Jack Slade 957 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 957 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Missouri, der längste Fluss der Vereinigten Staaten. Neben der Eisenbahn ist der Strom, der wegen seines hohen Schlammanteils auch den Spitznamen "Big Muddy" trägt, Schlagader für den Transport der unterschiedlichsten Waren wie Gold oder Holz. Dabei ist das Land ringsherum wild, kaum erschlossen und in weiten Teilen nach wie vor von den Ureinwohnern dominiert. Auf diesem wilden Strom bemühen sich nicht nur Flussschiffer und Flößer um ihren Lebensunterhalt, sondern Piraten jeglicher Couleur versuchen ihrerseits, vom Ertrag anderer zu leben, und niemand ist dabei so gefährlich wie die sogenannten "River Sharks", die Flusshaie ...


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Inhalt

Cover

MÖRDER AM MISSOURI

Vorschau

Impressum

MÖRDERAMMISSOURI

Der Missouri, längster Fluss der Vereinigten Staaten und Schlagader für den Transport der unterschiedlichsten Waren wie Gold oder Holz. Doch wo gehandelt wird, versammeln sich stets auch zwielichtige Gestalten, um vom Reichtum anderer zu profitieren. Niemand ist dabei so gefährlich wie die sogenannten »River Sharks«.

Die Verzweiflung unter den Schiffern wächst. Immer größer werden die Verluste durch die Aktionen der Flusshaie. Schließlich zieht man zwei Piratenjäger aus dem Südwesten hinzu, Frank Lassenger und Rod Browne, zwei Haudegen, von denen einer den Frauen sehr zugetan ist, der andere dem Alkohol. Aber sie verstehen ihr Geschäft. Zusammen gehen sie auf die Jagd nach den »River Sharks« ...

Die »River Belle« passierte die Einmündung des Yellowstone River in den Missouri.

Es war Mitternacht, Neumond. Auf dem großen Schaufelraddampfer mit drei Decks, sechzig Mann Besatzung und hundertachtzig Passagieren herrschte Ruhe. Dunkel war es, und die Wellen gurgelten und rauschten.

Kapitän Asa McGraw stand selbst auf der Brücke, die Meerschaumpfeife im Mund, und kontrollierte den Rudergänger.

»Alles in Ordnung?«, fragte der Skipper.

»Yeah. Alles schläft tief und fest. In zwei Tagen sind wir in Bismarck, und ...«

In dem Moment erschütterte ein gewaltiger Rammstoß das Schiff. Skipper und Rudergänger riss es von den Beinen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, sahen sie an der Backbordseite ein schwarz gestrichenes kleines Dampfboot. Es war aus der Mündung des Yellowstone gekommen und hatte das größere Schiff seitlich gerammt.

Wie ein Torpedo bohrte es sich in seine Seite, unterstützt durch einen Rammsporn am gepanzerten Bug. Dem Skipper standen vor Schreck die Haare zu Berge.

»Das sind die Piraten!«, rief er aus Leibeskräften. »Matrose, Alarm, sie wollen uns entern!«

Der Rudergänger und sein Adjutant auf der Brücke begriffen. Schon länger wurde gemunkelt, dass es auf dem Missouri nicht sicher war. Eine Piratenbande überfiel in großem Stil Schiffe. Immer wieder verschwanden welche, wurden nur noch Wrackteile gefunden und Leichen an Land gespült.

Keiner wusste, woher die River Sharks, die Flusshaie, kamen und wohin sie wieder verschwanden. Welche Mittel sie hatten und anwendeten, um selbst große Flussschiffe zu kapern, auszurauben und zu versenken.

Jetzt erlebten der Skipper und alle auf der »River Belle« die Katastrophe und erfuhren, wie es sich verhielt. Sie würden ihr Wissen mit in den Tod nehmen.

