Jack Slade 954 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 954 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Gold- und Silberrausch breitet sich in Nevada aus, während im Osten die USA in Nord- und Südstaaten zu zerfallen drohen. Wo Boomstädte aus dem Boden wachsen, sind auch Geldgier und Skrupellosigkeit nicht weit. Im neu entstandenen Virginia City kommt es zur Auseinandersetzung zwischen einer verschlagenen Saloon Queen und einem unwahrscheinlichen Trio von Schürfern auf ihrer ewigen Suche nach dem ganz großen Fund, der Bonanza!


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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Golden Hill

Vorschau

Impressum

GoldenHill

Ned Bolton, Rick Marvin und Little Danny D‍e‍D‍w‍y‍e‍r sind drei erfolglose junge Goldgräber. Das Pech hat sich an ihre Fersen geheftet, und sie finden absolut nichts, während andere aus ihren Claims hundert Dollar am Tag und mehr herausholen. Man kann davon ausgehen: Wenn das Trio sich einen Claim absteckt, dann ist er taub.

Als sie wieder einmal völlig frustriert und abgebrannt durch die nächtliche Zelt- und Bretterbudenstadt bummeln, werden sie Zeuge, wie der mächtige Minenking Old Virginny auf hinterhältige Weise erschossen wird. Sein Leben retten können sie ihn nicht, aber sein Erbe antreten ...

Virginia City, Silver City, Washoe, Golden Valley, Silver Springs: Städte und Ortsnamen in West-Nevada, die heute noch an die wilde und raue Goldgräber- und Silberminenzeit im 19. Jahrhundert erinnern. Heute sind sie nur noch kleinere Siedlungen oder Geisterstädte, aber damals platzten sie aus allen Nähten. Der Sechsschüsser war das Gesetz, Goldstaub und Nuggets waren die Währung.

Bärtige Digger, Revolverhelden und Spieler, leichte Mädchen und allerlei Sorten von Abenteurern gaben sich dort ein Stelldichein in der großen Zeit des Edelmetallbooms. Wenige Jahre dauerte sie, einige Jahre, dann war der Spuk vorbei, denn die Silber- und Goldvorkommen ließen nach.

Die Goldsucher und Silberkönige zogen weiter, wehten davon wie die Spreu im Wind. Einer davon war der alte Prospektor James Finney, Old Virginny genannt, ein alter Junggeselle. Er war den Frauen keineswegs ganz abhold; seinen Beinamen hatte er erhalten, weil er ein alter Hagestolz war, der sich niemals fest binden wollte. Nach seiner Meinung taugten Frauen nur zum Vergnügen und zum Kochen und Waschen.

Old Virginny war nicht der Gründer, jedoch der Namensgeber der damals – Anfang November 1859 – noch kleinen Siedlung im östlichen Vorland der Sierra Nevada.

Old Virginny zog nicht weiter, er blieb in einem kühlen Grab. Zur Namensgebung von Virginia City, einer zuerst namenlosen Town, einfach Town oder Fleck geheißen, kam es so: Der Winter war früh gekommen, eisige Winde fegten über das Land. An jenem Abend war es besonders heftig.

Goldgräber scharten sich um ein Feuer, wärmten sich in der Glut die Hände. Im nahen Wald heulten Wölfe. In der Umgebung sah man ein paar Zelte und Hütten, dazu eine Erzmühle, die mangels Rohstoffen niemals in Betrieb genommen worden war. Die Prospektoren und Digger waren ziemlich frustriert.

»Wir sollten weiterziehen«, hieß es. »Der Platz gibt nichts her.«

Old Virginny, ein Rauschebart, dessen glutrote Nase auf eine Vorliebe für alkoholische Getränke schließen ließ, verwahrte sich dagegen.

»Und ich sage euch, Jungs, ich stehe kurz davor, eine Goldmine anzuschlagen. Ich habe den Stollen schon mehrere Meter weit in die Erde getrieben. Ich werde dort fündig.«

Man bezweifelte das.

