Jack Slade 947 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 947 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Ein Großrancher, eine Schar Gesetzloser, die sich weitgehend aus Opfern seiner Machenschaften rekrutiert, und ein Revolverheld bilden eine explosive Mischung vor der Kulisse der Rocky Mountains in Idaho. Die Eisenhand von Ira Austin, die der unbeherrschte und machtbewusste Mann in Folge einer Kriegsverletzung trägt, verbreitet hier Angst und Schrecken. Austin wähnt sich auf dem Höhepunkt seines Machtstrebens, da kehrt der Sohn eines ermordeten Rivalen aus Texas zurück und bringt einen legendären Namen mit ...


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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Umkämpftes Land

Vorschau

Impressum

Umkämpftes Land

Als Randy McCall auf das Land zurückkehrt, das dem Namen nach seiner Familie gehört, ist aus ihm King Colt geworden, ein im Westen weithin bekanntes Revolver-Ass. Aber einen kleinen Landbesitz einem ebenso mächtigen wie brutalen Rinderkönig zu entreißen und wieder auf die Beine zu stellen, erweist sich als nur schwer lösbare Aufgabe.

Bald spitzt sich das Duell zwischen Machthunger und freiheitsliebendem Eigensinn zu einem bleihaltigen Showdown zu ...

In der Festhalle von Boise tobte der Bär. Vor einem Jahr erst war diese Halle erbaut worden. Sie fasste beinahe tausend Zuschauer. Für das dünn besiedelte bergige und waldreiche Idaho-Territorium waren das eine Menge Menschen. Ein Zirkus trat auf. Zu diesem gehörte auch Sam der Gigant, der stärkste Mann und der beste und stärkste Boxer der Welt, wie ihn sein Manager anpries.

»Unbesiegt in mehr als tausend Kämpfen!«, tönte der schnurrbärtige Manager. »Der Mann, vor dem jeder Grizzly flieht, der ein Klavier fortträgt und einen schwer beladenen Wagen zieht, wie es sonst nur vier starke Pferde fertig bringen. Sam the Giant ist schlichtweg der stärkste Mann der Welt. Er wird seine Kraft zeigen und zentnerschwere Lasten heben, Ketten zerreißen und einen Baumstamm forttragen.«

Ein ungeheurer Brocken von Mann trat aus den Kulissen hervor. Er war in ein Bärenfell gehüllt – es fiel ihm von der linken Schulter. Er hatte wallendes braunes Haar und war glattrasiert, zwei Meter groß, mit Fäusten wie klobige Steine.

Die Zuschauer staunten. Die vorherigen Aufführungen von Akrobaten, einem Kunstschützen und Seiltänzerinnen hatten ihnen wenig Respekt abgenötigt. Sam the Giant zeigte nun seine Kraft.

Er zog einen Frachtwagen. Dabei verzerrten sich seine Gesichtszüge, und er stieß kehlige Laute aus.

Dann hob und stemmte er Eisenkugeln. Ein Mann aus dem Publikum wurde jeweils in die Manege gerufen und bestätigte, dass es echte Gewichte waren. Danach zersprengte Sam mit Gebrüll die Ketten.

Vorgefertigte und getarnte Bruchstellen konnte der Prüfer allerdings nicht erkennen.

Das Publikum applaudierte. In der vordersten Reihe saß ein Mann mittleren Alters, groß und breitschultrig, mit wettergegerbtem Gesicht, einem Schnauzbart und an den Schläfen ergrauten dunkelblonden Haaren. Er verzog keine Miene bei der Vorführung.

Dieser Mann trug die Kleidung eines wohlhabenden Ranchers. Ein schwarzer Lederhandschuh bedeckte seine rechte Hand.

»Das imponiert mir alles nicht«, sagte er zum Sitznachbarn, seinem Vormann. »Am besten haben mir noch die Seiltänzerinnen gefallen. Denen hat man unter den Rock sehen können.«

Die Seiltänzerinnen hatten kurze Röckchen und darunter sehr knappe Slips getragen. Wenn diese bei den Darbietungen auf dem Hochseil verrutschten, konnte man bei ihnen bis ins Paradies blicken. Der Zirkus Grandioso musste seinen Zuschauern, in der Mehrzahl Männern, etwas bieten. Nur wenige Frauen und Kinder waren dabei.

Es gab durchaus Konkurrenz, auch in dem abgelegenen Idaho-Territorium.

