers und alle anderen. Wenn Bobby unter der Erde liegt, werden wir uns darüber unterhalten, was zu tun ist. Ich werde Wallace nun ein Ende bereiten.«
McGuire nickte. »Sheriff Masters wird einen Beweis verlangen, dass Wallace hinter dem Mord steckt.«
Dillinger spuckte aus. »Masters ist eine Ratte. Er ist Wallace' Geschöpf.«
»Das weiß jeder. Und dennoch wird er so tun, als sei er ein ehrenwerter Mann. Und die Leute von der Southern Pacific werden sich ebenfalls auf Wallace' Seite schlagen: Er unterstützt schließlich den Bau ihres Bahnhofs.«
»Ich weiß, dass Bill Wallace verdammt mächtig ist«, stieß der Rancher hervor. »Und dennoch wird er mich nicht von meinem Land vertreiben können, und ich werde Bobby Juniors Tod rächen.«
»Auf mich kannst du zählen«, sagte der Cowboy.
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Das Städtchen Chaparral war in den späten achtzehnhundertsechziger Jahren gegründet worden, nachdem man in den kahlen Bergen im Norden Silber gefunden hatte. Stollen wurden angelegt. Man suchte nach dem großen Glück und Geld, und zahlreiche Menschen strömten in das neu entstandene County. Es waren Menschen aller Hautfarben, es waren Minenarbeiter, Händler und Geschäftsleute, Revolvermänner, Spieler, Sängerinnen und Huren. Binnen weniger Monate wuchs die Einwohnerzahl der Stadt auf mehrere Tausend.