»Wie lange sagst du das schon, Old Virginny? Immer jagst du hinter dem großen Fund her, der Bonanza. Beim kalifornischen Goldrausch gehörtest du zu den Fortyninern. Mitgebracht aus den Goldfeldern von Sacramento und den anderen dort hast du nichts, nur löchrige Stiefel und einen Tripper. In der Zwischenzeit bist du auch nicht reich geworden.«

»Ich habe Erfahrungen gesammelt und gewonnen.«

»Aber kein Gold und Silber. Du bist nicht der Typ dafür, du bist ein Unglücksrabe. Selbst in einer Speisekammer würdest du noch am Schinken vorbeistolpern.«

Der alte Prospektor schwenkte wütend die halbvolle Whiskeyflasche. Er war schon reichlich angetrunken und trug derbe Kleidung. Den Colt und sein Bowiemesser hatte er am Gürtel. »Ihr werdet schon sehen, ihr Greenhorns, ihr Banausen! Ihr habt keine Ahnung. Ich rieche das Gold.«

»Das bildest du dir bloß ein. Hier gibt's nichts, was sich zum Schürfen lohnte. Kein Gold und kein Silber, nur Sand und Gestein. Der Fleck hier hat nicht mal einen Namen.«

Old Virginny fuchtelte mit seiner Flasche. Er war so erregt, dass sie ihm aus der Hand fiel. Die Flasche zerbrach am Boden auf den harten Steinen. Der teure Whiskey versickerte in der Erde.

Old Virginny regte sich noch mehr auf.

Er fluchte fürchterlich und schrie, während die Zuschauer sich nur noch mehr amüsierten.

»Ihr werdet schon sehen! Ich finde hier was, ich stoße auf meine Bonanza. Keinen Namen, sagt ihr? Da, seht ihr, mit Whiskey taufe ich diesen Fleck nach mir auf Virginny City.«

Damit stolperte er o-beinig davon, schüttelte die Faust und wetterte. Er ging zu seinem Schlafplatz in seiner Blockhütte. Kurz darauf fand er tatsächlich Gold. Das sprach sich herum. Auch Silber war zu erwarten.

Die Boomzeit begann. Old Virginnys Whiskeytaufe hatte man sich gemerkt. Der Name blieb – etwas abgewandelt. Virginia City.

Die Stadt schoss empor, die Häuser wuchsen wie Pilze aus dem Boden, die Bevölkerung schwoll rasant an, jeden Tag kamen Dutzende, Hunderte Männer, auch Frauen, Mädchen von einnehmendem Wesen und von lockerer Moral, ganz nach der Devise: First come the miners who work in the mine, then come the Ladies who walk on the line – zuerst kommen die Bergleute, die in der Mine arbeiten, dann kommen die Girls, die auf den Strich gehen.

Virginia City boomte.

Das neue Jahr sollte James Finney nicht lange erleben.

Ende Januar, ein eisiger Tag, dem eine noch kältere Nacht folgte. Trotzdem wurde auf den Claims und in den Minen gearbeitet. Das früher namenlose Lager war innerhalb weniger Wochen nicht wiederzuerkennen. Old Virginny Finney feierte im »Shenandoah Saloon«, einer Mischung aus Lokal und Bordell, mit Prunk und Protz eingerichtet. Das Etablissement gehörte Shirley McCandles, bekannt als die Shenandoah Queen. Auch Queen Shenandoah genannt.

Ursprünglich einmal im Shenandoah Valley geboren, trieb sie sich seitdem im Westen herum. Immer umgeben von zwielichtigen Gestalten, die sie mit allen Mitteln an sich band. Böse Zungen behaupteten, aus dem Shenandoah Tal habe man sie davongejagt, nachdem sie wegen Beischlafdiebstahls und eines Mordes, den sie anstiftete, geteert und gefedert worden sei.

Die Mordanstiftung konnte man ihr nicht nachweisen.

In ihrem Etablissement ging es hoch her. Old Virginny hatte wieder sein übliches Quantum Alkohol in sich. Dass er ein reicher Minenkönig und Inhaber von Schürfrechten geworden war, änderte seinen Charakter nicht und nahm ihm nicht seinen großen Durst.