»Die Seiltänzerinnen würde ich gern mal vernaschen«, sagte der Mann mit dem Handschuh.

»Beide?«, fragte sein Nebenmann, ein mittelgroßer, doch wie ein Rammbock gebauter Bursche.

»Warum nicht? Traust du mir das nicht mehr zu? Pass auf, jetzt kommt er mit dem Baumstamm!«

Fünf Männer schleppten den dicken und schweren Baumstamm im Schweiß ihres Angesichts herein. Der Hüne packte ihn. Eisenklammern waren tief ins Holz getrieben worden.

Atemlose Stille kehrte ein. Sam the Giant packte die Eisenklammern. Er konzentrierte sich. Ein Trommelwirbel setzte ein. Der Gigant stieß einen Kraftlaut aus und ging etwas in die Knie; dann hob er mit einem lauten Schrei den Baumstamm und stemmte ihn.

Ein paar Augenblicke nur, doch es war ein ungeheurer, beeindruckender Kraftakt. Sam the Giant donnerte den Baumstamm auf den Boden. Es krachte, und der Boden bebte.

»Nicht schlecht«, sagte der Mann mit dem Handschuh. »Den könnten wir auf der Ranch zum Einrammen der Zaunpfähle gebrauchen.«

Sein Nebenmann lachte. Sam the Giant hatte die Worte gehört und auch vorher schon mitbekommen, wie sich der Besucher über ihn und die Seiltänzerinnen äußerte.

Er trat an die Bande am Rand der Arena.

»Willst du was?«, fragte er den Besucher. »Wer bist du überhaupt?«

Der Mann mit dem Handschuh schwieg und schaute ihn nur spöttisch an. Sam the Giant kochte vor Zorn.

Doch sein Manager, der gleichzeitig auch Direktor des Zirkus Grandioso war, beruhigte ihn.

»Der Gentleman meint es nicht so, Sam. Er ist nur ein wenig durcheinander von der Demonstration deiner Kraft. Ladies and Gentlemen, liebe Kinder, ihr habt alle die ungeheuren Kräfte des stärksten Mannes der Welt bewundert. Bevor er abtritt – und dann bitte viel Applaus spenden! –, möchte ich noch sagen, dass Sam the Giant auch ein erstklassiger Boxer ist. Wer es wagt, gegen ihn anzutreten und drei Runden auf den Beinen bleibt, bekommt fünfhundert Dollar. Na, ist das ein Angebot? Wer hat den Mut, wer ist dazu imstande?«

Der Zirkusdirektor blickte in die Runde.

»Keiner? Ich will nicht verhehlen, dass Sam in Great Falls in Montana einen Mann von der Arenamitte bis hin zum Ausgang geprügelt hat. Das waren dreißig Meter.«

»Wer ist das denn gewesen?«, fragte der Mann mit dem Handschuh. »Ein Zwerg, ein Liliputaner?«

Im Saal mit den aufsteigenden Rängen wurde gelacht. Sam the Giant bleckte die Zähne und knurrte wie ein wildes Tier.

»Nein«, sagte der Manager, »das war ein großer und starker Mann. Hinterher war er leider tot. Well, wer wagt es? Ich erhöhe mein Angebot auf tausend Dollar. Tausend Dollar sind geboten. Wer nimmt es mit dem Giganten auf?«

Der Manager blickte sich wieder um.

»Allerdings, ich biete tausend Dollar. Wer es wagt, muss einen Hunderter als Einsatz bringen. Das ist nur recht und fair. Ich höre?«

Keiner hatte Lust, sich erschlagen zu lassen. Bis auf den Mann mit dem schwarzen Handschuh an der Rechten. Er legte die Jacke ab, spuckte sich in die Hände, auch in den Lederhandschuh, verrieb den Speichel und trat vor zur Arena. Der Manager empfing ihn und hieß ihn willkommen.

»Ah, endlich ein Mann mit Mut! Darf ich Sie um den Wetteinsatz bitten, Mister ...?«

»Brauchen Sie den Namen, um mir einen Brief zu schreiben, oder soll ich gegen Ihren Champ antreten?«

Der Manager lachte gekünstelt.