Der Skipper zog die Alarmleine. Die Dampfsirene brüllte auf wie ein sterbendes Tier. Skipper McGraw brüllte über das Sprachrohr in den Maschinenraum hinab:

»Brücke an Maschinenraum! Wir werden überfallen. Wie sind gerammt worden.«

»Das wissen wir schon«, erfolgte die Antwort aus dem Maschinenraum. Die Sprechanlage ging nach zwei Seiten, und man musste gewaltig brüllen, um sich verständlich zu machen. »Hier kommt Wasser rein.«

»Verdammt! Funktioniert die Maschine noch?«

»Gerade so. Der Dampfdruck im Kessel sinkt.«

»O-kay. Volle Kraft voraus – dann zurück. Dann Maschinen stopp – wieder vor. Ich gebe jeweils das Kommando. Wir müssen das Boot abschütteln, das uns gerammt hat. Rudergänger, ich übernehme das Steuer. Maat, gib Alarm! Die Besatzung sofort zu den Waffen. Jeder an seinen Platz. Die Passagiere sollen in ihren Kabinen bleiben, außer den kampffähigen Männern. Diese sind dem Kommando der Besatzung unterstellt. Sofort Order an die Schiffsoffiziere und Maate. Piratenangriff! Wir müssen uns wehren!«

Der Matrose verschwand. Kapitän und Rudergänger wechselten sich ab. Der Rudergänger in der blauen Uniform der M & M Riverboat Company betätigte weiter die Alarmsirene.

Die Besatzung der »River Belle« war gut ausgebildet und für Katastropheneinsätze gedrillt. Trotzdem nutzte das wenig bis nichts – voll besetzte Boote schossen aus dem Dunkel hervor, von kräftigen Ruderern getrieben. Enterhaken flogen empor, hakten sich an der Reling fest, und schon kletterte eine brüllende Bande an Bord, wie von der Hölle ausgespien.

Vergeblich versuchten die Männer der Besatzung, die Bordkanonen der »River Belle« an Bug und Heck klarzumachen. Wie ein Rudel wütender Terrier hängten sich die Piratenboote an den Schaufelraddampfer, verhakten sich mit den Enterhaken.

An Seilen und Strickleitern kletterten die Mordbrenner empor, weit über hundert Mann, und schwärmten auf dem Schiff aus. Vergeblich versuchte die »River Belle«, das Dampfboot abschütteln, das sie gerammt hatte. Eine krachende Explosion erfolgte, und das Heckschaufelrad wurde zerstört.

Holz- und Metallteile flogen umher. Die Explosion verwundete auch ein paar Piraten. Das nahmen sie in Kauf.

Die Vehemenz und die Aggressivität des nächtlichen Angriffs waren nicht zu stoppen. Kommandos wurden bei den Piraten gebellt. Sie schossen auf alles, was sich bewegte, und setzten Bowiemesser, Säbel und Beile zusätzlich zu ihren Schusswaffen ein.

An ein paar Stellen des Schiffs krachten Explosionen. Presspulver und leichte Dynamitladungen machten den Weg für die Mordbande frei. An eine geregelte Gegenwehr war nicht zu denken.

Einzelne Gruppen von Schiffsleuten und Passagieren verteidigten sich. Die Decks schwammen in Blut.

Skipper McGraw ergriff eine Leuchtpistole – eine andere Waffe hatte er nicht –, als er Geräusche und Stimmen vor der Brücke hörte. Die Tür war verschlossen und verrammelt. Der Rudergänger stand neben dem Skipper. Er hatte die Schiffsaxt aus dem Kasten an der Wand gerissen und hielt sie bereit.

Vor der Tür wurde getuschelt. Dann krachte es. Die Tür flog heraus, und Rauch quoll auf die Brücke. Die Dampfmaschine hatte den Geist aufgegeben. Das Dampfboot steckte mit seinem Rammsporn nach wie vor in der Flanke des viel größeren Schiffs.

Aus dem Rauch sprang ein herkulisches Halbblut auf die Brücke, mit einem schweren Revolver in der einen und einem Beil in der anderen Hand. Als ob es damit noch nicht genug war, hatte der halbnackte Pirat auch noch ein Entermesser im Mund.

Kapitän McGraw fackelte nicht. Er schoss die Leuchtpistole ab. Fauchend und zischend traf die Leuchtkugel den Piraten und fraß sich in ihn hinein. Der Mann brüllte fürchterlich.

