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In der Wildnis der Bighorn Mountains von Wyoming findet Buck Holmes Gold. Begeistert lädt er im Redhorse Saloon alle zum Mittrinken ein und findet auch noch die Frau seiner Träume. Dann jedoch lernt er auf die harte Tour, dass man vorsichtig sein muss, wenn man sein Vertrauen verschenkt. Ob auf der Main Street von Eaglewood oder in der zerklüfteten Landschaft der Bighorn Mountains, die Gefahr lauert überall und entlädt sich in einer dramatischen Auseinandersetzung in einer unzugänglichen Bergschlucht ..
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Hinterrücks erschossen
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Impressum
Hinterrücks erschossen
In der Wildnis der Bighorn Mountains von Wyoming findet der abgerissene Buck Holmes Gold, sehr viel Gold. Begeistert lädt er im Redhorse Saloon alle zum Mittrinken ein und findet auch noch die Frau seiner Träume. Dann jedoch lernt er auf die harte Tour, dass man vorsichtig sein muss, wenn man sein Vertrauen verschenkt. Ob auf der Main Street von Eaglewood oder in der zerklüfteten Landschaft der Bighorn Mountains, die Gefahr lauert überall und entlädt sich in einer dramatischen Auseinandersetzung in einer unzugänglichen Bergschlucht ...
»Gold!«, schrie der abgerissen wirkende Mann, als er atemlos in den Redhorse Saloon gestürmt kam. »Ich habe Gold gefunden! Da, seht her!« Er schwenkte als Beweis für seine Worte einen prall gefüllten Lederbeutel. »Da drin sind prächtige Nuggets!«
In dem gut besuchten Lokal wurde es schlagartig still. Alle blickte auf den etwa fünfundzwanzigjährigen Burschen, dem die dunklen Haare wirr ins von der Sonne gebräunte Gesicht fielen.
»Wo hast du sie gefunden?«, fragte einer der an der Theke stehenden Männer.
»Woher hast du sie?«, erkundigte sich ein anderer.
»Das werde ich euch nicht auf die Nase binden«, antwortete Buck Holmes grinsend. »No, das verrate ich euch nicht. Aber ich lade euch auf einen Drink ein. Seid meine Gäste!« Er legte den Goldbeutel vor sich auf die Theke, wo ihm die Anwesenden willig Platz machten, und wandte sich an Fatty Skinner, den unglaublich dicken Wirt. »Los, Keeper, gib den Gents zu trinken! Es geht alles auf meine Rechnung!«
Fatty, dem der mächtige Bauch aus der Hose quoll, die er mit einem Riemen am Körper hielt, beeilte sich, Flaschen mit alkoholischem Inhalt aus dem Regal zu holen und auf dem Schanktisch zu verteilen. Genauso schnell ließ er Gläser folgen, die bis zum Rand gefüllt wurden.
»Und was darf ich trinken, Cowboy?«, erkundigte sich die schwarzhaarige Dolores, die am unteren Ende des Tresens, nahe einer kleinen Bühne, auf einem Hocker saß und den Ankömmling mit sichtlichem Interesse musterte. »Du lädst mich doch auch ein?«
»Aber natürlich«, antwortete Buck Holmes, dem bei ihrem Anblick der Mund trocken wurde. Die schwarzäugige Barsängerin war in seinen Augen eine atemberaubende Schönheit, die er unter normalen Umständen kaum anzusprechen gewagt hätte. Sie trug ein weit ausgeschnittenes Kleid aus schwarzer und roter Seide und hatte zum Teil spanisches Blut in den Adern. Schulterlanges, an Rabengefieder erinnerndes Haar umrahmte ihr hübsches Gesicht. »Was möchtest du denn trinken?«
Die schöne Dolores entschied sich für einen Pfefferminzlikör. Sie hatte mit ihren geschmeidigen Bewegungen etwas Katzenhaftes an sich. Wenn sie lachte, entblößte sie zwei prächtige schneeweiße Zahnreihen. Sie hatte eine aufregende Figur und einen unter die Haut gehenden Blick. Ihre Eckzähne waren spitz wie bei einem Raubtier, und ihre sinnlichen Lippen waren rot geschminkt.
Als sie das Gewünschte bekommen hatte, stieß sie mit Buck an, der einen doppelten Scotch bestellt hatte, und blickte ihm dabei tief in die Augen. Er war zu ihr herübergekommen.