»Wie Sie meinen, Mister Lederhandschuh. Weshalb tragen Sie denn den Handschuh an der rechten Hand?«

»Daran bin ich im Krieg übel verwundet worden. Seitdem bedecke ich diese Hand. Der Anblick ist nichts für schwache Gemüter.«

»Ah, verstehe. Verbrannt oder verstümmelt?«

»So kann man es nennen. Hier sind die hundert Dollar.«

Der Herausforderer holte sie mit rechts aus der Tasche, wo er sie schon bereithielt. Er bewegte die rechte Hand etwas eigenartig, doch das fiel nicht sonderlich auf. Der Manager grabschte den Geldschein blitzschnell und gierig.

Er klopfte dem Herausforderer auf die Schulter.

»Guter Mann ...«

Der Dunkelblonde mit den angegrauten Schläfen warf ihm einen so giftigen Blick zu, dass er zurückwich. Der Manager zwang sich zu lachen.

»Ich musste im Voraus kassieren. Hinterher könnte es schwierig werden.«

»Hahaha«, höhnte der Dunkelblonde. »Fangen wir an. Wo ist denn der Fettklops?«

Sam the Giant hörte das. Er brüllte wütend auf, wie ein wildes Tier, und trommelte sich auf den breiten Brustkasten. Dann ging er vor und baute sich vor seinem Herausforderer auf.

»In welche Ecke vom Saal soll ich dich hämmern?«, fragte er ihn.

»In keine.«

Gegen den schwergewichtigen Muskelprotz und Hünen wirkte der große und breitschultrige Herausforderer fast zierlich. Mit der Linken griff er sich an den rechten Unterarm, wobei er sich so drehte, dass der Manager die Manipulation nicht sehen konnte. Der Lärm und die Unruhe im Saal übertönten ein Knacken.

Als der Herausforderer sich wieder gerade hinstellte und Kampfstellung einnahm, war seine Rechte im Lederhandschuh zur Faust geballt. Er täuschte mit links an. Dann schlug er eine krachende Gerade mit der behandschuhten Rechten direkt auf das Kinn von The Giant. Es gab einen lauten Krach, und es knackte. Der urige Kraftprotz wurde bis in die Zehenspitzen erschüttert.

Er wankte. Sofort setzte sein Gegner mit einer Rechten noch einmal nach. Es knackte wieder, und der Hüne ging wie angeschossen zu Boden.

»Er hat Pudding in den Muskeln«, erklärte der Dunkelblonde, ohne eine Miene zu verziehen. »Das habe ich gleich gesehen. Aufgepumpt ist er, nichts davor und nichts dahinter.«

Auf den Zuschauerrängen herrschte Schweigen. Dann brach ohrenbetäubender Beifall los. Die Zuschauer klatschten und trampelten.

»Iron Claw!«, riefen sie und skandierten die Worte dann. »Iron Claw. Eisenfaust. Der Rancher mit der eisernen Hand!«

Der Manager stutzte. Weitere Zirkusleute näherten sich, auch die zwei Seiltänzerinnen. Die Zirkusleute schauten bedrohlich drein. Tausend Dollar waren schließlich kein Pappenstiel. Der Zirkus mit den Tieren, die zuvor in der Manege aufgetreten waren, hielt sich gerade so über Wasser.

Reich wurde man dort nicht.

Der Dunkelblonde verzog keine Miene. Es fiel auf, dass er sich die Rechte, mit der er die verheerenden Schläge geführt hatte, nicht massierte. Nach so knallharten Schlägen hätte das der Fall sein müssen.

Der Manager im Frack fragte, als sich der Beifall gelegt hatte: »Wie haben Sie das gemacht, Mister? Darf ich mal Ihre rechte Hand sehen?«

Zwei Leute des Zirkus Grandioso hatten den hingestreckten Kraftmenschen untersucht.

Einer meldete nun: »Sam hat den Kiefer gebrochen. Und nicht nur einmal. Fühlt sich an wie ein Sack Murmeln.«

»Wie ist das möglich?«, fragten andere. »Bisher hat noch nie einer Sam schlagen können. Das haben wirklich harte Burschen vergeblich versucht.«

Der Manager wiederholte: »Können Sie mal den Handschuh ausziehen? Darf ich Ihre rechte Hand sehen? Haben Sie etwa ein Hufeisen oder Eisen im Handschuh?«

Der Dunkelblonde griff sich wieder an den rechten Unterarm. Unter seinem Hemd hörte man es knacken, laut genug, dass der Manager und andere in seiner Nähe es mitbekamen. Die Finger der Hand sprangen auf und streckten sich.

