Jack Slade 942 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 942 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Link Haskins hat sich mit seinem Vater entzweit und die Ranch verlassen. In Mexiko führt er seitdem ein wüstes und ausschweifendes Leben. Doch als sein Vater heimtückisch von einem skrupellosen Landhai erschossen wird und die Familien-Ranch in Gefahr gerät, besinnt er sich der alten Werte und tritt ein gefährliches Erbe an.


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Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Im Hurenhaus gestrandet

Vorschau

Impressum

ImHurenhausgestrandet

Link Haskins hat sich mit seinem Vater entzweit und die heimatliche Ranch in Arizona verlassen. In Mexiko führt er seitdem ein wüstes und ausschweifendes Leben. Geld besitzt er mehr als genug. Erst heute hat er mit den Honoratioren des Städtchens Canatlán am Rande der gewaltigen Sierra Madre gepokert – und den Jackpot gewonnen.

Doch als sein Vater heimtückisch von dem skrupellosen Landhai Brandon Mort erschossen wird und die Familien-Ranch in Gefahr gerät, besinnt sich Link Haskins plötzlich der alten Werte und tritt ein gefährliches Erbe an ...

»Was du wollen, Señor Link?«, fragte die füllige Bordellmutter mit dem ausgeprägten Damenbart ihren Vorzugsgast. »Blond, rot, schwarz oder braun? Oder soll ich besorgen Jungfrau?«

Link Haskins hatte sich gerade auf der Veranda des Hurenhauses zu seinem Frühstück hingesetzt. Es war elf Uhr dreißig. Andere waren um diese Zeit schon von der Arbeit müde.

Er strich sich über das unrasierte Kinn.

»Woher willst du denn eine Jungfrau nehmen, Madre Annunciata?«, fragte er leicht belustigt. »Die müsste man in Durango hier in der Gegend mit der Stalllaterne suchen.«

»Oh, fast Jungfrau. Ganz ...« Die Bordellmutter küsste sich die Fingerspitzen. »Was du nun wollen?«

»Blondinen hast du auch keine, Alte, jedenfalls keine echten. Die sind alle gefärbt.«

Der große, hagere Gringo klatschte der Bordellbetreiberin auf den Hintern. Sie kreischte verhalten; er konnte sich das erlauben.

»Rot«, sagte Link und meinte damit die Haarfarbe.

»Ich dir schicken. Sie bringen Frühstück. Servieren. Nackt?«

»Wie sonst?«

Die Bordellmutter watschelte davon. Link reckte und streckte sich und gähnte so gewaltig, dass es ihm fast den Unterkiefer ausrenkte. Er hatte eine heiße Nacht hinter sich. Erst hatte er mit den Honoratioren des Städtchens Canatlán am Rand der gewaltigen Sierra Madre Monte und Poker gespielt. Ob er dabei gewann oder verlor, war ihm egal, und gerade deshalb gewann er.

Er war ein Getriebener, rastlos, entwurzelt, wie ein Blatt im Wind. Wofür und wozu er eigentlich lebte, das wusste er nicht. Aber er lebte nun mal, und seit er keine Aufgabe und kein Erbe mehr hatte, frönte er seinem Vergnügen. Geld hatte er genug, eine Menge – dafür hätte er in Mexiko ein stattliches Anwesen kaufen können, doch was sollte er damit?

Nach dem Spiel hatte er sich im Bett einer heißen Señorita gewidmet, einem der Girls von Madre Annunciata, von der man sagte, dass sie das beste Hurenhaus in ganz Mittelmexiko unterhielt. Es lag am Berghang, über dem Städtchen Canatlán mit seinen verwinkelten Gassen. Von der Veranda aus hatte man eine wunderbare Aussicht über die Stadt und das Tal und den Fluss.

