1,99 €
Nach dem Bürgerkrieg liegt Texas am Boden. Die Yankee-Ausbeuter schnüren den Ranchern die Luft ab, um alles an sich zu reißen. Es kann nur eine Rettung geben: eine Herde der besten und zähesten Rinder bis nach Montana zu treiben, wo die Longhorns in Gold aufgewogen werden.
Dan Donner und die schöne Mabel Galbraith wollen es wagen und sich mit einer eisernen Mannschaft und sechstausend Stück Vieh auf den unmöglich erscheinenden Trail machen - durch tausend Gefahren und allen Strapazen und Hindernissen zum Trotz!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Die Donnerherde
Vorschau
Impressum
Die Donnerherde
Nach dem Bürgerkrieg liegt Texas am Boden. Die Yankee-Ausbeuter schnüren den Ranchern die Luft ab, um alles an sich zu reißen. Es kann nur eine Rettung geben: eine Herde der besten und zähesten Rinder bis nach Montana zu treiben, wo die Longhorns in Gold aufgewogen werden.
Dan Donner und die schöne Mabel Galbraith wollen es wagen und sich mit einer eisernen Mannschaft und sechstausend Stück Vieh auf den unmöglich erscheinenden Trail machen – durch tausend Gefahren und allen Strapazen und Hindernissen zum Trotz!
Amarillo in Texas, Anfang April
Es regnete seit drei Tagen, was in Texas selten geschah.
Dan Donner sah aus dem Fenster und sagte: »Mieses Wetter. Aber die Natur braucht das.«
Lilly Armstrong, ein Saloongirl, saß nackt auf ihm und hatte seinen Lustspeer tief in sich.
Sie stöhnte: »Ich bin auch Natur, und ich brauche es auch. Tu nicht so gleichgültig, ich weiß, dass es dir gefällt.«
Dan hatte sie foppen wollen. Wellen der Lust durchfluteten ihn. Lilly war hübsch und eng gebaut. Sie ritt heftig auf ihm, spürte sein Glied tief in der Scheide und näherte sich dem Orgasmus.
»Ah, ja, so ist es gut! Du kannst das.«
Dan fasste ihre vollen Brüste und drückte sie. Lilly kam mit Stöhnlauten und Schreien, wie er es von ihr gewöhnt war.
»Klar gefällt es mir.«
Der hochgewachsene, dunkelhaarige Mann zog sie an den Schultern herunter und küsste sie intensiv. Ihr Mund schmeckte nach dem Wein, den sie zuvor getrunken hatte – in Maßen.
Dan ließ ihr etwas Zeit. Dann packte er mit einer Hand ihre Pobacke, die andere hatte er an ihrer Brust. Lilly war nach vorn gebeugt. Dan bewegte sich seinerseits heftig in ihrem Schoß, um zum Orgasmus zu kommen.
Das geschah dann schon bald. Erhitzt und befriedigt nach der gestillten Lust lag das Paar nebeneinander. Da polterten Schritte die Treppe herauf. Zwei Paar Stiefel verursachten sie.
An der Tür wurde probiert, sie war abgeschlossen.
Eine raue Stimme rief: »Lilly, ich weiß, dass du drin bist. Ist er bei dir, dieser Hurensohn, der Halunke – der gottverdammte Dan Donner?«
Lilly erschrak. Abrupt setzte sie sich neben Sam auf.
»Das ist Sam, Rough Sam Stanton, mein Verlobter. Der hat mir gerade noch gefehlt! Du musst dich verstecken, Dan.«
»Wo denn? Unterm Bett, das ist zu eng, da passe ich nicht drunter. Oder im Schrank? Das mache ich nicht. Wer bin ich denn, dass ich so etwas tue?«
»Rough Sam hat Bärenkräfte. Er reißt dich in Stücke, wenn er dich hier findet. Und mich bringst du in größte Verlegenheit. Ich bitte dich, ich flehe dich an! Flieh, tu es für mich, und wenn es nur das eine Mal ist. Ich habe dir nichts verweigert. Jetzt musst du mir auch mal einen Gefallen tun. Spring aus dem Fenster.«
»Wir sind hier im zweiten Stock.«
»Du schaffst das. Du bist gelenkig wie ein Puma. Bitte. Darling.« Sie küsste ihn wieder.