Seine Eingeweide glühten. Das Entermesser fiel ihm aus der Hand, ans Schießen und Kämpfen dachte er nicht mehr. Vielmehr rammte er, wahnsinnig vor Schmerzen, den Kopf an eine gezackte Kante der gesprengten Tür. Der Zacken des Türrahmens drang ihm in den Schädel und tötete ihn auf der Stelle.

Der Skipper sprang vor, um sich den Remington zu schnappen, der dem Halbblut entfallen war. Doch da knallte es von der anderen Seite der Tür mehrfach. Eine Ladung Buckshot traf Skipper McGraw, warf ihn zurück, und eine Winchester und Revolver bellten.

McGraw starb. Bis zum letzten Moment hatte er seine Pflicht getan und sein Schiff verteidigt. Der Rudergänger und der Maat waren weniger tapfer.

Der Rudergänger ließ die Axt für Katastrophenfälle fallen und hob zitternd die Hände. Der Maat öffnete die geballten Fäuste und tat desgleichen.

»Ich ergebe mich! Lasst mich am Leben!«

Der Maat konnte nur nicken.

»Keine Überlebenden!« Das war die Stimme einer Frau. »Weder hier noch anderswo.«

Sie trat aus dem Rauch hervor. Rudergänger und Maat glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Groß war sie, sehr groß für eine Frau, schlank, mit langen roten Haaren, die ihr bis auf die Taille fielen. Ein grünes Tuch hatte sie um den Kopf, grün waren auch die Augen in dem hübschen Gesicht.

Eine Lederweste, halb geöffnete Bluse, die stramme Brüste fast freigab, ein Revolvergurt und eng anliegende schwarze Wildlederhosen und hohe Stiefel bildeten ihre Bekleidung. Sie trug große Creolen, ein paar Armreifen und einen Totenkopfring.

Hinter ihr drängten sich wüste Piratenfratzen.

»Wer bist du?«, fragte der Rudergänger.

»Die Königin der Piraten. Die Tochter des Teufels. Das Letzte, was du in diesem Leben siehst. Auf die Knie!«

Der Rudergast gehorchte. Er war gebannt von der wilden und tödlichen Schönheit und dem zwingenden Blick dieser grünen Augen.

Mit erhobenen Händen kniete er da.

Mit dem Mut der Verzweiflung sprang der Maat vor und wollte der Frau an die Kehle. Es war aussichtslos. Sie erschoss ihn, und er fiel über den toten Kapitän.

Der kniende Rudergänger zitterte am ganzen Körper.

»Willst du ihn umbringen, Hell Scarlett?«, fragte einer der Piraten im Gefolge der Rothaarigen.

»Was sonst? Mach dein Maul auf, Matrose. Ja, so ist es gut. Bete.«

Der Rudergast wusste nicht, wie ihm geschah. Die Rothaarige stieß ihm den Lauf des 45er bis in den Rachen und drückte ab. Er knallte. Der Hinterkopf flog ihm weg. Blut und anderes spritzten und besudelten das Ruder und die Anzeigeskalen. Hell Scarlett blies den Rauch von der Mündung des Colts.

»Das war es hier auf der Brücke.« Sie nannte zwei Namen. »Ihr bleibt hier. Die anderen folgen mir. Wir müssen aufräumen auf dem Schiff. Der Bauch der >River Belle< ist mit Gold vollgepackt; sie kommt von Great Falls und hat Goldgräber und ihre Ausbeute an Bord. Gold, das nach St. Louis geschickt wird. Das ist fette Beute, fettere, als wir je hatten.«

»Was ist mit der Besatzung und mit den Passagieren?«

»Umbringen, alle.«

»Es sind Frauen und ein paar Kinder an Bord.«

»Ihr Pech.«

»Was ist mit den Frauen?« Der Frager, ein Typ mit pockennarbiger Visage, leckte sich über die Lippen. »Dürfen wir ...«

»Klar, ihr könnt euch die Frauen nehmen. Aber macht nicht zu lange rum mit ihnen. Wir müssen das Schiff ausräumen. Die Beute ist wichtig, das Gold. Das ist keine Vergnügungsfahrt.«

Die Hölle tobte auf der »River Belle«.

