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Colby ist an und für sich ein recht friedliches Nest um 1880 in Kansas. Das Leben in dem Städtchen inmitten der flachen Weiten verläuft scheinbar in geordneten Bahnen, bis unvermittelt der Mord an einer alten Dame ein Schlaglicht auf die Vergangenheit des einen oder anderen Bewohners von Colby wirft. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, und mit der ortsüblichen Form der Gerechtigkeit möchte man schnell bei der Hand sein, wenn da nicht dieser nervige Sheriff wäre, der bestrebt ist, wirklich die Tatsachen hinter dem Mord aufzudecken. Parallel dazu läuft in Dogde City ein Kopfgeldjäger mit einem vergilbten Steckbrief herum. Seine Ermittlungen nähern sich denen des Sheriffs alsbald inhaltlich wie geografisch ...
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Seitenzahl: 135
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Der Mord an Mrs. Greenwood
Vorschau
Impressum
Der Mord an Mrs. Greenwood
Colby ist an und für sich ein recht friedliches Nest um 1880 in Kansas. Das Leben in dem Städtchen inmitten der flachen Weiten verläuft scheinbar in geordneten Bahnen, bis unvermittelt der Mord an einer alten Dame ein Schlaglicht auf die Vergangenheit des einen oder anderen Bewohners von Colby wirft. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, und mit der ortsüblichen Form der Gerechtigkeit möchte man schnell bei der Hand sein, wenn da nicht dieser ehrgeizige Sheriff Bill Fisher wäre, der bestrebt ist, wirklich die Tatsachen hinter dem Mord aufzudecken.
Parallel dazu läuft in Dogde City ein Kopfgeldjäger mit einem vergilbten Steckbrief herum. Seine Ermittlungen nähern sich denen des Sheriffs alsbald inhaltlich wie geografisch ...
Sie hatte sich verspekuliert. Wie hatte sie nur glauben können, mit dieser Bestie fertig werden zu können? Da nutzte ihr auch ihr Colt nichts.
Einmal hatte er ihr tatsächlich Dollars gegeben. Genau zweihundert. Sie hätte sich zufrieden zeigen müssen. Aber sie war zu gierig gewesen. Seit ihr Mann gestorben war, lebte sie in bitterer Armut. Sie trat auf die Kommode zu, wollte die Schublade herausziehen und nach ihrer Waffe greifen.
Doch da schlug er bereits zu. Der schwere Hammer jagte heran und traf sie mit voller Wucht am Kopf. Verblüfft sah sie, wie ihr Blut an die Wand spritzte.
Dann wurde es schwarz vor ihren Augen. Ihr war sehr, sehr übel. Sie taumelte und stürzte zu Boden.
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Der Frühling war in Colby County eingezogen. Die Sonne schien warm von einem strahlend blauen Himmel, das Grün brach aus den Zweigen, und der Gesang der Vögel erfüllte die milde Luft.
Sheriff Bill Fisher saß auf der Veranda seines Hauses in der Nachmittagssonne und nippte an einem Becher Kaffee. Sein Blick glitt träge über die Main Street seiner Stadt, hinüber zum Prärie-Saloon und weiter zu Colonel Hobsbawns Wohnhaus mit den prachtvollen, weißen Säulen links und rechts des Eingangs. Einige Schritte entfernt ragte die neue weiße Kirche auf, in der Reverend Gibbs seine Gottesdienste abhielt und die genau im Zentrum von Colby errichtet war.
Nach Norden hin erblickte Fisher ein Dutzend niedrige Wohnhäuser, aber auch Joe McLarens großen Store und Jako Burns Mietstall. Außer der Main Street gab es noch die First und die Second Street, an denen noch einmal rund drei Dutzend Häuser erbaut waren. Die Stadt war vor gut zwei Jahrzehnten gegründet worden, nach dem Ende des Civil Wars, und hatte sich zu einem blühenden Zentrum des westlichen Kansas entwickelt.
Es war früher Nachmittag. Zahlreiche Leute waren unterwegs, um ihren Geschäften nachzugehen, ein Bier im Saloon zu trinken oder einfach nur ein Schwätzchen zu halten. Auch heute ging das Leben in Colby seinen gewohnten und geruhsamen Gang.
