Jack Slade 955 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 955 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Südwesten von Texas ist Mitte des 19. Jahrhunderts eine gefährliche Region. Die Comanchen, die hier als Reiternomaden leben, sind ein kriegerisches Volk und wehren sich gegen die zunehmende Ausbreitung der weißen Siedler. Die Konflikte werden von beiden Seiten mit äußerster Brutalität ausgetragen, und es kommt immer wieder zu schweren Übergriffen. So ergeht es auch einer Hochzeitsgesellschaft in einer romantischen Dorfkirche. Ireen Garland, die schöne Braut, wird von Comanchen geraubt!


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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Unter Indianern

Vorschau

Impressum

UnterIndianern

Der Südwesten von Texas ist Mitte des 19. Jahrhunderts eine gefährliche Region. Die Comanchen, die hier als Reiternomaden leben, sind ein kriegerisches Volk und wehren sich gegen die zunehmende Ausbreitung der weißen Siedler.

Die Konflikte werden von beiden Seiten mit äußerster Brutalität ausgetragen, und es kommt immer wieder zu schweren Übergriffen. So ergeht es auch einer Hochzeitsgesellschaft in einer romantischen Dorfkirche. Ireen Garland, die schöne Braut, wird von Comanchen geraubt!

»Comanchen!«

Es sollte der schönste Tag ihres Lebens werden. Ireen Garland stand mit klopfendem Herzen in der kleinen Kirche zwischen McCamey und Odessa in Texas am Traualtar. Es handelte sich um die Kirche einer früheren spanischen Mission. Wilde Rosen rankten sich an der Außenwand hoch. Es war ein romantischer Ort.

Ireens besonderer Wunsch war es gewesen, dort zu heiraten. Ihr Schwiegervater Tom Cauley hatte sie vor den Altar geführt. Da stand sie nun im Brautkleid, den Myrtenkranz auf dem Kopf, mit geröteten Wangen und klopfendem Herzen.

Der Bräutigam war noch nicht eingetroffen, wahrscheinlich weil er den Junggesellenabschied mit seinen Freunden zu heftig gefeiert hatte. Die Kirche war knapp zur Hälfte besetzt, obwohl sie hätte voll sein sollen.

Am Vorabend und in der Nacht hatte ein heftiges Unwetter getobt und erhebliche Schäden angerichtet. Deshalb verspäteten sich viele Hochzeitsgäste.

Ireen war vorausgeritten, denn sie wollte auf keinen Fall zu spät zu ihrer Trauung kommen. Nun sah sie, dass sie sich die Eile hätte sparen können. Ihr Bruder und seine Frau sowie ein Großteil der Mannschaft der Big G Ranch waren noch mit dem Wagen und zu Pferd unterwegs.

Der Pfarrer stand mit der einsamen Braut am Altar. Die Orgel spielte leise; für ein Nest wie McCamey, zu dem die Kirche nominell gehörte, war diese Orgel eine Ausnahme und ein Luxus. Ireen umklammerte ihren Blumenstrauß.

Der Pfarrer in seinem Talar, ein gütiger älterer Mann, legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm.

»Dein Bräutigam wird schon kommen«, sagte er. »Alle werden sie kommen. Schließlich wird heute die schönste Jungfrau von Südtexas verheiratet.«

Er sagte tatsächlich Jungfrau, was Ireen nicht kommentierte.

Da gellte der Schrei.

»Comanchen! Die Comanchen kommen!«

In der Kirche schreckten alle zusammen. Comanchen waren die Geißel des Südwestens von Texas und in New Mexiko. Während des Kriegs, der nun ins fünfte Jahr ging, hatten sie sich blitzschnell ausgebreitet. Grausame, wilde Krieger, die besten Reiter der Welt.

Draußen sprengten sie heran, wilde Krieger, bemalt, viele mit Federschmuck, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, auch mit Henry Rifles und anderen Gewehren. Einige hatten lange Lanzen, mit denen sie grausam jeden aufspießten, den sie damit erreichten.