Stunden vor dem Überfall in Omaha am Missouri. Frank Lassenger und Rod Browne standen vor einem Konsortium von führenden Flussschiffern, Reedern und Geschäftsleuten, für welche der Missouri als wichtiger Wasserweg existenziell wichtig war. Dreißig Männer und eine Frau hatten sich versammelt. Die Frau war eine Reederin, Maureen Jellico, achtundzwanzig Jahre alt, dunkelhaarig und hübsch. Sie hatte vor einem Jahr das Erbe ihres Vaters angetreten, der auf dem Fluss bei einem Überfall der Flusshaie des Missouri ums Leben gekommen war.

Ein Zeuge, der entkommen konnte und an Land schwamm, hatte es berichtet. Allerdings hatte er nicht sehr viel sagen können – er war so schwer verletzt gewesen, dass er kurz nach seiner Rettung ins Koma fiel, aus dem er nicht mehr erwachte.

Die Versammlung fand im Konferenzsaal der City Hall von Omaha statt. Sie stand der Reeder- und Flussschiffervereinigung zur Verfügung.

Es war früher Nachmittag. Die Vereinigung, ein loser Bund, tagte schon seit dem Morgen. Eine Einigung war bisher nicht erzielt worden.

»Wie viel verlangt ihr, wenn ihr uns die Flusshaie ans Messer liefert?«, fragte der Sprecher der Reedervereinigung.

»Zehntausend Dollar für jeden von uns«, antwortete Lassenger. »Für Rod und für mich. Im Voraus. Und im Erfolgsfall zwanzigtausend – auch für jeden.«

Dem Chairman blieb der Mund offen stehen. Unter den Versammelten an den hufeisenförmig aufgestellten Tischen erhob sich Gemurmel. Nur Maureen Jellico zeigte keine Abneigung gegen das, was sie hörte. Sie sah Lassenger an und fuhr sich mit der Zungenspitze über die sinnlichen, vollen Lippen.

Lassenger war ein Mann, der den Frauen gefiel – und den Männer fürchteten. Hochgewachsen, dunkelhaarig, mit markantem Gesicht. Den Colt an der Seite, leger gekleidet, umgab ihn ein Hauch von Tod und Gefahr.

Das war ein zweibeiniger Tiger, ein Mann, der nichts und niemanden fürchtete und der keiner Gefahr und Herausforderung aus dem Weg ging. Er war athletisch, ohne dicke, schwellende Muskelbündel zu haben.

In seinen grauen Augen lag immer ein Hauch von Spott. Frauen, die ihm gefielen, sah er auf eine besondere Weise an.

Bist du bereit, fragte sein Blick dann? Wenn ja – komm. Wenn nicht, dann scher dich zum Teufel. Er fragte nicht zwei Mal, und er redete nicht drumherum.

Rod Browne, sein Partner, unterschied sich äußerlich wie charakterlich sehr von ihm. Rod war kleiner, vierschrötig, plattnasig, mit blondem, über der Stirn schütterem Haar, wie ein Rammbock gebaut. Er konnte ein Pferd hochheben, indem er sich darunterstellte und es auf die Schultern nahm.

Im Faustkampf hatte ihn noch keiner besiegt. Er konnte einen ganzen Saloon allein ausräumen. Manchmal tat er das auch. Er hatte jedoch eine Schwäche – er war ein Quartalsäufer.

Zwar konnte er Wochen, ja Monate ohne einen Tropfen Alkohol aushalten.

Wenn es dann losging, kannte er jedoch kein Halten mehr. Dann soff er, bis er nicht mehr wusste, ob er Männlein oder Weiblein war. Dann trank er sich platt und flach. Vorher tobte er allerdings und richtete dabei allerhand an.

Wenn er sich zu Boden getrunken hatte, wurde allerdings jedes Kind mit ihm fertig. Lassenger hatte ihm mehrfach ins Gewissen geredet und gedroht, sich von ihm zu trennen.