Fisher, der kaum dreißig Jahre alt war, hatte den Job des Sheriffs vor zwei Jahren übernommen. Er war ein schlanker Mann mit halblangen blonden Haaren und wasserblauen Augen, der das Leben nicht allzu ernst nahm und um dessen Lippen zumeist ein fröhliches Grinsen spielte. Er war im Süden auf einer Ranch unweit von Dodge City geboren worden und nach einigen Wanderjahren als Cowboy in Texas und Arizona aus Zufall nach Colby gekommen. Doch ihm gefiel es hier, und er hatte nach einem Job gesucht, der ihm ein sesshaftes Leben ermöglichte.
An diesem Tag hatte er einen echten Grund zur guten Laune, denn seine Freundin Cora Stenson, die für eine Woche zu ihrer Schwester nach Denver gefahren war, hatte über den Telegraphen ihre Rückkehr für den heutigen Abend angekündigt. Nach Sonnenuntergang sollte die Postkutsche Colby erreichen.
Fisher hatte schon in Joes Store Steaks, Salat und ein Brot gekauft. Und natürlich eine gute Flasche Wein, wie Cora ihn mochte. Denn selbstverständlich wollten sie ihr Wiedersehen gebührend feiern.
Die junge Lady war der größte Glücksfall in Bill Fishers Leben. Nicht nur war sie die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Sie war zudem die mit Abstand netteste und sympathischste Lady aller Zeiten. Ihm ging das Herz auf, wenn er an sie dachte. Und wenn seine Gedanken zur kommenden Nacht schweiften, regten sich noch ganz andere Sinne.
Der junge Mann nippte an seinem Kaffee und blickte hinüber zu Joe McLarens Store, der in einem einstöckigen, ganz mit roter Farbe angestrichenen Gebäude untergebracht war. Gerade luden Joe und Colonel Eric Hobsbawn, der Gründer, Bürgermeister und Friedensrichter von Colby, mehrere Rollen Dachpappe auf Hobsbawns Einspänner.
Der Friedensrichter war ein untersetzter, bereits recht grauhaariger Mann von etwa fünfzig Jahren. Er hatte im Civil War auf Seiten der Union gekämpft und war bis zum Colonel aufgestiegen. Anschließend war er hier her nach Kansas gezogen und in den Handel mit Longhorns eingestiegen. Sein kaufmännisches Geschick hatte ihn reich und seine Stadt groß gemacht.
Fisher sah, wie der Colonel auf den Bock des Einspänners stieg und seinen Braunen mit einem Schnalzen des Zügels antrieb. Langsam rollte der Wagen an Fishers Haus vorbei, und Hobsbawn tippte grüßend an die Hutkrempe.
Fisher erwiderte den Gruß, erhob sich und ging in sein Büro. Aus Kansas City war ein Bündel neuer Steckbriefe gekommen, und der Sheriff wollte sie durchsehen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, begann zu blättern und betrachtete ein gutes Dutzend Banditen, Killer und Brandstifter, von denen einer abscheulicher als der andere aussah. Das waren echte Galgenstricke. Immerhin würde jeder mehrere hundert Dollar Belohnung einbringen, wenn ein Marshal oder ein Kopfgeldjäger ihn zu fassen bekam.
✰
Susan Malone, eine gut gewachsene, dunkelhaarige Frau, war im vergangenen Jahr zum zweiten Mal Mutter geworden. Allerdings arbeitete ihr Mann Jack als Cowboy auf der South-Fork-Ranch und war deshalb den größten Teil der Woche irgendwo draußen in der Prärie unterwegs.
Für Susan bedeutete es eine Menge Arbeit, an so vielen Tage allein mit dem Haus und den Kindern klarkommen zu müssen. Ihr Sohn Bobby war vier und die kleine Mary gerade mal anderthalb Jahre alt. Und die Malones waren nicht eben reich. Um ein paar mehr Dollars zur Verfügung zu haben, arbeitete Susan deshalb jeden Tag für drei Stunden im Colby Hotel, wusch die Wäsche und putzte die Zimmer. Ihre Kinder brachte sie für diese Zeit zu ihrer Nachbarin, der alten Margret Greenwood, einer herzensguten Witwe, die gerne auf Bobby und Mary aufpasste.