»Und meine Klamotten?«
»Die schmeiße ich dir nach. Beeil dich!«
Rough Sam Stanton, Brasada-Rancher und ein berüchtigtes Raubein, bollerte mit der Faust an die Tür.
»Was redet ihr denn da drinnen?« Stanton hatte scharfe Ohren. »Mach sofort auf, oder ich trete die Tür ein!«
Dan fuhr aus dem Bett hoch und zog Hose und Stiefel an. Lilly saß mit angstgeweiteten Augen im Bett, die Decke kurz unter ihrer prächtigen Oberweite um sich geschlungen.
Das brünette Girl machte Kulleraugen.
»Sam, Sammieboy!«, rief sie flehend. »Ärgere mich nicht. Ich weiß nicht, wer dir einen Floh ins Ohr gesetzt hat. Ich bin ganz allein, und ich brauche dringend Ruhe. Mir geht es ganz grässlich. Ich habe Menstruationsbeschwerden, Unterleibskrämpfe. Migräne noch dazu. Ich kann jetzt niemanden gebrauchen.«
Lilly sprach jammervoll. Draußen wurde es ruhig. Dan grinste schon. Vielleicht brauchte er nicht aus dem Fenster zu springen und auf seinem Pinto abzuhauen, der um die Ecke vom Hotelzimmer stand.
Stantons Stimmlage hatte sich verändert.
»Ach, du Arme.« Es klang mitfühlend. »Du tust mir ja so leid. Arme Lilly. Soll ich den Doc kommen lassen oder dir im Drugstore eine Medizin holen?«
»Nein, Sam. Ich komme schon damit klar. Nur, verstehe bitte, ich möchte allein sein. Mir geht es jammervoll. Mein Unterleib, mein Kopf! Oh, oh, oh!«
Stanton klopfte ganz sacht.
»Dann wünsche ich gute Besserung. Soll ich dir wirklich nichts kommen lassen? Ich entsinne mich dunkel, dass meine Tante Emily bei Frauenbeschwerden Calomel genommen hat.«
»Das habe ich da. Danke für deine Fürsorge.«
»Soll dir das Zimmermädchen eine Wärmflasche bringen, die du dir auf den Bauch legen kannst?«
»Nicht nötig, mein Lieber. Lass mich einfach allein.«
Dan grinste. Er hatte seinen Waffengurt über die Schulter gehängt und trug die restliche Kleidung unterm Arm.
Rough Sam Stanton flüsterte durch die Tür: »Soll dein Sammieboy vielleicht reinkommen und dein Bäuchlein massieren? Das könnte die Schmerzen lindern.«
Lilly stöhnte erbarmungswürdig.
»Nein, danke, lieber nicht. Lass mich einfach allein und im Bett liegen, bis es mir besser geht. Wir sehen uns dann im Saloon.«
»Ja. Gute Besserung.«
Schritte entfernten sich leise. Dan hob den Daumen zum Victoryzeichen. Den haben wir abgewimmelt, hieß das, und: Das hast du fein gemacht.
Lilly lächelte. Sie wirkte selbstzufrieden. Den Tropf wickle ich allemal um den Finger, drückte ihre Mimik aus.
Da hörte man wieder Geräusche vor der Tür. Krachend flog sie auf, als sich ein schwerer und muskelstrotzender Körper dagegen warf. Die Tür riss es sogar aus den Angeln. Sie krachte auf den Boden. Auf der Schwelle stand Rough Sam Stanton und füllte den Türrahmen komplett aus. Er war untersetzt, dunkel gekleidet, mit borstigem schwarzem Haar und zusammengewachsenen Augenbrauen.
Alles in allem ein Typ, mit dem nicht gut Kirschenessen war. Hinter ihm stand sein hagerer gelbhaariger Vormann Jamie Wilkins.