»Mit dir Saufnase halte ich es nicht mehr länger aus. Du bist unberechenbar. Ausgerechnet im ungeeignetsten Augenblick kann dich die Sucht überkommen.«

»Du musst gerade was sagen, du Hurenbock«, hatte ihm Browne dann geantwortet. »Du nagelst doch alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Sag nur nicht, dass das in Ordnung wäre. Du und deine Weibergeschichten. Sie werden dir nochmal den Hals brechen.«

»Und du säufst dich tot – oder dein Hirn weg, bis du eines Tages deinen Revolver an einer Schnur hinter dir herziehst, statt ihn im Holster zu tragen, ihm einen Namen gibst und mit ihm sprichst.«

»Warten wir ab, wie es kommt«, hatte Browne dazu gesagt. »Ich sehe ja ein, dass ich hin und wieder einen über den Durst trinke. Ich werde das schon noch unter Kontrolle kriegen.«

»Es hat dich unter Kontrolle.«

»Und dich haben die Weiber unter Kontrolle. Sobald du eine Pussy riechst, drehst du durch.«

»Rede nicht so mit mir. Ich erledige meinen Job, und ich bin verdammt gut in meinem Fach als Banditenjäger und Gunman.«

»Ich auch. Dann bleiben wir doch zusammen, solange es geht. Wir sind ein feines Team – der Säufer und der Hurenbock.«

Darauf hatten sie angestoßen, Lassenger mit einem Whiskey, Browne mit Limonade, weil er gerade seine trockene Phase hatte. Maureen Jellico hatte sie hergerufen. Die schöne Maureen trug ein elegantes Kleid, hatte jedoch einen Colt Lightning an der Seite.

Die Reeder, Flussschiffer und Geschäftsleute am Tisch starrten Lassenger, Browne und Maureen an.

»Wen hast du uns denn da beschert, Maureen?«, fragte der Chairman, ein großgewachsener Flussschiffer.

Mittlerweile hatte er mehrere Schiffe, die für ihn den Fluss befuhren. Doch er sah immer noch aus wie ein Skipper und kleidete sich auch so. Einfach und derb: wetterfeste Kleidung, Jacke und ein Tuch mit zwei geknüpften Enden am Hals.

»Die Kerle sind wahnsinnig, solche Forderungen zu stellen.«

»Sie sind mir empfohlen worden. Sie sind Banditen- und Kopfgeldjäger.«

Ungläubiges Lachen erschallte am Tisch.

»Weshalb haben wir dann noch nie was von ihnen gehört?«

»Mein Partner und ich waren bisher ausschließlich im Südwesten tätig«, sagte Lassenger. »Wir haben Banditen zu Land und zu Wasser gestellt. Auf dem Rio Grande erledigten wir mexikanische Flusspiraten. Die Delmonico-Bande.«

»Nie gehört.«

»Und in Louisiana am unteren Mississippi Piraten, die mit Dampfbooten arbeiteten und andere Boote und Schiffe kaperten. Wir haben also Erfahrung in dem Fach.«

»Wir sind hier in Omaha am Missouri«, sagte der wettergegerbte Chairman. Hal Mortimer war sein Name. Big Muddy Hal nannten sie ihn. Er war ein Mann, auf dessen Wort man hörte. »Und ihr seid zu teuer.«

»Dann fangt die Piraten doch selbst.« Lassenger stand auf. »Oder nehmt euch jemanden, der billiger ist. Setzt River Marshals ein.«

»Die sind schon an der Arbeit«, sagte Mortimer. »Aber sie haben keinen Erfolg. Zwei sind spurlos verschwunden. Einer trieb mit einem Messer im Rücken im Fluss. Ein anderer wurde gefoltert und nahe Berentson ...« Das war eine Town in der Nähe von Bismarck. »... nackt und tot an eine Weide gebunden aufgefunden. Sie hatten ihm seinen ... äh, seinen Penis abgeschnitten und in den Mund gesteckt.«