Der Dunkelblonde zog den schwarzen Lederhandschuh aus. Im Scheinwerferlicht glitzerte es metallisch.

Eine künstliche Hand kam zum Vorschein. Sie bestand komplett aus Eisen. Mit einer Stulpe war sie am Armstumpf befestigt. Durch einen Mechanismus, der mit der anderen natürlichen Hand betätigt wurde, ließen sich je zwei Finger einzeln bewegen. Auch der Daumen. Die Eisenhand konnte zur Faust geballt, in eine Stellung mit offenen Fingern gebracht und ein Stück weit angewinkelt werden.

Gegenüber den Eisenhaken, wie sie bei Piraten und Versehrten üblich waren, stellte diese Hand einen erheblichen Fortschritt dar. Damit konnte ihr Besitzer, der sehr stolz auf dieses Teil war, ein Gewehr oder einen Colt halten.

Abdrücken konnte er mit der Eisenhand nicht, höchstens eventuell eine Winchester mit dem Unterladebügel durchladen. Er konnte, wenn er es geschickt anstellte, einen einzelnen Geldschein oder Dollar mit den Fingern fassen, was er vorher getan hatte. Oder die Zügel eines Pferdes halten oder eine Schreibfeder. Die Eisenhand war ein Meisterwerk der Mechanik.

Was der staunende Manager und seine Zirkusleute nicht wussten und nicht unterm Hemd erkennen konnten, war die Länge der Eisenhand des Ranchers: samt Stulpe 37 Zentimeter.

Sie wog 1,5 Kilo. Das hatte Sam the Giant übel zu spüren bekommen.

Der Rancher sagte: »Mein Name ist Ira Austin. Mir gehört die IC, die Iron Claw Ranch. Und einiges andere. Ich bin der größte Viehzüchter von Idaho und als der Rancher mit der eisernen Hand bekannt.«

Die Zuschauer jubelten kurz und laut. Der Breitschultrige, der an der Seite Austins gesessen hatte, erhob sich. Er trug eine lange Jacke, obwohl es im Saal nicht kalt war, und öffnete sie nun. Das war Rock Diamond, auch als Roaring Rock bekannt, der Vormann und Erste der Iron Claw Ranch.

Der Manager protestierte.

»Das ist unfair, Mister. Sie hätten darauf hinweisen müssen, dass Sie eine eiserne Hand haben. Sie haben meinen Mann, Sam the Giant, mit unfairen Mitteln geschlagen. Die Wette ist ungültig. Sie bekommen die tausend Dollar nicht, ihren Hunderter Wetteinsatz behalte ich.«

Er wandte sich an seine Leute. »Bringt Sam hinter die Kulissen.«

Dann widmete er sich wieder dem Rancher: »Das wird Sie teuer zu stehen kommen, Mr. Austin. Für die ärztliche Versorgung von Sam und ein Schmerzensgeld müssen Sie auch aufkommen.«

»Das könnte dir so passen.« Ira Austin zog seinen Revolver. Er wechselte ihn in die eiserne Hand; mit der Linken betätigte er gleichzeitig die beiden Arretierknöpfe an der Hand. Der metallene Stulpen diente ausschließlich zum Anschnallen.

Die Finger schnappten zu, und die Eisenhand hielt den Colt. Abdrücken konnte der Rancher mit der Rechten nicht, doch sehr wohl mit der Linken den Hammer des Colts spannen und vorschnellen lassen.

Es war ein Double-Action-Revolver, und zudem war die Raste zurechtgefeilt. Austin konnte den Colt mit der Eisenhand halten und mit der Linken abfeuern, dann bewegte sich die Trommel um eine Kammer vorwärts. Oder er strich sogar mit der flachen Hand über den verbreiterten Hahn und jagte so die Schüsse rasend schnell hinaus.

»Das willst du gar nicht erleben, wie schnell und genau ich mit der Eisenhand schießen kann!«, fuhr Austin den Zirkusmanager an. »Oder doch?«

Der Manager zog ein bedenkliches Gesicht. Roaring Rock, der Vormann, brachte eine Winchester mit kurzer Schulterstütze anstatt eines Kolbens unter seiner Jacke hervor. Der Lauf war gekürzt. Mit diesem veränderten Karabiner konnte Roaring Rock zwölf Schuss in rascher Folge losjagen.