»Wusste ich es doch!«, dröhnte Stanton. »Du betrügst mich! Mit uns ist es aus, du Aas. Und dir, Dan Donner, breche ich alle Knochen im Leib und werfe dich aus dem Fenster. Wer vögeln kann, kann auch fliegen.«
Lilly schrie erschrocken auf und zog die Bettdecke über die Brüste hoch, eine Geste. Sammieboy hatte sich nicht täuschen lassen und sie seinerseits mit seinem geheuchelten Verständnis und Mitleid getäuscht. Jetzt stürzte sich Sammieboy wie ein wilder Stier auf Dan Donner.
Dan versuchte erst gar nicht erst fair zu kämpfen. Er wich aus, zog seinen Navy Colt und haute Stanton den Griff mit aller Wucht hinters Ohr und gleich darauf über den Schädel. Zudem stellte er Stanton das Bein.
Dan war schnell wie eine Wildkatze. Stanton landete auf dem Bauch, dass es krachte. Dan wendete sich sofort dem Vormann zu. Der ging mit schwingenden Fäusten auf ihn los. Dan hielt den Colt noch am Lauf.
Er streckte ein langes Bein aus und traf Wilkins mit einem Tritt mittschiffs. Wilkins ging zu Boden, die Hände vor den Unterleib gepresst. Lilly saß wie erstarrt im Bett.
Dan sprang über den am Boden liegenden Wilkins weg und wechselte den Griff am Colt, sodass er ihn nicht mehr am Lauf, sondern schussbereit hatte. Bron Slack, ein hitzköpfiger junger Schießer aus Stantons Mannschaft, kam mit dem Revolver in der Faust von der Treppe den Gang entlang.
»Was hast du mit dem Boss gemacht?«
Als er auf Dan anlegte, schoss der ihm in den Arm. Slack ließ den Revolver fallen, hielt sich den Arm und jammerte fürchterlich. Seine Knie gaben nach. Sie knickten ein, und er setzte sich im Hotelkorridor auf den Boden.
»Ich kann das nicht sehen«, jammerte er. »Ich kann mein eigenes Blut nicht sehen!«
Dann wurde er ohnmächtig. Dan glaubte zuerst an einen Trick. Doch als er Slack fest ins Ohr kniff, reagierte der nicht. Daraufhin zog er ihm ein Augenlid hoch und näherte seinen Zeigefinger der Pupille. Sie veränderte sich nicht, Slack zeigte keine Reaktion.
Er war tatsächlich besinnungslos. Dan hob Slacks Revolver auf und steckte ihn in den Hosenbund.
»Und so etwas will ein harter Bursche sein«, sagte er, als er ins Hotelzimmer zurückging.
Er überlegte kurz, was Rough Sam wohl sagen würde, wenn er erfuhr, dass der junge Slack, der sich ihm als Revolverschwinger und harte und coole Nummer angepriesen hatte, kein Blut sehen konnte. Jedenfalls nicht das eigene. Dann war Slacks Karriere in Stantons Mannschaft beendet.
Das war jedoch nicht Dans Problem. Im Hotelzimmer saß Lilly kreidebleich und aufrecht im Bett. Wilkins lehnte krumm und schief an der Wand. Er sah aus wie Weißbier mit Spucke.
In der Hand hielt er seinen Colt, hatte ihn jedoch nicht auf Dan gerichtet.
Stanton lag mit zwei großen Beulen am Kopf auf dem Boden und hörte die Englein singen.
Dan knurrte Wilkins an: »Versuch es lieber nicht, Vormann. Eurem Youngster habe ich grade den Arm zerschossen. Du kannst es genauso etwas haben.«
Wilkins starrte ihn an und schluckte. Sein Adamsapfel hüpfte.
Kopfschüttelnd ließ er den Revolver auf den Teppich fallen.
Zu Dan sagte er nichts, doch zu Lilly, denn irgendjemand musste er anranzen.
