Jack Slade 965 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 965 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lasko ist den Menschen im Westen ein Rätsel. Ein unsteter Wanderer, ein Spieler, der niemandem seine Gefühle zeigt. Lasko lautet sein einziger Name - ob Vor- oder Nachname, das weiß außer ihm niemand. Er lässt sich vom Zufall leiten, was die Stationen seines Wanderlebens anbetrifft, aber als er in Norfolk aus der Postkutsche steigt, erwartet ihn mehr als nur eine Zwischenstation zum Umsteigen ...


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Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Die Nacht, als Lasko verschwand

Vorschau

Impressum

Die Nacht,als Laskoverschwand

Lasko ist den Menschen im Westen ein Rätsel. Ein unsteter Wanderer, ein Spieler, der niemandem seine Gefühle zeigt. Lasko lautet sein einziger Name – ob Vor- oder Nachname, das weiß außer ihm niemand. Er lässt sich vom Zufall leiten, was die Stationen seines Wanderlebens anbetrifft, aber als er in Norfolk aus der Postkutsche steigt, erwartet ihn mehr als nur eine Zwischenstation zum Umsteigen ...

»Du hast mich betrogen, du Schurke!«

Mikah Overhols sprang auf, zornrot im Gesicht. Er ballte die Faust und wollte den Spieler Jack Arrow am Kragen packen und über den Spieltisch ziehen. Das schaffte er nicht.

Arrow, ein schmaler, geiergesichtiger Mann, zog den Derringer aus dem Ärmel und drückte ab. Es knallte zweimal – in Overhols' Baumwollhemd erschienen zwei Löcher in der Herzgegend.

Overhols, ein großer, vierschrötiger, mager gewordener Mann, taumelte zurück. Er griff sich entsetzt an die Brust und blickte dann auf seine blutige Hand. Er war jäh ernüchtert von dem Spielrausch, der ihn die ganze Zeit in den Klauen gehalten hatte.

Das geschah im Hinterzimmer eines Saloons, in der Town Norfolk in Nebraska am Elkhorn River gelegen. Ein Saloongirl und vier weitere Männer, drei davon Mitspieler, waren Zeuge.

Rosie Dunn, die schwarzhaarige Saloonschöne mit dem imposanten Busen, schrie auf. Aus der Mündung des vierschüssigen Sharps Derringers, Kaliber 32, in Arrows Hand kräuselte sich Rauch.

Overhols stöhnte. Noch stand er. Der 32er war eine zierliche Waffe, doch auf kurze Distanz durchaus tödlich, wenn die Kugel saß. Eine besondere Mannstoppwirkung wie ein 45er Colt, dessen Kugeln das Opfer wie ein Huftritt trafen, hatte die kleine Waffe nicht.

Overhols begriff noch gar nicht, dass er tödlich getroffen war.

»Du hast mir zwei Kugeln verpasst«, grollte er. »Du hast mir mit Falschspiel die Ranch abgeluchst und mich angeschossen, obwohl ich unbewaffnet bin.«

»Dann hättest du dich bewaffnen sollen, bevor du mich einen Falschspieler nennst und angreifst«, erwiderte Arrow eiskalt. »Bleib ja da stehen, sonst fängst du noch weiteres Blei.«

Overhols' Herz stolperte. Es schlug unregelmäßig, setzte einen Schlag aus. Fing sich wieder, pumpte ihm Blut durch die Adern. Seine Knie gaben nach. Er taumelte einen Schritt zurück und setzte sich auf einen freien Stuhl. Alle starrten ihn an.

Er fasste wieder an die Schusswunden. Das Blut wich ihm aus dem Gesicht. Er wurde aschfahl. Er merkte, dass der Tod nach ihm griff. Die Füße und dann die Unterschenkel spürte er nicht mehr.

Es brannte in seiner Brust. Er hustete schwach, und es schmerzte noch mehr. Das Brennen nahm zu, und das Atmen fiel ihm nun schwer. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Er kniff sie zusammen, sah noch einmal scharf und klar.

Er nahm alles in sich auf – das Hinterzimmer, die Mitspieler, Rosie in ihrem Flitterkleid, in deren Augen er Entsetzen und Mitleid las.