Lediglich seine Kleidung hatte sich etwas gebessert. Statt seines speckigen Lederrocks trug er nun einen Samtrock mit Pelzkragen. Den hatte er im Saloon abgelegt. Die Shenandoah Queen setzte Beths – auf das S legte sie Wert – Lornay auf ihn an, eine bildschöne Mulattin mit Diamantzahnfüllungen.

Beths nahm Spitzenpreise. Sie beschwerte sich jedoch bei der Chefin, dass sie mit dem Alten ins Bett sollte. Denn das hatte er lüstern vor. Wobei er Sprüche klopfte wie: »Je älter der Bock, desto härter das Horn. Du wirst schon sehen.«

»Mit dem mag ich nicht«, beschwerte sich Beths bei der Blondine mit dem hüftlangen Haar, das zu Zöpfen mit Silberfäden darin geflochten war. »Muss denn das sein, Queen?«

»Es muss«, antwortete jene. »Beschäftige Old Virginny, halte ihn hin, mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln. Kredenze ihm einen Knockout-Drink. Dann werden Rawhide und die anderen Jungs kommen und ihn holen.«

»Wozu das denn?«

»Wir wollen seine Mine. Die wird er uns, respektive mir überschreiben.«

»Das macht er nie.«

»Wenn die Boys ihm die Füße ins Feuer halten, dann schon. Also, nimm ihn dir vor. Beschäftige ihn so, dass ihm Hören und Sehen vergeht. Lass deine Pussy glühen.«

»Aber ... er stinkt! Gut angezogen ist er, doch er wäscht sich nicht.«

»Denk einfach, er stinkt nach Silber und Gold.«

Beths verzog das Gesicht.

Old Virginny rief nach ihr: »Wo bleibst du denn, Goldstück? Soll ich mir eine andere nehmen?«

Die Shenandoah Queen funkelte Beths an. Diese setzte ein professionelles Lächeln auf und ging hüftenwackelnd zu dem alten Prospektor und Minenkönig. Sie stieg vor ihm die Treppe hoch.

Old Virginny kniff ihr in die sich in dem engen Kleid deutlich abzeichnenden Pobacken.

»Das sind Schinken!«, rief er ordinär. »Da freut sich der Schlachter.«

Beths klopfte ihm auf die Finger. Am liebsten hätte sie ihn die Treppe hinuntergestoßen. Doch sie musste ihren Job erledigen. Die Chefin erwartete das.

Im Zimmer angelangt, entkleidete sich die Schöne gekonnt. Old Virginny saß auf dem Stuhl. Die Augen riss er weit auf, sie quollen ihm vor.

Er war hin und weg von den weiblichen Reizen. Dass er sie nicht für seinen männlichen Charme und seine Schönheit präsentiert bekam, sondern für sein Silber und Gold, das wusste er. Es störte ihn nicht.

Old Virginny lutschte an seiner Whiskeyflasche. Er strahlte. Doch bei ihm in der Hose regte sich nichts. Beths wiegte sich hin und her.

»Gefalle ich dir?«

»Oh ja!«

Sie griff ihm zwischen die Beine.

»Dein bester Freund meint das aber nicht.«

Sie spürte dort keine Härte, nichts, was sich erhob. Die Mulattin zog einen Flunsch. Sie mochte den Alten nicht, sie hielt ihn für einen stinkigen alten Bock, zu dem sie die Chefin verdonnert hatte.

Aber sie hatte auch Ehrgeiz, war sehr von sich eingenommen und baute auf ihren Sexappeal und auf ihre Reize. Sie meinte, zwischen den Beinen hätte sie eine Goldgrube. Es missfiel ihr, dass der Alte keine mannstarke Reaktion zeigte.

Deshalb versuchte sie nicht gleich, ihm den Knockoutdrink zu kredenzen, der ihn umhauen sollte.