»Ihm damit das Maul gestopft«, sagte einer der Männer am Tisch. »Alle am Missouri und seinen Nebenflüssen leben in Angst vor den River Sharks. Unsere River Marshals, die für die Flussschiffer arbeiten, haben die Hosen voll. Aber zehntausend Dollar im Voraus für jeden von euch und zwanzigtausend im Erfolgsfall pro Kopf sind entschieden zu teuer.«

»Wir sind nicht zum Feilschen hier«, erwiderte Lassenger gelassen. »Das ist unser Preis – fertig, ab. Komm, Rod, wir vergeuden hier unsere Zeit. Seht zu, wie ihr einig werdet. Wir sind im Hotel Bellevue zu erreichen.«

»Da könnt ihr lange warten, bis wir auf euch zukommen!«, rief man den beiden Männern nach, als sie den Saal verließen.

Draußen sagte der stämmige Browne: »Das war wohl ein Satz mit X, Rod – es war nix. Dafür haben wir nun die weite Reise auf uns genommen.«

»Warte es ab. Die kommen schon noch auf uns zu. Die Reisespesen hat die schöne Maureen uns ersetzt.«

Als sie die City Hall verließen – sie war nicht allzu groß –, wurde ihnen nachgerufen:

»Halt, wartet! Wir müssen reden.«

Maureen lief ihnen nach. Vor der City Hall warteten sie. Es war warm und sonnig. In Omaha herrschte mäßiger Betrieb. Es war ein Flusshafen, allerdings nicht der größte. Von Omaha aus führten Straßen ins Umland. Eine Eisenbahn gab es derzeit – drei Jahre nach dem Bürgerkrieg –noch nicht. Es hieß zwar, dass eine gebaut werden sollte, aber das hatte es schon vor dem Großen Krieg geheißen.

Dann war der Krieg dazwischengekommen, und seitdem hörte man immer wieder mal dieses und jenes. Die einen sagten so, die anderen so. Konkret war noch nicht mit dem Bau der Strecke begonnen worden, die quer über den Kontinent führen sollte.

Maureen entschuldigte sich, dass Lassenger und Browne mit ihren Forderungen abgeblitzt waren.

»Der Preis ist sehr hoch«, sagte sie. »Doch die Zeit arbeitet für uns. Immer wieder schlagen die River Sharks zu. Wenn sie ein richtig großes Ding durchziehen, was nur eine Frage der Zeit ist, wird die Flusschiffervereinigung einknicken und euch das Geld geben.«

»Dann müssen wir es uns erst einmal verdienen«, sagte Browne. »Diese Flussschiffer meinen, mit Würmern als Köder kann man Haie fangen. Sie werden sich wundern.«

»Das denke ich auch«, sagte Maureen. »Habt ihr schon was gegessen, Jungs?«

Ihre dunklen Augen fixierten Lassenger.

»Nein.«

»Dann gehen wir ins Restaurant. Ich lade euch ein.«

Browne kannte seinen Partner und dessen Ruf, nichts anbrennen zu lassen. Er wollte ihn mit der Kapitänin und Eignerin zweier Schiffe allein lassen.

»Geht mir mal allein«, sagte er. »Ich habe was Dringendes zu erledigen.«

»Aber besauf dich nicht«, wies ihn Lassenger zurecht. »Was ich mit dir schon erlebt habe, geht auf kein Longhornhaut. Saloons kurz und klein geschlagen, Straßenlaternen ausgeschossen. Wie oft habe ich dich schon aus dem Jail auslösen müssen?«

»So oft nun auch wieder nicht. Außerdem habe ich dir das Geld für die Auslösung immer zurückgezahlt. Ich bin ein tüchtiger, guter Mann. Der Beste in meinem Fach.«

»Ja, wenn du nüchtern bist.«

»Das bin ich doch meistens.«

Lassenger seufzte.

»Geh nur. Aber wenn du mit einer Fahne ankommst, kannst du was erleben. Irgendwann reicht es.«

»Keine Sorge, Partner. Ich weiß, was ich zu tun habe.«

»Hoffentlich, hoffentlich.«

Pfeifend ging er davon. Maureen sah ihm nach.

»Was war das denn?«, fragte sie den hochgewachsenen Mann vor ihr. »Dein Partner trinkt?«

Lassenger seufzte wieder.