Von Westen her preschten sie heran, ein paar Dutzend Krieger, teilten sich und umzingelten die kleine, aus Adobe gebaute Kirche mit dem Glockenturm. Griffen sie heulend an, das verhasste Symbol des gekreuzigten Gottes der heuchlerischen bösen Weißen. Ein paar Cowboys der umliegenden Ranches waren zur Kirche unterwegs, auch zwei Wagen mit Hochzeitsgästen fuhren heran, mit fröhlichen, arglosen Menschen besetzt.

Über sie kam nun der Horror, als die Horde wie aus dem Boden gespien auftauchte. Die Cowboys suchten zuerst mal ihr Heil in der Flucht, aber dem heulend heranjagenden Tod entkamen sie nicht.

Die beiden Wagen wurden glatt überritten. Im Vorbeireiten schossen die Comanchen mit Pfeilen und Kugeln auf den Kutscher und den Beifahrer sowie auf die Leute, die auf der Ladefläche saßen. Das waren meist Frauen und Kinder.

Getroffen sanken sie nieder. Ein paar warfen sich geistesgegenwärtig auf den Wagenboden. Nicht alle davon entgingen den Pfeilen und Kugeln. Wer überlebte, wagte zunächst einmal nicht, sich zu rühren. Auch die Pferde wurden von der Horde im Vorbeireiten abgeschlachtet.

Nur wenige Schüsse waren der Horde entgegengeplackert. Ein Krieger fiel, zwei wurden verwundet. Der Kampfeswut und der Mordlust der Angreifer tat das keinen Abbruch. Sie erreichten die Kirche. Die Zugpferde lagen tot vor den Wagen, noch im Geschirr. Kutscher und Beifahrer waren erledigt.

Die Wagenkästen schwammen in Blut.

In der Kirche bebten und bibberten alle. Die Kirchentür war verriegelt worden. Heulend tobten draußen die Krieger.

Ireen stand immer noch vor dem Altar. Sie glaubte sich in einem Albtraum gefangen und redete sich ein, dass nicht real war, was sie erlebte. Doch das war es. Der Pfarrer fasste sich ans Herz und klammerte sich an die Bibel.

»Herr, schütze uns vor dem Wüten der Heiden und wilden Hunde!«, betete er. »Christus, beschütze uns.«

Tom Cauley, Ireens zukünftiger Schwiegervater, hatte das Kommando in der Kirche übernommen.

»Lasst sie nicht herein, sonst sind wir alle verloren! Wer ist bewaffnet?«

Das waren nur ein halbes Dutzend Männer, mit Colts und anderen Revolvern. Zwar ging keiner in Texas unbewaffnet, doch heute war ein Tag der Freude, und man hielt sich hier in einem Gotteshaus auf. Nichtsahnend des Unheils, das ihnen drohte, hatten die meisten Männer Gewehre und Revolver bei ihren Pferden gelassen, die hinter der Kirche am Sattelplatz standen, oder auf dort stehenden Farmwagen, die an diesem Tag mit Hochzeitsgeschenken beladen waren.

Eine niedrige Mauer umgab in weitem Umkreis die Kirche. Ein Brunnen war da, in der Nähe floss ein Bach, bei dem Weiden und ein paar Burr-Eichen wuchsen. Friedlich war es gewesen, strahlend blau der Himmel nach dem nächtlichen Unwetter und Blitz und Donner, dem strömenden Regen und heftigen Sturm.

»Ihr sichert die Sakristei!« Tom Cauley teilte die Männer ein. Zwei schickte er in die Sakristei und zum Eingang dort. »Wir anderen passen auf die Vordertür auf. Ramon, du steigst auf den Glockenturm und läutest dort, was du kannst. Alarm, läute Alarm, so laut wie du kannst! Mike Garland ist mit der Big G Mannschaft hierher unterwegs, auch andere Hochzeitsgäste kommen. Sie müssen gewarnt werden und uns raushauen. Haltet nur eine kleine Weile aus, dann erhalten wir Hilfe.«

Vor der Kirche tobten die Comanchen. Schon donnerten Tomahawks gegen die Kirchentür. Die Comanchen lärmten und schrien. Ein Fenster zerbrach, eine brennende Fackel flog herein. Sie wurde sofort gelöscht.