Er richtete seine Spezialwaffe auf die Zirkusleute.

»Hey, Iron Claw Cowboys!«, rief er. »Da will wer den Boss bescheißen.«

Sofort erhoben sich im Zuschauerraum anderthalb Dutzend Mann, in Grüppchen oder allein. Sie saßen verteilt auf den für diese und ähnliche Vorführungen errichteten Rängen. Zwei befanden sich in einer der sechs Logen. Sie hatten alles unter Kontrolle. Wenn ihr Boss das Kommando gab, konnten sie ein mörderisches Feuer eröffnen.

Zudem sah es nicht so aus, als ob die Hunderte von Zuschauern auf der Seite der Zirkusleute stehen würden. Ira Austin war ein Tyrann und gefürchtet. Er galt den Einheimischen mehr als die Zirkusleute, fahrendes und dahergelaufenes Volk.

Der Manager schluckte.

»Das muss der Sheriff klären!«, verlangte er. Laut rief er: »Sheriff. Sheriff! Holt den Sheriff her.«

»Im Saal«, antwortete eine Männerstimme.

Herb Haskins, der Sheriff von Boise und des umliegenden Ada Countys, kam durch den Mittelgang zur Manege und stieg über die Bande in die Manege.

Sheriff Haskins war groß und bärtig, etwas beleibt und um die dreißig. Der Stern glänzte an seiner schwarzen Lederweste über dem roten Flanellhemd. Der Manager deutete auf die Eisenhand.

»Ich kenne Iras eiserne Hand«, sagte der Sheriff. »Was gibt es daran auszusetzen?«

»Es ist ein künstliches Teil, eine Prothese.«

»Na und? Hand ist Hand. Hast du vorher gefragt, ob es eine natürliche oder eine künstliche Hand ist, Manager? Wie heißt du überhaupt?«

»Josh Fridell. Ich protestiere auf das Schärfste. Der Mann – Mr. Austin hat nicht gesagt, dass seine Hand aus Eisen ist.«

»Ich habe gesagt«, wandte der Rancher ein, »dass ich im Krieg verwundet wurde. Und dass ich die rechte Hand mit dem Handschuh bedecke, weil ihr Anblick nichts für schwache Gemüter ist. Mehr hast du mich nicht gefragt. Dass ich eine Ersatzhand und Eisenklaue trage, musste ich dir nicht verraten, du Laffe von einem Zirkusaffen. Und jetzt gib mir die tausend Dollar und meinen Wetteinsatz.«

Der Manager sah den Sheriff an. Der stimmte Austin zu.

»Das ist rechtens. Der Rancher hat nicht gelogen. Du musst die Wette bezahlen, Fridell. Dein Champ hat verloren.«

The Giant lag immer noch da und hörte die Englein singen. Wenn er erwachte, würde er Schmerzen haben und sich eine Weile nur flüssig ernähren können.

»Das ist ein abgekartetes Spiel!«, rief der Manager. »Ich protestiere ...«

Der Iron Claw Vormann und die Cowboys hoben die Waffen.

»Brauchen Sie Amtshilfe, Sheriff?«, rief Roaring Rock.

Ira Austin klemmte den Colt unter die linke Achsel. Mit seiner Eisenklaue, die er blitzschnell und klackend öffnete, schnappte er nach dem Oberarm des Managers. Er arretierte die Finger. Durch einen Druckmechanismus und eine starke Feder im Stulpen verstärkte er die Kraft der eisernen Klaue um ein Vielfaches.

Der Manager brüllte auf. Er wagte nicht, den viel größeren Rancher zu schlagen oder zu treten. Der hielt schon wieder den Colt in der Linken. Er war schnell und geschickt.

Wie ein gefährliches Monster wirkte er mit seiner eisernen Hand.

»Soll ich dir den Arm zerquetschen?«, fragte er und verstärkte den Druck.

»Nein, nein! Nein. Bitte nein. Ich zahle ja schon, Mr. Austin. Bitte lassen Sie mich los. Es tut furchtbar weh.«

»Das soll es ja auch.«

Der Manager wagte keinen Widerspruch mehr. Schmerzenslaute entrangen sich seiner Kehle.