Link sah die Peones im Schweiß ihres Angesichts auf den Feldern schuften. Arme Säue, dachte er, doch sie wussten zumindest, wofür sie lebten. Hatten Frau und Kinder, eine Familie, die sie mühsam ernährten. Abends fielen sie todmüde und mit schmerzenden Gliedern auf ihr Strohsacklager, doch in dem Bewusstsein, an dem Tag etwas Sinnvolles getan zu haben und nicht dem Herrgott die Zeit gestohlen zu haben.

Bei ihm, Link, dem Mann aus Arizona, war es anders. Auch Vergnügungen wurden mit der Zeit schal und zur Gewohnheit. Vielleicht sollte ich Opium essen oder das Saufen anfangen, dachte der Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht und den grauen Falkenaugen. Aber das lag ihm nicht.

Er war grade mal fünfundzwanzig und hatte, so wie er es sah, sein Leben schon hinter sich.

Lorena erschien splitternackt mit dem Tablett mit dem Frühstück auf der Veranda des Hauses, in dem Link seit mehreren Wochen einquartiert war und vor sich hin luderte. Lorena hatte brandrotes Haar. Es war zwar auch gefärbt, genauso der Haarbusch am Unterleib, doch was sollte es. Sie war schlank, jung, gerade siebzehn, doch strotzend vor Weiblichkeit und mit einem Sexappeal, der ihr aus allen Poren strömte, ein Symbol der Sinnlichkeit und des Verlangens.

Sie hatte üppige, feste Brüste mit Nippeln, an denen bunte Bänder hingen. Das hielt sie für besonders adrett. Sie knickste.

»Hier ist das Frühstück, ich bin der Nachtisch. Oder soll ich dir zuvor einen blasen, Señor Link?«

Sie sprach Spanisch, das Link fehlerfrei und fließend beherrschte. Madre Annunciata hatte zuvor Englisch gesprochen, um sich in dieser Sprache zu üben.

Link verzog keine Miene. Er war vollständig angezogen. Sein Revolvergurt hing über dem Stuhl. Nicht jeder mochte die Gringos, und er hatte, seit er in Canatlán war, schon einmal einem Burschen den Arm brechen müssen, weil der ihm sein Messer in den Rücken stecken wollte.

»No«, beantwortete er Lorenas Frage. »Ich stelle mir etwas anderes vor.«

Er sagte es ihr. Die Rothaarige grinste, räumte den Tisch ab und legte sich mit gespreizten Beinen darauf. Die Zuschauer an den anderen Tischen bekamen Stielaugen. Das waren zwei Männer, die in dem Hurenhaus übernachtet hatten, und ein paar der heißen Señoritas dort.

Das Tablett mit dem Frühstück stand in Reichweite. Link schenkte sich in aller Ruhe Kaffee ein. Dann nahm er Speck und Eier und verteilte beides auf Lorenas Lustkörper. Sie zuckte zusammen.

»Au, das ist noch heiß.«

»Hab dich nicht so, Puta. So will ich es haben.«

Link nahm sich Fladenbrot, Fruchtbrei, Oliven und was sonst noch zum Frühstück gehörte. Er setzte sich an den Tisch hinter Lorena und fing an zu essen. Den Speck und die Eier nahm er von ihrem Körper. Nicht, weil er ein ausgemachtes Schwein gewesen wäre; er wollte sich einen Gag erlauben.

»Nun?«, fragte er in die Runde. »Was glotzt ihr denn so? Habt ich noch nie jemanden frühstücken sehen?«

Er zupfte an Lorenas Schamlippen. Sie kicherte. Link speiste in aller Ruhe. Dann schickte er Lorena in sein Zimmer, wo sie auf ihn warten sollte. Eine andere Frau räumte den Tisch ab. Link rauchte in aller Ruhe noch einen Zigarillo.

Dann hängte er sich seinen Revolvergurt über die Schulter und begab sich in sein Zimmer ganz oben in dem zweistöckigen Haus, das beste Zimmer im Haus. Lorena erwartete ihn schon auf dem Bett, voller Erwartung und mit gespreizten Beinen. Link schaute hin und gähnte; was er da sah, verlockte ihn zwar, doch nicht sonderlich. Auch die Lust wurde schal und zur Gewohnheit, wenn man sie zu oft genoss.