Frauen und Kinder drängten sich zusammen. Einige wimmerten, andere beteten. Auch an der hinteren Tür machten sich die Comanchen zu schaffen und wollten eindringen.

Tom Cauley behielt die Übersicht.

»Bringt mehr Bänke her! Stapelt sie an der Tür. Haltet die Revolver bereit. Habt Mut, bewahrt die Ruhe! Es ist Hilfe unterwegs.«

Er lachte grimmig.

»Das wird eine heiße Hochzeit. Mike Garland und die Big G Jungs werden den Comanchen heimleuchten.« Er blickte zum Altar. »Keine Angst, Ireen, du wirst deine Hochzeitsnacht nicht versäumen. Geheiratet wird trotzdem; wir sind Texaner und werden es den Indsmen zeigen.«

Oben bimmelte die Glocke wie irr. Meilenweit war sie zu hören und rief Hilfe herbei. Ein besinnlicher feierlicher Glockenklang für eine Hochzeit war das wahrhaftig nicht mehr.

Cauley und drei andere Männer hielten die Revolver bereit. Tom Cauley, ein mittelgroßer, drahtiger Mann von vierzig Jahren, sah die Braut im weißen Kleid vorm Altar an.

»Fürchte dich nicht, Girlie. Der Spuk ist schon bald vorbei.«

Doch es war Grund zum Fürchten.

Ramon, der die Glocke geläutet hatte, stürzte vom Glockenturm, von Pfeilen und Kugeln getroffen. Krachend schlug er am Boden auf, rammte sich Pfeile noch tiefer in den Körper hinein und verspritzte sein Blut. Schreckensschreie ertönten in der Kirche.

Cauley bedauerte, dass sie keine Schießscharten hatte. Er hatte sich beim Bau dafür ausgesprochen, Schießscharten einzubauen. Der Pfarrer war strikt dagegen gewesen.

»Dies ist ein Haus Gottes!«, hatte er gesagt. »Der Herr wird uns schützen. Niemand wird diese Kirche angreifen. Sie darf nicht durch Schießscharten oder Kriegsmaßnahmen entweiht werden.«

Diese schon sträfliche Naivität rächte sich jetzt. Für kurze Zeit wurde es vor der Kirche ruhig. Die Comanchen hatten sich ein Stück zurückgezogen. Die Glocke bimmelte nicht mehr so hektisch, denn keiner zog mehr am Glockenstrang. Müde hallten die ausklingenden Schläge.

»Sind sie abgezogen?«, fragte eine Frau in der Kirche.

Der Pfarrer breitete die Arme aus und blickte gen Himmel.

»Halleluja! Unsere Gebete sind erhört worden. Der Heidensturm ist vorbei.«

Da krachte es urgewaltig. Die Kirchentür flog aus den Angeln, und es klaffte dort ein Loch, das breit genug für zwei Reiter war. Die vor der Tür gestapelten Bänke hatte es verschoben. Stinkender Rauch quoll in die Kirche.

Was war geschehen? Die Comanchen hatten ein Bündel Presspulverstangen vor die Kirchentür geworfen und zur Explosion gebracht. Von irgendwoher hatten sie diesen Sprengstoff und setzten ihn ein.

Nun griffen sie wieder an, zu Fuß und Pferd, rasten auf die Kirche zu und hinein. Berittene Krieger kamen. Tom Cauley überwand seinen Schock und Schrecken. Er war taub vom Krachen der Explosion, raffte sich aber auf und hob seinen langläufigen schweren Army Colt.

Er schoss einen Krieger aus dem Sattel. Dann traf ihn ein Pfeil in den Kopf, durchschlug den Stirnknochen und fuhr ihm ins Gehirn. Cauley fiel und starb zuckend und unter grässlichen Schmerzen. Die Horde raste in die Kirche hinein. Der Organist schlug einen letzten Akkord, die Orgel verstummte.