»Auf dein Wohl, du Glückspilz!«, sagte sie mit ihrer erotisch klingenden Stimme. »Ich hoffe, dass du mir etwas mehr erzählen wirst. Ich meine, wie du zu dem Gold gekommen bist. Immerhin sind wir alte Bekannte, nicht wahr?«
Mit dieser Behauptung übertrieb sie ein wenig, denn sie kannten sich eigentlich nur vom Sehen. Doch Buck grinste zu der Bemerkung und trank, nachdem er mit der jungen Frau angestoßen hatte, aus seinem Glas, prostete dann auch den umstehenden , auf seine Kosten trinkenden Männern zu.
»Ha, wir kennen uns schon eine ganze Weile«, entgegnete er. »Etwa ein Jahr, so möchte ich sagen. Jedes Mal, wenn ich nach Eaglewood kam, habe ich den Redhorse Saloon besucht und dich bewundert. Nein, wir sind uns nicht fremd. Aber ich muss dich enttäuschen; die Funstelle des Goldes bleibt mein Geheimnis.«
»Schade«, schmollte Dolores. »Aber lass mich wenigstens einen Blick in deinen Goldbeutel werfen.«
»Warum nicht?« Buck öffnete bereitwillig den mindestens zwei Pfund schweren Lederbeutel und zeigte der Schwarzhaarigen den Inhalt, der aus matt glänzenden, unregelmäßig geformten Goldkörnern bestand, bei deren Anblick sie unwillkürlich die Luft anhielt. Ihre mandelförmig geschnittenen Augen weiteten sich.
»Donnerwetter, ist das eine Pracht!«, stieß sie höchst beeindruckt hervor. »Schenkst du mir ein Nugget?«
»Okay, nimm dir eins«, zeigte sich Buck großzügig. Er ließ Dolores in den Beutel greifen, sodass sie sich ein Nugget herausnehmen konnte. Es war größer als eine Haselnuss und wog bestimmt mehr als eine Unze.
»Danke, Cowboy!«, säuselte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du bist wirklich ein Schatz. Wie heißt du eigentlich?«
»Buck.«
»Buck«, wiederholte sie. »Deinen Namen werde ich mir merken.«
»Hoffentlich«, erwiderte er, ohne seinen Blick von ihrem Gesicht zu nehmen.
Nur zu gern hätte er die junge Frau festgehalten und an sich gedrückt. Ihr Parfüm stieg ihm verführerisch in die Nase. Doch schnell löste sie sich wieder von ihm und ließ das Nugget in ihrem Pompadour verschwinden.
Buck jedoch verstaute den Goldbeutel unter seiner Jacke, denn die Situation wurde ihm unangenehm. Die gierigen Blicke der um ihn herumstehenden Männer gefielen ihm nicht und mahnten ihn plötzlich zur Vorsicht.
✰
Es war Abend geworden. Buck Holmes hatte seinen Wallach in den Mietstall gebracht und war anschließend zur Bank gegangen, um sein Gold zu verkaufen. Er hatte einen guten Preis dafür bekommen. Den Großteil des Geldes hatte er auf ein Konto gelegt und den Rest behalten, um flüssig zu sein. Er hatte sich neue Kleidung gekauft, hatte sich ein Hotelzimmer genommen und in einem großen Bottich gebadet. Und er ließ sich auch die Haare schneiden und den wochenalten Bart abrasieren.
Darüber war es Abend geworden, und er nahm im einzigen Restaurant der kleinen Stadt eine Mahlzeit ein und überlegte dabei, was er als Nächstes tun wollte.
Eigentlich kannte er die Antwort schon, und sein Weg führte ihn nach Verlassen des Restaurants geradewegs zurück in den Redhorse Saloon.
Er sah jetzt nicht mehr so verwildert aus, sondern sehr gepflegt und manierlich. Buck war ein gut aussehender Mann, nach dem sich die Frauen den Kopf verdrehten. Im Augenblick wirkte er besonders attraktiv.
Das fand wohl auch Dolores, als sie seiner jetzt ansichtig wurde. Sie lächelte ihm schon von Weitem zu.
»Du bist ja kaum wiederzuerkennen!«, rief sie anerkennend. »Junge, so gefällst du mir!«
Buck trat breit grinsend zu ihr an die Theke, wo er für sich ein Bier und für Dolores einen Drink bestellte. Sie wollte diesmal einen Himbeerbrandy.
Nachdem sie eine kurze Unterhaltung geführt hatten, stieg Dolores auf die Bühne und sang eines ihrer Lieder. Einige Songs klangen ziemlich frivol, andere erzählten von Liebe, Schmerz und Leidenschaft, von einsamen Cowboys und kühnen Reitern, die sich nach einem hübschen Mädchen sehnten.