Er ging zur Waschkommode, gurgelte, trank einen Schluck Wasser, putzte sich die Zähne mit den Fingern und spie Wasser aus. Lorena gab einen ungeduldigen Laut von sich. Link sah sie an. Sie wollte ihn, sie war sich ihrer Reize gewiss und sehr von sich überzeugt, und sie erwartete, dass die Männer vor Lust stöhnten und sprangen, wenn sie sie lockte.

Gerade deshalb tat Link es nicht. Endlich ging er dann zum Bett, zog Stiefel und Hose aus, ließ das Hemd an, legte sich zu Lorena und drang nach kurzem Vorspiel in sie ein. Er stieß tief und heftig. Lorena gab Lustlaute von sich, ob sie nun echt oder gespielt waren.

Link kam nach einer Weile.

»Soll ich den Tag über bei dir bleiben?«, fragte Lorena, als er sich von ihr gelöst hatte.

»Weiß ich noch nicht. Später werde ich ausreiten.«

»Wir könnten es auf dem Pferd im Reiten machen. Im Galopp, das ist besonders intensiv.«

»Bei der Hitze? Nein. Außerdem reite ich lieber allein.«

»Sei vorsichtig. Es sind Yaquis in der Gegend gesehen worden. Indios bravos. Wilde Indianer.«

»Die fürchte ich nicht.«

»Das sind Bestien. Sie rösten ihre Feinde lebendig auf kleinem Feuer, ehe sie ihnen das Herz herausschneiden und es roh verzehren.«

»Jaja.«

Die Mexikaner hatten vor den wilden Yaquis eine Heidenangst, mehr als vor dem Leibhaftigen. Sie machten sich schon in die Hose, wenn sie nur von weitem einen einzigen sahen. Ein halbes Dutzend Yaquis konnte, wenn sie durch die Stadt ritten, sämtliche Bewohner von Canatlán in die Flucht treiben. Oder die Einwohner verrammelten sich in den Häusern und versteckten sich. Keiner wagte es dann, auf sie zu schießen, in der Hoffnung, er und die Seinen blieben verschont.

Und die Yaquis würden sich andere Opfer suchen. Zum Glück kamen sie selten. Die Einwohner von Canatlán und Umgebung zahlten ihnen Tribut, um von ihnen verschont zu werden.

Manchmal, wenn es sie juckte, nahmen die Yaquis darauf jedoch keine Rücksicht.

Später an diesem Tag, kurz bevor er ausreiten wollte – er hielt sich fit – sah Link einen Reiter durch die staubigen Gasse kommen. Es war kein Mexikaner, der hätte die landesübliche Kleidung und einen großen Sombrero oder ein Tuch um den Kopf getragen. Der Reiter war ein US-amerikanischer Cowboy.

Was will der denn hier?, fragte sich Link. Er wird doch nicht etwa zu mir kommen? Tatsächlich kam der Reiter auf stolperndem und abgetriebenem Pferd den Berg hinauf, auf das Hurenhaus zu. Link sah ihm entgegen und stützte sich auf die Verandabrüstung.

Eine Ahnung überkam ihn. Dann erkannte er den Reiter.

»Das ist ja Old Hank von daheim!«, rief er in seiner Überraschung laut.

Dann fiel ihm ein, dass die große Arrow H Ranch in der Nähe von Tucson nicht mehr sein Zuhause war. Sein Vater, Stubborn Milt Haskins – so genannt wegen seines sturen und unbeugsamen Charakters – hatte ihn fortgejagt. Für den Alten gab es nur zwei Sorten von Meinungen: Seine, die war richtig, und falsche, das waren alle anderen.