»Das kriegen wir hin. Zieh dich aus.«

Old Virginny stand ein wenig wacklig auf und legte seine Oberbekleidung ab. Er stand dann in einer fleckigen, geflickten und löchrigen alten Leib-und-Seelen-Unterhose da. Ober- und Unterteil in einem, ehemals rot, jetzt vom vielen Waschen verblichen.

Beths rümpfte die Nase. Doch in ihrem Job konnte sie sich keine Empfindlichkeit leisten. Was nutzte ihr der schönste und sauberste Mann, ein Adonis, wenn er keinen Goldstaub in der Tasche und kein Silber hatte?

»Zieh das aus.«

Der Minenkönig gehorchte. Vielmehr der Prospektor, denn im Grunde genommen war James Finney nach wie vor der rastlos umherschweifende Goldsucher. Er jagte dem Erfolg und seiner Bonanza nach wie einer Schimäre, hatte oft nichts zu essen gehabt und hatte Not und Elend kennen gelernt.

Ein Leben auf der Suche nach Gold. Jetzt hatte er seine Bonanza, eine große Mine, Goldader und Silber. Beides fand man dort im epithermalen Gestein. Acht Mann arbeiteten für ihn. Er führte ein dickes Konto bei der provisorisch eingerichteten Nevada Bank.

Im Grund seines Wesens hatte er sich nicht verändert. Dafür war er zu alt.

Beths sah ihn an, als er nackt vor ihr stand. Er war so dürr, dass man auf seinen Rippen hätte Klavier spielen können. Sein Pimmel war nur ein trauriges kleines Anhängsel, das wurmartig aus dem Gestrüpp seiner stahlgrauen Schamhaare herunterbaumelte.

Gerade das reizte Beths. Sie wollte ihn zum Stehen bringen, bevor sie den Alten betäubte und den Revolvermännern der Queen auslieferte. Sie war die Schönste, die heißeste, beste Hure von Virginia City und dem Minenbezirk. Nicht mal eine Steinfigur sollte ihr widerstehen.

Sie lächelte süßlich. Dann holte sie eine Waschschüssel und wusch Old Virginny den Penis. Das musste schon sein. Er gehörte einer Generation an und stammte aus Verhältnissen, wo man Waschen eher für schädlich gehalten hatte.

Bei ihm regte sich nichts. Er griff ihr jedoch an die Brüste.

»Was für Titten! Wie von einer preisgekrönten Milchkuh!«

Das Kompliment gefiel der Mulattin nicht. Sie widmete sich jedoch intensiv seinem Penis, mit den Fingern und – nach kurzem Zögern und voller Todesverachtung – auch mit dem Mund.

Old Virginny stöhnte. Die Whiskeyflasche hatte er weggestellt. Bei ihm regte sich etwas. Sein Schwanz wurde halbsteif. Beths intensivierte ihre Bemühungen, lutschte und leckte und saugte, kraulte ihn an den Hoden.

Der Penis wurde fast hart. Dann fiel er wieder herunter.

»Das hat keinen Zweck«, sagte Beths.

»Früher war ich ein heißer Feger. Ich konnte sechs Mal die Nacht.«

»Das muss lange her sein. Schätze, das war noch, bevor der Alamo fiel.«

Das war am 6. März 1836 geschehen, vor fast 34 Jahren.

Beths besann sich, nicht zu spöttisch zu sein.

»Das kann jedem Mann mal passieren«, grinste sie. »Kein Grund, zu verzweifeln und die Flinte ins Korn zu werfen.«

Old Virginny betrachtete seine traurige »Flinte«.

»Meinst du? Ich gebe dir das Geld für die Nummer, das macht heute keinen Sinn.«

»Old Virginny.« Die Mulattin kraulte ihm im Bart. »Wir versuchen es später noch einmal. Trink mit mir ein Glas Wein.«

In den Wein wollte sie die KO-Tropfen geben.

»Entspanne dich, dann wird es schon klappen. Sieh dir an, was ich zu bieten habe.«

Sie spreizte die Schenkel und nahm eine reizvolle Pose ein. Old Virginny hatte jedoch keine Lust mehr. Sein sexuelles Begehren war verflogen, der Trieb weg. Frustriert stand er auf und zog sich an.