Ein Lied solchen Inhalts gab die schöne Dolores jetzt zum Besten, musikalisch begleitet von einem bleichgesichtigen Pianisten. Buck, der ganz ergriffen ihrer melodischen Stimme lauschte, wurde ganz heiß dabei, denn er hatte das Gefühl, dass Dolores nur für ihn sang.
Immer wieder warf sie ihm feurige Blicke aus ihren dunklen Augen zu und gab ihm damit zu verstehen, dass er ein besonderer Gast war. Sollte er plötzlich Chancen bei ihr haben? Es sah ganz so aus.
Buck machte sich allmählich Hoffnungen. Er hatte Dolores schon immer begehrt, hatte sich ihretwegen aber keine Hoffnungen gemacht. Nicht nur, weil sie wahrscheinlich etwas älter war als er, sondern auch deshalb, weil sie ihn offenbar nicht ganz ernst nahm. Mit ihren knapp dreißig Jahren war sie voll erblüht und konnte es aufgrund ihrer überreichlich vorhandenen Reize mit jeder Geschlechtsgenossin aufnehmen. Es konnte ihr wohl keine andere Frau das Wasser reichen.
Buck war sich kaum bewusst, dass er Dolores in seinem Verlangen unaufhörlich anstarrte. Er verschlang dieses Wunderwerk von Frau förmlich mit den Augen, verfolgte jede ihrer Bewegungen und empfand dabei ein starkes Begehren.
Als Dolores unter dem üblichen Applaus schließlich die Bühne verließ, kam Hoss Mulock aus dem Hinterzimmer, in dem er einen Pokertisch besaß. Er war ein dandyhaft gekleideter, noch junger Mann mit angegrauten Schläfen, langen Bartkoteletten und einem schwarzen Schnurrbart, dessen nach unten gezwirbelte Enden bis unter die Kinnwinkel reichten. Er trug einen weinroten Prince-Albert-Rock und einen hohen schwarzen Hut.
Dolores kehrte, als sie den Spieler erblickte, zu Bucks Enttäuschung nicht zur Theke zurück, sondern setzte sich mit Mulock an einen Tisch. Sie warf Buck dabei einen entschuldigenden Blick zu. Dann setzte sie sich und begann eine Unterhaltung mit Mulock.
Der Mann schien Einfluss auf sie auszuüben. Oder war er etwa gar ihr Geliebter?
Buck wurde bei diesem Gedanken flau im Magen. Seine Hoffnung, der schönen Dolores näher zu kommen, schmolz merklich dahin. Missmutig geworden, behielt er die beiden unauffällig im Auge.
»Noch ein Bier, Freund?«, fragte Fatty. Die Stimme des Dicken riss ihn aus seinen Gedanken und führte ihn zurück in die Gegenwart.
»Ja, gib mir noch eins – und dazu einen Whiskey«, antwortete Buck.
Er brauchte jetzt einen scharfen Drink. Mit mürrischer Miene griff er nach dem Glas und kippte den Inhalt mit einem Ruck hinunter, langte nach der Flasche, die der Salooner vor ihm stehen gelassen hatte, und schenkte sich selbst nach.
Das Lokal füllte sich mit durstigen Männern. Dolores und der Spieler trennten sich wieder. Während Letzterer zurück ins Spielzimmer ging, betrat Dolores wieder die Bühne und begann, vom Lampenlicht verführerisch angestrahlt, erneut für die Gäste zu gingen. Und während sie ihre Stimme ertönen ließ, versuchte sie neuerlich, Buck mit ihren Blicken zu bannen.
Doch diesmal blieb er gelassen und fiel nicht auf ihr Gehabe herein. Sie sollte nur nicht glauben, dass sie mit ihm spielen konnte!
Er beschloss, nüchtern zu bleiben. Nachdem er seine Zeche bezahlt hatte, verließ er die Theke und ging ins Hinterzimmer, wo Hoss Mulock mit ein paar anderen Männern pokerte.
Gerade wurde ein Platz an dem runden, grün überzogenen Tisch frei, und Mulock fragte, an Buck gewandt: »Wollen Sie mitspielen, junger Mann?«
»Warum nicht?« Buck setzte sich, ließ sich Karten geben und leistete seinen Einsatz.