Die anderen sahen ihn auf eine Weise an, wie er sie noch nie bemerkt hatte. So, wie man jemanden ansah, der schon an der Schwelle des Todes war. Distanziert und gnadenlos zugleich.

Overhols' Arme sanken herab. Er brachte sie nicht mehr hoch und wusste, dass er nur noch ein paar Sekunden auf dieser Welt hatte.

»Meine arme Frau«, stöhnte er. »Meine armen Kinder ... Die Ranch ...«

»Ist weg«, sagte Lyman Bova, der Landhai, der das Spiel verfolgt hatte. »Du hättest an die Konsequenzen denken sollen, bevor du dich zu Jack und mir an den Spieltisch setzt.« Bova grinste triumphierend. »Ich habe deine Schuldscheine. Deine Ranch gehört mir.«

»Meine Frau ... meine Kinder ...«

»Was gehen mich deine Bälger an?«

»Fünf Kinder. Und Kathlyn ...«

»Die jage ich fort. Sollen sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind. Wer nicht pokern kann, soll es lassen.«

»Ihr ... habt mich betrogen. Da waren ... gezinkte Karten und falsche Asse im Spiel.«

»Was du nicht sagst«, entgegnete Bova. »Kannst du das beweisen? Erzähl es im Jenseits oder bringe es beim Jüngsten Gericht vor, wenn die Toten auferstehen.«

Rosie Dunn war entsetzt.

»Wie können Sie so mit einem sterbenden Mann sprechen, Mr. Bova?«, fragte sie.

»Du hältst das Maul!«, fuhr er sie an. Er wandte sich an Jack Arrow. »Der Kerl lebt immer noch. Es hat genug Nerven und Zeit gekostet, bis wir ihn geknackt und ihm alles abgeluchst hatten. Auf seine Ranch bin ich schon lange scharf.«

Bova raffte alles an sich, was er nur kriegen konnte – Ranches, Farmen, Land und Saloons. Er langte zu, wo er konnte, und je mehr er bekam, umso mehr wuchs seine unersättliche Gier nach noch mehr. Er war krank, er war süchtig nach immer mehr.

»Kannst du nicht mehr gut und präzise schießen, Jack?«

»Soll ich ihm noch eine Kugel geben, Boss? Diesmal genau ins Herz?«

»Nein. Er krepiert schon. Noch einen Schuss können wir nicht gebrauchen.«

Sie sollten allein im Saloon sein, der für die Öffentlichkeit schon geschlossen hatte. Doch man wusste nie genau.

»Er ist gleich drüben auf der anderen Seite.«

Der Sterbende röchelte. Seine Lippen bewegten sich. Ihm war kalt, und eine Lähmung kroch von den Beinen hoch. Das Herz schlug nur noch ganz schwach und unregelmäßig. Die Männer betrachteten ihn.

Er sah nichts mehr, der Schmerz hatte nachgelassen. Doch sein Gehör funktionierte noch.

Rosie lief zu ihm, beugte sich nieder und legte das Ohr an seine Lippen. Sie war schockiert und erschüttert. Overhols schien mit seinem letzten Hauch noch etwas zu sagen. Die Männer, die Zeuge seines Ablebens wurden, verstanden es nicht.

Dann kippte er tot vom Stuhl und blieb reglos am Boden liegen.

Rosie richtete sich auf.

»Du hast ihn ermordet!«, klagte sie Arrow an.

»Bullshit. Ich habe in Notwehr gehandelt.«

»Er war unbewaffnet.«

»Das können wir ändern«, sagte Bova. Er hatte das Sagen. »Gebt ihm einen Revolver in die Hand. »Nimm deinen Smith & Wesson, Smitty.«

»Aber ... er hat kein Holster.«

»Dann trug er sein Schießeisen eben im Hosenbund. Was sollen die kleinlichen Bedenken? Hat er noch was gesagt, Rosie?«

»Ja, Mr. Bova.« Selbst jetzt nannte sie ihn Mister. »Kathlyn, sagte er. Sein letzter Gedanke galt seiner Frau.«

»Schön für sie«, erwiderte Bova zynisch. »Ihr holt jetzt den Sheriff. Ich verschwinde. Ich war gar nicht hier. Das ist besser so. Die Schuldscheine nimmst du erst mal, Jack. Ihr seid alle Zeugen, dass Overhols durchdrehte und zum Revolver griff. Du sagst das auch, Rosie; ich rate es dir gut, wenn du am Leben bleiben willst. Ich sage euch jetzt, wie es zuging – das schreibt ihr euch hinter die Ohren. Merkt es euch gut und verplappert euch nicht. Ihr werdet so aussagen und beschwören, wenn es verlangt wird.«

»Ich weiß nicht, ob ich das kann«, stöhnte die aschfahle Rosie.