Dann gab er Beths ihren Liebeslohn – eine Prise Goldstaub. Das war die Währung. Beths hätte am liebsten mit den Zähnen geknirscht, so enttäuscht war sie. Gern hätte sie mehr aus ihm herausgeholt. Doch er wandte sich zur Tür.

Die Whiskeyflasche nahm er mit.

»Bye-bye.«

»Moment, Süßer. Willst du noch mal unten ins Lokal?«

»Nein, Sweetie, ich gehe hinten raus und kehre zu meiner Mine zurück. Für heute ist mir die Stimmung versaut. Meine Knarre und den Bärentöter hole ich morgen ab. Will von niemandem im Lokal gesehen werden. So ein Mist aber auch, früher ist mir das nie passiert! Die Flinte, sie schießt nicht mehr ...«

Während Old Virginny verschwand, wütend auf seinen besten Freund, der ihn im Stich gelassen hatte, rasten in Beths' Kopf die Gedanken.

Sie fluchte. Als sie den Alten auf der Treppe hörte, rannte sie ans Fenster, öffnete es und blickte hinunter in den Hof. Die Chefin würde ihr Versagen vorwerfen, wenn der Alte entkam.

Doch sie hatte noch eine Chance. Im Hinterhof sah sie rauchend und an die Wand gelehnt den Revolvermann Clark Rawhide stehen, einen stiernackigen, finsteren Burschen mit einer Steckbriefvisage.

Sie winkte hektisch und pfiff. Rawhide sah hoch.

»Was ist?«

»Der alte Schlappschwanz kommt hinten raus. Greift ihn euch.«

Rawhide hatte gedacht, dass sie Old Virginny aus dem Zimmer oben holen und bewusstlos fortschleifen sollten. Jetzt schaltete er um.

»O-kay.«

Ned Bolton, Rick Marvin und Little Danny DeDwyer waren drei erfolglose junge Goldgräber. Das Pech hatte sich an ihre Fersen geheftet, und sie fanden absolut nichts, während andere aus ihren Claims hundert Dollar am Tag und mehr herausholten. Man konnte davon ausgehen: wenn das Trio sich einen Claim absteckte, dann war er taub.

Sand, Erde und Felsen. An diesem Tag bummelten sie durch die nächtliche Zelt- und Bretterbudenstadt – ein paar Häuser gab es auch schon. Lichtbahnen fielen aus den Unterkünften auf den gefrorenen, harschen Schnee.

Der Atem gefror in der Luft.

Ned zog die Büffelfelljacke enger zusammen.

»Brr, ist das kalt! Wir sollten auf unseren Claim zurückkehren und uns langlegen.«

»No«, erklärte Rick. »Eine Abwechslung brauchen wir mal.«

»Es ist spät. Wir müssen morgen zeitig aufstehen.«

»Wozu? Nichts finden wir früh genug.«

Little Danny brummte: »Wir sind vom Pech verfolgt. Man könnte meinen, wenn irgendwo eine Gold- oder Silberader ist und wir stecken dort einen Claim ab, dann geht sie weg.«

Er spuckte aus. Die Spucke gefror fast schon, bevor sie den Boden erreichte.

»Hört ihr die Wölfe heulen?«

In den Bergen und Wäldern war das.

»Ich könnte auch heulen, wenn ich daran denke, wie abgebrannt wir sind«, sagte Ned. »Da vorn ist der ›Shenandoah Saloon‹, eine ganz scharfe Ecke. Girls, Drinks, Glücksspiel – die Chefin ist eine Wucht, eine Superfrau.«

»Was nutzt uns das? Wir können nicht mal zum Mexikaner-Max in seine schäbige Kaschemme. Und wenn man uns auf den Kopf stellt, fällt nicht mal ein Krümel Goldstaub aus unseren Taschen. Lasst uns zu unserem Claim in der Schlucht zurückgehen. Wir können noch eine Partie Monte spielen, ehe wir uns schlafen legen.«

»Monte. Das ist langweilig.«

»Für mich nicht.«

»Klar, weil du schummelst.«

»Wie kann man beim Monte schummeln?«, fragte Ned.