Er beteiligte sich drei Runden lang an dem Spiel und verlor zunächst etwas Geld. Dann gewann er alles zurück und sogar noch etwas dazu. Da sagte ihm eine innere Stimme, dass es klüger war, nicht mehr weiterzuspielen. Denn er begriff, dass er in Hoss Mulock einen ausgefuchsten Kartenhai vor sich hatte, der sich vorgenommen hatte, ihn gehörig auszunehmen.
Mulocks kalter Blick und seine undurchschaubare Miene warnten ihn. Der Spieler wollte ihn zum Risiko verleiten, indem er ihn absichtlich gewinnen ließ, wollte ihn leichtsinnig werden lassen und damit in eine Falle locken. Aber Buck wollte kein Opfer sein, das wie eine Weihnachtsgans gerupft werden konnte.
»Schluss für heute!«, sagte er daher entschieden, indem er seinen Gewinn einstreifte. »Mehr als drei Runden möchte ich nicht spielen.«
»Sie geben mir keine Revanche?«, fragte Mulock und zog ungehalten die linke Augenbraue hoch.
»Vielleicht ein andermal«, antwortete Buck und erhob sich. »Ich bin müde. Entschuldigen Sie mich.«
Grüßend griff er an seinen nagelneuen Stetson und verließ das Hinterzimmer und in der Folge auch den Saloon, um das Hotel aufzusuchen. Er spürte dabei den Blick von Dolores im Rücken.
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Buck lag, nur mit seinem blauen Unterzeug bekleidet, auf dem Bett und dachte nach.
Es war ihm klar geworden, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hätte seinen Goldfund für sich behalten und nicht damit herumprahlen sollen, wie er es leider getan hatte. Denn er hatte damit den Neid anderer Menschen geweckt. Er hatte ihre gierigen Gesichter gesehen und wusste nun, dass sie alles daransetzen würden, um den Fundort des Goldes in Erfahrung zu bringen.
Sie würden weiter versuchen, ihm sein Geheimnis zu entlocken, würden ihm wohl keine ruhige Minute mehr gönnen.
Jetzt kam seine Einsicht zu spät. Jetzt musste er sehen, wie er sich die Neugierigen vom Leib hielt.
Buck hatte die Nuggets ganz zufällig gefunden, als er die Fährte eines angeschossenen Pumas verfolgte. Er beschäftigte sich, seit er als Cowboy keinen Job mehr finden konnte, als Raubtierjäger und Wildpferdfänger und führte dabei ein einfaches, aber freies Leben in den Bighorn Mountains im nordwestlichen Wyoming.
Der Puma war nur leicht verletzt gewesen, hatte aber Blut verloren. Zwar nur tropfenweise, aber das hatte genügt, um die Fährte des Silberlöwen nicht zu verlieren. Diese Blutspur hatte Buck Holmes in eine völlig abgeschiedene Gegend geführt, in der man nichts anderes fand als schroffe Felsen und dorniges Gestrüpp.
An einem schäumenden Wildbach endete die Blutspur, und Buck wusste, dass es keinen Sinn gehabt hätte, auf der anderen Seite weiter nach ihr zu suchen. Er hätte sie wohl nicht mehr wiedergefunden.
Unschlüssig verharrte er am Ufer und starrte ins Wasser. Dabei entdeckte er etwas, das wertvoller war als das Fell eines Berglöwen, nämlich Gold. Ja, da glänzte etwas Gelbliches im Wasser! Buck stieg vom Pferd, watete in den Bach, bückte sich nach dem kleinen Gegenstand und nahm ihn an sich. Er biss mit seinen kräftigen Zähnen hinein und wusste dann, dass es reines Gold war.
So groß wie ein Daumennagel war das Nugget, und schon bald hatte Buck weitere entdeckt und mit ihnen seine Taschen gefüllt.
Das Gold war vom Wasser aus dem Berg gespült worden, genauer gesagt, aus einem engen, düsteren Felsenschlund, aus dem der Bach hervorschoss. Dieser Bach gab dem einsam durch die Berge streifenden Raubwildjäger nun seine Schätze preis und verschwand schon nach einer kurzen Strecke in einem schwarzen Loch.
Obwohl Buck an jenem Tag nur oberflächlich gesucht hatte, war seine Ausbeute groß gewesen. Er war jetzt beinahe ein reicher Mann, und sein Wunsch nach einem eigenen Stück Land, auf dem er Pferde züchten konnte, war in greifbare Nähe gerückt.
Buck wusste, dass es in jener düsteren Bergschlucht noch mehr Gold zu finden gab, und das wollte er sich bei Gelegenheit holen. Dann konnte sein Wunschtraum Wirklichkeit werden.