Der Pfarrer hielt seine Bibel hoch.

»Hinaus mit euch, ihr Verfluchten! Der Herr soll euch strafen!«

Leere Worte – von zwei Pfeilen getroffen, fiel der weißhaarige Mann im Talar, ein weltfremder Mensch und Mann. Ireen Garland stand nach wie vor im Brautkleid da, den Blumenstrauß in der Hand, mit vor Entsetzen geweiteten Augen, die schreckliche Szenen sahen.

Andere flüchteten, wollten sich verkriechen. Doch es gab keine Rettung vor den rasenden Kriegern. Immer mehr drangen in die Kirche ein, während andere draußen aufpassten.

Von den bewaffneten Weißen waren nur wenige Schüsse abgegeben worden. Dann fielen die Männer mit den Revolvern, von Pfeilen und Kugeln durchbohrt, mit Messer und Tomahawk hingemordet. Die beiden Cowboys in der Sakristei schlossen die Zwischentür in den Kirchenraum.

Beide waren käsebleich und zitterten.

»Hörst du, wie sie schreien, Jack?«, fragte der eine. »Als ob sie in Stücke gerissen würden.«

»Besser wird's wohl nicht sein. Was machen wir?«

»Hier bleiben, wir müssen uns ruhig verhalten. Hoffentlich finden sie uns nicht.«

»Verdammt, Bob, wir müssen da raus! Da schreit eine Frau. Sie fallen über sie her. Ob das die Braut ist?«

»Und wenn, was macht es für einen Unterschied? Mir ist das Hemd näher als der Rock. Wir müssen das eigene Leben retten. Wenn wir die Tür aufmachen und rausgehen, können wir ein paar Schüsse abfeuern. Dann haben sie uns. Dann gehen wir drauf. Willst du sterben, Bob?«

»Nein, will ich nicht. Aber wir können doch nicht ...«

»Doch, wir können. Halt das Maul und bleib ruhig.«

Da donnerte es an der Tür. Comanchen rannten mit einer Kirchenbank wie mit einem Rammbock dagegen an. Sie schossen zudem mit Gewehren durch die Tür. Jack wurde getroffen; er stand ungünstig da.

Er fiel. Bob wich bis zu der nach draußen führenden Tür zurück. Er hielt den Revolver mit zitternder Hand. Jetzt bin ich dran, dachte er, als die Tür eingerammt wurde und aufflog.

Er feuerte, fächerte mit der Handkante über den Revolverhahn und betätigte jeweils den Abzug. Sein Remington blitzte und krachte. Pulverdampf hüllte den Cowboy ein. Er schrie wie ein Irrer, brüllte Wut und Todesangst gleichermaßen hinaus.

»Ihr Hunde, ihr Schweine, ihr roten Bestien!«

Ein Pfeil fuhr ihm in den Leib, eine Kugel zerschmetterte seinen Arm. Ein geworfener Tomahawk traf die Schulter seines Revolverarms und zertrümmerte sie. Er sah heulende rote Fratzen, bemalte Krieger – wie leibhaftige Teufel erschienen sie ihm.

Sein Revolver lag leergeschossen am Boden. Ein heulender Krieger sprang Bob an die Kehle, würgte ihn, traf ihn wuchtig mit dem Knie im schon von einem Pfeil durchbohrten Leib.

Bob schrie. Blut quoll ihm aus dem Mund, und er ging zu Boden. Das Letzte, was er auf Erden sah, war das schwarz und rot bemalte Gesicht des Comanchen, dessen Haarbürste und das blitzende Skalpmesser. Dann war da ein furchtbarer Schmerz zu all den anderen.

Der Comanche skalpierte ihn bei lebendigem Leib, riss ihm die Kopfhaut ab und schwenkte sie triumphierend.