»Und ohne Geld sowieso«, antwortete Rick.

Ned hatte lange, geschickte Finger. Er war fix mit den Händen, auch mit dem Colt. Überhaupt war er ein gutaussehender, schlanker junger Bursche mit braunem lockigem Haar und einem jungenhaften, hübschen Gesicht, sah jetzt allerdings in seiner Kleidung etwas heruntergekommen aus. Die Misserfolge hatte ihm seine gute Laune und seinen Optimismus jedoch nicht rauben können. Er war auch ein Frühaufsteher, frühmorgens schon in empörend guter Laune, und nahm das Leben leicht.

Little Danny war an Glücks- und Geschicklichkeitsspielen nicht interessiert.

Der Beiname Little war ein Ulk und absolut irreführend. Danny DeDwyer brachte locker zweieinhalb Zentner auf die Waage und war einen Meter fünfundneunzig groß. Ein Riesenbaby mit rundem, gutmütigem Gesicht, blauen Augen und einer Stupsnase. Er sah in jedem und allem gern etwas Gutes – nur wenn es nichts zu essen gab, das mochte er nicht.

Mit seiner Einstellung war er schon oft enttäuscht worden – doch so war er nun mal. Aber wenn er mal in Rage geriet – selten und es dauerte lange –, dann musste man sich in Acht nehmen. Dann legte er los wie ein wütender Elefantenbulle und haute alles kurz und klein.

Rick Marvin, der dritte Mann, war einen Meter achtzig groß, dunkelhaarig, mit schmalem Gesicht und langen Koteletten. Intelligent und kein großer Redner. Auch er konnte gut mit dem Revolver umgehen – Little Danny mit seinen großen und groben Pfoten bevorzugte die Schrotflinte oder Gewehre.

Aufgrund seiner gutmütigen Natur wollte Little Danny Ned einen Gefallen tun.

»Ich spiel mit dir Find-the-Lady.«

Monte, in Europa Kümmelblättchen genannt, war ein Drei-Karten-Spiel. Dabei gab es zwei schwarze und eine rote Karte, Letztere meist die Herz Dame. Daher auch der Name.

Der Geber zeigte die Karten, legte sie auf den Tisch, bewegte sie blitzschnell hin und her und vertauschte sie dabei. Der Mitspieler musste dann auf eine Karte tippen. Wenn es die Lady war, die Rote, hatte er gewonnen und bekam doppelten Einsatz, ansonsten verlor er, und sein Einsatz war futsch.

Ned übte gern seine Finger.

Als sie weitergingen, wichen sie dem »Shenandoah Saloon« aus, in dem Shirley McCandles saß wie die Spinne im Netz – allerdings eine sehr schöne, verlockende Spinne.

Verlockende Musik und Stimmengewirr drangen aus dem großen Saloon, der binnen weniger Tage errichtet worden war. Dort herrschte eine gute Stimmung. Die Hammel wurden von Queen Shenandoah und ihrer Crew gerupft und geschoren.

Das Trio bog in eine dunkle Gasse ab. Plötzlich hörten sie einen Schrei.

»Du verdammter Hund!«

Ein Schuss krachte in einem Schuppen, aus dem Laternenlicht fiel. Die drei Goldgräber stutzten.

»Halt, was ist das denn?«

In dem nur wenige Meter entfernten Schuppen hörte man es klatschen.

»Du verdammter Idiot, warum hast du auf ihn geschossen?«, rief eine Männerstimme. »Jetzt kratzt er uns ab.«

»So schnell noch nicht. Ich habe ihn in den Bauch getroffen. Das bringen wir schon noch zu Ende, bevor er hinüber ist. Gib mir das heiße Eisen. Und schlag mich nicht noch mal ins Gesicht, Rawhide!«