Link kannte den treuen alten Cowboy seit er ein Kind war. Hank Robbins hatte ihn damals auf den Knien gewiegt, hatte ihm einen Holzrevolver und ein Holzpferd geschnitzt, ihm die Rotznase geputzt und ihm die Hosen gewechselt, wenn er als kleiner Purzel hineingemacht hatte. Hank hatte auch einmal eine Klapperschlange erschossen, die sonst das Kind gebissen hätte.

Und Link aus einem leeren Brunnenschacht geholt, in den er hineingefallen war. Jetzt war der Mann alt und grau und fristete auf der Arrow H sein Gnadenbrot. Link hätte ihm gar nicht zugetraut, dass er einen so weiten Ritt von der Ranch in Arizona bis nach Canatlán in Durango noch packte.

Soweit er wusste, hatte es Old Hank mit dem Rücken. Der junge Mann lief hinunter. Vor dem Haus erwartete er seinen alten Freund, denn das war er. An Hanks Gesicht sah er sofort, dass er schlechte Neuigkeiten brachte.

Old Hank war aschgrau vor Erschöpfung. Eine dicke Staubschicht bedeckte Reiter und Pferd. An dem Gaul hafteten Schweißflocken; er hatte Schaum vorm Maul und war völlig fertig.

Link hatte schon am Stolpern des Hengstes gesehen, dass das Tier völlig am Ende war. Er stützte den alten Cowboy und rief den Hausburschen herbei, damit dieser das Pferd in den Stall brachte und versorgte.

»Der Gaul ist fertig«, sagte der Hausknecht. »Ob er je wieder wird, ist die Frage. Was ist denn das für ein elender Schinder, der sein Pferd derart rücksichtslos strapaziert?«

»Mein alter Freund ist kein Pferdeschinder«, verteidigte Link Old Hank. »Er wird triftige Gründe haben derart zu reiten.«

Er führte Hank Robbins ins Haus, brachte ihn in sein Zimmer – das war schwierig wegen der Treppen, sodass Link ihn nahezu tragen musste – und setzte ihn aufs Bett. Er zog ihm die Stiefel aus, gab ihm Wasser zu trinken und rief nach der Bordellmutter. Annunciata erschien und gab Anweisungen.

Einige ihrer Girls wuschen Old Hank und gaben ihm zu essen und zu trinken. Er erhielt frische Kleidung anstelle der durchgeschwitzten verstaubten Sachen. Allmählich erholte er sich.

Das Grau in seinem Gesicht wich einer gesünderen Farbe. Er saß auf dem Bett, stand dann auf und humpelte krumm und schief zu einem Stuhl.

»Wenn ich auf dem Bett bleibe, lege ich mich gleich hinein, und dann wache ich drei Tage lang nicht mehr auf. Ich bin tausend Meilen geritten. Das war ein langer Weg. Einen Monat lang war ich unterwegs. Mein Rücken bringt mich fast um.«

Er stöhnte. Link rief, dass jemand ihn massieren sollte.

»Das hat Zeit«, sagte Old Hank. Er packte Links Hand und drückte sie erstaunlich fest. »Junge, du musst nach Hause kommen. Rette die Ranch!«

Link erfuhr, was sich in Arizona abgespielt hatte. Sein Vater war erschossen worden – von vorn, aber wer konnte sagen, ob es wirklich ein fairer Kampf gewesen war? Stubborn Milt hatte zwar einen sturen Kopf, aber keine schnelle Revolverhand. Jeder mittelmäßige Schütze konnte ihn schlagen.

Links Mutter war schon seit Jahren tot. Sie hatte ihm Geld hinterlassen und bei der Bank einbezahlt, sodass er nur er darüber verfügen konnte, aber das jederzeit. Als hätte sie schon damals geahnt, dass es zwischen ihm und seinem Vater irgendwann zum Eklat kommen würde.

Seine Schwester Daleyza hatte die Ranch verlassen – unter Protest, weil sie dort nicht länger bleiben wollte. Links jüngerer Bruder Tobe, der nach Links Fortgehen die Ranch erben sollte, unterwarf sich.