Bova ging zu ihr. Er ohrfeigte sie rechts und links, dass es klatschte. Dann packte er sie an den Schultern und schüttelte sie grob. Er beugte sich herunter und hielt das Gesicht direkt vor ihres.

»Du kannst es und wirst es, du Schlampe! Sonst ist es dein Tod. Also, was ist? Was sagst du, Rosie?«

»Ja, Mr. Bova. Ich will leben. Aber ...«

»Deine Meinung will keiner hören. Ich bin der große Mann hier, und ich werde noch größer. Wer sich mir in den Weg stellt, bereut es. Ich gehe jetzt. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Wartet, bis ich fort bin.«

Bova verließ das Hinterzimmer. Er war klein und drahtig. Doch der Kleinste war unter seinen Vasallen hier der Größte. Grade mal 1,63 Meter groß in seinen hochhackigen Maßstiefeln, nobel gekleidet, einen Smith & Wesson mit Perlmuttgriffschalen an der Seite.

Schleife am Hals und dunkle Haare sowie einen schmalen Oberlippenbart. Wenn er ging, bewegte er sich auffällig und mit wippendem Schritt, als hätte er Sprungfedern in den Gelenken. Er strahlte Energie und eine starke Präsenz aus.

Seine Augen waren kalt und verschlagen. Er war ein erstklassiger Organisator und verstand es, andere für sich einzusetzen. Das und seine eiskalte Intelligenz hatten ihn an die Spitze gebracht und nutzten ihm viel mehr als körperliche Stärke oder eine Riesenstatur. Ein gefährlicher Mann ohne Skrupel, dessen Zorn man besser nicht auf sich zog.

Der Saloon vorn war leer. Nur eine Notbeleuchtung brannte, eine schwache Lampe. Bova ging zum Tresen, wo noch eine Flasche stand. Er nahm sich ein Glas und schenkte ein, betrachtete sich im Spiegel hinter der Bar und kniff vor seinem Spiegelbild ein Auge zu.

»Hast es wieder geschafft, Junge«, sagte und prostete dem Spiegelbild zu.

Er trank das Glas leer und verschwand durch den Hinterausgang. Die Nacht verschluckte ihn. Er war mit sich und der Welt zufrieden. Dass er ein Menschenleben auf dem Gewissen hatte – er war der Initiator des Spiels und hatte Jack Arrow klare Instruktionen gegeben –, juckte ihn nicht.

Don Mitchell, der Sheriff von Norfolk und von Madison County, war ein großer, beleibter Mann von eher trägem Charakter. Er hatte eine sture und engstirnige Dienstauffassung und dachte auch sonst so. Seine besten Jahre hatte er hinter sich, und er liebte es, wenn es in seinem Bezirk ruhig zuging.

In dieser Nacht war er in Wallung. Er hatte die Witwe Junica Gardensen aufgesucht, die in Norfolk einen Store betrieb und mit der er seit ein paar Monaten eine Liebschaft hatte. Junica war eine dralle Person mit melonengroßen Brüsten. An diese fasste der Sheriff nun, nachdem er Junica nach der letzten Kontrollrunde aufgesucht hatte.

Er war fasziniert von diesen großen und schweren Brüsten.

»Die gefallen dir, wie?«, fragte ihn Junica und griff ihm in den Schritt. »Er steht dir ja schon.«

»Prächtig, prächtig«, sagte der Sheriff. »Solche Titten sind einmalig in meinem County. So was findest du diesseits und jenseits der Rocky Mountains nicht wieder.«

Junica kicherte. Sie war ein paar Jahre jünger als der Sheriff. Schwarzes Haar und ein etwas herbes Gesicht zeichneten sie aus. Der Sheriff küsste sie und wühlte mit der Zunge in ihrem Mund. Junica wurde scharf. Sie wusste einen kräftigen Mann zu schätzen, besonders dann, wenn er einen festen Job und eine gute Stellung innehatte wie der Sheriff.