Aber er wusste auch, dass sich Goldhungrige an seine Fersen heften würden, wenn er wieder in die Berge aufbrach. Wie hungrige Wölfe würden sie ihm folgen, und er würde seines Lebens nicht mehr sicher sein, wenn er den Fundort erreichte. Es sei denn, er verteidigte sich und das Gold mit der Waffe.
Er verwünschte sich dafür, dass er in einem Überschwang der Gefühle den Goldfund öffentlich gemacht und nicht für sich behalten hatte. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern.
Seine Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung, beschäftigten sich wieder mit der schwarzhaarigen Dolores. Sie war für ihn der Inbegriff weiblicher Schönheit. Diese Frau zu erobern, war für ihn das Erstrebenswerteste, was er sich überhaupt vorstellen könnte. Wie aufregend musste es sein, sie in den Armen zu halten und ihren prachtvollen Körper zu genießen!
Sie war ihm bis vor Kurzem so fern und unerreichbar wie der Mond erschienen. Doch jetzt, wo er kein armer Schlucker mehr war, sah die Sache plötzlich anders aus. Jetzt schien er nicht mehr chancenlos zu sein.
Die schöne Dolores hatte ihn endlich wahrgenommen, hatte sogar mit ihm geflirtet. Somit durfte er hoffen, ihre Gunst vielleicht zu erringen.
Buck hatte unwillkürlich einen Steifen bekommen. Er stellte sich vor, wie es sein würde, wenn er mit diesem in ihren Schoß eindrang, der gewiss feucht und schlüpfrig war und betörend duftete.
Mit seinen Gedanken bei ihr, schlief Buck ein, nahm Dolores mit in seine Träume, die ausgesprochen wollüstig waren.
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Buck schlief lange. Am halben Vormittag nahm er auf der straßenseitigen Veranda ein verspätetes Frühstück ein. Es gab Milchkaffee, frische Brötchen, Schinken, weichgekochte Eier, Butter und Honig. Buck ließ es sich schmecken.
Es war ein herrlicher Tag, sonnig und wolkenlos. Während Buck den restlichen Kaffee trank, sah er sich das geschäftige Treiben in der kleinen Stadt an.
Ein klappriger Farmwagen kam rumpelnd in die Mainstreet gefahren, gelenkt von einem jungen Mädchen, dessen weizenblondes Haar im Fahrtwind ihren Kopf umflatterte.
Es war Judy Tattersall, die Enkelin des auf der Ostseite der Bighorn-Berge lebenden Schafzüchters.
Buck hatte sie schon eine Weile nicht mehr gesehen und musste zu seiner Überraschung erkennen, dass sie sich seitdem erstaunlich gut entwickelt hatte. Judy war erwachsen geworden und zu einer natürlichen Schönheit herangereift. Ihr Gesicht hatte eine gesunde Farbe, und ihre schlanke Gestalt war elastisch und biegsam.
Auf den ersten Blick konnte man sie fast für einen Jungen halten, denn sie war mit verwaschenen Jeans, einer karierten Baumwollbluse und halbhohen Stiefeln bekleidet. Ein Cowboyhut schützte ihr hübsches Gesicht vor der Sonne und beschattete ihre blauen Augen. Oder waren diese grün? So genau war das wegen der breiten Hutkrempe nicht gleich festzustellen. Auf jeden Fall waren sie groß und blickten sehr selbstbewusst in die Welt.
Im Gegensatz zu den meisten Frauen in der Stadt, die sich gern fein herausputzten, war Judy Tattersall ganz natürlich geblieben, so dass sie, nur flüchtig betrachtet, fast unscheinbar wirkte, keinesfalls wie eine Lady. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte man, welches Juwel sich unter ihrer einfachen, aber zweckmäßigen Weidekleidung verbarg.
Buck hatte sich von seinem Platz erhoben und war an das Geländer herangetreten, das die Hotelveranda vom vorbeiführenden Gehsteig und der Fahrbahn trennte.
»Hallo, Judy!«, rief er ihr heiter zu. »Wir haben uns lange nicht gesehen. Verteufelt hübsch bist du geworden.«
Freundlich, aber kühl erwiderte das junge Mädchen seinen Gruß. Sie hatte ihn erkannt, schien aber zu zögern, ob sie anhalten sollte, tat es aber doch, als sich Buck nach dem Befinden ihres Großvaters erkundigte.
»Es geht ihm gut«, antwortete sie knapp.
»Bestelle ihm Grüße von mir!«