Auch an diesem Tag machte die junge Frau sich am frühen Nachmittag auf den Weg. Mrs. Greenwood wohnte nur wenige Häuser die First Street aufwärts, am Ende der Straße und schon beinahe draußen in der Prärie. Sie besaß ein kleines, mit hölzernen Schindeln gedecktes Haus, das von Efeu überwachsen und von einem gut gepflegten Gemüsegarten umgeben war.
Bei diesem schönen Wetter hatte Susan erwartet, ihre Nachbarin schon von Weitem in ihrem Garten zu sehen. Doch zeigte die alte Lady sich nicht.
Dafür stand die Tür zu ihrem Häuschen weit offen. Knarrend bewegte sie sich im Wind.
»Mrs. Greenwood!«, rief die junge Frau. »Hallo!« Sie betrat das Gärtchen und blickte sich um, sah einige Gartenwerkzeuge auf dem Boden liegen. »Wir sind es: Susan, Bobby und Mary. Wo sind Sie denn?«
Doch die alte Lady antwortete nicht. Susan Malone blickte auf die halb offene Tür und fühlte sich plötzlich unheimlich. Da war doch irgendwas nicht in Ordnung!
Sie fasste ihre beiden Kinder an den Händen. Hatte Margret Greenwood in ihrem Garten gearbeitet und war von irgendetwas oder irgendwem abgelenkt worden?
Susan trat vorsichtig näher. Sie durchquerte das Gärtchen und erreichte die Tür. Bobby wollte vorwärts ins Haus laufen, doch Susan hielt ihn fest.
»Mrs. Greenwood!«
Wieder erfolgte keine Antwort. Susan stieß die Tür ein klein wenig weiter auf.
»Hallo?«
Die junge Frau spähte ins Innere des Häuschens. Und was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sofort zog sie ihre beiden Kinder zurück, damit ihnen dieser Anblick erspart blieb.
In der nächsten Sekunde stieß sie einen gellenden Schrei aus, den man bis zur Main Street von Colby hinauf hörte.
✰
Auch Sheriff Fisher hörte ihren Schrei.
Mit seinen Gedanken war er bei Cora gewesen. Im vergangenen Sommer, während der Feier zum Unabhängigkeitstag, hatten sie zum ersten Mal miteinander getanzt. Und genau während dieses Tanzes war die Liebe über sie gekommen. Wie eine Himmelsmacht. Er hatte die junge Frau herumgewirbelt, hatte ihr ausgelassenes Lachen gehört, den süßen Duft ihres Haares eingeatmet und die tollen Formen ihres Körper gespürt. Er brauchte nur seinen Blick auf ihr umwerfendes Dekolletee zu richten, und Lüsternheit überflutete ihn in heißen Wellen. Cora schien ganz ähnlich gefühlt zu haben, denn sie hatten den Abend in einem Heuschober hinter der Straße beendet. Seitdem waren sie ein Paar.
Fisher schrak hoch. Es hatte den Schrei einer Frau gehört. Er hatte nach Angst, Panik und großem Erschrecken geklungen. Er erhob sich und trat vor die Tür seines Büros.
In dieser Sekunde hörte er einen weiteren Ruf. »Mörder! Mörder!«
Auch mehrere Passanten waren aufmerksam geworden.
»Das kommt von dort hinten!«, rief Joe Monrose, ein Pferdehändler aus dem County, der gerade aus dem Prärie-Saloon getreten war.
»Ja, von der nördlichen First Street her«, antwortete ein Cowboy.
Sheriff Fisher rannte los. Er rannte die Main Street hinunter, bog in die First Street ab und sah bereits eine kleine Gruppe von Menschen vor einem Haus am Ende der Straße stehen. Er hastete weiter und erreichte die Leute.
»Was ist passiert?«, rief er.
Die Gruppe stand vor dem Wohnhaus von Margret Greenwood, einer alten Witwe, die Fisher nur flüchtig kannte. Unter den Umstehenden erkannte er die rothaarige Susan Malone mit ihren beiden Kindern, die nur ein paar Häuser die First Street aufwärts wohnte, außerdem den Cowboy Abe Burton, den Mietstallbesitzer Jako Burns und zwei weitere Ladys aus der Nachbarschaft.