Auf dem Weg in die Schlafkammer zogen sie sich gegenseitig aus. Junica hatte Kinder, die im ersten Stock schliefen. Die letzten Hüllen fielen. Junicas Hintern war prall und fest. Sie hatte einen üppig wuchernden Busch von Schamhaaren und war auch an der Innenseite der Oberschenkel behaart.

Ihre Spalte roch animalisch. Den Sheriff törnte das an. Er warf Junica aufs Bett, erforschte mit den Fingern ihre nasse Spalte und drang in sie ein.

Die Witwe stieß einen Schrei aus.

Der Sheriff hielt ihr den Mund zu.

»Nicht so laut, Juni. Deine Kinder wachen sonst auf.«

»Ah, ah, ja, das ist herrlich! Mach's mir, ramm ihn mir rein, gib's mir, du Bock!«

Das ließ sich der Sheriff nicht zweimal sagen. Er stand seinen Mann, rammelte in die nasse Spalte, so fest er konnte, hielt dann inne, um nicht zu schnell zu kommen, und ergoss sich nach zwei weiteren Pausen in den Schoß der Witwe. Dabei röhrte er wie ein brünstiger Hirsch. Diesmal musste sie ihm den Mund zuhalten.

Dann lagen sie befriedigt und verschwitzt nebeneinander. Junica spielte mit Mitchells Hoden.

»Kannst du noch einmal?«

»Klar, diesmal von hinten. Warte einen Moment.«

Nach angemessener Zeit nahm der kräftig gebaute Sheriff die Witwe ein zweites Mal. Ihr strammer breiter Hintern streckte sich ihm entgegen, und er tat, was er konnte. Abermals spritzte er in ihre Lustgrotte.

Außer Atem lag er dann neben ihr.

»Wie war ich?«, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.

Die Witwe hätte ihm sagen können, sie hätte schon Bessere gehabt. Doch sie wollte ihn nicht verprellen, auf gar keinen Fall.

»Fantastisch«, log sie deshalb. »Du bist ein besonderer Mann. Gebaut wie ein Stier.«

Schamhaft fügte sie hinzu: »So viele Vergleichsmöglichkeiten habe ich nicht. Aber ich denke es mir.«

»Wie viele Männer hattest du denn? Ich meine, mit wie vielen warst du ... äh, im Bett?«

»Mit dir sind es vier«, log die Witwe. »Bist du jetzt schockiert?«

Das wäre er gewesen, wenn er die wahre Anzahl gekannt hätte.

»Nein. Dein Mann also und noch zwei weitere. Nun ja.«

»Denkst du nun schlecht von mir?«

»Nein, meine Süße. Bei solchen Titten.« Er kniff in diese hinein und zupfte an den Nippeln. »Eine preisgekrönte Kuh könnte sich eine Scheibe davon abschneiden.«

Geschickt darin, Frauen Komplimente zu machen, war Sheriff Mitchell nicht. Eher von tumber Art. Die Witwe war auch nicht die Hellste, obwohl sie mit ihrem Store klarkam. Es war nicht das größte aller Geschäfte in Norfolk, aber sie hielt sich mit dem Laden schlecht und recht über Wasser. Der General Store, die Futtermittelhandlung und der Eisenwaren- und Waffenladen machten ihr schwer Konkurrenz.

Einen wohlsituierten Ehemann hätte sie gut gebrauchen können. Es stank ihr, den engen und kleinen Laden zu führen. Eine Hilfskraft konnte sie sich nicht leisten, dafür waren die Erträge zu gering. Ihre drei Töchter waren noch zu klein, um ihr beistehen zu können, und zeigten für den Laden kein Interesse.

»Wie viele Frauen kanntest du denn intim?«

»Etwas mehr als du Männer.« Ein großer Frauenheld und Aufreißer war der Sheriff nie gewesen. »Lass uns von was anderem sprechen. Was vorbei ist, ist vorbei. Jetzt sind wir zusammen. Was davor war, zählt nicht mehr.«

Sie würde das auch so sehen, sagte die Witwe. Sie drehte sich auf den Bauch. Sheriff Mitchell merkte, dass in ihrem Kopf etwas vorging. Er fragte sie, was sie auf dem Herzen hatte. Zuerst wollte sie nicht heraus mit der Sprache oder tat jedenfalls so.