»Er will die Arrow H verkaufen, wenn er das nicht inzwischen schon getan hat«, sagte Old Hank.

Er hielt sich den Rücken, kaute an einem Stück Frijoles mit Fleischfüllung und trank hin und wieder einen Schluck verwässerten Wein.

»An wen?«, fragte Link. »Rede, Alter!«

»An wen wohl? An Brandon Mort natürlich. Er kam nach Tucson, kurz bevor du fortgegangen bist.« Das war zwei Jahre her. »Er war schon damals ein Raubwolf, als solchen hast du ihn ja auch kennengelernt und eingeschätzt. Seitdem hat er große Schritte gemacht. Ihm gehört halb Tucson, und er hat sich eine Menge Land und mehrere Ranches in die Tasche gesteckt. Er hat eine raue Mannschaft – Revolvermänner und Schläger. Cross Delahanty ist der Schlimmste davon.«

Link pfiff durch die Zähne.

»Der war damals noch nicht da. Ich kenne ihn – dem Namen nach. Er hat einen ganz üblen Ruf. Ein Killer, ein blitzschneller Schütze, der seinen Colt vermietet und über Leichen geht.«

»Eben der. Er ist Brandon Morts Bestmann und erledigt die Drecksarbeit für ihn. Wenn du seine Visage siehst, weißt du alles. Sollte mich nicht wundern, wenn er deinen alten Herrn erschossen hat, der gegen ihn nicht mehr Chancen gehabt hätte als eine Maus gegen eine Klapperschlange.« Er schwieg kurz. »Brandon Mort hat deinen Vater zuvor unter Druck gesetzt. Er wollte die Ranch. Brunnen wurden vergiftet, Zäune zerschnitten. Das Vorwerk brannte ab. Brandon Mort verstärkte den Druck. Stubborn Milt lehnte es ab. Kurz darauf hat man ihn tot auf der Weide gefunden.«

Link senkte den Blick. Der Todesfall ging ihm nahe – sie hatten sich nie gut vertragen, und der Alte hatte ihn fortgejagt. Aber er war sein Vater gewesen, das Idol seiner Kindheit, zu dem er aufgeschaut hatte.

»Scher dich zum Teufel, du bist nicht mehr mein Sohn!«, hatte er ihm hinterher gerufen. »Von mir kriegst du keinen Penny. Ich will dich hier nicht mehr sehen.«

Link war davongeritten. Das war nun zwei Jahre her, und seitdem hatte Link aus Arizona von der Arrow H nichts mehr gehört. Bis jetzt.

»Warum sollte ich denn zurückkommen?«, fragte er. »Ich wurde fortgejagt und enterbt. Was habe ich mit dieser Ranch noch zu tun?«

»Du bist der älteste Sohn. Dein Vater hat dich offiziell nie enterbt und an deiner Stelle Tobe oder deine Schwester eingesetzt. Ich weiß, dass er euer Zerwürfnis bereute und dass es ihm leid tat, dass du fortgegangen bist – und unter welchen Umständen.«

Der Anlass war eher banal gewesen. Link und sein Vater waren höchst selten einer Meinung gewesen. In Link hatte sich eine Menge angestaut. Dann hatte eine Kleinigkeit das Fass zum Überlaufen gebracht.

»So, tat er das?«

»Ja, aber er war zu stolz und zu starrsinnig, um auf dich zuzugehen. Freilich hat er sich erkundigt und auf dem Laufenden gehalten, wo du bist. Daher weiß ich es. Die Arrow H ist das Lebenswerk deines Vaters.«

»Seins, ja, meins ist es nicht.«

»Sei nicht so starrsinnig wie er, Link. Ich weiß, dass du das Zeug dazu hättest, Brandon Mort die Stirn zu bieten. In ganz Arizona ist ihm keiner gewachsen. Du wärst es. Du hast den schnellen Colt, und den Mut und die Tapferkeit und den Kopf, um es mit ihm aufzunehmen. Lass ihn die Ranch deiner Familie nicht schlucken. Er ist ein Verbrecher, ein Lump und ein übler und skrupelloser Mann. Ein Hai, gierig nach Land und nach Macht, nach mehr und immer mehr Macht. Er wird erst aufhören zu begehren, wenn man ihn mit Graberde füttert. Vorher nicht.«

Link nippte an seinem Glas mit verwässertem Wein. Pur trank ihn in Mexiko vor Sonnenuntergang niemand.