Der Sheriff mahnte: »Mach mal langsam, Ira. Du sollst den Mann nicht verstümmeln. Sonst braucht er am Ende noch einen neuen Arm.«

Der mörderische Druck ließ nach. Der Manager rieb sich den Arm. Von seinen Leuten hatte keiner eingegriffen und eilte ihm keiner zu Hilfe. Der Manager rief einem von ihnen zu, er solle tausend Dollar aus der Kasse zu holen. Er gab ihm dafür einen kleinen Schlüssel.

Der Manager hatte nicht damit gerechnet, das Geld auszahlen zu müssen. Er wartete, bis er es bekam, und gab es dem Rancher.

Der hatte den Colt wieder ins Holster gesteckt. Sein Vormann und seine Cowboys senkten die Waffen, standen aber immer noch in drohender Präsenz da. Sheriff Haskins nickte zustimmend.

»So ist es recht.«

»Da fehlen noch hundert Dollar«, sagte Austin. Er hielt die Geldscheine mit den zweifach verstellbaren Fingern der eisernen Hand. »Mein Wetteinsatz.«

Als der Manager in die Tasche griff, hielt ihm der Rancher den Mund ans Ohr.

Er tuschelte ihm zu: »Den Hunderter kannst du behalten, wenn du mir die beiden Seiltänzerinnen in mein Hotelzimmer schickst. Sie sollen ein Seil mitbringen. Ich will sie nackt tanzen sehen, aber so, wie ich es mir vorstelle.«

Der Manager fragte empört: »Mister, wofür halten Sie mich und meinen Zirkus?«

Austin raunte leise, der Sheriff hörte es noch: »Für einen Hurensohn, der für Geld seine eigene Großmutter verkaufen würde. Doch die will ich nicht haben. Sondern die Seiltänzerinnen.«

Er leckte sich über die Lippen.

»Das wird ein Fest. Nicht nur meine Hand ist aus Eisen.«

»Dein Schwa ... ähm, Pimmel auch?«, staunte der Manager.

»Von der Härte her ist er das. Also, was ist mit den Seiltänzerinnen?«

»Dazu muss ich sie fragen.«

»Frag nicht lange, schick sie zu mir. Ins Mohawk Hotel, ich habe das größte Zimmer. Lass mich nicht lange warten. Sonst komme ich mit meinen Jungs wieder und haue dich und deinen Zirkus mit meiner Eisenhand kurz und klein.«

Der Rancher hob drohend die Eisenhand. Der Manager beeilte sich, ihm zu versichern, er würde seine Wünsche erfüllen. Der Sheriff stand dabei, hörte alles und sagte kein Wort. Es war klar, dass Ira Austin ihn in der Tasche hatte.

Der Rancher stiefelte davon. Die restliche Zirkusvorstellung interessierte ihn nicht mehr. Dem Manager war klar, dass Ira Austin den Coup geplant und vorgehabt hatte, sich die tausend Dollar zu ergattern. Für den Mann mit der eisernen Hand war das leicht verdientes Geld. Der Zirkus Grandioso war für die Herausforderung bekannt, für einen Kampf mit Sam the Giant tausend Dollar zu zahlen – der Direktor erhöhte immer von fünfhundert auf tausend –, wenn der Gegner des Kraftprotzes drei Runden lang auf den Beinen blieb.

Mit einem Sieg hatte man nie gerechnet.

Die Nummer war nicht gerade weltweit bekannt, doch bekannt genug, dass Ira Austin Bescheid wusste.

Sam the Giant wurde von vier starken Männern fortgetragen.

Hinter den Kulissen erwachte er, während die Vorstellung ohne Begeisterung weiterging. Ein Dompteur ließ einen zahnlosen Tiger durch brennende Reifen springen.

Sam the Giant sah sich um.

Er griff sich an den Kiefer und stöhnte: »Wo bin ich? Was ist passiert? Was hat mich getroffen?«

»Der Rancher mit der eisernen Hand mit derselben«, antwortete ihm eine Akrobatin. »Du bist an den Falschen geraten, mein guter Sam.«

Der gute Sam spuckte Blut und zwei Zähne aus.

»Das ist mir noch nie passiert.« Er nuschelte: »Ich habe gesehen, wie er die Hand bewegt hat. Die Finger und so. Ist sie wirklich aus Eisen?«

»Darauf kannst du einen lassen«, antwortete der Kunstschütze, der mit zugegen war. »Tausend Dollar sind futsch. Und dein Kiefer und dein Renommee als stärkster Mann und stärkster Boxer der Welt auch.«