»Sag's mir, ich bitte dich.« Der Sheriff musterte ihren strammen Po. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er bekam schon wieder Lust, doch er wusste, noch einmal packte er nicht. »Du kannst offen reden. Mir kannst du alles sagen.«

»Okay.« Sie rollte sich auf die Seite, und die schweren Brüste neigten sich. Sie sah ihn an. »Wir sind jetzt ein halbes Jahr, drei Wochen und zwei Tage zusammen.«

Das wusste sie ganz genau.

»Findest du es nicht an der Zeit, aus mir eine ehrbare Frau zu machen? Bislang verstecken wir unsere Liebe.«

»Ja, nun ... du meinst, ich sollte dir einen Heiratsantrag machen?«

»Ja, Liebster. So geht es nicht mehr weiter. Ich ertrage nicht länger, wie das zwischen uns ist. Ich will deine Frau sein, mit Ring und mit Heiratsurkunde, wie sich das gehört. Findest du nicht, dass dein Antrag schon überfällig ist?«

Junica Gardensen hatte dem Sheriff schon mehrmals durch die Blume angedeutet, dass sie gern mit ihm verheiratet wäre. Sie hatte es sogar deutlich zu verstehen gegeben. Doch der Sheriff hatte sich auf dem Ohr bisher immer taub gestellt. Jetzt wollte sie es wissen.

Entweder sie hatte ihn in ihren Netzen gefangen, und er steckte fest in der Venusfalle, oder es wurde nichts mehr.

Der Sheriff brummelte vor sich hin und kratzte sich am Kopf. Junica fragte sich, ob sie sich beim Sex auch genug ins Zeug gelegt hatte. Doch noch mehr konnte und wollte sie nicht. Er sollte die Achtung vor ihr nicht verlieren.

»Was soll das heißen? Was meinst du? Erkläre dich, Donald Mitchell.«

»Ja, hm ... nun ... Können wir es denn nicht so lassen, wie es ist, Darling? Ich meine, es ist doch gut so. Du hast deinen Spaß, ich habe meinen. Warum ...«

... sollen wir etwas ändern, hatte der Sheriff sagen wollen.

Junica unterbrach ihn. Sie brauste auf.

»Was? Du willst nur Spaß mit mir haben, dein sexuelles Vergnügen? Scheust du vor einem weiteren Schritt zurück? Du willst nicht zu mir stehen und scheust die Verantwortung für mich und für meine Töchter? Was bist du doch bloß für ein Mensch? Hast du kein Herz? Schämst du dich nicht?«

Genau das war es. Vor einer Ehe mit Junica schreckte der Sheriff zurück. Das war etwas anderes, als regelmäßig mit ihr ins Bett zu gehen und dort ein paar Nummern zu schieben. Junicas drei Gören waren unerzogen und frech. Die Älteste kam gerade in die Pubertät und konnte auch einen geduldigen Menschen den Baum hochtreiben. Die beiden Jüngeren waren auch nicht ohne.

Eine Witwe mit drei Kindern, das behagte dem Sheriff nicht, und in dem Fall schon gar nicht. Dann hätte er auch im Store anpacken und mithelfen müssen. Lieferungen be- und entladen, Regale einräumen. Womöglich noch Kunden bedienen. Bisher war ihm das erspart geblieben.

Da ihr Verhältnis nicht offiziell und er der Sheriff war, brauchte er bisher im Store nicht zu helfen.

Junica fragte ihn kurz und bündig: »Willst du mich heiraten und unser Verhältnis legalisieren, oder willst du es nicht?«

»Das kommt für mich überraschend, Darling. Ich muss darüber nachdenken.«

»Dann geh und denk woanders nach. Oh, ich weiß schon, ich arme, unglückselige Frau, ich bin auf einen skrupellosen Verführer hereingefallen! Ich habe dir alles gegeben. Und du, wie lohnst du es mir? Ich könnte sterben, ich bin so enttäuscht. Es bricht mir das Herz.«

Junica fing zu weinen an. Sie schaffte es auf Kommando, sich Tränenströme zu entlocken. In der Hoffnung, der Sheriff würde sie in die Arme schließen, trösten wollen und ihr einen Heiratsantrag machen. Das geschah jedoch nicht.