»Treulose Schlampe.«
Lilly schluchzte. Die Tränen liefen ihr herunter, ihre Wimperntusche verschmierte. Fast hatte Dan Mitleid mit ihr. Andererseits wieder nicht. Er hatte gewusst, dass sie mit Rough Sam ein Techtelmechtel hatte, dass der um sie buhlte.
Von einem Verlöbnis hatte sie ihm nichts gesagt. Ob Dan dann von ihr Abstand genommen hätte, wusste er nicht. Rough Sam war nicht sein Freund. Sie mochten sich nicht, verschiedentlich waren sie aneinander gerasselt.
Bisher nur mit Worten in den Saloons von Amarillo und Lubbock, wo sie beide verkehrten. Eine Schlägerei oder Schießerei hatte es zwischen ihnen noch nie gegeben. Doch zweimal hatte nur noch ein Haar gefehlt, und es wäre passiert.
Jetzt war es unausweichlich. Stanton würde nicht hinnehmen, dass Dan ihn auf die Bretter schickte, bewusstlos schlug. Er würde behaupten, überrumpelt worden zu sein, und Genugtuung fordern.
Als ob ich nicht schon genug andere Sorgen hätte, als mich mit diesem rachsüchtigen Gockel herumzuschlagen, dachte Dan. Er fragte sich, wie er mit Stanton und seinen beiden Männern verfahren sollte.
Die Entscheidung nahm ihm Earl Worriner ab, seines Zeichens Sheriff von Amarillo und des dazugehörigen Counties. Plötzlich stand der Sheriff mit der Shotgun im Anschlag im Flur.
»Waffe weg, Donner!« Der Hotelbesitzer hatte den Sheriff verständigt. Vom Hotelpersonal und den paar anwesenden Gäste der Wanzenabsteige, wie böse Zungen das »Faramont Hotel« nannten, zeigte sich niemand. »Ihr seid alle verhaftet.«
✰
Dan Donner, die schöne Lilly, Rough Sam Stanton und die beiden Männer auf seiner Lohnliste fanden sich alle beim Sheriff in dessen Office wieder. Es war groß und geräumig. Der Einfachheit halber, damit sie ihm nicht wegliefen, steckte der Sheriff die fünf in Gefängniszellen. Er hatte ein Dutzend davon. In Amarillo war besonders an den Markttagen, beim Rodeo und beim Viehverkauf allerhand los.
Großspurig stapften dann auch die Besatzer umher, die verhassten Blauröcke. Es war kurz nach dem Krieg, der die Nation gespalten hatte. Texas lag nach dem Bürgerkrieg am Boden. Die Carpetbagger, Heuschrecken und Geschäftemacher aus dem Osten, machten sich breit und rafften gierig an sich, was sie bekommen konnten.
Man schrieb das Jahr 1866. Ein Aufschwung für Texas war nirgends in Sicht. Die Rinder, der Reichtum der Texaner, vermehrten sich wie die Karnickel. Ihr Marktwert in Texas war praktisch bei Null. Die Einheimischen litten Not und nagten am Hungertuch.
Dan Donner, ein Rancher aus der Brasada, hatte eine Idee, das zu ändern. Deshalb war er nach Amarillo gekommen und hatte eine Rancherversammlung einberufen. Sie sollte am nächsten Tag stattfinden. Dan hatte bis dahin eine Abwechslung gesucht. So war er mit Lilly Armstrong, der Saloonschönheit, im Bett gelandet.
Nicht zum ersten Mal. Er kannte Lilly schon eine Weile und vergnügte sich ab und zu mit ihr – oder sie mit ihm. Die Ehe hatte er ihr nie versprochen, noch Andeutungen in diese Richtung gemacht. Rough Sam Stanton, ebenfalls ein Rancher – seine Ranch war viel größer als die von Dan und hundert Meilen von dieser entfernt, was in Texas aber noch als Nachbarschaft galt –, war bei Lilly weiter vorgeprescht, was die Ehe betraf.
Dan war ein Frauentyp, Stanton nicht. Der Lazy S Rancher tat sich mit dem schönen Geschlecht schwer. Seine schroffe Art kam bei Frauen schlecht an.