»Cortana hat den Skalp von Sagginasch. Ruhm wird über Cortana kommen. Er hat den weißen Teufel skalpiert.«

Ireen wagte es nicht sich zu rühren. Mehrfach wurden Pfeile und Gewehrläufe auf sie gerichtet. Doch keiner schoss auf die merkwürdige Erscheinung, die blonde junge Frau in dem schönen weißen Kleid, mit den Blumen im Haar und dem Blumenstrauß in der Hand. Die wilden Krieger begriffen, dass es mit ihr eine besondere Bewandtnis hatte.

Abergläubisch, wie sie waren, wollten sie nicht Manitous Zorn auf sich ziehen. Zudem fiel Sonnenlicht aus dem Oberfenster direkt auf die Braut und ließ sie noch strahlender wirken. Ireens Verstand setzte aus. Es war ihr, als würde sie neben sich stehen, und was sich in der Kirche um sie herum abspielte, beträfe nicht sie.

Sie sah, wie eine Frau ihre Röcke rafften und über die Kirchenbänke und Pulte sprang, um ihren Mördern und Peinigern zu entfliehen. Sie wurde zurückgerissen, Messer und Tomahawks taten ihr Werk. Andere Krieger fielen über eine Frau her und schändeten sie. Es war die blanke Hölle.

Ireen sah Szenen, die sie sich nicht einmal in ihren Albträumen ausgemalt hätte. Männer starben. Frauen schrien, auch sie waren dem Tod geweiht. Selbst die größeren Kinder verschonte die wilde Horde nicht. Die Comanchen hatten sich in einen Blutrausch hineingesteigert.

Ireen stand immer noch unversehrt. Sie sah den Häuptling, hochgewachsen, athletisch, eine Büffelhornhaube mit langen Hörnern auf dem Kopf. Sein Gesicht war zur Hälfte schwarz bemalt. Er hielt eine Spencer Rifle in seinen nervigen Fäusten.

An dem Massaker nahm er nicht teil, als wäre es unter seiner Würde. Er inszenierte es nur und führte die Horde an.

Die junge Frau, die Braut, bebte. Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen und hoffte nur, dass ihr Tod nicht zu qualvoll sein würde. Noch war sie wie durch ein Wunder verschont worden.

Da kam der Häuptling auf sie zu. Er fasste die goldblonden Haare der Braut an. Dann nahm er ihr den Myrtenkranz vom Kopf und betrachtete ihn. In der Kirche regte sich kein Widerstand mehr gegen die roten Krieger.

Blutlachen breiteten sich am Boden aus. Ein paar Frauen, an denen sich die Comanchen vergingen, sträubten sich mehr oder weniger. Ein paar wollten sich wehren, was ihnen nichts nützte, die roten Barbaren hielten sie fest. Andere ließen die Tortur über sich ergehen und hofften nur, am Leben gelassen zu werden.

Von den Frauen waren Wimmern und Schreie zu hören. Die Comanchen grölten und spornten sich gegenseitig an, stürzten sich auf die wehrlosen Opfer. Es wurden Skalpe gesammelt. Der Organist war hinter der Orgel hervorgezerrt worden, wo er sich verkrochen hatte.

Die Comanchen hatten ihn umgebracht und skalpiert. Wer noch lebte und am Boden lag, stellte sich tot und hoffte verzweifelt, mit dem Leben davonzukommen.

Die Comanchen hatten ein paar Kinder in der Ecke zusammengetrieben. Sie wollten sie mitnehmen und zu Kriegern oder Squaws erziehen. Die sieben Kids im Alter zwischen fünf und zehn Jahren, Jungen und Mädels, klammerten sich aneinander.

Der Häuptling mit der Büffelkopfhaube fragte Ireen in gebrochenem Englisch: »Was tun? Was Kleid bedeuten?«

»Ich ... ich will ... ich wollte heiraten«, stammelte Ireen. »Ich ...« Sie suchte nach Worten. »Ich... Squaw. Mann ...«

Sie machte eine Geste, als ob sie einen Mann an sich heranziehen würde. Der Häuptling verstand. Er setzte ihr den Myrtenkranz wieder auf und ließ abermals eine Haarsträhne durch seine Finger gleiten.