»Nein«, sagte er dann. »Mit der Arrow H verbindet mich nichts mehr. Ich bin fortgegangen, und ich komme nicht wieder. Mir geht's hier nicht schlecht. Ich habe jede Menge williger Weiber, Geld in der Tasche, kann tun und lassen, was ich will. Warum soll ich für eine Ranch kämpfen, die ich nicht haben will? Dabei Kopf und Kragen riskieren! Nach dem, was du mir erzählt hast, ist die Wahrscheinlichkeit verdammt hoch, dass ich dabei draufgehe. Brandon Mort hat zahlreiche Revolvermänner, nicht nur Cross Delahanty, der auf fünfzig Schritt im Hüftanschlag schnell ziehend einen fliegenden Sperling trifft. Da bleibe ich lieber hier. Sollen sie sehen, wie sie in Arizona und auf der Arrow H klarkommen. Mich geht das nichts mehr an.«

»Ist das dein letztes Wort, Link?«

»Mein allerletztes. Tut mir leid, Old Hank. Aber du bist die tausend Meilen hierher umsonst geritten. Ruhe dich eine Weile aus, dann reite heim, dorthin, wo du daheim bist mit deinem schmerzenden, kaputten Rücken. Ich habe dort nichts mehr verloren.«

»Deine Mutter würde sich im Grab umdrehen, Link. Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie dich hören könnte.«

»Ma hört mich nicht mehr, schon lange nicht mehr. Sie ist tot. Über ihr Grab geht der Wind.«

»Dein Vater liegt neben ihr.«

»Das ist gut so. Jetzt eine andere Frage, Old Hank. Warum bist du den weiten Weg geritten? Hättest doch mit der Eisenbahn und der Postkutsche reisen können.«

»Dafür habe ich kein Geld.«

»Wie? Du bist fünfzig Jahre lang als Cowboy geritten und hast harte Sattelarbeit geleistet und verfügst nicht einmal über die Mittel für eine solche Reise?«

»So ist es. Was ich ersparte, bekamen meine Tochter und die Enkel, die in Kentucky eine Farm haben. Was ich zuletzt erhielt, als ich kein vollwertiger Cowboy mehr war, reichte gerade so zum Leben. Davon blieb nichts übrig. Das ist unsereins Los. Dein Bruder hätte mir nichts für die Reise gegeben. Von ihm aus kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst.«

Link war gerührt. Old Hank war immer redlich und tüchtig gewesen.

»Reite heim«, sagte Link sanft. »Ich vergesse nicht, was du getan hast, als ich ein Kind war. Stubborn Milt hatte nie Zeit für seine Kinder. Er war ein harter Mann, die Ranch, die er aus dem Nichts schuf, ist sein Ein und Alles und sein Abgott gewesen. Mitnehmen können hat er sie nicht.«

»Du solltest nicht so über deinen Vater sprechen, Link, und nicht so bitter sein. Er hatte ein hartes Leben. Er hat dich und deinen Bruder und deine Schwester geliebt, zeigen konnte er es dir und Tobe nicht – vielleicht Daleyza ein wenig, weil sie ein Mädchen war.«

»Ich werde für seine verdammte Ranch nicht in den Sattel steigen und kämpfen, Old Hank, ob ich nun noch einen Erbanspruch habe oder nicht. Ich gebe dir das Geld für eine bequeme Rückreise. Dann setz dich zur Ruhe. Du bekommst von mir genug, damit du sorgenfrei leben kannst.«