Sheriff Worriner verhörte die an dem Zusammenstoß im Hotel Beteiligten einzeln in seinem Vernehmungszimmer.
»Was hast du dir dabei gedacht, mit Lilly Armstrong im Hotel ins Bett zu steigen, Dan?«, fragte der Sheriff. »Ich hätte dir mehr Verstand zugetraut, als dich dabei erwischen zu lassen.«
»Da hat mein Schwanz gedacht«, antwortete Dan wahrheitsgemäß. Der Kopf war es nicht gewesen. »Woher sollte ich wissen, dass sie mit Rough Sam verlobt ist? Und, ist es nicht ihre Sache, in dem Fall die Beine zusammenzuhalten, was andere Männer betrifft?«
Der Sheriff, ein bedächtiger, tüchtiger Mann, erwiderte: »Sie ist ein Saloongirl. Da kann sie nicht prüde sein. Sonst müsste sie ihren Job aufgeben.«
»Mit Männern im Saloon flirten und trinken und sich mit ihnen zu unterhalten, bedeutet nicht, mit ihnen ins Bett zu steigen.«
»Das eine führt leicht zum anderen. Doch das ist Rough Sams Problem, wenn er sich mit einem Girl von zweifelhaftem Ruf einlässt und sich mit ihr verlobt. Lilly, die ich vor dir verhörte habe, schwor, außer dir hätte sie keinen rangelassen, seit Rough Sam ihr der Verlobungsring überstreifte. Was sagst du dazu?«
Dan zuckte die Schultern.
»Okay«, sagte Worriner, ein stämmiger Mann mit einem spatenförmig gestutzten Vollbart. »Für mich ist die Sache gelaufen. Das Gesetz geht es nichts an, wer mit wem ins Bett steigt und was da gemacht wird, es sei denn, es ist Vergewaltigung oder Nötigung im Spiel. Das war es ja nicht.«
Dan schüttelte den Kopf.
»Bist nicht sehr gesprächig heute, Dan. Gebrochene Verlöbnisse gehen mich ebenfalls nichts an. Es sei denn, die Braut würde um das Kranzgeld klagen.«
Das Letztere war Ironie und grimmiger Humor. Ein unbescholtenes Mädchen, das nachweislich Jungfrau gewesen war, konnte einen Mann verklagen, der ihr die Ehe versprach und sie so dazu brachte, mit ihm sexuell intim zu werden. Sich also als angeblicher Bräutigam und Heiratsinteressent den Beischlaf erschlich und ihr die Jungfräulichkeit raubte.
Der Nachweis war allerdings schwierig.
Dan grinste nicht mal und sparte sich jeden Kommentar. Worriner wies zur Tür.
»Das war's, du kannst gehen. Die anderen auch. Geh Rough Sam aus dem Weg, das rate ich dir. Wenn es noch einmal Stunk gibt in meiner Stadt gibt oder gar geschossen wird, sitzen die Beteiligten für längere Zeit hinter Gittern. Das habe ich Rough Sam und seinem Vormann auch schon gesagt. Sie haben das Office bereits verlassen. Bron Slacks Arm wurde verbunden. Er hat den Colt auf dich gerichtet ...«
»Das war ein Remington.«
»Egal. Er hat auf dich angelegt, und du hast ihm in den Arm geschossen. Er kann froh sein, dass er noch lebt. Und Wilkins, dass er noch zwei heile Hoden hat. Du wurdest angegriffen und hast in Notwehr gehandelt. Alles andere geht mich und das Gesetz nichts an.«
»Was hat Rough Sam denn dazu gesagt?«
»Das will ich nicht wiederholen. Sonst würdest du ihn wegen Beleidigung fordern wollen. Geh, Dan. Du hast Großes vor. Ich würde dich ungern aus dem Verkehr ziehen. Das wäre es dann gewesen mit der Donnerherde und mit dir als Trailboss. Du kannst das, du schaffst da. Wenn einer das packt, dann bist du es.«
Dan stand auf. Er setzte den Hut auf, den er auf den Knien gehalten hatte.