Susan war totenbleich. Große Tränen standen in ihren Augen, als sie mit zitternden Händen zum Haus der Witwe wies. Auch Abe Burton und Jako Burns sahen schockiert aus.
»Jemand hat Margret umgebracht«, erklärte der Mietstallbesitzer.
»Okay. Wartet hier!« Fisher durchquerte das Gärtchen, stieß die Haustüre auf und trat ein. Was er zu sehen bekam, schockierte auch ihn.
Die alte Lady lag inmitten ihres kärglichen Wohnraums, und rings um ihren zerschmetterten Schädel hatte sich eine gewaltige Lache von rotem Blut gebildet. Sie war mit einem Hammer, einem Spaten oder einem ähnlichen Gegenstand erschlagen worden, und ihr Schädel bestand auf einer Seite nur noch aus einem Brei von Knochensplittern, Gehirnmasse und Blut.
Der Killer musste zugeschlagen haben wie ein Berserker, in einer gewaltigen Rage von Wut und Irrsinn. Die Blutlache rings um Mrs. Greenwoods Kopf war noch feucht: Die Mordtat konnte kaum eine halbe Stunde zurückliegen.
Beim süßlichen Geruch des Blutes musste Fisher würgen. Um ein Haar musste er sich übergeben. Doch dann hatte er sich wieder im Griff.
Marg Greenwood, die von zarter, schmaler Gestalt gewesen war, hatte eine einfache, alte Schürze getragen und hatte ihr Haar, so weit man das noch erkennen konnte, zu einem Dutt gebunden gehabt. Fisher hatte mir ihr nie viel zu tun gehabt. Er wusste nur, dass sie – wie etliche andere ältere Damen – eine fleißige Besucherin von Reverend Gibbs' Kirche gewesen war. Die Ladys bereiteten sich wohl auf ihre kommenden Tage im Paradies vor.
Aus welchem Grund, um Himmels willen, hatte jemand die alte Frau umgebracht? Ihr Häuschen war sauber, aber die Einrichtung war ärmlich. Schätze waren bei ihr jedenfalls nicht zu holen gewesen.
»Sieht nicht gut aus, was«, hörte Fisher die knarrende Stimme seine Deputys hinter sich. Jeff McTaggart war vielleicht sechzig Jahre alt, ein untersetzter, kräftiger Mann mit einer an altes Leder erinnernden Gesichtshaut. Er war ein guter Deputy, und vor allem kannte er nahezu jedermann in der Stadt und im County seit vielen Jahren.
»Verdammt«, fluchte Fisher.
»Das kannst du laut sagen!«
»Wer könnte sie umgebracht haben? Hatte sie Feinde?«
»Nicht, dass ich wüsste. Marg unternahm nicht mehr viel. Die meiste Zeit verbrachte sie in der Kirche.«
»Seit wann sie lebte sie in Colby?«
»Seit mindestens zwanzig Jahren«, erklärte McTaggart. »Sie und ihr Mann gehörten zu den ersten Siedlern. Eines Tages kamen sie mit ihrem Planwagen hier an. Jim Greenwood arbeitete als Tagelöhner für verschiedene Rancher. Aber er ist nun auch schon mehr als zehn Jahre tot.«
»Woran ist er gestorben?«
»Muss wohl eine Lungenentzündung gewesen sein. Damals hatten wir noch keinen Doc in Colby. Noch nicht mal einen Tierarzt, hähä.«
Der Sheriff nickte. Er blickte sich um und sah, dass noch mehr Männer das kleine Häuschen betreten hatten.
»Wartet noch einen Augenblick draußen«, bat er. »Jeff und ich wollen uns erst mal nach Spuren umsehen. Wer hat sie eigentlich gefunden?«
»Sue Malone wollte Margret ihre Kinder vorbeibringen«, erklärte Jako Burns, dem der Mietstall an der Main Street gehörte. Er war ein hagerer, vielleicht vierzigjähriger Mann mit dunklen Haaren und einem Schnauzbart. »Margret passte jeden Tag für zwei oder drei Stunden auf die Blagen auf, wenn Sue jeweils drüben im Hotel arbeitete.«
»Okay«, sagte Fisher. »Was führt Sie hierher?«, wandte er sich an Burns.