Er war fasziniert von der Frau im Brautkleid.

Drei Krieger näherten sich dem Altar und dem Häuptling sowie der Braut. Sie deuteten auf sie. Einer hob seinen Lendenschurz und machte eine eindeutige Geste. Sie wollten Ireen vergewaltigen. Sie war ohne Zweifel die Schönste in der Kirche und ein willkommenes Opfer für diese Schänder und Mörder.

Ireen zitterte. Sie sah nur noch einen Ausweg. Das Beispiel der Frauen, die von den Comanchen über die Kirchenbänke gelegt worden waren und an denen sich die Krieger vergingen, erschütterte sie. Nur das nicht, dachte Ireen.

Sie umarmte den Häuptling und klammerte sich an ihn.

»Beschütze mich. Ich will deine Squaw sein.«

Der Blumenstrauß entfiel ihrer Hand, in das Blut des ermordeten Pfarrers hinein. Der Büffelköpfige war erstaunt. Ireen spürte seine starken Muskeln und roch seinen Körpergeruch nach Schweiß und dem Öl, mit dem er sich eingerieben hatte. Und den herben Geruch seiner Männlichkeit.

Er legte den Arm um sie. In der Hand des anderen Arms hatte er seinen Tomahawk. Seine Spencer Rifle lag auf einer Kirchenbank. Seine Kriegslanze mit dem Federschmuck steckte draußen vor der Kirche im Boden. Seine Mokassins waren vom Blut befleckt, durch das er gewatet war.

Er sah auf die zitternde Braut nieder.

»Ich ... Cheveyo Bravo«, sagte er kehlig. »Du – Name?«

»Ireen Garland. Ich bin die Braut.«

»Du Braut ... rote Mann. Du kommen ... mit Cheveyo. Großer Häuptling. Du ... Squaw von Cheveyo.«

Für ihn war sie ein exotisches Stück, eine ausgefallene Schönheit, mit dem er sich und seinen Wigwam schmücken wollte. Für Ireen war er die Möglichkeit, der mehrfachen Vergewaltigung durch die Comanchen zu entgehen. Sie wollte überleben – um jeden Preis.

Die Szenen, die sie in der Kirche sah, das viele Blut und das, was mit den Frauen geschah, entsetzten Ireen und brannten sich tief in ihr Gedächtnis ein. Lüstern waren die Blicke der Comanchen, die über sie herfallen wollten, ihr das Brautkleid vom Leib reißen und sich als besonderes Highlight an ihr vergehen wollten.

Ireen klammerte sich an den Häuptling.

Ein Comanche zupfte sie am Brautkleid und sagte etwas, das sie nicht verstand. Cheveyo Bravo ließ Ireen los und wandte sich von ihr ab und den Kriegern zu, die lüstern und fordernd vor ihm und Ireen standen. Es waren drei weitere hinzugekommen. Sechs standen nun da und forderten ihren Körper.

Weitere zeigten sich interessiert. Schon glaubte Ireen, der Häuptling habe es sich anders überlegt und würde sie seinen Kriegern ausliefern. Das Herz wollte ihr stillstehen, solche Angst hatte sie. Dann hämmerte es wie rasend.

Sie sah das Skalpmesser an Cheveyos Seite und bereitete sich darauf vor, fasste Mut, es herauszureißen und sich tief in die Brust zu stoßen, mitten ins Herz. Sie war überzeugt, dass sie ihren Bräutigam nie wiedersehen würde.

Ihr zukünftiger Schwiegervater lag schon in seinem Blut.

Ireen wollte ihrem Leben ein Ende setzen, um nicht zum Lustobjekt für die Comanchen zu werden. Doch einen Moment, ehe sie das Messer ergriff, hob Cheveyo seinen Tomahawk.

In scharfem Ton sagte er etwas zu seinen Kriegern. Sie wichen zurück, duckten sich vor ihm wie Wölfe vor ihrem Leitwolf. Einer widersprach. Seiner Gestik entnahm Ireen, dass er sie mit dem Recht des Kriegers und Siegers beanspruchte.