»Danke dir, Earl, dass du mir keine Steine in den Weg legst. Morgen findet die Rancherversammlung statt. Dann muss ich diejenigen, die noch zögern, von meiner Idee überzeugen. Auch den Handlungsbevollmächtigten der Viehzüchtervereinigung im Osten. Der ist unterwegs. Das wird schwierig werden.«
Der Sheriff erhob sich ebenfalls, ging zu Dan Donner und klopfte ihm auf die Schulter.
»Hoffen wir mal das Beste. Es sieht schlimm aus mit unserem geliebten Lone Star State Texas. Im Bürgerkrieg haben wir auf die falsche Seite gesetzt. Der Krieg ist verloren, und wir auch, wenn du es nicht schaffst und neue Märkte für den Rinderüberschuss erzielst und Kapital ins Land bringt. Die Carpetbagger, diese gierigen Spekulanten und Aasgeier aus dem Osten, plündern uns aus bis aufs letzte Hemd.«
Der Sheriff schwieg einen Moment. »Der Bevollmächtigte der Eastern Cattle Union Association, fürchte ich, wird auch so ein Aasgeier sein. Er vertritt ein Konsortium von Spekulanten, die in der Viehzucht ein Riesengeschäft wittern und sich texanische Ranches und Herden billig unter den Nagel reißen wollen.«
»Das fürchte ich auch«, sagte Dan. »Damit muss ich fertig werden.«
»Weißt du, wie der Mann von der Cattle Union heißt?«
»Nein. Er wird sich uns Texas-Ranchern vorstellen. Morgen im Konferenzsaal vom Faramont Hotel.«
»Der Wanzenabsteige.«
»Dummes Geschwätz und Verleumdung. Das Faramont ist ein erstklassiges, gutes Haus.« Für die Verhältnisse im Westen war es das. »Sonst wäre ich dort nicht mit Lilly hingegangen. Es stört die traute Zweisamkeit, wenn Kakerlaken durchs Zimmer huschen oder wenn du hinterher Flöhe hast.«
»Wahr gesprochen. Pass auf dich auf, Dan. Hast du eine Beschreibung des Bevollmächtigten der Cattle Union?«
»Mir wurde von einem Mittelsmann in New York, den ich über sechs Ecken kenne, von einem Bullen von Mann mit Händen wie Bratpfannen erzählt. Der mit zwei schnellschießenden Bodyguards reist. Das soll ein ganz harter Brocken sein.«
»Dann können wir uns ja auf etwas gefasst machen.«
✰
Am folgenden Tag rollte früh morgens die Kutsche von Oklahoma City nach Lubbock durch die staubige Landschaft von Texas auf Amarillo zu. Sie hatte Shamrock hinter sich gelassen und überquerte nun den McClellan Creek, benannt nach einem Pferdedieb, der hier gehängt worden war.
Das Gespann war einmal gewechselt worden. Die rote Kutsche, durch die Farbe und die Form schon von weitem als Wells Fargo Fahrzeug erkennbar, rollte in einer Staubwolke dahin. Auf dem Kutschbock saßen Whip Charley und sein wortkarger Shotgun-Rider.
»Acht Fahrgäste«, sagte Whip Charley mit dem Kautabakpriem im Mund. »Zwei Ladies, von denen eine keine ist, ein fetter Bankier, ein Kartenhai, zwei Rancher, ein Cowboy und ein kleiner Kerl, den ich nicht einschätzen kann. Ein Winzling, grade einen Kopf größer als ein Präriehuhn, mit einem feinen Anzug und einem Pflanzerhut, so einem weißen Hut mit breiter Krempe. Dazu noch ein Spazierstöckchen. Möchte wissen, was der im Westen und in Texas will.«
»Hm.«
»Dir muss man jedes Wort abkaufen. In der Kutsche drinnen ist es ganz schön eng. Sie sitzen da drin wie die Heringe in der Dose.«
Kein Laut.