»Ich gehe wohl besser«, sagte der sture Sheriff und stieg aus dem Bett. Er zog sich an. »Fasse dich, Junica, dann reden wir weiter. Lasse mir etwas Zeit. Ich vertrage es nicht, wenn man mir die Pistole auf die Brust setzt.«

Junica änderte ihre Taktik nicht. Jetzt oder nie, dachte sie. Entweder ich koche ihn jetzt weich, oder die Sache ist gelaufen. Sie schluchzte noch mehr.

»Du böser, grausamer Mann! Du hast mit meinen Gefühlen gespielt. Besitzt du kein Ehrgefühl?«

Der Sheriff verdrückte sich. Von der Tür schaute er noch einmal auf die dralle Nackte im Bett zurück. Ihre Tränen hielten ihn nicht. Junica hatte sich verkalkuliert.

»Beruhige dich«, sagte er. »Reden wir später darüber.«

Damit schloss er die Tür. Junica schluchzte noch eine Weile. Doch er kam nicht zurück. Als sie merkte, dass es nichts brachte, hörte sie schlagartig zu weinen auf. Aufrecht setzte sie sich ins Bett, schnäuzte sich und rieb sich mit einem Taschentuch die Augen. Die Show war vorbei, obwohl bei ihr tatsächlich Gefühle im Spiel gewesen waren.

Hätte der Sheriff an der Tür gelauscht, dann hätten ihm nun die Ohren geklungen haben von dem, was sie sagte.

»Du mieser Bastard, du Lump, du Halunke, schäbiger Bock! Mir brauchst du nicht mehr zu kommen! Hinhalten lasse ich mich nicht. Das habe ich gar nicht nötig. Wenn du mich nicht heiraten willst, kommst du bei mir nicht mehr ran. Es gibt noch andere Männer in Norfolk und im Madison County.«

Sie würde anderswo ihre Netze auswerfen. Sheriff Don Mitchell hatte es bei ihr gründlich vergeigt. Mit ihm wird das nichts, dachte Junica. Es ist schade um die Liebesmühe. Aber so nicht, Freundchen, ich will einen Ehering und kein Bratkartoffelverhältnis, so wie du dir das vorstellst. Es gibt auch noch andere – den Futtermittelhändler zum Beispiel. Das war ein attraktiver Mann in den besten Jahren.

Doch man munkelte, er wäre dem eigenen Geschlecht zugeneigt und hielte von Frauen nichts, was den Sex betraf. Der Bankier der Central Bank wäre eine ausgezeichnete Partie gewesen. Doch der war ein eingefleischter Junggeselle und hatte am Stammtisch gesagt, er würde sich lieber den Ringfinger abbeißen, statt einen Ehering daran zu stecken.

Das meinte er ernst. Zudem fraß er über die Maßen und hatte eine unförmige Figur. Dann war da noch ein Rancher, aber der soff und hatte sich in die Abhängigkeit von Lyman Bova, dem Landhai, begeben. Über kurz oder lang würde der ihn von der Ranch jagen. Bova war außerhalb von Junicas Reichweite und spielte in einer anderen Liga als sie.

Wäre sie blutjung, rassig und knackig und sexy gewesen, ohne Kinder, dann hätte er sie wohl genommen, geheiratet aber auch nicht. Er konnte genug Frauen haben und hatte die große Auswahl bei den Saloongirls, bei denen er wie der Wolf in der Schafherde war.

Der Barbier war selbst Familienvater. Der Doc war zu jung und liebte außerdem eine andere. Will Reynolds, der Deputy, hatte eine mexikanische Ehefrau und war kinderlos. Mit dem Saloonvolk, Schankwirten, Barkeepern, Rausschmeißern, Pistoleros und dergleichen wollte sich Junica nicht einlassen. Weder als Liebhaber, noch kam diesbezüglich eine Ehe infrage. Das wäre die Katastrophe geworden.

Viel an Mannsvolk, das für eine Ehe infrage kam, lief nicht herum. Es sollte schon jemand sein, der etwas darstellte und auch sonst Junicas Ansprüchen genügte. Die Witwe seufzte. Eine alleinstehende Frau mit drei Kindern hatte es schwer. Als Ehefrau mit einem Mann an ihrer Seite wäre ihr wohler gewesen.