»Mir gehört die Pferdekoppel die Straße weiter unten. Wollte mal nach den Gäulen gucken.«
»Verstehe.«
Die Tote lag inmitten ihres Wohnraumes, und nichts deutete auf einen Kampf hin. Ihr Körper lag ein wenig zur Seite gedreht, aber sie hatte noch nicht mal ihre Hände erhoben, um die Schläge abzuwehren.
Fisher sah, dass ihre Augen weit aufgerissen waren, und er meinte, Überraschung und erstauntes Entsetzen darin zu lesen. Er richtete sich wieder auf und blickte sich erneut um.
Der Raum war ärmlich, aber sauber. Nur die Schubladen der alten Kommode waren herausgezogen und einige alte Kleidungsstücke auf den Boden geworfen worden. In der Lade lag ein großer Colt. Fisher nahm ihn zur Hand und ließ die Trommel herausspringen. Er erblickte sechs Patronen. Die Waffe war geladen.
»Vielleicht hat Mrs. Greenwood die Schublade herausgezogen, um nach ihrer Waffe zu greifen«, spekulierte er. »Sie hat noch versucht, sich zu wehren.«
»Kann sein«, sagte McTaggart. »Aber vielleicht hat auch der Killer nach dem Mord in der Kommode nach Wertsachen gesucht.«
»Allzu viel kann sie nicht besessen haben.«
»Nein.«
Auf der Kommode standen zwei zerlesene Bibeln, ein Katechismus und andere religiöse Bücher.
»Alte Damen beten gerne«, wusste McTaggart. »Sie spüren die Nähe ihres Herrn.«
»Kann sein«, räumte Fisher ein. »Wahrscheinlich hat sie ihren Mörder gekannt. In Colby kennt doch jeder jeden. Wahrscheinlich kamen beide vom Garten her durch die Vordertüre ins Haus. Sonst hätte sie sich doch anders verhalten.«
Er dachte an die Typen, deren Steckbriefe er gerade durchgesehen hatte. Aber war es vorstellbar, dass einer dieser Banditen hier her an den Rand von Colby gekommen war, um eine arme, alte Lady umzubringen?
»Wo ist eigentlich die Mordwaffe geblieben?«
Jeff McTaggart war in die Küche gegangen, die an den Wohnraum anschloss.
»Hier liegt sie!«, rief er.
Fisher folgte ihm. Die Küche war nur ein kleiner Raum mit einem gemauerten Herd, einem selbstgezimmerten Tisch und zwei Stühlen. Ein großer Krug mit Wasser stand auf dem Spültisch. An der Wand hing ein buntes, kitschiges Gemälde des Herrn Jesus Christus, der gemeinsam mit zwei Schafen auf einer Blumenwiese posierte.
Auf dem Tisch lag ein schwerer Hammer, der voller Blut war. Auch auf dem Stil klebte Blut: Die Hand des Killers mussten also ebenfalls voller Blut gewesen sein. Bill Fisher betrachtete den Hammer. Dies war kein ungewöhnliches Werkzeug: Jedermann in der Stadt besaß einen solchen Hammer.
»Dieser Kerl ist also ins Haus spaziert, hatte seinen Hammer dabei und hat Margret Greenwood erschlagen«, stellte der Deputy mit einer gewissen Gereiztheit fest.
»Das könnte so gewesen sein«, bestätigte der Sheriff.
»Hm. Was ist das?« McTaggart bückte sich zum Boden. Vor der Hintertür, die hinaus in einen weiteren Gemüsegarten führte, lag eine kleine Kette. Er hob sie auf und zeigte Fisher, dass eine kleine, silberne Pesomünze daran baumelte. Die Münze zeigte den Kopf von Benito Juarez, und oben war ein Loch eingestanzt, so dass sie an dem Kettchen getragen werden konnte.
»Verdammt, das sieht nach Tom Ashwood aus«, stieß er hervor. Seine knarrende Stimme klang empört und überrascht zugleich. »Der trägt ein solches Ding.«
»Du meinst den verrückten Tommy?«, fragte Fisher.
»Wen sonst?«
»Mein Gott, was hat er getan?«
✰